52
dà leim und erde gegraben was.
da; kint Jésus dà nider sa;,
mit siner baut zesamen er perte 2)
den weichen leim und ouch die erde.
die erde er mit der hant zereip
und den leim zesamen treip
und machte mit den vingern sin
sam 3) diu kleinen vögellin.
er machet siben vögele bilde
die in dem walde vliegent wilde,
dô gesähn diu kindelin
des kindes Jésus vögellin,
alle si dà von lachten
und semlich bilde sì ouch machten,
e; was der juden sam;tac,
dô da; selbe spil geschach.
ein alter jude kom dô dar
gegangen und wart des gewar
da; diu jungen kint dà spilten,
des sam;tags vire niht behielten:
er begundes sträfen alle
mit zorn und ouch mit grö;em schalle,
er sprach : ‘ir mt des tievels kint,
wand ir tuet unrehtiu dine ;
ir brechet iuwern sabâot,
da mit erzürnt ir sére got.
Jésus, da; machest alle; du,
da; diu kint gemeine nu
von dir gewinnent gotes zorn
und werdent durch dich alle verlorn.’
Jésus sprach: ‘nu wolde got
da; du dînen sabâot
êrest also wol sam ich !
du ensolt niht sträfen mich.’
der selbe alte jude dô
mit grö;em zorne lief hin 2uo
und wolt sich an dem kinde rechen
und im sin schœne spil zerbrechen,
er schalt da; kint mit bessen reden
und wolt im sin spil zertreten,
dô er den vuo; üf heben wolde,
diu vögellin zertreten solde,
Jésus im da; niht vertruoc,4)
zesamen mit den henden sluoc,
sam der vogel schrecken wil:
da mit wert da; kint sin spil.
ein stimme groß; er ouch erhuop,
sam der vogel schiuhet üf.
von des selben kindes schalle
die vogel wurden lebendic alle,
üf hin in den luft si vlugen
und den alten gar betrugen,
dô er die hend ze samen sluoc
und dä mit tet einen ruof,
lip und vedern si geviengen
die vogel und begunden vliegen
mit einander all von danne
und vuoren von dem alten manne,
der si wolt zertreten hän :
dô muost er si vliegen läri.
29.
Ein Johannes in der Wüste.
Von Georg Förster.
Sämmtliche Schriften. Leipzig 1843. Iii, 82.
Nber diesem spiegelglatten bunten Bildchen hängt ein Jo-
hannes in der Wüste, in Lebensgröße. Die Zeit hat diesem gött-
lichen Werke gegeben und genommen: gegeben — eine Wahrheit
des Kolorits, die es vielleicht bei seiner Verfertigung nicht hatte;
genommen aber — an einigen wenigen Stellen den bestimmten
Umriß, dessen dunkle Schatten sich in den noch dunkleren Hinter-
grund verlieren. Auf seinen linken Arm gestützt, den linken Fuß
an sich hinaufgezogen in eine Ruhe, die doch nicht unthätig ist,
den rechten vor sich hinausgestreckt, des Körpers andere Stütze, so
sitzt Johannes ruhig da in jugendlicher Kraft und Blüte, sein
sinnendes Haupt der rechten Schulter zugewandt. Unter seiner
2) knetete. 3) wie. 4) vertragen — hier: erlauben, geschehen lassen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Jésus Johannes Georg_Förster Johannes
149
Ja fürhte ich, herre Sivrit, eteslichen rät,
ob man der deheinen missedienet9) hät,
die uns gefüegen kunnen eteslichen ha;,
belibet, herre Sivrit, mit triuwen rate ich iu da;.'
Er sprach: ‘liebiu frouwe, ich kum in kurzen tagen,
ine wei; hie niht der vinde, die uns iht ha;;es tragen:
alle dine mäge sint mir gemeine holt;
ouch en hän ich an den degenen hie niht anders verscholl:.'
‘Neinä, herre Sivrit, jä fiirht ich dinen val:
mir troumte hinte leide, wie ob dir ze tal
vielen zwöne berge; ich en sach dich nimmer mö.
wiltu nu von mir scheiden, da; tuet mir inneclichen wö.'
Er umbe vie mit armen da; tugende riebe wip,
mit minneclichem küssen trüt10) er ir schoenen lip;
mit urloube er dannen schiet in kurzer stunt.
sine gesach in leider dar nach nimmer mer gesunt.
Do riten si von dannen in einen tiefen walt
durch kurze wile willen; vil manic degen halt
riten mit dem wirte; man fuort ouch mit in dan
vil der edeln spise, die di helede solden hän.
Geladen vil der rosse kam vor in über Rin,
die den jageren truogen bröt unde win,
vleisc unde vische unde anders manigen rät, ")
den ein künic so riebe harte12) billichen hät.
Si hie;en herbergen für den grüenen walt,
gens wildes abeloufe,1*) die stolzen jägere balt,
dä si dä jagen solden, üf einen wert* 14) vil breit,
dö kom der herre Sivrit; da; wart dem künige geseit.
Von den jagtgesellen wurden gar bestän15)
die warte an allen enden, dö sprach der küene man,
Sivrit der starke: ‘wer sol uns durch den walt
wisen vor den bergen, ir recken küene unde balt?'
‘Jä müe;en wir uns scheiden,’ sprach dö Dagene,
‘ö da; wir beginnen hie ze jagene;
dä bi wir bekennen,16) ich und der herre min,
wer die besten jägere an dirre waltreise sin.
‘Liut und ouch gehünde wir suln teilen gar;
sö köre ieslicher swar er gerne var.
der danne jage da; beste, des säge man im danc.’
dö wart ir biten17) niht zen herbergen lanc.
Dö sprach der herre Sivrit: ‘ich hän der hunde rät,
niwan18) einen brachen, der sö geno;;en hät,
da; er die verte erkenne der tiere durch den tan.’
dö schuof der künic Günther zuo zim,lö) den er wolde hän.
9) verletzt, beleidigt. 10) liebkoste. 11) vorrath. 12) sehr. 13) der ort, wo
das wild beim jagen aus dem walde zum schusse laufen musz. 14) anger, ane.
15) besetzt. 16) erkennen. 17) weilen. 18) nichts als. 19) d. i. zuo z’im, ‘zu’
doppelt.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
152
Ouch fuort er Palmungen, ein ziere wäfen breit,
so starc und ouch so scherpfe; wie vreislich59) e; sneit,
swä man e; sluoc üf helme! sin ecke wären guot.
der herliche jägere der was vil höhgemuot.
Sit da; ich iueh der msere gar bescheiden sol:
im was sin edel kocher vil guoter strälen vol,
mit güldinen tüllen, 60) diu sahs 61) wol spannen breit;
e; muose bald ersterben, swa; er mit schienen versneit.62)
Do reit der ritter edele vil weidenlichen dan.
in sähen zuo zin kumende die Guntheres man;
si liefen im engegene und enpfiengen im da; marc: ®3)
dö fuort er bi dem satele einen bern grö; unde starc.
Als er gestuont®4) von rosse, dö löst er im diu baut
von vüe;en und von munde: do erlütte65) dä zehant
vil grö;e da; gehünde, swa; des den bern sach.
da; tier ze walde wolde; die Hute beten ungemach.
Der her von dem schalle durch die kuchen geriet;
hei, was er kuchenknehte von dem fiwer schiet!
vil ke;;el wart gerüeret, zerfüeret manic brant;
hei, wa; man guoter spise in der aschen ligen vant!
Dö Sprüngen von dem sedele66) die herren und ir man:
der her begunde zürnen, der künic hie; dö län
alle; da; gehünde, da; an seilen lac;
und wser e; wol verendet, si beten vroelichen tac.
Mit bogen und mit spie;en, niht langer man da; lie,
dö liefen dar die snellen, dä der der gie:
so vil was der hunde, da; dä niemen schö;;
von dem grö;en schalle beidiu berc und walt erdö;.
Der der begunde vliehen vor den bunden dan;
im en künde niht gevolgen wan Kriemhilde man:
der erlief en mit dem swerte, ze töde er in dö sluoc ;
hin wider zuo der kuchen man den bern sider67) truoc.
Dö sprächen, die da; sähen, er wser ein kreftic man.
die stolzen jagtgesellen hie; man zen tischen gän:
üf einen schoenen anger sa; ir dä genuoc.
wa; man dö richer spise den jagtgesellen dar truoc!
Die schenken körnen seine,68) die tragen solden win.
e; en künde ba; gedienet nimmer heleden sin;
beten si dar under niht so valschen muot,
so wseren wol die degene vor allen schänden behuot.
Done bete niht der sinne der küene veige69) man,
da; er sich ir untriwe künde hän verstän:
er was in ganzen tagenden alles valsches blö;.
sins Sterbens muose engelten ait der sin nie niht genö;.
59) schrecklich. 60) röhren. 61) eisenspitze. 62) verwundete. 63) rosz.
absasz. 65) wurde laut. 66) sitze. 67) nachher. 68) langsam. 69) dem tode
fallene.
64)
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
109
und häst mit Worten getobet,
da; du dich hoher häst gelobet,
denne iht da; in der werlde si.
nu bin ich tiwer2t) dan din dir
und wei; der tiere dannoch vil,
den ich mich niht geliehen wil,
diu verre23) tiwer sint dann ich.
kanstu niht erkennen dich,
so sih et27 * 29) eine katzen an:
du kaust niht anders, dan si kan,
swa; si ist, da; bist ouch duo;
dä von tuo dinen munt zuo.
du suochest einen tören:
väh dich bi dinen ören,
sö hästu in vunden iesä;
er ist vil volleclichen dä.’
dö körte der kater wider
und lie sin hob gemüete nider,
dö er bevant, wer er was,
und was vil vrö, da; er genas.
Alsam geschiht dem tumben man,
der da; niht bedenken kan,
wer er ist und war30) er sol;
dem erget e; selten wol.
swenne er sich sö vergäbet,
da; er diu dinc versmähet,
diu im ze mä;e wseren
und sselde und ere bteren, 31)
und sö tumbe sselde suochet,
da; er der dinge ruoohet, 32)
der er niht muoten33) solde,
ob er sich erkennen wolde:
der hät sich selben übersehen,
dem sol ze rehte geschehen,
also dem kater geschach,
der im ze höher wirde jach:94)
da; wart im missebriset, 35)
und wart des underwiset,
da; er der katzen was gelich;
do erkande er unde schämte sich,
also muo; sich ein man schämen,
dem man sin reht und sinen namen
mit schänden zeiget unde saget,
swenne er ze höhe verte36) jaget,
swie lange sich ein kater wert,
ist im ein katze niht beschert,
sö mac er michel wirs gevarn.
ieglich man sol sin reht bewarn.
»
66.
Der Geringe bleibt doch immer ein Jelave des Mächtigen.
Von Möser.
Patriotische Phantasten 3. Anst. Berlin 1804. 4 Bde.
Es kam uettlich in einem Lande, worin viel Leinsamen gezogen
wird, die Frage vor, ob es nicht rathsam sein würde, die Ausfuhr
desselben zu verbieten, um den Vortheil des Flachsbaus, welchen
sonst nur die Nachbarn ziehen würden, selbst zu behalten. Der
eine Kammerrath sagte, es würde besser sein, die Ausfuhr des
Samens, weil man dessen mehr hätte, als im Lande erfordert
würde, frei zu lassen und dagegen die Ausfuhr des Flachses zu
verbieten, um die inländischen Spinnereien empvrznbringen. Der
andere meinte, es würde nickt genug sein, wenn man den Nach-
barn das Garn zukommen lasse, um diesen den Vortheil des
Webens zu gönnen. Man müsse daher auch, um die einheimische
Linnen- und Bandweberei empvrznbringen, die Ausfuhr des Garns
verbieten, oder doch wenigstens vorher das Bleicherlohn daran ver-
dienen. Der dritte behauptete, die Sache wäre damit noch nicht
abgethan, sondern man müsse auch die Ausfuhr des Linnens nicht
27) tiurer — vortrefflicher. 28) weit. 29) nur, irgend. 30) wohin. 31) hervor-
bringen. 32) bedacht ist. 33) begehren. 34) der sich zu hohe würde beilegte. 35)
getadelt. 36) vart — zu stolz ist.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
296
161.
Lobt den Herrn.
Bon Rückerl.
Gesammelte Gedichte. Bd. Ii. 3- 9su.fi. Erlangen 1839. S- 461.
ifliimmt empor in euren Höhn, Morgensonnen, lobt den Herrn!
Rauscht in euren Tiefen auf, Schöpfungsbronnen, lobt den Herrn!
Die ihr, ohne zu verglühn, lang' geflammt vor seinem Blick,
Ohne zu verrinnen, lang' hingeronnen, lobt den Herrn!
Der ein mannigfaltiges Leben schaun will außer sich-,
Alle, die ein Leben ihr hobt gewonnen, lobt den Herrn!
Alle Tropfen seiner Huld, die zu Perlen sich geformt,
Funken Lichtes, die zri Gold sind geronnen, lobt den Herrn!
So viel Halme von dem Thau seiner Gnade trunken sind,
So viel sich an seinem Strahl Welten sonnen, lobt den Herrn!
Ob vor seinem ew'gen Blick ihr des Lebens raschen Tanz
Jetzt vollendet, oder jetzt habt begonnen, lobt den Herrn!
Blumen, die der Frühling weckt, Garben, die der Sommer dörrt,
Trauben, deren Blut der Herbst preßt in Tonnen, lobt den Herrn!
Raupe, die das Blatt benagt, haftend an dem grünen Zweig,
Puppe, zur Verwandlung reif eingesponnen, lobt den Herrn!
Schmetterlinge, die ihr noch von dem Duft der Blüten nascht,
Schmetterlinge, die ins Licht schon zerronnen, lobt den Herrn!
Geister, eingeengt in Nacht, oder aufgeflammt ins Licht,
Herzen, schmeckend Lebenslust, Todeswonnen, lobt den Herrn!
Die ihr mit dem Flügelschlag glühender Begeistrung strebt,
Oder fördert euer Werk still besonnen, lobt den Herrn!
Lobt den Herrn, des Lichtgewand auch durch dunkle Fäden wächst.
Die ein unscheinbarer Fleiß bat gesponnen, lobt den Herrn!
Lobt den Herrn, des Angesicht lächelnd in den Spiegel schaut
Auch des Tropfens, der am Halm hängt geronnen, lobt den Herrn!
Lobt den Herrn, der loben sich gern in allen Sprachen hört,
Die Bedürfnis seines Lobs hat ersonnen, lobt den Herrn!
Ob das Blatt am Zweige rauscht, ob des Menschen Zunge tönt,
Ob ein Engel höhern Gruß sich ersonnen, lobt den Herrn!
Alle, die ihr euern Gott fühlet, ahnet, denket, schaut,
Die ihr sinnt, was niemals wird ausgesonncn, lobt den Herrn!
Wenn in des Gemüthes Nacht euch sein erster Schimmer brach,
Oder wenn ihr euch im Glanz habt versonnen, lobt den Herrn!
Alle Sinne, die des Sangs Woge schwellet himmelan.
Lobt mit allen rauschenden Schöpfungsbronnen, lobt den Herrn!
Alle Seelen, in der Glut des Gebetes weihrauchgleich,
Lobt mit allen brennenden Morgensonnen, lobt den Herrn!
162.
Das Geheimnis der Sehnsucht.
Bon Kerbel.
Junruslreder. Stutlgarl und Tübingen 1848. S. 116.
» Run wandelt von den Bergen sacht Und träumerisch mit heißem Sinn
Zum See herab die Sommernacht, Durch ihre Schatten schreit' ich hin.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
61
Just. Ich habe in der Küche meine Rechnung geschrieben,
und die Küche ist voll Rauch. Hier ist sie, mein Herr.
Tellheim. Gieb her.
Just. Haben Sie Barmherzigkeit mit inir, mein Herr. Ich
weiß wohl, daß die Meiischen mit Ihnen keine haben; aber —
Tellheim. Was willst bn?
Just. Ich hätte mir eher deii Tod, als meiuen Abschied ver-
muthet.
Tellheim. Ich sann dich nicht länger brailcheii; ich Milß
mich ohne Bedieiiteii behelfen lernen. (Er liefet.) ^Was der Herr
Major mir schuldig: Drei niid einen halbeii Monat Lohii, den
Monat 6 Thaler, macht 21 Thaler. Seit dem ersten dieses an
Kleiiiigkeiten ausgelegt: 1 Thlr. 7 Gr. 9 Pf. Silmma Summarum
22 Thlr. 7 Gr. 9 Pf.' — Gut, und es ist billig, daß ich diesen
laiifenden Monat ganz bezahle.
Jiist. Die andere Seite, Herr Major —
Tellheim. Noch mehr? (liefet.) "Was dem Herrn Major ich
schuldig: An den Feldscheer für mich bezahlt 25 Thlr. Für War-
tung und Pflege während meiner Kur für mich bezahlt 39 Thlr.
Meinem abgebrannten und geplünderten Vater auf meine Bitte
vorgeschossen, ohne die zwei Bentepferde zu rechnen, die er ihm
geschenkt, 50 Thlr. Summa Summarum 114 Thlr. Davon
abgezogen vorstehende 22 Tblr. 7 Gr. 9 Pf., bleibe dem Herrn
Major schuldig 91 Thlr. 16 Gr. 3 Pf.' — Kerl, bist bu toll?
Inst. Ich glaube es gern, daß ich Ihnen weit mehr koste.
Aber es wäre verlorne Tinte, es dazu zu schreiben. Ich kann
Ihnen das nicht bezahlen; und wenn Sie mir vollends die Liverei
nehmen, die ich auch noch nicht verdient habe, so wollte ich lieber,
Sie hätten mich in dem Lazarethe verscheiden lassen.
Tellheim. Wofür siehst du mich an? Du bist mir nichts
schuldig, iitib ich will dich einem von meinen Bekannten empfehlen,
hei dem du es bester haben sollst, als bei mir.
Inst. Ich bin Ihnen nichts schuldig, und doch wollen Sie
mich verstoßen?
Tellheim. Weil ich dir nichts schuldig werden will.
Just. Darum? nur darum? —So gewiß ich Ihnen schuldig
bin, so gewiß Sie mir nichts schuldig werden können, so gewiß
sollen Sie mich nun nicht verstoßen. — Machen Sie, was Sie
wollen, Herr Major, ich bleibe bei Ihnen, ich muß bei Ihnen
bleiben.
Tellheim. Und deine Hartnäckigkeit, dein Trotz, dein wil-
des ungestümes Wesen gegen alle, von denen bu meinst, daß sie
dir nichts zu sagen haben, deine tückische Schadenfreude, deine
Rachsiicht — —
Fust. Machen Sie mich so schlimm, wie Sie wollen; ich
will darum doch nicht schlechter von mir denken, als von meinem
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb]]