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1. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 143

1911 - Leipzig : Wunderlich
Würdigung König Friedrich Wilhelms I. 143 len. Darüber vergaß oder übersah man fein Lebenswerk, die reformierende Tätigkeit, die znr Begründung des absoluten Königtums führte, und die Konstituierung des Fürstenideals, das seitdem die tiefste Rechtfertigung der Monarchie in Europa wurde. Selbst in seinen höchsten Schmerzen hat dieser Herrscher nicht einen Augenblick das Wohl seines Staates aus den Augen gelassen. Nur um so ruheloser ist er dahergestürmt, um die Maschine in Gang zu halten, so daß sie förmlich mit Uberdampf arbeiten mußte und die arbeitslustigen und arbeitsfähigsten seiner Diener unter dem ihnen auferlegten Zwang stöhnten. In mancher Hinsicht ist seine rücksichtslose Härte geradezu aus der Nervenüberreizung zu erklären, die eine natürliche Folge seiner körperlichen Leiden war. Mit schier übermenschlicher Kraft hat er es denn auch noch vermocht, auf dem Totenbette in langer Rede seinen Sohn in die Regierung einzuführen, um dann am 31. Mai 1740 nur 51 Jahre alt aus dem Leben zu scheiden. Ihm sind wenig Denkmäler gesetzt worden. Heute steht wenigstens in der Siegesallee zu Berlin, von Siemerings Meisterhand geschaffen, ein feiner würdiges Standbild, eins der besten Denkmäler jener Reihe, das ihn in der ganzen Wucht seiner Persönlichkeit vorführt.

2. Das Altertum - S. 24

1913 - Leipzig : Wunderlich
— 24 — hundert anderen seinen Weg fortsetzend weiterfuhr, so sah er sich in den Gewässern, die durch den herrlichsten aller Kämpfe, an dem vielleicht auch er teilgenommen zu haben sich rühmen konnte, für alle Zeiten geweiht waren; und je näher er dem Hafen kam, desto dichter drängte sich bte Menge der Fahrzeuge, die von fern und nah dem Mittelpunkt des tonischen Bundesreichs, der ersten unter den Städten von Hellas, der großen Handelsstadt Athen zustrebten oder, mit den Schätzen derselben beladen, fremde Küsten aufsuchten. Er sah die Getreideschiffe vom Bosporos oder von Ägypten, von Sizilien, von der äolischen Küste-andre brachten den Wein von den Inseln, Bau- und Nutzholz von Thrakiens Makedonien, Cypern; reiche Ladungen von Fischen von den Küsten des Schwarzen Meeres, von Byzanz oder Sinope her; Kupfer von Euböa oder von Cypern, feine Tuche von Milet, von Kos, von Tarent; ägyptische Leinwand und Prachtgewande aus dem Orient, Salben und wohlriechende Ole aus Cypern, Kyrene, Ephesos, Ägypten: andere hatten ägyptischen Papyrus oder feines Backwerk aus Sizilien, dem klassischen Lande der Kochkunst, oder aus Samos, andere phönikische Datteln, syrisches Räucherwerk oder das berühmte Arzneimittel von Kyrene, das Silphion, geladen, andere führten Sklaven aus Phrygien, den thrakifchen oder skythischen Ländern. In entgegengesetzter Richtung sah er andere fahren: sie führten die Erzeugnisse des attischen Bodens oder attischen Kunstfleißes: Ol, Honig, Feigen, Töpferwaren und Trinkgeschirre, Lampen und Lederwaren, Schreibbücher, gemünztes Silber, Bücher und sorgfältig verpackte Kunstwerke. Das Schiff, an der phalerischen Bucht und den beiden Häfen Munychia und Zea vorbeigekommen, wandte und fuhr in den Piräus ein: die allenthalben liegenden Wacht-schiffe, die Kriegsflotte, von der ein Teil dort vor Anker lag, die rege Geschäftigkeit auf den Werften, in der innern Bucht zu seiner Rechten, das Arsenal, die neuen Werften, an denen er der Reihe nach vorüberfuhr, zeigten, daß der Staat die Mittel besaß, seine Bürger und ihren Handel auch an den entferntesten Küsten zu beschützen. Stieg der Fremde, an den neuen Werften vorbeigekommen, bei den Hallen ans Land, so konnte er schon in diesen Räumen, wo die überseeischen Produkte gegen eine Lagermiete ausgespeichert waren, die Tätigkeit der sorgfältigen Markt- und Hafenpolizei gewahren, welche der Staat zu üben wußte. Es befanden sich in diesen Hallen und ihrer unmittelbaren Nähe die Amtslokale der Hasenpolizei und der Zollbeamten und das Börsengebäude, wo die Kaufleute zusammenkamen, wo die Proben der Waren ausgelegt, die Geschäfte gemacht, die Handelsgerichte abgehalten wurden; auch stand dort ein Tempel der Aphrodite, der keinem Seeplatz fehlte. Hatte man die Zollgrenze, die Jnfchriftsteine, passiert, so trat man in die eigentliche Piräusstadt, die damals schon, belebt und geräuschvoll wie nur immer ein Hafenplatz, überragt von dem Fort Munychia und den gewaltigen Mauern, die rings um die buchtenreiche Halbinsel sich

3. Das Altertum - S. 86

1913 - Leipzig : Wunderlich
Stadt geleitet, ergossen sich rauschend aus künstlichen Grotten, breiteten sich wie Teiche in weiten, reichverzierten Behältern aus oder stiegen plätschernd in den Strahlen prächtiger Springbrunnen auf, deren kühler Hauch die Sommerluft erfrischte und reinigte. Wolle man die Fülle der Wasser ermessen, sagt Plinins, die zum öffentlichen Gebrauch in Bädern, Teichen, Kanälen, Palästen, Gärten, vorstädtischen Landhäusern fließen, die Entfernungen, die sie zurücklegen, die aufgeführten Bogen, dnrch-grabenen Berge, nivellierten Täler, so werde man gestehen, daß es auf der ganzen Welt nie etwas Staunenswerteres gegeben habe. Auch Galen rechnet zu den Hauptvorzügen Roms die Menge und Schönheit der Quellen, „von denen keine übelriechendes, schädliches, schmutziges oder hartes Wasser hat". Die bis ins 3. Jahrhundert sich noch stetig vermehrende Wassermenge machte nicht allein in wachsendem Maße den Aufenthalt in allen großen, öffentlichen Anlagen zu einer genußreichen Erholung, sondern veranlaßte auch eine stetige Vermehrung der öffentlichen (durch die Niedrigkeit des Preises [iy2 Pfennig] jedermann zugänglichen) Badeanstalten und Brunnen. Eine Stadtbefchreibung des 4. Jahrhunderts gibt856bäder(außer11thermen)an,Wasferbaffinsmitröhren-brunnen 1352. Ein großer Teil dieser Bassins war mit Kunstwerken verziert. Außerdem nennt der zweite Anhang der Stadtbefchreibung 15 Nymphäen, d.h. Quellengebäude, in denen Wasser sprang oder floß. „Wer in der heißen Jahreszeit an diesen künstlichen Kaskadellen das Volk hat ausruhen und abends inmitten der Steinmaffen, welche die eingebogene Sonnenglut wieder ausstrahlten, erfrischende Berglust atmen sehen, wird den Stolz begreifen, mit dem man unter Nerva sich rühmen konnte, die Ursachen beseitigt zu haben, welche in früherer Zeit die römische Luft zu einer bleischweren und verderbenbringenden gemacht hatten." „Die Krone des ganzen Systems aber bildete die Versorgung der Privathäuser mit laufendem Wasser." Seit die Verwaltung der Leitungen im Jahre 11 v. Chr. kaiserlich geworden war, hörte nicht bloß die bis dahin übliche Entrichtung einer Miete für die Wasserbenutzung von Privatpersonen gänzlich auf, sondern es konnte auch jedermann ohne Rücksicht auf den Charakter des Konsums die Erlaubnis erhalten, Wasser in sein Haus abzuleiten, und schon in Strabos Zeit „besaß säst jedes Haus in Rom Reservoirs, Röhrenleitungen und reichlichen Wassersprudel". Fast jeden jener Zeit bekannten Genuß und Luxus ermöglichte der Welthandel, der Kaufhallen, Läden und Magazine Roms mit den köstlichsten und seltensten Erzeugnissen der fernsten Länder, den prächtigsten und mühseligsten Werken der Gewerbtätigkeit und des Kunstfleißes aller Völker füllte. Plinius nennt den Tiber „den milden Kaufherrn aller Dinge, die auf der Erde erzeugt werden". „In Rom konnte man die Güter der ganzen Welt in der Nähe prüfen": spanische Wolle und chinesische Seide, künstliche bunte Gläser und feine Leinwand aus Alexandria, Wein und Austern der griechischen Inseln, den Käse der Alpen und

4. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 1

1908 - Leipzig : Wunderlich
I. Portugal und Spanien als Welt- und Kolonialmächte. 1. Die nationale Einigung Spaniens und Portngals. In der Schlacht von Jeres de la Frontera (711) erlag das Westgotenreich dem Ansturm der Mauren oder mohammedanischen Araber. Fast die ganze iberische Halbinsel geriet in die Gewalt des berühmten Kalifates Kordova. Dies blühte rasch empor und entwickelte sich zu einer Stätte hoher Kultur. Herrliche Bauwerke entstanden, wovon die Alhambra in Granada noch heute ruhmvolles Zeugnis ablegt. Zu den arabischen Universitäten pilgerten von 900—1100 selbst christliche Priester des Abendlandes; denn diese-besaßen die eingehendste Kenntnis des ganzen Altertums und pflegten vor allem die Naturwissenschaften samt der Chemie, die Sternkunde, die Länderkunde und die Rechenkunst, die sie durch die Einführung der „arabischen" Ziffern (1, 2, 3 . . .) und der Buchstabenrechnungsweise (Algebra) förderten. Sie trieben Seidenbau und hatten ein regsames Seidlngewerbe, sie bauten Zuckerrohr und fertigten die feinsten Lederwaren (Kordnan, Maroquin) und Waffen. Den Handel schätzten sie hoch und trafen gemeinsam mit Genua und Pisa Schutzmaßregeln gegen Seeraub und Strandrecht. So entwickelte sich hier im Südwesten Europas ein reich entfaltetes Wirtschaftsleben. Im gebirgigen Norden war es den Christen gelungen, sich gegen die Mauren zu behaupten. Im Nordwesten blieb das kleine Königreich Asturien erhalten, und im Nordosten bildete sich aus der spanischen Mark Karls des Großen das kleine Reich Katalonien (= Gotenland), dessen Hauptstadt Barzelona war. Die Bewohner Barzelonas widmeten sich frühzeitig dem Handel und der Schiffahrt. Als nun 1137 Katalonien sich mit Aragonien vereinigte, gewann Barzelonas Handel und Schiffahrt noch mehr an Bedeutung und Umfang. Eroberten doch die aragonischen Könige die Balearen, Sardinien und Sizilien. So entwickelte sich Barzelona zu einem Haupthandelsplatz des westlichen Mittelmeeres, wo die kostbarsten^Erzengnisse des Morgen- und des Abendlandes zusammenströmten. Selbst die deutschen Kaufleute waren hier um 1400 mit 15 Häusern vertreten, und Barzelona rang oft mit Genua um die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeere. Franke, Geschichte der Weltmächte. 1

5. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 11

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 11 — und alle andern Waren stiegen samt den Löhnen ungemein. Der Geldwert sank. Alles haschte nach Gold und alle Beamten waren bis zum höchsten bestechlich. Bald mußte man Tausende fremder Arbeiter einführen,, um nur die nötigsten Arbeiten verrichtet zu erhalten. Auf der einen Seite gab es riesigen Reichtum, auf der andern aber grenzenlose Armut. Da die Staatskassen leer waren, erhöhte man alle Abgaben und Steuern, selbst die Ausfuhrzölle. Aber der ungeheure Steuerdruck, die fortwährenden Erpressungen und die mit dem unaufhaltsamen Rückgänge der wirtschaftlichen Leistungskraft verknüpften Bank- und Geschäftsbrüche zerrütteten das Land immer mehr. Um die Teuerung zu bekämpfen, verbot die Regierung die Ausfuhr von Lebensmitteln bei hoher Strafe. Das half natürlich nicht das Mindeste. Erst später kam das neue Fürstenhaus (Bourbonen seit 1713) auf den richtigen Gedanken, Ackerbau, Gewerbe und Handel zu heben, um dadurch die Quellen des Elends zu verstopfen. So erkannte man endlich, daß die Arbeit die sicherste Quelle des Wohlstandes und der Wohlfahrt bildet. Die Portugiesen waren von 1400 an ein ungemein rühriges Volk. Die Schiffahrt war ihnen schon von der Fischerei her wohl vertraut. Seit ihren namhaften Entdeckungen entwickelten sie sich zu einem der bedeutendsten Welthandelsvölker. Lissabon war im 16. Jahrhundert ein Welthaubelsplatz ersten Ranges. Hier sammelten sich die Gewürze, Drogen, Farbstoffe, Seibe und Baumwolle, seidene und baumwollene Gewebe, Elfenbein, Gummi, Zuckerrohr, Golbstaub, Sklaven usw. und würden von da nach Norben gesanbt, vornehmlich nach Antwerpen. Hier trafen sich alle Flaggen der bamaligen seefahrenden Völker. Der portugiesische Kolouialhanbel war gleichfalls auf Ausbeutung abgestimmt. Jeber Portugiese bürste zwar nach Indien handeln, mußte sich aber der roohlt)ernannten und bestückten staatlichen Schiffe (Galeonen) bedienen. In der Regel fuhren die Flotten im Februar ober März ab und kehrten nach anderthalb Jahren zurück. Die portugiesischen Beamten und Kaufleute plünberten die Jnber förmlich ans und riefen bcther blutige Aufstäube hervor. Der Haß der Jnber warb durch die Gewalttätigkeit der Jesuiten und Mönche auss höchste gesteigert. Währenb Portugal mit Spanien vereinigt war (1580—1640), ging ein großer Teil der inbischen Besitzungen verloren und der Wohlstand schmolz wie Märzenschnee in der Sonne. Brasilien aber benutzte man anfangs nur als Verbrecherkolonie. Dann führte man Häute, Farbhölzer, Chinarinde usw. aus und legte Zuckerrohr-und Tabakpflanzungen an. Aber auch das nützte dem Lande wenig, da der Handel ganz in die Hände der Ausländer geriet. 4. Ergebnisse und Erkenntnisse. Mit Mönchen und Priestern, mit Beuterittern, Abenteurern und habgierigen Beamten konnte man nicht die gänzlich unbebauten Gebiete

6. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 14

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 14 — Besitz dieser Landschaften, darauf erbte sie Kaiser Maximilian; infolgedessen kamen sie zunächst unter spanische und 1714 unter österreichische Oberhoheit. Durch ihre rege Gewerbtätigkeit, durch Schiffahrt und Handel erwarben sie großen Wohlstand. Brügge, Gent, Brüssel und Antwerpen bildeten vor 1500 die wichtigsten Gewerbe- und Handelsstädte im nordwestlichen Europa. Schon früh hatte die Weberei und Spitzenmacherei hier eine Heimstätte gefunden. Die Tuchweber in Gent waren so zahlreich und wohlhabend, daß sie in Kriegszeiten einen Heerbann von 30000 Mann ins Feld stellen konnten. Daneben betrieb man auch schon die Waffen- und die Eisenindustrie (in Lüttich die Waffen, in Brüssel Harnische) und die reichen Kohlenlager des Landes beutete man schon im 12. Jahrhundert aus. Brügge schwang sich zum Haupthandelsplatze auf. Es hatte damals noch einen Hafen und bildete den Stapel für den gesamten nördlichen und nordwestlichen und nordöstlichen Handel. Diesseit der Alpen war Brügge die größte Stadt, die zur Zeit ihrer Blüte gegen 180000 Einwohner zählte. Unglaublicher Wohlstand zeichnete seine Bürger aus. Als die französische Königin einst nach Brügge kam, rief sie voll Erstaunen aus: „Ich glaubte hier die einzige Königin zu sein, ich finde aber, daß es hier über 600 gibt." Solche Pracht entfalteten die Brügger Frauen. Sie konnten es auch. Italiener, Franzosen, Portugiesen und Katalonier führten zu Schiffe und Deutsche zu Lande die morgenländischen Waren hier ein, nämlich Seidenzeuge, Samtstoffe, Gold-und Silberstoffe (Brokate), Gewürze, Drogen und Wohlgerüche; die rheinischen Gebiete lieferten Wein und Waid (Farbstoff), die baltischen Länder Getreide, Pelze, Fische, Hanf und Flachs; Frankreich und Portugal feurige Weine und Salz; Wolle sandte vor allem das nahe England. Da sich in Brügge der gesamte morgenländisch-abendländische, der nordische und südliche Welthandel als in einem Knotenpunkte sammelte, besaßen hier die deutschen, italienischen, portugiesischen, kata-lonischen, französischen usw. Handelshäuser ihre Kontore und Faktoreien. Banken und eine Börse besorgten den Gelbhanbel; Versicherungsanstalten, Wechsel- und Maklerorbnnngen erleichterten den Handel und die Schiffahrt. Aber Brügge verlor um 1500 diese einzigartige Stellung und mußte sie an Antwerpen abtreten. Dies hatte einen besseren, geräumigeren Hafen und gewährte den fremben Kaufleuten alle Rechte und Freiheiten, um sie zur Nieberlassung zu bewegen. Hier siebelten sich daher auch viele der aus Spanien vertriebenen Juben an. Antwerpens Aufblühen als Welthanbelsstabt fiel in die Zeit, in welcher sich die Folgen der Auffindung des Seewegs nach Ostindien bemerkbar machten. Hierdurch ging der einträgliche ostinbische Gewürzhanbel von den Italienern auf die Portugiesen über, die zugleich Perlen, Baumwollstoffe usw. mitbrachten. Was in Lissabon ankam, das gelangte zumeist nach Ant-

7. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 20

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 20 — Domäne. Alle ihre Kapitäne waren verpflichtet, den Kurs ihrer Schiffe strengstens geheim zu halten. Daher wiesen diese selbst in den gefährlichsten Gewässern die Dienste der Lotsen zurück. Niemand sollte ihnen folgen. Dafür waren sie die größten Reeder der Welt und die gewissenhaftesten und billigsten Beförderer der Waren, die gesuchtesten Fuhrleute zur See. Ganz Europa bediente sich damals für den Fernhandel fast ausschließlich holländischer Frachtschiffe, deren Zahl sich aus etwa 15—16000 belief und also mehr betrug als die Schiffe aller andern Völker. Den Schiffsbetrieb verbilligten sie in ungeahnter Weise. Während die Engländer für ein Schiff von 100 Tonnen 30 Mann als Bedienungsmannschaft brauchten, bedurften sie nur ein Drittel. Die billigen Frachten verbürgten ihnen ein dauernd gutes Geschäft. Den Gewinn aus dem Frachtgeschäft schätzt man auf die riesenhafte Summe von 800 Millionen Mark jährlich. Die Hanptsnmme davon ward in Amsterdam umgesetzt, wo der Warenhandel, das Frachtgeschäft, der Geldhandel, das Wechselwesen und das Wertpapiergeschäft gleichermaßen hochentwickelt waren. _ Die ungeheuern Reichtümer ermöglichten es ihnen, auch aus dem Leihgeschäfte mit Ausländern (Fürsten und Staaten) große Gewinne zu ziehen. Nicht minder groß waren die Erträge, die der asiatische Handel ergab. Hier scheuten sie sich allerdings auch nicht, die rücksichtlosesten Maßregeln zu ergreifen. Andere Völker duldete mau überhaupt nicht. Die Eingeborenen stellte die Kompanie ganz in ihren Dienst, wie es ihren Ansichten entsprach. Erzeugung und Handel regelte sie nach ihrem Ermessen und überwachte beides aufs sorgfältigste. Ans jeder Insel durfte nur ein von ihr bestimmtes Gewürz angebaut werden; so gab es eine Pfeffer-, eine Zimt-, eine Muskat- (Banda), eine Gewürznelkeninsel (Amboina) usw. Die Bestände auf den anderen Inseln rottete sie einfach aus und ließ., jeden Ungehorsamen hinrichten. Mit strengen Strafen war auch die Übertragung der Kultur- und Handelspflanzen auf andere Inseln und vor allem auf die fremden Völker bedroht. Bei zu reicher Ernte ließ sie die überschüssigen Bestände verbrennen oder sonstwie vernichten. Durch solche Maßregeln hielt sie den Preis auf der gewünschten Höhe und erzielte dadurch hohe Reinerträge (15—20, öfter 40—50 v. H.). Daneben betrieben sie mit den Malaien, Chinesen und Japanern einen schwungvollen Handel und besetzten zu dessen Schutz und Förderung auch Formosa, allerdings nur von kurzer Dauer. In den Vertrag sh äs ert tauschten sie die begehrten Landeserzeugnisse (Tee usw.) ein und erzielten als Alleinkäufer und Alleinverkäufer durch niedrigen Einkauf und hohen Verkauf meist einen Handelsgewinn von 100 bis 200 v. H., obgleich die Fahrten damals 2—3 Jahre in Anspruch nahmen. Ebenso hohe Erträge lieferte der Handel mit Sago (von den Snndainseln), Indigo (Bengalen), Sandelholz und anderen feinen Nutzhölzern aus Zeylon, Sumatra, Timor; mit Porzellan aus China und

8. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 90

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 90 — Schutz der Rechtgläubigst auf seine Fahne geschrieben habe. Das strenge oströmische Recht ward nun auch in Rußland heimisch und an die Stelle des Zweikampfes als Gottesurteils traten die russischen Knutenprügel und anstatt des normannischen Wergeldes kam die Todesstrafe auf. Mit der byzantinischen Prinzessin kamen auch viele Baumeister, Ingenieure, Arzte, Glockengießer, Hüttenmeister, Bergleute, Goldarbeiter, Gelehrte und Künstler aus Italien, ihrem Aufenthaltsorte, aus Österreich, Deutschland usw. ins Land. Unter seiueu Nachfolgern machte die Selbstherrschaft wie die Einigung Rußlands weitere Fortschritte. Die letzten selbständigen Fürstentümer im Osten wurden unterworfen. Iwan Iv. der Schreckliche (1553—84) vollendete die Selbstherrschaft und nannte sich Zar (Zäsar---Kaiser). Die Macht der Bojaren brach er gänzlich. Durch Hinrichtungen und Verbannungen in Klöster setzte er seinen unbeugsamen Willen durch. Er eroberte Kasan und Astrachan und eröffnete damit den Kaspisee dem russischen Handel. Gegen die räuberischen Einfälle der Tataren legte er Grenzfestungen an und siedelte am Don und Dniepr Kosaken an. Dies waren russische Flüchtlinge, die er zu einer tapferen Grenzertruppe umbildete. Sie standen unter selbstgewählten Führern (Hetman). In der Steppe, dem Grenzgebiet zwischen Russen und Tataren, erhielten sie weite Ländereien zugewiesen. Ihre Kampf- und Beutegier rang den Nomaden große Strecken ab, die der russische Staat, willig nachrückend, dann in seinen Schutz und seine Herrschaft aufnahm. Außerdem schuf er das mit Feuerwaffen ausgerüstete Korps der Strelitzeu (-Schützen), das etwa 40 —50000 Manu stark war. Im Frieden waren sie Händler. Freilich blieben Iwan Iv. Mißerfolge nicht erspart, da er sich zu viel vorgenommen hatte. Er wollte schon die Ostseeprovinzen erobern, ward aber von Polen und Schweden überwunden, auch die Krimtataren trugen über ihn Siege davon und so sah sich Rußland auf seine binnenländischen Gebiete beschränkt. An Wirren fehlte es in der Folgezeit nicht. Die Ruriks starben aus und die Bojarenfamilie Romanow kam 1613 auf den Thron. Sie setzte die bisherige Eroberungspolitik fort und suchte in dem russischen Reiche immer mehr der westeuropäischen Kultur Eingang zu verschaffen. Der Handel lag zuerst in den Händen der Hansen, die ihre Kontore in Nowgorod und nach dessen Zerstörung in Narwa aufgeschlagen hatten. Ihnen gesellten sich nachmals die Holländer und Engländer zu. Die Engländer trieben besonders von Archangel an der Dwinamündung aus Handel mit Rußland und kauften dort wie auch in Moskau und anderwärts die kostbaren Pelze, Felle, Häute, Leder, Hanf, Flachs, Tauwerk, Tran, Pech, Teer und lieferten dafür Tücher, Tuche, Zeuge, Zucker, Papier, Metalle und Metallwaren. So stand Rußland am Ausgange des 17. Jahrhunderts sowohl durch die Ostsee wie durch das Weiße Meer mit West- und Mitteleuropa in lebhaftem Handels-

9. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 152

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 152 — Iren, Hugenotten, Deutschen und hier baute man von Anfang an Tabak und Reis nebst Indigo; dann fügte man die Baumwolle hinzu. 1619 langte das erste Schiff mit Negersklaven in Jamestown an. Aber doch blieb der Baumwollanbau zunächst noch gering und die erstgenannten Nutzpflanzen überwogen. Hier konnte man nur mit großen Pflanzungen und Negern Geschäfte machen. Virginia beherrschte bald die englischen Tabakmärkte, Nordkarolina baute gleichfalls vorwiegend Tabak, Südkarolina aber Reis. Die Ernten verfrachtete man sofort auf Schiffe, die sie nach England beförderten. Die virginischen Pflanzer waren tatkräftige Großunternehmer, die wie Aristokraten auftraten und sich zu Führern des gesellschaftlichen und staatlichen Lebens vorzüglich eigneten, denn sie waren ans Herrschen und Befehlen gewöhnt und. besaßen weiten Blick und reiche Lebenserfahrung. Darum waren die 'Südstaateu auf Adelsherrschaft aufgebaut und die Sklavenhaltung die unerläßliche Vorbedingung der wirtschaftlichen Blüte, denn Weiße konnten in dem sumpfigen und heißen und fieberreichen Lande nicht die schweren Pflanzerarbeiten verrichten. So wenig Anstoß nahm man am Sklavenhandel, daß der englische König 1662 eine Gesellschaft für afrikanischen Sklavenhandel genehmigte; an ihre Spitze trat der Herzog von Dork (des Königs Bruder) und an ihr war der König (Karl Ii.) selbst beteiligt. Da die Zahl der Neger die der Weißen stark überwog, mußte man die Sklaven hart im Zaume halten, um alle Aufruhrgelüste im Keime zu ersticken. Vermischung mit dem Neger war streng verpönt. Mitten zwischen den Nord- und Südkolonien hatten die Holländer ihre Siedlung Neuholland mit Neuamsterdam angelegt, doch verlieh Karl Ii. (1664) sie seinem Bruder, dem Herzog von Jork; nach diesem bekamen Kolonie und Stadt den Namen Nenyork. Da zwei Jahrzehnte danach (1683) auch Pennsylvanien dazu kam, waren die Nord- und Südbesitzungen endlich verbunden. In Pennsylvanien war auch das Deutschtum sehr zahlreich vertreten. Diese britischen Kolonien reichten aber nicht weiter als bis an das Alle-ghanygebirge. Sie umfaßten also nur das Küstenland von Florida bis gen Kanada. Immerhin hatten sie einen hohen Wert, denn sie lagen an der günstigsten Küste, die gute Häfen und besonders den herrlichen Hafen von Nenyork aufwies. Sie erzeugten wertvolle Nutzpflanzen (Tabak, Reis, Getreide) in Menge und lieferten auch viel Holz, Pelzwerk, Fische usw. Um 1750 bezog England aus seinen nordamerikanischen Kolonien etwa 20 Mill. kg Tabak und verkaufte davon vier Fünfteile ans Ausland. Von Reis gelangten gleichfalls schon recht bedeutende Mengen nach England, das davon die Hälfte dem Auslande zuführte. Namentlich die südlichen Besitzungen unterhielten einen regen Warenaustausch mit dem Mutterlande, denn sie bildeten ein reines Erzeugungsland für Tabak, Reis und Baumwolle, ohne diese Erzeugnisse einer weiteren Veredlung zu unterziehen. Dafür brauchten sie viele gewerbliche Erzeugnisse, die natürlich Eng-

10. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 39

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 39 — Das heutige Großbritannien ist aus der Vereinigung von England, Schottland und Irland hervorgegangen. Sie ist vielmal erzwungen, aber auch oft wieder gelöst worden; erst seit die Stuarts den englischen Thron bestiegen (1603), blieb die Vereinigung Englands und Schottlands dauernd und die ursprüngliche Personalunion wurde später zu einer vollen Vereinigung der Länder. In England ist eine angelsächsisch-katholische Mischbevölkerung entstanden; in Schottland und namentlich in Irland hat sich das alte Keltentnm ziemlich rein erhalten, obwohl die Schotten und Iren heute fast alle sich der englischen Sprache bedienen. So lange diese Vereinigung und Verschmelzung noch nicht vollzogen und gesichert war, so lange konnte sich England nach außen nicht machtvoll betätigen. Darum gingen die Eroberungen in Frankreich wieder verloren und blieb England mehr oder minder vom Auslande abhängig. 2. England als landwirtschaftlicher Staat. Die Abhängigkeit Englands vom Auslande zeigte sich besonders in seiner-gesamten Volkswirtschaft. Während der römischen Herrschaft (Provinz Britaunia) lieferte England Gold, Silber, Zinn, Eisen, Korn, Vieh, Felle, Wolle und Sklaven. Aber nach der angelsächsischen und normannischen Eroberung giug dieser Handel stark zurück. Lange Zeit war Deutschland dem Jnsellande weit voraus in der Entwicklung und Ausbildung des Städtewesens und des Bürgertums, wie auch besonders in Handel und Gewerbe. Das von den Normannen eingeführte Lehnswesen hielt die gewerbliche Entwicklung Englands erst recht zurück. König, Adel und Kirche (Klöster) besaßen fast allen Grund und Boden und ließen ihn von Pächtern (Farmern) bewirtschaften. Die fronenden Bauern gingen nun allmählich vom Getreidebau zur Schafzucht über. Die Wolle ward heiß begehrt und hoch bezahlt. Sie wanderte meist nach Belgien (Gent, Brügge, Antwerpen), Deutschland, Frankreich und sogar nach Italien. So groß war damals Englands Wollausfuhr, daß man mit Recht behaupten konnte: Alle Völker der Welt werden durch englische Wolle warm gehalten. England erzeugte wohl die Wolle, aber es verwebte sie nicht selbst. Darum mußte es die Tuche und Web- und Wirkwaren aus Flandern, Deutschland usw. einführen. Namentlich die Deutschen hatten den Tuchhandel in Händen. Dazu versorgten sie England mit Wein, Pelzwerk, Honig, Wachs, selbst mit Getreide, Leder, Heringen und Stockfischen. Die englischen Könige begünstigten und förderten diesen Handel der Ausländer nach Kräften. Die Hafenzölle von London, Sandwich, Southampton, Boston usw. mußten ihnen die stets leere Kriegskasse füllen. Außerdem konnten die Ausländer sür die inländischen Rohstoffe: Wolle, Felle, Häute, Zinn höhere Preise zahlen. Um die Einnahmen zu erhöhen, durften zeitweise nur Ausländer die englischen
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