27. Napoleon I. rc. 77
eine herrenlose Sache in Paris verschachert wurde. Wer
aber hiegegen aufzutreten wagte, setzte sein Leben aufs
Spiel, wie der Nürnberger Buchhändler Palm, der Verleger der Schrift: „Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung". Er wurde ans Napoleons Befehl in Braunau erschossen.
Vollends übermütig wurde Napoleon, als er auch Preußen gedemütigt hatte. Dieser Staat, der 1795 seine Besitzungen auf dem linsen Rheiuufer Frankreich überlassen hatte, geriet 1806 mit Napoleon in Krieg, und in der
Doppelschlacht von Jena und Anerstädt wurden die einst weltberühmten Preußen noch gründlicher
1806
geschlagen als früher die Österreicher. Die Festungen Erfurt, Magdeburg, Stettin, Küstrin zc. ergaben sich feige. Nur einzelne machten eine Ausnahme, wie Kolb erg, wo sich der tapfere Kommandant Gneisenau, der Lieutenant von Schill und der Bürger Nettelb eck auszeichneten. Auch Blücher ergab sich erst, als er kein Brot und keine Munition mehr hatte.
Nachdem die Preußen und die schließlich mit ihnen verbündeten Russen auch die Schlacht bei Fried land verloren hatten, mußte Preußen im Frieden zu Tilsit 1807 die Hälfte seiner Länder abtreten. Ans den von
1807
Preußen abgerissenen polnischen Provinzen bildete Napoleon das Kerzoglum Warschau, aus den übrigen, links der Elbe gelegenen, sowie aus Kurhessen, Braunschweig und einem Teil Hannovers das Königreich Westfalen-
f. Deutschlands Wiedergeburt.
Wie ein Sturm aber nicht bloß Schaden, sondern auch Nutzen bringt, so war es auch bei den von Napoleon hervorgerufenen, gewaltigen Umwälzungen. In vielen Gegenden Deutschlands waren früher die Verhältnisse der Unterthanen recht traurig, so auch in Preußen. Der Bauer war hörig und erbunterthänig, mit vielen Lasten gedrückt, das Gewerbe in Zunft und Zwang eingeengt und vielfach gehemmt. Freiherr von Stein und nach ihm Hardenberg suchten in dieser Beziehung zeitgemäße Reformen einzuführen und wurden dadurch nicht bloß für Preußen, sondern für ganz Deutschland zum Segen. Ihnen schlossen sich aber noch viele andere an, die mit Wort und Schrift auf eine innere Besserung und auf die Befreiung Deutschlands hinarbeiteten.
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78 Zweiter Abschnitt.
Das preußische Heerwesen aber wurde von Scharnhorst, Gneisenan und anderen Männern vollständig umgeschaffen; das allgemeine Wehrsystem ersetzte das Söldnerwesen und schuf die später oft so berühmt gewordene Landwehr. Entehrende Strafen, wie Gassenlaufeu k , wurden abgeschafft und die Beförderung bis zur höchsten militärischen Stelle nicht mehr von Gebnrt, sondern von Talent und Verdienst abhängig gemacht.
Auch iu den zum Rheinbünde gehörigen Ländern wehte ein neues Leben. Der französische Geist machte sich in verschiedenen Verhältnissen bemerkbar. Mit dem Guten bürgerte sich aber auch manches Schlimme ein, und Tugend und Sitte wurden besonders in den unter französische Herrschaft gekommenen Gegenden oft untergraben.
g. Allgemeine Lage Europas.
Napoleon hatte unterdessen auch andere europäische Länder ähnlich behandelt wie Deutschland und teils mit Frankreich vereinigt, teils mit seinen Verwandten besetzt. Nur zwei Staaten standen ihm noch ungebrochen gegenüber: England und Rußland. Da er gegen das meerbeherrschende Britannien nichts auszurichten vermochte, so beschloß er durch die Kontinentalsperre dessen Handel zu vernichten, oder wenigstens zu lähmen. Fast alle Staaten Europas veranlaßte er, dieser drückenden Maßregel beizutreten. — Rußland war mit ihm verbündet und dehnte'seine Grenzen gegen Schweden und die Türkei aus.
b. Österreich wiederholt gegen Napoleon.
1809 begann Österreich abermals den Kampf gegen Napoleon. Es war ein unglückliches Unternehmen. Allein die Österreicher zeigten hiebei nicht bloß eine große Tapferkeit, sondern nach den für sie nachteiligen Kämpfen von Nbensberg, Landshut, Eggmühl und Regens-burg wurde Napoleon bei Aspern von dem Erzherzoge Karl zum erstenmale besiegt. Die unglückliche Schlacht bei Wagram entschied den Feldzug wieder zu Gunsten Napoleons, und der hierauf abgeschlossene Friede von Wien (oder Schönbrunn), 1809, kostete Österreich
1809
2000 Q. M.
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80 Zweiter Mschnitt.
zurück, selbst ihr Land verheerend. Zwar zog er in die von den meisten Einwohnern verlassene Stadt Moskau ein, aber der vierzehntägige, gewaltige Brand der Stadt zwang den Eroberer zu einem grauenhaften und verhängnisvollen Rückzüge. Ein strenger Winter stellte sich ein. Von dem gewaltigen Heere kamen, nachdem der Übergang über die Ber e-sina zahlreiche Opfer gekostet, etwa 30000 Mann zurück.
1. Die Befreiungskriege.
N"n schloß sich Preußen an Rußland an, nachdem schon währeud des Rückzugs Napoleons der preußische General Aork sich von diesem getrennt hatte. Zwar brachte Napoleon bald wieder ein großes Heer zusammen; allein sein Stern erblich immer mehr. Der Aufruf des preußischen Königs an sein Volk brachte einen massenhaften Andrang aller Stände zu den Waffen hervor. Nach etwa zwei Monaten konnte Preußen über fast 270000 Krieger verfügen. Begeisterte Dichter, wie Arndt, Körner, Max von Sch enken-dorf, Rück er t 2c., suchten das Volk für den „heiligen Krieg" zu entflammen.
Da die Russen sich aber nur mit halbem Ernste ferner beteiligten und auch große Fehler begingen, so war der Anfang schleppend und nicht vorteilhaft.' Napoleon siegte im Mai 1813 bei Großgörschen und bei Bantzen, woraus ein Waffenstillstand eintrat. Im Laufe desselben trat auch Österreich, Schweden und England den Verbündeten bei.
Diese bildeten drei große Armeen, welche von Fürst Schwarzenberg, Blücher und dem Kronprinzen von Schweden (einem früheren Marschall Napoleons und „von Anfang an ein Hemmnis der deutschen Sache") befehligt wurden. Es folgten die für die Deutschen siegreichen Schlachten von Groß beeren und an der Katzöach. Zwar besiegte Napoleon die Hauptarmee bei Dresden, aber die Schlachten von Kulm und von Dennewitz waren wieder für ihn verloren. — Endlich folgte die große und entschei-- ^ jdeude Leipziger Schlacht, 16.—18. Oft. 1813, ——iu welche Napoleon verlor. Er flüchtete dem Rheine zu. Der Rheinbund löste sich ans. Nun marschierten die Verbündeten in Frankreich ein, siegten u. a. bei Brienne (brienn), Laon (laö) und Arcis sarsi) und zogen im
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Extrahierte Ortsnamen: Moskau Napoleons Großgörschen Schweden England Schweden Napoleons Katzöach Dresden Kulm Rheine Rheinbund Frankreich Laon
28. König Maximilian I und die bayrische Verfassung. 81
März 1814 in Paris ein. Napoleon wnrde ab- -7-777 gesetzt und nach Kköa verwiesen. —'—
m. Der wiener Kongreß. Napoleons Ausgang.
In Wien versammelten sich die ersten Herrscher Europas mit vielen Staatsmännern, nm die von Napoleon willkürlich veränderte Gestalt Europas entsprechend zu ordnen. Österreich erhielt seine meisten alten Besitzungen zurück und für seine schwäbischen und Belgien die Lombardei, V e-netien und Dalmatien, Preußen den größten Teil seiner früheren deutschen Länder wieder, dazu Posen, die Hälfte vom Königreich Sachsen und andere Gebiete. Auch Bayern und die übrigen deutschen Staaten, die fortan mit zum deutschen Wunde gehörten, bekamen die Gestalt, die sie zum Teil noch jetzt haben, zum Teil bis zur Auflösung des deutschen Bundes, 1866, zeigten.
Schon ergaben sich bei den Verhandlungen Schwierigkeiten, die einen unglücklichen Ausgang befürchten ließen, als Napoleon plötzlich wieder in Frankreich erschien. Volk und Truppen jubelten ihm entgegen. Bei Ligny wurde Blücher von ihm geschlagen, aber bei Waterkoo, 1815, -r—rr
verlor er abermals die entscheidende Schlacht gegen ' -
Wellington und Blücher. Zum zweitenmale wurde Paris erobert und Napoleon, der sich auf einem englischen Schiffe uach Amerika begeben wollte, als Gefangener nach St. Helena gebracht. Verlassen von den meisten seiner Freunde, verachtet und verspottet von denen, die er in den Zeiten seines Glanzes gekränkt und beleidigt hatte, vertrauerte er hier die letzten 6 Jahre seines Lebens. Der Sieger von 100 Schlachten, dessen Ruhm vom Rhein und der Düna bis zum Nil widerhallte, der Kronen verschenkte und Reiche verteilte, mußte bitter die Wahrheit der Worte des Atheners Solon erfahren: „Niemand ist vor seinem Tode glücklich zu preisen!"
28. König Maximilian I. und Erteilung der bayrischen Verfassung.
Nach dem Tode Karl Theodors grünte der einst so ästereiche Stamm der Wittelsbacher nur noch in Maximilian, von dem die königliche Linie abstammt, und seinem Vetter Wikßekm, dessen Nachkommen die herzogliche Linie bilden.
4.**
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28. König Maximilian der I. tmb die bayrische Verfassung. 83
bringen. Da trat er einfach und freundlich mit den Worten unter sie: „Es freut mich, euch zu sehen. Ich wünsche euch allen ein gutes neues Jahr. Wir bleiben die Alten!"
cl. Bayern gegen Napoleon.
Als aber Napoleon seine Verbündeten immer mehr nach Willkür behandelte; als sich immer deutlicher herausstellte, daß von ihm der Friede nicht zu erwarten sei; als er nach dem großen Schlage, den er in Rußland empfangen, wo von 30000 beteiligten Bayern nur noch etwa 2300 Mann zurückkamen, das Blutvergießen vou neuem begann; als Preußen und Österreich mit andern Mächten gemeinsam gegen Napoleon vorgingen und schließlich auch Österreich die alten Gelüste nach den altbayrischen Besitzungen ausgegeben und Bayerns Länderstand garantiert hatte: da trat auch Bayern den Verbündeten bei und damit von einem Bunde zurück, zu dem sich des Landes Fürst nur schwer entschlossen hatte. Napoleon war freilich darüber so erbittert, daß er gelobte, keinen Frieden schließen zu wollen, er habe denn zuvor München niedergebrannt. Aber die bayrischen Truppen trugen das Ihre dazu bei, daß dieser Ausbruch der Leidenschaft nur Wunsch blieb.
Im Feldzuge von 1814 zeichneten sich die Bayern namentlich bei Brienne aus, wo sie die Garde des Kaisers warfen und eine Anzahl Kanonen eroberten. Gleich tapfer stritten sie bei Bar und bei Ar ei s.
e. Folgen des Wiener Kongresses für Bayern.
Im Wiener Kongreß hielt Österreich das gegebene Versprechen , daß Bayern für etwaige Abtretungen vollständig entschädigt werden solle, nicht ganz. Bayern verlor über 300d.m., abgesehen davon, daß es ans zwei getrennt liegenden Teilen zusammengesetzt wurde — alles gegen die gegebenen Versprechungen. Zwar wurde der Krone Bayerns von Seite Österreichs die spatere Erwerbung der Pfalz rechts vom Rhein, wie sie die Wittelsbacher jahrhundertelang im Besitze hatten, und noch dazu der badische Main- und Tauberkreis versprochen; allein dies wurde niemals verwirklicht. Österreich aber, das sich verbindlich gemacht hatte, bis zur Erfüllung dieses Versprechens jährlich an Bayern 100000 fl. zu zahlen, muß diese Summe jährlich noch leisten.
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27. Napoleon I. 2c. 75
Im folgenden Jahre zog Napoleon nach Ägypten, eroberte es (Schlacht bei den Pyramiben 1798) und brang bis Syrien oor. Sein Plan, von hier aus das Mittelmeer zu beherrschen und den Englänberu entgegenzutreten, hatte die Seeschlacht bei Abukir zur Folge, 1798, in welcher der englische Admiral Nelson die französische Flotte vernichtete. Nach verschobenen glünzenben Waffenthaten kehrte Napoleon nach Frankreich zurück, 1798.
Hier hatte unterdessen die Regierung an Ansehen sehr eingebüßt. Ein neuer Krieg war ausgebrochen, in welchem die französischen Heere von ihren uerbünbeten Gegnern wieberholt geschlagen würden. Napoleon stürzte die Regierung und befleibete in der neuen den Posten eines ersten Konsuls, dem monarchische Gewalt verliehen war. Hieraus zog er mit einem starken Heere über den großen St. Bernharb nach Italien und gewann die wichtige Schlacht von Marengo, 1800. Der Felbherr Moreau (moruh) aber schlug die Österreicher bei Koljenkindcn,
1800
worauf Österreich 1801 den Frieden von Lünevill'e schloß, der Rhein und Etsch zu Grenzflüssen Frankreichs machte.
1801
Napoleon stellte nun in Frankreich den christlichen Kultus wieber her, und ließ das Unterrichtswesen, namentlich das höhere, verbessern, schuf viele gemeinnützige Anstalten, baute Brücken, Straßen und Kanäle und verschönerte Paris außerorbeutlich.
b. Napoleon wird Kaiser.
Obgleich viele Morbversnche auf Napoleon gemacht würden, so blieb bersclbe boch unversehrt und verfolgte seine wahren, ober nur vermeintlichen Feinde aufs grausamste. Die Furcht, die beshalb auf den Gemütern lastete, benutzte er bazn, sich zum erblichen Kaiser ernennen zu lassen, 180-1. Zehn Jahre lang hatte Frankreich, hatte Tö7t7 Europa die Tyrannenherrfchaft des Gewaltigen zu tragen.
c. Austerlitz.
1805 kam ein neues Büubuis zwischen England, Ruß-taub, Österreich 2c. gegen Napoleon zu stände. Dieser rückte — nach Gefangcnnehmung des unfähigen Generals Mack
4*
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70 Zweiter Abschnitt.
mit 23000 Mann bei Ulm — in Österreich ein und erfocht 78051 *?crt glänzenden Sieg bei Austerlitz, 1805. Nun folgte der Friede von Pr eßbarg, in welchem
Österreich Venetien, Tirol imb Vorarlberg verlor, aber Salzburg erhielt. Den Fürsten von Bayern, Württemberg und Baden mußte der deutsche Kaiser volle Souveränität zugestehen und in die Stiftung eines Sonderbundes unter Napoleons Führung willigen.
(1. Auflösung des römisch-deutschen Reiches.
Die schon lange bestehende Eifersucht und Uneinigkeit zwischen den zwei größten deutschen Staaten Österreich und Preußen, deren immer deutlicher hervortretende Eigenmitz, sowie der Umstand, daß alle Unternehmungen gegen Napoleon erfolglos waren, trugen am meisten dazu bei, daß sich schließlich eine Anzahl deutscher Fürsten zu einem Bunde, dem Mijeinliunde, vereinigte, dessen Protektor Napoleon war, 1806. Den Mitgliedern desselben wurde von Napoleon im Innern ihres Landes volle Souveränität
1806
zuerkannt; dagegen mußten sie sich verpflichten, für jenen bis 63 000 Mann zu stellen. Die wichtigsten der 16 Mitglieder waren Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt. Später trat noch Sachsen bei. Preußen aber, das seit 1795 strenge Neutralität beobachtet hatte, sah sich 1805 genötigt, mit Frankreich ein Bündnis zu schließen, das ihm Zwar das zu England gehörige Hannover einbrachte, schließlich aber zum eigenen Verderben gereichte. Unter solchen Verhältnissen legte Iran; Ii. die deutsche Kaiserkrone nieder, und das deutsche Reich, seit 843 bestehend, nahm damit ein Ende.
e. Deutschlands Erniedrigung.
Napoleon betrachtete die Vernichtung der deutschen Nationalität als die Hauptaufgabe feiner Politik. Wie wenig ihn hiebet die Deutschen hinderten, beweisen schon die Thatsachen, daß bei Besetzung Hannovers seitens der Franzosen, 1803, die Landesregierung nicht den geringsten Widerstand leistete, daß weder das deutsche Reich, noch das zunächst liegende Preußen dies zu hindern suchte, daß verschiedene deutsche Fürsten mit Napoleon Bündnisse abschlössen und um seine Gunst buhlten, ja daß deutsches Land wie
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Napoleon I. rc. 79
i. Vorboten der Befreiungskriege.
Napoleon hatte allerdings glänzende Siege, nicht aber die Herzen der unterdrückten Völker gewonnen, weshalb es auch" nicht an Versuchen fehlte, seine Herrschaft abzuschütteln. Auch in Deutschland war dies der Fall. Zwar führten diese Unternehmungen vorläufig nicht zum gewünschten Ziele, aber sie zeigen doch schöne Beispiele patriotischer Aufopferung. So suchte der preußische Major von Schill', den, Volkskrieg in Norddeutschlaud zu entfachen und dadurch die Österreicher im Kampfe mit Napoleon zu unterstützen. Die Niederlagen derselben wirkten ihm entgegen. In Stralsund, wo Schill die französische Besatzung gefangen genommen hatte, verteidigte er sich gegen die zahlreich gegen ihn anruckenden Feinde mit Löwenmut und fiel bei Erstürmung der Stadt. Elf seiner Offiziere wurden zu Wesel erschossen, die übrigen Gefangenen auf die französischen Galeeren gebracht.
Auch Wikßekm von Wraunschweig sammelte in demselben Jahre eine Freischar, bei der ein Totenkopf auf dem Tschako andeutete, daß sie weder Pardon geben, noch nehmen wollte. Anfangs an Seite der Österreicher kämpfend, zog er nach geschlossenem Waffenstillstände mit etwa 2000 Getreuen mit bewunderungswürdiger Kühnheit durch feindliches Gebiet bis zur Nordsee, wo englische Schiffe den tapfern Welfen mit seiner „schwarzen Schar" aufnahmen, dessen That selbst Napoleon zu dem Ausrufe veranlaßte: „Das ist ein tapferer Kriegsmann." Aber Jahre vergingen noch, bevor Deutschlands Erlösungsstunde erschien.
k. Napoleons Zug nach Rußland.
Dadurch, daß Napoleon das Land von Holland bis Lübeck mit Frankreich vereinigte, wurde auch der Herzog von Oldenburg, ein naher Verwandter des russischen Kaisers*), seines Landes beraubt, worüber letzterer sehr erbittert war. Die Spauuuug zwischen dem Beherrscher des Westens und dem des Ostens von Europa wurde immer größer, und Napoleon entschloß sich, Rußland zu demütigen. Sogar Österreich und Preußen mußten hiezu ihre Hilfsheere stellen. Napoleon rückte gegen Moskau vor. Die Russen wichen
*) Die russische Kaiserfamilie ist deutscher Herkunft und stammt, wie das dänische Königshaus, von dem Grafengeschlecht der Oldenburger.
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116 Dritter Zeitraum: 17891871.
schwinde! die Bevlkerungen der Rheinlande an. So klglich endete fr Deutschland der Feldzug von 1792.
Die erste groe Koalition {793.
Ms 1793 das Haupt Ludwigs Xvi. fiel, ging ein " Beben durch alle Frstenhfe. \ Mit Schrecken erkannte man die Ziele der Revolution; nur in einem festen Zusammenhalten aller monarchischer Staaten sah man noch Rettung. ' Auf Betreiben des englischen Ministers Pitt bildete sich 1793 die erste Koalition: England Verbndete sich mit Osterreich und Preußen; das deutsche Reich, Holland, Spanien, Italien schlssen sich an. Halb Europa staub nun im Bunbe gegen die Franzosen. '\3)er Krieg lie sich auch fr Frankreich sehr ungnstig an. Dumouriez verlor gegen die sterreicher die Schlacht bei Neerwiudeu; Mainz und die umliegenden Gebiete wurden fr Deutschland zurckerobert. Aber nun machte der geniale Kriegsminister Carnot ganz Frankreich zu einem groen Heerlager; und gegen die fanatischen Scharen, welche die junge Republik unter den Generalen Pichegru, Hoche und Jourdau in immer neuen Massen ins Feld sandte, war kein Aufkommen. Nach dem Siege der Franzosen bei Flenrus und trotz mehrmaligen Sieges der Verbndeten bei Kaisers lautern wichen letztere 1794 der den Rhein zurck. \m Anfang des Jahres 1795 eroberten die Franzosen auch Holland und machten daraus die batavische Republik.
Der Sonderfriede von Basel \7<)5.
Durch die Mierfolge verstimmt und mit seinen Alliierten der die dritte Teilung Polens entzweit, zog sich der König von Preußen jetzt vom Kampfe zurck und berraschte die Welt im April 1795 durch den @eparatfrieden von Basel. Eine Demarkationslinie grenzte das ganze Nord-dentschland als neutrales Gebiet vom Kriegsschaupltze ab. Die unpatriotische Handlungsweise Preuens, infolge deren das linke Rheinufer den Franzosen preisgegeben wurde, rchte sich schwer. Indem die beiden deutschen Gromchte von jetzt an nicht mehr zusammen fochten, fondern vereinzelt gegen den bermchtigen Feind in den Kampf gingen, be-retteten sie sich selbst die traurigsten Nieberlogen.
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Die ersten Revolutionskriege. 11?
Die Feldzge des Jahres i?96.
' sterreich setzte nach einem kurzen Waffenstillstnde den Krieg im Bunde mit England fort, anscheinend fr Deutschland, in Wirklichkeit doch auch nur fr feine eigenen Interessen. Im Jahre 1796 beschlo das franzsische Direktorium, sterreich in einem groen Doppelfeldzuge anzugreifen. Eine Rheinarmee unter Jourdan und Moreau sollte durch Sddeutschland, eine italienische Armee unter Napoleon Bon aparte sollte durch Oberitalien und.. Tirol gegen Wien vorrcken. In Deutschland kmpfte sterreich mit Glck. Wohl waren die Franzosen der den Rhein gedrungen und hausten mit zuchtloser Wildheit in den besetzten Gegenden. Aber der junge Erzherzog Karl, ein Bruder des Kaisers Franz, warf die Armee Jourdans nach den Siegen bei Amberg und Wrzburg in voller Zertrm-mernng der den Rhein zurck. Nun mute auch Moreau, der im Sden operierte, zurckweichen. Nach einem uerst geschickten Rckzge durch das Hllenthal im Schwarzwalde erreichte er den Rhein und bezog im Elsa Winterquartiere. Aber während in Deutschland die Plne Frankreichs scheiterten, begleitete in Oberitalien die franzsischen Fahnen der Sieg um so glnzender. -^)ort bernahm zu Anfang des Jahres 1796 Napoleon Bonaparte den Oberbefehl. Er traf die Armee in frmlichem Elende, schlecht verpflegt, in Bekleidung und Bewaffnung ganz herabgekommen. Kaum aber hatte Napoleon das Kommando, fo kam blitzschnell Ordnung in diese Dinge. Dadurch gewann er sogleich das Zutrauen der Soldaten. In einem feurigen, glckverheienden Aufrufe weckte er ihre Begeisterung. Ich will euch hinabfhren in die fruchtbarsten Ebenen der Welt; reiche Landschaften, groe Städte werden in eurer Gewalt sein; ihr werdet dort Ehre, Ruhm und Reichtmer finden": so rief er, und sein Wort erfllte sich. Mit Wucht warf sich Napoleon auf die verzettelten sterreicher. Hr schlug im Mai den greisen Beaulieu bei Sobt und nahm Mailand ein; er drngte im Sommer den tapfern General Wnrrnser in die Festung Meint na; ein drittes sterreichisches Heer unter Alvinzi, das die Festung entsetzen sollte, berwltigte er in der drei-'tgigen Schlacht bei Arcole. So beherrschte Napoleon zu Ende des Jahres ganz Oberitalien mit Ausnahme
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