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1. Theil 3 - S. 141

1880 - Stuttgart : Heitz
Rudolph Ii. 141 zu halten. Alle Stürme der Türken waren vergebens; 20,000 waren schon vor den Mauern gefallen. Da starb Suleiman plötzlich, vom Schlage getroffen; aber man verbarg seinen Tod, damit das Heer nicht muthlos werden möchte. Indessen hatte sich die Besatzung in das innere Schloß zurückziehen müssen. Drei Tage nach des Sultans Tode stürmten die Türken aufs neue und setzten das Schloß in Brand. Als Zrini keine Rettung sah, versammelte er seine 600 Mann um sich. „Es ist unmöglich," sprach er, „den Platz länger zu behaupten. Ich bin entschlossen, lieber mit den Waffen in der Hand zu sterben, als mich der Gnade der Türken zu ergeben. Denkt ihr wie ich?" Alle stimmten ihm bei. Da verschloß er hinter sich das Thor des brennenden Schlosses, steckte den Schlüssel in die Tasche und versicherte, daß ihm denselben keiner bei lebendigem Leibe nehmen solle. Den Degen in der Hand stürzte er sich auf die Feinde und wurde endlich durch zwei Schüsse zu Boden gestreckt. Mit ihm fiel seine kleine Heldenschaar. Als nun das Feuer den Pulverthurm ergriff, stog das Schloß mit einer großen Menge von Türken krachend in die Luft. Wie unduldsam die Lutherischen damals gegen Andersdenkende waren, zeigte sich recht auf einem Reichstage, den Maximilian in Augsburg (1566) hielt. Eigentlich hatte der Kaiser die Fürsten darum hierher berufen, um sie dahin zu vermögen, ein Heer gegen die Türken aufzubringen. Aber dergleichen Gelegenheiten benutzten die Fürsten gleich, um ihrem Religionshasse freien Lauf zu lassen. Die Lutherischen beklagten sich über die Katholiken, und diese über jene, beide aber über die Resormirteu, die sie überhaupt ganz aus Deutschland vertrieben haben wollten. Nun war kurz vorher, der Kurfürst Friedrich Iii. von der Pfalz zur refor-mitten Kirche übergetreten. Lutherische und Katholiken drangen in den Kaiser, daß er den Kurfürsten doch wegen seiner Religionsveränderung bekriegen möchte. Glücklicher Weise war Maximilian so vernünftig, ihr Ansinnen zurückzuweisen und sie zu bedeuten, daß man jedem bei seinem Glauben lassen müsse. Friedrich ließ nun von seinen Theologen eine Schrift entwerfen, welche die Lehren, zu denen er sich bekannte, enthielt. Man nennt sie den Heidelberger Katechismus. Die Lehre Calvins war darin gemildert vorgetragen. Als Maximilian 1576 starb, war die Trauer allgemein. Unter seinen Söhnen wurde der älteste, Rudolph Ü., zum Kaiser gewählt. Weit mehr als von den

2. Theil 4 - S. 143

1880 - Stuttgart : Heitz
Volksaufstand in Paris. 143 ändert werden. Außerdem wollte man die Zügellosigkeit der öffentlichen Blätter durch neue Bestimmungen über die Presse beschränken. Die Regierung hielt sich zu beidem sür durchaus berechtigt, ohne dadurch die Verfassung zu verletzen, weil ein Artikel der Verfassung selbst dem Könige das Recht einräumte, alle Verordnungen zu erlassen, welche die Sicherheit des Staats erforderte. Wie man demnach über das Recht zu jenen Maßregeln kein Bedenken hatte, so schien man auch über die Ausführbarkeit derselben ganz sorglos, so daß bei den Berathungen niemals die Möglichkeit eines Widerstandes in Betracht kam. Es wurde nicht einmal daran gedacht, die Besatzung von Paris zu verstärken; die ganze disponible Truppenmacht in Frankreich bestand aus 150,000 Mann, wovon ein Theil als Observationscorps an der holländischen Grenze stand. In Paris waren nur 11,000 Mann anwesend, die man im Nothfalle bis zur Höhe von 17,000 Mann verstärken konnte. Die Minister wurden in ihrer falschen Sicherheit auch durch die War- nungen nicht gestört, welche ihnen von beachtenswerther Seite von außen zugingen, besonders vom Kaiser von Rußland. Am 25. Juli Nachmittags war zu St. Cloud der letzte Ministerrath, in welchem die drei berühmten königlichen Ordonnanzen festgestellt wurden, durch welche die Preßfreiheit vorläufig aufgehoben, die neue Deputirtenkammer aufgelöst und ein neues Wahlgesetz gegeben wurde. Am Abend übergab der Großsiegelbewahrer die Ordonnanzen dem Redacteur des Moniteur (des Regierungsblatts) zur Veröffentlichung. Derselbe erschrak und rief aus: „Gnädiger Herr, ich habe nur ein Wort zu sagen: Gott erhalte den König, Gott erhalte Frankreich!" Als am 26. Juli die Ordonnanzen bekannt wurden, war der erste Eindruck aus die große Masse der einer dumpfen Betäubung. Nur die Herausgeber und Redacteurs der Zeitungen, welche durch die neuen Bestimmungen unmittelbar getroffen wurden, traten sofort zusammen, um sich über ihr Verhalten zu berathen. Der größte Theil derselben beschloß, ungeachtet des neuen Gesetzes ihre Blätter am andern Morgen in der bisherigen Weise herauszugeben, an der Spitze derselben aber eine Protestation gegen die Gesetzlichkeit der Ordonnanzen zu drucken. Einzelne wandten sich sofort an die Gerichte, welche sich gegen die Regierungsmaßregeln ansprachen. Zugleich fanden Versammlungen der in Paris schon anwesenden Deputirten statt, unter welchen einige für sofortige rövolutiouaire Schritte stimmten, während andere, wie Casimir

3. Theil 4 - S. 309

1880 - Stuttgart : Heitz
Neujahrsrede Napoleons 1859. 309 »Ich bedaure, daß unsere Beziehungen nicht so gut sind, als ich wünschte; aber ich bitte Sie, zu sagen, daß meine persönlichen Gefühle für den Kaiser stets die nämlichen sind." Alles war an dieser Ansprache außerordentlich: die Gelegenheit, die Form, so wie die Grundlosigkeit des ausgedrückten Mißvergnügens, zu welchem Oestreich keine Veranlassung.gegeben hatte. Damit aber niemand über die Bedeutung jener kaiserlichen Worte und deren Tragweite lange in Zweifel blieb, ließ Victor Emannel sich gleich darauf in seiner Thronrede also vernehmen: „Der Horizont, an dem das neue Jahr heraufsteigt, ist nicht vollkommen heiter. Wir sind entschlossen, allen Eventualitäten entgegen zu gehen. Unser kleines Land ist gewachsen an Ansehen in den Räthen Europas, weil es groß ist durch die Principien, die es vertritt, und durch die Sympathien, die es einflößt. Eine solche Lage ist nicht ohne Gefahr, denn wenn wir die Verträge achten, sind wir andrerseits nicht unempfindlich gegen den Schmerzensschrei, der sich von so vielen Seiten Italiens zu uns erhebt." Zugleich wurde von den Kammern die Bewilligung zu einer Anleihe von 50 Millionen begehrt und gegeben und als Zeichen und Pfand der Verständigung zwischen Frankreich und Sardinien die Verbindung der Tochter Victor Emannels, der Prinzessin Clotilde, mit dem Prinzen Napoleon, Jerome's Sohn, abgeschlossen. Auf diese doppelte Provocation Frankreichs und Sardiniens antwortete Oestreich durch rasche Truppensendungen nach Italien und setzte den unberechtigten Forderungen, welche alsbald gestellt wurden (Aufhebung der von Oestreich früher schon mit den mittelitalienischen Staaten abgeschlossenen Separatverträge), unter Anrufung des Völkerrechts seinen Widerspruch entgegen, wobei es aber sich gegen die verschiedenen Vermittelungsversuche der Mächte so nachgiebig als möglich zeigte. Leider waren dieselben mehr dazu geeignet, Oestreich durch die Erschöpfung, welche in Folge langer Kriegsbereitschaft nothwendig eintreten mußte, zu schwächen, als daß sie ihm in seiner Bedrängniß Beistand gewährt hätten. Ueber-dies dienten sie dazu, Oestreich, als es endlich auf keinen der Vermittelungsversuche eingehen konnte, scheinbar ins Unrecht zu setzen, indem man ihm die Rolle des Angreifers zuschob. — Nachdem alle Verhandlungen gescheitert waren, stellte Oestreich dem Grafen Cavonr am 19. April 1859 das Ultimatum: Sardinien solle binnen drei Tagen entwaffnen, widrigenfalls man zum Angriffe

4. Theil 4 - S. 218

1880 - Stuttgart : Heitz
218 Neueste Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Thor geritten, wurden von Pöbelhaufen erkannt und verfolgt, und suchten Schutz in einem Gärtnerhäuschen; doch zog man sie hervor, um sie mit den ausgesuchtesten Martern zu Tode zu quälen. Die Kunde von dieser Gräuelthat trug in ganz Deutschland nicht wenig dazu bei, die Energie aller Wohldenkenden gegen die Pläne der Revolutionspartei zu stählen. Frankfurt wurde in Belagerungszustand erklärt und die kräftigsten Maßregeln zum Schutz der Versammlung getroffen. Seitdem wurde die Spaltung zwischen den Gemäßigten und den Radicalen in der Versammlung immer größer, und dieselbe zerfiel mehr und mehr in sich selbst. Schon früher hatte die preußische Nationalversammlung einen kläglichen Verlauf genommen. In derselben waren von Anfang an weder so viel Männer von Talent, noch eine so ernste Gesinnung zu finden gewesen, wie in Frankfurt; sie hatte sich von vornherein auf den Standpunkt der Revolution gestellt, indem sie eine Anerkennung derselben beantragte und dadurch das liberale Märzministerium (Camphausen-Hansemann) zum Rücktritt nöthigte. Das nachfolgende Ministerium Auerswald vermochte bei allem guten Willen eben so wenig, den wilden revolutionären Geist der Versammlung zu zügeln, welche vielmehr den Maßregeln, die von der Regierung zur allmähligeu Wiederherstellung der Ordnung getroffen wurden, bei jeder Gelegenheit feindlich entgegentrat. Die Pöbelherrschaft machte in der preußischen Hauptstadt immer weitere Fortschritte, wiederholt waren selbst Abgeordnete beleidigt und gemißhandelt worden und am 14. Juni kam es zu dem schmählichen Zeughaussturm, bei welchem freche Pöbelhaufen nicht blos Waffen, sondern auch vaterländische Siegeserinnerungen stahlen. Nichtsdestoweniger nahm die Nationalversammlung, welche selbst unter dem drohenden Einflüsse dieses „souveränen Straßvolks" stand, dasselbe jeder Zeit gegen die sogenannten Ausschreitungen der Regierung in Schutz. Als bei einem Straßenauflauf in der Festung Schweidnitz Seitens des Militärs kräftig eingeschritten worden war, verlangte die Nationalversammlung von der Regierung, die-Offiziere der ganzen Armee vor reactionärem Verhalten zu warnen. Da trat das Ministerium Auerswald zurück und an seine Stelle kam ein Ministerium Pfuel, welches jedoch dem Fortgang des revolutionären Uebermuths nicht, wie man gehofft hatte, Schranken entgegensetzte. Die Versammlung aber ging bei allen ihren Berathungen immer mehr darauf aus, die Grundpfeiler der bisherigen

5. Theil 4 - S. 337

1880 - Stuttgart : Heitz
Proclamation. Attentat. 337 Mir vorsetze. Ich will das Recht des Staates nach seiner geschichtlichen Bedeutung befestigen und ausbauen und die Institutionen, welche König Friedrich Wilhelm Iv. ins Leben gerufen hat, aufrecht erhalten. Treu dem Eide, mit welchem Ich die Regentschaft übernahm, werde ich die Verfassung und die Gesetze des Königreichs schirmen. Möge es Mir unter Gottes gnädigem Beistände gelingen, Preußen zu neuen Ehren zu führen! Meine Pflichten für Preußen fallen mit Meinen Pflichten für Deutschland zusammen. Als deutschem Fürsten liegt Mir ob, Preußen in derjenigen Stellung zu kräftigen, welche es vermöge feiner ruhmvollen Geschichte, feiner entwickelten Heeres-Organifation unter den deutschen Staaten zum Heile aller einnehmen muß. Das Vertrauen auf die Ruhe Europas ist erschüttert. Ich werde Mich bemühen, die Segnungen des Friedens zu erhalten. Dennoch können Gefahren für Preußen und Deutschland heraufziehen. Möge dann jener Gott vertrauende Muth, welcher Preußen in feiner großen Zeit beseelte, sich an Mir und Meinem Volke bewähren und dasselbe Mir auf Meinen Wegen in Treue, Gehorsam und Ausdauer treu zur Seite stehen. Möge Gottes Segen auf der Aufgabe ruhen, welche Sein Rathschluß Mir übergeben hat." Wenige Tage nach seinem Regierungsantritt erließ der König eine umfassende Amnestie, eröffnete am 14. Januar den Landtag und nahm dessen Huldigung entgegen. In der Thronrede hatte der König die Verstärkung des Heeres betont; der Landtag bewilligte für das laufende Jahr eine Erhöhung des Militairbudgets. Nach dem Schluffe des Landtags begab sich der König zu feiner Erholung nach Baden-Baden und wäre hier beinahe das Opfer eines ruchlosen Attentats geworden. Der König ging ant 14. Juli 1861, Morgens 8 \ Uhr, in der Richtung von Baden kommend, in der Lichtenthaler Allee spazieren, als ein junger, scheinbar einige 20 Jahre alter Mensch, von hinten kommend, an dem König vorüberging und ihn ans so besonders ehrfurchtsvolle Weise grüßte, daß es dem König auffiel. Bald nachdem der Fremde so vorübergegangen, verkürzte er feine Schritte und ließ nun den König an sich vorüber, wobei er abermals sehr freundlich grüßte. Wenige Minuten später begegnete der König feinem Gesandten, Grafen Flemming, und nahm ihn als Begleiter mit. Indem sie die Richtung gegen Lichtenthal fortsetzten, fielen etwa 200 Schritte jenseits der Kettenbrücke hinter Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 22

6. Theil 4 - S. 122

1880 - Stuttgart : Heitz
122 Neueste Geschichte. 2. Periode. Deutschland. derung der bestehenden Verfassungen im Sinne der größten Freiheit und der Betheiligung des Volks an der Regierung. Zwar gaben die meisten deutschen Fürsten ihren Völkern wirklich sehr bald neue Verfassungen, bei welchen den herkömmlichen oder neugebildeten Landständen gewisse Rechte eingeräumt waren; aber jene Anforderungen wurden damit nicht befriedigt, weil im Vergleich mit denselben die neuen Verfassungen nicht freisinnig genug erschienen. Preußen und Oestreich, die beiden deutschen Hauptstaaten, widerstanden überdies dem Verlangen nach Einführung einer freien Verfassung und dadurch erhielt das Mißvergnügen neue Nahrung. Zwar hatte Preußen schon seit dem Unglücksjahre 1806 allmählich alle seine Verwaltungseinrichtungen in einer Weise umgestaltet, womit der weitern Entwickelung der größte Spielraum gewährt war. Nicht blos in dem Heerwesen war durch den Grundsatz der abgemeinen Volksbewaffnung eine tiefgreifende Aenderung eingetreten, sondern auch in der ganzen Staatsverwaltung war jedes unbillige Vorrecht aufgehoben und jedem Tüchtigen der Zugang zu allen Aemtern eröffnet worden. Dem Bauer war statt der frühern drückenden Abhängigkeit der freie Grundbesitz gesichert worden, und die Städte hatten eine Verfassung erhalten, wobei jedem Bürger die Theilnahme an der Verwaltung der gemeinsamen Angelegenheiten gewährt war. Alle die innern Verbesserungen, welche man in Frankreich und anderwärts durch blutige Revolutionen erzwungen hatte, waren in Preußen auf friedlichem Wege durch eine weise Regierung durchgeführt worden; eben deshalb hätte man nun den König und seine Rathgeber nicht durch unruhigss Drängen darin bedenklich machen sollen, ob der geeignete Zeitpunkt da sei, auch die Verheißung auf eine Volksvertretung zu erfüllen. Ein Anfang dazu wurde überdies bald gemacht, indem fürerst die Provinzialstände zusammenberufen wurden, woraus nach der Absicht des Königs allmählich eine allgemeine Ständeversammlung gebildet werden sollte. Mit diesem besonnenen Vorschreiten aber waren die feurigen Freunde der Freiheit nicht zufrieden, und besonders wurde die Jugend auf den deutschen Universitäten immer aufgeregter über die angebliche Vorenthaltung der Rechte, welche der Nation in den Freiheitskriegen versprochen worden seien. Bekanntlich hatte die .akademische Jugend 'sich mit begeisterter Hingebung an der allgemeinen Erhebung bethätigt; unter ihr hatte der Tugendbund auch früher schon seine Bemühungen zur Herbeiführung einer bessern Zeit eifrig betrieben. Nachdem nun eine Menge muthiger, tapferer

7. Theil 4 - S. 446

1880 - Stuttgart : Heitz
446 Neueste Geschichte. 3. Periode. Fügsamkeit gegen die Gesetze des Landes, in dem sie wohnen, zu bewegen. Hierauf wiederholte der Papst in einem Briefe vom 17. April die Hoffnung auf Erneuerung des früheren guten Einvernehmens und bezeichnete die Abänderung einiger gesetzlicher und" verfassungsmäßiger Bestimmungen als Mittel zur Erreichung dieses Einverständnisses. Nach dem Attentate Nobiling's bezeigte Leo Xiii. dem verwundeten, niedergebeugten Monarchen seine aufrichtige Theilnahme und erhielt nun vom Kronprinzen, in Vertretung des Kaisers, am 10. Juni ein Antwortsschreiben, welches durch seine einfache Klarheit urtd würdevolle Bestimmtheit die richtige Erkenntniß der Situation wesentlich förderte und den Weg zur Möglichkeit erfolgreicher Verhandlungen scharf andeutete. „Einem Verlangen nach Abänderung der Verfassung und der Gesetze Preußens wird kein preußischer Monarch entsprechen können; — einen Principienstreit, der seit einem Jahrtausend in der Geschichte Deutschlands sich fühlbar gemacht hat, jetzt zu schließen, steht weder in der Macht des Königs noch des Papstes; — Deutschland ist aber bereit, die Schwierigkeiten dieses alten Conflictes im Geiste der Liebe zum Frieden zu behandeln, und die Hoffnung wird nicht aufgegeben, daß da, wo eine grundsätzliche Verständigung nicht erreichbar ist, doch versöhnliche Gesinnung beider Theile den Weg zum Frieden eröffnen werde." Vorangestellt aber war eine Hindeutung auf die vom Kaiser schon ausgesprochene Hoffnung, daß der Papst den Dienern seiner Kirche den Gehorsam gegen die Gesetze und gegen die Obrigkeit ihres Landes empfehlen würde. Mit der Hinweisung auf diese wahrhaft fürstlichen Worte muß unsre Darstellung des Culturkampfes hier abgebrochen werden. Die Verhandlungen zwischen dem Reichskanzler, Fürsten Bismarck, und den päpstlichen Nuntien, Masella in Kissingen 1878, Jacobini in Gastein 1879, fortgesetzt in Wien, haben zu einer Verständigung nicht geführt. Die preußische Regierung hat darauf den Versuch gemacht, durch einige unter Mitwirkung der Volksvertretung festgestellte Abänderungen der Maigesetze ihrerseits eine Abhülfe gegen die Nothstände zu ermöglichen, welche durch den Widerstand der römischen Curie über die Bisthümer und die katholischen Gemeinden hereingebrochen sind. Der Ersolg wird von dem Verhalten der Hierarchie gegen dieses neue entgegenkommende Gesetz abhängen. Thatsächliches ist noch nirgends erreicht worden; die Aussicht auf den Frieden erscheint bald in erfreulich er Nähe, bald wieder in bange Ferne hinausgerückt. Wir schließen mit dem Wunsche, daß

8. Theil 1 - S. 6

1880 - Stuttgart : Heitz
6 Alte Geschichte. 1. Periode. Die ersten Menschen. Eben so wenig vermag die Wissenschaft zu ergründen, ob wir Menschen von Einem oder von mehreren Menschenpaaren abstammen. Für das Erstere spricht die Nachricht, welche uns die Urkunde im ersten Buche des Moses giebt. Sie nennt das Paar Adam und Eva, d. i. Mann und Weib. Und allerdings ist es keineswegs, wie man behaupten wollte, unmöglich, daß alle Völker, so verschieden auch jetzt ihre Farbe, Gestalt, Gesichtszüge, Sprachen und Gewohnheiten sind, von Einem Paare abstammen sollten. In einer langen Reihe von Jahrhunderten mußte das Klima sehr verschiedenen Einfluß aus die Menschen üben, und wenn wir jetzt in verschiedene Gegenden, der Eine nach Sibirien, der Andere in die Wüsten Asrika's, ein Dritter in die Urwälder Amerika's zögen, — wie völlig anders würden nicht unsere Nachkommen schon in 500 Jahren aussehen? Wer würde dann glauben, daß sie Stammeltern von einerlei Iarbe, Gesichtsbildung u. s. w. gehabt hätten? — Fügt sich doch manchmal die Natur selbst in die Gewohnheiten der Völker. In China werden die Kinder schon mit sehr kleinen Füßen, und bei einigen Ureinwohnern von Nordamerika mit spitzigen Köpfen geboren, nachdem seit undenklicher Zeit dort den Kindern die Füße eingezwängt werden, hier aber der Kops der Neugeborenen zwischen zwei Brettern platt und spitzig gedrückt wird. — Indessen werden freilich noch manche Gründe sür die andere Ansicht angeführt, daß Gott bald anfänglich mehrere Menschenpaare erschaffen habe. Nur auf diese Art glaubt man es erklären zu können, daß man in allen Erdtheilen, auch in solchen, die von den anderen durch breite Meere getrennt sind, selbst in den von großen Ländern entferntesten Inseln, Menschen findet. Doch läßt sich dies wohl auch anders und in Uebereinstimmung mit der biblischen Ueberlieferung erklären. Wenn wir nun die Meinung annehmen, daß es anfänglich Ein Menschenpaar gab, und daß dieses in einer schönen Gegend, Eden oder Paradies, wohnte — wo war das Paradies? — In Asten gewiß; aber genauer läßt sich der Ort nicht bestimmen. Vielleicht in Hochasien, vielleicht in Oftpersien. Von da aus mögen die Menschen, so wie sie sich vermehrten, längs den Flüssen weiter gezogen sein, und jedes Volk ergriff die Lebensart, die sich nach dem gewählten Wohnsitze am besten für dasselbe schickte. Die am Meere und an den Flüssen wurden Fischer, die in den Wäldern Jäger, die in der fruchtbaren Ebene erst Viehzüchter (Nomaden), dann Ackerbauer. Ihre Wohnungen — Höhlen, Laubhütten, Zelte,

9. Theil 1 - S. 11

1880 - Stuttgart : Heitz
Inder. 11 große Herbergen enthalten. Alles Dies ist nur ein Theil jener großen Werke; denn viel scheint bereits durch ein heftiges Erdbeben in das Meer gestürzt und von diesem begraben worden zu sein; wenigstens liegen weit in das Meer hinein große Felsenblöcke, die einst zu jenen Werken gehörten, und sieben Pagoden liegen in der Entfernung einer Meile weithin in das Meer hinein. Während die beiden äußersten längst von den Wellen bedeckt sind und nur bei niedriger Ebbe unter dem Wasser wahrgenommen werden können, erheben sich die andern, je näher dem Strande, desto höher aus dem Wasser, und nur die letzte steht ganz auf dem Trockenen, doch so, daß ihr Fuß bei hoher Fluth bespült wird. — So lange die arischen Einwanderer die Gegenden am Indus bewohnten, waren ihre hauptsächlichsten Beschäftigungen Viehzucht und Ackerbau. Ihre Religion war ein einfacher Naturdienst; an kunstlosen Altären brachten sie den Göttern, deren vornehmster Indra war, ihre Opfer. Aus dieser Zeit stammen die vier ältesten Religionsbücher, Veda's genannt; sie enthalten Hymnen und religiöse Vorschriften. Mit der Besitznahme des Gangeslandes und den durch sie verursachten Kämpfen traten die Inder in ihr heroisches Zeitalter ein, nach welchem der herrschende Priesterstand, Brahmanen oder Braminen, das Leben des Volkes durch das Gesetzbuch Manu's umgestalteten. Ueber alle Dinge waltet ein unkörperliches Wesen, das Brahma, der weltschöpferische Geist. Aus ihm sind die vier Klassen oder Kasten der Menschen hervorgegangen: die Brahmanen aus seinem Munde, die Krieger oder Kschatriya's aus seinen Armen, die Handelsleute und Ackerbauer (Wa'ißya's) aus den Hüften, endlich die dienende Kaste (Ssudra's). Diese vierte Kaste bestand aus den Nachkommen der mit den Eroberern des Landes verschmolzenen Urbevölkerung. Der Theil derselben, welcher einer Verschmelzung widerstrebt hatte, war die Klasse der für verworfen gehaltenen Paria's. Das religiöse Leben bestand aus einer unaufhörlichen Reihe von Gebräuchen, Opfern, Waschungen, Fasten und Selbstpeinigungen. Nur wer- alle Vorschriften auf's strengste erfüllte, konnte hoffen, das Ziel alles Lebens, die Wiedervereinigung mit Brahma zu erreichen. Bei der Kaste der Brahmanen verstand sich dies von selbst. Den Uebertretern drohte nach dem Tode ein qualvoller Zustand und dann die Erneuerung des Daseins als Pflanze, oder Thier, oder als Mensch einer niederen Kaste. Diese Lehre von der Seelenwanderung, sowie

10. Theil 1 - S. 32

1880 - Stuttgart : Heitz
32 Alte Geschichte. 1. Periode. China. Griechenland. halten ebenso Geschichte wie religiöse und bürgerliche Verordnungen. Ceremonial- und moralische Vorschriften stehen derartig in Verbindung, daß alle Beziehungen des Lebens durch sie geregelt werden und eine äußerliche Rechtfertigung als das höchste Strebeziel ausgestellt wird. — Der Kaiser galt oder gilt noch als der einzige Mittelpunkt des ganzen Reiches, welchem gegenüber alle Unterthanen unmündig und rechtlos sind; seine Gewalt wird durch keine mächtige Kasteneinrichtung eingeschränkt; er hat Beamte ohne Geburtsadel (Mandarinen), welche durch Prüfungen und Rangstufen hindurch gehen, und in deren Besitz alle Staatsweisheit sich befindet. Von Nordwesten her sollen die Stammväter der Chinesen in das Land eingewandert sein. Als ältester Kulturgründer wird Fohi genannt. Schi-hoang-ti, der mächtigste Kaiser aus der Dynastie Tsin, ließ die große Mauer gegen die Einfälle der nördlichen Nomadenvölker erbauen, etwa 240 v. Chr. Unter der Dynastie Han, 200 v. Chr. bis gegen 300 n. Chr., war die Blüthe des Reiches. 1279 n. Chr. wurde China von den Mongolen erobert und gehörte ihnen fast hundert Jahre. Seit ungefähr 200 Jahren bis jetzt steht das Reich unter der Herrschaft der den Chinesen verhaßten Mandschn. 8. Hellenen oder Griechen. Das Land, welches jetzt das Königreich Griechenland ausmacht und auf der Ostseite vom Archipel und auf der westlichen vom ionischen Meer umflossen wird, wurde im Alterthume von einem geistreichen, muntern, thätigen, tapfern, zu Veränderungen geneigten Volke bewohnt, welches sich selbst Hellenen nannte, von uns aber (mit dem bei den Römern üblichern Namen) Griechen genannt zu werden pflegt. Es besaß die herrlichsten Anlagen, die unter dem mildesten Klima und unter einer freien Verfassung sich eine Zeit lang auf's schönste entfalteten, so daß wir noch jetzt mit hoher Befriedigung die Heb ernste ihrer Literatur lesen, und mit Entzücken die aus jener Zeit erhaltenen Bildsäulen und Bauwerke betrachten. Früh schon wurden die Griechen in äußere und in innere Kriege verwickelt, die das Land zwar manchmal an den Rand des Unterganges brachten, aus denen es aber immer mit neuer Kraft wieder hervorging. Die erschöpfende Betrachtung dieser Kriege gehört nicht hierher. Aber einige Züge daraus müssen wir uns merken und besonders alles das aus der Geschichte der Griechen, was auf
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