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1. Theil 3 - S. 202

1880 - Stuttgart : Heitz
202 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. Mitleiden in seiner Seele aufzutauchen. Aber der Eindruck war nur gering; denn er schrieb an den Kaiser mit Wonnegefühl: „Seit dem Untergange von Troja und Jerusalem ist kein ähnlicher Sieg erfochten worden." — Auch pflegte er nachmals mit grausamem Spotte das Blutbad die Magdeburgische Hochzeit zu nennen.*) *) Wir haben noch einige Erzählungen von solchen Einwohnern übrig, die sich gerettet haben. Die kürzeste davon mag hier des Beispiels wegen stehen: „Ms unser Schullehrer am 20. Mai Morgens seinen Unterricht geendigt hatte und mit seinen Schülern, zu denen ich gehörte, betete, entstand ein Geschrei in der Straße: die Stadt sei erobert. Flintenschüsse bestätigten die Wahrheit dieser Aussage, noch mehr das Sturmgeläute. Sogleich lies uns der Lehrer auseinander gehen. Er empfahl uns dem Schutze Gottes und sagte, daß wir uns wahrscheinlich erst im Himmel wiedersehen würden: In einem Augenblicke machten wir uns alle davon, der eine hierhin, der andere dorthin. Ich erreichte den breiten Weg (die Hauptstraße, die durch die ganze Stadt führt) und sah der Stadtwage gegenüber, neben der Hauptwache, einen Haufen Soldaten, den Säbel in der Hand. Neben ihnen lagen viele andere Soldaten auf der Erde todt ausgestreckt. Dieser Anblick machte mich schaudern. Ich lief aus allen Kräften und schlug die Pelikanstraße ein, in der Hoffnung, das Haus meines Vaters erreichen'zu können. Aber kaum hatte ich in dieser Absicht einige Schritte gethan, als ich mich mitten unter einem andern Haufen Soldaten befand, die eben einen Menschen niederstießen, den ich sich in seinem Blute wälzen sah. Dieser Anblick erschütterte mich mit solcher Gewalt, daß ich nicht weiter laufen konnte. Ich flüchtete mich indessen in ein Haus, dem Wirthshause zum Pelikan gegenüber. Hier stieß ich auf einen alten Mann, der mir sagte: „Liebes Kind, was fuchst du hier? Rette dich lieber, ehe du den Soldaten in die Hände fällst." Ich wollte eben seinem Rathe folgen, aber dazu hatte ich keine Zeit mehr; denn ein Haufe Kroaten drang in das Haus ein, als ich es eben verlassen wollte. Sie schwangen den Säbel über den alten Mattn und forderten Alles, was er habe. Ungesäumt öffnete ihnen dieser einen Kasten vqll Gold, Silber und Kleinodien. Sie fielen darüber her, steckten ein, so fiel in ihre Taschen ging, das Uebrige thaten sie in einen Korb. Dann schossen sie den alten Mann nieder. Ich schlich mich geschwind fort und suchte mich hinter einige alte Kisten zu verstecken. Indem ich so überall herumkroch, erblickte ich eine sehr schöne junge Dame, die mich dringend bat, fortzugehen, um sie nicht zu verrathen. Ich gehorchte ihr; ehe ich aber noch wußte, wohin ich mich wenden sollte, hielten mich die Kroaten sest und einer von ihnen schrie: „Halt, du Hundejunge! da nimm den Korb und trag ihn vor mir her!" Ich griff, schnell zu und begleitete sie überall, wohin sie gingen. Sie stiegen in mehrere Keller und beraubten Männer und Frauen ohne Erbarmen. Als wir aus dem einen Keller wieder heraufstiegen, sahen wir mit Entsetzen, daß das Feuer schon das Haus ergriffen habe. Wir drangen mitten durch die Flammen und machten uns geschwind davon. Wahrscheinlich sind alle Die, welche noch im Hause waren, darin umgekommen. Seit dem Tage habe ich meinen Vater und meine Mutter nie wiedergesehen!" Wie viele Herzen mögen in jenen wenigen Stunden angstvoll geschlagen haben!

2. Theil 3 - S. 206

1880 - Stuttgart : Heitz
206 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. der Kaiser Ferdinand oft nicht wußte, wo er das Geld hernehmen sollte. Sechzehn Kammerherren, von denen vier den täglichen Dienst und jeder seinen eigenen Pagen und Bedienten hatte, waren seiner Winke gewärtig, und Virtuosen aller Art verherrlichten seinen Hos. Auf Reisen folgten ihm sechs Kutschen mit seinem Gefolge, im Kriege gar 100 vier- und sechsspännige Wagen. Er selbst war mäßig und nüchtern und schalt denjenigen des Lebens unwürdig, der nur für seinen Magen lebte. Wenn aber gezecht wurde, so ging es wild her und man trank dann aus Hüten. Er sprach nur wenig, lachte selten, war finster, mürrisch, eigensinnig, ungeduldig und mißtrauisch, erlaubte aber bei der Tafel Frohsinn und Scherz. Wegen der Gicht ging er langsam und aus einen Stock gestützt; mißtrauisch warf er bei jedem Schritte die Augen umher. Sein thätiger Geist ruhte nie; daher mußte eine Todtenstille um ihn her fein. Weit um fein Quartier her waren Posten aufgestellt, welche jeden warnen mußten, stark aufzutreten, und das Bellen der Hunde, das Raffeln der Wagen, jedes laute Wort, selbst das Klingen der Sporen war ihm verhaßt. Sein Stolz verlangte die tiefste Ehrerbietung von jedermann, selbst von dem Vornehmsten, und es machte ihm ein Vergnügen, deutsche Fürsten recht geringschätzig zu behandeln. In allem, was er that, wich er von der Handlungsweise anderer Menschen ab und sah gern, wenn er das bei andern auch fand. Einst hatte ein Hauptmann, der auf der Wache stand, ihn nicht bemerkt und sollte Schläge bekommen. Aber er widersetzte sich, gab seinem Pferde die Sporen und drohte, den zu erschießen, der sich ihm nähern würde; er wolle lieber mit Ehren sterben, als mit Schande leben. „Brav!" rief Friedland, „du mußt vielen Muth haben, daß du dich meinen Befehlen zu widersetzen wagst." Und er schenkte ihm 2000 Thaler. — Ein gemeiner Soldat zeichnete sich einmal so aus, daß Wallenstein ihn zum Hauptmann ernannte. Aber der Mensch bedankte sich nicht einmal dafür. Darüber war Wallenstein nicht nur nicht böse, sondern er gab ihm obendrein ein bedeutendes Geschenk. „Daß er mir nicht gedankt hat," sprach er, „ist die größte Lobrede auf mich; es beweist, daß ich das Verdienst und nicht die Person belohne. Es ist nicht nöthig, Dank zu sagen, wenn man keine Gefälligkeiten erhalten hat." Was ihm zum Ruhme anzurechnen ist, war, daß er nie auf Empfehlungen, sondern blos auf Verdienste sah. Einmal kam ein Fremder in sein Lager und brachte ein kaiserliches Patent mit, daß Wallenstein den Ueberbringer zum

3. Theil 3 - S. 371

1880 - Stuttgart : Heitz
Peters Iii. Tod. Katharina Ii. 371 nach der gegenüberliegenden Insel und Festung Kronstadt segeln, deren Garnison sich noch nicht entschieden hatte, und sich der dortigen Flotte bemächtigen. Während Peter noch schwankte und dadurch Zeit verlor, kam die Nachricht, die Kaiserin sei in Anmarsch mit 20,000 Soldaten. In Hast schiffte sich Peter mit seinem Gefolge nach Kronstadt ein. Hier hatte sich indessen alles geändert; die Soldaten waren für die Kaiserin in Eid und Pflicht genommen, und als die Jacht, auf welcher der Kaiser sich befand, anlegen wollte, rief die Schildwache: „Wer da!" — „Der Kaiser!" antwortete man vom Schiffe. „Es giebt keinen Kaiser mehr!" —Bei diesem Ruse springt Peter vor, schlägt seinen Mantel auf, um seinen Ordensstern sehen zu lassen, und ruft: „Ich bin es selbst! Kennt ihr mich nicht?" Aber die Wache hält ihm die Bajonnete entgegen und droht Feuer zu geben, wenn er sich nicht augenblicklich entferne. „Fort mit dem Schiff! Hoch lebe Katharina!" schreit die an der Küste stehende Menge. Peter sinkt in die Arme seiner Begleiter und sagt weinend: „Die Verschwörung ist allgemein; seit dem ersten Tage meiner Regierung habe ich es so kommen sehen!" Die Barke blieb während der Nacht auf der See. Katharina war mit ihren Regimentern die Nacht zwischen Petersburg und Peterhof geblieben. Indessen zeigte sich der unglückliche Kaiser ganz rathlos; noch einmal verlangte er Münnichs Rath. Dieser meinte, noch fei nichts verloren; er solle nach Preußen fliehen zu seinem dort stehenden Heere und mit demselben zurückkehren ; aber Peter konnte sich auch nicht dazu entschließen, sondern befahl, ihn bei Dranienbaum ans Land zu setzen, um mit Katharina zu unterhandeln. Er ließ sie bitten, ihn nach Holstein zu entlassen. Statt der Antwort sandte sie eine Entsagungsacte, die er zu unterzeichnen habe. Er unterschrieb ohne Weigerung und wurde zu Wagen nach Peterhof, von hier nach einem Landgute, sechs Stunden von Petersburg, geführt. Aber die Anhänger der Kaiserin hielten den Tod des entthronten Fürsten zur Sicherung ihrer Pläne für nothwendig. Alexei Orlow begab sich mit einigen andern Verschworenen zu dem Gefangenen und unter ihren Händen endete er am 17. Juli sein Leben. Von Katharina ist der Befehl zu dieser schrecklichen That nicht ausgegangen, aber daß sie straflos bleiben würden, haben die Männer, welche sie vollbrachten, wohl gewußt. Am andern Tage wurde bekannt gemacht, daß der gewesene Kaiser an einem Ansalle von Kolik, an welcher er bisweilen litt, gestorben sei.

4. Theil 3 - S. 323

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Hohenfriedberg. 323 seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung. Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der

5. Theil 3 - S. 327

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlachten bei Prag und Kollin. 327 demselben Tage befahl er, den zahlreichen Feind, der unter Prinz Karl von Lothringen die Anhöhen um die Stadt besetzt hatte, anzugreifen. Aber gleich die ersten preußischen Regimenter wurden zurückgeworfen, und vor den furchtbaren feindlichen Kanonen war es nicht möglich durchzudringen. Ganze Rotten lagen schon reihenweise auf dem Schlachtfelde todt da, und die Soldaten wollten nicht vorwärts. Da sprang im entscheidenden Augenblicke der alte Feldmarschall Schwerin vom Pferde, ergriff selbst eine Fahne und führte mit den Worten: „Heran! heran! meine Kinder!" die Preußen gegen die donnernden Kanonen an. Aber. bald fiel er, von vier Kugeln zugleich durchbohrt, todt nieder. Ein anderer General (Manteuffel) hob die blutige Fahne auf und warf glücklich den Feind in die Flucht. Es war ein herrlicher, aber sehr blutiger Sieg: 16,500 Preußen waren todt oder verwundet; aber die Obstreicher hatten noch mehr, 24,000 Mann verloren. Gern hätte nun Friedrich geschwind Prag eingenommen. Aber als er noch davor lag und es mit Bomben ängstigte, langte bei ihm die Nachricht an, daß ein neues Heer Obstreicher unter Feldmarschall Dann bereits im Anmarsche wäre. Er ging ihm entgegen und traf bei Kollin, südöstlich von Prag, auf ihn. So gut auch der König seine Maßregeln genommen hatte, so mißlang ihm doch in dieser Schlacht alles. Zuletzt riß eine solche Verwirrung ein, daß er dem Feinde das Schlachtfeld überlassen mußte. Die erste Schlacht, die Friedrich verlor! 8000 Mann seiner besten Infanteristen lagen auf dem Wahlplatze. Kein Wunder, daß der König tief niedergeschlagen war! Denn woher wollte er, wenn das so fortging, endlich noch Soldaten genug bekommen. Ganz mit seinem Unglücke beschäftigt, fand man ihn am Abende nach der Schlacht im Städtchen Nimburg, auf einer Brunnenröhre in tiefen Betrachtungen sitzend, mit dem Stocke Figuren in den Sand malend, und so vertieft, daß er nicht hörte und sah. Endlich fuhr er auf, wischte sich die Falten von seiner Stirne weg und nahm wieder eine heitere Miene an. „Kinder!" sagte er zum Ueberreste seiner Garde, die an diesem Tage besonders gelitten hatte, „ihr habt heute einen schlimmen Tag gehabt! Aber nur Geduld! ich werde schon alles wieder gut machen." — An die Eroberung von Prag war nun nicht weiter zu denken. Die Belagerung wurde sogleich aufgehoben und das ganze Heer zog sich nach der Lausitz bis in die Gegend von Görlitz zurück. Daun zog den Preußen nach und lagerte sich ihnen gegenüber,

6. Theil 3 - S. 328

1880 - Stuttgart : Heitz
328 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. ohne daß einer den andern anzugreifen wagte.*) So lag man zwei Monate; da riß dem Könige die Geduld und er brach mit einem Theile seines Heeres auf, um auf einem andern Schauplatze aufzutreten. 2. Schlacht bei Roßbach (5. November 1757). Während sich Friedrich bei Prag und Kollin mit den Oestreich ent herumgeschlagen hatte, waren die Russen verheerend in Preußen eingebrochen und die Franzosen vom Rheine her bis nach Sachsen bereits vorgedrungen. Dem konnte Friedrich unmöglich ruhig zusehen. Er ließ den Herzog von Bevern bei Görlitz mit- einem Theile des Heeres zurück; mit dem andern marschirte er schnell nach Sachsen, die Fortschritte der Franzosen aufzuhalten. Mit diesen hatten sich noch die deutschen Reichstruppen vereinigt, eine rechte Musterkarte von verschiedenen Soldaten. Sie waren aus den Beiträgen der einzelnen deutschen Fürsten zusammengesetzt und da mancher nur einige Mann zu stellen hatte, so gab es Regimenter, die aus 10 bis 12 verschiedenen (Kontingenten bestanden, von denen jedes andere Waffen und andere Uniform trug. Gleich das erste Zusammentreffen mit den Franzosen war für die Preußen sehr ehrenvoll. Ein Prinz von Sonbise, ein weichlicher, einfältiger General, hatte sich mit 8000 Franzosen in Gotha eingelegt, um sich dort recht zu pflegen. Die Herzogin von Gotha aber, eine große Verehrerin Friedrichs, ließ diesen aussorden, **) die sorglosen Franzosen zu überfallen. Der König schickte seinen General Seyd-litz mit 1500 Reitern hin. Sonbise ahnte davon nichts und hatte sich gerade ein köstliches Mittagessen ans dem Schlosse bereiten lassen. Eben setzte er sich mit seinen Offizieren zur Tafel ; schon wurden die dampfenden Pasteten aufgetragen — da erschollen die Trompeten der preußischen Dragoner. Wie fuhren die Franzosen von ihren Stühlen auf! Flugs warfen sie sich auf die Pferde und jagten mit verhängtem Zügel zum Thore hinaus. Seydlitz schickte *) Auf diesem Rückzüge wurde Friedrichs ältester Bruder, August Wi.lhelm, von den Oestreichern scharf gedrängt, indem er sich mit einem Theil des preußischen Heeres über Zittau zurückzog. Der König war mit den von seinem Bruder genommenen Maßregeln unzufrieden, überhäufte ihn im Lager von Bautzen unverdienterweise mit heftigen Vorwürfen und wies ihn fort. Der Prinz begab sich hinweg, und grämte sich über die Ungnade des Königs so, daß er ein Jahr später todt war. **) Es geschah dies durch einen treuen Bauer, der das Zettelchen der Herzogin in seinen hohlen Backenzahn steckte und so damit sicher ins preußische Lager gelangte.

7. Theil 3 - S. 329

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Roßbach. 329 ihnen einige Hundert Reiter nach und setzte sich lachend mit seinen Offizieren an dieselbe Tafel zu demselben Schmause, der für die Feinde bestellt gewesen war. Bei dieser Gelegenheit fielen den Preußen zwar nur wenige Soldaten in die Hände, aber desto mehr Kammerdiener, Köche, Friseurs, Komödianten u. s. w. und ganze Kisten mit wohlriechenden Wassern und Pomaden; eine Menge Pudermäntel, Schlafröcke, Sonnenschirme, Papageien und dergleichen wurden erbeutet. Mehrere Wochen darauf traf Friedrich auf die Franzosen und die Reichstruppen bei dem Dorfe Roßbach, nicht weit von Weißenfels. Den Feind anzugreifen, war mißlich; denn die Franzosen hatten dreimal mehr Soldaten als die Preußen. Dennoch wurde eine Schlacht beschlossen. Soubise war seines Sieges so gewiß, daß er fürchtete, der König, den er nicht anders als den Markgrafen von Brandenburg nannte, möchte ihm entwischen. Er ließ daher am 5. November seine Soldaten sich in Bewegung setzen, um die Preußen von beiden Seiten einzuschließen. Mit schallender Kriegsmusik zogen die Franzosen bei den Preußen vorbei und fragten Hönisch, ab das etwa die potsdamsche Wachtparade fei? Friedrich, der sich aus die Schnelligkeit feiner Leute verlassen konnte, ließ diese ganz ruhig im Lager stehen und befahl, da es eben Mittag war, daß die Soldaten ungestört ihr Mittagsessen verzehren sollten. Die Franzosen, die das aus der Ferne mit ansahen , trauten kaum ihren Augen und dachten, das geschähe nur aus dumpfer Verzweiflung. Jetzt schlug es zwei Uhr. Nun hieß es: Zelte abgebrochen! In Reih und Glied gestellt! Im Hui waren die Preußen mit allem fertig und standen zum Staunen der Franzosen schlagfertig da. Jetzt donnerten die Kanonen, und da zugleich Seydlitz hinter einer Hügelreihe, wo er sich mit seinen Reitern versteckt hatte, vorgesprengt kam und den Franzosen in die Seite fiel, — so war an kein Hatten mehr zu denken. Die Reichstruppen liefen schon bei den ersten Kanonenschüssen davon und warfen alles, was sie am Laufen hinderte, Flinten, Tornister, Patrontaschen, Seitengewehr n. s. w. weg. Die Franzosen hielten etwa ein dreimaliges Feuer aus; daun stürzten auch sie in wilder Unordnung davon und stellten sich in einen unordentlichen Haufen. In diesen hieben einige preußische Reiterregimenter ein und richteten eine gräßliche Verwirrung an. In der ersten Hitze wurden viele Franzosen niedergestochen; da sie aber die Waffen wegwarfen und demüthig um Gnade flehten, so nahm man sie gefangen.

8. Theil 3 - S. 335

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Zorndorf. 335 hatte man den König noch nicht gesehen, als jetzt, wo ihn der Anblick der vielen Schutthaufen, der verwüsteten Felder und der zahllosen, umherirrenden Flüchtlinge tief rührte. Er gab den strengen Befehl, keinem Russen mehr Pardon zu geben; er wollte das ganze Heer vernichtet haben. Jetzt näherten sich beide Heere einander. „Die Preußen geben keinen Pardon!" sagte ein Russe dem andern. „Gut!" antwortete jeder; „wir auch nicht!" Am 25. August trafen beide bei dem Dorfe Zorndorf, einige Meilen von Küstrin, aufeinander und eine der blutigsten Schlachten des Krieges begann.*) Indem die Preußen anfmarschirten, spielten die Hautboisten das Lied: „Ich bin ja, Herr, in deiner Macht." Die Russen geriethen bald in Verwirrung, und nun brachen die preußischen Reiter in ihre ungeordneten Glieder ein und hieben ohne Barmherzigkeit alles nieder, was nur ihr Schwert erreichen konnte. Am meisten that sich hier wieder Seydlitz hervor; bald sah man ihn hier, bald dort, alles vor sich niederwerfend und in die dichtesten Hausen eindringend. Die Preußen richteten ein gräßliches Blutbad an. Aber solchen Feind hatten sie auch nie vor sich gehabt. Wenn auch schon die Linien der Russen in Verwirrung aufgelöst waren, so blieben doch die einzelnen wie Bildsäulen unbeweglich stehen, sobald sie ihre Patronen verschossen hatten, und ließen sich, wie sühllos, ruhig niederstoßen. So sah man ganze Reihen leblos auf der Erde liegen. Andere fielen über das Gepäck her, plünderten die Marketenderwagen und betranken sich in dem dort gefundenen Branntwein. Zwar ließen ihre Offiziere den Fässern den Boden ans- *) Als Friedrich vor der Schlacht bei Zorndorf Anstalt machte, über die Oder zu setzen, versammelte sich eine Menge Menschen um ihn und klagte über die durch die Russen erlittenen Grausamkeiten. „Nun, seid nur ruhig, Kinder;" sagte er zu ihnen; „wir wollen sie schon kriegen!" Auch eine Bauerfrau kam hier zu ihm und fragte ihn: „Ew. Majestät, was macht denn mein Mann, der Unteroffizier Bindar, bei dem und dem Regiments?" — „Ich kenne ihn wohl!" antwortete Friedrich gütig; „er ist Gottlob; noch gesund." ■— „Na, grüßen Sie ihn mir doch viel tausendmal," sprach sie weiter und überreichte dabei dem Könige einen Brotkuchen, den sie für „ihren lieben König" gebacken habe. Friedrich nahm das Geschenk der guten Frau freundlich an. In der Nacht vor der Schlacht ruhte er nur einige Stunden auf einem Lehnstuhle in einer Mühle (der Stuhl wird noch als theure Reliquie aufbewahrt). Als er am Morgen aus dem Hause unter die ihn erwartenden Generale und Adjutanten trat, grüßte er sie freundlich und sprach: „Guten Morgen, Messieurs 1 Ich gratulire! Die Schlacht ist gewonnen."

9. Theil 3 - S. 27

1880 - Stuttgart : Heitz
Bauernkrieg. 27 fahne hinter ihm hergefahren. Sie setzten ihre Forderungen in 12 Artikeln auf, schickten sie nach Wittenberg und baten Melanch-thon und Luther um ihre Meinung. Luther erließ zuerst ein Schreiben an die Fürsten und Herren und ermahnte sie zur Nachgiebigkeit und Milde; denn einige Forderungen der Bauern wären gerecht und billig. Den Bauern riethen beide, sich sogleich zu unterwerfen. „Vergesset nicht," schrieben sie, „daß in der heiligen Schrift geschrieben stehet: die Rache ist mein; ich will vergelten." Das hatten die Ausrührer nicht erwartet, und beschlossen, sich nun selbst zu helfen. Indessen rückten nun auch die Truppen herbei und schlugen auf sie los. Dadurch entstand ein wüthender Krieg, in welchem scheußliche Grausamkeiten verübt wurden. Fast überall mußten die Bauern den Kürzern ziehen, dafür rächten sie sich an denen, die ihnen in die Hände fielen. In dem würtembergischen Städtchen Weinsberg fiel ein Graf von Helfenstein nebst 70 Mann Rittern und Knechten in ihre Hände, und da sie gerade erfahren hatten, daß der schwäbische Bund einige der gesangenen Bauern hatte hinrichten lassen, so verurtheilten sie den Grafen und dessen Leute zum Tode. Vergebens warf sich die Gräfin, eine Tochter Kaiser Maximilians, die, von Angst getrieben, ihr zweijähriges Kind auf dem Arme, herbeigeeilt war, auf die Kniee und stehete um sein Leben. Der rohe Hausen verhöhnte sie in ihrem Jammer und machte noch vor ihren Augen die Anstalten zu seinem Tode. Vergebens bot der Graf 30,000 Gulden für sein Leben; man antwortete ihm mit Hohnlachen. Während einige ihre Spieße vorhielten, jagten die andern ihn mit Peitschenhieben hinein, und ein Junge, der früher in seinen Diensten gestanden hatte, spielte ihm aus Hohn auf der Pfeife dazu vor. Der Gräfin rissen sie dann das schreiende Kind vom Arme, verwundeten es, mißhandelten sie selbst und führten sie endlich auf einem Mistwagen nach Heilbronn zurück. Eben so verfuhren aber auch die gegen sie ausgeschickten Truppen, die einmal 800 wehrlose Bauern niederhieben und jenen schändlichen Buben, der dem Grasen zum Tode vorgespielt hatte, am langsamen Feuer verbrannten. Aber je mehr Bauern den Tod fanden, desto reißender griff der Aufruhr um sich und breitete sich säst über das ganze südliche Deutschland aus, bis denn endlich die gemeinsame Macht der Fürsten die Bauern zur Unterwerfung zwang. Man verfuhr nun gegen die Irregeleiteten recht grausam. Der Kurfürst von Trier und der Bischof von Würzburg zogen mit dem Scharfrichter umher und hängten, köpften und viertheilten die

10. Theil 3 - S. 4

1880 - Stuttgart : Heitz
4 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Freund Alexius wurde in einer Nacht erstochen; von wem und warum, wird nicht erzählt, und bald darauf schlug ein heftiger Blitzstrahl, als er einst von einer Ferienreise zu den Aeltern nach Erfurt zurückkehrte, so dicht neben ihm in die Erde nieder, daß er lange ganz betäubt davon war.*) Beides, der Verlust seines Freundes und die wunderbare Errettung aus der Todesgefahr, wirkten so tief auf sein krankes Gemüth, daß er, die Welt zu verlassen, sich fest vornahm. Er wollte nun seine Seele ganz Gott und der Kirche weihen; denn er glaubte, so wolle es Gott. Noch einmal lud er seine liebsten Freunde zu sich ein, gab ihnen, ohne ein Wörtchen von seinem Plane fallen zu lassen, einen kleinen Abschiedsschmaus, ging noch in derselben Nacht nach dem Augustinerkloster in Erfurt und ließ sich hier einkleiden (1505). Seinem Vater schickte er seine weltlichen Kleider und seinen Magisterring mit einem Briefe, in welchem er ihm seine Gründe auseinandersetzte. Der alte Mann, der gehofft hatte, sein Martin sollte einmal ein gewandter Rechtsgelehrter werden und dann ihn und die Mutter im Alter unterstützen, bedurfte lange Zeit, ehe er sich in den veränderten Entschluß fand, konnte aber endlich nicht umhin, den Gründen seines Sohnes Recht zu geben. Im Kloster nun ging es dem armen Luther gar traurig. Während seines Probejahres wurden ihm die allerdrückendsten Geschäfte aufgebürdet. Er mußte die allerniedrigsten Dienste verrichten: die Kirche ausfegen, die Thüren auf- und zuschließen, die Thurmuhr aufziehen, die Unreinigkeiten des Klosters austragen, ja sogar mit dem Bettelsacke auf dem Rücken in Erfurt umherlaufen, um Brot, Getreide, Eier, Fische, Fleisch und Geld zusammenzubetteln (denn der Orden der Augustiner war ein Bettelorden), und dies war ihm um so empfindlicher, da ihn in Erfurt jedermann kannte und nicht selten die Leute mit Fingern auf ihn zeigten. Aber alles erträgt der Mensch leicht, wenn er die feste Ueberzeugung hat, daß Gott es so haben wolle, und diese Gewißheit hatte der fromme Luther. Hatte er nur irgend Zeit, so saß er über der Bibel, um immer besser den Willen Gottes kennen zu lernen. Dabei mußte er oft hören, wie die Mönche ihm vorwarfen, man müsse nicht mit Studiren, sondern mit Einsammeln *) Gewöhnlich wird erzählt, Alexius sei auf einem Spaziergange neben ihm vom Blitze erschlagen worden; allein die Erzählung, wie sie im Texte steht, ist die wahrscheinlichere.
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