Oberbayern unter Rudolf li, dem Stammler. 131
gehe, faßte er gegen diese heftige Abneigung itub verlobte sich
(19. Mai 1294) mit Mathilde, der dritten Tochter des Königs
Adolf von Nassau. Die Vermählung erfolgte zu Nürnberg
(2. September 1294).
Im Frühjahre 1295 ward Herzog Rudolf von dem Bi-
schöfe und den Bürgern Augsburgs befehdet, weil er nicht
darauf einging, die Festungswerke zu Kaltenberg und Fried-
berg, die Ludwig der Strenge errichtet, zu beseitigen. Die
herzogliche Veste Kaltenberg wurde durch die Augsburger,
das augsburgische Mergentau (beifriedberg) durch diebayern
zerstört. Ein Vertrag zu Lechfeld (4. Oktober 1295) sollte der
Fehde ein Ende machen, aber der Bischof und die Bürger
Augsburgs bündeten sich (15. Juni 1296) auf's neue und
verbrannten (1297) das Schloß Päl, welches Rudolfs Partei-
gängern, den Brüdern Engelschalk und Konrad von Wil-
de nro de, gehörte. Rudolf, dem Stephan I von Nieder-
bayern zu Hilfe kam, schloß nach mehrfachen Verwüstungen,
die er auf dem Gebiete seiner Gegne? angerichtet, zu München
(8. Mai 1297) einen vortheilhaften Frieden. Auch legte er,
von den Augsburgern unterstützt, die blutige Fehde bei, die
ob der Einäscherung Päls zwischen beit Rittern von Wilden-
rode und Haldenberg einerseits und den Edlen von Rohrbeck
anderseits entstanden war*).
Rudolf ließ es sich angelegen sein, seinen Schwiegervater,
den König Adolf, in der Behauptung seiner Würde zu unter-
stützen; allein Alb recht von Habs bürg, der diese Würde an-
strebte, brachte es bei einer Zusammenkunft der deutschen Fürsten
in Prag (Juni 1297) dahin, daß diese über die Entsetzung
Adolfs und die Erhebung Albrechts von Haböburg schlüssig
wurden. Als deshalb im Frühjahre 1298 zwischen Adolf von
Nassau und Al brecht von Oesterreich ein Krieg ausbrach,
zogrudols von Oberbayern und mit ihm die niederbayerischen
*) Engelschalk von Wildenrode und sein Vetter Konrad von
Haldenberg waren der Meinung, daß Pal von den Edlen von Rohrbeck
verbrannt worden sei, und erstachen deshalb zu Augsburg den Wein har d
von Rohrbeck; Konrad von Wildenrode, der Bruder Engel schal ts
von Wildenrode, war an diesem Morde nicht betheiligt.
9*
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Stammler Mathilde Adolf Rudolf Rudolf Ludwig Rudolfs Konrad_von_Wil- Konrad Rudolf Rudolf Stephan_I_von_Nieder- Rudolf Rudolf König_Adolf Adolf Adolfs Albrechts_von_Haböburg Albrechts Adolf Konrad_von
Haldenberg Konrad Konrad_von_Wildenrode Konrad
236
Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
238
Bayern unter Maximilian I.
lipp sich zum Protektor des katholischen Bundes erklärte und
einen monatlichen Beitrag von 45,000 Gulden zusagte. An den
Papst ward eine feierliche Gesandtschaft von Seite der drei
Kurfürsten abgeordnet; auch Maximilian sandte einen
Agenten nach Rom. Leider war der päpstliche Schatz erschöpft,
doch ließ sich Paul V (1605 —1621) endlich zu dem Versprechen
herbei, monatlich 8000 Gulden in die Bundeskasse zu zahlen.
Die Verträge von München und Mainz enthielten nur
die Grundlage des Bundes, seine Organisation sollte nachträglich
geschehen. Nach Ueberwindung vieler Bedenken, die der furcht-
same Erzbischof von Mainz vorbrachte, kam am 8. Februar
1610 der erste allgemeine Bundestag zu Würzburg zu Stande,
auf welchem die nöthige Organisation des Bundes, besonders der
Geldpunkt festgesetzt wurde. Und so war denn nicht ohne viele
Kämpfe und Unannehmlichkeiten für den Stifter des großen Werkes
im Ganzen der Zweck erreicht: eine Vereinigung der katho-
lischen Streitkräste gegen den drohenden Uebermuth
der Union.
Beinahe wäre schon beim Aussterben des Hauses Jülich*)
(25. März 1609) ein Zusammenstoß des katholischen Bun-
des mit der Union erfolgt, indem für die Länder jenes Hauses
(Jülich, Berg, Cleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein) mehrere
Prätendenten auftraten, das Haus Sachsen wegen einer von dem
Kurfürsten Johann Friedrich I von Sachsen mit dem Hause
Jülich geschlossenen Erbverbrüderung, der Kaiser Rudolf aus
religiösen Interessen, der Kurfürst Johann Sigmund von
*) Johann Iii, Herzog zu Cleve und Graf von der Mark, verm. nut
Maria, Erbin von Jiilich, Berg und Ravensberg.
Wilhelm, Herzog Sibylla, verm, mil Anna, verm, mil
p 1592. dem Kurfursten Joh. Heinrich Viii von
Friedr. I v. Sachsen, 4 1554. England, 4 1557.
Johann Wilhelm, Herzog, 4 25. März 1609. Marie Eleonore, verm, mit dem Herzog Albert Friedrich von Preußen, 4 1608. Anna, verm, mit Philipp Ludwig, Pfalzgraf zu Neuburg, 4 1632.
Anna, verm, mil Johann Sigmund v. Brandenburg. Wolfgang, Pfalz graf zu Neuburg.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Cleve Johann_Friedrich_I_von_Sachsen Johann Friedrich Rudolf Rudolf Johann_Sigmund_von
*)_Johann_Iii Johann Johann Maria Maria Wilhelm Sibylla Anna Heinrich_Viii_von
Friedr Heinrich Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Marie_Eleonore Albert_Friedrich_von_Preußen Friedrich Philipp_Ludwig Philipp Ludwig Johann_Sigmund Johann
Extrahierte Ortsnamen: Rom Mainz Mainz Ravensberg Haus_Sachsen Ravensberg Sachsen England Neuburg Brandenburg Neuburg
239
Bayern unter Maximilian I.
Bran denburg, weil er mit der Tochter der ältesten, aber bereits
gestorbenen Schwester des verlebten Herzogs von Jülich verhei-
rathet war, und Pfalzgraf Ludwig Philipp von Neuburg,
weil er mit der nächstältesten, aber noch am Leben besindlicheu
Schwester desselben Herzogs vermählt war. Doch wurde die
Spannung noch beseitigt, weil der Kurfürst Johann Sigmund
von Brandenburg und der Herzog Ludwig Philipp von
Pfalz-Neuburg dem vom Kaiser ausgesprochenen Entschlüße
gegenüber, die ganze Erbschaft bis zur Ermittlung des rechtmäßigen
Erben mit Beschlag zu belegen, sich ausglichen und einstweilen
von der Jülich'schen Erbschaft gemeinsam Besitz ergriffen. Des
Letzter» Sohn, Wolf gang, trat, um des Beistandes Maximi-
lians von Bayern im Jülich'schen Erbstreite sicher zu sein, im Jahre
1612 zur katholischen Kirche zurück, heirathete am 10. November
1613 Maximilians Schwester, Magdalena, und wendete auch
seine Unterthanen wieder der alten Kirche zu. (Der Streit en-
dete definitiv erst im Jahre 1666 mit einem Vergleiche, wonach
der Brandenburger und der Pfalz-Neuburger sich in die
Länder theilten: Cleve, die Grafschaft Mark, Ravensberg
und Ravenstein kamen an Brandenburg, die Güter Jülich
und Berg fielen an Pfalz - Neu bürg.
So groß Maximilians Verdienst um die Entstehung des
katholischen Bundes war, so sah er sich doch wegen der ihm
gewordenen Stellung als Bundes-Oberster von vielen Seiten,
namentlich von den auf ihn eifersüchtigen Habsburgern, fort-
während angefeindet und das Gedeihen seines Werkes durch Hin-
dernisse aller Art gehemmt. Daher legte er 1615 sein Direkto-
rium nieder und loste 1617 die Verbindung völlig auf, schloß
aber gleichzeitig mit den kirchlichen Oberen von Bamberg,
Würzburg und Ellwangen ein geheimes Bündniß. Aber
die vielseitige Bedrängniß der Katholiken Deutschlands führte am
26. Januar 1619 zur Erneuerung des Bundes, der von da an
die „Liga" genannt und zwei Direktoren untergeordnet wurde,
dem Erzbischöfe von Mainz für den Rhein, und dem Her-
zoge Maximilan I von Bayern für die oberen Bundes-
länder; doch blieb Letzterer beim Verlaufe des inzwischen
ausgebrochcnen Krieges, der Deutschland dreißig Jahre lang
(1618— 1648) verwüstete, die Seele der katholischen Con-
söderation.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Ludwig_Philipp_von_Neuburg Ludwig Philipp Johann_Sigmund
von_Brandenburg Johann Ludwig_Philipp_von
Pfalz-Neuburg Ludwig Philipp Maximilians Maximilians
ms.
406 Kurze Geschichte der Nheinpfalz.
und so den 1609 ausgebrochenen Jülich'schen Erbfolgestreit beilegen
sollen. Allein eine Maulschelle, die der vom Wein erhitzte Kurfürst Johann
Sigmund über Tisch seinem künftigen Schwiegersöhne gab, fügte dieß an-
ders: Wolfgang Wilhelm trat 1612 im Geheimen zur katholischen
Kirche über und warb um die Hand Magdalena's, der jüngsten Tochter
des Herzogs Wilhelm V von Bayern, um der Hilfe dieses Hauses in dem
Jülich'schen Erbfolgestreite sicher zu sein. Nachdem die Ehe am 10. (11.?)
November 1613 geschlossen worden war, bekannte sich Wolfgang Wilhelm
am 15. Mai 1614 zu Düsseldorf öffentlich zur katholischen Kirche und
wendete auch seine Unterthanen (1615—1622) der alten Kirche wieder zu.
Das von seinem Großvater Wolfgang 1559 zu Lauingen gestiftete lu-
therische Gymnasium verlegte er 1616 nach Neuburg, entfernte alle bis-
herigen Lehrer und vertraute den Unterricht Jesuiten an, für die er 1617
ein Collegium gründete. Nach dem Rathe der Jesuiten stiftete er aus den
Gütern des ehemaligen Klosters Bergen in Neuburg ein Knabenseminar
und starb 1653 zu Düsseldorf, das er 1631 zur Residenz erhoben hatte.
Ihm folgte sein Sohn
§ 30. Philipp Wilhelm (1653 — 1690). Dieser verglich sich mit
dem Hause Brandenburg wegen der Jülich'schen Erbschaft und erhielt
davon Jülich, Berg und Ravenstein; alles Uebrige (Cleve, Mark und
Ravensberg) fiel an den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Branden-
burg (1666). Als mit dem Kurfürsten Karl die Linie Pfalz-Simmern
zu Simmern im Jahre 1685 ausstarb, zog Philipp Wilhelm als
Sprosse der nunmehr ältesten Linie des rndolfisch-wittelsbachischen Hauses
die Kurpfalz mit der Kurwürde an sich, gerieth aber darüber mit Leopold
Ludwig von Pfalz-Veldenz, welcher einer jüngeren Linie des rudolsisch-
wittelsbachischen Hauses angehörte, in Streit, indem dieser nach dem Gesetze
der damals im deutschen Staatsrechte nicht mehr als giltig angenommenen
Gradualsuecession (er stand zu dem Pfalzgrafen Steph an von Pfalz-
Simmern, dem gemeinschaftlichen Stammvater der Linien Pfalz-Simmern
zu Simmern, P f a l z - S i m m e r u - Z w e i b r ü ck e n zu Zweibrücken und
Pfalz-Simmern-Zweibrücken zu Veldenz um einen Grad näher als
Philipp Wilhelm) ebenfalls Ansprüche erhob. Gleichzeitig begehrte auch der
König Ludwig Xiv von Frankreich für seinen Bruder Philipp von
Orleans, der seit 1671 mit Elisabeth Charlotte, der ältesten Schwester
des Erblassers verheirathet war, einen Theil der Kurpfalz (das Allodium
des verstorbenen Kurfürsten Karl) und griff, als ihm nicht willfahren wurde,
zu denwaffen. Der unter dem Namen „pfälzischer Successionskrieg"
geführte Kampf endete mit dem Friedcnscongreß zu Ryswick (1697), dem
zufolge an Frankreich wegen der vorgeblichen Ansprüche an das Allodium eine
Schadloshaltungssumme von 300,000 Scudi bezahlt werden mußte (siehe oben
Seite 275, 276 und 277). Kurfürst Philipp Wilhelm erlebte hie Bei-
_ legiutg des Kampfes nicht. Er starb als Flüchtling zu Wien bei seinem
*1 Schwiegersöhne, dem Kaiser Leopold I, am 2. September 1690. Ihm
folgte sein Sohn
8 31. Johann Wilhelm (1690—1716). Dieser gerieth beim Aussterben
der Linie Pfalz-Simmern-Zweibrücken zu Veldenz (1694) mit den
Linien Pfalz-Simmern-Zweibrücken zu Sulzbach und Pfalz-
Simmern-Zweibrücken zu Birkenfeld in Erbschastsstreit, der erst unter
der Regierung seines Bruders und Nachfolgers, Karl Philipp, im Jahre
1733 mit einem Vergleich ausging, der die Kurpfalz in den Besitz von
Veldenz und Laut er ecken brachte. In seinem Eifer für die Erhaltung
der katholischen Confession verfuhr er hart gegen die Protestanten und
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Johann
Sigmund Johann Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Wilhelm Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Philipp_Wilhelm Philipp Wilhelm Cleve Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl Karl Philipp_Wilhelm Philipp Wilhelm Leopold
Ludwig_von_Pfalz-Veldenz Leopold Ludwig Philipp_Wilhelm Philipp Wilhelm Ludwig_Xiv_von_Frankreich Ludwig Philipp_von
Orleans Philipp Elisabeth_Charlotte Karl) Karl Philipp_Wilhelm Philipp Wilhelm Leopold_I Leopold Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Birkenfeld Karl_Philipp Karl Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Lauingen Neuburg Neuburg Frankreich Sulzbach
475
Beilagen zum fünften Zeitraum.
1589 bestätigt. Die Wittelsbacher in der Pfalz, welche mn den ganzen
Vertrag und die kaiserliche Bestätigung nichts wußten, und die Reichs-
stände wurden dabei ganz umgangen. Um jedoch den Verdacht zu ver-
meiden, als hätten die Habsburger bei der Confirmation dieses Vertrages
aus Sonderinteressen die wittelsbachische Linie der Rheinpfalz von der Suc-
cession in Bayern ausschließen wollen, so fügte Rudolf in der Bestätigung
die Clausel bei: „unbeschadet der Rechte eines Dritten". Die wahre Absicht
der Habsburger trat in nächster Zukunft hervor. Als die Ehe des Kurfürsten
Maximilian I mit der lothringischen Prinzessin Elisabeth kinderlos
blieb, glaubte Kaiser Ferdinand Ii, daß der Stamm der bayerischen
Wittelsbacher schon nüt Maximilian erlöschen würde, und erhob am 25.
April 1602 die Söhne Ferdinands in den Grafen stand, wiewohl die
Kurpfalz dagegen protestirte.
85. Das frühe Aussterben der Grafen von Wartenberg war für
Bayern ein wichtiges Ereigniß. Denn da vierzig Jahre später mit dem
Kurfürsten Maximilian Iii die wilhelmische Linie erlosch, hätten jene
nach dem Vertrage von 1588 ihre Ansprüche auf die Thronfolge gellend
gemacht. Die Wittelöbacher in der Rheinpfalz würden ebenfalls ihre
Rechte in Kurbayern behauptet haben. Die Folge hievon wäre eine Zer-
stücklung Bayerns gewesen. Rach den über diesen Gegenstand in den West-
phä ler Fried eusschluß aufgenommenen Bestiminungen hätten die Fer-
dinandiner in Ober- und Niederbayern unter dem Titel: „Herzöge
von Bayern" succedirt, während die Kurwürde und die Oberpsalz
an die Rheinpfalz gefallen wäre.
86. Die zum Hochstiste Frey sing gehörige Schwaige Schleißheim
kaufte Herzog Wilhelm Y im Jahre 1599 von Konrad Hintermair
um 5000 Gulden. Hier erbaute er sich acht Klausen: U. L. Frau, St.
Corbinian, St.jakob, St-Renatus zur Erinnerung an seine Gemahlin
aus dem sogenannten Klösterl, St. Ignatius in der Nähe des Kalvarien-
berges, St. Franziskus und St. Margareth, bei St. Wilhelm;
bei der letzten als dem Hauptorte stand die Kapelle, bei welcher ein Hoskaplan
angestellt war. Um ungestört seinen Andachtsübungen obliegen zu können,
bewohnte er ein Schlößchen, welches er mit Hofmarköfreiheilen versah und
für welches er einen Verwalter und Schwaigschreiber anstellte. Die
verschiedenen Klausen räumte er solchen ein, welche gleich ihm ein Verlangen
nach einem einsamen und stillen Leben hatten.
87. Johann Werner Tz er kl as Freiherr von Tilly, Sohn eines
kaiserlichen Kriegsratheö, geboren 1559 auf einem Landgnte bei Lüttich,
wählte in einem Alter von 14 Jahren die Kriegslaufbahn und erlernte das
Waffenhandwerk unter dem großen Kriegsmcister Alba in der spanischen
Schule, der besten der damaligen Zeit. Seine ersten glänzenden Kriegsthaten
verrichtete er als kaiserlicher Oberst im Kampfe wider die ungarischen Miß-
vergnügten (1602—1606) an der Spitze eines auf seine Kosten geworbenen
Wallonen-Regiments. Rach Beendigung dieses Krieges trat Tilly als
Generallientenant in den Dienst des Herzogs Maximilian I. von Bayern.
In der Pfarrkirche zu Altötting ist sein Grab. Dort ruht, wie eine kurze
Inschrift sagt, der Sieger in sechsunddreißig Schlachten: gui post tot ulti-
mum oxpoetut tulmm.
88. Khlefel war der Sohn eines Bäckers zu Wien, lutherischer Reli-
gion, gcboren^1553. Im 16. Jahre seines Lebens ging er ans Zureden
des Jesuiten Scherer zur katholischen Religion über 'und studirte im Con-
victe der Jesuiten zu Wien Philosophie und Theologie, ging daun nach
Ingolstadt und wurde daselbst zum Doktor der Philosophie promovirt und
am 30. August 1579 in Wien zum Priester geweiht. Im nämlichen Jahre
noch ernannte ihn der Bischof von Pass au zu seinem Offizial im
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Maximilian_I Maximilian Elisabeth Ferdinand_Ii Ferdinand Maximilian Maximilian Ferdinands Maximilian_Iii Maximilian Frey Wilhelm Konrad_Hintermair Konrad Corbinian Ignatius Margareth Wilhelm Johann_Werner_Tz Johann Tilly Tilly Maximilian_I._von_Bayern Maximilian_I. Scherer August
Extrahierte Ortsnamen: Rheinpfalz Bayern Söhne_Ferdinands Wartenberg Rheinpfalz Bayerns Niederbayern Rheinpfalz Schleißheim Klausen Klausen Wien Ingolstadt Wien
476
Beilagen zum fünften Zeitraum.
Lande unter der Enns, und der Erzherzog Ernst zum Do in Propst von
St. Stephan in Wien und zum Kanzler der Universität daselbst. Khlesel
war damals erst 26 Jahre alt. Die Jesuiten hatten diesen mit außer-
ordentlichen Talenten und brennendem Eiser für den Katholizismus begabten
Mann ausersehen, das lutherische Oesterreich wieder katholisch zu machen.
Im Jahre 1588 wurde er vom Kaiser Rudolf Ii zum Administrator
des Bisthums Neustadt ernannt. Die Bürger dieser Stadt, fast alle
lutherisch, wurden auf seinen Antrag vom Kaiser zur Rückkehr zum Katholi-
zismus oder zur Auswanderung gezwungen. Im Jahre 1591 wurde er
auch Rektor der Universität Wien. Ein den Professoren gebotener Eid aus
Haltung des Tridentinums machte fast alle katholisch. Herzog Wilhelm V.
von Bayern hatte diesen Rath gegeben. Dieser und seine Schwester
Maria, Gemahlin des Erzherzogs Karl von Steyermark, hatten auf An-
suchen Khlesels eine große Anzahl Jesuiten nach Grätz gebracht, wo sie
bald die Oberhand gewannen. Im Jahre 1598 ward Khlesel vom Kaiser-
Rudolf Ii zum Bischof von Wien ernannt, so daß er jetzt zwei Bis-
thümer beisammen hatte. Dazu war er noch Offizial (Generalvikar) im
Bisthum Passau, und nach dem Ableben des Bischofs Urban ('s 1598)
während der Minderjährigkeit des Erzherzogs Leopold, Sohnes des Erz-
herzogs Karl von Steyermark und seiner Gemahlin Maria, einer
Schwester des Herzogs Wilhelm V von Bayern, unbeschränkt regierender
Herr des ganzen Bisthums. In der Folge wurde er vom Papste zum
Kardinal, und vom Könige Matthias zum Minister ernannt. Er hatte
eine starke Partei gegen sich, die Beamten, den Erzherzog Ferdinand von
Steyermark und den Herzog Maximilian I von Bayern, welche
seinen Sturz herbeiführtcn.
89. Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, der dritte Sohn
einer wenig bemittelten, aber doch angesehenen böhmischen Adelsfamilie, war
auf dem seinem Vater gehörigen Gute Hermanic in Böhmen am 15. Sept.
1583 geboren, zeigte schon als Knabe einen feurigen hochstrebenden Geist
und machte seinen Erziehern durch seine unbändige Wildheit viel zu schaffeu.
Als er zwölf Jahre alt seinen Vater verloren hatte, nahm sich des Knaben
ein Oheim mütterlicherseits, Albrecht Slav at a, an und ließ ihn in einer
protestantischen Schule der böhmischen Brüder zu Koschumberg erziehen,
denn das Haus der Waldsteiue, wie das der Slavata bekannte sich zu dem
protestantischen Glauben. Einige Zeit später kam er in das adelige Eouvict
der Jesuiten zu Olmütz, wohin ihn ein anderer Oheim, Johann Kavea
von Ricam, empfohlen hatte. Waldstein trat hier zum katholischen Glauben
über, zeigte aber gegen den Unterricht in den Sprachen große Abneigung,
weshalb der Jesuit Pachta den Geist des jungen Menschen durch ander-
weitige Mittel zu bilden strebte. Rach seinem Austritte aus dem Convicte
ging er in Gesellschaft eines reichen jungen Edelmanns, Licek von Riefen-
burg, auf Reisen und besuchte das südliche und westliche Deutschland,
Holland und Italien. Als Hofmeister begleitete die beiden Herren ein
Freund des berühmten Keppler, Peter Verdungus, aus Franken gebürtig,
Mathematiker und Astrolog. Wahrscheinlich war es dieser Gelehrte, der in
die Seele Waldsteins Vorliebe für die geheime Wissenschaft der Sterne
legte. In Padua verweilten sie längere Zeit, um unter der Leitung des
berühmten Argoli, eines namhaften Himmelskundigen jener Zeit, in die Ge-
heimnisse der Cabbala und Astrologie einzudringen. Von da zurückgekehrt
erhielt er durch Empfehlung seines Vetters Adam von Wald st ein, Oberst-
stallmeisters bei Kaiser Rudolf, eine Stelle in dein gegen die Türken kämpfen-
den Heere und wurde wegen seiner Bravour bei der Belagerung von Gran
zum Hauptmann ernannt. Rach dem Friedensschlüsse (1606) heirathete er
die in Mähren sehr begüterte Wittwe, Lucretia Nik essin von Land eck,
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Ernst Stephan Rudolf_Ii Rudolf Wilhelm_V.
von_Bayern Wilhelm_V. Maria Maria Karl_von_Steyermark Karl Rudolf_Ii Rudolf Urban Leopold Leopold Karl_von_Steyermark Karl Maria Maria Wilhelm Matthias Ferdinand_von
Steyermark Ferdinand Maximilian_I_von_Bayern Maximilian Albrecht_Wenzel_Eusebius_von_Waldstein Albrecht Albrecht_Slav Albrecht Johann_Kavea
von_Ricam Johann Waldstein Pachta Peter_Verdungus Adam_von_Wald Rudolf Rudolf Lucretia_Nik
Extrahierte Ortsnamen: Wien Oesterreich Wien Bisthum_Passau Bayern Deutschland Holland Italien Padua Cabbala
477
Beilagen zum fünften Zeitraum.
die ihm nach ihrem Tode 1614 ein ansehnliches Vermögen hinterließ. In
dem Kriege des Erzherzogs Ferdinand gegen die Venetianer übte er sich
unter dem Kommando des erfahrenen Dampierre, spielte, da er 200 Dra-
goner ans eigene Kosten in's Feld gestellt und sechs Monate unterhalten
hatte, eine glänzende Rolle und erwarb sich die Gunst des Kaisers Matthias
in solchem Grade, daß er in den Grafenstand erhoben wurde. Nun ver-
heirathete er sich mit Jsabella Katharina von Harrach, einer Tochter
des kaiserlichen geheimen Rathes und Kämmerers Karl von Harrach.
Nach dem Ausbruche der böhmischen Revolution (16t9) erklärte tich Wallen-
stein auf's Entschiedenste für den Kaiser und leistete dem habsburgischen
Kaiserhanse viele und wichtige Dienste gegen seine Feinde. Im Jahre 1623
ward er vom Kaiser zum Fürsten, und ein Jahr später zum Herzog von
Friedland ernannt, welches damals seine größte Herrschaft war. Zugleich
erhielt er in den Schreiben, die der Kaiser an ihn erließ, die Titellatur
„Oheim", für welche Auszeichnung Ferdinand Ii ihm einen besondern
Gnadenbrief ansstellte.
90. Gottfried Heinrich Graf von Pappenheim war 1994 geboren
und stammte aus einem uralten schwäbischen Grafengeschlecht, das namentlich
unter den Hohenstaufen treu an dem Kaiser hielt. Gottfried Heinrich, von
den vielen Narben, die seinen Leib, namentlich sein Gesicht bedeckten, der
„Schrammhans" zugenannt, war aus der Treutling'schen Linie der
Pappenheim. Wegen seiner kaiserlichen Gesinnung war er mit Tilly, dem
Feldherrn der Liga und des bayerischen Kurfürsten Maximilian I, immer
gespannt, aber trotzdem ein feuriger Vertheidiger des Katholizismus. Sein
tapferes Kürassierregiment, die Pappenheimer, erwarb sich einen ausge-
dehnten Ruf. Seine Linie erlosch 1647 nnt seinem Sohne Wolfgang
Adam.
91. Herzog von Richelieu (Jean Armand du Plessis) war am
5. September 1585 auf Richelieu in Poitou geboren, ward 1622 Cardinal, kam
1624 in den Staatsrath und ward unter Ludwig Xiii von Frankreich
der wahre Regent des französischen Staates, den er im Sinne der Ver-
einigung aller öffentlichen Gewalt unter die Krone und der Beschränkung
der österreichisch-spanischen Macht gegen Außen leitete. Er starb am 4. De-
zember 1642.
92. Johann von Werth, der gewaltigste Haudegen seiner Zeit und
einer der wenigen wahrhaft deutschen, nicht im Solde des Auslandes streiten-
den Führer, war 1594 zu Weert in Brabant aus rittermäßigem Geschlechte
entsprossen, verlebte seine Jugend in Lüttchen, einem kurkölnischen Dorfe
in der Nähe von Neuß, stand längere Zeit in bayerischen, zuletzt in öster-
reichischen Diensten und starb 1652 in Böhmen an einem hitzigen Fieber.
93. Für die vaterländische Geschichte waren in dieser Zeit thätig:
Der Augsburger Patrizier Markus Welser, der eine bayerische Ge-
schichte in fünf Büchern herausgab;
der Jesuit Matthäus Räder, geboren 1551 in dem zu Freysing ge-
hörigen Jnniching in Tyrol, gestorben 1634 zu München; er schrieb' eine
Kirchen- und Klostergeschichte und Legenden (Bavaria sancta ac pia);
der Jesuit Brunner, der in Verbindung mit dem Kanzler Johann
Adlzreiter Jahrbücher der bayerischen Geschichte herausgab; diese wurden
von dem Jesuiten V erveaux aus Lothringen, dem Beichtvater der Kurfürstin
Elisabeth, in's Lateinische übersetzt;
der Jesuit Jeremias Drexel, aus Augsburg gebürtig, f 1638; er
verfaßte mehrere ascetische Schriften;
der Augsburger Patrizier Georg Her wart widerlegte in einer Lebens-
geschichte Ludwigs Iv, des Bayern, die Angriffe, welche der Dominikaner
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Matthias Jsabella_Katharina_von_Harrach Karl_von_Harrach Karl Ferdinand_Ii Ferdinand Gottfried_Heinrich_Graf_von_Pappenheim Heinrich Gottfried_Heinrich Heinrich Tilly Maximilian_I Maximilian Wolfgang
Adam Richelieu Jean_Armand_du_Plessis Ludwig_Xiii_von_Frankreich Ludwig Johann_von_Werth Johann Markus_Welser Matthäus_Räder Brunner Johann Jeremias_Drexel Georg_Her Ludwigs
184 Bayern-Ingolstadt unter Stephan Iii, d. Kneyffel.
nachgiebiger, weshalb sich Herzog Ernst am 6. Dezember 1398
von denselben förmlich lossagte. Um größerm Unheil vorzubeugen,
bestätigten die angefeindeten Herzoge Ernst und Wilhelm am
1. Mai 1399 von Ingolstadt aus den Münchnern die ver-
langten Freiheiten unbedingt und kehrten nach München zurück;
allein die zum Stadtregimeut gelangte Partei, von ihrem Haupt-
sührer die Dichtl'sche genannt, ging setzt gegen ihre Gegner noch
weiter und ließ im November 1400 drei derselben, welche eine
Gegenbewegung eingeleitet hatten, enthaupten. Die Sache kam
endlich vor den Kaiser und wurde zu Amberg, Heidelberg,
Augsburg und Landshut auf eigens ausgeschriebenen Zusam-
menkünften verhandelt.
Da sich bei dem Fortbestände einer gemeinschaftlichen Negierung
der vier Herzoge für die Herstellung des Friedens wenig Gutes
erwarten ließ, so ward mit jedem Tage der Wunsch lauter, durch
Theilung des Landes Abhilfe zu schaffen. Durch die Bemühung
des Bischofs Johann I von Regens bürg und des Burggrafen
Friedrich Vi von Nürnbergs), der sich (1. Oktober 1400
zu Schongau) mit Elisabeth von Land sh nt, der jüngern
Tochter des bereits verstorbenen Herzogs Friedrich von Bayern-
Land shnt, vermählt hatte, kam es so weit, daß die Herzöge
Ernst, Wilhelm und Stephan Iii (Ludwig der Gebar-
tete war für König Rupert Iii von der Pfalz nach Paris
gereist) auf den 6. November 1402 die Landschaft nach Ingol-
stadt beriefen, welche in Verbindung mit 24 von den Herzögen
beigegebcnen Vertrauensmännern (am 31. Januar 1403) die
früher zwischen Stephan Iii und seinem Bruder Johann Ii be-
standene Theilung erneuerten. Bayern-Ingolstadt gehörte nun
wieder den Herzögen Stephan Iii und seinem Sohne Ludwig
dem Gebarteten, Bayern-München dagegen den Brüdern
Ernst und Wilhelm, die in Vereinigung mit Herzog Hans
von Niederbayern-Straubing, einem Sohne des Herzogs
Albrecht I von Straubing-Holland, am 25. Februar 1403 von
Wolfrathshausen aus, wo sie residirt hatten, vor München
zogen und diese Stadt anfangs durch Sturm, und als dieß
sehlschlug, mittels einer Blokade zu gewinnen suchten.
Trotz schwerer Bedrängniß beharrten die Münchner auf
ihrem Widerstand, bis der inzwischen aus Frankreich heimgekehrte
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
Extrahierte Personennamen: Stephan_Iii Ernst Ernst Wilhelm Johann Friedrich_Vi_von_Nürnbergs Friedrich Friedrich_von_Bayern- Friedrich Ernst Wilhelm Stephan_Iii Ludwig_der_Gebar- Ludwig Rupert_Iii Stephan_Iii Johann_Ii Johann Stephan_Iii Ludwig
dem_Gebarteten Ludwig Ernst Wilhelm Hans
von_Niederbayern-Straubing Albrecht_I_von_Straubing-Holland Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Ingolstadt Amberg Heidelberg Schongau Paris Bayern-Ingolstadt Bayern-München Wolfrathshausen Frankreich
199
Bayern-Landshut unter Georg dem Reichen.
1472 feierlich eröffnet74). Durch diese hohe Schule trat, die
Wissenschaft allmählich aus der Klosterzelle in das öffentliche
Leben ein^).
Am 15. November 1475 feierte Herzog Ludwig Ix zu
Landshut die Hochzeit seines Sohnes Georg mit Hedwig,
einer Tochter des Polenkönigs Kasimir Iv, mit einer bis dahin
ungekannten Pracht, weshalb man derselben lange Zeit hindurch
nur unter dem Namen „die große Hochzeit des Herzogs
Georg" gedachte^). Aus den folgenden drei Lebensjahren
Ludwigs des Reichen ist wenig mehr bekannt, als daß er
fast beständig am Podagra darniederlag. Er starb am 18. Ja-
nuar 1479 im 62. Jahre seines Lebens. Nach der von ihm
hinterlassenen Verordnung wurde er in der Familiengruft des
Klosters Seligenthal ohne fürstlichen Schmuck und ohne
Sarg, selbst ohne Kleidung, wie er in's Leben getreten war,
in die Erde gelegt. Die irdischen Ueberreste seiner Wittwe
Amalie, die ihm am 18. November 1502 in die Ewigkeit
nachfolgte, fanden ebenfalls in der Gruft zu Seligenthal
Aufnahme.
Durch Ludwig den Reichen wurde Bayern - Lands Hut
mit Wem ding vergrößert, das er 1467 von den Grasen zu
Dettingen kaufte, dann (1t 71) mit der Reichsherrschaft Heideck,
die er dem Konrad von Heid eck abkaufte, und mit Stadt und
Herrschaft Weissenhorn, die er von den Rechberg ern einlöste.
§ 80. Auf Herzog Ludwig den Reichen folgte in Bayern-
Landshut dessen Sohn Georg (1479 — 1503), der ebenfalls
„der Reiche" genannt wurde. Dieser junge Fürst fing seine
Regierung damit an, daß er allen seinen Bediensteten bei Todes-
strafe verbot, von den Untcrthanen Geschenke anzunehmen. Er
wählte sich hintereinander zwei ebenso kluge als gerechte Männer
zu Kanzlern, zuerst den Priester Friedrich Maurkircher, den
er auch nach seiner Erhebung zum Bischöfe von Pas sau als
Kanzler beibehielt, und nach dessen Tode (ch 1485 zu Landshut)
den Wolfgang Kolberger, der (1487) das Rechtsbuch
Lttdwigs des Bayern verbesserte und zur Anerkennung seiner
Verdienste vom Kaiser Friedrich Iii (1491) zum Grafen
von Neukolb erg erhoben winde.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Extrahierte Personennamen: Georg Ludwig_Ix Ludwig Georg_mit_Hedwig Kasimir_Iv Ludwigs Amalie Ludwig Ludwig Konrad_von_Heid Konrad Ludwig Ludwig Georg_( Friedrich_Maurkircher Friedrich Wolfgang_Kolberger Friedrich_Iii Friedrich