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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 85

1904 - Habelschwerdt : Franke
85 3. Streit mit Friedrich dem Staufer. Als aber Otto bald nach seiner Krnung das kaiserliche Ansehen in Italien geltend machen wollte, den Kirchenstaat angriff und ohne jeden Rechtsanspruch tu Unteritalien einfiel, sprach der Papst der ihn den Bann ans. Daher boten die deutschen Fürsten dem 18jhrigen Friedrich, dem Sohne Heinrichs Vi., die Krone an. Friedrich kam aus Italien nach Deutschland, fand viele Anhnger und wurde zumaiuz gekrnt, 1212. Auch Jnnozenzlll., seht Vormund, begnstigte ihn, da der junge König dem Papste versprach, die Lehnsherrlichkeit des ppstlichen Stuhles der Sizilien anzuerkennen. Otto, zu dem nur noch die Askauier hielten, kmpfte im Buude mit England gegen die Franzosen, welche die Staufer untersttzt hatten. Nach der Niederlage der Eugluder bei Bouvines (buwthnj (1214) verlor Otto allen Anhang. Friedrich wurde uoch einmal in Aachen gekrnt und vou den Fürsten anerkannt. Otto starb verlassen auf der Harz brg, 1218. Der vierte Kreuzzug, 12021204. Dieser wurde auf Veranlassung des Papstes Innozenz Iii- von franzsischen Rittern unternommen, erreichte aber sein Ziel, das Heilige Land, nicht. Durch Versprechungen, welche der Sohn des entthronten Kaisers Isaak Angelus den Kreuzfahrern machte, hatten diese sich bewegen lassen, von Venedig nach Konstantinopel zu segeln, um den vertriebenen und geblendeten Kaiser wieder einzusetzen. Da ihnen aber der verheiene Lohn nicht gewhrt werden konnte, so erstrmten die Kreuzfahrer Konstantinopel und grndeten das lateinische Kaisertum, das von 12041261 bestand. Graf Balduin von Flandern wurde Kaiser, erhielt aber nur einen Teil des Reiches. Die Venetianer, die sich ebenfalls an dem Zuge beteiligt hatten, nahmen alle fr den Handel mit der Levante wichtigen Kstenpltze fr sich in Anspruch. Im Jahre 1261 wurde dem lateinischen Kaisertum durch Michael Palologus, einen Abkmmling der alten Kaiserfamilie, ein Ende gemacht und das byzantinische Kaiserreich wiederhergestellt. Friedrich Ii., 12151250. 1215-1250 1. Persnlichkeit. Friedrich Ii. war der geistvollste unter den Herrschern aus dem staufischen Hause. Seine Erziehung hatte ihn mit klassischer und arabischer Gelehrsamkeit bekannt gemacht und seinen Sinn zum Studium der Naturwissenschaften und zur Poesie angeregt. Er war eine hoheitsvolle und liebenswrdige Persnlichkeit von groer staatsmnnischer Begabung. Den kirchlichen Interessen stand er ohne innere Teilnahme gegenber, und in der Wahl seiner Mittel war er unbedenklich. Da seine Mutter Konstanze eine Italienerin war und v. Raumer, Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Ze: Kaiser Friedrich Ii. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 37. ?

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 303

1904 - Habelschwerdt : Franke
30 Lebensauffassung (vgl. S. 257) lebten die meisten Brger bei fleiiger Arbeit sehr zurckgezogen. Der Verkehr beschrnkte sich fast nur auf die Familienangehrigen. In der Tracht trat an Stelle der Percken der von Friedrich Wilhelm I. eingefhrte Zopf, und die Kleiduug wurde einfacher als in der Rokokozeit (S. 257). Um 1780 kam der blaue Frack mit gelben Kupfen und der runde Spitzhut, die sogenannte Wert her-tracht, auf. Bei deu Frauen wich allmhlich der Reifrock einer nach griechischen Vorbildern geschaffenen Kleidung. 2. Geistiges Leben. a. Milosoplne. Die gebildeten Brgerkreise, die von aller Teil-nhme an der stdtischen Verwaltung und dem politischen Leben ans-geschlossen waren, fanden die staatliche Bevormundung sehr drckend und wandten sich einer neuen von England der Frankreich in Deutschland eiudriugeudeu Philosophie zu, die allmhlich eine Wandlung in der Lebensauffassung hervorbrachte. Ihre Anhnger machten sich mehr und mehr vom Christentum los und lieen nur das gelten, was ihre eigene Vernunft als recht anerkannte, und was die Prfung durch den sog. gefunden Meuscheuverstaud" aushielt. Man nennt diese philosophische Richtung Rationalismus (tum ratio=Vernuiist) oder Aufklrung. Die Rationalisten traten in bewuten Gegensah zu den berlieferten Anschauungen. Sie nahmen ein allgemein gltiges Naturrecht" an, das berall ohne Rcksicht ans das geschichtlich gewordene Recht zur Geltung kommen msse, und behaupteten, da der Staat durch einen Vertrag zwischen einem Mchtigen und einer Anzahl Schutzbedrftiger entstanden fei. Darum verlangten sie, da die Regierungsgewalt zum Wohle des ganzen Volkes ausgebt werde. (Ronsseaus Gesellschaftsvertrag".) Whrend in der Philosophie die franzsischen Aufklrer meist dem Materialismus huldigten, d. h. jener Ansicht, da es kein bersinnliches Leben gebe, und da das Geistige nur ans der Ttigkeit der Krperwelt hervorgehe, stellte Leibniz (1646 1716) in seiner Theodiee (Rechtfertigung Gottes) die christliche Glaubenslehre nicht als wider-natrlich, sondern als bernatrlich hin. Er bezeichnete die bestehende Welt als die beste der mglichen Welten. Der Professor Christian Wolff (t 1752) in Halle schuf im Anschlu an Leibniz ein allgemein verstndliches System der Philosophie. Er lie die religise Offen-barnng auf sich beruhen und suchte die Philosophie vou der Theologie unabhngig zu machen. Der Wolfffche Rationalismus, dem anfangs auch Friedrich der Groe anhing, wurde von Immanuel Kant Lehmanns kulturgeschichtliche Bilder: Aus der Rokokozeit.

3. Grundriß der Weltgeschichte für höhere Lehranstalten - S. 5

1885 - Kreuznach : Voigtländer
hervor, deren Verehrung, oft mit Gebruchen emprender Unsittlichst verbunden, nicht fhig war, ein zchtiges Leben zu er-zeugen. Insbesondere konnte husliche Tugend und Sitte da nicht gedeihen, wo Vielweiberei das Familienleben entweihte. 3. In engem Verbnde mit der Religion stand das Staats-wesen, in welchem neben dem Herrscher die Priesterschaft von hervorragendem Einflsse war. Zur Bewahrung ihrer Macht sonderte sie sich in mehreren Staaten als sestgeschlossene Kaste streng von der Vermischung mit den andern Stnden, die sich dann in der Regel ebenfalls in Kasten schieden. Der König, ineist dem Kriegerstande angehrig, galt dem Volke gegenber nicht nur als Vertreter gttlicher Ordnung, sondern als Ver-krpernng gttlichen Willens, als Inhaber unbegrenzter Gewalt (Despot), die Uuterthanen insgesamt waren nichts als seine Knechte. Gegen diese berspannte Macht kam es zwar oft zur Emprung, die den König vom Throne strzte, aber nur neuer Gewaltherrschaft die Stelle rumte; denn fr brgerliche Freiheit war kein Sinn vorhanden. 4. Innig verflochten mit der Religion war ferner die Kunst, sowohl die Poesie mit ihren Hymnen und Mythen, als die Baukunst und Bildner ei mit ihren Schpfungen. berall herrscht hier, eben wegen dieser Beziehung auf die vergtterten ungeheuren Naturmchte, das Massenhafte und Malose vor, das in den Schranken des Menschlichen sich nicht zu halten und Zurechtzufinden wei. So stehen in den dichterischen Mythen nn-geheiterliche Riesenbilder da; so schuf die Baukunst Werke von staunenswerter Gre, Riesentempel und Riesenpalste, deren Auf-fhruug unsgliche Ausdauer beweist; so sind die Gtterbilder kolossal und ohne Rcksicht auf Schnheit gestaltet, unfrmlich Aicht selten bis zum Fratzenhaften. 5. Auch die Wissenschast hing mit der Religion zusammen imd fand ihre Pflege fast ausschlielich bei den Priestern. Sie bezog sich vorzugsweise auf die Gtterlehre selbst, die durch Priesterliche Weisheit ergnzt und ausgebildet wurde; daran schlssen sich dann Beobachtungen und Berechnungen der Himmels-Erscheinungen und geometrische Forschungen.

4. Grundriß der Weltgeschichte für höhere Lehranstalten - S. 122

1885 - Kreuznach : Voigtländer
Einleitung. I. Die Deutschen vor der Vlkerwanderung. 61. Land und Volksstmme. 1. Die Rmer nannten Germanien das Land vom Rheine bis zur Weichsel und zu den Karpathen und von der Donau bis zur Nord- und Ostsee. Doch war auch das von den Rmern zu Gallien gerechnete linke Rheinufer von germanischen Vlkerschaften besetzt; auf der rechten Donauseite wohnten keltische Völker. Das Land war rauh, unwegsam, sumpfig und waldbedeckt (der hercynische Wald), ohne bedeutenden Anbau (Getreide, Flachs, kein edles Obst), doch reich an Vieh. Die Wlder, voll riesiger Bume, nhrten viele wilde Tiere (Ur, (Stenn, Br 2c. 2c.). Städte gab es nicht (nur Drfer und einzelliegende Hse). 2. Die G ermanen, in unvordenklicher Zeit aus Hochasien eingewandert, der arischen oder indo - europischen Vlker-fcmttlte wie die Inder und Perser, die Griechen und Rmer, die Kelten und die Slaven angehrig, ein nnvermischtes, reines, nur sich selbst hnliches Volk", unterschieden sich durch hohe, kraftvolle Gestalt, blaue, trotzig blickende Augen und rt-liches Haar von den brigen europischen Vlkern. Der Name Germanen, der wahrscheinlich Nachbarn", nach andern tobende Kriegsmnner" bedeutet (ein keltisches Wort), wurde ihnen in Gallien zuerst, dann von den Rmern beigelegt. Der Name Deutsche ist erst gegen das 10. Jahrhundert hin ausgekommen : er ward zuerst von der Sprache gebraucht (diutisk d. i. zum Volke gehrig, volksmig, von diot d. i. Volk). In alten Liedern feierten sie den erdgeborenen Gott Tnisto und dessen Sohn Mannus (d. h. den ersten Mann) als Stamm-vter und Stifter ihres Volkes. Dem Mannus teilten sie drei Shne zu, nach deren Namen 1. die an der Nordsee wohnenden

5. Grundriß der Weltgeschichte für höhere Lehranstalten - S. 206

1885 - Kreuznach : Voigtländer
206 Religionsfriede besttigt und auf die Reformierten ausge-dehnt. An Lndern erhielt: a. Frankreich: das sterreichische Elsa; b. Schweden: Vorpommern nebst Rgen, einen Teil Hinter-Pommerns mit Stettin, die Stadt Wismar und die Bis-tmer Bremen und Verden; c. Brandenburg: das stliche Hinterpommern und (fr Vor-Pommern) das Erzbistum Magdeburg und die Bistmer Halberstadt, Minden und Kamin; Q. der Sohn Friedrichs Y. von der Pfalz: die Pfalz am Rhein und die achte Kurwrde. Die Unabhngigkeit der Schweiz und der vereinigten Niederlande wurde anerkannt. Folgen des Krieges: Verwstung des Landes, Verminderung der Bevlkerung um zwei Dritteile (von 18 auf 7 Millionen), Auflsung der gesetzlichen Ordnung, Verwilderung des Volkes Abnahme der kaiserlichen Macht durch Vermehrung der Selbstndigkeit der Fürsten, die volle Landeshoheit erhielten daher Auflsung der Ein-heit des Reiches: Deutschland dem Wesen nach nur noch ein Staatenbund von mehr als 300 fast unabhngigen Staaten Verlust seiner vorwiegenden Stellung in Europa Verfall des Handels und der Macht der Städte Herabsinken der seit der Reformation empor-geblhten Wissenschaften und Knste Nachahmung des franzsischen Wesens:c. :c. 103. Kulturzustnde. ( 91, 92, I., 3. Anm., 93, 3). 1. Die seit dem Ende des 15. Jahrhunderts ( 93, 3) wieder auflebenden Wissenschaften nahmen im 16. Jahrhundert einen erhhten Aufschwung. Besonders erhielten sie eine krftige Frderung durch die Reformation. Melanchthon ( 94, 3), der Lehrer Deutschlands", regte die Grndung zahlreicher ge-lehrter Schulen an, durch welche wie durch die sich stets mehrenden Universitten die Erforschung des griechischen und rmischen Altertums als die Grundlage aller hheren Bildung gepflegt wurde (die Schulen Trotzendorss zu Goldberg, Sturms zu Straburg). Die Altertumskunde bte dann wieder auf die

6. Grundriß der Weltgeschichte für höhere Lehranstalten - S. 285

1885 - Kreuznach : Voigtländer
285 Alexander von Humboldt, der Geograph Ritter, der Geschicht-schreiber Ranke, die deutschen Altertumsforscher Jakob und Wil-Helm Grimm, der Philosoph Schelling zc.). Den Umfang des Staates vermehrte er durch Einverleibung der beiden hohen-zollernschen Frstentmer (hohenzollernscher Hausorden: Vom Fels zum Meer") auf 5068 Q.-M. mit 18 Millionen Einwohner (s. 141, 3 und 5). Auch legte er den Grund zu einer preuischen Kriegsflotte. Die drei letzten Lebensjahre des Knigs waren durch Krankheit ge-. trbt. 1858 bernahm daher sein Bruder Wilhelm, der Prinz von Preußen, die Regentschaft. 141. Das Revolutionsjahr 1848 und seine nchsten Folgen. 1. Frankreich. a. In Frankreich hatte der König Ludwig Philipp ( 138, 1) mehr und mehr seine Volksbeliebtheit einge-bt. Obgleich er verheien hatte, da das Grundgesetz des Staates (die Charte) unter seiner Regierung eine Wahrheit" sein werde, warf man ihm doch vor, da die Verfassung von seinen Ministern nur scheinbar beobachtet werde und forderte immer dringender grere Freiheiten und Ausdehnung des Rechts fr die Wahlen der Volks-Vertreter. Zwischen den einzelnen Stnden des Volkes war eine erhhte Spannung eingetreten: der reichere Brger-stand (die Bourgeoisie) schien vom Hose aus Kosten anderer Stnde begnstigt, die Unzufriedenheit der besitzlosen Ar-beiterklasse wurde durch Einwirkung von Volksaufwieglern bis zum tdlichen Hasse gegen die Reichen und bis zur Drohung, die bestehende Staatsordnung umzustrzen, ge-steigert. Da nun der König, sowie sein Minister Gnizot, sich abgeneigt zeigten, die Berechtigung fr die Volksver-treterwahl kaum eine halbe Million Staatsbrger besa, das Wahlrecht zu erweitern, vermehrte sich die Grung im Volke so sehr, da (bei Gelegenheit eines von der Regierung verbotenen Resormbankets) am 22. Febr. 1848

7. Erzählungen aus der griechischen und römischen Geschichte - S. 21

1895 - Leipzig : Voigtländer
21 denn der Raub der Helena galt als ein Schimpf fr ganz Griechenland. Auch lockte wohl manchen von ihnen das Ver-langen nach ruhmvollen Kriegsthaten und die Hoffnung auf reiche Beute, die in Troja zu gewinnen war. 3. Die Anfhrer der Griechen. In dem Hafen Aulis, auf der Ostkste Griechenlands, kamen die Helden mit ihren Scharen zusammen. Das ganze Heer mochte wohl an 100 000 Mann zhlen, und 1200 Schiffe lagen zur berfahrt bereit. Unter den Anfhrern war der mchtigste an Land und Leuten des Menelaus Bruder, der König Agamemnon von Mycen im Peloponnes; ihn whlten darum die brigen Fürsten zum Oberfeldherrn der gesamten Mannschaft. Aber herrlicher als er und alle andern strahlte an Heldenkraft der gttergleiche A ch i l l e u s, der Sohn des Peleus und der Thetis; sein edler Freund Patroklus begleitete ihn in den Krieg. Traten die Fürsten zur Beratschlagung zusammen, so wute keiner so weise zu reden, wie der alte erfahrene N e st o r von Pylos, und an Klugheit und Listen kam niemand demo d y s s e u s von Jthka gleich. Auch Menelaus selbst war ein treff-licher Held; noch heller glnzte die Tapferkeit des Ajax und des Diomedes, und mancher andere Fürst schlo sich wrdig dieser Heldenreihe an. 4. Iphigenie. Ein widriger Wind verhinderte indes lange das Auslaufen der Flotte. Dies schien ein Mifallen der Götter anzudeuten, und man wandte sich daher an einen weis-sagenden Priester. Der sprach: Die Gttin Artemis zrnt dem Agamemnon, weil er eine ihr geheiligte Hirschkuh auf der Jagd erlegt hat; sie kann nur dann vershnt werden, wenn Agamemnon ihr seine eigene Tochter Iphigenie zum Opfer darbringt." der diesen Ausspruch entsetzte sich der arme Vater und wollte die schreckliche That nicht zugeben; doch sein Wider-streben half nichts, Iphigenie wurde herbeigeholt und sollte auf dem Opferaltar den Todesstreich empfangen. Da hatte die Gottheit Erbarmen. Als der Priester das Schwert zckte, die Jungfrau zu durchbohren, senkte eine Wolke sich nieder und trug sie durch die Lfte uach einem fernen Lande. An ihrer

8. Griechische und römische Geschichte - S. 78

1894 - Leipzig : Voigtländer
- 78 - selbständig weiterzubilden und praktisch zu verwerten befähigt war. Zu den an einzelnen Orten fortblühenden älteren Schulen in der Philosophie war inzwischen eine neue Richtung hinzugetreten, die rasche Verbreitung und besonders in Athen einen fruchtbaren Boden fand. Hatten jene älteren Philosophen in der äußeren Welt nach der Ursache der Erscheinungen gesucht, Sein und Werden auf ihre letzten Gründe hin zu prüfen sich bemüht, so traten ihnen in den Sophisten oder Lehrern der Weisheit Männer gegenüber, die aus dem Umstande, daß ihre Vorgänger in Meinungen und Ergebnissen einander widersprachen, den Schluß zogen, daß es überhaupt keine für alle gütige Erkenntnis gebe; vielmehr seien die Dinge einer verschiedenen Anf-sassung und Betrachtung fähig, und allein von dem Menschen hänge es ab, welchen Wert er ihnen beilegen, und wie er sie beurteilen wolle, denn das „Maß aller Dinge liege im Menschen". Dieser letztere Satz, den als einer der ersten Protagoras aus A b d e r a aussprach, ist dann von andern wiederholt und zum obersten Grundsätze der neuen „subjektiven" Weisheit erhoben worden. So lange die neue Richtung nur daraus ausging, irrige Meinungen aufzudecken und die Menschen durch Aufklärung zu unterrichten, konnten ihre Vertreter der fortschreitenden Bildung förderlich werden; dahin haben auch die älteren Sophisten gewirkt, und namentlich haben sie sich durch Ausbildung der Rhetorik und Dialektik, d. H. der Fertigkeiten, mittelst deren sie ihre Lehren in kunstvoll gegliedertem Vortrage auseinandersetzten oder im Wechselgespräche gewandt und überraschend mit Gründen vertraten, große Verdienste um die Entwicklung der griechischen Prosa in Rede und Schrift erworben. Sobald aber die jüngeren Vertreter mit den Waffen der Kritik alle hergebrachten Vorstellungen in der Gedankenwelt, den Glauben an die Götter und alles Wissen übernatürliche und menschliche Dinge, in Zweifel zogen und die Einrichtungen des praktischen Lebens, den Staat mit seinen Gesetzen und selbst Sitte und Tugend für willkürlich und nur nach ihrem Nutzen für wertvoll erklärten, sobald sie ihre Wissenschaft zu bloßer Denkübung und Disputierkunst herabsetzten, die sich anmaßte, jeden Gegenstand nach dem für und wider zu prüfen, das Gerechte als ungerecht und das Ungerechte als gerecht zu erweisen, mußten sie in ihrem Einflüsse, den sie besonders ans die Jugend gewannen, verderblich werden. Gerade in den schweren Zeiten des peloponnesischen Krieges hat die Scheinweisheit der Sophisten zu der Auslösung von Zucht und Sitte, zur Auflehnung gegen die bestehende Verfassung und zur Erschütterung des Volksglaubens geführt, und Sokrates mit seiner ernsten, die Menschen durch Selbsterkenntnis veredelnden Lehre hat nicht vermocht, dem verderblichen Treiben der Sophisten in seinem Heimatstaate zu steuern. In des Perikles Tagen freilich stand diese

9. Griechische und römische Geschichte - S. 24

1894 - Leipzig : Voigtländer
— 24 — (rate Odysseus) wissen mit Axt und Säge umzugehen. Die Frauen bereiten die Kleider rhnen gehen beim Spinnen, Weben und Waschen die Mägde zur Hand. Sidonische Männer nennt Homer als diejenigen, durch deren Vermittelung kunstvolle und kostbare Kleider Gefäße und Schmucksachen in den Besitz der Könige gelangt sind. Die Lebensformen sind einfache und natürliche. Im Gegensatze zu den späteren Zeiten erfreuen sich die Frauen und Töchter einer geachteten Stellung im Hause. Die Jünglinge üben sich tm Gebrauche der Waffen und messen sich in Wettkämpsen miteinander. 'Bei den Festen darf Tanz und Saitenspiel nicht fehlen, den Schmausenden erhöht das Lied des Sängers die Freude am Gelage. Die Schilderung des Lebens in der Stadt der lasi?£ '»der Odyssee Gesang 7 giebt hierfür das herrlichste Beispiel. Gegen Fremde und Schutzflehende, deren Hüter Zeus selber ist, betragen sich Könige, Edle wie die Menge schonend und gütig. Noch besteht die Blutrache, aber durch ein Sühneqeld kann Haß und Hader streitender Familien ausgeglichen werden. Eine passende Vervollständigung des homerischen Kulturbildes, in dessen Vordergründe die Könige und Edlen stehen, liefert das Gedicht „Werke und Tage", verfaßt von dem äolischen Dichter Hesiodos aus Askra in Böotien, der etwa um die Zeit des Ansangs der Olympiadenrechnung lebte und selbst dem Stande der Bauern angehörte. Es enthält eine Schilderung der Arbeiten und Sorgen der freien ländlichen Bevölkerung seiner Heimat Böotien und gehört mit seinen Regeln über Landbau, Haushalt und Schiffahrt der lehrenden Gattung der Poesie an. Noch andere Werke wurden demselben Poeten beigelegt, darunter die Theogonie, worin der Dichter die Weltentstehung nach den Vorstellungen der Griechen behandelt und sich bemüht, die Götter nach ihrem Range zu ordnen und in einen Familienzusammenhang zu bringen. 4. Die Mythologie der Griechen. Allgemeines. Wie die Griechen sich immer als Ureingeborene des Landes angesehen haben, so sollten auch ihre Götter von jeher dort ihren Ursitz gehabt haben. Mit den Wandlungen aber, die sie selbst in ihrem Lande durchlebten, wechselten auch die Begriffe, die sie sich vou ihren Göttern machten. Anfangs verehrten sie die Naturgewalten, die sie in ihrer Umgebung wirksam sahen, als Gottheiten, jedoch ohne sie in Tempeln anzubeten und in Bildern darzustellen. Je mehr sie sich aber die Naturkräfte dienstbar machten und sich ihrer Herrschaft über die Natur bewußt wurden, desto mehr betrachteten sie die Götter als Vorsteher menschlicher Kulturzweige, wiesen ihnen bestimmte Wirkungskreise zu und statteten sie nicht bloß in ihrer äußeren Erscheinung, sondern auch in ihrem inneren Wesen mit allen Eigenschaften vollkommener Menschen aus. Die Herrschaft der Götter war nun nicht mehr auf die physische Welt beschränkt, sie wurden auch zu Trägern der sittlichen Ideen, welche die Menschen in ihrem Denken und Handeln leiten. Vor allen haben bei den Griechen die Künste, die aus der Gottesverehrung den stärksten Antrieb zu ihrer Entfaltung empfingen, dazu mitgewirkt, die Auffassung

10. Griechische und römische Geschichte - S. 27

1894 - Leipzig : Voigtländer
— 27 — Zeus aber erreicht sie durch Bitten, daß ihre Tochter vom Frühling bis zum Herbst in der Oberwelt weilen darf, die übrige Zeit bringt diese an der Seite ihres Gemahls Pluton in der Unterwelt zu. Die Vorstellung von dem Absterben und Ausleben des Samenkorns findet in dem Mythus ihren Ausdruck. In Griechenland hatte die Göttin ihr Hauptheiligtum zu Eleusis in Attika, hier wurde sie durch einen Geheimdienst, die eleusinischen Mysterien, verehrt. b. Auch die Vorstellungen von der Unterwelt haben sich bei den Griechen erst in späteren Zeiten ausgebildet. Auf einer Insel des Okeanos im fernen Westen oder tief unter der Erde liegt sie, von finsteren Strömen um- und durchflossen. Der Eingang, zu dem man durch düstere Erdschluchten gelangt, wird von dem schrecklichen Hunde Kerberos bewacht; friedlich läßt er die Kommenden ein, aber niemand zurück. Die Seelen der Verstorbenen werden von Hermes hinabgeleitet und von dem Fährmanne Charon über den sti)gischen Fluß gefahren. Von den drei Totenrichtern empfangen sie Lohn oder Strafe für ihre Thaten in der Oberwelt. Als Schattenbilder wandeln sie dahin, und das Leben, das sie dort unten führen, ist als ein Traumleben und Abbild des irdischen Daseins gedacht. Die Dichter kennen auch einen Ort der Seligen, das Elysion, für die Lieblinge des Zeus und einen Ort der Qual (Tartaros) für die, welche durch schlimme Frevel den Zorn der Himmlischen erregten; die aber, welche sich durch Mord oder Meineid vergangen haben, werden von den Rachegöttinnen, den Eriny'en oder Enrneniden, verfolgt und gequält. Ii. Die historische Zeit. 1. Die Ausbildung der Verfassungen. a. Während der Kämpfe, welche durch die Wanderungen veranlaßt waren, hatte sich in der griechischen Staatseinrichtung eine wichtige Wandlung vollzogen: in allen Staaten, auch in Athen, das sich der feindlichen Angriffe erwehrt hatte, war der Stand der Edlen mächtig und reich geworden und hatte die Leitung der Staatsgeschäfte an sich zu bringen gewußt. Um die Zeit der ersten Olympiade (777) ist das Königtum fast überall beseitigt, die Staaten sind in Republiken oder Freistaaten umgewandelt und die allgemein geltende Regierungsform ist die Aristokratie geworden, d. h. die Herrschaft des bevorrechteten Adels. In Sparta, wo die bestehenden Verhältnisse sie dauernd begünstigten, hat sie sich am längsten behauptet, und wenn auch dem Namen und dem Scheine nach das Königtum fortbestand, so hatte doch der Adel der dorischen Spartiaten die Leitung der Staatsgeschäfte in seinen Händen, und weil die Spartaner in
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