236
Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
336 Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war der Feldzug von den Oesterreichern unter Erzherzog
Karl in Deutschland, und von den Nüssen unter Suwarow
in Italien siegreich eröffnet. Um Bayern eine Achtung gebietende
Stellung zu geben, war eine Mehrung seiner Strcitkräfte um
so dringender nothwendig, weil Kaiser Paul I von Rußland
nach dem unglücklichen Treffen, welches seine Truppen unter
Korsakow gegen die Franzosen unter Massen« bei Zürich
(24. September 1799) lieferten, seine Gesinnung gegen Frank-
reich änderte und seine Truppen zurückzog. Zur Mehrung des
bayerischen Heeres mangelten aber die Mittel, und dieselben im
Lande aufzubringen, bestand keine Hoffnung. Deshalb nahm
Bayern von England Hilssgelder und rüstete mit denselben
zu dem bisherigen Heere von 14,000 Mann ein zweites von
12,000 Mann. Die Verpflegung dieser Truppen übernahm
England durch einen in Amberg (15. August 1800) abge-
schlossenen Vertrag, in welchem es auch dem Kurfürsten den
ungeschmälerten Besitz seines Gesammtgebiets gewährleistete. Die
verstärkte bayerische Armee rückte nun in Verbindung mit öster-
reichischen Truppen an den Mail: und Rhein, aber ein großes
französisches Heer unter Moreau drängte die Verbündeten bis
in's Innere von Bayern zurück. Zn gleicher Zeit war Napo-
leon Bonaparte nach seiner Rückkehr vom ägyptischen Feld-
zuge und seiner Ernennung zum ersten Cónsul der französischen
Republik mit einer ungeschwächten Armee über den großen
St.bernhard gedrungen und hatte in der Schlacht bei Marengo
(14. Juni 1800) gesiegt. Auf die Nachricht von diesem Erfolge
der französischen Waffen drang Moreau in Bayern vor, nahm
(27. Juni 1800) München und bald darauf (7. Juli 1800)
Landshut. Kurfürst Maximilian Iv hatte sich nach dem
Falle Münchens nach Amberg zurückgezogen (27. Juni 1800)
und erließ von dort aus (10. November 1800) ein Toleranz-
Edikt, welches auch den Nichtkatholiken die Niederlassung in
Bayern gestattete.
Unterdessen hatte Oesterreich, um von dem siegreich vor-
dringenden Moreau Waffenstillstand zu erhalten, den Franzosen
durch die Verträge zu Parsdorf (unweit Ebersberg) vom 15. Juli
und zu Hohenlinden (acht Stunden von München) vom 20. Septbr.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Karl Karl Suwarow Paul_I_von_Rußland Bayern_von_England_Hilssgelder August Maximilian_Iv Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien England Amberg Rhein Marengo
( Bayern Amberg Bayern Oesterreich Ebersberg
338
Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war, daß Oesterreich so hochgehende Forderungen stelle, ohne die
Zustimmung Frankreichs für sich zu haben, so warb der bayerische
Kursürst um die Freundschaft und Hilfe des Kaisers Alexander
von Rußland, des Sohnes und Nachfolgers Paul I. Oester-
reichs Gelüsten fand am Petersburger Hofe allgemeine Mißbillig-
ung, und bald darauf (18. August 1802) ließ Rußland und
Frankreich im Einverständniße mit dem deutschen Kaiser dem
Reichstage zu Re g eus bürg einen durch den französischen
Minister Talleyrand und den russischen Kanzler Kurakin
bearbeiteten Plan über die Entschädigung der deutschen Fürsten
für ihre Verluste am linken Rheinufer und über die künftige
Gestaltung Deutschlands vorlegen, der einem Ausschüße von acht
Reichsstanden, Reichs députation genannt, zur Prüfung und
Berichterstattung überwiesen wurde. Rach vielen Unterhandlungen
erschien (am 23. November 1802) das Endresultat der Ausschuß-
Berathungen in einem Hauptentschädigungsplan, dessen Inhalt
der deutsche Reichstag am 25. Februar 1803 unter dem
Namen des Neichsdeputations-Hauptschlusses (aus 89
Paragraphen bestehend) annahm.
Der Kurfürst von Psalzbayern, welcher unter alleu
Reichsständen durch den Luneviller Frieden am meisten, nämlich
alle pfälzischen Besitzungen jenseits und diesseits des Rheins mit
Ausnahme des Herzogthums Berg verloren hatte, erhielt dafür
als Ersatz:
a) die Hochftister Würzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht
die Reichsstadt), Freysing, einen Theil von Eichstädt und
Passau nebst den mittelbaren Klöstern innerhalb dieser Gebiete;
b) die 13 Reichsabteien: Kempten, Ebrach, Elchingen, Irrste,
Kaisheim, Ottobeuren, Roggenburg, Söflingen, St. Ulrich
und Afra (im Hochstiste Augsburg), Ursberg, Wettenhausen,
Wengen (in Ulm) und Waldsassen. Kurfürstliches Bcsitz-
ergreifungspatent vorn 26. November 1802;
e) die 15 Reichsstädte: Bopsingeu, Buchhorn, Dinkelsbühl,
Kausbeuren, Kempten, Leutkirch (mit Heide), Memmingen,
biet bis an den Lech vorzurücken, und würden zur Folge gehabt
haben, Bayern ganz aus der Zahl der Mächte zu vertilgen."
Ob diese Anschuldigung begründet gewesen, steht dahin; Oesterreich stellte der
französischen Note die Behauptung entgegen, „daß es nur ein Vorrücken
bis an die Isar mit Ausnahme Münchens beabsichtigt habe."
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Alexander
von_Rußland Alexander August Ulrich Buchhorn
102
Lu neville von den kaiserlichen Bevollmchtigten auch im Namen des deutschen Reiches unterzeichnet. Gem diesem Frieden mute das deutsche Gebiet auf dem linken Rhein-ufer an Frankreich abgetreten werden; den deutschen Fürsten sollte ihr Verlust durch Reichsstdte und durch Skulari-sation der Frstbistmer, Stifter, Klster u. s. w. ersetzt werden. Bayerns Kurfürst Max Iv schlo, um voller Entschdigung gewi zu sein, am 24. August 1801 zu Paris mit Frankreich einen besonderen Frieden und rief, als fter-reich seine Grenze bis an das rechte User der Isar vorzurcken suchte, die Hilfe des Kaisers Alexander von Rußland an.
Am 18. August 1802 lie Rußland mit Frankreich im Einverstndnisse mit sterreich einen durch den franzsischen Minister Tallayrand und dem russischen Kanzler Kurakin aus-gearbeiteten Plan der die Entschdigung der deutschen Fürsten und der die knftige Gestaltung Dentschlauds vorlegen. Dieser wurde einem Ausschusse von acht Reichs-stnden, Reichsdeputation, berwiesen. Nach vielen Unter-Handlungen erschien am 23. November 1802 das Endresultat der Ausschuberatungen in einem Hauptentschdigung s-plane. Den Inhalt desselhen nahm der deutsche Reichs-tag zu Regensburg unter dem Namen Reichsdepn-tations 'Hauptschlu" am 25. Februar 1803 an. In betreff Bayerns war in diesem Aktenstcke bestimmt: der Kurfürst Max Iv von Pfalzbayern erhlt die Hochstifter Wrzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht die Reichs-stadt), Freising, einen Teil von Eichsttt und Passau. 13 Reichsabteien, 15 Reichsstdte, die Stadt Mhl-dorf am Inn und 2 Reich sdrfer. Die M an ns kl fter im ganzen deutschen Reiche sollten den Landesfrsten zur Verfgung stehen; die Frauenklster, welche Klausur haben, sollten im Einverstndnisse mit dem Dicesanbischofe skularisiert werden.
Die Skularisation im Jahre 1803.
In Bayern war man schon im Jahre 1802 zur Aufhebung der Mendikanten- (Bettel-) Klster geschritten. Als im Jahre 1808 smtliche deutschen Fürsten, welche
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Extrahierte Personennamen: Max_Iv Max August Alexander_von_Rußland Alexander August Max_Iv_von_Pfalzbayern Max
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Bayerns Paris Frankreich Frankreich Bayerns Bamberg Augsburg Freising Bayern
A. Das Hauptland.
u
Spessart Unter fränkische Platte Steigerwald
boom Zoo-350m Sooin
,^1tjmnin7t(Ttmmtnt!Mlilmtitif^^
Main flom Main1*fom Main/70m Main200m Rejnit%2//ß?n
Flg. 32.
(yuerdurchschnitt durch Unterfranken. Wagrechter Maßstab J. : l, 000 ooo; fünffach überhöbt.
aller Art. Ia, in dem sonnigen, geschützten Tal gedeiht auch guter, zum Teil
sogar vortrefflicher Wein. Ist es doch hier so warm wie in keinem anderen Gebiet
des Hauptlandes.
Auch lebhafter Verkehr folgt naturgemäß dem M a i n t a l. Oer ein-
gedämmte Zluß bietet bei seinem langsamen Laufe auch stromaufwärts der Schiff-
fahrt keinen zu großen widerstand. Bis Bamberg ist auf ihm, bezw der Rednitz
die Rettenschiffahrt eingerichtet. (S. S. 69.) Besonders aber ist der §luß von
flößen belebt. Eisenbahnen begleiten ihn auf große Strecken, schneiden aber
auch seine Krümmungen ab.
Daß das fruchtbare, verkehrsreiche Tal dicht besiedelt i st, ergibt
sich von selbst. Eine ganze Rette kleinerer und größerer Städte
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Extrahierte Personennamen: Steigerwald
Extrahierte Ortsnamen: Main Main1*fom_Main/70m_Main200m Bamberg
Gestalt und Größe der Lrde. 95
kugelförmige Gestalt haben müsse. Ein augenfälliger Grund für diese
Anschauung ist folgender: Aufjeder sehr großen Wasserfläche, sei es, wo es sei,
macht man die Wahrnehmung, daß beim herannahen eines Schiffes zuerst die
Mastspitzen oder die Rauchwolken sichtbar sind und dann erst allmählich
(nicht ruckweise!) die übrigen Teile des Schiffes- umgekehrt entzieht sich ein fort-
fahrendes Schiff zuerst mit den unteren Teilen den Blicken und dann erst nach und
nach mit den oberen. Diese Erscheinungen können aber nur eintreten, wenn die
Wasserflächen gleichmäßig gekrümmt sind. Nun sind nicht weniger als % der
Erdoberfläche mit Wasser bedeckt. Also ist wohl anzunehmen, daß auch das vierte
Viertel, die Landoberfläche, im allgemeinen in gleicher Weise gekrümmt ist.
Durch Messungen und sonstige Beobachtungen hat man dies tatsächlich einwandfrei
festgestellt. Ein Körper aber, der überall gleichmäßig gekrümmt ist, ist eine Kugel-
also i st a u ch die Erde eine Rugel.
Seaunji________
Ag. 39.
Das herankommende Schiff ist noch nicht sichtbar, 2. der Hauch, 5. der obere Teil des
Schiffes, [4. das ganze Schiff ist sichtbar.
Nach langen Bemühungen ist es auch gelungen, die Größe der Erde zu
berechnen: ihr Durchmesser ist ungefähr 12700 km (also etwa loomal
so groß als die Strecken München-Königssee, München-Ulm, Augsburg-Lindau,
Kugsburg-Straubing, Regensburg-Rosenheim, Negensburg-Vamberg, Bamberg-
Aschaffenburg, Nürnberg-Augsburg, Nürnberg-Hof, Bayreuth-Ingolstadt, Würz-
burg-Neustadt a. h. usw.).
Oer größte Umfang der Erde = 40 000 km (also 100 mal so groß als
vom Watzmann bis zur Rhön).
Die Oberfläche dererde — 510 000 000 qkm (fast 7000 mal so groß
wie Bauern).
2. Ortsbestimmung auf der Erdoberfläche.
In der Erdkunde ist es wichtig, die Lage eines Punktes genau feststellen zu
können. Nun vermögen wir allerdings die Lage eines Punktes zu irgend
einem andern Punkte anzugeben. Wir können z. L. sagen: Bayreuth liegt
200 km nördlich von München. Es ist aber sehr erwünscht, die Lage eines Drtes
nach ein für allemal genau bestimmten Linien feststellen zu können (ähnlich, wie
wir auch die höhen läge nach dem Meeresspiegel bemessen).
Wie ist dies nun möglich? Die Erde ist eine Kugel! Auf einer Kugel gibt
es aber keinen Anfang und kein Ende, nach denen wir uns etwa richten könnten!
Man ist nun auf folgenden glücklichen Ausweg gekommen, auf den uns sozusagen
der Himmel selbst gewiesen hat: Nach unseren Himmelsbeobachtungen haben wir
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, 20 Das Deutsche Reich.
und zun: Lebensunterhalte der Menschen verbraucht. Tank dem riesigen Umsatz dieser
Massengüter ist Tuisburg-Ruhrvrt nicht bloß der wichtigste Hafenplatz des Ruhrgebiets
sondern überhaupt der größte Binnenland- und Flußhafen des ganzen Kon-
tinents geworden^).
Auch Düsseldorf nimmt teilweise noch an dieser Art des Verkehrs teil; sein Hinter-
land bilden die betriebsamen Landschaften des Wuppertales. Köln zeichnet sich vor allem
durch die Vielseitigkeit seiues Verkehrs und des Umsatzes eigener Erzeugnisse wie fremder
Produkte aus und sein Hafen ist der Endpunkt der Rhein-Seeschiffahrt; denn von hier aus
gehen Tampfer bereits direkt nach London, Bremen, Hamburg, Lübeck, Tanzig und Königs-
berg. Mainz und Frankfurt a. M. weisen verwandte Züge mit Köln hinsichtlich ihres
Hafenlebens und dessen Besonderheiten auf, iu Mannheim-Ludwigshafen endlich
erreicht die regelmäßige Großschiffahrt des Rheins ihr Ende und hier geschieht das Um-
laden aus den Schiffen in die Eisenbahnen, die von hier aus uach ganz Süddeutschland
und der Nordschweiz auseinanderstrahlen.
Um sich eine Vorstellung von der Flotte, die auf dem Rhein verkehrt, zu machen, sei
erwähnt, daß das neueste Rheinschiffregister allein 1272 Personen-, Schlepp- und Fracht-
dampfer und 9262 Schleppkähne und Segelschiffe aufweist, ungezählt die zahlreichen Motor-
boote, Nachen, Flöße und holländischen und belgischen Kanalboote, die den Fluß im Unter-
lause beleben. Tie prächtigen, mit aller Bequemlichkeit der Neuzeit ausgestatteten Salon-
dampfer der Köln-Tüsseldorfer Gesellschaft erregen billig das Erstaunen und die Freude aller
Reisenden und sie geben neben den großen Schleppzügen dem ganzen Flußbilde einen eigen-
artigen Zug. Welche Bewegung dieser Verkehr hat, erhellt aus den Aufschreibungen z. B. ans
der Kölner Schiffbrücke. Es passierten diese schon im Jahre 1906 fast 4000 Personendampfer,
über 17 000 Schleppdampfer und über 33 000 Schleppkähne, 3600 Güterdampfer, 950 zu
Tal treibende Schiffe und 290 Flöße. Nicht mitgerechnet sind dabei jene Fahrzeuge, meist
kleine Tampsfchiffe und Benzinboote, die den örtlichen Bedürfnissen dienen und die Be-
förderung von Menschen und Gütern von den großen Rheinuferstädten zu den Vororten
übernehmen.
Alle die vorausgegangenen Ausführungen behandeln nur die Wasserstraße des
Rheins. Bedeutsamer noch erscheint die Stellung des Stroms im Handels- und Verkehrs-
leben Teutschlands und Westeuropas, wenn sein Talgebiet auch als Wegweiser des
Landverkehrs ins Auge gefaßt wird; iu diesem Sinne erscheint sein Talweg als eine
Weltstraße ohnegleichen. Er weist den Weg von England, Belgien und Holland nach
Genua und Brindisi und weiterhin nach Afrika, Asien und Australien und die Hauptver-
kehrsorte am Rhein sind zugleich Eisenbahnmittelpunkte ersten Ranges in Deutschland.
Was dies sagen will, erhellt aus der Tatsache, daß an den beiden Rheinufern täglich während
des Sommers an 400 Züge auf- und abwärts vor dem erstaunten Auge des Beschauers
vorüberrollen.
Tie Pläne zur Nutzbarmachung des Stromes für Handel und Verkehr sind indes noch
lange nicht an einem festen Zielpunkte angelangt, sondern sie schweifen weiter und ziehen
neue große Schöpfungen in den Kreis der Erwägungen und Vorarbeit.
i) Die wichtigsten Binnenhäfen des Reiches sind folgende:
Beförderte
Güter 1910
Duisburg—ruhrort....... 2072 Mill. t
.Hamburg.........123/5 „ „
Berlin mit Charlottenburg .... 872 „ „
Mannheim..........44/5 „ „
Ludwigshafen a. Rh.......2v2 „ „
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Extrahierte Personennamen: Rheinufern
Extrahierte Ortsnamen: Rhein-Seeschiffahrt London Bremen Hamburg Mainz Frankfurt Rheins Rhein Rheins Westeuropas England Belgien Holland Genua Brindisi Afrika Asien Rhein Deutschland Berlin Charlottenburg Mannheim Ludwigshafen
46
Das Deutsche Reich.
Durchschnitt durch die „Amerika" der Hamburg-Amerika-Linie.
Unser Bild gibt eine Anschauung von der gewaltigen Grüße eines modernen Dampfers, die aber noch lange nicht
an die des „Imperator" heranreicht. Wir sehen, wie über dem Maschinenraum noch 9 Stockwerke den verichie-
denslen Zwecken dienen.
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Der Riesendampfer „Imperator" der Hamburg-Amerika-Linie (s. S. 45),
der im Jahre 1913 seine erste Fahrt angetreten hat, überragt bei weitem alle bisher das Weltmeer durchfurchen-
den Schiffe an Größe und Eleganz; unser Bild stellt ihn neben der „Deutschland", einem der größten bisherigen
Dampfer der Gesellschaft, dar. Er hat einen Tonnengehalt von 50000 t, eine Länge von fast 280 in, eine Breite
von nahezu 30 m und einen Tiefgang von fast 15 in. In seinem Innern befinden sich neben den vornehmsten
Unterkunftsräumen auch ein Schwimmbad, eine Reitbahn usw.
Linienschiff „Deutschland".
Mehr und mehr erwirbt sich auch die deutsche Kriegsflotte eine achtunggebietende Stellung unter den übrigen
Marinen durch den Bau von Großkampfschiffen.
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Einzelgebiete.
51
B. Einzelgebiete.
I. Die deutschen Meere und ihre Küsten.
Ztte Mordsee und ihre Küste.
Natur. Die Nordsee hat den Charakter einer Flach fee; dazu ist sie gefähr-
lich durch Sandbänke, starke Fluten und heftige Stürme. Sturmfluten haben an
der durchweg flachen und daher den Wogen des Meeres leicht zugänglichen Küste
schon große Verheerungen angerichtet. So ist die ganze vorliegende Reihe der
Ost- und Nordfriesischen Inseln der Rest des ehemaligen Dünensaums des
Festlandes. Der Zugang zur Küste wird infolge der Untiefen und Sandbänke nur
durch zahlreiche Seezeichen (Tonnen, Baken, Leuchttürme, Leuchtschiffe usw.) er-
möglicht. Die Gefahren der Nordsee wurden aber zu einer ausgezeichneten Schule
der deutschen Seevölker, der Sachsen und Friesen, die das ganze Mittelalter
hindurch das „Deutsche Meer", wie die Nordsee allgemein hieß, beherrschten.
Ihre zähe Ausdauer wußte selbst in den Zeiten völligen Zerfalls der Reichsmacht
die fast ungestörte Blüte der beiden Hansestädte Bremen und Hamburg zu erhalten.
Verkehrsbedeutung. Ihre Hauptbedeutung für Deutschland hat die Nordsee
trotz aller Gefahren, die auf ihr drohen, und trotz ihres ungünstigen Küstencharakters
als Verkehrsstraße. Durch seine Lage an der Nordsee gehört das Reich zu den
atlantischen Mächten wie England, Frankreich, Holland und andere Staaten
und in eben diesem Umstände liegt eine der Hauptursachen seiner wirtschaftlichen
Machtentwicklung in der Gegenwart. Durch die Nordsee hat es den Zugang zum
völkerverbindenden Ozean, wo der wirtschaftliche und oft auch der politische Wett-
kämpf der Nationen ausgefochten wird. Deutschland ist aber in der Hauptsache
Nordseeland. Seine Hauptflüsse Rhein und Elbe, dann die Weser greifen tief ins
Binnenland ein, verknüpfen den größten Teil des Reiches aufs innigste mit der
Nordsee und tragen so ozeanische Natur bis in das Herz des Reiches. Der „Zug
zum Meere" ist durch die Abdachung der deutschen Flüsse nach Norden schon in
der Natur des Landes begründet. Noch andere Vorzüge hat Deutschlands Lage
an der Nordsee. Zu den Gest adeländern der Nordsee zählen die ersten Handels-
und Industriegebiete des Erdteils: Holland, Belgien, Frankreich, England. Weite
Meeresbuchten (wie Dollart- und Jadebusen) und die breiten Mün-
düngen der Ströme ersetzen den Mangel einer guten Küste; die Fluß-
Mündungen, diese natürlichen Tore des Verkehrs, öffnen sich starken Gezeiten
und werden dadurch bis tief ins Binnenland hinein für die größten Handelsschiffe
zugänglich. Endlich ist die Nordsee dank den Einwirkungen des Golfstroms den
Winter hindurch eisfrei und gestattet so die ununterbrochene Verbindung mit den
übrigen Gestadeländern und dem Weltmeere. Die Nordsee ist unser Weg zu den
überseeischen Ländern, hieher gehen neben unseren wichtigsten schiffbaren Strömen
auch bedeutsame Schienenwege und hier sind darum unsere größten Seehandels-
Plätze erwachsen. Immer mehr richtet sich daher der Blick des deutschen Volkes
auf seine Küsten, deren Wert kaum zu überschätzen ist. Die Nordsee, ein Rand-
meer, ist Deutschlands wichtigster Wasserweg. Der Nordsee gehört der wich-
tigste Teil der deutschen .Mste an: die Elbemündung samt der Pforte des
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Extrahierte Ortsnamen: Leuchttürme Leuchtschiffe Sachsen Bremen Hamburg Deutschland Nordsee England Frankreich Holland Nordsee Deutschland Nordseeland Rhein Nordsee Deutschlands Nordsee Nordsee Holland Belgien Frankreich England Nordsee Deutschlands Nordsee