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k) Die Rinder des Geryones weideten auf einer unzugänglichen
Insel. Geryones war ein Ungeheuer mit drei Leibern. Ein Riese und
ein entsetzlicher Hund bewachten die herrlichen roten Tiere. Herakles
machte sich ans den Weg und kam bis an die Straße von Gibraltar,
wo er die „Säulen des Herkules" aufrichtete. In dem goldenen Kahne
des Sonnengottes erreichte er endlich die ferne Insel, erschlug die Hüter
und trieb die Tiere weg.
l) Die goldenen Äpfel der Hesperiden wurden im fernen
Westen von den Hesperiden und einem Drachen gehütet. Herakles sollte
drei derselben holen. Der Riese Atlas, welcher den Himmel trug, holte
sie, als Herakles zu ihm kam, von den Hesperiden. Währenddem trug
Herakles für ihn das Himmelsgewölbe. Nach seiner Rückkehr wollte
Atlas die Last dem Herakles nicht wieder abnehmen. Aber dieser über-
listete ihn und brachte die Äpfel zu Eurystheus.
m) Zuletzt schleppte Herakles den dreiköpfigen Höllenhund
Cerberus aus der Unterwelt gefesselt herauf. Der entsetzte Eurystheus
ließ ihn aber sogleich wieder in die Tiefe bringene
3. Sein qualvolles Ende. Herakles verrichtete darauf noch viele
andere Thaten. Im Kampfe mit einem Flußgotte gewann er die schöne
Dejanira. Der Gott warb in dreifacher Gestalt um die schöne Jung-
frau: als Stier, als buntfarbige Schlange und als Mensch mit einem
Stierkopfe. Nach furchtbarem Kampfe brach ihm Herakles ein Horn aus,
da war er besiegt. Auf der Wanderung mit seinem Weibe kam Herakles
an einen Fluß, über den der Centaur Nessus (oben Mensch, unten
Pferd!) die Wanderer um Lohn trug. Herakles durchwatete den Fluß;
seine Gattin trug der Riese voran. Da hörte er plötzlich ein Jammer-
geschrei. Nessus wollte mit Dejanira entfliehen. Herakles legte den
Bogen an und durchbohrte den Nessus mit einem vergifteten Pfeile.
Sterbend sprach Nessus zu Dejanira: „Nimm von diesem rinnenden Blute
und bewahre es gut. Wenn einst dein Gatte sein Herz von dir wendet,
so wird das Blut ein Zaubermittel sein, um dir seine Liebe zu erhalten."
Als später Dejanira fürchtete, die Liebe ihres Gatten zu verlieren, bestrich
sie ein Gewand mit dem vergifteten Blute des Nessus. Kaum hatte
der Held das Kleid angelegt, so begann das furchtbare Gift zu wirken.
Er wurde fast wahnsinnig vor Schmerz. Ter ganze Leib wurde zer-
fressen, und nichts vermochte, die Wunden zu heilen. Dejanira nahm
sich aus Verzweiflung das Leben. Um den entsetzlichen Qualen ein Ende
zu machen, ließ sich Herakles auf den höchsten Gipfel des Ötagebirges
führen und auf einem Scheiterhaufen verbrennen. Er wurde als Halb-
gott in den Himmel versetzt. Die versöhnte Hera gab ihm ihre lieb-
reizende Tochter Hebe zur Gattin.
Ii. Wesens, der Sagenhekd der Athener.
1. Der suchende Sohn. Theseus war der Sohn des athenischen
Königs Ägeus und der Königstochter Äthra in Trözene. Als Ägeus
von Trözene zurückkehrte, ließ er den Sohn bei der Mutter, die ihn
ferne vom Vater erzog. Beim Abschiede von seiner Gattin hatte Ägeus
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30
über die Stadt und ging zu einem Freunde auf die Insel Skyros.
Dieser aber ließ ihn meuchlings von einem Felsen ins Meer stürzen.
Seine Gebeine brachte man später nach Athen und baute einen Tempel
über denselben.
Lii. Wersens, der Sagenhekd von Argos.
1. Das gerettete Kind. Perseus war ein Sohn der Danaö
und des Zeus. Er wurde samt seiner Mutter in einen Kasten geschlossen
und ins Meer geworfen, weil seinem Großvater, dem Könige von Argos,
gewerssagt worden war, daß er durch die Hand seines Enkels sterben
würde. Ein Fischer zog den Kasten in seinem Netze ans Land und brachte
die Unglücklichen zu dem Könige der Insel, der sie freundlich aufnahm.
2. Der kämpfende Jüngling. Der Heranwachsende Jüngling sollte
die Gorgonen bekämpfen. Das waren furchtbare, geflügelte Jung-
frauen, die statt der Haare Schlangen trugen. Wer sie anschaute, wurde
vor Schreck zu Stein. Von freundlichen Göttinnen erhielt Perseus
Flügelschuhe und einen unsichtbar machenden Helm. Mit der Hermes-
sichel schlug er der Medusa, der einzigen sterblichen, das schlangen-
haarige Haupt ab und versteinerte damit den Riesen Atlas.
3. Der tapfere Mann. Er befreite die an einen Felsen gefesselte
Andromeda von einem Meerungeheuer und nahm sie zur Gattin. Als
er nach Argos zurückkehrte, erfüllte sich das Orakel; denn Perseus tötete
unvorsichtigerweise in einem Kampfspiele seinen Großvater. Nach seinem
Tode wurde er unter die Sterne versetzt.
Iv. Hdipus, der Sagenhekd von Weben.
1. Das ausgesetzte Kind. Ödipus (Schwellfuß), ein Sohn des
thebanischen Königs Lains und der Jokaste, wurde als Kind mit
durchstochenen Füßen ausgesetzt, weil er nach einem Orakelspruch Schuld
und Verderben über das ganze Haus bringen werde. Durch Hirten ge-
rettet, wurde er in Korinth erzogen. Um dem ihm verkündeten Schicksal
zu entfliehen, verließ er die vermeintliche Heimat Korinth.
2. Der schuldbeladene Mann. Auf dem Wege erschlug er im
Streite den ihm unbekannten Vater und heiratete dann, nachdem er das
Rätsel der Sphinx gelöst, die ihm ebenfalls unbekannte Mutter. Das
Rätsel lautete: Was geht morgens auf Vieren, mittags auf Zweien, abends
auf Dreien? Antwort: Der Mensch. Als später die schreckliche Schuld zu
Tage kam, erhängte sich Jokaste, und Ödipus stach sich die Augen aus.
3. Der unglückliche Vater. Von seinen Söhnen Eteokles und
Polynices vertrieben, irrte Ödipus an der Hand seiner treuen Tochter-
Antigone in der Verbannung umher, bis er in Athen Ruhe fand.
Die von ihrem Vater verfluchten Söhne gerieten bald in Streit über
das Erbe. Der vertriebene Polynices bewog sieben Helden zu einem
Kriegszuge gegen Theben; sechs davon fielen, und die beiden Brüder
töteten sich im Zweikampfe. Als Antigone ihren Bruder Polynices
gegen das Verbot des Königs Kreon bestattete, wurde sie lebendig ein-
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22
22. Grab des Cyrus bei pafargada.
529 e) Sein rühmloses Ende. Zuletzt zog Cyrus — der Sage
nach — gegen die Massageten am Kaspischen Meere zu Felde, angeblich,
weil die Königin Tomyris seine Hand ausgeschlagen hatte. Durch
List siegte er und nahm den Sohn der Königin gefangen, der sich aus
Verzweistung tötete. Da erhob
sich das ganze Volk und brachte
den Persern eine entscheidende
Niederlage bei. Cyrus selber
fiel im Kampfgetümmel. Seinen
Kopf soll die Königin in einen
blutgefüllten Schlauch gesteckt
haben mit den Worten: „Trinke
dich satt, Barbar!" Nach
einem andern Berichte starb
Cyrus in Pasargada, das er
erbaut und zur Residenz erhoben
hatte. Hier waren auf seinem
Grabmal die Worte eingehauen: „O Mensch, ich bin Cyrus, der den
Persern die Oberherrschaft erwarb und über Asien gebot; darum beneide
mir dieses Grab nicht!"
d) Sein despotischer Sohn Kambyses war ein grausamer, trunk-
süchtiger Fürst. Eine Schwester tötete er durch einen Fußtritt. Den
Sohn eines Höflings erschoß er vor den Augen seines Vaters, um diesem
zu beweisen, daß er einen scharfen Blick und eine sichere Hand habe.
525 Er eroberte Ägypten, aber sein Zug gegen Äthiopien scheiterte. Bei
seiner Rückkehr nach Memphis war heller Jubel daselbst über einen neuen
Apis. Der mißtrauische Tyrann soll nun in der Meinung, man wolle
ihn verspotten, den Apis niedergestochen, die Priester mißhandelt und
auf das Volk mit dem Schwerte eingehauen haben. Den ägyptischen
König Psammenit soll er nach einem Aufstandsversuche verurteilt haben,
an Stierblut sich tot zu trinken. Viele vornehme Jünglinge hatte er
hinrichten, Jungfrauen in die Sklaverei verkaufen lassen. Da kam aus
Persien die Nachricht, daß ein Magier sich für seinen Bruder Smerdis,
den er aber schon früher aus Mißtrauen heimlich hatte hinrichten lassen,
ausgegeben und eine Empörung angestiftet habe. Rasch brach der König
auf, um den Betrüger zu züchtigen. Aber auf dem Heimzuge verletzte
er sich an seinem Schwerte und starb an der Wunde. Nach einer per-
sischen Inschrift aber starb er durch Selbstmord in einem Anfalle von
Tobsucht. Der falsche Smerdis wurde nach 9 Monaten an seinen ab-
geschnittenen Ohren als Betrüger erkannt und von sieben edlen Persern
getötet. Der Sage nach kamen die Sieben nun überein, daß derjenige
von ihnen König werden solle, dessen Pferd ans einem Frühritte zuerst
der Sonne entgegenwiehern würde. Durch die List seines Stallmeisters
521 wurde Darius, des Hystaspes Sohn, König.
Fragen: Welcher Fortschritt zeigt sich in den religiösen Anschauungen der
Perser? — Welches waren die Bestandteile des Perserreiches? — Was erzählt
die Bibel von Cyrus (Koresch)? — Was waren Orakelsprüche, und welche Form
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Darius Darius Cyrus Cyrus
32
30. Parts.
Königs Priamus, mißbrauchte bei einem Besuche
in Sparta das Gastrecht und entführte Helena, die
schöne Gattin des Königs Menelaus von Sparta.
Ganz Griechenland fühlte den Schimpf und wollte
ihn rächen. Unter Agamemnons Führung ver-
sammelten sich die griechischen Helden im Hafen von
Aulis. Um von den Göttern günstigen Wind zu er-
flehen, sollte Agamemnons Tochter Jp h i g e n i a geopfert
werden. Die Göttin Artemis aber entrückte sie vom
Opferaltar in ihren Tempel auf Tauris (Halbinsel
Krim).
2. Der erbitterte Kampf. In zehnjährigem
_ . Kampfe rangen die griechischen mit den asiatischen
Marmorbuste m Rom. Völkern. Der herrlichste Held der Griechen war
Achilles. Er zürnte dem Agamemnon und sah darum unthätig dem
Kampfe zu. Als aber der edle trojanische Königssohn Hektor seinen
Freund Patroklus tötete, erhob sich Achilles, grimmig
wie ein Löwe. Er jagte Hektor dreimal um die
Mauer der Stadt; dann tötete er ihn nach der
tapfersten Gegenwehr und schleifte seinen Leichnam
hinter seinem Wagen her ins Lager, um ihn den
Hunden zum Fräße vorzuwerfen. Da wagte sich
der unglückliche Priamus in das Zelt seines Feindes
und bestürmte ihn so lange mit rührenden Bitten,
bis er ihm die Leiche seines Sohnes auslieferte.
Der herrliche Achilles wurde später von dem feigen
Paris durch einen Pfeilschuß in die Ferse getötet.
3. Der erlistete Sieg. Zuletzt wurde die Stadt
durch die List des vielgewandten Odysseus von
Jthaka erobert. In den Bauch eines riesigen hölzernen Pferdes ver-
bargen sich die tapfersten griechischen Helden, während die Schiffe scheinbar
die Heimfahrt antraten. Die Trojaner verließen ihre Mauern, umstanden
das seltsame Bauwerk und stritten über seinen Zweck.
Da wurde der Grieche Sinon herbeigeschleppt, der
sich absichtlich hatte gefangen nehmen lassen. Er
\ schmähte seine Landsleute, die ihn hätten töten wollen,
denen er aber durch die Flucht entgangen wäre. Von
dem Pferde sagte er, daß es die Griechen zur Sühne
für das aus Troja geraubte Palladium (Bild der
Pallas Athene) erbaut hätten. Zerstörten es die Tro-
janer, so fiele die Stadt den Griechen in die Hände;
führten sie es in die Stadt, so würde Troja die Königin
Asiens und Griechenlands werden. Um nun zu verhindern, daß es
durch die Thore ginge, wäre es so groß gebaut. Als er so sprach, rief
der Priester Laokoon: „Du lügst, falscher Grieche! Ein listiger Fall-
strick ist es! Hütet euch vor den Geschenken der Danaer!" Tann warf
er mit starker Hand seinen Speer gegen den Bauch des Rosses, daß darin die
3\. Achilles.
Herme in Paris.
32. Odysseus.
Gemme. W.
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Extrahierte Personennamen: Helena Achilles Achilles Achilles Jthaka Achilles
Extrahierte Ortsnamen: Sparta Sparta Griechenland Aulis Rom Paris Troja Pallas_Athene Asiens Griechenlands Paris
34- Der sogenannte Schatz des Hriamus.
(Nach den Ausgrabungen von H. Schlicmann.)
1- Goldenes Stirnband. 2. Silberne Vase. 3. Zweischneidiger Dolch von Kupfer. 4. und
5. Vasen. 6. Goldener Ohrring. 7. Silberner Becher. 8. Silberne Vase. 9. 2 Bernstein-
becher. 10. Goldene Trinkschale. 11. Goldene Knöpfe. 12. Goldene Ohrringe.
ihn die Erinnyen ruhelos von Land zu Land, von Meer zu Meer, bis
er endlich auf Tauris seine Schwester Jphigenia als Priesterin der
Ar^nis und unter dem Bilde der Göttin Ruhe und Versöhnung fand.
Odysseus sah erst nach zehnjähriger Irrfahrt seine Heimat, seine
treue Gattin Penelope und seinen Sohn Telemachus wieder. Im
Cyklopenlande blendete er den einäugigen Cyklopen Polyp hem, der die
Hilfesuchenden in seine Höhle einsperrte, um sie zu verzehren. Die Zauberin
Circe verwandelte seine Gefährten in Schweine, wurde aber von Odysseus
gezwungen, sie zu befreien. An den Mast gebunden, hörte er den ver-
lockenden Gesang der Sirenen, nachdem er seinen Gefährten die Ohren
mit Wachs verstopft hatte. Mit Verlust von sechs Genossen kam er
durch die Scylla und Charybdis, zwei heulende Ungeheuer (Strudel)
in der Straße von Messina. Die Nymphe Kalypso hielt ihn sieben
Jahre auf ihrer Insel fest. Als ihn die Sehnsucht von hinnen zog,
warf ihn ein Schiffbruch auf die Insel der Phäaken. Die liebliche
Königstochter Nausikaa führte ihn zu ihrem Vater Alkinous, der ihn
gastlich aufnahm. Endlich heimgekehrt, züchtigte er die unverschämten
Freier, die sein Gut verpraßt, seinen Sohn verspottet und seine Gattin
gequält hatten. Tag für Tag hatten sie die arme Frau gedrängt, einen
von ihnen als Gatten zu wählen. Immer hatte sie einen Vorwand
zum Aufschub gefunden. Zuletzt versprach sie einzuwilligcn, sobald ihr
Gewand fertig sei. Aber in der Nacht trennte sie imnier auf, was sie
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sahen die Heere zu. Erst wenn einer der Fürsten fiel, beteiligten sich
auch die Scharen am Kampfe. In hoher Gunst standen Dichtkunst und
Musik bei allen Griechen. Leier, Flöte und Pfeife waren die ersten
musikalischen Instrumente. Die Dichter und Sänger der Heldenthaten
wurden hoch geehrt. Aus alten Mären, Gesängen und Liedern entstanden
durch die Kunst Homers die Epen oder Heldengesänge der Ilias und
der Odyssee. Die Ilias erzählt aus dem trojanischen Kriege von der
Not der Griechen durch die Feindschaft zwischen Achilles und Agamemnon
und von dem Tode der Helden Patroklus und Hektor, die Odyssee
von den Irrfahrten und Abenteuern des Odysseus.
Fragen: Wovon berichten Homers „Ilias und Odyssee"? — Was ver-
steht man unter „Achillesferse" und „Sirenengesang"? — Welches ist die historische
Grundlage a) von Theseus' Fahrt nach Kreta (Athens Befreiung,, von der
phönizischen Tributpflicht); b) vom Argonautenzuge (Verkehr der Äolier mit
dem Osten, Fahrt nach Goldbergwerken im Kaukasus, oder die Witterungseinflüsse
auf den Landbau); c) vom trojanischen Kriege (Kämpfe der Griechen mit
den Trojanern wegen der Anlegung griechischer Kolonien in Kleinasien)? —
Beispiele inniger Freundschaft! — „Hektors Abschied", „Kassandra", „Das Sieges-
fest" und „Odysseus" von Schiller. „Das Grab des Achill" von Geibel. „Iphi-
genie in Aulis" von Schiller. „Iphigenie auf Tauris" von Goethe.
9. Die Gesetzgeber Lykurg und Salon.
I. Lykurg in Sparta.
1. Spartas uneinige Bevölkerung. Während der großen dorischen
1100 Wanderung machten sich dorische Völkerschaften zu Herren Lakoniens
und gründeten Sparta am rechten Ufer des Eurotas. Sie waren rauh
von Sitten und hart von Charakter. Man nannte sie Spartiaten.
Die eingeborenen Achäer, welche sich freiwillig unterworfen hatten, hießen
Periöken. Sie behielten zwar Grund und Boden, hatten aber kein
Bürgerrecht. Die mit Gewalt unterworfenen Achäer wurden zu Staats-
sklaven gemacht und Heloten genannt. Als solche bebauten sie die Äcker
der Spartiaten. Unter dieser dreiteiligen Bevölkerung herrschte Zwie-
tracht und Streit.
2. Lykurgs edler Charakter. Die Größe Spartas knüpfte sich
an den Namen dieses Mannes, der darum mit einem Sagenschleier um-
sponnen worden ist. Vieles wird ihm zugeschrieben, was erst später
Gesetz und Ordnung wurde. Lykurg war von königlicher Abkunft und
wurde zur Königswürde gerufen, nachdem sein Bruder im Aufruhr ge-
fallen war. Er räumte den Platz aber willig einem nachgeborenen
Sohne seines Bruders und ließ diesen sorgfältig erziehen. Um jedes
Mißtrauen zu entwaffnen, verließ er Sparta auf zehn Jahre und hielt
sich in Ägypten, Kleinasien und Kreta auf, um dort Gesetze und Sitten
kennen zu lernen. Dann kehrte er auf Bitten seiner Mitbürger zurück
und gab auf Grund der altdorischen Sitten und des dorischen Charakters
seiner von Streit, durchwühlten Vaterstadt neue Gesetze.
820 3. Lykurgs weise Gesetzgebung (etwa 820 v. Ehr.). Ihr Haupt-
zweck war, die Spartaner durch körperliche Abhärtung und kriegerische
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Säulen sind mit Kannelierungen (senkrecht laufenden Vertiefungen des
Schaftes) versehen.
5. Der freundliche Beglücker des genußfrohen Volkes. Die
Siege über die Perser hatten viel Beute aus Asien und von den Inseln
nach Athen gebracht. Der lebhafte, ausgebreitete Handelsverkehr häufte
immer mehr Reichtümer zusammen. Es wurden häufig Feste gefeiert und
auf des Perikles Veranlassung Gelder unter das Volk verteilt, damit
auch die Ärmeren daran teilnehmen und die Theater besuchen konnten.
Außerdem fand jeder, der arbeiten wollte, lohnende Beschäftigung. Freilich
entwöhnten sich die freien Bürger bei ihrer eifrigen Beteiligung an den
Volksversammlungen mehr und mehr der geregelten Arbeit. Die Arbeit
erschien des freien Mannes unwürdig. Sklaven mußten sie besorgen.
Das Streben nach sinnlichen und geistigen Genüssen stieg. Bis in die
untersten Schichten bildete sich ein Sinn für schönen Lebensgenuß aus.
Die Theater wurden fleißig besucht und die Werke der Kunst bewundert.
6. Der vom Unglück schwer heimgesuchte Held. Spartas Neid
auf Athens Größe und die Unzufriedenheit der Bundesgenossen über
Athens Herrschsucht führten endlich zu dem verheerenden pelopon-
nesischen Kriege (431—404). Die Athener hatten das Übergewicht 431
zur See, die Spartaner zu Lande. Unter gegenseitigen Verheerungen bis
verstrichen die ersten zehn Jahre des Krieges. Bald nach seinem Be- ^04
ginn brach in Athen eine Pest aus und raffte Massen des zusammen-
gedrängten Volkes hinweg. Vergebens bot der Arzt Hippokrates seine
Kunst auf. Nach rastloser Thätigkeit in der Verteidigung seiner Vater-
stadt und nach dem Verluste seiner beiden Söhne ward auch Perikles
das Opfer der Seuche und erfahrener Kränkungen (429). Nach ihm riß 429
der Gerber Kleon das Volk zu tollen Maßregeln hin. Als er, wie
auch der spartanische Anführer, in der Schlacht gefallen waren, vermittelte
Nicias einen Frieden, der sechs Jahre Bestand hatte.
12. Ilcilliades und der Verfall.
1. Der leichtfertige Schürer des Krieges. Alcibiades in seiner
glänzenden Begabung und seinem grenzenlosen Leichtsinne war das Abbild
des athenischen Volkscharakters. Er war jung, schön, vornehm, reich und
beredt, aber auch ausschweifend, ehrgeizig, leichtsinnig und wankelmütig.
Als den Knaben beim Spiel auf der Straße ein Wagen störte, warf
er sich vor die Räder und rief dem Fuhrmann zu: „Nun fahre zu!" —
Er weigerte sich, Flöte blasen zu lernen, weil dies das Gesicht entstelle.
„Die Thebaner möchten Flöte blasen, Athener müßten reden lernen!" —
Seinen teuer», schönen Hund, an dem alle ihre Freude hatten, verstümmelte
er aufs häßlichste, um von sich reden zu machen. — Aus demselben Grunde
schickte er sieben kostbare Gespanne zu den olympischen Spielen, von denen
drei den Preis gewannen. — Einst belustigte er sich damit, Geld unter
das Volk zu werfen. Als sich alle darum rissen, ließ er plötzlich eine
Wachtel fliegen und versprach dem einen hohen Preis, der sie wiederbringen
würde. Sofort rannte alles in wildem Jagen der Wachtel nach. — Ein
andermal wettete er, einem angesehenen Greise aus der Straße einen Backen-
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Extrahierte Personennamen: Fuhrmann
Extrahierte Ortsnamen: Asien Athen Spartas Athens Athen
93
feit wuchsen die Kinder auf. In freier Lust und durch kalte Bäder
wurden sie abgehärtet und frühzeitig in den Waffen geübt. Ein größerer
Sohn, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, hat die Waffenübung ein-
gestellt und springt dem Vater entgegen. Eine Tochter lehnt sich an
die Mutter. Die Hunde beschnuppern den erlegten Bären, das Haupt-
stück der Jagdbeute.
Auch das Ingesinde hält in seiner Beschäftigung ein und schaut
nach den Jagdgesellen und der Jagdbeute. Da ist ein gekaufter oder
im Kriege erbeuteter Knecht mit geschorenem Haupte und in schlechter
Kleidung, der trägt Vorräte, z. B. Rettiche, in einen unterirdischen
Raum. Andere hüten draußen die Herden. Noch andere brechen das
Land um mit dem Hakenpfluge, einem gekrümmten Aststück mit festgebun-
dener Spitze, oder roden den Wald durch Feuer aus. In die Erde
streuen sie den Samen. Nach der Ernte bleibt das Land als Weide
liegen; an Düngen denkt niemand. An der Handmühle auf dem Hofe
arbeitet eine in Schaffell gekleidete Magd. Durch einen kreisenden Stein
zerreibt sie in der Höhlung eines festliegenden Steines die Getreide-
körner. Andere weben und nähen. Alle Geräte des Hauses werden
durch das Ingesinde hergestellt. Über dasselbe führt die Frau des Hauses
die Aufsicht. Um Haus- und Feldarbeit kümmert sich der Mann nicht.
Die Alten sitzen müßig in der Sonne oder im Winkel und erzählen
den Enkeln von vergangenen Zeiten.
Die Jäger ziehen zu lautem, frohem Gelage in die Halle. Die
Diele ist festgestampfter Lehm. Mitten brennt das Herdfeuer. Drüber
hängt ein Kessel an einem Seile. Der Rauch zieht durch eine Dach-
öffnung mit einer beweglichen Klappe, die zugleich das Fenster für den
Halbdunkeln Raum ist. An den Wänden sind hölzerne Bänke. Nahe
dem Herde ist der Hochsitz des Hausherrn. Auf roh gezimmerten Tischen
stehen die Speisen: Haferbrei, wildes Obst, Rettiche, Milch und Butter,
Wildbret mit Salz und Kräutern gewürzt u. s. w. Gefüllte Trink-
hörner vom Auerstier kreisen fleißig. Sänger singen Heldenlieder. Jüng-
linge führen einen Schwertertanz auf. Das Würfelspiel beginnt und
damit Lärm und Zank. Mancher verspielt Hab und Gut, ja die eigene
Freiheit. Dem wüsten Gelage folgt eine lange Nachtruhe. Eine erwünschte
Abwechselung im Einerlei des Lebens ist es, wenn der Heerpfeil von
Gehöft zu Gehöft gesandt wird und die Mannen zu Krieg und Streit ruft.
Fragen: Was wissen wir über die Stellung der Frauen bei den alten
Deutschen? — Welche Pflichten hatten sie? — Das Schicksal der Thusnelda und
Veleda! — Wann greift der Deutsche zum Schwerte, damals wie heute? —
Welche deutschen Städte sind aus römischen Burgen entstanden? — „Drusus'
Tod" von Simrock. „Heerbannlied" von Lingg. „Der Fechter von Ravenna",
Drama von Halm.
31. Kämpfe -er christlichen Kirche in den ersten Jahrhunderten.
1. Erste Entwickelung des Christentums. Unter dem Kaiser
Tiberius starb Jesus Christus (33) am Kreuze. Unter dem tollen 33
Caligula, der da sagte: „Mögen sie mich immerhin hassen, wenn sie
mich nur fürchten!" und dem willenlosen Claudius breiteten die Apostel
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Simrock Lingg Tiberius Tiberius Jesus_Christus Caligula Claudius
— 72 —
6\. Die axpische Straße.
62. Römische Wasserleitung.
Die Einnahmen des Staates bestanden in einer Vermögenssteuer,
in dem Ertrage der Staatsländereien und in Kriegsbeute. Die Beamten
erhielten kein Gehalt; in späterer Zeit war es Sitte, sich auf Kosten der
unterworfenen Völker zu bereichern. Alle Sorgfalt und Liebe richtete
sich auf das Kriegswesen, so daß Rom
einem großen Heerlager glich. Jeder
Bürger war 16—20 Jahre lang als
Soldat dienstpflichtig. Nur Ehrlose waren
ausgeschlossen. Im Heere war hoch und
niedrig, reich und arm gleich. Die Kon-
suln waren die Oberbefehlshaber. Unter
ihnen standen die Legaten und die Kriegs-
tribunen. Das Heer teilte sich in Le-
gionen, anfänglich zu 3000, später zu
6000 Mann. Die Anführer einer Le-
gion waren 6 Kriegstribunen, die im
Befehle miteinander wechselten; unter
ihnen standen 60 Offiziere, die Cen-
turionen. Dem Fußvolk stand die jeder
Legion beigegebene Reiterei an Zahl und
Bedeutung weit nach. Die Schutzwaffen
waren Schild, Helm, Harnisch und Bein-
schienen, die Angriffswaffen Lanze und
Schwert.
2. Ursachen des Verfalls. Das stete
Glück machte die Römer übermütig und hart.
Die erbeuteten Schätze beförderten Luxus
. und Schwelgerei. Die Geldgier führte zu
mit Müm Sch^' Dolch Bestechlichkeit und Gewaltthaten, die Genuß-
und niedergesetztem Schild. (Bekler- sucht zur Trägheit. Die Arbeit überließ
düng und Ausrüstung getreu nach , . , (Yy. r -
Fundstücken sowie historischen und man den m ungeheurer Menge vorhandenen
litterarischen Denkmälern u. Quellen.) Sklaven, die entweder Kriegsgefangene waren
oder von Sklavenhändlern gekauft wurden. Zuletzt gab es in Rom nur noch
einen Vermögensadel und arme Proletarier, die ihre Stimmen bei
Wahlen verkauften und immer recht viele Feste herbeisehnten. Selbst
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unterhielten sie durch allerlei Gaben des Feldes und Hauses, ja nicht
selten schenkten Begüterte und Kinderlose ihm oder der Kirche ganze Höfe.
Fragen: Worin besteht der Segen der Christianisierung? — Wie erklären
sich die Missionserfolge eines Mannes? — Warum heißt Bonifatius „Apostel
der Deutschen"? — Das Werk des Bonifatius und das Werk Luthers! —
„St. Bonifatius" von Adolf Bube. Schilderung des Klosterlebens in Scheffels
Roman „Ekkehard"!
38. Larl der Große (768-814).
1. Seine berühmten Vorfahren. Der fränkische Hausmeier Pippin
machte die Würde in seinem Hause erblich und nannte sich „Herzog und
Fürst der Franken". Den merowingischen Schattenkönigen ließ er nur
den Königstitel. Noch höheren Ruhm erlangte sein Sohn Karl Martell,
d. h. der Hammer, durch den Sieg bei Tours über die aus Spanien
732 vorgedrungenen Mauren (732). Das Kreuz siegte damit über
den Halbmond, die christliche Kultur über den islamitischen
Sinnendienst. Karls Sohn Pippin der Kleine
(oder Kurze) dehnte seine Macht immer weiter
aus und ließ endlich den Papst Zacharias
fragen, ob der König heißen dürfe, der sorglos
daheimsitze, oder der, welcher die Last der Re-
gierung trage. Der Papst antwortete: „Wer
den Staat lenkt, dem gebührt auch die Krone
und der Königsname!" Darauf wurde der letzte
Merowinger seiner langen Haare als Zeichen der
Königswürde beraubt und ins Kloster verwiesen,
dagegen Pippin einstimmig als „König der
■ Franken von Gottes Gnaden" auf den Schild erhoben und von den
751 Bischöfen gekrönt (751). Pippins großer Sohn ist Karl, nach dem
alle Fürsten dieses Hauses Karolinger heißen.
2. Sein trefflicher Charakter. Seine körperlichen Vorzüge
verrieten schon den geborenen Herrscher. Er maß sieben seiner Füße.
Alle Glieder zeigten das schönste Ebenmaß. Die Stirn war gewölbt
und von schönem Haar umspielt; die Augen waren groß und lebhaft;
gewöhnlich blickten sie freundlich, im Zorn aber schleuderten sie Blitze.
Die gebogene Nase war etwas groß, die Stimme klar, der Nacken kurz
und stark. Gang und Haltung waren männlich und würdevoll. Sein
Geist war hochbegabt. Mit scharfem Blicke fand er sich überall rasch
zurecht, und seine Gedanken umfaßten alle wichtigen Fragen der Zeit.
Klar und verständlich wußte er sich auszudrücken. Im höheren Alter
suchte er noch das Schreiben zu erlernen. In schlaflosen Stunden der
Macht soll er ein Täfelchen, das unter dem Kopfkissen zu liegen pflegte,
hervorgezogen und sich im Schreiben geübt haben. Doch die Hand, die das
Schwert so sicher führte, war weniger willig und geschickt in der Führung des
Schreibgriffels. Sein Gemüt war edel und reich. Seine Mutter ehrte,
seine Schwester liebte, seine Kinder erzog er sorgfältig. Rührend ist
das Geschick seiner Schwester Bertha, der Mutter des Helden Roland,
wie es Uhland in der Ballade „Klein Roland" schildert: „Frau Bertha
92. Siegel Pippins. W.
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Extrahierte Personennamen: Adolf_Bube Adolf Pippin Pippin Karl_Martell Karl Karls Pippin Zacharias Pippin Pippins Karl Karl Bertha Roland Bertha Pippins
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Karls Gottes_Gnaden