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die spanischen Besitzungen in Italien, Neapel, Mailand und die Insel Sardinien, ferner die spanischen Niederlande (Belgien) und die Festungen Kehl, Breisach und Freiburg im Breisgau, welche die Franzosen seit dem Jahre 1685 besaßen. Die Engländer behielten die starke Festung Gibraltar, die sie während des Krieges erobert hatten. Die Kurfürsten von Bayern und von Köln, die mit Ludwig Xiv. verbündet und darum in die Reichsacht erklärt worden waren, wurden in ihre Länder wieder eingesetzt.*)
Viii. Die Lrirlrenkriege.
1. Belagerung von Wien. 1683.
Nachdem die Türken (1453) Konstantinopel erobert hatten, dehnten sie im Lause der folgenden hundert Jahre ihre Macht über die ganze Balkanhalbinsel, die Länder an der untern Donau und fast über ganz Ungarn aus. Auch nach Österreich und Steiermark machten sie häufig Raubzüge, verheerten das Land und schleppten die wehrlosen Einwohner in die Sklaverei. Wien wurde von ihnen im Jahre 1529 belagert, jedoch durch die tapfere Verteidigung des Grasen Salm gerettet. Um das Jahr 1600 geboten türkische Statthalter zu Raab, Komorn, Ofen. König Ludwig Xiy. von Frankreich hetzte den Sultan zum Kriege gegen Österreich, damit er um so leichter seinen Länderraub an Deutschlands Westgrenze vollbringen konnte.
Im Jahre 1683 brach der Großvezier Kara Mustapha mit einem Heere von 200000 Mann in Niederösterreich ein und belagerte Wien. Die Kaiserstadt wurde nur von 20 000 Streitern, Soldaten, Studenten der Universität und Bürgern unter dem Befehle des Grafen Rüdiger von Starhemberg verteidigt. Sechzig Tage dauerte die Belagerung, achtzehn Sturmangriffe wurden von den Türken gemacht, aber der Heldenmut der Verteidiger vereitelte alle Anstrengungen des übermächtigen Feindes.
Ein deutsches Heer von 60000 Mann unter dem Oberbefehle des Herzogs Karl von Lothringen rückte zum Entsätze
*) Ludwig Xiv. überlebte den spanischen Erbfolgekrieg nur um ein Jahr. In seiner Familie war es in letzter Zeit immer einsamer um ihn geworden. Leinen Sohn und seinen Enkel hatte der Tod ihm schon entrissen. Im Jahre 1715 starb Ludwig, verlasseu von der Liebe des Volkes, das er durch die vielen Kriege und seine Prachtliebe arm gemacht hatte. Lo sehr waren alle Bande der Ehrfurcht gelockert, daß das Volk den Sarg des Königs bei seiner Überführung nach St. Tems mit Fluch- und Schimpf-worten begleitete, ihn mit L-chmutz und Steinen bewarf. In ganz Frankreich wurde die Nachricht von dem Tode des Despoten wie eine Erlösung aus langer Knechtschaft mit Jubel begrüßt. Ludwig hinterließ eine ■Schuldenlast von über zwei Milliarden, einen sittenlosen Hofadel, einen verarmten Bürger- und Bauernstand. Und sein Nachfolger Ludwig Xv. überbot seinen Vorgänger an Verschwendung und Sittenlosigkeit.
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Kriegskunst gründlich erlernte. Während des Pfälzer Krieges kämpfte er mit Auszeichnung in Oberitalien und im südlichen Frankreich. Nachdem zu Ryswick (1697) mit Frankreich Frieden geschlossen worden war, konnte der Kaiser daran denken, den Krieg gegen die Türken wieder zu beginnen. Prinz Eugen erhielt den Oberbefehl über ein Heer von 50000 Mann, mit dem er (1697) bei Zenta an der Theiß die Türken ängriss, die 100000 Mann stark waren und sich wohl oerschanzt hatten. Ungeachtet des gewaltigen Geschützfeuers der Türken erstürmten die Kaiserlichen die Schanzen; es entspann sich ein wütendes Handgemenge, das türkische Lager wurde genommen und die Türken traten den Rückzug uach der Theißbrücke an. Hier gab es durch das Gedränge der Fliehenden eine Stockung; von drei Seiten schmetterte das kaiserliche Geschütz in den Knäuel von Menschen und Pserden; Tausende gingen durch das Geschützfeuer und im Theißflusfe zugrunde. Ter Sultan floh nach einem Verluste von 50000 Mann gegen Temesvar. Gern hätte Eugen in den nächsten Jahren den Krieg fortgesetzt; allein schon drohte der Krieg mit Frankreich wegen der spanischen Erbschaft. Der Kaiser schloß darum zu Carlowitz (bei Peterwardein) im Jahre 1699 mit dem Sultan einen Frieden, durch den er im Besitze von Ungarn, Siebenbürgen und Slavonien blieb. Die Türken behielten nur das Banat und die starke Festung Belgrad.
Beim Ausbruch des spanischen Erbfolgekrieges nahmen die Franzosen Oberitalien ein. Engen erhielt den Auftrag, sie zu vertreiben. Ta die nach Oberitalien führenden Alpenpässe von den Feinden besetzt waren, brachte Engen sein Heer ans Fußpfaden und durch unwegsame Gebirgsschluchten unter unsäglichen Mühseligkeiten über die Alpen, zwang die Franzosen zum Rückzüge und behauptete mit geringen Streitlüsten das Land mehr als zwei Jahre. Im Jahre 1704 errang er, vereinigt mit dem englischen Feldherrn Marlborongh, einen glänzenden Sieg über die Franzosen bei den Dörfern Höchstädt und Blindheim; im Jahre 1706 schlug er die Franzosen bei Turin und brachte ihnen in den folgenden drei Jahren noch mehrere schwere Niederlagen in Belgien bei.
Wie Eugen ein unüberwindlicher Feldherr war, so bewährte er sich auch als kluger Staatsmann bei Unterhandlungen, und hauptsächlich ihm war es zu verdanken, daß die Engländer und Holländer im Bündnis mit dem Hause Habsburg ausharrten bis [uni Tode Kaiser Josephs I.
Kaum war der Erbsolgekrieg durch die Friedensschlüsse von Rastatt und Baden beendigt, so begann der Krieg mit den Türken von neuem. Eugen besiegte ein starkes Türkenheer bei Peterwardein und belagerte Belgrad. Um die Stadt zu entsetzen,
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untergrub die Wälle und sprengte sie mit Pulver in die Luft. Es schien, als ob Wien ein gleiches Schicksal wie Magdeburg haben sollte. Da, als die Noth am größten war, erschien Hilfe. Ein Heer unter dem Polenkönig Johann Sobiesky, dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg Iii, und anderen Führern, 80000 Mann stark, nahte zum Entsätze herbei und pflanzte, den Wienern zum Zeichen, auf einem nahe gelegenen Berge eine große Fahne auf. Am nächsten Tage begann die Schlacht. Die Türken hielten der deutschen und polnischen Tapferkeit nicht Stand. In wilder Flucht zerstoben sie und ließen ihr Lager in den Händen der Sieger. Unermeßlich war die Beute an Kanonen, Zelten, Schlachtthieren, Lebensmitteln und an Gold und Silber; eine schönere Beute aber fand der Bischof von Wien: es waren 500 Christenkinder, die die Türken geraubt und mit fortgeschleppt hatten; er nahm sich der Armen an und sorgte für sie. Nicht allein das befreite Wien, ganz Europa jubelte bei der Nachricht dieses Sieges; nur Ludwig grollte.
4. Wenige Jahre später begann der letztere schon wieder einen Raubkrieg gegen Deutschland. Und als die Deutschen sich gegen den Rhein wandten, ihre Grenze zu schützen, da befahl der „allerchristlichste" König, das schöne, gesegnete Land in der Pfalz in eine Wüste und Einöde zu verwandeln, um ihnen den Krieg am Rhein unmöglich zu machen. In Heidelberg wurde das Schloß zur Ruine gemacht, die Stadtmauern gesprengt und die halbe Stadt in Asche gelegt. In Mannheim mußten die Bürger selbst mit an der Zerstörung der Festungswerke und Gebäude arbeiten, dann äscherte man die Stadt ein und trieb die Bewohner hungernd und nackt in die Winterkälte hinaus. Gleiches Schicksal hatten eine Menge andrer Städte und Dörfer; die armen Bewohner wurden, wenn sie das Ihre retten wollten, erschlagen, und überall fand man die Leichen elender, erfrorner Menschen. Die Bauern zwang man sogar, das eigene, im Felde stehende Getreide umzupflügen. „Der König will es" war die einzige Antwort der französischen Anführer, wenn die unglücklichen Einwohner um Schonung flehten. Auf ihren Verzeichnissen, die sie von Frankreich ans erhalten hatten, standen die Namen von 1200 Orten, die alle niedergebrannt werden sollten. —
Zwar raffte sich Deutschland diesmal auf und kämpfte im Bunde mit andern Staaten ernst gegen die Mordbrenner; aber im ganzen konnte es doch nur wenig ausrichten, seine Führer waren zu uneinig. Trotzdem bequemte sich Ludwig nach einigen Jahren zu einem billigen Frieden, in dem er einen Theil des von ihm Eroberten freiwillig wieder heraus gab. Er that dies aber nur, weil er sein Auge schon auf noch größere Eroberungen gerichtet hatte.
5. Bald nachher starb nämlich der spanische König, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Zwei Bewerber fanden sich um den erledigten Thron: Ludwig wollte ihn für feinen Enkel Philipp, Leopold für feinen zweiten Sohn Karl haben. So entbrannte im Jahre 1700 ein neuer Krieg; man nennt ihn den spanischen Erbfolgekrieg; leider
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Iv Die Revolutionszeit 275
Cypern, Kreta, Chios rc. fortpflanzte. Gräßlich wurde auf beiden Seiten gehaust. Die Hauptstadt von Morea, Tripolitza, wurde von den Griechen erstürmt, und 8000 Türken, auch Weiber und Kinder, hingeschlachtet. Wiederholt von mächtigen Heeren bedrängt, wußten die Griechen sich doch durchzuwinden. Allein sie verbluteten sich nicht blos im Kampfe gegen die Glaubensfeinde, sondern auch durch schmähliche Parteizwiste. Als dann der ägyptische Puscha Muhammed Ali, der seine Kriegsmacht durch französische Offiziere geschult hatte, sie unter seinem Sohne nach Griechenland entsandte 1825, erreichte die Noth den höchsten Grad. Der milde Zar Alexander aber, gepeinigt vom Zweifel, ob er seinen Glaubensgenossen belsen oder auch hier, wie Metternich that, der Revolution entgegentreten solle, starb plötzlich.
Nun bestieg der stolze, durchgreifende Nikolaus I. (1825—55) den russischen Thron, nachdem er einen Aufstand verschworener Offiziere niedergeworfen hatte. Während er mit den Persern zu kämpfen hatte (1826), berieth er sich mit England und Frankreich, wie den Griechen zu helfen wäre; und diese drei Schutzmächte entsandten ihre Flotten, den Verwüstungen des Aegypters Einhalt zu thuu. Wie die vereinte Flotte unter Codring-ton in den Hafen von Navarin einfahren wollte, entspann sich ein Kampf (20. Oct. 1827), in welchem die türkisch-ägyptische Seemacht vernichtet wurde. Darüber brauste der Sultan so auf, daß ihm Rußland den Krieg erklärte. Uud da dieser Mahmud Ii., um fein Heer europäisch zu orgauisireu, kaum erst 1826 die alte Garde der Janitscharen hatte zusammenschießen lassen, fehlte es ihm nun an alten und neuen Soldaten im entscheidenden Augenblick. Die russischen Heere drangen bis Adrianopel und Erzerum vor; am ersteren Orte wurde 1829 der Friede geschlossen, der den Rnssen Ostarmenien und den Griechen die Freiheit gab. Als König schenkte mein ihnen den bayrischen Prinzen Otto (1832—62), der sein Möglichstes that, das grauenhaft verödete Land zu heben,
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
220 Neue Geschichte.
wenigen Begleitern unter ungeheuren Strapazen über den Dnieper zu den Türken (1709).
Hier fand er die ehrenvollste Aufnahme; und unter seinen Schweden regte sich ein begeistertes Mitleiden mit dem Könige, das sie gegen die nun von allen Seiten einbrechenden Feinde eine Zeitlang stark machte. Aber Karl schämte sich, als Flüchtling zurückzukehren: und unter vergeblichen Versuchen, durch die Türken Rußland zu schwächen, blieb er fünf volle Jahre unthätig in Bender liegen. Zwar gelang es ihm einmal, die Türken zu einem gewaltigen Heerzug zu bewegen; ihrer 200000 haben schon Peters kleine Armee umzingelt, aber die Gemahlin des Zars schickt dem Großweßir ihre Juwelen zum Geschenk, dem das Türkenherz nicht widerstehen kann. Gegen Abtretung von Asow darf der Zar friedlich nach Hause kehren (1711). Karl aber reizte fortwährend den Sultan durch übermäßige Forderungen; und einmal kam es so weit, daß er es mit nur 300 Mann gegen einen feindseligen Angriff von 10000 Türkeu aufnahm. Nach sieben* stündigem Kampfe stolperte er mit einem seiner großen Sporen und wurde gefangen. Dennoch fuhr der Sultan fort, ihn mit der größten Auszeichnung zu behandeln. Die Gewißheit endlich, daß er nichts mehr ausrichten konnte, verbunden mit immer traurigeren Nachrichten aus der Heimat, bewog ihn, an den Rückweg zu denken. Das geschah a. 1714. Eine prächtige Begleitung wurde ihm bereitet; aber diese gieug ihm zu langsam. Er setzte sich auf's Pferd und legte in 14 Tagen 286 Meilen zurück, bis er um Mitternacht vor den Thoren Stralsunds anlangte. Wohl waren die Schweden jetzt außer sich vor Freude; und er wandte alle Kräfte an, dem Kriege wieder eine günstige Wendung zu geben. Seine Unerschrockenheit war noch dieselbe. In Stralsund, das bald die Dänen belagertem fiel eine Bombe auf fein Haus und zerplatzte neben dem Zimmer, da er eben dem Sekretär diktirte. Diesem entfiel die Feder. „Was gibts?" fragt der König, „warum schreibst du nicht?" „Ach, Herr, die
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Iii. Die Zeiten der Politik.
227
that. Zugleich tauchte aber auch ein gefährliches Freiheitsstreben auf; und von Frankreich herüber lernte man die Majestäten verachten und den Glauben verleugnen. Kein Wunder, daß nun auch Deutschland in den Revoln-tionsjammer Frankreichs hineingeflochten wurde, ans dem es erst 1815 zu neuer, Gott gebe! besserer Blüthe wieder erstand.
5. Oesterreich.
§ 89. Vieles gieng indessen in jener Periode mit Oesterreich und Preußen vor. Kaiser Ferdinand Iii. ließ es sich angelegen fein, in feinen Erbläudern die Wunden des Krieges zu heilen; sicherte sogar den protestantischen Ungarn 1645 völlige Religionsfreiheit zu. Leopold I. aber (1657 —1705) reizte diese durch unduldsame Härte, so daß sie sich fast lieber den Türken unterwarfen. So fieng 1662 der leidige Türkenkrieg wieder an. Diese hatten noch glückliche Heerführer, die auch 1669 die Insel Kreta den Venetianern abnahmen. Doch zogen sie den Frieden mit Oesterreich vor, das aber alles that, die Ungarn dem Sultan in die Arme zu treibe«. Am Eude beschloß dieser, den aufständischen Tököli zum ungarischen Vasallenkönig zu machen. 230,000 Mann stürmten anno 1683 durch Ungarn und belagerten vom 14. Juli bis 12. Sept. die Hauptstadt Wien, aus der der Kaiser mit Mühe entflohen war. Ihr Lager hatte einen Umfang von sechs Stunden um die Stadt her, und Ludwig Xiv. stand mit ihnen im Bunde. Vor dem Donner der Kanonen wankten die Mauern. Graf Rüdiger von Stahremberg vertheidigte sie zwar tapfer; Bürger Kaufleute und Studenten griffen zu den Waffen und stellten bei Nacht wieder her, was den Tag über entzwei-geschosfeu wurde. Aber die Gefahr wuchs mit jedem Tage. Die Türken unterwühlten auch die Erde und sprengten die Festungswerke in die Luft. Am 4. Sept. flog eine Mine mit solchem Krachen auf, daß die Fenster in der Stadt zersprangen; durch die entstandene Bresche suchten
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
276 Neue Geschichte,
Athen zu seiner Residenz erkor und wieder aufbaute, auck eine Universität daselbst gründete, die viel Gutes ftiftete' doch aber mit Undank belohnt und zuletzt vertrieben wurde. Jetzt herrscht dort ein dänischer Prinz G eor g, mit einer Russin vermählt.
Während Nikolaus sich noch mit der Unterwerfung der Bergvölker im Kaukasus beschäftigte, die er nicht erleben sollte, brachen die Polen (29. Nov. 1830) in Warschau los, worüber das junge Europa hoch aufjubelte. Allein, so begeistert die Adeligen gegen die Russen kämpften, während auch die ans Indien nach Europa gewanderte Cholera unter den Heeren fürchterlich aufräumte, siegte doch endlich die Uebermacht. Im September 1831 wurde Warschau von Paskewitsch erstürmt; und nun begann ein schauerliches Strafgericht. Was von den Schuldigen nicht in den Westen entrann, wurde nach Sibirien und in den Kaukasus geschickt, das Land möglichst russi-sicirt und etliche Millionen unirter Griechen in Litauen zur Trennung von Rom gezwungen. Nikolaus aber wurde nun als Bezwinger der Revolution besonders in Deutschland bewundert und gefürchtet. Ueberall suchte er die russische Kirche und Sprache auszudehnen, auch in den deutschen Ostseeprovinzen, wo Zehntausende von evangelischen Bauern in die orthodoxe Kirche hereingelockt wurden. Es schien, der Mann im Osten dürfe thun, was ihm beliebe. Bis nach Indien drang die Furcht vor dem unaufhaltsamen Vordringen feiner Politik und veranlaßte die Briten zu verhängnisvollen Zügen in's afghanische Bergland (1839 — 42). Als die Polen noch einmal einen Erhebungsversuch wagten (1846), ward bald Ruhe geschafft und ihre letzte Freistadt Krakau von Oesterreich in Besitz genommen. Doch sein Hauptaugenmerk richtete Nikolaus aus die Türkei und hielt 1853, da 400 Jahre seit der Eroberung Konstantinopels verstrichen waren, die Zeit für gekommen, dem „kranken Mann" ein Ende zu machen. Allein nun vertrat ihm ein neuer Gegner den Weg.
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
278 Neue Geschichte.
Jahr später war er „Kaiser der Franzosen". Nun heirathete er eine spanische Gräfin, die ihm 1856 einen Sohn schenkte. Damit man sich in Europa nicht vor ihm fürchte, verhieß er: „das Kaiserreich wird der Friede sein."
Mittlerweile war die Revolution in den umliegenden Ländern niedergeschlagen worden. Nikolaus aber, der den Emporkömmling nicht Bruder heißen wollte, fieng nun mit der Türkei Händel an (1853), um die Rechte der griechischen Kirche zu wahren; er glaubte gewiß zu sein, daß England und Frankreich sich nicht gegen ihn verbünden werden. Dennoch geschah es. Nachdem die türkische Flotte (Nov.) von den Russen bei Sinope vernichtet war, drangen die Flotten der beiden Westmächte in's schwarze Meer ein, landeten ihre Heere in der Krim und belagerten nun die Zwingburg dieses Meers, das seste Sebastopol ein Jahr lang, bis sie endlich die Südseite eroberten (Sept. 1855). Da Nikolaus gestorben war und sein Sohn Alexander Ii. einsah, daß Rußland vorerst uachgebeu müsse, wurde März 1856 der Friede zu Paris geschlossen, der den Russen die Dvnau-münduugeu abnahm und das schwarze Meer nur für Handelsschiffe offen erklärte. In der Folge 1859 wurden die Douaufürstenthümer zu einem vom Sultan fast unabhängigen Staat Rumänien verbunden. Rußland aber durfte (bis 1859) die Eroberung des Kaukasus vollenden und gewann durch Verträge von China (1858) das Amurland. Es hatte auch eiu Stück vou Nordamerika, dieses verkaufte Alexander um 30 Mill. M. an die Vereinigten Staaten, 1867, und breitete dafür seine Herrschaft über Tnrkestan und Chiwa aus.
Auch in diesen fernen Osten Asiens sandte Napoleon seine Heere; er wollte nicht hinter den Russen zurückbleiben , die dort so viel Land wohlseil bekamen; nicht hinter den Engländern, die in I n d i e n bald Sindh (1843), bald den Pandschab (1849), bald Pegn (1852) eroberten und zwar einen furchtbaren Aufstand ihrer braunen Sol-
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Iv. Die Revolutionszeit. 281
Wilhelm Iv. (1840—61), der noch 1847 sagte, keine Macht der Erde werde ihn bewegen, zuzugeben, daß sich ein Stück Papier, d. H. eine Verfassung, zwischen Fürsten und Unterthanen eindränge. Als aber 18. März auch in Berlin der Straßenkampf entbrannte, war er vald ent-mnthigt und schlug so um, daß er nun an die Spitze der neuen Bewegung sich stellen und ein einiges Deutschland schaffen wollte, wozu ihm doch die Entschlossenheit fehlte. Er hatte nuu erst mit seinen polnischen Unterthanen zu kämpfe», die sich auch erhoben, und den Deutscheu in Schleswig-Holstein beizustehen, welche man in Kopenhagen dem dänischen Gesammtstaat einverleiben wollte. Die Nationalversammlung in Frankfurt aber brachte wohl eine neue deutsche Reichsverfassuug zu Stande, die Oestreich ganz beiseite ließ. Wie sie jedoch dann zum deutschen Kaiser den Preußen erwählte, der sich mittlerweile gefaßt hatte, wies er die angebotene Krone als ein Halsband ab, das ihn der Revolution leibeigen machen würde. Er wollte blos mit den Fürsten, die Lust dazu hatten, einen engern Bnnd schließen, die Union, während er Preußen eine besondere Verfassung gab. Das Frankfurter Parlament löste sich setzt auf; die republikanischen Aufstäube aber in Dresden, Baden und der Pfalz wurden durch preußische Truppen niedergeschlagen 1849.
Zu derselben Zeit rief nun Franz Joseph, der mit den empörten Ungarn nicht fertig wurde, die russische Hilfe au; und Paskewitsch konnte seinem Zar bald (Aug. 49) berichten: Ungarn liegt zu den Füßen Eurer Majestät. Nikolaus war damit Schutzherr Oestreichs geworden. Er gebot auch Preußen, sich aus dem dänischen Kriege zu ziehen, was sofort geschah; man sah jetzt in Berlin die schleswig-holsteinische Sache als Revolution an uni) suchte streng den Weg Rechtens einzuhalten. Wie nun aber in Hessen die alle Willkür des Kurfürsten wieder eingeführt wurde und das Volk sich nicht fügte, wollte Preußen letzteres schützen, Oestreich ersteren. Fast wäre es da zum Kriege gekommen; aber Nikolaus drang (Nov.
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