236
Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
264
Bayern unter Maximilian I.
wurde von der französischen Politik schlau benutzt, um den
Kurfürsten von Bayern, der acht und zwanzig Jahre seinem
Kaiser treu gedient, von diesem zu trennen. Am 14. März 1647
schloß der Kurfürst Maximilian zu Ulm mit Franzosen
und Schweden einen Waffenstillstand, demgemäß diese alle Plätze
in Bayern räumten, der Kurfürst aber alle Eroberungen in
Schwaben herausgab und versprach, „die unter ihm stehende
Reichsarmada" von des Kaisers Waffen abzuziehen. Hugo
von Gel een, der bayerische Oberbefehlshaber, legte aus Ent-
rüstung über diesen Schritt des Kurfürsten den Oberbefehl nieder
und erklärte sich sogar bereit, trotz seines Ueberdrusses am Krieg
beim Heer des Kaisers einzutreten. Johann von Werth hielt
Maximilians Waffenstillstand mit den Franzosen, Schweden
und deren Verbündeten für ein Unrecht, das ihn seiner
Pflichten gegen den bayerischen Kurfürsten enthebe, und wollte
mit seinen Soldaten zum Kaiser übergehen. Diese verließen
ihn aber auf dem Marsch von Vilshofen nach Berlasreuth
bei Paffau, da gewinnsüchtige Offiziere die 10,000 Thaler er-
beuten wollten, die Maximilian auf Werths Kopf gesetzt
hatte, und eine Meuterei gegen den ältesten Feldherrn Bayerns
anzettelten. Mit Mühe rettete Werth fein Leben und sprengte
mit dem ihm ergebenen Obersten Spork ohne Heer in's kaiser-
liche Feldlager. Ferdinand Iii hob sogleich die bayerische
Achtserklärung gegen Werth auf, schenkte ihm als Entschädig-
ung für seine in Bayern consiseirtcn und verbrannten Güter
die Herrschaft Benadeck in Böhmen und erließ ein öffentliches
Abberufungsschreiben an alle Offiziere des bayerischen Heeres,
das Maximilian in der Urkunde des Ulmer Vertrags im
Widerspruche mit den Bestimmungen des Prager Friedens-
schlusses eine „Reichsarmada" genannt hatte.
Das von allen seinen Fürsten im Stiche gelassene deutsche
Oberhaupt, Kaiser Ferdinand Iii, blieb aus dem Kampfplatze
muthig und mannhaft unter den Waffen. Da der alte Gallas
gestorben und der Erzherzog Leopold Wilhelm in den Nieder-
landen als Feldherr nöthig war, erhob Ferdinand, entschlossen,
den Krieg auch allein fortzuführen, den aus hessischen Diensten
in kaiserliche übergetretenen General Mel ander (Holzapfel) zum
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Hugo Johann_von_Werth Johann Maximilians Maximilians Maximilian Maximilian Ferdinand Maximilian Maximilian Ferdinand_Iii Ferdinand Leopold_Wilhelm Leopold Wilhelm Ferdinand Ferdinand
/íí9-
400 Kurze Geschichte der Rheinpfalz.
Leibeserlen starb, fiel die Grafschaft Simmern an die Nachkommenschaft
Friedrichs Iii zurück.
Kurfürst Friedrich Iii, dessen Linie seit dem Jahre,1559 die Be-
nennung „jüngere Kurlinie" führt, ließ 1563 durch zwei calviuische
Prediger, Zacharias Ursinus Beer aus Breslau und Kasp'ar Ole-
vianus aus Trier, den „Heidelberger Katechismus" ausarbciten und
zwang nach dem damals geltenden Grundsätze: „die Religion des Fürsten
ist auch die seines Landes" alle seine Unterthanen calvinisch zu werden.
Hiemit nicht zufrieden schickte er 1574 den Calvinisten in den Nieder-
landen Truppen unter seinem Sohne Christoph zur Hilfe, der imkampfe
das Leben verlor, unterstützte 1568 und 1575—1576 die Hugenotten in
Frankreich durch Hilfsheere, die ihneu sein Sohn Johann Kasimir zu-
führte, und nahm viele um ihres calvinischen Bekeuntnisses willen vertriebene
Franzosen und Niederländer in seinem Lande auf. Ein Theil der-
selben ließ sich in Frankenthal, dem ehemaligen Kloster, nieder, das von
Friedrich Iii zur Stadt erhoben wurde. Friedrich Iii starb am
26. Oktober 1576 und hinterließ zwei Söhne, Ludwig und Johann
Kasimir, von welchen der Erstere dem Vater in der Kurwürde nachsolgte.
8 19. Ludwig Vi (1576—1588) war am Hofe Ott Heinrichs
streng in der Lehre Luthers erzogen worden und hatte als Statthalter der
Oberpfalz, wozu ihn sein Vater ernannt hatte, Alles aufgeboten, die lutherische
Lehre in diesem Lande zu erhalten. Nachdem er dem Vater in der Kurwürde
gefolgt war, führte er die lutherische Confession in den pfälzischen
Landen wieder ein und verjagte Alle, die sich weigerten, von der calvinischen
Lehre zur lutherischen überzutreten. Die Universität Heidelberg verlor
durch diesen Gewaltstreich seine besten Lehrkräfte, darunter Hugo Done llus,
den größten Juristen seiner Zeit, und Matthias Lauuoy. Als Lud-
wig Vi 1583 starb, folgte ihm in der Kurwürde sein neunjähriger Sohn
§ 20. Friedrich Iv (1583—1610). Als Vormünder hatte ihm der
sterbende Vater die lutherisch en Fürsten von Brandenburg, Württem-
berg und Hessen bestellt, aber Johann Kasimir, Friedrichs Iv
Oheim, brachte es mit Hilfe eines in der goldenen Bulle enthaltenen Artikels
dahin, daß die Vormundschaft ihn: übergeben wurde. Johann Kasimir,
streng calvinisch gesinnt, hatte in dem 1576 geerbten Lande Lautern
die von seinem Brüder verjagten calvinischen Lehrer ausgenommen und für
sie 1578 zu Neustadt an der Haardt das Kasimirianum (seit 1587
Gymnasium illustre genannt) gestiftet. Als Vormund Friedrichs Iv ließ
er nicht bloß diesen in Calvins Lehre erziehen, sondern drang diese auch
dessen Unterhanen in der Rheinpfalz ans, entfernte von Heidelsberg die
lutherischen Lehrer und übertrug ihre Stellen den Reformirten.
Johann Kasimir starb 1592 kinderlos, worauf Lautern mit Neustadt
seinem Neffen Friedrich Iv zufiel.
Friedrich Iv führte nach dem Tode Johann Kasimirs die Regierung
selbst und vollendete als eifriger Calvinist die Einführung der reforinirten
Lehre in den unter seiner Herrschaft stehenden Theilen der Rh ein Pfalz,
dagegen blieb sowohl in der Oberpfalz, als in Simmern, das ihm
1598 zufiel, das Lutherthum. Unter Friedrichs Regierung erreichte die
Universität Heidelberg, an welcher Goldast, Freher, Tremellius,
Junius und andere lehrten, den höchsten Glanz. Im Jahre 1606 erhob
Friedrich das Dorf Mannheim zur Stadt und wurde, als die pro-
testantischen Fürsten im Jahre 1608 zu Anhausen die im Jahre 1572
gegründete Union erneuerten, das Haupt dieses Bundes. Nach seinem Tode
(1610) folgte ihm in der Kurwürde sein unmündiger Sohn
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich_Iii Friedrich Zacharias_Ursinus_Beer Christoph Johann_Kasimir Johann Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Ludwig Ludwig Johann
Kasimir Johann Ludwig_Vi Ludwig Ott_Heinrichs Heinrichs Hugo_Done Matthias_Lauuoy Friedrich_Iv Friedrich Johann_Kasimir Johann Friedrichs Johann_Kasimir Johann Friedrichs Calvins Heidelsberg Johann_Kasimir Johann Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_Iv Friedrich Johann_Kasimirs Johann Friedrichs Friedrich Friedrich
336 Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war der Feldzug von den Oesterreichern unter Erzherzog
Karl in Deutschland, und von den Nüssen unter Suwarow
in Italien siegreich eröffnet. Um Bayern eine Achtung gebietende
Stellung zu geben, war eine Mehrung seiner Strcitkräfte um
so dringender nothwendig, weil Kaiser Paul I von Rußland
nach dem unglücklichen Treffen, welches seine Truppen unter
Korsakow gegen die Franzosen unter Massen« bei Zürich
(24. September 1799) lieferten, seine Gesinnung gegen Frank-
reich änderte und seine Truppen zurückzog. Zur Mehrung des
bayerischen Heeres mangelten aber die Mittel, und dieselben im
Lande aufzubringen, bestand keine Hoffnung. Deshalb nahm
Bayern von England Hilssgelder und rüstete mit denselben
zu dem bisherigen Heere von 14,000 Mann ein zweites von
12,000 Mann. Die Verpflegung dieser Truppen übernahm
England durch einen in Amberg (15. August 1800) abge-
schlossenen Vertrag, in welchem es auch dem Kurfürsten den
ungeschmälerten Besitz seines Gesammtgebiets gewährleistete. Die
verstärkte bayerische Armee rückte nun in Verbindung mit öster-
reichischen Truppen an den Mail: und Rhein, aber ein großes
französisches Heer unter Moreau drängte die Verbündeten bis
in's Innere von Bayern zurück. Zn gleicher Zeit war Napo-
leon Bonaparte nach seiner Rückkehr vom ägyptischen Feld-
zuge und seiner Ernennung zum ersten Cónsul der französischen
Republik mit einer ungeschwächten Armee über den großen
St.bernhard gedrungen und hatte in der Schlacht bei Marengo
(14. Juni 1800) gesiegt. Auf die Nachricht von diesem Erfolge
der französischen Waffen drang Moreau in Bayern vor, nahm
(27. Juni 1800) München und bald darauf (7. Juli 1800)
Landshut. Kurfürst Maximilian Iv hatte sich nach dem
Falle Münchens nach Amberg zurückgezogen (27. Juni 1800)
und erließ von dort aus (10. November 1800) ein Toleranz-
Edikt, welches auch den Nichtkatholiken die Niederlassung in
Bayern gestattete.
Unterdessen hatte Oesterreich, um von dem siegreich vor-
dringenden Moreau Waffenstillstand zu erhalten, den Franzosen
durch die Verträge zu Parsdorf (unweit Ebersberg) vom 15. Juli
und zu Hohenlinden (acht Stunden von München) vom 20. Septbr.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Karl Karl Suwarow Paul_I_von_Rußland Bayern_von_England_Hilssgelder August Maximilian_Iv Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien England Amberg Rhein Marengo
( Bayern Amberg Bayern Oesterreich Ebersberg
338
Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war, daß Oesterreich so hochgehende Forderungen stelle, ohne die
Zustimmung Frankreichs für sich zu haben, so warb der bayerische
Kursürst um die Freundschaft und Hilfe des Kaisers Alexander
von Rußland, des Sohnes und Nachfolgers Paul I. Oester-
reichs Gelüsten fand am Petersburger Hofe allgemeine Mißbillig-
ung, und bald darauf (18. August 1802) ließ Rußland und
Frankreich im Einverständniße mit dem deutschen Kaiser dem
Reichstage zu Re g eus bürg einen durch den französischen
Minister Talleyrand und den russischen Kanzler Kurakin
bearbeiteten Plan über die Entschädigung der deutschen Fürsten
für ihre Verluste am linken Rheinufer und über die künftige
Gestaltung Deutschlands vorlegen, der einem Ausschüße von acht
Reichsstanden, Reichs députation genannt, zur Prüfung und
Berichterstattung überwiesen wurde. Rach vielen Unterhandlungen
erschien (am 23. November 1802) das Endresultat der Ausschuß-
Berathungen in einem Hauptentschädigungsplan, dessen Inhalt
der deutsche Reichstag am 25. Februar 1803 unter dem
Namen des Neichsdeputations-Hauptschlusses (aus 89
Paragraphen bestehend) annahm.
Der Kurfürst von Psalzbayern, welcher unter alleu
Reichsständen durch den Luneviller Frieden am meisten, nämlich
alle pfälzischen Besitzungen jenseits und diesseits des Rheins mit
Ausnahme des Herzogthums Berg verloren hatte, erhielt dafür
als Ersatz:
a) die Hochftister Würzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht
die Reichsstadt), Freysing, einen Theil von Eichstädt und
Passau nebst den mittelbaren Klöstern innerhalb dieser Gebiete;
b) die 13 Reichsabteien: Kempten, Ebrach, Elchingen, Irrste,
Kaisheim, Ottobeuren, Roggenburg, Söflingen, St. Ulrich
und Afra (im Hochstiste Augsburg), Ursberg, Wettenhausen,
Wengen (in Ulm) und Waldsassen. Kurfürstliches Bcsitz-
ergreifungspatent vorn 26. November 1802;
e) die 15 Reichsstädte: Bopsingeu, Buchhorn, Dinkelsbühl,
Kausbeuren, Kempten, Leutkirch (mit Heide), Memmingen,
biet bis an den Lech vorzurücken, und würden zur Folge gehabt
haben, Bayern ganz aus der Zahl der Mächte zu vertilgen."
Ob diese Anschuldigung begründet gewesen, steht dahin; Oesterreich stellte der
französischen Note die Behauptung entgegen, „daß es nur ein Vorrücken
bis an die Isar mit Ausnahme Münchens beabsichtigt habe."
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Alexander
von_Rußland Alexander August Ulrich Buchhorn
401
Kurze Geschichte der Rheinpfalz.
§ 21. Friedrich V (1610 — 1621) unter der Vormundschaft des
Pfalzgrafen Johann il von Pfalz-Simmern zu Zweibrücken. Der
junge Kurfürst vermählte sich 1613 mit Elisabeth, des Königs Jakob 1
von England Tochter, und regierte von 1614 an selbstständig, stürzte aber
durch die Annahme der böhmischen Königskrone (1619) sich und sein Land
in unsägliches Elend. Von seinem Vetter Maximilian I von Bayern,
dem Haupte der im Jahre 1609 gestifteten Liga, in der Schlacht am weißen
Berge bei Prag (1620) gänzlich geschlagen floh Friedrich V, nachmals der
„Winterkönig" genannt, über Breslau zu Moritz von Oranien nach Haag,
ward im Januar 1621 geächtet und kam um alle seine Länder. Der un-
erwartete Tod Gustav Adolfs, von dessen Gunst und Glück er die Wieder-
erlangung wenigstens eines Theiles seiner pfälzischen Lande gehofft, war für
ihn ein solcher Schlag, daß er dreizehn Tage später (29. November 1632)
vor Gram starb. Sein unglückliches Geschick theilten seine dreizehn Kinder.
Der Kurprinz, Heinrich Friedrich, fand 1629 den Tod im Harlemer
Meere vor den Augen des Vaters, als das Schiff, auf dem sie nach England
übersetzen wollten, durch ein größeres überfahren wurde. Der zweite Sohn,
Karl Ludwig, erhielt durch den westphälischen Frieden nur die um die
Aemter an der Bergstraße verkleinerte Rheinpfalz mit der neu gegründeten
ach ten Kurwürde und dem Erzschatzmeisteramte. Der dritte Sohn, Rupert,
wurde im dreißigjährigen Kriege gefangen, diente dann unter den Königen
Karl I und Karl Ii von England und starb 1682 als Viceadmiral in Lon-
don. Der vierte Sohn, Moritz, diente zuerst den Schweden und dann
Karl I von England und verunglückte 1652 zur See bei Westindien. Der
fünfte, Eduard, vermählte sich in Frankreich, trat dort zur katholischen
Religion über und starb 1663 in Paris. Der sechste Sohn, Philipp, starb
1650 in lothringischen Diensten in der Schlacht bei Reth el. Unter den Töch-
tern Friedrichs V ward die jüngste, Sophie, die Stammmutter des jetzigen
königlichen Hauses von Großbritannien, denn als man nach dem Tode der
Königin Anna alle katholischen Glieder der königlichen Familie Stuart vom
englischen Throne ausschloß, wurde Georg I, den Sophie ihrem Gemahle,
dem Kurfürsten Ernst August von Braunschweig-Haunover, geboren hatte, als
Enkel der englischen Prinzessin Elisabeth Stuart auf den Thron von Groß-
britannien gerufen.
8 22. In der durch den westphälischen Frieden wieder hergestellten
Kurpfalz regierte zuerst Friedrichs V zweitgeborner Sohn, Karl Ludwig
(1648—1680), der den zerrütteten Verhältnissen seines Landes durch Spar-
samkeit im Staatshaushalte und durch Herbeiziehung von Aus-
wanderern aus der Schweiz, aus England, Frankreich und Pie-
mont aufzuhelfen suchte. Wie sein Vater, so war auch er ein strenger
Verfechter des Calvinismus und erlaubte sich beim Beginne seiner Re-
gierung große Härte gegen die Lutheraner und Katholiken, baute aber
später zur Einigung der drei Confessionen in Mannheim den sogenannten
„Eintrachtstempel" (Ecc1e8ia Sanctae Concordiae), der 1679 eingeweiht
wurde. Mit seinem Vetter, dem Kurfürsten Ferdinand Maria von
Bayern*) und seinen übrigen Verwandten, selbst mit seiner Gemahlin
Charlotte, einer Tochter Wilhelms V von Hessen-Kassel, lebte er in be-
ständigem Zwist, ließ sich von dieser 1658 scheiden und heirathete Marie
*) Diesem bestritt Karl Ludwig das Recht des R eich s v ik a ria t s,
wert dieses, wie er behauptete, nicht mit der an Maximilian I von Bayern
ubergegangenen Kurwürde, sondern mit der Pfalzgrafschaft verbunden
sei (ausgeglichen 1724). '
Sattler, bayer. Geschichte.
26
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_V Friedrich Johann Johann Jakob Maximilian_I_von_Bayern Maximilian Friedrich_V Friedrich Moritz_von_Oranien Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Heinrich_Friedrich Heinrich Friedrich Karl_Ludwig Karl Ludwig Rupert Karl_I Karl Karl_Ii_von_England Karl Moritz Karl_I_von_England Karl Eduard Eduard Philipp Philipp Friedrichs Sophie Anna Georg_I Ernst_August_von_Braunschweig-Haunover Ernst August Elisabeth_Stuart Friedrichs Karl_Ludwig
( Karl Ludwig Ferdinand_Maria_von
Bayern* Ferdinand Maria Charlotte Wilhelms Wilhelms Marie Karl_Ludwig Karl Ludwig Maximilian_I_von_Bayern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Rheinpfalz England Prag Breslau England Rheinpfalz Schweden Westindien Frankreich Paris Schweiz England Frankreich Mannheim Hessen-Kassel
102
Lu neville von den kaiserlichen Bevollmchtigten auch im Namen des deutschen Reiches unterzeichnet. Gem diesem Frieden mute das deutsche Gebiet auf dem linken Rhein-ufer an Frankreich abgetreten werden; den deutschen Fürsten sollte ihr Verlust durch Reichsstdte und durch Skulari-sation der Frstbistmer, Stifter, Klster u. s. w. ersetzt werden. Bayerns Kurfürst Max Iv schlo, um voller Entschdigung gewi zu sein, am 24. August 1801 zu Paris mit Frankreich einen besonderen Frieden und rief, als fter-reich seine Grenze bis an das rechte User der Isar vorzurcken suchte, die Hilfe des Kaisers Alexander von Rußland an.
Am 18. August 1802 lie Rußland mit Frankreich im Einverstndnisse mit sterreich einen durch den franzsischen Minister Tallayrand und dem russischen Kanzler Kurakin aus-gearbeiteten Plan der die Entschdigung der deutschen Fürsten und der die knftige Gestaltung Dentschlauds vorlegen. Dieser wurde einem Ausschusse von acht Reichs-stnden, Reichsdeputation, berwiesen. Nach vielen Unter-Handlungen erschien am 23. November 1802 das Endresultat der Ausschuberatungen in einem Hauptentschdigung s-plane. Den Inhalt desselhen nahm der deutsche Reichs-tag zu Regensburg unter dem Namen Reichsdepn-tations 'Hauptschlu" am 25. Februar 1803 an. In betreff Bayerns war in diesem Aktenstcke bestimmt: der Kurfürst Max Iv von Pfalzbayern erhlt die Hochstifter Wrzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht die Reichs-stadt), Freising, einen Teil von Eichsttt und Passau. 13 Reichsabteien, 15 Reichsstdte, die Stadt Mhl-dorf am Inn und 2 Reich sdrfer. Die M an ns kl fter im ganzen deutschen Reiche sollten den Landesfrsten zur Verfgung stehen; die Frauenklster, welche Klausur haben, sollten im Einverstndnisse mit dem Dicesanbischofe skularisiert werden.
Die Skularisation im Jahre 1803.
In Bayern war man schon im Jahre 1802 zur Aufhebung der Mendikanten- (Bettel-) Klster geschritten. Als im Jahre 1808 smtliche deutschen Fürsten, welche
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— 66 —
blauen Farbe des Himmels, als die Meere in höheren
Breiten.
Die weiße Farbe des Meeres bey Veracruz rührt
von den weißen Kalkfelsen des Bodens bey einer großen
Durchsichtigkeit des Wassers her.
Otto von Kotzebue fand das Meer an der Küste
von Brasilien von einer rothen Farbe, welche durch eine
Menge kleiner Krebse bewirkt wurde.
An andern Orten wird diese rothe Farbe durch Fische,
oder auch durch Seepflanzen hervorgebracht.
Das gelbe Meer bey China hat diesen Namen von
seiner gelben Farbe, welche es von der ungeheuren Menge
gelben Schlammes erhalt, den ihm der gelbe Fluß
(Hoang-ho) zuführt.
Andere Meere, z. B. das rothe, das weiße, das schwarze,
u. s. w. haben diese Benennungen nicht von besondern Far-
den ihres Wassers, sondern aus andern, jetzt meistens unbe-
kannten Ursachen erhalten.
Die Durchsichtigkeit des Meerwassers ist eben
so, wi"e die Farbe desselben, nicht überall gleich, an man- ^
chen Orten jedoch in einem sehr hohen Grade bemerkbar.
Dieß ist besonders bey den westindischen Inseln der Fall,
wo das Wasser bis auf den Boden in eine Tiefe von
120 F. durchsichtig ist. Das Boot scheint hier auf der
Oberflache des Wassers, wie in der Luft, zu hangen, so
daß demjenigen, der hieran nicht gewohnt ist, leicht schwin-
delt. Dabey erblickt man alle Gegenstände auf dem Grunde
deutlich und in den schönsten Farben.
§. 66.
Leuchten des Meeres.
Eine herrliche Erscheinung bietet bey Nacht das
Leuchten des Meeres dar, dessen Ursachen aber, ob-
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