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Titel eines „Beschützers des heiligen Grabes" erhielt Gottfried von Bouillon die Herrschaft und übernahm die Aufgabe, das neue Reich gegen die andrängenden Sarazenen zu behaupten. Die innere Gestaltung des Reichs trug durchaus den Charakter feudaler Einrichtungen. Die großen Feudalherren spielten im Reiche die Hauptrolle, neben ihnen die Geistlichen, der Patriarch von Jerusalem au der Spitze. Am Reichstage nahmen auch die Städte teil, von denen die Küstenstädte durch ihre Verbindung mit dem Abendlande hohe Bedeutung gewannen. Der König (seit Gottfrieds Nachfolger Balduin wurde der Titel „König" geführt) war ziemlich machtlos, die Verbindung des Königreichs Jerusalem mit den Grafschaften Edeffa und Tripolis, sowie mit dem Fürstentume Antiochien eine sehr lose. Diese feudale Verfassung des jungen Königreichs machte den dauernden Bestand desselben von vornherein zur Unmöglichkeit. (Vergl. die Nebenkarten auf Bl. 15.)
Die große Masse der Kreuzfahrer kehrte nach der Heimat zurück. Die Nachkommen der sich in den neuen christlichen Reichen ansiedelnden Europäer verkamen bald *).
Das Ritterwesen.
Von besonderer Bedeutung waren die Kreuzzüge für die Ausbildung des weltlichen Rittertums, welches durch sie seine höchste Blüte gewann, und durch die Bildung des geistlichen Rittertums.
Das Rittertum begann sich zu bilden, als die schweren Reiter den Kern der abendländischen Heere ausmachten. An die Stelle des Heerbanns trat während des zehnten Jahrhunderts eine besondere Klasse von Kriegsleuten, zusammengesetzt aus Vasallen und Ministerialen (s. Seite 47 f.), die sich eigene Gesetze der Ehre aufstellten, und dann diese ritterlichen Ehren als ausschließliches Eigentum für sich in Anspruch nahmen. Daraus entwickelte sich, zuerst bei den Normannen und Franzosen, ein abgeschlossener Stand, in
den nur Aufnahme(durch die Schwertleite und den Ritterschlag) fand, wer selbst ritterbürtig
war und eine rittermäßige Erziehung erhalten hatte. Die Ritterwürde legte die höchsten sittlichen Pflichten auf: Kampf für den Glauben, Beschlltzung der Schwachen und Bedrängten, zumal der Frauen, Treue gegen den Oberherrn. Minnedienst und Turniere fanden hauptsächlich während der Kreuzzüge ihre weitere Ausbildung. Ein edler Sinn verbreitete sich, und die Ritterdichtung blühte. Das Rittertum hatte die Bestimmung, „die Gewalt durch edle Sitte und den Einfluß der Frauen zu mäßigen, die Kraft durch die Richtung auf das Göttliche zu verklären". Mit den Turnieren kamen auch die Wappen auf. Die ideale Höhe, auf welcher die Ritter auch die höchste sittliche Blüte ihrer Zeit darstellten, haben sie nur kurze Zeit eingenommen. Schon im Anfange des dreizehnten Jahrhunderts begann der sittliche Verfall, der dann während des Zwischenreichs mit großer Schnelligkeit zunahm.
J) Vergl. die Schilderung in G. Freytags Brüdern vom deutschen Hause.
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nach Hadrians baldigem Tode Alexander Iii. eintrat, und in welchem Friedrich schließlich unterlag. Denn Der Papst verband sich mit den lombardischen Städten, die, schon längst mächtig, durch die Kreuzzüge einen neuen Aufschwung genommen hatten und in geschickter Benutzung der Streitigkeiten zwischen den Kaisern und Päpsten während des verflossenen Jahrhunderts die landesherrlichen Rechte (Gerichte, Zölle und Münze, Wahl ihrer Obrigkeiten u. s. w.) allmählich ganz an sich gebracht hatten. Da der Kaiser ihrem Streben nach freier Selbstverwaltung entgegentrat, so stellten sich die meisten und mächtigsten auf die Seite des Papstes. Zwar bestritten sie des Kaisers Rechte nicht. Aber sie widersetzten sich der Ausübung derselben. Aus ihrer Abneigung gegen ungebräuchlich gewordene Beschränkungen und willkürliche Steigerung der Abgaben entwickelte sich erst allmählich der grundsätzliche Widerstand.
So lange Papst und Städte noch nicht verbündet waren, blieb Friedrich siegreich. Auf seinem zweiten Römerzuge 1158-62 unterwarf sich ihm das stolze Mailand, und auf dem Reichstage auf den Feldern vonroneaglia wurden die Befugnisse des Kaisers durch die berühmtesten Juristen nach römischem Rechte sestgesetzt. Als sich dann Mailand bald wieder empörte und sich nach Hadrians Tode gegen den von Friedrich anerkannten Papst Viktor Iv. auf die Seite Alexanders Iii. stellte, wurde ein großer Teil der Stadt zum warnenden Beispiel zerstört. Die Spaltung der Kirche durch die Gegenpäpste bestand bis zum Frieden von Venedig.
Indessen diese Siege brachten dem Kaiser nicht den dauernden Besitz der Herrschast. Nach seinem Abzug erhoben sich die Städte von neuem. Zwei weitere Züge nach Italien, bei welchen Krankheiten das kaiserliche Heer in hohem Grade schwächten, brachten keine entscheidenden Ersolge. Im Gegenteil schlossen sich die mächtigsten Städte unter dem Schutze Alexanders Iii. zu dem lombardischen Städtebunde zusammen und gründeten zu des Papstes Ehren die Feste Alessandria. An der Spitze des Bundes stand das schnell wieder erstarkte Mailand.
Der fünfte Zug (1174-77) wurde entscheidend. Alessandria widerstand der Belagerung des Kaisers, und da Heinrich der Löwe die Heeressolge weigerte, so verlor Friedrich 1176 die Schlacht bei Legnano.
Heinrich war bisher ein treuer Lehnsmann und eine sichere Stütze Barbarossas gewesen. Nun war er dadurch verletzt, daß Friedrich die Mathildischen Güter, auf die Heinrich selbst gehofft hatte, sür sich genommen hatte. Schwierigkeiten in Heinrichs eigenen Landen kamen dazu.
Da sah Friedrich die Notwendigkeit der Verständigung mit dem Papste ein. In der Markuskirche zu Venedig leistete er auf feine Herrscherpläne
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Böhmen, und besonders Prag, erfreute sich vorzugsweise der Sorgfalt des Kaisers. Während sein Vater Johann (f 1346 bei Crech) wie ein fahrender Ritter gelebt und feine Zeit in wüstem Treiben auf Turnieren, an befreundeten Höfen u. f. w. verbracht hatte, nach Böhmen aber fast nur gekommen war, um Geld zu holen, zeigte Karl sich eifrigst um das Wohl feiner Unterthanen, um die Erhaltung des Friedens und um den Schutz des Handels und der Gewerbe bemüht. Er brachte die Rebe nach Melnik, gründete orientalische Webereien in Prag, verbesserte den Ackerbau, die Wasser- und Landstraßen, zog Ansiedler heran und suchte überall den wirtschaftlichen Ertrag feiner Länder durch Hebung der Kultur zu erhöhen. So schaltete er im Sinne der neueren Zeit. Aber mit Recht hat ihn Maximilian „Böhmens Vater, des heil. röm. Reichs Erzstiefvater" genannt. Zwar hat er auch im Reich im wesentlichen als Friedensfürst gewaltet. Aber da er feine Hauptforgfalt den Erblanden zuwandte, so konnte er den Verfall des Reiches nicht aufhalten. Besonders bekannt ist „die goldene Bulle", welche Karl Iv. 1356 erließ. Sie wurde Grundgesetz und verlieh der allmählich feststehend gewordenen Gewohnheit bei den Kaiferwahlen gesetzliche Kraft, indem sie die Ordnung für die Wahl des Königs durch die sieben Kurfürsten sowie die Befugnisse der Kurfürsten feststellte. Die Kurfürsten waren die Inhaber der Erzämter, nämlich die Kanzler für Deutschland (Erz-bifchof von Mainz), Italien (der von Köln) und Burgund (der von Trier), der Mundschenk, der Truchseß, der Marsch all und der Kämmerer (vgl. S. 48), der König von Böhmen, der wittelsbachische Pfalzgraf, die Kurfürsten von Sachsen-Wittenberg und Brandenburg. Baiern und Sachfen-Lauenburg, welche die Würde für ihre Linien in Anspruch nahmen, wurden zurückgewiesen.
Zn diesen sieben Kurstimmen kam, nachdem Ferdinand Ii. am Anfange dti.-> dreißigjährigen Krieges die pfälzische Stimme auf Baiern übertragen hatte, 1648 die pfälzische Kurwürde als achte, und am Anfange des achtzehnten Jahrhunderts die hannoversche (im Besitze des welsifchen Hanfes Braunfchweig-Lüneburg) als neunte hinzu. Die zehnte Kurwürde endlich (Hessen-Kassel) ist erst durch Rapoleon am Anfange unseres Jahrhunderts durch den Reichsdeputationshauptfchluß 1803 entstanden, als es nichts mehr zu wählen gab; Kurhessen wurde 1866 preußisch.
Ser Kurfürst von Mainz mußte spätestens einen Monat nach dem Tode des Kaisers die Kurfürsten berufen. Frankfurt wurde dauernd der Wahlort. Reichsverweser waren im Süden der Pfalzgraf, im Norden der Kurfürst von Sachsen. Der Rang der Kurfürsten, „der vornehmsten Säulen des heiligen römischen Reichs", war ein sehr hoher. „Kein andrer Fürst soll einem Kurfürsten vorgezogen werden". (Biedermann. Deutsche Kulturgeschichte.)
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Karl Karl Maximilian_„Böhmens Maximilian Karl_Iv Karl Ferdinand_Ii Ferdinand Biedermann
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Königsberg, Memel u. ct.) und durch die Ansiedelung von Kolonisten aus den verschiedensten deutschen Gauen, welche in starkem Strome durch Begünstigungen aller Art nach dem Lande gezogen wurden. Sie stillten die Städte, bauten sich aber auch aus dem Lande an, dessen Kultur sich nun mächtig hob. Am Ansange des vierzehnten Jahrhunderts verlegte der Hochmeister seine Residenz, welche schon am Ende des dreizehnten Jahrhunderts von Affott nach Venedig gekommen war, nach der Marienburg. So entstand hier ein bedeutender Staat, welcher sich zwischen das Polenland und die Ostsee schob. Das gab den Anlaß zu der Feindschaft der Polen gegen den Orden. Des Ordens Bestreben mußte darauf gerichtet sein, sich das slavische Land zwischen Oder und Weichsel zu unterwerfen, um die Verbindung mit dem Mutterlande zu haben. Daher wurde Pomerellen mit der Hauptstadt Danzig erworben.
Das Zwischenreich (Interregnum) 1254 (56)—73*
Nach Konrads Iv. Tode wurde seinem Gegenfönige Wilhelm von Holland kein andrer König entgegengestellt. Denn Wilhelm hatte so wenig Anhang, daß die sieben großen Fürsten, welche durch Gewohnheit die Wahl-sürsten geworden waren, es nicht für nötig hielten. Erst nach Wilhelms bald daraufeintretendemtode(1256)wnrdeeineneuwahlvorgenommeu. Dem Rate des Erzbischofs von Köln, Konrads von Hochstaden, des Gründers des Kölner Domes, folgend, richtete man das Augenmerk auf Fürsten, die zwar reich genug waren, um die Würde zu behaupten, aber nicht so stark, daß sie zu fürchten waren. Damals kamen die „Handsalben" auf, d. h. die Erkausung der Stimmen. Gewählt wurden: Heinrichs Iii. von England Bruder, der Gras Richard von Eornwallis, welcher nur nach Deutschland kam, um sich in Aachen frönen zu lassen und später immer nur vorübergehend im Reiche war, und Alsons X. von Kastilien, der das Reich nie betreten hat.
Gesetzlosigkeit und Unordnung stiegen jetzt aus den höchsten Gipfel.
Wieder zeigten alle Verhältnisse einen ähnlichen Charakter wie unter dem letzten deutschen Karolinger (s. Seite 45). Damals horten die Deutschen auf, eine Nation zu sein. Weltliche und geistliche Fürsten und Prälaten rissen von dem Gute und den Rechten des Reiches an sich, soviel sie vermochten, und vergrößerten ihren Besitz ans Kosten der Schwächeren. Ihrem Beispiele folgten die kleineren Edelleute. Raubritter beunruhigten die Land- und Wasserstraßen. Nur das Faustrecht galt in dieser „kaiserlosen, der schrecklichen" Zeit. Früher waren die kleinen Edelleute von ihren Her-
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Extrahierte Ortsnamen: Königsberg Venedig Marienburg Ostsee Danzig Holland England Deutschland Aachen Kastilien
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zögen in Schranken gehalten worden. Nach der Zerschlagnng der großen Herzogtümer gab es auch solchen Schutz für die Ordnung nicht mehr. Nur in den Städten war Ruhe und Sicherheit. Damals begannen sich die Einungen zu bilden. So verbündeten sich Hamburg und Lübeck, so die rheinischen Städte zu gegenseitigem Schutz ihres Handels gegen die Straßenräuberei.
Es konnte so nicht weiter gehen. Überall erkannte man die Notwendigkeit, einen Kaiser zu haben; auch der Papst verlangte die Wahl eines Reichsoberhauptes. Da wurde Graf Rudolf von Habsburg auf den Kaiserthron erhoben. Für seine Wahl waren besonders der Erzbischof von Mainz und der Burggraf von Nürnberg, Friedrich Iii., aus dem Hause Hohen-zollern thätig.
Iv. Periode: Aus dem Mittelalter zur Neuzeit.
Rudolf von Habsburg (1273—1291)»
Nach dem Zwischenreiche wird die deutsche Geschichte zumeist durch den Verzicht auf die Träume der Weltherrschaft gekennzeichnet. Neue Kräfte treten hervor, vor allem das in den Städten erstarkende Bürgertum, nicht so glänzend wie diejenigen der Feudalwelt, aber mehr auf die Dauer wirkend. Die Kaiser meistenteils nur noch deutsche Könige — werden absichtlich so machtlos gewählt, daß sie nur schwer über die großen Herren Macht gewinnen können. Das Reich war arm und bot den Kaisern nur wenig Hilfsmittel. So mußten sie dieselben durch ihre Hausmacht ergänzen. Daher war das streben der einzelnen Kaiser nach einer Hausmacht berechtigt, ja notwendig, so widerwärtig auch die stets wieder sich zeigende, oft im Übermaß hervortretende Gier nach Land und Besitz erscheinen muß. Verstärkt wird dieser häßliche Eindruck noch dadurch, daß bis zur Mitte des folgenden Jahrhunderts die Kaiser aus verschiedenen Häusern genommen wurden.
Rudolf butt Habsburg wurde gewählt, weil er zwar tüchtig und angesehen, aber doch nicht mächtig, weil er bei der hohen Geistlichkeit beliebt und üon ihr begünstigt war, besonders auch, weil man seinen mächtigsten Mitbewerber, den slavischen König Ottokar von Böhmen, nicht wollte. Die Stammburg des alten Geschlechts der Habsburger, die Habichtsburg,
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lag zwischen Reuß und Aar; ihr Familienbesitz war in Schwaben, in der Schweiz und im Elsaß.
Trostlos sah es im Reiche aus. Die Lehnsariftokratie hatte fast die volle Gerichtsbarkeit in ihren Gebieten, sowie alle Regalien, Gesetzgebung, Münze, Zölle, Steuern an sich gerissen. Die Reichsunmittelbaren rühmten sich, nur Gott und dem Kaiser Gehorsam schuldig zu sein, kehrten sich aber weder an diesen, noch an jenen. Das Hauptbestreben der Großen war nur daraus gerichtet, den Kaiser in dem Zustande der Hilflosigkeit zu erhalten.
Rudolf hat ebenso klug wie thatkräftig regiert. Italien gab er auf, und da er niemals dorthin zog, so ist er auch nicht zum römischen Kaiser gekrönt worden, obgleich er von den Päpsten anerkannt wurde. Indessen hat er nicht grundsätzlich auf das Kaisertum verzichtet. Auch einen Kreuzzug zu unternehmen hatte er noch versprochen. Im ganzen ließ er die Fürsten in ihren Gebieten schalten, doch verlangte er die Anerkennung der Reichsoberhoheit und wirkte energisch aus die Herstellung der Ordnung und Ruhe im Reiche hin. Den Kurfürsten räumte er in den Reichsangelegenheiten großen Einfluß ein.
Gefährliche Kämpfe hatte Rudolf mit Ottokar von Böhmen zu bestehen. Die Besitzungen desselben reichten von der Oder bis zum adriatischen Meere. Rudolf verlangte von ihm die Rückgabe der Reichsgüter, welche der Böhmenkönig ebenso wie die Huldigung anfangs weigerte. Als aber Rudolf gegen ihn heranzog und die Vasallen ihn verließen, nahm Ottokar Böhmen und Mähren zu Lehen und willigte in eine Doppelheirat zwischen seinen und Rudolfs Kindern (Tu felix Austria nube). Rudolf hat seine sechs Töchter glücklich an Fürsten verheiratet. Ein Versuch Ottokars, Rudolf zu überfallen, verunglückte und führte dann 1278 zur Schlacht auf dem Marchfelde, in welcher der Böhme besiegt wurde und fiel. So entging das östliche Deutschland der stark drohenden Gefahr, Beute des Slaventnms zu werdeu. Aber in Böhmen ist das Ringen zwischen Tschechentnm und Germanentum bis aus den heutigen Tag noch nicht zum Austrag gekommen. Die Erblande behielt des Gefallenen Sohn Wenzel, Rudolfs Schwiegersohn. Österreich, sowie Steiermark und Kretin kamen an des Kaisers Sohn Albrecht, Kärnten erhielt ein anderer Schwiegersohn des Kaisers. So erhob sich das Haus Habsburg schnell zu einer gewaltigen Macht. Doch scheiterte der Versuch, auch Ungarn schon damals für die Habsburger zu gewinnen.
Während seiner fernerm Regierung hat Rudolf Norddeutschland im wesentlichen sich selbst überlassen; int übrigen Reiche hat er mit Kraft sich zur Anerkennung gebracht, besonders mit starker Hand die Raubritter unterdrückt, denen er viele Burgen brach. Die Erwählung seines Sohnes
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Wie durch die Übertragung der Papstwahl an das Kollegium der Kardinäle (f. Seite 61) zweifelhafte Papstwahlen viel seltener geworden waren, so hatten die Festsetzungen der goldenen Bulle dieselbe Folge sür die Königswahl. Allein nunmehr traten die Wahlkapitulationen ein, die Knüpfung der Wahl an Bedingungen, durch welche die Macht der Fürsten und Stände, besonders der Kurfürsten bedeutend gehoben, die der Kaiser dagegen stark beschränkt wurde. Die Kurfürsten wurden die eigentlichen Inhaber der obersten Gewalt im Reiche; die Kaiser mußten endlich zu bedeutungslosen Figuren an der Spitze von ganz unabhängigen Landesregierungen herabsinken. Schlimm war, daß alle Kurfürsten das jus de non appellando erhielten, d. H. das Vorrecht, daß von ihren Gerichten nicht an das königliche Gericht Berufung eingelegt werden durfte. Die goldene Bulle verbot auch alle Einungen und Eidgenossenschaften, für welche nicht die ausdrückliche kaiserliche oder landesherrliche Genehmigung erteilt worden war. Dennoch hatten diese Einungen damals gerade ihre Blütezeit. Wie wenig Karl sich in die italienischen Angelegenheiten mischte, ist schon angedeutet worden. Es war die Zeit Petrarkas und Cola Rienzis, von denen weiter unten die Rede sein wird.
Wenzel (1378—1400) und Ruprecht von der Pfalz (1400-1410).
Nach Karls Iv. Tode bestieg sein Sohn Wenzel den Thron. Unter dessen Regierung (1378 — 1400) nahmen Verfall und Zerrüttung immer mehr zu. An dem guten Willen, die Übelstände zu beseitigen, ließ Wenzel es nicht fehlen, aber seine Kraft genügte nicht. Anfangs machte er Versuche, den Landfrieden durchzuführen und die Kirchenspaltung zu beseitigen, aber die Verwirrung im Reiche stieg dennoch auf den Höhepunkt. Als er sich von der Erfolglosigkeit seiner Bestrebungen überzeugt hatte, verfiel er in Trägheit, Trunksucht und Grausamkeit. Da Wenzel auch die Geistlichkeit gegen sich aufreizte (Johann von Pomuk), wurde er 1400 abgesetzt und Ruprecht von der Pfalz erkoren, welcher nach rühm- und erfolgloser Regierung 1410 starb. Nun wurden in zwiespältiger Wahl zwei Luxemburger Sigismund von Brandenburg und Ungarn (s. Seite 104), hauptsächlich infolge der Bemühungen des Nürnberger Burggrafen Friedrich von Hohen-zollern, und Sigismunds Vetter Jobst von Mähren erhoben. Da Wenzel nicht zurücktrat, so waren 1410 drei römische Könige (zugleich drei Päpste!) vorhanden. Indessen starb Jobst schon 1411 und Wenzel verzichtete. Die Versuche zur Umbildung der kirchlichen Verhältnisse traten nun in den Vordergrund, und sie verwickelten sich mit der hussitischen Bewegung. Als Wenzel 1419 starb, handelte es sich nun auch um die Nachfolge in Böhmen.
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und Den Fürsten, besonders den Kurfürsten, war nicht zu beseitigen. Maxi-milian verlangte die Herstellung einer zentralen Macht, welche alle Widerstrebenden zu zwingen imstande war und wollte daher die Unterwerfung der Landeshoheiten unter den Kaiser. Die Fürsten aber erstrebten die Einsetzung eines fürstlichen Regierungsansschusses. An dieser Meinungsverschiedenheit scheiterten alle Reformen.
Dennoch wurde einiges Gute geschaffen, hauptsächlich infolge der Bemühungen des Erzbischofs Berthold von Mainz. Der Reichstag zu Worms 1495 nahm einen guten Anlouf. Die Einführung einer Reichssteuer (Öes gemeinen Pfennigs), die Einsetzung eines Reichsrates wurden beschlossen. Ein neuer ßutiöftiebe wurde angeordnet; alle Fehden wurden bei Strafe der Reichsacht auf ewig verboten. Die Sprüche des Reichskarnrnergerichts (zu Frankfurt a. M., dann zu Speier, zuletzt in Wetzlar) sollten durch das ganze Reich Geltung haben. Von dem Ansehen dieses höchsten Gerichts hing nun alle innere Ordnung ab. Aber seine Wirksamkeit wurde durch das Hofgericht zu Wien und durch die kümmerliche Befolduug der Rate in hohem Grade beeinträchtigt. Zur Durchführung des Landfriedens und der Urteile des Kammergerichts wurde das Reich in zehn Kreise geteilt (s. Bl. 26 und vergl. die Kreise mit den alten Herzogtümern) und an die Spitze jedes derselben ein Kreishauptmaun gestellt.
Einen dauernden Nutzen haben diese Beschlüsse nicht herbeigeführt. Eine durchgreifende Reichsreform ist von den späteren Kaisern nicht mehr versucht wordeu.
Karl V. 1519-56,
Seine Kriege mit Franz I. und den Türken.
Nach dem Tode Maximilians I. trug die antihabsburgische Partei die Krone dem Kurfürsten Friedrich Dem Weisen von Sachsen an. Da dieser aber die Wahl ablehnte und Karl I. von Spanien empfahl, so wurde derselbe gewählt, obgleich er erst neunzehn Jahre alt war (geboren 1500 zu Gent). Zu den Bewerbern um die Kaiserwürde gehörten auch Heinrich Viii. von England und besonders Franz I. von Frankreich, welcher von zahlreichen Reichsfürsten unterstützt wurde. In der Wahlkapitulation, welche der junge Kaii'er annahm, mnßte er sich u. a. verpflichten, keine fremden Truppen ins Reich zu führen. Die österreichische Erbschaft (Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol) sowie die Habsburgischen Besitzungen in Schwaben und im Elsaß überließ Karl seinem jüngeren Bruöer Ferdinand, dem späteren Kaiser Ferdinand I., welcher der Begründer der österreichischen Linie der Habsburger geworden ist.
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Extrahierte Ortsnamen: Worms Frankfurt_a._M. Wetzlar Wien Sachsen England Steiermark Krain Schwaben
48 -
Dritte Periode.
Vom Interregnum bis zur Reformation 12541517.
31.
Das Interregnum in Deutschland 12541273.
Mit dem Falle der Hohenstaufen war die Herrlichkeit des Reiches dahin. Ihr Streben, die kaiserliche Macht zu voller monarchischer Gewalt zu er-heben, war vereitelt worden durch die bermacht des Papstes, die Eisersucht der Fürsten, den Freiheitssinn der Städte. Von nun an hat das Kaisertum seine hhere Bedeutung verloren. Besonders erniedrigt wurde es während des Interregnums. Als nmlich, zwei Jahre nach Konrads Iv. Tode, sein jy Geaenknia Wilbelm von .Rolland auf einem Zuge gegen die Friesen erschlagen worden war, whlte ein Teil der deutschen Fürsten den Grafenmil^ard von Cornwallis. einen Bruder des Knigs von England, der andere den König Alfons von Kastilien zum Kaiser. Keiner dieser Auslnder gewann Ansehen im Reiche: Richard kam selten, Alfons niemals nach Deutschland. Die wichtigsten kaiserlichen Rechte ainaen an die drften ver-loren, so da Deutschland seitdem nicht mehr ein krftiges einheitliches Reich bildete, sondern in eine Menge einzelner Landes-gebiete sich aufzulsen begann. Im Innern herrschte die grte Verwirrung; Faustrecht und Raubritterwesen nahmen berhand.
In dieser Zeit der Verwirrung waren es die deutschen Städte, die, so-weit ihre Macht reichte, Ordnung schusen. Sie traten, um sich gegenseitig zu schtzen, zu Bndnissen zusammen. So entstand der rheinische Stdte-bund, dem Basel, Freiburg, Speier, Worms, Mainz, Frankfurt, Kln und Metz u. a. angehrten und dem sich auch einige Fürsten anschlssen. Er sicherte die Rheinstrae und ging rcksichtslos gegen die Friedensbrecher vor. Viel mchtiger ist der^amabund. dessen erste Anfnge in die Zeit des Interregnums fallen Dndnis von Hamburg und Lbeck 1241). Whrend der rheinische Stdtebund bald zerfiel, traten der norddeutschen Hansa mehr als 70 reiche und mchtige Städte, meist Reichsstdte, bei. Lbeck wurde Vorort. Kln, Soest, Magdeburg, Braunschweig, Bremen, Hamburg, Stralsund waren neben Lbeck die wichtigsten Hansastdte. Die wichtigsten F a k t o r e i e n der Hansa im Auslande waren der Mah.lh.os in Lmmn, die Stadt Mrgen m. Norwegen und der St. Petersbof in Nowgorod am Wolchow. Dem Nor-weger haben die Hansen den Pflug in die Hand gegeben, d. h. ihm die Land-Wirtschaft gelehrt. Der Bund hielt in Deutschland lange fest zusammen.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Deutschland Deutschland Basel Freiburg Worms Mainz Frankfurt Rheinstrae Hamburg Soest Magdeburg Braunschweig Bremen Hamburg Stralsund Norwegen Nowgorod Wolchow Deutschland
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lngsten unter den deutschen Kaisern, wie sein Vorgnger am krzesten. Aber allwege unschlssig", konnte sich der unntze Kaiser" weder im Reiche, wo er während 25 Jahren nicht ein einziges Mal erschien, noch in seinen Erblanden Ansehen verschaffen. Dasiaustrecht herrschte ungehemmt, berall ri Unordnung ein. Bhmen und Ungarn trennten sich vom Hause Habsburg und whlten sich eigene Könige, die Bhmen Georg. Podie-brai>z die Ungarn. M atthias Corvinus.
Die Ungarn (Magyaren spr. Matjaren) waren am Ende des 9. Jahrhunderts von ihren ursprnglichen Sitzen am Ural ausgezogen und hatten unter ihrem Fhrer Arpad das Land zwischen den Karpaten und der Sawe eingenommen. Ihren Raubzgen nach Deutschland machte die Niederlage auf dem Lechfelde 955 ein Ende. Um das Jahrjlooo fhrte Stevkan der Heilige das Christentum ein und nahm den Knigstitel an. Nach dem Erlschen des H auses Arpad (1301) wurde Ungarn ein Wahlreich, und ein Prinz aus dem Hause Anjou auf den Thron erhoben, dessen Sohn Llldtvia der Mrme (1342 bis 1382) die Lnder von der Ostsee bis zum Hmus und vom Adriatischen bis zum Schwarzen Meere beherrschte. Ihm folgte als König von Ungarn sein Schwieger-shn, der Kaiser Sigismund, dann dessen Schwiegersohn Albrecht Ii. Als dessen minderjhriger Sohn Ladislaus gestorben war, whlten die Ungarn in Matthias Corvinus (14581490), dem Sohne des Reichsverwesers Hunyad, einen einheimischen König, der Mhren. Schlesien und die Lausitz eroberte, glckliche Kriege gegen die seit Sigismunds Regierung vordringenden Trken fhrte und durch Befrderung der geistigen Bildung, der Gewerbe und des Landbaues seine Regierung verherrlichte. Nach seinem Tode wurde Unaarn mit Bhmen vereinigt, und (1527 [beide Lnder durch den [(spteren) Kaiser Ferdinand I., der die Schwester des letzten Knigs Ludwig Ii. (f 1526 in der Schlacht bei Mohacz. gegen die Trken) zur Gemahlin hatte.!mit^sterreich verbunden^
3. Maximilian1.14931519, Friedrichs Sohn, erwhlter rmischer Kaiser", der letzte Ritter", hatte durch seine Vermhlung mit Karls d es Khnen Tochter, Maria von Burgund, die Niederlande erworben.
Von dem (1032) mit dem deutschen Reiche vereinigten Knigreiche Burgund batten sich das Herzoatum Buraund (Bouraoane) und die Rreiarafsckia ft Burgund (Franche-Comt6) lngst unabhngig gemacht. Im 15. Jahrhundert waren dann durch Erbschaft, Kauf und Heirat fast smtliche Provinzen der sehr blhenden Niederlande zu den Besitzungen der Herzoge von Burgund hinzugekommen. Karl der Khne (1467 bis 1477) wollte sein von der Nordsee bis zu den Alpen reichendes Gebiet zum Knigreich erheben. Er eroberte Lo thrinaen und zog gegen dieschweizer, wurde aber von diesen bei Grandson und Mutten geschlagen, Lothringen ging verloren und Karl fiel bei Nanzi q (1477). Frankreich nahm das Herzogtum Burgund in Besitz, das brige Erbe, die Niederlande und die Franche-Comt6, behauptete Maximilian als Gemahl Marias, der Erbtochter Karls.
Durch Anordnung des .,ewmn Landsriedens" 1495 und Einsetzung desreickskammeraerickts sorate der Kaiser fr Wiederherstellung der Ordnung und der Einheit des Reiches. Zur besseren Handhabung des Land-friedens teilte er (1512) Deutschland in zehn Kreise. Den Verkehr be-
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Extrahierte Personennamen: Georg Corvinus Arpad Arpad_( Sigismund Albrecht_Ii Albrecht Ladislaus Matthias_Corvinus Ferdinand_I. Ferdinand_I. Ludwig_Ii Ludwig Friedrichs Karls Maria_von_Burgund Maria Karl Karl Karl Karl Maximilian Maximilian Marias Karls
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