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1. Die deutsche Geschichte - S. 105

1855 - Essen : Bädeker
105 — Weil stets noch bei uns grünet Der freche, schnöde Sündendorn. Wir sind fürwahr geschlagen Mit harter, scharfer Ruth', Und dennoch muß man fragen: Wer ist, der Buße thut?" — Auf Ferdinand Iii. sollte sein Sohn Leopold folgen. Da trat abermals ein französischer König als Bewerber um die deutsche Krone auf. Ludwig Xiv., der nur der Ruhm- und Ländergier fröhnte, un- bekümmert um Gerechtigkeit und uni die Wohlfahrt seines Volkes, meinte, ihm gebühre alles Land, das einst Karl der Große besessen, denn er sei dessen Nachfolger; und als die deutschen Fürsten ihrem Kaisergeschlecht treu blieben, trachtete er dahin, seine Herrschaft überall bis an den Rhein auszudehnen. Im Vertrauen auf die Zersplitterung des Reiches, auf sein Geld, womit er manchen Fürsten und Minister auf seine Seite brachte, utib auf seine immer schlagfertigen Armeen, führte er durch seine Gesandten auf unsern Reichstagen eine Sprache, als hätte er es, mit Unterworfenen zu thun, und bestand darauf, daß mit ihnen nür französisch geredet würde. Dann siel er in die spanischen Niederlande ein, und als er im bald erfolgenden Frieden eine Reihe von Städten an sich gebracht, machte er sich, mit Hülfe des kriegerischen Bischofs von Münster, Bernhard von Gahlen, an Holland. Und ob er auch, ohne um Erlaubniß zu fragen, seinen Marsch durch deutsches Ge- biet nahm, die deutschen Stände sahen dem gleichgültig zu, bis aus einen, den großen Kurfürsten, der die Schmach zu rächen und die vaterländischen Grenzen zu schützen, selbst rüstete und auch den schwachen Kaiser Leopold I. zu kriegerischen Maßregeln bewog. §. 132. Der große Kurfürst als Held. Friedrich Wilhelm, der vortrefflichste Fürst seiner Zeit, ein Held im Kriege, ein energischer, weiser und frommer Vater seines Vol- kes, geb. 1620, hatte seine Bildung in den Niederlanden am Hofe und im Lager des großen Fürsten Friedrich Heinrich von Oranien empfangen, und war 1040 seinem Vater Georg Wilhelm in der Regierung ge- folgt. Er fand sein Land im elendesten Zustande (Berlin zählte nur noch 300 Bürger, lind die hatten kaum das nackte Leben), und an der Spitze der Regierung und des Heeres den Grafen von Schwarzenberg, den die Unterthanen als Landesverräther haßten, der sie an Oesterreich verkauft habe. Der junge Kurfürst trat sogleich auf schwedische Seite, und bewies in aller Weise seine Sorge, des Landes Noth zu lindern. Im westphälischen Frieden bekam er für den Theil von Pommern, welchen er an Schweden abtreten mußte, das Erzbisthum (Herzogthum) Magdeburg, die Bisthümer (Fürstenthümer) Halb erst« dt, Min- den und Kam min, und die Grafschaft Hohenstein; zugleich erwarb er seinen reformirten Glaubensgenossen gleiche Rechte mit den beiden andern Religionsparteien. Im Blinde mit den Schweden schlug er mit seinem Derfflin ger, der aus einem Schneiderburschen ein ausgezeichneter Feld- marschall geworden war, den König von Polen in der 3tägigen Schlacht

2. Die deutsche Geschichte - S. 114

1855 - Essen : Bädeker
114 unermüdlichem Eifer arbeitete er mit dem Feldmarschall Leopold von Dessau an der Herstellung einer großen, tüchtig einexercirten Armee und seiner Niesengarde, und dafür waren preußische Werber in fast allen Ländern Europas geschäftig, oft unter den schreiendsten Ungerech- tigkeiten. Das war seine königliche Liebhaberei, und er ahnete deren Bestimmung kaum; nur Oesterreich schien sie zu fürchten, und es för- derte sie durch die kränkende Behandlung, die es auch gegen diesen Fürsten sich erlaubte, sobald es dessen gute Dienste nicht mehr zu be- dürfen glaubte. Nur durch die schwedischen Eroberungen in Pommern hat Friedrich Wilhelm I. seine Grenzen erweitert, die fast 2200 Qua- drat-Meilen umfaßten; aber er hinterließ seinem Nachfolger einen blü- henden, schuldenfreien Staat mit 2i/2 Millionen Einwohner und 7i/2 Millionen Thaler Einkünften, einen vollen Staatsschatz, und eine der schönsten und besten Armeen von 80,000 Mann. §. 141. Friedrich Ii., der Große, 1740—1786. Wenn kein Herrscherhaus jemals eine so lange, fast ununterbrochene Reihe vortrefflicher Fürsten aufzuweisen hat, wie das brandenburg- preußische Hohenzollern-Geschlecht, vortrefflich nicht allein durch ritterliche, sondern auch durch christlich häusliche und landesväterliche Tugenden, so ist es noch weniger einem vergönnt gewesen, drei Männer zu be- sitzen, denen die unparteiische Geschichte unbedenklich den Beinamen des Großen zuerkennt: den großen Burggrafen, den großen Kurfürsten, den großen König, und ihre Größe war nicht allein der Ruhm, sondern auch der Segen des Landes. Und auch das ist ein sichtbarer Beweis des göttlichen Waltens über Preußen, daß seinen größten Herrschern eine lange Regierung beschert wurde, indeß z. B. in Oesterreich die schwäch- sten am längsten regiert haben. Der gestrenge Vater hatte den Kron- prinzen Friedrich, geb. 24. Jan. 1712, zum Christen und Soldaten heranbilden wollen, allein die Art, wie er verfuhr, machte den geist- reichen Jüngling sowohl dem Soldatenthum als dem Christenthum ab- geneigt. Der Prinz beschäftigte sich lieber mit französischen Büchern, Dichtkunst und Flötenspiel, und der Vater, welcher meinte, derselbe werde einmal Alles verderben, was er und seine Vorfahren gut ge- macht, nahm ihn in so enge Aufsicht und harte Zucht, daß er den Entschluß faßte, nach England zu entfliehen. Dieser verzweifelte Plan sollte auf einer Reise, die er mit dem Vater nach Süddeutschland machte, in der Gegend von Heidelberg, ausgeführt werden, ward aber ent- deckt. Der Prinz wurde auf die Festung Küstrin gefangen gesetzt, sein Freund Katte vor seinen Augen enthauptet, er selbst nur durch die ernste Ein- sprache hoher Personen vor gleichem Geschicke gerettet hl730). End- lich begnadigt, lebte er zu Rheinsberg ganz der Freundschaft mit geist- reichen Männern, besonders Franzosen, der Musik, den Studien, auch der Kriegswissenschaft, dichtete, schrieb Werke, die von seinem hohen Geist und dem Adel seiner Gesinnung zeugen, und sehnte sich nach dem unsterblichen Ruhm des Helden und des Schriftstellers. Das Wort des Vaters: „In dir steckt kein Soldatengeist!" schien sich zu bewahr-

3. Die deutsche Geschichte - S. 192

1855 - Essen : Bädeker
192 16. Der Schmied Zu Solingen sprach ein Schmied Bet jedem Bajonette, Das seinem Fleiß gerieth: „Ach, daß der Fritz es hätte!" Wenn er die Zeitung las Von seinem Lieblingshelden, Da schien ihm schlecht der Spaß, Nicht lauter Sieg zu melden. Einst aber hatt' es sich Viel anders zugetragen, Da hieß es, Friederich Set bei Kollin geschlagen. Der Schmied betroffen rief: „Hier muß geholfen werden, Sonst gebt die Sache schief!" Und riß den Schurz zur Erden. Ihm waren Weib und Kind Wohl auch ans Herz gewachsen, Doch lief er hin geschwind Zu Friedrichs Heer in Sachsen. Und eh' man sich's versah Begann die Schlacht zu tosen: Mit Seydlitz schlug er da Bei Roßbach die Franzosen. zu Solingen, Peter Hahn. Das däucht' ihm nicht genug, Viel schlimmre Feinde dräuten; Er ließ nicht ab und schlug Mit Ziethen noch bei Leuthen. Da ging es herrlich her: Zu ganzen Bataillonen Ergab sich Oestreichs Heer Mit Fahnen und Kanonen. Und somit wär' vollbracht, Gedacht' er, meine Sendung: Es nimmt nach solcher Schlacht Von selber andre Wendung. Mit Urlaub kehrt' er um, Für Weib und Kind zu sorgen, Und hämmerte sich krumm Vom Abend oft zum Morgen. Der Krieg ging seinen Gang, Man schlug noch viele Schlachten, Die oft ihn angst und bang In seiner Seele machten. Als endlich Friede war: „Fritz!" rief er, „laß dich söffen 1 Ich hätte dir fürwahr Sonst wieder helfen müssen." Karl St in rock. 17. Drei preußische Witze. Es saß der große Fricdcrich Zu Sanssouci im Saal, Umringt von seinen Lieblingen Beim schcrzgewürzten Mahl. Lobpreisend den französischen Witz, Laut rief der alte Held: „Wer weiß von deutschen Witzen was, Das dem die Wage hält?" — Drauf Lcttow aus der Pommern Land: „Ich bitte um Gehör! Drei Witze fallen gleich mir ein, Dem Preußenland zur Ehr'. „Zuerst, mein.könig, nenn' ich Euch Moll-witz gar treffend traun, Wo in der ersten Schlacht den Feind Zusammen wir gehau'n. — „Der Zweite dann — in Schlesien, Wird Bunzel-witz genannt, Wo wie im Schooße Abrahams Man Euch gar sicher fand. Zum Dritten, als bei Kunersdorf Voraus Ihr flogt, ein Blitz, Wer rettete das Leben Euch? War's nicht der Pritte-witz?" Da schmunzelte der alte Fritz, Das Wort behagt'■ ihm sehr, — Und fortan stand auch deutscher Witz Bei ihm in Ruhm und Ehr'. 18. Die Windmühle zu Sanssouci. I. Von seinen Müh'n zu rasten und nach bedrängten Tagen Sich, wie's dem Weisen ziemt, der Sorgen zu entschlagen, Schuf Friedrich, Preußens Stern, mit Recht der Große genannt, Das schöne Sanssouci, wo sonst kein Hüttchcn stand.

4. Die deutsche Geschichte - S. 213

1855 - Essen : Bädeker
213 41. Die Posten vor des Königs Schloß. Brr! — eine bissige Nacht I Die das Herz im Leibe frieren macht. Ließ der Teufel hier vor'm Schloß Alle kalten Teufel los? Möchte auch mal König sein! Schliefe wie ein König ein, Doch so klug ist der allein. König, wenn ich du doch wär'! Thäte keine Wache mehr. König (am Fenster). Lustig geht der Posten auf und nieder, Summet, sein Gewehr im Arm, In die Kälte seine warmen Lieder, Und es wird ihm wieder warm. Abgelöst geht er hinein Zu den Kameraden sein, Liegt auf seiner Bank, Posten. Sckwatzt mal drein, Schläft dann seine Stunden lang, Schläft sich so vom Leben los, Als läg' er noch im Mutterschoß, Als gäb' es keine Wachen mehr. — 's ist wohl kalt hier vor der Thür? Posten. Das frägt ein Narr, sonst fühlt' er's hier. König. Kommt Ablösung nicht zu dir, mein Sohn? P o st e n. Zu mir? — Warum denn nicht? Da kommt sie schon! K ö n i g. Nun, mein Sohn, jetzt frage mich. König, wann kommt sie für dich? S ch e r e n b e r g. 42. Die Ordonnanz. Im Himmel sitzt der alte Fritz Mit seinen Generälen, Sie thun sich viel erzählen Von Ausfall und Scharinütz, Von Uebcrfall und Schlachten Und manchen! Reiterstreich, Womit sic Platz sich machten Durchs deutsche Reich. Auch Friedrich Wilhelm Rex, mit Ruhm Und Ehren zu vermelden, Spazirt mit seinen Helden Durch das Elysium. Sic reden durch einander Manch Wort vom Freiheitskrieg, Von Franz und Alexander, Und Gottes Sieg. Und wie sie sich des Vaterlands, Des felsenfesten, freuen, Da tritt an die Getreuen Eine blut'ge Ordonnanz: „Mir sitzt der Schuß im Herzen — Doch Preußens Noth ist groß, Bei uns ist seit dem Märzen Der Teufel los! „Verrückt und wild ist alle Welt! Sie reißen schon am Throne Und haben Deinem Sohne Nach Macht und Reich gestellt!" — Da geht ein großer Lärmen Durchs ganze Himmelreich, Sie woll'n in hellen Schwärmen Zur Erde gleich. Doch stille wird es allzumal! Empor von seinem Sitze Hebt sich der alte Fritze Und schreitet durch den Saal. Und wieder zu. „Ihr Herrn! Ich hab'es gleich gedacht, Es ist ein Faschingsschwindel, Ich sehe nur Gesindel, Das schlechte Streiche macht! Noch steht der Thron, wie immer, Als wie ein Fels tut Meer, Und rings im Waffcnschimmer , Mein treues Heer." W. v. Merckel. »Ihr glaubt wohl an Gespenster Ich bitt' um etwas Ruh'!" Aiis maebt or fiiuioll das Neuster 43. Wer ist mein König? Wer ist mein König? Heil dem Vaterlande! Mit Vatermilde paart er ernste Macht. Er gab uns ja sein Königswort zum Pfande: Ein Leitstern uns zu sein in Sturmesnacht;

5. Die deutsche Geschichte - S. 195

1855 - Essen : Bädeker
195 Im fernen Preußenland. Geladen nun Zu einem Schmaus bei einem Portugiesen, Den kaum er kennt dem Namen nach, geht still Und düstern Sinn's er seinen Weg. Am Markt Erblickt er plötzlich — und er glaubt zu träumen — Traut seinen Augen kaum, den perlenden — Und faßt sich bebend vor Erstaunen an —" Erblickt er plötzlich groß, vor einem Zelt, In voller Pracht zwei preußische Soldaten. Zwei Grenadiere waren's, wie sie damals Gekleidet gingen, — majestätisch — steif — Der Zopf nicht fehlte; wie in Erz gegossen, So standen die vor jenem Zelte da, Und auf dem Zelte weht die preuß'schc Flagge. Er denkt bet sich: die mußt du rasch begrüßen, Tritt auf sie zu, reicht ihnen froh die Hand, Und sieht — daß es Wachspuppen sind, doch schön gebildet. „Ha!" ruft er aus: „wo solch ein Aushängschild „Gewählt ist worden, muß auch mehr noch stecken, „Was eines Preußen Herz erlaben kann!" Und zahlt sein Eintrittsgeld — und tritt hinein. Und tritt hinein — und sieht — o welch' Entzücken! (Es war im Jahre sicbzchnhundert achtzig) Und sicht auf einem Thron den alten Fritz Zum Sprechen ähnlich. Und die Siegesgöttin Und die Gerechtigkeit umschweben ihn. — Ringsum gcschaart stehn viele Portugiesen Und horchen staunend, mit bewegtem Antlitz, Der Thaten jenes göttlichen Monarchen, Die ein begeisterter Rhapsode singt. Gar tief ergriffen scheint der ganze Ikreis, Ihm pocht das Herz (so drückt er selbst sich aus) Und hämmert ihm gewaltig in der Brust. Da stürzt er vor und sinkt dem Bild zu Füßen; Gebroch'nc Stimme, Auge voll von Thränen, Gefalt'ne Hände — liegt er auf dem Boden Und Jubel tönt durch's Zelt, und Jeder drängt Sich näher hin, den Preußen anzuschau'n, Drückt ihm die Hand, beneidet ihm den König. Doch Nettclbeck geht stolz zum Zelt hinaus, Umdrängt vom Volk, läßt seine Augen leuchten, Arm wie er ist, im tiefsten Herzen reich, Und murmelt nur: „Ja, ich bin auch ein Preuße!" So bewegt in tiefster Seele Kommt er zu dem großen Schmause. Eapitaine vieler Schiffe Trifft er in dem reichen Hause. Alle sind sie eingeladen Zu dem wunderlichen Feste, Und der Wirth bewirthet köstlich Alle seine fremden Gäste. Starke Weine fließen strömend, Heiß wird allen zugetrunken, — So ist einer nach den: Andern Selig unter'» Tisch gesunken,: Nur der Nettelbeck steht sicher, Hat sich's heilig vorgenommen, Seine Sinne zu erhalten, Und kein Glas mehr angenommen; Sagt nur, ob man ihn bestürme, Ihn ein schwächlich Männlein heiße: „Nein, ich habe zur Genüge, Und ich gab mein Wort als Preuße, Keinen Tropfen trink' ich drüber!" Als nun all' die durst'gen Seelen Schnarchend unter'm Tische liegen, Will sich Nettclbeck empsehlen; 13-

6. Die deutsche Geschichte - S. 104

1855 - Essen : Bädeker
104 Fremden diktirt, die sich an Deutschland bereichern und das Reich inner- lich auflösen wollten, um nach Gefallen damit schalten zu können. Frankreich bekam die Visthümer Metz, Toul und Verdün, Oesterreichisch- Elsaß, und freien Eingang in das südliche Deutschland; Schweden Vor- pommern nebst Stettin, die Bisthümer Bremen und Verden, lind 5 Will. Thaler. Die Reichsfürsten empfingen die Landeshoheit, und das Recht, Krieg und Frieden, und sogar Bündnisse mit Fremden schließen zu dürfen. Die Schweiz und Holland wurden ihrer Reichspflicht ent- lassen und als selbständige Staaten anerkannt. Das pfälzische Haus erhielt nur die Unterpfalz zurück und es wurde für dasselbe eine achte Kurwürde geschaffen. Katholiken und Evangelische, und auf Branden- burgs Anstehen auch die Reformirten, sollten gleiche Rechte haben, ausgenommen in den kaiserlichen Erbländern, eine Ausnahme, in welche die Protestanten am Ende willigen mußten, weil ihre kathol. Bundesgenossen, die Franzosen, sie gern einräumten. Die Religionspar- teien sollten im Besitz des Kirchengutes geschützt werden, das sie am 1. Jan. 1624 Mittags 12 Uhr inne gehabt (Normaljahr). Das Neichs- kammergericht sollte eben so viele evangelische als katholische Mitglieder zählen, um vorgebrachte Klagen möglichst unparteiisch entscheiden zu können. Es war das Mögliche geschehen, Alle zu befriedigen; nur der Papst protestirte heftig gegen den westfälischen Frieden und hat ihn noch nicht anerkannt bis auf den heutigen Tag. 2. Periode. Von 1648 bis 1813. §.131. Kaiser Ferdinand Iii., 1637 — 1658. Kaiser Leopold I., 1658—1705. Ferdinand Iii. war, wie als Kronprinz ein sicggekrönter Feldherr, auf dem Throne ein verständiger Herrscher, und benutzte die Friedens- zeit, wie er konnte, zur Heilung der klaffenden Wunden des armen Reiches. Schwert, Brand, Seuche, Hunger, Verzweiflung hatten zwei Drittheile der Bevölkerung hingerafft. Städte und Dörfer lagen in Trümmern; blühende Landschaften waren zu Einöden geworden. Kirchen und Schulen waren verfallen; Sittenverwilderung herrschte überall. Un- geheure Schuldenlasten drückten die Regierungen und veranlaßten sie zur Erpressung unerschwinglicher Steuern. Der evangelischen Kirche waren weite und wichtige Gebiete entrissen, und in den österreichischen Erbländern waren die Evangelischen dem jesuitischen Ketzerhaß preisge- geben. Und bei all dem Elend verbreitete sich durch Nachahmung fran- zösischer Sitten über alle Stände eine unbegreifliche Prunksucht in Klei- dung, Lebensweise und Genüssen, und französischer Leichtsinn trat an die Stelle deutschen Ernstes. Damals sang Paul Gerhard: „Wir haben nichts verdienet Als schwere Straf' und großen Zorn,

7. Die deutsche Geschichte - S. 183

1855 - Essen : Bädeker
183 3. Wie der große Kurfürst an die märkischen Bauern schrieb. Der Schwede fiel in's Markerland Mit Sengen, Brennen, Plündern, Und Keiner that ihm Widerstand, Und Keiner that ihn hindern. O gnäd'gcr Kurfürst, kommt geschwind, Beeilet Eure Reise, Weil Durchlaucht nicht zu Hause sind, Erfrcssen uns die Mäuse I Der große Kurfürst aber schrieb: „Ich kann so schnell nicht kommen, Helft selber euch vom Mausedieb Zu unsers Landes Frommen. „Bei Götti das Herze blutet mir, Daß ihr so viel sollt leiden, Doch itzo kann ich nicht von hier, Schlagt selber auf die Heiden. „Theilt euch in Kriegeshaufen ein, Verhaut dem Feind die Wege Und hackt den Schelmen kurz und klein, Kommt er euch ins Gehegel" Da stunden stracks die Bauern auf Und theilten sich in Haufen, Von Briest, der Landrath, frisch vorauf, Dann ging es an das Raufen. „Wir Bauern von geringem Gut" Stund in der Fahn' geschrieben, „Wir dienen Ihm mit unserm Blut. Dem Herrn, dem treu wir blieben I" So that der märksche Bauer sich Mit schwcdschcm Volk 'rum schlagen, Und das soll preisen männiglich Jetzt und in künft'gcn Tagen. ®. Hesekicl. ' 4. Das Lied vom Feldmarschall Derstinger. Zu Friedrich Wilhelms, des großen Kurfürsten, Zeiten, Alle Dragoner mußten reiten, Alle Regimenter rückten aus. Ringsumher die Kricgcsflammen Schlugen lichterloh zusammen Ueber dem brandenburger Haus. An des großen Kurfürsten Seiten Einen Ritter sah man reiten, Hoch auf muth'gcm Roß daher. In der Schlacht voran verwegen Führte tapfer seinen Degen Der Feldmarschall Dcrflinger. Im Osten waren die Polen eingedrungen, Hatten Maricnburg bezwungen, Und der deutschen Ritter Heer. „Solche Schmach ist nicht zu tragen, Auf! die Polen zu verjagen!" Und bet Warschau siegten wir. Am Rheinstrom hausten die Franzosen, Den Fcldmarschall hat's verdrossen, Daß sie tranken unsern Wein. Drauf bei Straßburg auf die Schanzen That er seine Fahnen pflanzen An dem freien deutschen Rhein. Unterdessen war es den Schweden ein- gefallen, In die Mark hereinzufallen, Streiften schon bis bei Berlin; Wollten sich noch weiter wagen, Wurden auf das Haupt geschlagen. O du schöne Schlacht bei Fehrbellin! Die Stettiner hatten sich unterfangen, Eine Scheerc ausgchangen, Dem Feldmarschall nur zum Hohn. „Wart! ich will euch auf der Stelle Nehmen Maaß mit meiner Elle, Jetzt bekommt ihr euren Lohn!" Drauf war die Kricgsfuria los im Norden, Harter Winter war geworden Und cs fiel ein tiefer Schnee. „Geht cs nicht zu Roß und Wagen, Woll'n wir sie zu Schlitten schlagen, Stolzer Schwede! nun ade!" Als der große Kurfürst die Feinde alu zumal bezwungen Und den Frieden kühn errungen, Sprach er zu dem Feldmarschall: „Wählt für eure alten Tage In dem Lande nach Behagen Euch ein Ruheplätzchen aus!" „ Euer Durchlaucht haben nur zu befehlen, Sollt' ich mir nun eines wählen, Sei mein Wunsch Euch nicht verhehlt. An der Oder schön gelegen, Reich an Feld und Jagdgchegen Hätt' ich Gusow mir gewählt." Der Kurfürst sprach: Ihr sollt Gusow haben: — In dem Dörflcin still begraben Ruht vom Tagewerk er aus. Sein Gedächtniß soll uns mahnen: Haltet treu zu euren Fahnen! Treu zum Brandenburger Haus!

8. Die deutsche Geschichte - S. 194

1855 - Essen : Bädeker
194 Erst nach bedrängten Jahren, nach mancher Unglücksschlacht Erhebt sich Preußens Sonne auf's Neu in Glanz und Pracht. Und Dennewitz und Culm, die Katzbach und Großbeeren Bezeugen es der Welt, wie wir den König ehren. Bei seinem Rufe eilte das Volk hinaus in's Feld, Schlug freudig seine Schlachten, jedweder Preuß' ein Held! Und sieh! Gott war mit Ihm, Gott war mit seinem Schwerte. Der fromme König siegt, — frei ist die deutsche Erde! Nicht Allen aber reifet des Friedens goldne Frucht. Auch jene Mühle wurde vom Feinde heimgesucht; Der sie ererbt vom Vater, hat Schweres viel erduldet: Der Müller ist verarmt; er sieht sich tief verschuldet. Und wie er sich auch kümmert, arbeitet oder spart, Daß er das kleine Erbe nach seiner Väter Art Auf seinen Sohn vererb', umsonst ist sein Bemühen; Es will aus seinem Fleiß ihm keine Fruckt erblühen. Da tritt der tief Verarmte vor Friedrich Wilhelms Thron. Sein Auge schwimmt in Thränen, cs bebt der Stimme Ton: „Herr!" — spricht er tiefbewegt, „ich habe viel erduldet, Und meine Mühle ist fast rettungslos verschuldet." „Der große Friedrich wollte zu seinem Park sie ziehen, Mein Vater sie nicht missen; ich aber — muß sie fliehen, Wie auch mein Herz dran hängt, sie ist mir nicht beschieden; Drum wag ich's, meinem Herrn sic käuflich anzubieten." — „Nein!" sprach der edle König, „der Kauf sei fern von mir! Ich fühl' es, jene Mühle gehört nicht mir, nicht dir. Ein Denkmal bleibe sie, der Nachwelt noch zu zeugen, Wie Preußens Könige das gute Recht nicht beugen." — „Jetzt geh, geh heim in Frieden! Die Mühle bleibe Dein! Ich bin von dieser Stunde Dein Gläubiger allein. In Frieden geh nach Haus und fahre fort zu mahlen! Ich werde Deine Schuld, wie groß sic sei, bezahlen." — Jetzt weilt der edle König beim großen Ahnherrn dort; Wie Friedrich lebt er ewig in unsern Herzen fort. Neu blühet Beider Größe im hohen Königssohnc, Der jetzt das Scepter führet auf Preußens Herrscherthrone. Heil, dreimal Heil dem Lande, wo Königstugend wohnt, Wo mit gerechter Waage der Richter Jedem lohnt! Auf solchem Lande ruht sichtbar des Höchsten Gnade, Denn Fürst und Unterthan gehn auf dem ebnen Pfade! Hornburg. 19. Der Preuße in Lissabon. Ein Bürgersmann von ächtem Schrot und Korn, Der tapfer noch im vor'gen Krieg, als Kolberg Belagert ward, ein Greis, gestritten hat, Und jetzt begraben liegt im kühlen Sande, Der alte, wohlbekannte Nettclbeck, War einst, als eines Schiffes Capitain, In Lissabon — und in bedrängter Lage; Er wußte keine Ladung für sein Schiff Und sah bekümmert in die Zukunft wohl, Und dachte trauernd an die lieben Seinen

9. Die deutsche Geschichte - S. 210

1855 - Essen : Bädeker
210 Oder es käme, wie er's verheißen, Herr Blücher mit seinen Preußen!" Und er hat kaum das Wort gesprochen, Da sind die Preußen hervorgebrochen Wettersauscnd. •— Ob auch aus tausend Glühenden Schlünden die ehernen Schlangen Verderben spei'n, Ohne Bangen Dringen sie ein In die mörd'rischen Reih'n, Und der Feind mit Entsetzen, Als ob höllische Geister ihn Hetzen, Fliehet wild, Athcmlos durch das Kampfgefild. Da sprach der Fcldmarschall, zum Freunde gewandt: „Ich gebe sie nun in Deine Hand!" Wer ist der Freund, der Dritt' im Bunde? O Lied, gib von dem Dritten Kunde! Der Dritt' in der preußischen Heldenschau, Das ist Herr Reit hart von Gneisenau. O Gneisenau, Gneisenau! hoher Held! Wie sprengtest du ritterlich durch das Feld! Wie jagtest du sie auf und auf, Wie stürmtest du freudig drauf und drauf! — Die Freundin des Müden, die liebe Nacht, Hat ihnen den Schlummer nicht gebracht; Denn als sie entzäumet das dampfende Roß, Und sicher sich däuchten, Da sprach, der am Himmel der Schmachtenden thront, Der empfindsame Mond: „Ich bin der Deutschen Bundesgenoß, Der alten und neuen, Ich will sie erfreuen, Ich will ihnen leuchten." Und fort nun rannten sie, fort und fort, Und fanden die Ruh an keinem Ort. In jener Nacht, Da ward das große Werk vollbracht; In jener Nacht, Da du, Erbfeind der Ruh', Zum letzten Mal vor uns gcfloh'n, Napoleon, Da stürzt' in lodernden Flammen Dein goldener Thron zusammen. Da sprach der Herr im Donner der Schlacht: „Das deutsche Volk hat es gut gemacht!" A. Brecht. 37. Die Es war ein König in Preußen Als weiser Held bekannt, That Friedrich Wilhelm heißen, Der Dritte zubenannt, letzte Labe. Dem wies sich stets im Leben, Daß Alle ihm geneigt; Daß All' ihm treu ergeben, Hat uns sein Tod gezeigt. / \
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