236
Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
475
Beilagen zum fünften Zeitraum.
1589 bestätigt. Die Wittelsbacher in der Pfalz, welche mn den ganzen
Vertrag und die kaiserliche Bestätigung nichts wußten, und die Reichs-
stände wurden dabei ganz umgangen. Um jedoch den Verdacht zu ver-
meiden, als hätten die Habsburger bei der Confirmation dieses Vertrages
aus Sonderinteressen die wittelsbachische Linie der Rheinpfalz von der Suc-
cession in Bayern ausschließen wollen, so fügte Rudolf in der Bestätigung
die Clausel bei: „unbeschadet der Rechte eines Dritten". Die wahre Absicht
der Habsburger trat in nächster Zukunft hervor. Als die Ehe des Kurfürsten
Maximilian I mit der lothringischen Prinzessin Elisabeth kinderlos
blieb, glaubte Kaiser Ferdinand Ii, daß der Stamm der bayerischen
Wittelsbacher schon nüt Maximilian erlöschen würde, und erhob am 25.
April 1602 die Söhne Ferdinands in den Grafen stand, wiewohl die
Kurpfalz dagegen protestirte.
85. Das frühe Aussterben der Grafen von Wartenberg war für
Bayern ein wichtiges Ereigniß. Denn da vierzig Jahre später mit dem
Kurfürsten Maximilian Iii die wilhelmische Linie erlosch, hätten jene
nach dem Vertrage von 1588 ihre Ansprüche auf die Thronfolge gellend
gemacht. Die Wittelöbacher in der Rheinpfalz würden ebenfalls ihre
Rechte in Kurbayern behauptet haben. Die Folge hievon wäre eine Zer-
stücklung Bayerns gewesen. Rach den über diesen Gegenstand in den West-
phä ler Fried eusschluß aufgenommenen Bestiminungen hätten die Fer-
dinandiner in Ober- und Niederbayern unter dem Titel: „Herzöge
von Bayern" succedirt, während die Kurwürde und die Oberpsalz
an die Rheinpfalz gefallen wäre.
86. Die zum Hochstiste Frey sing gehörige Schwaige Schleißheim
kaufte Herzog Wilhelm Y im Jahre 1599 von Konrad Hintermair
um 5000 Gulden. Hier erbaute er sich acht Klausen: U. L. Frau, St.
Corbinian, St.jakob, St-Renatus zur Erinnerung an seine Gemahlin
aus dem sogenannten Klösterl, St. Ignatius in der Nähe des Kalvarien-
berges, St. Franziskus und St. Margareth, bei St. Wilhelm;
bei der letzten als dem Hauptorte stand die Kapelle, bei welcher ein Hoskaplan
angestellt war. Um ungestört seinen Andachtsübungen obliegen zu können,
bewohnte er ein Schlößchen, welches er mit Hofmarköfreiheilen versah und
für welches er einen Verwalter und Schwaigschreiber anstellte. Die
verschiedenen Klausen räumte er solchen ein, welche gleich ihm ein Verlangen
nach einem einsamen und stillen Leben hatten.
87. Johann Werner Tz er kl as Freiherr von Tilly, Sohn eines
kaiserlichen Kriegsratheö, geboren 1559 auf einem Landgnte bei Lüttich,
wählte in einem Alter von 14 Jahren die Kriegslaufbahn und erlernte das
Waffenhandwerk unter dem großen Kriegsmcister Alba in der spanischen
Schule, der besten der damaligen Zeit. Seine ersten glänzenden Kriegsthaten
verrichtete er als kaiserlicher Oberst im Kampfe wider die ungarischen Miß-
vergnügten (1602—1606) an der Spitze eines auf seine Kosten geworbenen
Wallonen-Regiments. Rach Beendigung dieses Krieges trat Tilly als
Generallientenant in den Dienst des Herzogs Maximilian I. von Bayern.
In der Pfarrkirche zu Altötting ist sein Grab. Dort ruht, wie eine kurze
Inschrift sagt, der Sieger in sechsunddreißig Schlachten: gui post tot ulti-
mum oxpoetut tulmm.
88. Khlefel war der Sohn eines Bäckers zu Wien, lutherischer Reli-
gion, gcboren^1553. Im 16. Jahre seines Lebens ging er ans Zureden
des Jesuiten Scherer zur katholischen Religion über 'und studirte im Con-
victe der Jesuiten zu Wien Philosophie und Theologie, ging daun nach
Ingolstadt und wurde daselbst zum Doktor der Philosophie promovirt und
am 30. August 1579 in Wien zum Priester geweiht. Im nämlichen Jahre
noch ernannte ihn der Bischof von Pass au zu seinem Offizial im
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Maximilian_I Maximilian Elisabeth Ferdinand_Ii Ferdinand Maximilian Maximilian Ferdinands Maximilian_Iii Maximilian Frey Wilhelm Konrad_Hintermair Konrad Corbinian Ignatius Margareth Wilhelm Johann_Werner_Tz Johann Tilly Tilly Maximilian_I._von_Bayern Maximilian_I. Scherer August
Extrahierte Ortsnamen: Rheinpfalz Bayern Söhne_Ferdinands Wartenberg Rheinpfalz Bayerns Niederbayern Rheinpfalz Schleißheim Klausen Klausen Wien Ingolstadt Wien
476
Beilagen zum fünften Zeitraum.
Lande unter der Enns, und der Erzherzog Ernst zum Do in Propst von
St. Stephan in Wien und zum Kanzler der Universität daselbst. Khlesel
war damals erst 26 Jahre alt. Die Jesuiten hatten diesen mit außer-
ordentlichen Talenten und brennendem Eiser für den Katholizismus begabten
Mann ausersehen, das lutherische Oesterreich wieder katholisch zu machen.
Im Jahre 1588 wurde er vom Kaiser Rudolf Ii zum Administrator
des Bisthums Neustadt ernannt. Die Bürger dieser Stadt, fast alle
lutherisch, wurden auf seinen Antrag vom Kaiser zur Rückkehr zum Katholi-
zismus oder zur Auswanderung gezwungen. Im Jahre 1591 wurde er
auch Rektor der Universität Wien. Ein den Professoren gebotener Eid aus
Haltung des Tridentinums machte fast alle katholisch. Herzog Wilhelm V.
von Bayern hatte diesen Rath gegeben. Dieser und seine Schwester
Maria, Gemahlin des Erzherzogs Karl von Steyermark, hatten auf An-
suchen Khlesels eine große Anzahl Jesuiten nach Grätz gebracht, wo sie
bald die Oberhand gewannen. Im Jahre 1598 ward Khlesel vom Kaiser-
Rudolf Ii zum Bischof von Wien ernannt, so daß er jetzt zwei Bis-
thümer beisammen hatte. Dazu war er noch Offizial (Generalvikar) im
Bisthum Passau, und nach dem Ableben des Bischofs Urban ('s 1598)
während der Minderjährigkeit des Erzherzogs Leopold, Sohnes des Erz-
herzogs Karl von Steyermark und seiner Gemahlin Maria, einer
Schwester des Herzogs Wilhelm V von Bayern, unbeschränkt regierender
Herr des ganzen Bisthums. In der Folge wurde er vom Papste zum
Kardinal, und vom Könige Matthias zum Minister ernannt. Er hatte
eine starke Partei gegen sich, die Beamten, den Erzherzog Ferdinand von
Steyermark und den Herzog Maximilian I von Bayern, welche
seinen Sturz herbeiführtcn.
89. Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, der dritte Sohn
einer wenig bemittelten, aber doch angesehenen böhmischen Adelsfamilie, war
auf dem seinem Vater gehörigen Gute Hermanic in Böhmen am 15. Sept.
1583 geboren, zeigte schon als Knabe einen feurigen hochstrebenden Geist
und machte seinen Erziehern durch seine unbändige Wildheit viel zu schaffeu.
Als er zwölf Jahre alt seinen Vater verloren hatte, nahm sich des Knaben
ein Oheim mütterlicherseits, Albrecht Slav at a, an und ließ ihn in einer
protestantischen Schule der böhmischen Brüder zu Koschumberg erziehen,
denn das Haus der Waldsteiue, wie das der Slavata bekannte sich zu dem
protestantischen Glauben. Einige Zeit später kam er in das adelige Eouvict
der Jesuiten zu Olmütz, wohin ihn ein anderer Oheim, Johann Kavea
von Ricam, empfohlen hatte. Waldstein trat hier zum katholischen Glauben
über, zeigte aber gegen den Unterricht in den Sprachen große Abneigung,
weshalb der Jesuit Pachta den Geist des jungen Menschen durch ander-
weitige Mittel zu bilden strebte. Rach seinem Austritte aus dem Convicte
ging er in Gesellschaft eines reichen jungen Edelmanns, Licek von Riefen-
burg, auf Reisen und besuchte das südliche und westliche Deutschland,
Holland und Italien. Als Hofmeister begleitete die beiden Herren ein
Freund des berühmten Keppler, Peter Verdungus, aus Franken gebürtig,
Mathematiker und Astrolog. Wahrscheinlich war es dieser Gelehrte, der in
die Seele Waldsteins Vorliebe für die geheime Wissenschaft der Sterne
legte. In Padua verweilten sie längere Zeit, um unter der Leitung des
berühmten Argoli, eines namhaften Himmelskundigen jener Zeit, in die Ge-
heimnisse der Cabbala und Astrologie einzudringen. Von da zurückgekehrt
erhielt er durch Empfehlung seines Vetters Adam von Wald st ein, Oberst-
stallmeisters bei Kaiser Rudolf, eine Stelle in dein gegen die Türken kämpfen-
den Heere und wurde wegen seiner Bravour bei der Belagerung von Gran
zum Hauptmann ernannt. Rach dem Friedensschlüsse (1606) heirathete er
die in Mähren sehr begüterte Wittwe, Lucretia Nik essin von Land eck,
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TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst Ernst Stephan Rudolf_Ii Rudolf Wilhelm_V.
von_Bayern Wilhelm_V. Maria Maria Karl_von_Steyermark Karl Rudolf_Ii Rudolf Urban Leopold Leopold Karl_von_Steyermark Karl Maria Maria Wilhelm Matthias Ferdinand_von
Steyermark Ferdinand Maximilian_I_von_Bayern Maximilian Albrecht_Wenzel_Eusebius_von_Waldstein Albrecht Albrecht_Slav Albrecht Johann_Kavea
von_Ricam Johann Waldstein Pachta Peter_Verdungus Adam_von_Wald Rudolf Rudolf Lucretia_Nik
Extrahierte Ortsnamen: Wien Oesterreich Wien Bisthum_Passau Bayern Deutschland Holland Italien Padua Cabbala
Bayern unter Albrecht V, b. Großmüthigen. 221
ließen, sondern auch neue erwarben. So errang sich im Jahre
1557 der Ritterstand den sechzigsten Freiheitsbrief, durchweichen
vollkommene Edelmannsfreiheit imb Hofmarksrecht sogar
für einzelne Güter und Höfe verliehen wurden.
Obschon dem Herzog Albrecht V der katholische Glaube
über Alles ging, so verfuhr er doch gegen die Neuglänbigen
schonend itub mild, denn er sah ein, daß sich die bestehende
Spaltung durch Gewalt nicht mehr beseitigen lasse und hier
durch Mittel anderer Art geholfen werden müsse. Das Meiste
erwartete er von der allgemeinen Kirchen Versammlung zu
Trient, welche zu diesem Zwecke schon im Jahre 1545 zusam-
mengetreten war. Dahin sandte Herzog Albrecht (1562) seinen
beredten, unerschrockenen Rath Augustin Baumgartner lind
den Jesuiten Johann Couvillon, welche die Wünsche ihres
Herrn und die Verhältnisse der katholischen Kirche in Bayern
den versammelten Vätern ohne Rückhalt anseinandersctztcn. Als
endlich (1563) die tridentinische Kirchenversammlung ihre Dekrete
kund that, trug Albrecht V kein Bedenken, denselben beizu-
pflichtcn und sie in seinem Lande verkündigen zu lassen. Von
nun an legte er die Nachsicht gegen die Ncugläubigen ab und
suchte mit aller Strenge das weitere Umsichgreifen der lutherischen
Lehre zu hindern. Sein Hofmeister, Graf von Schwarzelt-
berg, der Jesuit Couvillon und ein im Jahre 1556 errichteter
geistlicher oder Religions-Rath gingen ihm dabei hilfreich
all die Halld.
Dieses Auftreten erzeugte aber doch unter einigen bayerischen
Edlen, welche der neuen Lehre in: Herzen zugethan waren, einiges
Mißvergnügen, welches gelegentlich der von dem Herzog angeord-
neten Unterdrückung der lutherischen Lehre zu Mattighofen,
einem dem reichsfreien Grafen Joachim von Ortenburg ge-
hörigen bayerischen Landsassengnte, durch mehrere Briefe, die in
einem Schranke gesunden wurden, an's Licht kam. Sieben baye-
rische Edle (W o l's Dietrich von M a r lr a i n Freiherr zu Waldeck,
Pancraz von Frey berg zu Hohenaschau und Wildenwart,
Ach az von Laimingen zu Tegernbach und Ahaim, Hiero-
nymus von Seyboltstorf zu Schenkenau, Hans Christoph
Baumgartner zu Frauenstein und Ritzingen, Joseph Fröschl
zu Marzell und Karlstein und Mathias Pelkofer zu Wang)
waren hiebei betheiligt, erhielten aber, als sic den Weg der Gnade
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_V Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht_( Albrecht Augustin_Baumgartner Johann_Couvillon Johann Albrecht_V Albrecht Couvillon Joachim_von_Ortenburg Pancraz_von_Frey Hans_Christoph
Baumgartner Joseph_Fröschl Mathias_Pelkofer
336 Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war der Feldzug von den Oesterreichern unter Erzherzog
Karl in Deutschland, und von den Nüssen unter Suwarow
in Italien siegreich eröffnet. Um Bayern eine Achtung gebietende
Stellung zu geben, war eine Mehrung seiner Strcitkräfte um
so dringender nothwendig, weil Kaiser Paul I von Rußland
nach dem unglücklichen Treffen, welches seine Truppen unter
Korsakow gegen die Franzosen unter Massen« bei Zürich
(24. September 1799) lieferten, seine Gesinnung gegen Frank-
reich änderte und seine Truppen zurückzog. Zur Mehrung des
bayerischen Heeres mangelten aber die Mittel, und dieselben im
Lande aufzubringen, bestand keine Hoffnung. Deshalb nahm
Bayern von England Hilssgelder und rüstete mit denselben
zu dem bisherigen Heere von 14,000 Mann ein zweites von
12,000 Mann. Die Verpflegung dieser Truppen übernahm
England durch einen in Amberg (15. August 1800) abge-
schlossenen Vertrag, in welchem es auch dem Kurfürsten den
ungeschmälerten Besitz seines Gesammtgebiets gewährleistete. Die
verstärkte bayerische Armee rückte nun in Verbindung mit öster-
reichischen Truppen an den Mail: und Rhein, aber ein großes
französisches Heer unter Moreau drängte die Verbündeten bis
in's Innere von Bayern zurück. Zn gleicher Zeit war Napo-
leon Bonaparte nach seiner Rückkehr vom ägyptischen Feld-
zuge und seiner Ernennung zum ersten Cónsul der französischen
Republik mit einer ungeschwächten Armee über den großen
St.bernhard gedrungen und hatte in der Schlacht bei Marengo
(14. Juni 1800) gesiegt. Auf die Nachricht von diesem Erfolge
der französischen Waffen drang Moreau in Bayern vor, nahm
(27. Juni 1800) München und bald darauf (7. Juli 1800)
Landshut. Kurfürst Maximilian Iv hatte sich nach dem
Falle Münchens nach Amberg zurückgezogen (27. Juni 1800)
und erließ von dort aus (10. November 1800) ein Toleranz-
Edikt, welches auch den Nichtkatholiken die Niederlassung in
Bayern gestattete.
Unterdessen hatte Oesterreich, um von dem siegreich vor-
dringenden Moreau Waffenstillstand zu erhalten, den Franzosen
durch die Verträge zu Parsdorf (unweit Ebersberg) vom 15. Juli
und zu Hohenlinden (acht Stunden von München) vom 20. Septbr.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Karl Karl Suwarow Paul_I_von_Rußland Bayern_von_England_Hilssgelder August Maximilian_Iv Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien England Amberg Rhein Marengo
( Bayern Amberg Bayern Oesterreich Ebersberg
338
Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war, daß Oesterreich so hochgehende Forderungen stelle, ohne die
Zustimmung Frankreichs für sich zu haben, so warb der bayerische
Kursürst um die Freundschaft und Hilfe des Kaisers Alexander
von Rußland, des Sohnes und Nachfolgers Paul I. Oester-
reichs Gelüsten fand am Petersburger Hofe allgemeine Mißbillig-
ung, und bald darauf (18. August 1802) ließ Rußland und
Frankreich im Einverständniße mit dem deutschen Kaiser dem
Reichstage zu Re g eus bürg einen durch den französischen
Minister Talleyrand und den russischen Kanzler Kurakin
bearbeiteten Plan über die Entschädigung der deutschen Fürsten
für ihre Verluste am linken Rheinufer und über die künftige
Gestaltung Deutschlands vorlegen, der einem Ausschüße von acht
Reichsstanden, Reichs députation genannt, zur Prüfung und
Berichterstattung überwiesen wurde. Rach vielen Unterhandlungen
erschien (am 23. November 1802) das Endresultat der Ausschuß-
Berathungen in einem Hauptentschädigungsplan, dessen Inhalt
der deutsche Reichstag am 25. Februar 1803 unter dem
Namen des Neichsdeputations-Hauptschlusses (aus 89
Paragraphen bestehend) annahm.
Der Kurfürst von Psalzbayern, welcher unter alleu
Reichsständen durch den Luneviller Frieden am meisten, nämlich
alle pfälzischen Besitzungen jenseits und diesseits des Rheins mit
Ausnahme des Herzogthums Berg verloren hatte, erhielt dafür
als Ersatz:
a) die Hochftister Würzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht
die Reichsstadt), Freysing, einen Theil von Eichstädt und
Passau nebst den mittelbaren Klöstern innerhalb dieser Gebiete;
b) die 13 Reichsabteien: Kempten, Ebrach, Elchingen, Irrste,
Kaisheim, Ottobeuren, Roggenburg, Söflingen, St. Ulrich
und Afra (im Hochstiste Augsburg), Ursberg, Wettenhausen,
Wengen (in Ulm) und Waldsassen. Kurfürstliches Bcsitz-
ergreifungspatent vorn 26. November 1802;
e) die 15 Reichsstädte: Bopsingeu, Buchhorn, Dinkelsbühl,
Kausbeuren, Kempten, Leutkirch (mit Heide), Memmingen,
biet bis an den Lech vorzurücken, und würden zur Folge gehabt
haben, Bayern ganz aus der Zahl der Mächte zu vertilgen."
Ob diese Anschuldigung begründet gewesen, steht dahin; Oesterreich stellte der
französischen Note die Behauptung entgegen, „daß es nur ein Vorrücken
bis an die Isar mit Ausnahme Münchens beabsichtigt habe."
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Alexander
von_Rußland Alexander August Ulrich Buchhorn
102
Lu neville von den kaiserlichen Bevollmchtigten auch im Namen des deutschen Reiches unterzeichnet. Gem diesem Frieden mute das deutsche Gebiet auf dem linken Rhein-ufer an Frankreich abgetreten werden; den deutschen Fürsten sollte ihr Verlust durch Reichsstdte und durch Skulari-sation der Frstbistmer, Stifter, Klster u. s. w. ersetzt werden. Bayerns Kurfürst Max Iv schlo, um voller Entschdigung gewi zu sein, am 24. August 1801 zu Paris mit Frankreich einen besonderen Frieden und rief, als fter-reich seine Grenze bis an das rechte User der Isar vorzurcken suchte, die Hilfe des Kaisers Alexander von Rußland an.
Am 18. August 1802 lie Rußland mit Frankreich im Einverstndnisse mit sterreich einen durch den franzsischen Minister Tallayrand und dem russischen Kanzler Kurakin aus-gearbeiteten Plan der die Entschdigung der deutschen Fürsten und der die knftige Gestaltung Dentschlauds vorlegen. Dieser wurde einem Ausschusse von acht Reichs-stnden, Reichsdeputation, berwiesen. Nach vielen Unter-Handlungen erschien am 23. November 1802 das Endresultat der Ausschuberatungen in einem Hauptentschdigung s-plane. Den Inhalt desselhen nahm der deutsche Reichs-tag zu Regensburg unter dem Namen Reichsdepn-tations 'Hauptschlu" am 25. Februar 1803 an. In betreff Bayerns war in diesem Aktenstcke bestimmt: der Kurfürst Max Iv von Pfalzbayern erhlt die Hochstifter Wrzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht die Reichs-stadt), Freising, einen Teil von Eichsttt und Passau. 13 Reichsabteien, 15 Reichsstdte, die Stadt Mhl-dorf am Inn und 2 Reich sdrfer. Die M an ns kl fter im ganzen deutschen Reiche sollten den Landesfrsten zur Verfgung stehen; die Frauenklster, welche Klausur haben, sollten im Einverstndnisse mit dem Dicesanbischofe skularisiert werden.
Die Skularisation im Jahre 1803.
In Bayern war man schon im Jahre 1802 zur Aufhebung der Mendikanten- (Bettel-) Klster geschritten. Als im Jahre 1808 smtliche deutschen Fürsten, welche
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Extrahierte Personennamen: Max_Iv Max August Alexander_von_Rußland Alexander August Max_Iv_von_Pfalzbayern Max
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Bayerns Paris Frankreich Frankreich Bayerns Bamberg Augsburg Freising Bayern
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— 66 —
blauen Farbe des Himmels, als die Meere in höheren
Breiten.
Die weiße Farbe des Meeres bey Veracruz rührt
von den weißen Kalkfelsen des Bodens bey einer großen
Durchsichtigkeit des Wassers her.
Otto von Kotzebue fand das Meer an der Küste
von Brasilien von einer rothen Farbe, welche durch eine
Menge kleiner Krebse bewirkt wurde.
An andern Orten wird diese rothe Farbe durch Fische,
oder auch durch Seepflanzen hervorgebracht.
Das gelbe Meer bey China hat diesen Namen von
seiner gelben Farbe, welche es von der ungeheuren Menge
gelben Schlammes erhalt, den ihm der gelbe Fluß
(Hoang-ho) zuführt.
Andere Meere, z. B. das rothe, das weiße, das schwarze,
u. s. w. haben diese Benennungen nicht von besondern Far-
den ihres Wassers, sondern aus andern, jetzt meistens unbe-
kannten Ursachen erhalten.
Die Durchsichtigkeit des Meerwassers ist eben
so, wi"e die Farbe desselben, nicht überall gleich, an man- ^
chen Orten jedoch in einem sehr hohen Grade bemerkbar.
Dieß ist besonders bey den westindischen Inseln der Fall,
wo das Wasser bis auf den Boden in eine Tiefe von
120 F. durchsichtig ist. Das Boot scheint hier auf der
Oberflache des Wassers, wie in der Luft, zu hangen, so
daß demjenigen, der hieran nicht gewohnt ist, leicht schwin-
delt. Dabey erblickt man alle Gegenstände auf dem Grunde
deutlich und in den schönsten Farben.
§. 66.
Leuchten des Meeres.
Eine herrliche Erscheinung bietet bey Nacht das
Leuchten des Meeres dar, dessen Ursachen aber, ob-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]