4. Die Völker und die Staaten in Asien.
359
8. 534.
Die Kultur.
1. Die Araber sind vorzugsweise Nomaden, voll unternehmenden,
unermüdlichen Geistes, voll lebenswarmer Phantasie und unbezähmbaren
Freiheitssinnes, fertig in den Waffen, der edelsten Rosse muthige Bändiger.
Sie erscheinen als das kräftigste aller muhamedanischen Völker. Als No-
maden beschäftigen sie sich hauptsächlich mit der Zucht des Rosses und des
Kameels. Nur in dem glücklichen Arabien und in den gesegneteren Küsten-
landschaften oder Oasen des Innern bauen sie den Boden und gewinnen
Getreide, Zuckerrohr, Baumwolle, vornemlich aber Kaffee in Jemen,
während Aloe, köstliche Balsam - und Gummiarten, Weihrauch, Myrrhen
und manche andere Arzneipflanzen der heiße Boden von selbst hervorbringt.
2. Höchst unbedeutend ist die Industrie und selbst die gewöhnlichen
Handwerke werden schlecht betrieben, aber der Meerverkehr reizt den Ara-
der, daher man in den Seestädten, wie in Dschidda, Mokka, Maskace u. a.
einen blühenden Handel nach Aegypten und Indien, nach Persien und an
die ost-afrikanische Küste trifft.
3. Die Araber haben sich von ihren Wüsten aus über West-Asien bis
zu den Gebirgen von Kurdistan, bis nach Indien, Tübet und der Tartarei,
ja bis zum asiatischen Archipelagus, über die ost-afrikanische Küste, über
ganz Nord-Afrika, selbst über Spanien, Süd-Italien und die Inseln des
Miitelmeeres ausgebreitet, und erst an den Ufern der Loire sonnte Karl
Märtel ihrem Vordringen in Europa ein Ziel setzen. In der Fremde wurde
das Nomadcnvolk ein fleißiges, Ackerbau, Handwerke, Handel, ja Künste
und Wissenschaften liebendes Volk, dessen Literatur einst belebend aufeuropa
einwirkte. Jetzt ist diese ruhmvolle Zeit dahingeschwunden und die wenigen
Schulen in der Heimath sind ohne alle Bedeutung. Die glühende Phantasie
des Arabers beschäftigt sich nur noch mit Mährchen, Sagen und den Freu-
den des Paradieses.
8. 535.
Die Verfassung und die Verwaltung.
1. Die Araber leben in zahllose, einander befehdende und beraubende
Stämme getheilt, an deren Spitze gewöhnlich ein Fürst steht, der aber nicht
unumschränkt herrscht.
2. An der Westküste sucht die Pforte ihre Herrschaft geltend zu ma-
chen, in der Thal aber gebietet hier der Scherif von Mekka, der Imam
von Sanna u. a. An der Südküste finden sich eine Menge selbständiger
Gemeinwesen, auf welche die Briten von der besetzten Halbinsel Aden aus
noch keinen Einfluß gewonnen haben. Am persischen Meerbusen sind kleine
Seeräuber-Staaten entstanden und ein Handelsvölkchen wohnt auf
der, ihrer Perlenfischerei wegen berühmten kleinen Insel Bahrein. Diese
Seeräuber-Staaten, so wie Bahrein, sind aber in Abhängigkeit gerathen
von dem Imam von Maskate.
8- 536.
Das Jmamat von Maskats.
1. Die bedeutendste Macht inarabien ist die Herrschaft!, es I m a m s (d. h.
Oberpriefters) von Maskate. Sehr weitläuftig dehnen sich heutzutage die
Besitzungen des Imams aus; in Afrika von den Comorn Inseln und vom Kap
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Karl
Märtel Karl Sanna
Extrahierte Ortsnamen: Asien Dschidda Indien Persien Kurdistan Indien Spanien Europa Nomadcnvolk Mekka Bahrein Bahrein Afrika
360 Dritter Theil. Die Politische Geographie.
Delgado (100 S. Br.) biskapguardafui; in Asien fast vom Kap Aden bis
Ras el Had, und durch Oman bis zum Perser-Golf. Auch innerhalb dieses
Golfs macht der Imam Ansprüche an die Oberherrschaft der meisten Inseln,
an das arabische Gestade von Bahrein, an die Perlfischereien und selbst an
einige Punkte der persischen Küste. Allerdings kann er nur eine geringe
Zahl von Ortschaften dieser gegen 3,000 Meilen ausgedehnten Küstenstrecke
durch stationirte Garnisonen in Besitz halten; aber wohl durch seine auf-
und abkreuzenden Flotten sich tributáis machen. In Afrika besitzt er die
Häfen Mongallo am Kap Delgado, Lindy unter 10° S. Br., Quiloa, Me-
linde. Lamo undpatta unter 7'// S. Br., Brava l1/4° N. Br., Magadoxo
2° N. Br., so wie die werthvollen Inseln Monfeca 8° S. Br., Zanzibar
6° S. Br., Pemba 5° S. Br. und Socotora.
2. Die Volksmenge von Oman mag */2 Mill. betragen. Der
Imam kann 80,000 bis 100,000 Mann Soldaten zusammenbringen;
seine Hauptmacht aber beruht auf seiner ansehnlichen Flotte. Seine Ein-
künfte betragen 10 bis 11 Mill. Gulden. Sie fließen ihm vorzüglich vom
Handel zu, der hier außerordentlich lebhaft betrieben wird. Eingroßertheil
von Arabien's und Afrika's Stapclwaaren, wie Perlen, Datteln, Sennes-
blätter, Kaffee, Gummi, Kopal, arabischer Gummi, Columbo-Wurzel,
Elfenbein, Schildplatt, Rhinoceroshorn, Felle, Häute, Bienenwachs, Ko-
kosöl und andere Produkte sind auf dem Markt von Maskate feil, von wo
sie nach den indischen Häfen gehen, während wieder andere Schiffe alle in-
dischen, afrikanischen und europäischen Handelsartikel bringen. Die Haupt-
und Seestadt Maskat, die gegen 60,000 E. hat, ist auch ein Hauptmarkt
für die Sklaven, obgleich der Imam dieaufhebung des Sklavenhandels zu-
gesichert hat.
Fünfte Gruppe.
Dir Malayen Staaten im indischen Archipelagus und auf der
Halbinsel Mal acra.
§. 537.
Die Verbreitung des malayischen Volksstammes.
1. Der malayische Volks stamm bewohnt alles Land, welches von
Madagascar bis zur Oster Insel im indischen und großen Ocean, im Süden
und Südosten der asiatischen und afrikanischen Kontinente zu finden ist,
also die Insel Madagascar, den indischen Archipelagus, das kontinentale
und insulareaustralien. Nur diemalediven sind von einem indischen Volks-
stamm bewohnt. Ueberdieß haben sich die Malayen auch auf der Halbinsel
von Hinter-Indien, in Malacca und in Siam, niedergelassen.
2. Dieses weite Gebiet, zwischen dem 20" N. und dem 50" S. Br.
und dem 64° O. und dem 93° W. L., das einen Flächenraum von e.
203,800 Q.m. einnimmt, ist mit Ausnahme der europäischen und chinesi-
schen Kolonien wunderbarer Weise allein von dem einen Volksstamtu
der Malayen bewohnt. Derselbe zerfällt aber in 2 Sub-Varietäten, in
die schwarzen oder schwärzlichen Negrito's und in die braunen oder-
bräunlichen Völkerschaften, die man gewöhnlich unter dem Namen Ma-
layen zusammen zu fassen pflegt.
3. Völker von beiden Schattirungen finden sich theilweise dicht neben
einander, häufig auf einer und derselben Insel, wo dann die dunklere in der
Regel die geknechtete und in die Gebirge zurückgescheuchte, die hellere aber
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Extrahierte Personennamen: Delgado W._L.
Extrahierte Ortsnamen: Asien Oman Bahrein Afrika Brava Monfeca Pemba Oman Rhinoceroshorn Oster_Insel Hinter-Indien Malacca
380
Dritter Theil. Die Politische Geographie.
4. Der Handel hat mit vielen Hindernissen zu kämpfen: mit dem
Mangel an Landstraßen und fahrbaren Strömen, mit der Unzugänglichkeit
der Gebirge, über welche die Lasten nur auf dem Rücken von Menschen
fortgeschafft werden können, mit großen Wüsten, welche nur mit Hülfe des
Kameels durchzogen werden können, mit dem Mangel an guten Häfen und
reich gegliederten Küsten; mit der Unbekanntschafc der Afrikaner in der
Meerschifffahrt, mit der Rohheit der Völker, der Habgier der Fürsten, der
Raubsucht der Nomaden und manchen religiösen Vorurtheilen. Dennoch
aber ist Handel und Verkehr sehr bedeutend und lebhaft, besonders in allen
muhamedanifchen Ländern.
5. Zn ganz Nord-Afrika ist der Handel hauptsächlich in den Hän-
den arabisch-maurischer Handelsleute. Von den Staaten der Berberei aus
durchziehen sie die Sahara und den Hoch-Sudan bis zum Busen von Guinea,
so wie den flachen Sudan bis zum Nordrande Hoch-Afrika'ö und haben
bis jetzt noch immer die europäischen Handelsleute, die von Senegambien,
von der Küste Ober-Guinea's und von Algier aus einzudringen suchten,
zu verdrängen gewußt. Die wichtigsten Handelsplätze des muha-
medanischen Afrika, mit Ausnahme der Nil-Länder, sind Tetuan,
Tafilet und Tanger in Marokko; Algier in Algier; Tunis und Tripolis;
Murzuk in Fezzan; Gadames im Biledulgerid; Segu und Timbuktu am
Niger; Kairo und Sakkatu in Fellata-Staaten; Kuka in Bornu u. a. O.
6. Von großer Wichtigkeit ist der Handel in den Nil-Ländern.
Zm Quelllande des Nil, in Habesch, Schva und Efat, in Narea und Kassa
hat zwar der Handel bedeutend abgenommen, doch ist er noch immer von
solcher Bedeutung, daß er viele arabische Karawanen von Nubien und vom
indischen Meere her beschäftiget und schon längst eine Lockspeise für englische
und französische Kaufleute geworden ist. Der bedeutende Handel Nubien's
und Aegppten's ist fast ganz in den Händen des Vicekönigs. Hier bildet der
Nil die Haupt-Fahrstraße für den innern Verkehr; Alexandrien mit seinen
2 Häfen ist der Centralpunkt für den Handel mit dem Ausland.
7. Auch mit den Bewohnern von dem Hochlande Süd-Afrika's
wird ein bedeutender Handel getrieben. An der Ost-Küste suchen die Araber
(besonders der Zmam von Maskate), welche hier einst von den Portugiesen
verdrängt worden sind, den Handel wieder ganz in ihre Hände zu bekommen.
An der West-Küste entwickeln außer den Portugiesen auch die Briten und
Franzosen eine große Verkchrs-Thätigkeit. Zm Kap-Lande ist der Handel
allein in den Händen der Briten.
8. Die Haupt-Einfuhr-Artikel in's Znnere von Afrika sind:
Pistolen, Flinten, Säbel, Glaswaaren, Wollenzeuge, Seidenwaaren, Töpfer-
gefchirr, Messing, gedruckte Baumwollenzeuge, gestreifte Musseline, Schreib-
papier, Korallen, Rasirmesser, Salz, Gewürze, Parfümerien, indische
Shwals, Branntwein, Rum, Quincallerie-Waaren u. s. w.
9. Die Haupt-Ausfuhr-Artikel sind: Kaffee, Zucker, Reis,
Datteln, Palmöl, Wein aus Madeira, den canarischen Znseln und vom
Kap-Land, Baumwolle, Specereien, Zndigo, Gummi, Sennes-Bläcter, Aloe,
Eben-, Sandel- und Schiffsbauholz; Kameele, Elfenbein, Rhinoceroshörner
und Häute, Panther-, Tiger- und Löwenfelle, Straußfedern, Wachs, Mo-
schus, Goldstaub und Sklaven, von denen jährlich trotz der von England
und Frankreich dagegen ergriffenen Maßregeln gegen 300,000 Köpfe, haupt-
sächlich nach Brasilien und in die vereinigte Staaten von Nord-Amerika
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Ortsnamen: Nord-Afrika Guinea Nordrande_Hoch-Afrika'ö Algier Afrika Tanger Marokko Algier Algier Tunis Tripolis Fezzan Timbuktu Niger Kairo Bornu Schva Narea Kassa Nubien Kap-Lande Afrika England Frankreich Brasilien