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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 55

1902 - Karlsruhe : Lang
— 55 — Reiches und große Vorrechte vor den anderen Fürsten und sollten den obersten Rat des Königs bilden. Aus einer großen Fürsteu-versarnniluug zu Metz wurde das neue Gesetz verkündigt. Es wurde aus Pergament geschrieben, an dem das Siegel des Kaisers in einer goldenen Kapsel angebracht wurde. Eine solche Kapsel mit dem Siegel nannte man eine Bulle, und davon hat das ganze Gesetz den Namen „die goldene Bulle" erhalten. Die goldene Bulle hatte bis zur Auslösung des alten deutschen Reiches im Jahre 1806 Geltung. 2. Sigismund. Aus Kaiser Karl Iv. folgte sein Sohn Wenzel, ein roher, dem Trnnke ergebener Mann, der sich um die Regierung des Reiches wenig kümmerte. Darum setzten ihn die Kurfürsten ab itrtd wählten an seiner Statt den Psalzgrasen Ruprecht und nach dessen Tode Wenzels Stiefbruder Sigismund, der Markgraf von Brandenburg und König von Ungarn war. In die Regierungszeit Sigismunds fallen die Kirchenversammlungen von Pisa, Konstanz und Basel. Vom Jahre 1308 bis 1378 hatten die Päpste ihren Sitz nicht in Rom, sondern zu Avignon in Frankreich. Endlich im Jahre 1378 wurde wieder ein Papst zu Rom gewählt, Urban Vi. Allein die französischen Kardinäle kündeten ihm den Gehorsam und wählten einen neuen Papst, zu dem die Franzosen, Engländer und Spanier hielten. Hierdurch entstand eine Spaltung der Kirche?) Sigismund. Um die Einigkeit in der Kirche wiederherzustellen, wurde in Pisa eine Kirchenversamm-lnng gehalten. Die versammelten Geistlichen erklärten die beiden streitenden Päpste sür abgesetzt und wühlten ein neues *) Das große abendländische Schisma. (Schisma — Spaltung).

2. Das Mittelalter - S. 56

1893 - Leipzig : Dürr
— 56 — in den Marken ein kriegerischer Geist, und die Markgrafen waren meist in unaufhörlichen Fehden abgehärtete, trotzige Heldennaturen, deren Leben im Lager und auf dem Schlachtfelde verfloß. Die wichtigsten Marken waren die Ostmark an der Donau, die thüringische Mark an der ^aale, Unstrut und Gera, die Nordmark (spätere Altmark) an der Elbe, die Mark Schleswig an der Eider, die spanische Mark an dem Ebro. Wie für den Staat, so sorgte Karl der Große auch für die Kirche, Me ihm nächst feinen politischen Plänen besonders am Herzen lag. Wo und wie er konnte, unterstützte er die Diener der Kirche in ihrem Wirken, ließ Gotteshäuser und Klöster erbauen und pflog mit den angesehensten Bischöfen und Äbten einen regen Verkehr. Ans der Hofgeistlichkeit entnahm er die meisten seiner Räte, und der Vorsteher derselben, der Erzkaplan, stand an der Spitze der kaiserlichen Kanzlei. Die Marienkirche in Aachen wurde mit großer Kunst und großen Kosten im edelsten Stile ausgeführt, aus Rom und Ravenna entnahm er die Marmorsäulen, mit denen er sie verzierte. Um den Kirchengesang zu verbessern, berief er Sänger aus Italien an den Hof. Er drang darauf, daß die Predigt in deutscher Sprache gehalten wurde, und wie schwer es auch den an das Lateinische gewöhnten Geistlichen ankam, sie mußten es lernen. Damit es ihnen an Stoff und Vorbild nicht fehle, regte er den gelehrten Langobarden Paul Warnefried an, Predigten und erbauliche Betrachtungen ans den Kirchenvätern zusammenzustellen, die bei den Nachmittagsgottesbieusten vorgelesen werden sollten. Die Sorge, welche er den kirchlichen Einrichtungen und der Bildung der Geistlichen zuwandte, gab ihm ein Übergewicht über den Klerus, der seinem Eifer kaum zu folgen vermochte. Karl der Große war thatsächlich das Haupt der Kirche, feine Verordnungen beziehen sich ebensowohl auf die religiösen, wie auf die weltlichen Angelegenheiten, alle wichtigen Stellen wurden nur nach feinem Willen besetzt, die Konzilien traten auf seinen Befehl zusammen und erhielten die Bestätigung ihrer Beschlüsse von ihm, sogar der Papst war ihm Unterthan. Auch für Wissenschaft und Kunst sorgte Karl der Große, und dies kann man als die Krone seiner Bestrebungen betrachten. Denn er selbst hatte feine wissenschaftliche Erziehung genoffen und vermochte kaum in späteren Jahren mühsam das Schreiben zu erlernen. Aber sein Interesse für geistige Unterhaltung war ein so reges, daß er sich sogar beim Mahle vorlesen ließ. Erstaunlich war, was er sich durch eisernen Fleiß aneignete, rasch fand er sich in schwierigen Untersuchungen zurecht, seine eigene Rede war leicht und sicher, Lateinisch sprach er geläufig, und auch das Griechische verstaub er. Der Umgang

3. Das Mittelalter - S. 155

1893 - Leipzig : Dürr
— 1/55 — wahrte dieser Fürst die Interessen des Königtums und wies daher auch die Einmischung des Papstes in die französischen Verhältnisse zurück. Als Bouisacius Vlll. große Summen als „Peterspfennig" von den französischen kirchlichen Besitzungen erheben lassen wollte, zog er das verlangte Geld selbst ein, lieferte es aber nicht ob, weil, wie er sagte, die Steuern im Lande bleiben müßten. Bonisaeius Vttt. drohte mit dem Banne, aber Philipp schickte seinen Kanzler Nogaret nach Anagni, wo sich der Papst aufhielt und ließ diefeu festnehmen. Der heilige Vater entkam aus der Gefangenschaft und kehrte nach Rom zurück, wo er bald daraus starb; der Nachfolger aber, Clemens V., wurde im Jahre 1309 gezwungen, seinen Wohnsitz nach Avignon in Frankreich zu verlegen, und so geriet der Papst ganz in Abhängigkeit von dem französischen Könige. Dies zeigte sich bald darauf bei der Aufhebung des Ordens der Tempelritter. Den König reizten die Reichtümer der Gesellschaft, und die üppige, mitunter anstößige Lebensweise einiger Mitglieder derselben gab seinem Einschreiten gegen alle den Schein des Rechtes. Die Templer wurden eingekerkert und hingerichtet. Das gleiche Schicksal traf ihren Großmeister, den ehrwürdigen Jacob von Molay. Nach schwerer Kerkerhaft in dem Tempel, einem Schlosse des Ordens in Paris, wurde er im Jahre 1312 verbrannt. Der Papst hatte seine Einwilligung zu dieser Gewaltthat geben müssen. Bald bildete sich ein Sagenkreis um den Untergang der Templer. So erzählte man, daß Jacob von Molay ans dem Scheiterhaufen Papst und König vor Gottes Richterstuhl gefordert habe. Beide starben im Jahre 1314. 6. Heinrich Vel (1308—1313). Unterdessen sank das Königtum in Deutschland mehr und mehr. Der Tod Albrechts, unter so traurigen Umständen er auch erfolgt war, erschien den Wahlfürsten doch als eine Erlösung von dem Joche der stolzen Habsburger, sie wählten einen tapferen und edlen aber — armen Fürsten, den Grasen Heinrich von Lützelburg (Luxemburg), der von feinem Bruder, dem Erzbischof von Trier, warm empfohlen war. Heinrich Vh war in der That ein paffender Mann, tapfer und doch friedliebend, thatkräftig und doch besonnen, ein ausgezeichneter Regent, in dessen Ländchen Ordnung herrschte, und der trotz feiner schwierigen Stellung — Lützelburg war zwischen Deutschland und Frankreich ein-geklemmt — feine Selbständigkeit zu behaupten wußte. In Sprache und Sitte war er ganz Franzose; dies und ein ideales Streben, das ihn beseelte, bewirkten, daß er fein Hauptaugenmerk nicht auf die deutschen Pfalz, Geschichte. Ii. 11

4. Das Mittelalter - S. 162

1893 - Leipzig : Dürr
— 162 — Zu machen, dazu war er viel zu praktisch und verständig. Auch den Ghibellinen, die ihn sehnsüchtig erwarteten und ihn durch den beredten Mund des Dichters Petrarka ausforderten, die alte Kaiserherrlichkeit zu erneuern, machte er keine Hoffnungen. Mit nur 300 Leitern brach er 1354 auf, erhielt in Mailand die eiferne (lombardische) Krone und in Rom aus der Hand eines päpstlichen Bevollmächtigten die Kaiserkrone. Alsdann kehrte er nach Deutschland zurück, ohne sich in die italienischen Verhältnisse eingemischt zu haben. Die neue Würde sollte nur sein Ansehen erhöhen. Überdies brachte er große Summen Geldes heim. So hatte er der Familie Visconti, die das mächtig aufstrebende Mailand beherrschte, für eine beträchtliche Entschädigung das Reichsvicariat über das Gebiet der Stadt überlasten. Bald nachher, im Jahre 1356, vereinbarte er mit den Fürsten auf den Reichstagen zu Nürnberg und Metz ein Reichsgesetz, das unter dem Rauten der Goldenen Bulle (Urkunde mit einem Siegel in goldener Kapsel) bekannt ist. In demselben wurden als Kurfürsten sieben Fürsten bezeichnet, drei geistliche und vier weltliche: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen-Wittenberg und der Markgraf von Brandenburg. Der Erzbischof von Mainz als Reichskanzler hatte das Kursürstenkollegium zu berufen und die Wahl zu leiten. Diese sollte in Frankfurt a. M., die Krönung in Aachen stattfinden. Die Länder der weltlichen Kurfürsten wurden für unteilbar erklärt, und über die Erbfolge sollte das Recht der Erstgeburt entscheiden. Die Kur haftet am Lande; stirbt die kurfürstliche Familie aus, so vergiebt es der König weiter nach feinem Ermessen. Hinsichtlich des Landfriedens wurde bestimmt, daß kein Vasall feinen Lehensherrn bekriegen dürfe, bei Verlust feiner Güter, und daß jede Fehde drei Tage vorher angesagt werden müsse. Wohlstand und Bildung nahmen ohne Karls Zuthun auch im Reiche beständig zu. Besonders entwickelte die Hansa eine immer größere Wirksamkeit. Aber die Könige von Dänemark und Norwegen wollten diese Seeherrschast nicht leiden, der erstere eroberte Schonen an der schwedischen Küste und die wichtige Haufastadt Wisby auf Gotland, ja er bedrückte und brandschatzte sogar die Faktoreien (das Kontor) von Bergen. Da verbanden sich die Hansestädte unter Lübecks Führung mit dem thatkräftigen Großmeister der Sdentfchritter in Preußen, Winrich von Kniprode, mit dem Schwedenkönige und den Holsteinern. Der Dänenkönig wurde vollständig geschlagen, die Hansa-steibte waren wieder die anerkannte Herren der Ostsee, und weit darüber

5. Das Mittelalter - S. 80

1893 - Leipzig : Dürr
in einer feiner Burgen, der König aber ging weiter bis nach Rom und wurde hier 962 zum Kaiser gekrönt. Damit wurde das weströmische oder abendländische Kaisertum zu einem neuen Leben erweckt, aber in der bestimmten Voraussetzung, daß nur der König von Deutschland auch Kaiser sein könne: es war also ein römisches Kaisertum deutscher Nation. Eine Hauptaufgabe dieses neuen Kaisertums war, die Kirche zu schützen. Kaiser und Papst zusammen sollten das Haupt der Christenheit sein. Der Kaiser bestätigte dem Papste seinen Besitz in Mittelitalien, doch sollte kein Papst ohne Zustimmung des Kaisers gewählt werden. Otto mußte freilich erleben, daß der Papst Johann Xii. sich nicht aufrichtig an die Bestimmungen des Vertrages hielt, ja daß er sogar mit Berengar verhandelte, aber Otto bezwang die Stadt Rom mit Waffengewalt, setzte den Papst ab, einen anderen ein und eroberte Berengars feste Burg am Gardasee. Dieser selbst wurde als Gefangener nach Bamberg geführt und ist daselbst bald darauf gestorben. Otto (der Große) stand nun auf der Höhe feiner Macht. Er knüpfte Verbindungen mit dem oftrömifchen Kaiferhofe in Konstante nopel an und erreichte es, daß sich fein Sohn Otto (Ii.) mit Theo-phano, der Nichte des griechischen Kaisers vermählte. Seine Sieb-lingsstadt, man könnte sagen feine Residenz Magdeburg erhob er zum Erzbistum und fchuf damit eine wichtige Kulturstätte im Osten des Reiches. Überhaupt gab er den Kirchen und Klöstern zahlreiche Beweise seines Wohlwollens. Eine besondere Aufmerksamkeit erwies er den Gelehrten und ihren Studien, besonders dem Lateinischen, obgleich er selbst nicht lesen und schreiben, sondern feinen Namen nur in der Weise unter die Urkunden fetzen konnte, daß er ein ausgeschnittenes Bronzetäfelchen mit Tinte überstrich. Eine nahe Verwandte des königlichen Hanfes, Rosvitha, war Äbtissin des Klosters Gandersheim an der Weser. Sie schrieb religiöse Schauspiele (meist Märtyrergeschichten) in lateinischer Sprache und verherrlichte ihren kaiserlichen Vetter in einer lateinischen Lebensbeschreibung. Im Jahre 973 entfaltete Otto noch einmal alle königliche und kaiserliche Pracht auf dem Reichstage zu Quedlinburg. In der glänzenden Versammlung, die sich dort zusammenfand, um dem Kaiser ihre Huldigung darzubringen, sah man auch die Fürsten von Polen und Böhmen, sowie Gesandte der Dänen, Ungarn und Griechen. Aber Otto war am Ziele seiner Laufbahn angelangt. In den ersten Maitagen desselben Jahres, bald nach dem Feste, begab er sich mit feinen Treuesten nach Memleben, und hier, in dem Kloster, in dem fein Vater gestorben war, entschlief er saust am 7. Mai 973. Er ist

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 45

1880 - Halle : Anton
45 das Bisthum oder Kloster lag, in ihr Amt eingesetzt worden und hatten aus den Händen derselben zum Zeichen der ihnen übertragenen Gewalt einen Ring und einen Hirtenstab empfangen. Diese Einsetzung der Bischöfe durch die weltlichen Fürsten nannte man Investitur. Nach Gregors Willen sollte sie von nun an nicht mehr durch jene, sondern allein durch den Papst erfolgen. — Und mit die Geistlichen ganz und gar aller weltlichen Sorge zu entheben und um sie ganz und gar an die Kirche und au Rom zu binden, forderte er, daß sie ehelos bleiben sollten: nicht um Weib und Kind, einzig und allein um bett Papst und dessen Befehle sollten sie sich fortan kümmern. — Enblich verlangte Gregor noch die Abschaffung eines groben Mißbrauchs, der Simonie. Es war nämlich bamals Sitte geworben, daß biejenigett, welche ein geistliches Amt zu vergeben hatten, es mit Gelb an bett Meistbietenben, ohne Rücksicht auf seine sonstige Mürbigkeit, verkauften. In Erinnerung an bcn heidnischen Zauberer Simon, der nach Ap. 8, 18 dem Petrus Gelb bot, um basür die Gabe zu erlangen, bnrch Hanbanflegen den heiligen Geist mittheilen zu können, nannte man biefen Unfug „Simonie". 4. König Heinrich hatte sich nicht eben sehr an Gregors Verordnungen gekehrt; darum kamen dem Papste die Klagen der Sachsen gerade recht. Er lud sofort den Heinrich zur Verantwortung nach Rom vor. Dieser, erzürnt über Gregors Anmaßung, berief eine Versammlung der deutschen Bischöfe nach Worms und ließ hier den Papst absetzen. In einem besonderen Schreiben theilte er letzterem den Beschluß der Versammlung mit. Dieses Schreiben war gerichtet an „Hildebrand , nicht den Papst, sondern den falschen Mönch" und schloß mit den Worten: „Ich, Heinrich, König von Gottes Gnaden, rufe dir mit [allen meinen Bischöfen zu: Steige herab, steige herab vom angemaßten apostolischen Stuhle!" Gregor sprach als Antwort auf dieses Schreiben und jenen Beschluß deubaun überheinrich aus. Damit schloß er ihn aus der Gemeinschaft der christlichen Kirche aus, untersagte ihm die Regierung des ganzen deutschen Reichs und Italiens, entband alle feine Unterthanen von der Pflicht des Gehorsams und von dem Eide der Treue, bett sie beut Könige geleistet hatten, und forberte die Fürsten auf, einen anbetn König zu wählen, wenn Heinrich sich seinen Anorbnnngen nicht fügen würde. Wäre nun der letztere der Liebe und Treue feiner Unterthanen sicher gewesen, so hätte er wohl des Papstes Bannfluch verlachen können; allein bnrch sein bisheriges Betragen und Regiment hatte er beibes verscherzt; barutn fetnben Gregors Worte fast überall willigen Eingang; in Sachsen loberte die Flamme des Aufruhrs wilber als je empor, und die deutschen Fürsten erklärten, daß sie, wettn Heinrich nicht binnen Jahresfrist vom Banne losgesprochen wäre, einen anbetn König wählen würden. In btefer Noth beschloß Heinrich, um seinen Fetnben in Deutsch-tanb bcn Sieg zu vetbetben, sich vor allem mit dem Papste auszusöhnen und sich vom Banne befreien zu lassen. Mitten im Winter unternahm er barmn, nur von feiner Gemahlin, seinem kleinen Sohne und einem

7. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 105

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iii. Papstthum und Kaiserthum. 105 aufgekommen, daß der Apostel Petrus, auf welchen Christus seine Gemeinde gebaut, nicht nur das römische Bisthum gegründet, sondern auch seinen Nachfolgern besondere Vollmacht über die Kirche hinterlassen habe. Bei dieser Anmaßung kam dem Patriarchen das Ansehen der Weltstadt zu gut. Dazu gelang es ihm, in den schweren Zeiten, die über Rom und Italien kamen, sich als den größten Wohlthäter des Landes zu erzeigen, wie z. B. (S. 91) Bischof Leo. Besonders gebieterisch benahm sich Gregor I. oder der Große (590 — 604), der nichts unversucht ließ, seinen Stnhl zu erhöhen, und in Alles sich mischte, was in der Nabe und Ferne sich zutrug. Er sorgte auch sehr für die Ausbreitung des Christenthums ; in Deutschland, Frankreich und England setzte er bereits willkürlich die Bischöse ein und machte sie von sich abhängig. Er war auch der Schöpfer des neuen Kultus, der das ganze Abendland erfüllte. Er führte die herrlichen Gesänge, die prachtvollen Priestergewänder und die vielen geheimnißvollen Ceremonien ein, die so zauberisch auf die Menschen einwirken. Zugleich wurde in den Gottesdiensten überall die lateinische Sprache befohlen. Indem so Alles vom römischen Bischöfe ansgieng, wurde dieser immer mehr zum Vater (Papa) der Gläubigen, zum Papst. Indessen gehörte Rom noch zum griechischen E^ar-chate; und so war auch der Papst Unterthan des Kaisers. Sich unabhängig zu machen, war fein und der Römer einziges Bestreben. Dazu gab der Bilderstreit Veranlassung, der 726 in Konstantinopel ausbrach. Ein Kaiser erließ ein allgemeines Verbot gegen die Anbetung der Bilder. Dagegen eiferte der Papst auf's Heftigste; und die Römer vertrieben in einem Aufstande die kaiserlichen Beamten. Dann standen auch die Langobarden auf, vorgebend, den Papst und den Glauben zu schützen. Sie wollten j>as Exarchat erobern und auch Rom im Besitz haben. So lag es aber nicht im Sinne des Papsts und feiner Räthe; sie verweigerten den Langobarden den Tri-

8. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 163

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
V. Vorbereitungen zur neuen Geschichte. 163 rossa einen Arnold vonbrescia, der mit ungemeinem Muth die kirchlichen Gebrechen aufdeckte und die christliche Freiheit wider die Anmaßungen des Papstes vertheidigte, den Händen des päpstlichen Gerichts zum Feuertod ausliefern (1155). Sollte es besser werden, so mußten die Bestrebungen frömmer fein; man mußte um der Ehre Gottes willen sich in den Riß stellen. Auch hiesür wurde noch am Schlüsse des Mittelalters vorgearbeitet. Bedeutsam erscheint besonders das Völklein der Waldenser im südlichen Frankreich, das vielleicht schon von älteren Zeiten stammt, aber um 1170 durch Peter Wal-dus seinen Gegensatz gegen die Kirche bestimmter ausbildete. Sie hatt-’u die heilige Schrift in ihrer Muttersprache, und glaubten, nur das gelte, was in ihr stehe, und aus die Traditionen und Kirchenbeschlüsse, wenn sie mit der H. Schrift nicht übereinstimmten, sei nicht viel zu heilten. Den Papst nannten sie das Hanpt der Irrthümer; und den Anmaßungen der Geistlichkeit setzten sie den Glaubenssatz gegenüber, es sei eigentlich jeder fromme Laie ein Priester. Sie verwarfen die Lehre vom Ablaß und Fegfeuer, die Seelenmessen, die Anrufung der Heiligen, die Ehelosigkeit der Priester, und feierten auf apostolische Weise die h. Sakramente unter sich. Weil sie jetzt auch öffentlich predigten, so kamen sie in den Bann, als solche, die das Lehramt sich widerrechtlich anmaßten. Aber sie machten gutes Muthes fort, und allmählich wurden die Pfründen der Geistlichen magerer. Neben ihnen standen aber auch andere Neuerer ans, wie die Albigenser (§ 54). Nun predigte Innocenz Iii. einen Kreuzzng gegen sie, der 20 Jahre dauerte (1209—1229) und fast einer Million Kezer das Leben kostete. Bei der Erstürmung der Stadt Bez iers kamen allein 60,000 um. Hier hatten die Kreuzfahrer vorher einen Mönch gefragt, wie man die Kezer vou den Gläubigen unterscheiden könne; und der Mönch antwortete: „Schlagt nur alle todt; der Herr wird schon die Seinen herausfinden." Die Jnqnisitions-gerichte spürten ihnen fortan überall nach; und wie schänd-

9. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 109

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iii. Papstthum und Kaiscrthum. 109 einen wohlthuenden Eindruck zu hinterlassen. Die Wissenschaften, die vorher Niemand mehr achten wollte, liebte er in hohem Grade; und durch Klosterschulen und andere Anstalten, die er errichtete, streute er überall den Samen einer neuen Bilduug aus, worin ausgezeichnete Männer ihn unterstützten. Am Hos umgab ihu stets eine gelehrte Gesellschaft. Er selbst übte noch im hohen Alter seine durch den Griff des Schwerts verhärteten Finger im Schreiben, wozu er stets ein Blättchen unter dem Kopfkissen bereit hielt. Ja er versuchte sogar eine Grammatik der deutschen Sprache zu entwerfen. Ueber Tisch ließ er sich die Geschichten der alten Zeit vorlesen; auch liebte er sehr, aus den Schriften des heil. Augustinus zu hören. Einmal sollte ein Geschichtschreiber wegen eines Verbrechens Pqch_ dem Gesetze die Hände verlieren. Er aber sprach ihn frei mit den Worten: „Wo würden wir Hände sin« den, die die Geschichte so beschrieben wie diese?" Er gebot auch Predigten in der Muttersprache, und ließ alte Homiüen zum Vorlesen vor dem Volk in's Deutsche Übersetzen. Vieles that er für den Kirchengesang und die Kirchenorbnnng. Von Herzen fromm, besaß er boch einen nüchternen Blick, der ihn weit über fein Zeitalter erhob. So war Karl eine eigenthümliche Leuchte in jenen finstern Zeiten. Zu bebanern ist nur, daß in der büstern Zeit nach seinem Tode das Meiste wieber verloren gieng. 3. Die Zeiten der Karolinger. § 45. Karl starb 813, und Erbe seiner Macht war sein Sohn Ludwig der Fromme, dem es aber an aller Festigkeit des Charakters fehlte. Er theilte balb das 3ieich unter feine brei Söhne; und ba ihm noch ein vierter Sohn geboren würde, so hatten die Bürgerkriege kein (Silbe mehr, inbem die Söhne nicht nur gegen einanber, sonbern auch gegen den Vater zu Felbe zogen. Einmal würde biefer vom Papst verrathen, dann des Throns entsetzt und nur nach schmählicher Kirchenbuße wieber erhoben. Er sank enblich, vom Kummer gebeugt, in's Grab

10. Geschichte des Mittelalters - S. 167

1887 - Leipzig : Teubner
Peter von Vinea. Friedrichs Persönlichkeit. 167 schmerzte. Sein von den Jünglingsjahren her eng mit ihm verbundener Freund, Peter von Vinea, ward dem Kaiser verdächtigt, als sei er von dem Papste zum Verrate gegen ihn verleidet und trachte ihm nach dem Leben. Peter ward verhaftet und soll sich im Gefängnis die Stirne an der Mauer zerschmettert haben. Friedrich bereute mit tiefem Schmerz sein allzu hartes Verfahren gegen einen Mann, dessen Schuld nicht erwiesen war. Sein Leben wurde immer trüber und einsamer; sein sonst so freier und heiterer Geist war durch die vielen Kämpfe, die vielfachen Proben von Verrat und Treulosigkeit gebrochen und verdüstert. Er versank im Winter 1249 auf 1250 in eiue^ harte, langwierige Krankheit. Nach seiner Genesung raffte/ er sich noch einmal auf. In Italien gewann er bald wieder die Oberhand; dann brach er von Unteritalien auf, um nach Burgund zu ziehen und den Papst Innocenz, der in der Christenheit immer mehr an Macht und Ansehen verloren hatte, zu stürzen. Aber in Fiorenzuola (in Tos-"-ca na) fank er aufs Krankenlager, von dem er nicht wieder erstand. Er starb am 13. Dezember 1250 in einem Alter von 56 Jahren. Man erzählt, es fei ihm eine Weissagung geworden, er werde unter Blumen sterben. Deshalb hätte er in den letzten Jahren Florenz, „die Blumenstadt", sorglich gemieden. Jetzt starb er in Fiorenzuola, d. i. Kleinflorenz. Friedrich war einer der größten Kaiser, die Deutsch-^ land je gehabt hat; nur schade, daß er, fast stets in Italien beschäftigt, Deutschland feine Kräfte so wenig hat widmen können. Für seine Erblande in Italien hat er Großes gethan. Mit Weisheit und unermüdlichem Eifer sorgte er für den Wohlstand feiner Unterthanen, für Künste und Wissenschaften. Er hatte eine Menge von Dichtern und Gelehrten aller Art um sich; denn er liebte eine geistreiche Unterhaltung über alles. Er selbst sprach Griechisch, Lateinisch, Italienisch, Deutsch, Französisch und Arabisch, er übte die Dichtkunst und las gerne gelehrte Schriften. Er war in jeder Hinsicht ein Muster der Thätigkeit, be-
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