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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 141

1899 - Gera : Hofmann
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem. (Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.) 6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes". Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100 unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig, Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten. Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver- schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291 Akkon, den Türken wieder in die Hände. 7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz- züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 150

1899 - Gera : Hofmann
150 gegen „Entschädigungen" die Krone einem englischen und einem spanischen Fürsten übertragen. Beide bekümmerten sich ebensowenig um Deutschland wie die deutschen Fürsten um diese Namenkaiser. Die deutschen Fürsten waren völlig selbständig geworden. Handel, Gewerbe und Acker- bau lagen gänzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes sicher. Die Fürsten und Herren rauften miteinander in endlosen Fehden, und nur der Stärkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren Burgen aus, die an den Landstraßen auf geschützten Orten sich zahlreich erhoben, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich in den Steigbügel, sobald der Knecht auf dem Wartturm das Zeichen gab, daß Reifende oder Warenzüge nahten, um die reichen Warenzüge der Kaufleute zu plündern und von den Gefangenen oft ein sehr hohes Lösegeld zu erpressen. Gegen diese Raubritter oder Ritter vom Steg- reif (d. i. Steigbügel) schloffen die Städte, welche unter diesem Unwesen am meisten litten, Bündnisse zu Schutz und Trutz. Unteritalien gab der Papst als päpstliches Lehn dem finsteren Karl von Anjou, einem Bruder Ludwigs des Heiligen von Frankreich. Karl unterdrückte mit grausamer Härte Adel, Bürger und Geistlichkeit, und das ganze Land seufzte unter den Händen dieses Henkers. 2. Der unglückliche Zug Konradins nach Italien. In Bayern am Hofe seines Oheims wuchs der letzte Sproß der Staufer, Konrads Sohn Konradin, auf. Zwei Minnelieder in der Manesseschen Samm- lung bezeugen feine dichterische Begabung. Der Ruf der Italiener, das Drängen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzens veranlaßten ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein väterliches Erbe von den Franzosen zurückzufordern. Vergeblich hatte seine Mutter Elisabeth von dem Zuge abgemahnt, mit Thränen und trüben Ahnungen in Hohen- schwangau von ihm Abschied genommen. In Italien wurde der herr- liche Jüngling überall mit Jubel ausgenommen. Doch der Papst sprach den Bann über ihn aus. Bei Tagliacozzo siegte Konradin anfänglich über Karl von Anjou. Als aber seine Soldaten sich zu früh zerstreuten und zu plündern anfingen, fiel ein Hinterhalt über sie her und brachte ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl von Anjou ausgeliesert. Dieser stellte ihn als einen Räuber und Empörer vor ein Gericht, das ihn aber freisprach. Nur der knechtisch gesinnte Robert von Bari erklärte ihn des Todes schuldig. Daraufhin befahl Karl seine und seiner Begleiter Hinrichtung. 3. Sein rührendes Ende. Das Todesurteil wurde Konradin vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schachspiel saß. Gefaßt bereitete er sich zum Tode vor. Am 29. Oktober 1268 bestieg er mit seinen Gefährten das Blutgerüst. Robert von Bari verlas das Todesurteil und zerbrach den weißen Stab. Da sprang, so wird erzählt, Graf Robert von Flandern auf und rief ihm mit drohend ge- schwungenem Schwerte zu: „Wie kannst du, feiger Schurke, einen so herrlichen Ritter zum Tode verurteilen!" Und das geschwungene Schwert traf den bösen Mann. Konradin aber umarmte seinen Freund, befahl

3. Theil 2 - S. 51

1867 - Breslau : Max
Heinrich der Städtegründer. 49 fülle in Sachsen, verheerten das ganze Land, verbrannten die offenen Städte, ermordeten die Menschen und trieben andern greulichen Unfug; und wenn Heinrich seine Mannen gegen sie führte, so halten diese eine solche Furcht vor den wilden Barbaren, daß sie sich nicht an sie herantrauten. Da hielt er es für des- ser, erst seine Sachsen nach und nach an den Krieg zu gewöhnen, und ging mit den Ungern einen neunjährigen Waffenstillstand ein, wofür er ihnen jährlich einen Tribut bezahlte. Diese neun Jahre benutzte er nun herrlich, theils seine Leute im Kriege ge- gen die in der jetzigen Mark und in Sachsen wohnenden slavi- schen Völker, an deren Grenzen er Brandenburg befestigte und das Schloß Meißen erbaute, zu üben, sie in Reihe und Glied streiten zu lassen, theils die Städte seines Landes mit Mauern zu umgeben. Er wird daher der Stüdteerbauer genannt. Auch legte er viele neue Schlösser und Städte an. Damit nun diese bevölkert würden, befahl er, daß von den Landbewohnern immer der neunte Mann nach der Stadt zöge und da für hin- längliche Wohnungen sorgte, damit, wenn die Ungern einmal wiederkämen, die andern acht mit ihren Sachen hineinfliehen könnten. Dafür mußten sie aber auch dem Stadtbewohner den dritten Theil ihres Kornes geben, welches er theils für sich ge- brauchte, theils für den Nothsall für Alle aufbewahrte. Eine treffliche Einrichtung! Dadurch ist Heinrich recht eigentlich der Stifter des Bürgerstandes geworden. Nun waren die neun Jahre um. Heinrich berief seine Sach- sen zu einer großen Volksversammlung. „Jetzt ist", sprach er, „das Reich beruhigt; nur die Ungern sind noch unbezwungen. Bisher habe ich euch besteuern müssen, um diesen Feind zu be- reichern, nun muß ich gar Kirchen und Geistlichkeit berauben, um ihrer Raubsucht zu genügen, bis uns zuletzt nichts als das nackte Leben übrig bleibt. Wollt ihr nun. daß ich den Gott geweihten Schatz angreife und den Feinden der Christenheit gebe, oder ihn vielmehr zur Ehre Gottes anwende?" Da rief das Volk laut, es begehre, daß das Geld dem heiligen Gotte geweiht werde. Es hob die Hände gen Himmel und gelobte dem Könige treuen Bei- stand. Nun kamen die Gesandten der Ungern und verlangten den Tribut. Aber Heinrich gab ihnen einen räudigen Hund, dem Ohren und Schwanz verstümmelt waren, mit dem Beifügen: wenn die Ungern einen andern Zins begehrten, so möchten sie ihn Weltgeschichte fiir Töchter. Ii. 14. Äufl. 4

4. Theil 2 - S. 133

1867 - Breslau : Max
Zweiter und dritter Kreuzzug. 131 gewöhnlich den Rothbart oder Barbarossa, weil er einen langen röthlichen Bart hatte. Dieser Mann vergaß über dem Schmerze wegen des Verlustes des heiligen Grabes seines hohen Alters und unternahm mit vielen deutschen Herzögen, Grasen und Rittern einen Kreuzzug (1189). In Klein-Alien gab es wie- der grenzenloses Elend: fast täglich Gefechte, dabei Hunger, Durst und Seuchen. Endlich hoffte man das Schlimmste überwunden zu haben; denn man war nun bis fast an die hinterste Grenze Klein-Asiens gekommen. Eines Tages (1190) war des Kaisers Sohn mit dem Vordertreffen über einen reißenden Bergstrom (Saleph) vorangezogen, während der Kaiser selbst mit dem Hin- tertreffen noch zurück war, so daß der Strom zwischen ihnen slu- thete. Friedrich wollte den Sohn bald einholen. Statt daher über eine Brücke einen Umweg zu nehmen, setzte er, obgleich man ihn warnte, durch den reißenden Strom. Aber das Wasser riß ihn fort. Zwar eilten ihm Viele zu Hülfe; man bemächtigte sich auch seines Körpers; aber als man ihn ans Land brachte, war er bereits entseelt. Andere erzählen, er sei, am Rande des Flus- tes hinreitend, abgeglitten und hineingestürzt. Kurz, er verlor hier sein Leben. Dies war ganz in der Nähe des Flusses, in welchem Alexander der Große beinahe seinen Tod gefunden hatte, als er sich beim Baden erkältete. Noch Andere sagen, der Kaiser habe an den Usern des Flusses sein Mittagsmahl gehalten. Das klare kühle Wasser habe ihn zum Bade eingeladen. Er sei hinab- gestiegen und habe hier seinen Tod gefunden. Die erste Erzäh- lung ist die wahrscheinlichste. Das Heer klagte vier Tage lang um ihn; dann zerstreuten sich die Meisten voll Verdruß; Viele gingen nach Hause, Andere zogen weiter, aber Jerusalem hat Keiner gesehen. Die Leiche des Kaisers wurde in Tyrus beigesetzt. In demselben Jahre (1190) hatten auch zwei andere Kö- nige einen Zug zur Eroberung des heiligen Grabes unternommen, Richard Löwenherz von England und Philipp August von Frankreich. Nach den gewaltigen Anstalten, die sie machten, und nach den trefflichen Fürsten und Rittern, die im köstlichsten Waffenschmucke mitzogen, hätte man glauben sollen, sie würden gewiß recht viel ausrichten. Aber weit gefehlt! Die beiden Kö- nige redeten miteinander ab, eine Seefahrt zu versuchen. Dabei ersparten sie den ganzen langen Weg durch Deutschland, Ungarn und das griechische Reich. Sie mietheten von den italienischen Seestädten, deren Handel damals sehr blühte, Venedig, Ge- 9*

5. Theil 2 - S. 277

1867 - Breslau : Max
Muhamed Ii. Constantin Ix. 275 waren keine Karthager. Zwar ließ Constantin schnell eine un- geheuere Kette vor den Hafen ziehen, um den türkischen Schiffen den Eingang zu wehren, und rief die Genueser und Venetianer, von denen sich eine Menge des Handels wegen längst in Con- stantinopel niedergelassen hatte, zur Vertheidigung auf. Aber beide Nationen waren eben aus Handelsneid eifersüchtig auf- einander, arbeiteten einander stets entgegen, und was sie auch Nützliches anordneten, wurde wieder von den Griechen, die ihnen die Gunst des Kaisers beneideten, vereitelt. Dennoch wurden die ersten Stürme der wüthenden Türken abgeschlagen; denn die Griechen strengten die letzten Kräfte an, da sie für ihre ganze Existenz stritten, und wer weiß, ob sie nicht, wenn sie einig ge- wesen wären, endlich die Türken zurückgetrieben hätten. Als aber Muhamed die Verwirrung sah, die auf den Mauern der Stadt herrschte, ließ er noch ein Mal ansetzen — die Janitscharen erstürmten die Mauern und drangen ein. Was sich ihnen in den Straßen widersetzte, wurde niedergemetzelt. Unter den Ge- tödteten fand man auch den Kaiser Constantin. Sein Leichnam war im Gedränge so zertreten worden, daß man ihn nur an seinen goldenen Sandalen erkannte. Dieselben Greuel wurden nun in der unglücklichen Stadt begangen, wie bei der Eroberung von Jerusalem durch die Kreuzfahrer. Die Religionswuth der Türken suchte Alles, was an die christliche Religion erinnerte, zu zerstören oder zu entweihen. Die Bildsäulen der Heiligen wur- den zerschlagen, Mönche und Nonnen gemißhandelt, Klöster zer- , stört, Kirchen zu Pferdeställen, Altardecken zu Pferdedecken ge- macht. Gern hätte Muhamed diesem Uebermuthe gewehrt; aber er vermochte nicht der ersten Siegeswuth seiner Janitscharen Einhalt zu thun. So viel er konnte, schützte er die herrlichen Ueberreste des Alterthums. In die Sophienkirche ging er selbst und ließ sie zum muhamedanischen Gottesdienste einrichten, und als er in den verödeten Kaiserpalast eintrat, sprach er mit Weh- muth die Worte eines persischen Dichters: „In des Kaiserschlosses Chor zieht die Spinne als Kümmerer den Vorhang vor, und in den Königshallen hört man die Musik der Eule schallen!" — Vierzigtausend Griechen wurden bei der Einnahme der Stadt erschlagen. Von ihren Häusern nahmen nun die Türken Besitz, und die noch lebenden Griechen wurden die Unterthanen des Sultans, aber bis auf unsere Zeit von den Türken mit empö- render Härte behandelt. Wie leicht hätten die abendländischen 18*

6. Theil 2 - S. 117

1867 - Breslau : Max
Erster Kreuzzug. Die Kreuzfahrer in Klein-Asien. 115 kannten, gleich da, fielen aus Hinterhalten hervor, schnitten ihnen die Zufuhr ab und ließen ihnen Tag und Nacht keine Ruhe. Gegen solchen Feind hals nicht einmal die heldenmüthigste Tapfer- keit viel; denn wurde er auch in die Flucht getrieben, so konnte man ihn auf seinen leichten Pferden nicht einholen, und ehe man es sich versah, war er schon wieder in der Nähe. Dazu gesellte sich nun noch die große Noth an Lebensmitteln und zuweilen selbst an Wasser. Denn die Seldschucken hatten absichtlich alle Ernten verbrannt, alle Mühlen zerstört, kurz, das ganze Land vor den Kreuzfahrern zu einer Einöde gemacht, um ihrem ver- haßten Feinde auch noch die Qualen des Hungers über den Hals zu schicken. Da war es denn kein Wunder, wenn im Heere der Kreuzfahrer bald der drückendste Mangel eintrat. Obendrein war es Sommer. Die Sonne schoß senkrecht ihre brennenden Strahlen auf die blanken Rüstungen der Kreuzfahrer herab, die darunter ersticken zu müssen glaubten. Am glühendsten war die Hitze in den engen Thälern und Bergkesseln, in denen die Sonne alles Gras versengt hatte. Manche verloren den Verstand von der Einwirkung der glühend wehenden Luft, Andere sanken er- mattet zu Boden. Die Reiter richteten sich in den Steigbügeln in die Höhe, um nach einem erquickenden Lüftchen zu schnappen. Man sah Mütter neben ihren lechzenden Säuglingen sterbend auf dem glühenden Boden sich wälzen, und Hunde sagten keuchend auf dem Felde vergebens nach einer Quelle umher. Fast alle Pferde starben vor Mattigkeit und Durst; die Ritter mußten zu Fuß weiter ziehen, wenn sie es verschmähten, auf Ochsen zu reiten, und das Gepäck bürdete man Widdern oder Schweinen auf. Schon hielten Alle sich für verloren, als sie noch glücklicherweise einen Fluß fanden. Aber nun hätte man sehen sollen, mit wel- cher Gier die armen verdursteten Leute auf das Wasser los- stürzten! Nicht Wenige tranken so unvorsichtig und in solchem Uebermaße, daß sie daran starben. Ein ander Mal hätte das Kreuzheer beinahe den trefflichen Gottfried von Bouillon eingebüßt. Er ritt eines Tages, leicht bewaffnet, in einem kühlen Walde spazieren. Plötzlich traf sein Ohr der Hülferuf eines Menschen. Er eilt dem Tone nach und findet einen Kreuzsoldaten, der beim Holzhauen von einem grim- migen Bär überfallen worden war. Ohne sich zu besinnen, geht er dem Ungethüme mit dem Schwerte zu Leibe; sogleich läßt der Bär den Soldaten los und fällt über Gottfried her. Dieser 8 *

7. Theil 2 - S. 83

1827 - Breslau : Max
83 wie Funken zündeten. Was er sprach, schien ihnen Worte des Himmels. Selbst auf sein Eselchen ging ihre Verehrung über; Jeder freute sich, wer es streicheln oder füttern durste; und wer gar ihm einige Haare ausreißen konnte, verwahrte diese gleich der theuersten Haarlocke. So zog der heilig geachtete Mann von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, von Land zu Laüd. Ueberall ging sein Ruf vor ihm her; in allen Bier- und Weinstuben wurde von nichts als von Kukupetern gesprochen, und wer ihn nicht selbst hatte hören und sehen können, hörte erstaunt den Erzählungen der Augenzeugen zu. Besonders war er durch Italien und Frankreich gezogen; hier sahen sich Alle schon im Geiste auf dem Wege nach Jerusalem; ein allgemeiner Schwindel hatte die Völker des Abend- landes ergriffen. Das vermag ein einziger Feuerkopf! — Urban freute sich über diese Erfolge über die Maßen; solch eine Wir- kung hatte er selbst nicht erwartet. Geschwind berief er, die all- gemeine Stimmung zu benutzen, eine große Kirchenverfammlung nach Piacenza in Oberitalien, und hier erschien eine solche Menge von hohen und niedern Geistlichen und von andern Leu- ten, die aus Neugierde kamen, daß kein Gebäude die Menschen- masse zu fassen vermochte. Alles, was hier der Papst über die Befreiung des heiligen Grabes sprach, wurde mit Entzücken ausgenom- men. Auch ein Gesandter des griechischen Kaisers war da, und über- reichte einen in den kläglichsten Ausdrücken abgefaßten Brief, der den Eindruck noch erhöhte, so daß Einer dem Andern beim Ausein- andergehen zurief: „ja, ja! wir müssen uns erheben! Wir müs- sen die Ketten der niedergedrückten Christenheit sprengen!" Einige Monate darauf reiste Urban nach Frankreich, wo die Gemüther durch Kukupeter noch erhitzter waren, und hielt in Clermont, einer Stadt fast in der Mitte von Frankreich, eine neue Versammlung. Himmel! was strömten dahin für Menschen zusammen! Auf einem Ungeheuern Platze sah man nichts als Menschen, dicht auf einander gedrängt. In der Mitte auf einer Erhöhung erschien der Papst mit allem Gepränge seiner hohen Würde, Kukupeter ihm zur Seite. Dieser begann vor der still- lauschenden Versammlung zu sprechen. So, mit solchem Eifer hatte er noch nicht geredet. Donnerworte entströmten seinen Lip- pen, und ein Schauder überschlich die ganze Versammlung, als 6 * i

8. Theil 2 - S. 41

1827 - Breslau : Max
41 hatten diese eine solche Furcht vor den wilden Barbaren, daß sie sich nicht an sie herantrauten. Da hielt er es für besser, erst seine Sachsen nach und nach an den Krieg zu gewöhnen, und ging mit den Ungern einen 9jährigen Waffenstillstand ein, wofür er ihnen jährlich einen Tribut bezahlte. Diese neun Jahre be- nutzte er nun herrlich, thrils seine Leute im Kriege gegen andere Feinde zu üben, sie in Reihe und Glied streiten zu lassen, theils die Städte seines Landes mit Mauern zu umgeben. Er wird daher auch wohl der Städteerbauer genannt. Auch legte er viele neue Schlösser und Städte an. Damit nun diese bevölkert wür- den, befahl er, daß von den Landbewohnern immer der neunte Mann nach der Stadt zöge, und da für hinlängliche Wohnun- gen sorgte, damit, wenn die Ungern einmal wiederkämen, die an- dern acht mit ihren Sachen hineinfliehen könnten. Dafür muß- ten sie aber auch dem Stadtbewohner den 3ten Theil ihres Kor- nes geben, welches er theils für sich gebrauchte, theils für den Nothfall für Alle aufbewahrte. Wahrlich eine treffliche Einrich- tung! Dadurch ist Heinrich recht eigentlich der Stifter des Bür- gerstandes geworden. Nun waren die neun Jahre um. Heinrich berief seine Sach- sen zu einer großen Volksversammlung. „Jetzt ¡¡1," sprach er, „das Reich beruhigt; nur die Ungern sind noch unbezwungen. Bisher habe ich euch besteuern müssen, um diesen Feind zu berei- chern; nun muß ich gar Kirchen und Geistlichkeit berauben, um ihrer Raubsucht zu genügen, bis uns zuletzt nichts als das nackte Leben übrig bleibt. Wollt ihr nun, daß ich den Gott geweihten Schatz angreife und den Feinden der Christenheit gebe, oder ihn vielmehr zur Ehre Gottes anwende?" — Da rief das Volk laut, es begehre, daß das Geld dem heiligen Gotte geweiht werde. Es hob die Hände gen Himmel, und gelobte dem Könige treuen Bei- stand. Nun kamen die Gesandten der Ungern, und verlangten den Tribut. Aber Heinrich gab ihnen einen räudigen Hund, dem Ohren und Schwanz verstümmelt waren, mit dem Beifügen: wenn die Ungern einen andern Zins begehrten, so möchten sie ihn mit den Schwertern holen. *) Drohend gingen die Boten *) Recht naiv drückt sich darüber eine Chronik aus dem 15ten Jahrhun- dert in dem damals gebräuchlichen Dialekt aus: „Do zcogin dy Un-

9. Theil 2 - S. 107

1827 - Breslau : Max
107 war ganz in der Nahe des Flusses, in welchem Alexander der Große beinahe seinen Tod gefunden hatte, als er sich beim Baden erkaltete. Andere erzählen, der Kaiser habe an den Ufern de§ Flusses sein Mittagsmahl gehalten. Das klare, kühle Wasser lud ihn zum Bade ein. Er stieg hinab, und fand hier seinen Tod. Das Heer weinte vier Tage lang um ihn; dann zerstreu- ten .sich die Meisten voll Verdruß; Viele gingen nach Hause, An- dere zogen weiter, aber Jerusalem hat Keiner gesehen. In demselben Jahre (1190) hatten auch zwei andere Könige einen Zug zur Eroberung des heiligen Grabes unternommen, Richard Löwenherz von England, und Philipp August von Frankreich. Nach den gewaltigen Anstalten, die sie machten, und nach den trefflichen Fürsten und Rittern, die im köstlichsten Waffenschmucke mitzogen, hatte man glauben sollen, sie würden gewiß recht viel ausrichten. Aber weit gefehlt! Die beiden Kö- nige redeten mit einander ab, einmal eine Seefahrt zu versuchen. Dabei ersparten sie den ganzen langen Weg durch Deutschland» Ungarn und das griechische Reich. Sie mietheten von den italie- nischen Seestädten, deren Handel damals sehr blühte, Venedig, Genua und Pisa, Schiffe zum Ueberfahren, und schifften sich in Marseille und Genua ein. Aber — Engländer und Franzosen haben sich von jeher nicht leiden können, und das zeigte sich denn auch hier bald. Wo sie schon unterwegs zusammenkamen, entstanden Streitigkeiten, und als sie endlich an der Küste von Palästina ans Land stiegen, und eine Seestadt dort belagerten» ging der Lärm erst recht los. Denn Richard verrichtete so tapfere Thaten, daß er den Namen Löwenherz erhielt; darüber aber ärgerten sich Philipp August und seine Franzosen so, daß sie ihm alles gebrannte Herzeleid anthaten. Ja Philipp August war so hämisch, daß er endlich gar nach Frankreich zurückschiffte, und während der edle Richard für die Eroberung des heiligen Grabes sich abarbeitete, ihm in sein Land siel. Das zwang den Richard, auch wieder nach Europa zurückzugehen; aber es war ihm hier eine harte Prüfung aufbewahrt. Bei der Eroberung jener Seestadt nämlich hatte er sich mit dem Herzog Leopold von Oesterreich sehr erzürnt. Dieser hatte seine Fahne auf einem Thurme aufgepflanzt; Richard aber wollte es nicht dulden, weil Leopold unter ihm diente, und ließ, unbesonnen genug, die Fahne

10. Theil 2 - S. 197

1827 - Breslau : Max
197 digung auf. Zlber beide Nationen waren eben aus Handelsneid eifersüchtig auf einander, arbeiteten einander stets entgegen, und was sie auch Nützliches anordneten, wurde wieder von den Grie- chen, die ihnen die Gunst des Kaisers beneideten, vereitelt. Den- noch wurden die ersten Stürme der wüthenden Türken abgeschla- gen; denn die Griechen strengten die letzten Kräfte an, da sie für ihre ganze Existenz stritten, und wer weiß, ob sie nicht, wenn sie einig gewesen waren, endlich die Türken zurückgetrieben hat- ten. Als aber Muhamed die Verwirrung sah, die auf den Mauern der Stadt herrschte, ließ er noch einmal ansetzen, und — die Janitscharen erstürmten die Mauern und drangen ein. Was sich ihnen in den Straßen widersetzte, wurde niedergemetzelt. Unter den Getödteten fand man auch den Kaiser Constantin. Sein Leichnam war im Gedränge so zertreten worden, daß man ihn nur an seinen goldenen Sandalen erkannte. Dieselben Gräuel wurden nun in der unglücklichen Stadt begangen, wie bei der Eroberung von Jerusalem durch die Kreuzfahrer. Die Religionswuth der Türken suchte Alles, was an die christliche Religion erinnerte, zu zerstören oder zu entweihen. Die Bildsäulen der Heiligen wur- den zerschlagen, Mönche und Nonnen gemißhandelt, Klöster zer- stört, Kirchen zu Pferdeställen, Altardecken zu Pferdedecken ge- macht. Gern hatte Muhamed diesem Uebermuthe gewehrt; aber er vermochte nicht, der ersten -Siegeswuth seiner Janitscharen Einhalt zu thun. So viel er konnte, schützte er die herrlichen Ueberreste des Alterthums. In die Sophienkirche ging er selbst hinein, und ließ sie zum muhamedanischen Gottesdienste einrich- ten. Vierzigtausend Griechen sind bei der Einnahme der Stadt erschlagen worden. Von ihren Häusern nahmen nun die Türken Besitz, und die noch lebenden Griechen wurden die Unterthanen des Sultans, aber bis auf unsere Zeit von den Türken mit em- pörender Härte behandelt. Wie leicht hätten die abendländischen Fürsten das griechische Kaiserthum retten können, wenn sie ihm ernstlich zu Hülfe gekommen wären! So zerstört aber Zwietracht das Glück der Staaten, wie die Ruhe einzelner Familien! 75. Albrecht Ii. 1437. — Friedrich Iii. 1439. Siegmund, der 1437 gestorben war, hatte keinen Sohn
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