Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 109

1909 - Leipzig : Hirt
15. Kaiserin Augusta. 109 Nächstenliebe in Berlin, Potsdam und Charlottenburg sowie in der Umgebung von Koblenz. Ihrem Gatten war die Kaiserin eine teilnehmende Lebensgefährtin, ihren Kindern eine gute Mutter, dem Lande eine liebevolle Fürstin. Ihr schwächlicher Gesundheitszustand brachte es mit sich, daß sie während des Sommers dem Geräusche des Hofes entfloh, um in Baden-Baden oder in Koblenz ein stilleres Leben führen zu können. Trotz der äußern Trennung blieb sie immer im Geiste mit ihrem Gemahl vereint; brieflich nahm sie an seinen Sorgen und Arbeiten Anteil, und der Kaiser machte ihr von jedem wichtigen Ereignis eingehende Mitteilung. Die erste Botschaft der glänzenden Waffentaten der deutschen Heere sandte Kaiser Wilhelm stets an seine Gemahlin. Vortrefflich sorgte sie für die Erziehung ihrer Kinder. Mit den Lehrern besprach sie den gesamten Unterrichtsplan, wohnte häufig dem Unterrichte persönlich bei und wachte mit Strenge über deren Fleiß. Sie wollte ihre Kinder nicht in stolzer Abgeschlossenheit von den übrigen Menschen erzogen wissen. Wie sie selbst in ihrer Jugend nicht verschmäht hatte, mit den Kindern eines benachbarten Müllers und Köhlers im Walde zu spielen, so wollte sie auch, daß ihre Kinder „menschlich mit Menschen" umgehen lernten. Nicht bloß ihren Kindern, auch ihren Untertanen war sie eine gute Mutter. Die Wunden, die der Krieg dem Lande schlug, suchte sie nach Kräften zu heilen. Sie richtete Lazarette ein für die Verwundeten, sandte Verbandstoffe und Lebensrnittel auf die Kriegsschauplätze, sorgte für die Hinterbliebenen Witwen und Waisen der gefallenen Krieger, ging selbst von Krankenbett zu Krankenbett, um den Leidenden Trost, Mut und Gottvertrauen einzuflößen. Bei ihrer Fürsorge für Kranken- und Waisenhäuser kannte sie keinen Unterschied der Konfession; katholische wie evangelische Wohltätigkeitsanstalten erfreuten sich der gleichen landesmütterlichen Liebe, und in ihrem Testamente hat sie ebenfalls keinen Unterschied gemacht. Stets war sie darauf bedacht, „den Frieden zu fördern, Streitigkeiten zu schlichten, Härten zu mildern". Dienstboten, die eine Reihe von Jahren ihrer Herrschaft treu gedient hatten, schmückte sie mit einem goldnen Kreuze; Frauen und Jungfrauen, die sich den Werken der christlichen Nächstenliebe mit Eifer und Hingebung widmeten, belohnte sie durch Verleihung des Luisenordens. So ist die erlauchte Fürstin ihrem Volk ein erhabenes und erhebendes Vorbild geworden. Selbst einst ein fleißiges und lernbegieriges Kind, ruft ihr Beispiel den Kindern zu: „Seid fleißig, wie ich es war!" Ihre reine Freude an den Schönheiten der Natur mahnt die heranwachsenden Jungfrauen zur Herzensreinheit. Indem sie Wohltaten spendend, Leiden lindernd einherging, predigte sie ohne Worte christliche Nächstenliebe.

2. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 113

1909 - Leipzig : Hirt
17. Kaiser Friedrich in. 113 Da befiel ihn im April 1887 eine hartnäckige Halskrankheit, die den vorzeitigen Tod des starken Helden herbeiführen sollte. Im sonnigen Süden, zu San Remo an der Küste des Lignrischen Meeres, suchte er Linderung seiner Leiden. Aus die Nachricht von dem Hinscheiden seines Vaters kehrte er unverzüglich heim zum winterlichen Norden, zu seinem treuen Volke, dem er gelobte, Deutschland zum Hort des Friedens zu machen, die Pläne seines Vaters zum Wohle der arbeitenden Kreise weiter zu fördern, alle Untertanen ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses mit gleicher Liebe zu umfassen, weil alle in den Tagen der Gefahr ihre volle Hingebung bewährt hätten. Die Ausführung seiner Regierungsgrundsätze mußte er seinem Sohne überlassen; der Tod machte seinem edeln Streben am 15. Juni 1888 ein Ende. Kaiser Friedrich war eine stattliche Erscheinung. Hochgewachsen, von großer körperlicher Gewandtheit, mit blondem Barte und treuen Augen in dem edelgeformten Angesichte, schritt er einher, Siegfried, dem Helden der alten Sage, nicht ungleich. Für alles Große und Gute begeistert, war er ein mächtiger Förderer von Kunst und Wissenschaft. Leutselig im persönlichen Verkehr, vergab er seiner königlichen Würde nichts. Von seiner außerordentlichen Herzensgüte sind eine Menge Erzählungen im Munde des Volkes. Am meisten wissen davon die Soldaten zu berichten, die dienstlich oder außerdienstlich mit ihm in Berührung kamen, sowie die Bewohner seines Gutsdorfes Bornstedt bei Potsdam. Am größten und bewunderungswürdigsten war er im Leiden. Keinen Laut der Klage hörte man aus dem Munde des königlichen Dulders; wenige Tage vor seinem Tode schrieb er seinem Sohne auf ein Blatt: „Lerne leiden, ohne zu klagen!" Schon ist manches Jahr ins Land gegangen, seitdem der Liebling des deutschen Volkes von seinen Leiden erlöst ist. Aber vielgeliebt und unvergessen wird er in dem Andenken seines treuen Volkes leben. In der Friedenskirche zu Potsdam erwartet seine sterbliche Hülle den Tag der Auferstehung. An der Villa Zirio, die er in San Remo bewohnte, hat der Verband deutscher Kriegsveteranen eine Gedenktafel mit folgender Inschrift anbringen lassen: Wandrer, der du aus Deutschland herkommst, hemme den Schritt, Hier der (Drt, wo dein Kaiser Friedrich lebte und litt. Hörst du, rote welle an welle stöhnend zum Ufer drängt? Das ist die sehnende Seele Deutschlands, die sein gedenkt. Kaiserin Friedrich. Seit dem 25. Januar 1858 war Kaiser Friedrich mit der Prinzessin Viktoria von England vermählt. An ihr hatte er eine treue, kluge und vielseitig gebildete Lebensgefährtin. Die Tochter Dahmen, Leitfaden. Iv. Neubtg. g

3. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 115

1909 - Leipzig : Hirt
Vi. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms Ii. In dem Augenblicke, in dem der hochselige Kaiser Friedrich zur ewigen Ruhe einging, wurde nach dem preußischen und deutschen Erbrechte sein ältester Sohn Wilhelm Deutscher Kaiser und König von Preußen. Er ist der Schutzherr unsres Volkes in Krieg und Frieden. „Jede obrigkeitliche Gewalt ist von Gott", sagt die Heilige Schrift. Wir sind ihm daher Liebe, Ehrfurcht und Gehorsam schuldig. Kaiser-Wilhelm Ii. ist geboren am 27. Januar 1859. Vorbildung. Für seinen hohen Beruf wurde er gründlich und allseitig vorgebildet. Die wissenschaftliche Vorbildung des Kaisers. Gleich seinem Vater hat Wilhelm Ii. eine hohe wissenschaftliche Vorbildung genossen. Der Unterricht wurde nach dem Lehrpläne des Gymnasiums eingerichtet. Außerdem lernte der Prinz die englische Sprache. Im Herbst 1874 trat er in die Obersekunda des Gymnasiums zu Kassel ein. Dort saß er mit den Söhnen des Volkes auf den nämlichen Schulbänken und zeichnete sich durch Fleiß, Pünktlichkeit und Ordnungsliebe aus. Besondere Vorliebe zeigte er für die Geschichte. Mit seinen Mitschülern verkehrte er sehr freundlich. Im Sommer wohnte er auf dem Schlosse Wilhelms höhe in der Nähe von Kassel. Morgens um 7 Uhr ritt er von Wilhelmshöhe zum Gymnasium. Im Jahre 1877 bestand er die Reifeprüfung. Bei dieser Gelegenheit erhielt er eine Denkmünze zur Anerkennung seines Fleißes. Alljährlich werden am Gymnasium zu Kassel drei Denkmünzen an die drei fleißigsten Schüler verteilt. Vom Herbst 1877 bis zum Herbst 1879 studierte Prinz Wilhelm an der Hochschule zu Bonn am Rhein. Damit hatte die wissenschaftliche Vorbildung ihren äußern Abschluß erreicht. Durch diese Studien ist der Kaiser in den Stand gesetzt, sich auf jedem Gebiete des Wissens selbständig weiter zu bilden. Militärische Vorbildung. Nach der Sitte des preußischen Königshauses wurde Prinz Wilhelm mit dem 10. Lebensjahre zum Offizier ernannt. Während seiner Gymnasialstudien beteiligte sich der Prinz an militärischen Übungen nicht. Nachdem er das Gymnasium zu Kassel verlassen hatte, wurde er zum Oberleutnant im ersten Garderegiment zu Potsdam ernannt. Vom Februar bis zum Herbst tat er seinen Dienst wie jeder andre Offizier des Regiments. 8*

4. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 57

1909 - Leipzig : Hirt
4. Überblick über die europäischen Großstaateil. 57 Kabinetts, das früher neben dem Ministerium bestand und dessen Tätigkeit häufig lahmlegte. Die Kunst verdankt ihm den Bau des heutigen Alten Museums in Berlin, das er mit Kunstwerken ausstattete, und das Grabmal der Königin Luise im Mausoleum zu Charlottenburg, von dem Bildhauer Christian Rauch ausgeführt, gleichzeitig ein Denkmal der Pietät gegen seine verstorbene Gemahlin. Demselben Meister hat er den Austrag zu dem Reiterstandbilde Friedrichs des Großen gegeben. In seiner äußern Erscheinung lag etwas Imponierendes. Er war von hoher Gestalt; sein Antlitz trug den Ausdruck des Ernstes und der Milde, sein Blick war fest, klar, ruhig, offen und wahr, immerdar der Spiegel seines Innern. In der Bewegung seines Körpers lag hohe Würde, sein Gang war fest, ruhig und sicher, bis in sein Alter rüstig und kräftig. In seiner Kleidung wie in seinem ganzen Wesen liebte er die Einfachheit. Gewöhnlich trug er einen blauen Oberrock bis oben zugeknöpft und eine einfache Landwehrmütze. Im Jahre 1840 starb er im Alter von siebzig Jahren. An der Seite seiner Gemahlin Luise in der Königlichen Grabkapelle zu Charlottenburg wurde ihm das Grab bereitet. / 4. Überblick über die europäischen Grotzsiaaten mit Ausschluß Preußens während dieses Zeitraumes. England. In England erlangten. die Katholiken durch die unablässigen Bemühungen Daniel O'connells und durch das wohlwollende Entgegenkommen des Ministerpräsidenten Lord Wellington, des Siegers von Waterloo, Gleichstellung mit den Mitgliedern der anglikanischen Hochkirche und dadurch Zutritt zum Parlament sowie zu allen Staatsämtern. Als 1837 König Wilhelm Iv. ohne männliche Nachkommen starb, folgte in England seine Tochter Viktoria, die bis 1901 regierte. In Hannover, wo weibliche Thronfolge nicht zulässig war, folgte des Königs Bruder Ernst August. England verlor dadurch feinen Sitz auf dem Deutschen Bundestage. ' Rußland hatte einen Ausstand in Polen niederzuwerfen und vereinigte sich mit Frankreich und England zum Schutze der Griechen gegen die Türkei. Griechenland, das seit der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1458 zum Türkischen Reiche gehörte, hatte feit 1821 um seine Unabhängigkeit gekämpft. Die Befreiung gelang erst, als die genannten fremden Mächte in den Kampf eintraten. In der Bucht von Navarino in Messenien unterlag die türkisch-ägyptische Flotte der englisch-französischen. Dem Landkrieg machte ein russisches Heer durch Besetzung von Adrianopel ein Ende. Die Türkei erkannte die Unabhängigkeit Griechenlands an. Griechenland ein Königreich. Durch Übereinkunft der Mächte zu London im Jahre 1830 wurde Otto, der zweite Sohn des Königs

5. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 106

1909 - Leipzig : Hirt
106 V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. daß diese sich an die Arbeit gewöhnen, wenn sie den Erfolg ihrer Arbeit in klingender Münze erhalten. Ferner ist Aufgabe der Kolonisation, die Missionstätigkeit zu fördern. Die Volker, deren Zivilisation und Kultur auf dem Christentum beruht, haben die Aufgabe, den heidnischen Völkern die christliche Religion, Kultur und Gesittung zu vermitteln. Die deutschen Missionare arbeiten mit größerm Erfolg, wenn sie in einer Kolonie des Mutterlandes ihre Tätigkeit entfalten, als wenn sie dieser Anlehnung entbehren. Das ist erwiesen durch die frühern zahlreichen Christenverfolgnngen in China. Die Arbeit in den Kolonien ist schwer. Alle Vorbedingungen eines geregelten Lebeus müssen erst geschaffen werden. Zum Eintritt in die Kolonien eignen sich nur Leute mit widerstandsfähigem Körper und zäher Arbeitskraft, die Strapazen ertragen und die Bequemlichkeiten des Lebens entbehren können, vor allem Männer von reinen Sitten. Für Glücksritter ist dort kein Arbeitsfelds Nur der beste Mann ist gut genug zum Kolonisieren. { Die Eingeborenen müssen ebensosehr Achtung bekommen vor der christlichen Gesittung wie vor der geistigen Überlegenheit, der Arbeitskraft und Technik der Europäer. Was die Preisgabe einer Kolonie bedeuten kann, hat Rußland erfahren, dem das nordamerikanische Alaska gehörte. 1867 wurde das Gebiet von den Amerikanern den Russen um 7 200000 Dollar abgekauft. Im Kongreß zu Washington begegnete die Vorlage heftigem Widerspruch. Es wurde gesagt, Alaska sei ein unwirtliches, elendes Land. Man solle den Russen das Geld geben und sie bitten, das Land zu behalten; wenn das nicht geschehen könne, solle man es irgendeiner europäischen Macht anbieten und sie bitten, Geld und Land zu nehmen. Das waren die damaligen Ansichten; jetzt urteilt man anders. In Alaska hat sich das Goldgebiet Klondike gefunden! Allein der Pelzhandel und der Fischfang bringen den Amerikanern alljährlich mehr ein, als die ganze Kaufsumme betrug.x) 13. Soziale Gesetzgebung. Kaiser Wilhelm I. ist von Jugend auf ein Freund der ärmern Bevölkerung gewesen. Als zwanzigjähriger Jüngling wohnte er den Sitzungen des Staatsrates bei. Neue Steuervorlagen wurden beraten, um der Geldnot, in die das Land durch die Befreiungskriege geraten war, abzuhelfen. Bei der Gelegenheit drückte er den Wunsch aus, die reichen Volksklaffen und die hohen Beamten mit einem höhern Prozentsatz zu besteuern, damit die armen Leute mehr geschont werden könnten. Bei seiner Silbernen Hochzeit trat er an die Spitze eines Berliner Vereins, der sich die Aufgabe gestellt hatte, für die Arbeiterbevölkerung gesunde und billige Wohnungen zu bauen. Fremder Not gegenüber hatte er stets eine offne Hand. Wenn des Wassers oder des Feuers zerstörende Kraft Schaden angerichtet hatte, spendete er mit kaiserlicher Freigebigkeit; wenn ein bedrängtes Kind aus dem Volke ihm in einem schlichten Briefe seine Not klagte, hatte er immer Mittel, sie zu lindern. *) Nach Freih. von Stengel, Deutsche Kolonialpolitik, und nach einer Rede des Staatssekretärs Dernbnrg.

6. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 107

1909 - Leipzig : Hirt
14. Familienfeste und Tod. 107 Das Umsichgreifen der Sozialdemokratie veranlaßte ihn, in wahrhaft väterlicher Fürsorge für die Arbeiterbevölkerung im Jahre 1881 die Sozialgesetzgebung anzubahnen. Das Krankenversicherungsgesetz ordnet die Errichtung von Kassen an, die für den erkrankten Arbeiter nicht nur die Kosten der Wiederherstellung, sondern auch teilweisen Ersatz für den ausfallenden Arbeitslohn zu leisten haben. Durch das Unfallversicherungsgesetz wird der Arbeiter schadlos gehalten, wenn er durch einen Unfall bei der Arbeit erwerbsunfähig wird. Für Fabrik- und Grubenarbeiter ist dieses Gesetz besonders wohltätig. Ein Jahr nach dem Tode des kaiserlichen Arbeiterfreundes kam das Alters- und Jnvaliditäts-gesetz zustande. Dieses sichert dem durch Alter und andauernde Krankheit erwerbsunfähig gewordenen Arbeiter eine gewisse Rente. Die hierzu notwendigen Gelder werden größtenteils von den Arbeitgebern und dem Staate aufgebracht. Die Arbeiter selbst haben nur kleine Beiträge beizusteuern. 14. Familienfeste und Tod. Ant 11. Juni 1879 feierte der Kaiser mit seiner Gemahlin die Goldne Hochzeit und am 22. März 1887 seinen neunzigsten Geburtstag. Die meisten Fürsten Europas brachten dem greisen Helden persönlich ihre Glückwünsche dar. Am 9. März 1888 gab er seine Seele in die Hände des Schöpfers zurück. Im Mausoleum zu Charlottenburg ruht er bei seinen Eltern. Am 7. Januar 1890 folgte ihm seine Gemahlin, Kaiserin Augusta, ins Grab. Als eine wahre Mutter der Armen und Kranken hat sie ihre Stellung an der Seite ihres erlauchten Gemahls ausgefüllt. Der erste Kaiser des neuen Deutschen Reiches war ein frommer und demütiger Mann. Nach den größten Erfolgen, nach den herrlichsten Siegen gab er nicht sich, sondern Gott die Ehre. Auch erkannte er stets die großen Dienste an, die seine Minister und Generale, vor allen Fürst Bismarck und Graf Moltke, ihm und dem Vaterlande geleistet hatten. Nach der Schlacht bei Sedan dankte er seinen treuen Mitarbeitern an dem großen Werke mit folgenden Worten: „Sie, Kriegsminister von Roon, haben unser Schwert geschärft, Sie, General von Moltke, haben es geleitet, und Sie, Graf Bismarck, haben seit Jahren durch die Leitung der Politik Preußen auf seine jetzige Höhe gebracht." Der Träger der Kaiserkrone war in seinem Privatleben einfach und sparsam, wohlwollend im persönlichen Verkehr. Mittags, wenn die Wacht-Parade aufzog, erschien er an dem Eckfenster seines Palais; das Volk wußte das, und wer Zeit hatte, ging hin, den Landesvater zu sehen und ihm zuzujubeln. Freundlich lächelnd dankte der Greis seinem treuen Volke. Unter allen Vorzügen ragt ant meisten die Pflichttreue hervor. Pflichttreue ist ein Erbgut des hohenzollernschen Herrscherhauses; dieses kostbare Erbgut besaß Kaiser Wilhelm I. in hervorragendem Maße. Bezeichnend für diese Pflichttreue ist das berühmt gewordene Wort, das er ant Tage vor seinem Tode sprach: „Ich habe jetzt keine Zeit, müde zu sein."

7. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 108

1909 - Leipzig : Hirt
108 V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. 15. Kaiserin Augusta. Am 7. Januar 1890 folgte die erste Kaiserin des neuen Deutschen Reiches im Alter von 79 Jahren ihrem Gemahl ins Grab. Eine der edelsten und hochsinnigsten Fürstinnen hat Deutschland durch diesen Tod verloren. Die Heimgegangene Fürstin war eine Freundin der Blumen, der Tiere und der Menschen. In dieser Liebe offenbarte sie ihr edles, gutes Herz. Schon als Kind zeigte sie für Blumenzucht sowie für alle Schönheiten der Natur eine lebhafte Vorliebe. Am liebsten verweilte sie an den Orten ihrer thüringischen Heimat, wo sich dem Auge eine schöne Aussicht auf herrliche Landschaften bietet. Der Rosengarten zu Dornburg war einer ihrer liebsten Aufenthaltsorte. In dem Kaiserlichen Palais zu Berlin hat sie den Wintergarten angelegt „voller Palmen und Blumen". Das lebensgroße Bild ihres Gemahls, das in ihrem Arbeitszimmer an der Rückwand des Schreibtisches angebracht war, faßte kein schwerer Goldrahmen ein, sondern eine Efeustaude schlang darum ihre lebendigen Zweige. Die herrlichen Gartenanlagen, die das Schloß Babelsberg bei Potsdam umgeben, sind unter ihrer kundigen Anleitung geschaffen worden. Die schönen Rheinanlagen bei Koblenz verdanken der für Naturschönheiten begeisterten Kaiserin ihre Entstehung. Die nämliche Vorliebe, die sie für die Schönheiten der Pflanzenwelt zeigte, bekundete sie auch für die Tierwelt. Wenn sie in ihren Kinderjahren in den Geflügelhof kam, der in der Nähe des väterlichen Schlosses lag, war sie stets von einem dichten Schwarm von Hühnern und Tauben umgeben, die so zutraulich waren, daß sie das Futter aus ihrer Hand nahmen. Mit ungleich größerer Liebe umfaßte sie die Menschen. Keinen Stand schloß sie von dieser Liebe aus. Künstler und Gelehrte scharte sie an ihrem Hose um sich und hörte gern von ihnen, was ihr unbekannt war. Nicht geringere Sorgfalt wandte sie dem Handwerkerstande zu. Der Gesellenvater Kolping war häufig ihr Gast in Koblenz und empfing zur Förderung seines edeln Werkes reichliche Spenden. Ebendaselbst errichtete sie die Handwerkerstiftung zur Unterstützung braver Handwerkerfamilien. Allen, die der Hilfe bedürftig waren, widmete sie ihre landesmütterliche Liebe und Sorgfalt. Auf ihren Reisen besuchte sie vorzugsweise die Kranken- und Waisenhäuser, sprach den Hilfsbedürftigen liebreich Trost zu und ließ reiche Geschenke zurück. Eine Menge wohltätiger Anstalten und Einrichtungen hat sie entweder selbst ins Leben gerufen oder mit königlicher Freigebigkeit und mit sachverständigem Rate gefördert. Am meisten erfreuten sich ihrer hohen Fürsorge die Anstalten christlicher

8. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 119

1909 - Leipzig : Hirt
3. Zustände der Gegenwart in Verwaltung u. Ordnung von Staat u. Gemeinde. 119 Dänen den Preußen noch immer nicht freundlich gesinnt. Der Besuch des mächtigen Kaisers bei dem Könige des kleinen Jnselreiches hob die Mißstimmung. Die Reise nach Rußland war eine Tat staatsmännischer Weisheit, der Besuch in Schweden ein Zeichen treuer Freundschaft, jener in Kopenhagen ein Beweis edler Versöhnlichkeit. Später machte der Kaiser eine Reise nach Wien zum Kaiser Franz Joseph von Österreich und nach Rom zum Könige Humbert von Italien. Durch den Besuch an den beiden Hösen wollte er den Fürsten und Völkern dieser Länder zu erkennen geben, daß er gewillt sei, das bestehende Friedensbündnis ausrecht zu erhalten. In Rom besuchte er auch das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Leo Xiii. Durch diesen Besuch zeigte er, daß er den kirchlichen Frieden zwischen den Angehörigen der einzelnen Bekenntnisse erhalten wissen wolle. 3. Zustände der Gegenwart in Verwaltung und Ordnung von Staat und Gemeinde. Im Perserreiche des Altertums bestand zu Recht, daß nach dem Tode eines Königs fünf Tage lang alle Gesetze aufgehoben fein sollten. Jeder Bürger durfte tun, was ihm beliebte. Niemand hatte ihm einen Befehl zu erteilen, niemand durfte ihn bestrafen. Das waren unglückliche Tage. Der Starke konnte des Schwachem Eigentum ungestraft nehmen, wer einen Feind hatte, sich an ihm vergreifen, ihn töten. Die Bürger verrammelten ihre Türen, damit niemand eindringe, sie waren zu bang, ihre Wohnungen zu verlassen; alle freuten sich, wenn die fünf Tage verflossen waren und die Regierung des neuen Königs begann. Die Notwendigkeit eines Oberhauptes, dem alle gehorchen müssen, weil es alle schirmt, war den Bürgern klar geworden. Das kleinste Dorf kann einer Obrigkeit nicht entbehren. Tritt jemand aus seiner Wohnung auf die Straße, so steht er auf einem Boden, der nicht einem, sondern allen Bürgern zusammen gehört. Die Schule ist für alle Kinder des Ortes da. Auf gemeinschaftliche Kosten werden die Straßen angelegt, ausgebessert, beleuchtet, die Schulen gebaut, die Lehrer besoldet. Der gemeinsame Gebrauch erfordert eine Behörde, die den Gebrauch überwacht, mutwillige Beschädigungen straft, für die Instandhaltung sorgt. Es muß eine Person da sein, die bestimmt, wieviel ein jeder zu den Kosten beizusteuern hat. Das darf nicht nach Willkür geschehen, sondern nach feststehenden Grundsätzen. Deshalb muß die Obrigkeit an ein Gesetz gebunden sein. Das Gesetz schützt den Bürger gegen Willkür der Obrigkeit. Weder eine einzelne Familie noch eine einzelne Gemeinde kann alle geistigen und körperlichen Lebensbedürfnisse selbst erzeugen. Kauf und

9. Die Zeit der Umwälzungen - S. 23

1909 - Leipzig : Hirt
110. Die Zeit der hchsten Machtentfaltung Napoleons. 23 Leiden und Aufregungen nicht gewachsen; sie starb am 19. Juli 1810 1810. während eines Besuches bei ihrem Vater in Neustrelitz. Durch den Adel der Gesinnung, die Klarheit des Blickes, die unerschtterliche Ausdauer im Unglck hat sie sich die Bewunderung der Mit- und Nachwelt er-worben. Sie wurde als das Ideal einer deutschgesinnten Frstin der Schutzgeist des Volkes, ein guter Engel fr die gute Sache". 5. Napoleons Familienverhltnisse. Als Napoleon aus dem fter-reichischen Kriege zurckkehrte, lste er trotz der Beliebtheit Josephinens beim Volke die Ehe mit ihr. Ihre Nachfolgerin auf dem Throne wurde, nachdem er sich vergebens um eine Schwester des Kaisers von Rußland bemht hatte, Maria Luise, die Tochter des Kaisers Franz. Kurz vor der Trauung im Frhjahr 1810 war sterreichs treuester Sohn in Mantua dem Korsen zum Opfer gefallen. 1811 wurde der ersehnte Thronfolger (König von Rom) geboren. 6. Die Staaten Europas. Das franzsische Kaiserreich dehnte sich immer weiter aus (Karte 11). 1810 sah sich Napoleons Bruder Ludwig (vermhlt mit Hortense, der Tochter der Josephine Beauharnais), von ihm zum König von Holland gemacht, wegen der Festlandsperre gentigt abzudanken. Sein Land, die deutschen Kstenlnder an der Nordsee und die drei Hansastdte wurden Frankreich einverleibt. Von Italien gehrte der nordwestliche Teil mit dem Kirchenstaate (seit der Gesangen-nhme des Papstes 1809) zu Frankreich, ebenso die Jllyrischen Provinzen. Aus der Zisalpinischen Republik war das Knigreich Italien geworden, als dessen Vizeknig Napoleon seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais eingesetzt hatte. König von Neapel war Napoleons Schwager Murat. In Spanien behauptete sich Joseph Bonaparte trotz der zahlreichen Volks-aufstnde als König. In Deutschland gehrten alle Lnder auer Preußen, Osterreich und dem von Dnemark eingezogenen Holstein, soweit sie nicht Frankreich einverleibt waren, zum Rheinbunde. Ihre Fürsten, dem Volke gegenber unumschrnkt, hatten Napoleons Machtsprchen zu gehorchen. Gebietsvergrerungen und Rangerhhungen waren die Belohnungen, die ihnen Napoleon zuteil werden lie. Preußen und sterreich, besiegt und geschwcht, standen ebenfalls unter dem Drucke der franzsischen Macht. Das Herzogtum Warschau war im Frieden zu Schnbrunn vergrert worden. Rußland (vergrert durch Finnland in einem Kriege gegen Schweden) und Dnemark waren Napoleons Verbndete. Nur Eng-land blieb ein unbesiegter Feind Frankreichs. Der Beherrscher des europischen Festlandes, von seinen Erfolgen berauscht und von Schmeichlern umgeben, verachtete die Menschen immer mehr und verlor dabei die Klarheit des Blickes. Seine Macht hatte ihren Hhepunkt erreicht. Mit welchem Rechte nannte sich Napoleon den Nachfolger Karls des Groen?

10. Die Zeit der Umwälzungen - S. 5

1909 - Leipzig : Hirt
Dritte Periode der Neuzeit. Die Zeit der Um- wlzungen. Erster Abschnitt. Die Zeit der Franzsischen Revolution und Napoleons I., 17891815. 104. Auflsung der alten Staatsordnung in Frankreich. Drei Jahre nach dem Tode Friedrichs des Groen brach in Frank-reich eine Revolution aus, die auf die staatlichen und gesellschaftlichen Verhltnisse in ganz Europa einwirkte. L Ursachen der Revolution, a) Durch die Verschwendung des Hofes und die vielen Kriege seit Ludwig Xiv. war die Staatsschuld so ge-stiegen, da die Zinsen kaum mehr bezahlt werden konnten. Die jhr-lichen Ausgaben berstiegen die Einnahmen um 200 Millionen Franken. b) Die dadurch notwendig gewordenen hohen Steuern waren sehr ungleich verteilt. Der Adel und die aus ihm hervorgehende hhere Geist-lichkeit waren fast steuerfrei; die Bauern dagegen muten mehr als die Hlfte ihres Einkommens an Steuern bezahlen, und auch in den Stdten waren die rmeren verhltnismig viel strker belastet als die Wohl-habenden. Whrend die adligen Grogrundbesitzer ihre reichen Einknfte vergeudeten, fhrten die Bauern, obgleich sie grtenteils freie Eigentmer waren, ein elendes Leben. Wer Verbesserungen einfhrte und sein Land gut ausnutzte, wurde hher eingeschtzt; wer nicht bezahlen konnte, kam ins Gefngnis. Alle erfllte Ingrimm gegen den Staat und die bevor-zugte Klasse. c) Im Gerichtswesen war das Geld mchtiger als das Recht. Die hheren Richterstellen waren kuflich und die Richter bestechlich. Noch schlimmer war es, da oft durch einen einfachen kniglichen Befehl ohne richterliches Urteil Gefngnisstrafen und Verbannungen verhngt wurden. Die lettres de cachet, die solche Befehle enthielten, wurden verkauft und verschenkt. d) Der knigliche Hof in Versailles, an dem sich ein Heer von adligen Miggngern sammelte, war uerlich ein Bild des hchsten Glanzes, hatte sich aber durch Sittenlosigkeit verchtlich gemacht.*) *) Apres lious le delugev war das Losungswort dieser Kreise.
   bis 10 von 1155 weiter»  »»
1155 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1155 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 69
2 56
3 51
4 351
5 75
6 3
7 5
8 4
9 29
10 433
11 11
12 47
13 3
14 25
15 6
16 44
17 0
18 0
19 3
20 18
21 1
22 5
23 12
24 4
25 37
26 117
27 51
28 18
29 14
30 3
31 97
32 8
33 266
34 80
35 14
36 28
37 265
38 8
39 58
40 16
41 6
42 44
43 70
44 2
45 286
46 131
47 199
48 39
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 47
1 784
2 65
3 134
4 460
5 18
6 55
7 414
8 431
9 2544
10 90
11 82
12 61
13 475
14 98
15 198
16 603
17 2191
18 44
19 201
20 586
21 101
22 260
23 538
24 76
25 465
26 104
27 26
28 143
29 436
30 106
31 97
32 59
33 62
34 362
35 369
36 172
37 441
38 929
39 735
40 123
41 880
42 228
43 897
44 179
45 640
46 325
47 33
48 31
49 29
50 11
51 246
52 365
53 115
54 178
55 163
56 533
57 38
58 185
59 375
60 588
61 129
62 38
63 91
64 149
65 376
66 224
67 307
68 459
69 278
70 32
71 1155
72 528
73 172
74 365
75 260
76 207
77 617
78 199
79 129
80 58
81 48
82 342
83 655
84 81
85 355
86 528
87 384
88 125
89 157
90 360
91 201
92 1475
93 12
94 597
95 72
96 516
97 71
98 384
99 35

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 16
1 4
2 10
3 6
4 18
5 13
6 2
7 20
8 3
9 18
10 26
11 1
12 2
13 7
14 0
15 4
16 26
17 0
18 33
19 56
20 1
21 9
22 19
23 1
24 5
25 10
26 10
27 5
28 3
29 18
30 38
31 6
32 0
33 211
34 0
35 39
36 2
37 7
38 3
39 41
40 26
41 24
42 0
43 114
44 35
45 1
46 2
47 2
48 7
49 36
50 21
51 17
52 44
53 4
54 222
55 25
56 19
57 13
58 20
59 111
60 24
61 196
62 35
63 14
64 91
65 60
66 0
67 15
68 5
69 1
70 1
71 36
72 40
73 21
74 15
75 3
76 9
77 23
78 3
79 46
80 57
81 114
82 48
83 0
84 1
85 12
86 3
87 12
88 21
89 2
90 0
91 85
92 12
93 2
94 3
95 1
96 1
97 28
98 9
99 12
100 125
101 2
102 8
103 42
104 0
105 57
106 65
107 4
108 6
109 0
110 9
111 120
112 53
113 2
114 8
115 13
116 35
117 4
118 8
119 1
120 16
121 17
122 8
123 43
124 1
125 8
126 8
127 35
128 6
129 13
130 5
131 15
132 35
133 13
134 2
135 2
136 131
137 2
138 1
139 1
140 6
141 3
142 28
143 12
144 7
145 149
146 4
147 5
148 50
149 2
150 43
151 75
152 39
153 1
154 20
155 66
156 38
157 111
158 14
159 1
160 0
161 14
162 12
163 6
164 0
165 116
166 335
167 9
168 11
169 25
170 4
171 72
172 67
173 89
174 1
175 70
176 32
177 46
178 0
179 27
180 1
181 5
182 14
183 137
184 3
185 18
186 0
187 9
188 8
189 1
190 6
191 43
192 15
193 0
194 51
195 0
196 60
197 20
198 6
199 27