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1. Theil 3 - S. 22

1880 - Stuttgart : Heitz
22 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. nämlich also: es sei denn, daß ich mit Zeugnissen der heiligen Schrift, oder mit öffentlichen klaren und Hellen Gründen überwiesen würde, so kann und will ich nichts widerrufen, weil weder sicher noch gerathen ist, etwas wider das Gewissen zu thun. Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen!" Darauf erwiderte der Vicar: „wenn er nicht widerrufen wolle, so würden der Kaiser und die Stände berathschlagen, was mit einem solchen Ketzer zu thun sei." — „So helfe mir Gott,antwortete Luther; „denn einen Widerruf kann ich nicht thun. Möchte nur der Kaiser, das edle junge Blut, sich nicht verführen lassen, vom Evangelium zu weichen und Menschensatzungen unterwürfig zu werden!" Mit diesen kräftigen Worten trat Luther ab; aber er hatte nicht vergebens geredet. Das freudig und muthig abgelegte Bekenntniß der Wahrheit hatte ihm viele Herzen, auch unter den Fürsten gewonnen. Der alte Erich, Herzog von Braunschweig, sonst ein großer Feind der Reformation, schickte ihm eine silberne Kanne Einbecker Bier und hieß ihm, sich damit zu erquicken. Luther fragte den Boten, welcher Fürst seiner so in Gnaden gedenke? und da er hörte, daß es Erich sei und daß er selbst vorher von dem Biere getrunken, so fürchtete er keine Vergiftung, sondern trank beherzt daraus und sprach: „Wie heute Herzog Erich meiner gedacht, also gedenke seiner unser Herr Christus in seinem letzten Kampfe." Erich vergaß die Worte nicht und erinnerte sich ihrer noch auf dem Sterbebette. Besonders aber hatte sich Friedrich der Weise über Luthers Freimüthigkeit gefreut, und er äußerte noch denselben Abend gegen Spalatin: „Recht schön hat Doctor Martin geredet vor dem Herrn Kaiser und allen Fürsten und Ständen des Reichs; er ist mir nur zu herzhaft gewest." Noch einen Versuch machte der Kurfürst von Trier, Luthern zum Widerruf zu bewegen, aber er antwortete ihm: „Ist meine Sache nicht aus Gott, so wird sie über zwei bis drei Jahre nicht währen; ist sie aber aus Gott, so wird man sie nicht können dämpfen." Nun erhielt er die Erlaubniß abzureisen, und verließ Worms am 26. April; denn Kaiser Karl hielt ihm das versprochene sichere Geleit, so sehr auch der päpstliche Gesandte ihm zuredete: einem Ketzer brauche man sein Wort nicht zu halten. Er antwortete dem'legaten mit Festigkeit:' „Ich habe keine Lust wie emst Sigismund zu errötheu!" (S. Th. 2, Seite 236.) Dagegen wurde Luther durch ein vom Kaiser am 26. Mai unterzeichnetes,

2. Theil 3 - S. 28

1880 - Stuttgart : Heitz
28 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Wehrlosen, und der Markgraf von Ansbach ließ 85 Bauern die Augen ausstechen, weil sie einmal gesagt hatten, sie wollten ihn nicht mehr ansehen. Die Zahl der Gebliebenen aus beiden Seiten wurde auf 100—150,000 gerechnet. Beide Theile hatten in blinder' Wuth zerstört und verwüstet; in Franken allein waren über 200 Stätten verbrannter Dörfer. Mehrere Tausend Waisen irrten ohne Obdach umher. Die Ruhe war wieder hergestellt, aber es war die Ruhe des Kirchhofs, die nur von dem Jammer unzähliger Opfer unterbrochen wurde. Es währte lange, ehe aus der Asche verbrannter Dörfer neue Wohnungen emporstiegen. Etwas Aehnliches trug sich in demselben Jahre in Thüringen zu. Als Luther die Bilderstürmereien in Sachsen unterdrückt hatte, waren die Wildesten über die Grenze gegangen. Nur ein schwärmerischer Prediger, Thomas Münzer, einst ein Schüler Luthers, war in Thüringen geblieben und trieb nach wie vor sein Wesen; zuerst in Zwickau. Er predigte nicht nur gegen den Papst, sondern auch gegen Luther, weil dessen Lehre nicht weit genug ginge und nur die Kirche, nicht auch die weltliche Obrigkeit verbessern wolle. Es müßte Gemeinschaft der Güter eingeführt und die Gewalt der Fürsten abgeschafft werden. Dabei verlangte Münzer von seinen Anhängern, daß sie sich nicht nur der groben Laster enthielten, sondern auch safteten, in schlechten Kleidern gingen, immer ernsthast und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart wachsen ließen und von Gott Offenbarungen durch Träume erwarteten. Wenn dann keine sich zeigten, so müsse man derb auf Gott schelten; das sähe er gern, weil es ein Zeichen eines eifrigen Gemüths sei u. s. w. Daß aber Münzer nicht blos ein überspannter Thor, sondern auch ein Betrüger war, hat sich bald erwiesen. Es lief ihm bald eine Menge von Menschen nach; alle halten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen aus. Endlich wurde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dulden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Da er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus), und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Rei-

3. Theil 3 - S. 71

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 71 Huldreich Zwingli wurde 1484, also ein Jahr später als Luther, im Dorfe Wildhaus im Canton St. Gallen (zwischen Wallenstädt und Appenzell) in Helvetien geboren. Obgleich sein Vater, ein Amtmann, acht Söhne hatte, so sorgte er doch, daß sie gut unterrichtet wurden, und schickte den Huldreich nach Basel, späterhin nach Bern auf die Schule. Nachdem er in Wien und in Basel studirt hatte, wurde er Pfarrer in Glarus. Hier war ihm eine Bibel in die Hände gefallen und sie wirkte auf ihn eben so wie auf Luther. Er konnte nicht von ihr wegkommen; alles zog ihn unwiderstehlich an, und wie erstaunte er, als er fand, daß von vielen Lehrsätzen der römisch-katholischen Kirche kein Wort in der Lehre Jesu stände. Als er 1516 Prediger in dem berühmten Kloster und Wallfahrtsorte Maria Einsiedeln geworden war, trat er mit Unerschrockenheit zur Vertheidigung der Wahrheit auf. Er predigte, unterstützt von dem aufgeklärten A^te daselbst, dem zu Tausenden nach dem Gnadenorte strömenden Volke, daß die Wallfahrten und die andern äußern Leistungen keinen Werth hätten, wenn der innere Mensch sich nicht bessere. Wohl mochten die andern Geistlichen darüber den Kopf schütteln; aber er galt für einen so durchaus frommen Mann, daß keiner von ihnen seine Lehre anzutasten wagte. Nun berief man ihn nach Zürich, zwei Jahre später, als Luther die 95 Sätze angeschlagen hatte. Gleich in seiner ersten Predigt lehrte er das reine Evangelium, wie es uns die Apostel hinterlassen haben, frei von allen menschlichen Zusätzen, und so fuhr er fort zu lehren und bekämpfte muthig Aberglauben, Unglauben und Laster, wo er sie fand. Damals reiste in der Schweiz ein italienischer Franciscanermönch, Bernardin Samson, umher und predigte, wie Tezel in Norddeutschland, den Ablaß. Aber Zwingli eiferte gegen den schändlichen Mißbrauch so laut, daß Samson nicht in Zürich eingelassen wurde. Dies ermunterte den braven Zwingli weiter zu gehen und auch die andern Mißbräuche der römischen Kirche anzugreifen, und dadurch wurde ihm fein Werk erleichtert, daß der Rath von Zürich ihm Beifall gab und feine Verbesserungen unterstützte; ja schon 1520 wurde befohlen, daß in Zürich und dessen Gebiete das Wort Gottes ohne menschliche Zusätze gelehrt werden sollte, und nachdem dies zwei Jahre lang geschehen war, wurden auch die äußeren Gebräuche, die dem reinen Evangelium zuwider sind, die Messe, die Ohrenbeichte u. bergt, abgeschafft. Da nun Zwingli fortfuhr, für Ausbreitung der einfachen Lehre

4. Theil 3 - S. 77

1880 - Stuttgart : Heitz
Calvins Tod. 77 Wie unterschied sich aber die Lehre Luthers von der des Zwingli und des Calvin? Alle drei stimmten darin überein, daß kein menschliches Ansehen in Sachen der Religion, sondern allein die heilige Schrift entscheiden könne. Nur darin wichen sie ab, daß Luther sich an die Worte der Bibel buchstäblich hielt, Zwingli dagegen dieselben nach der Vernunft erklärte. Ferner ließ Luther viele äußere Gebräuche und Verzierungen der Gotteshäuser stehen; Zwingli dagegen schaffte alles Alte ab und duldete in den Kirchen keine Bilder, keine Altäre, kein Musik. Luther setzte fest, daß unter den Geistlichen einige die Vorgesetzten der andern feien, Zwingli verlangte eine völlige Gleichheit unter ihnen. Alle drei erkannten, daß die Obrigkeit in Sachen des Gottesdienstes eine Stimme habe, aber nicht in Gegenständen des Glaubens. Zwingli räumte ihr eine größere Gewalt ein als Luther und Calvin. Die Ansicht Luthers und Zwingli's vom Abendmahle ist schon erwähnt worden. Calvin ging von beiden darin ab, daß er meinte, Wein und Brot wären beim Abendmahle nicht bloße Zeichen des Blutes und Leibes Jesu, sondern die Gläubigen genössen den Leib und das Blut Jesu auf eine geistige Weise wirklich. — Auch hatte er eine eigene Ansicht von der sogenannten Gnadenwahl. „Der Mensch," sagte er, „kann vermöge der Erbsünde durchaus nichts Gutes wollen. Darum kann keiner selig werden als der, welchen Gott durch seine Gnade zu sich zieht. Dies findet aber nur bei einigen Menschen statt. Die guten Menschen sind von Gott zur Seligkeit, die bösen zur Ver-dammniß bestimmt, ohne daß wir wissen, warum er gerade diese oder jene auserwählt habe. Diese Gnade Gottes ist ganz frei und nimmt auf die Handlungen der Menschen gar keine Rücksicht." Die Kirche, welche nun Zwingli und Calvin durch ihre Lehre gründeten, wurde die reformirte genannt und fand vorzüglich in der Schweiz, in den Niederlanden, in Schottland, in einem Theile von Deutschland und auch in Frankreich Eingang, so grausam auch König Franz die Hugenotten, wie man hier die Reformisten nannte, verfolgte. *) *) Ueber den Ursprung des Namens curfiren verschiedene Ansichten. Die ersten Versammlungen der Calvinisten in Frankreich konnten nur des Nachts stattfinden und da dann dem Volksglauben zufolge der Geist des Königs Hugo nächtlich umging, sollen die nächtlichen Genossen nach ihm benannt worden sein. Wahrscheinlicher aber ist der Name auf die schweizerischen Eidgenossen „Eignots" zu beziehen, mit welchen die französischen Calvinisten ursprünglich zusammenhingen.

5. Theil 3 - S. 4

1880 - Stuttgart : Heitz
4 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Freund Alexius wurde in einer Nacht erstochen; von wem und warum, wird nicht erzählt, und bald darauf schlug ein heftiger Blitzstrahl, als er einst von einer Ferienreise zu den Aeltern nach Erfurt zurückkehrte, so dicht neben ihm in die Erde nieder, daß er lange ganz betäubt davon war.*) Beides, der Verlust seines Freundes und die wunderbare Errettung aus der Todesgefahr, wirkten so tief auf sein krankes Gemüth, daß er, die Welt zu verlassen, sich fest vornahm. Er wollte nun seine Seele ganz Gott und der Kirche weihen; denn er glaubte, so wolle es Gott. Noch einmal lud er seine liebsten Freunde zu sich ein, gab ihnen, ohne ein Wörtchen von seinem Plane fallen zu lassen, einen kleinen Abschiedsschmaus, ging noch in derselben Nacht nach dem Augustinerkloster in Erfurt und ließ sich hier einkleiden (1505). Seinem Vater schickte er seine weltlichen Kleider und seinen Magisterring mit einem Briefe, in welchem er ihm seine Gründe auseinandersetzte. Der alte Mann, der gehofft hatte, sein Martin sollte einmal ein gewandter Rechtsgelehrter werden und dann ihn und die Mutter im Alter unterstützen, bedurfte lange Zeit, ehe er sich in den veränderten Entschluß fand, konnte aber endlich nicht umhin, den Gründen seines Sohnes Recht zu geben. Im Kloster nun ging es dem armen Luther gar traurig. Während seines Probejahres wurden ihm die allerdrückendsten Geschäfte aufgebürdet. Er mußte die allerniedrigsten Dienste verrichten: die Kirche ausfegen, die Thüren auf- und zuschließen, die Thurmuhr aufziehen, die Unreinigkeiten des Klosters austragen, ja sogar mit dem Bettelsacke auf dem Rücken in Erfurt umherlaufen, um Brot, Getreide, Eier, Fische, Fleisch und Geld zusammenzubetteln (denn der Orden der Augustiner war ein Bettelorden), und dies war ihm um so empfindlicher, da ihn in Erfurt jedermann kannte und nicht selten die Leute mit Fingern auf ihn zeigten. Aber alles erträgt der Mensch leicht, wenn er die feste Ueberzeugung hat, daß Gott es so haben wolle, und diese Gewißheit hatte der fromme Luther. Hatte er nur irgend Zeit, so saß er über der Bibel, um immer besser den Willen Gottes kennen zu lernen. Dabei mußte er oft hören, wie die Mönche ihm vorwarfen, man müsse nicht mit Studiren, sondern mit Einsammeln *) Gewöhnlich wird erzählt, Alexius sei auf einem Spaziergange neben ihm vom Blitze erschlagen worden; allein die Erzählung, wie sie im Texte steht, ist die wahrscheinlichere.

6. Theil 3 - S. 5

1880 - Stuttgart : Heitz
Martin Luther als Augustinermönch. 5 von Eiern, Butter, Brot u. s. w. dem Kloster nützlich zu werden suchen. Sein Gemüth befand sich in einer gar unglücklichen Stimmung. Er machte sich wegen jedes weltlichen Gedankens die aller-heftigsten Vorwürfe, und glaubte immer, den Vorschriften Gottes kein Genüge zu leisten, so streng er auch die Klostergelübde beobachtete. Dabei kasteiete er seinen Körper so ab, daß er nur ganz wenig aß und trank, ja manchen Tag nichts als ein wenig Brot und einen magern Hering zu sich nahm. Wie aber Gott denen, die ihn mit redlichem Herzen suchen, sich nicht nnbezengt läßt, so ließ er ihn gutgesinnte Leute finden, die ihm Trost und Muth einsprachen, wenn er vor Angst vergehen wollte. So lebte in demselben Kloster ein alter ehrwürdiger Bruder, dem er manchmal seine Gewissensangst beichtete. Der wies ihn aber vornehmlich aus das Hauptgrundstück des Glaubens hin, wo es heißt: „Ich glaube eine Vergebung der Sünden." Dieser Zuspruch machte einen tiefen, wundersamen Eindruck auf sein gequältes Gemüth, einen Eindruck, den nichts wieder verwischen konnte. Eben so sprach ihm der Vorgesetzte seines Ordens, der ehrwürdige Johannes von Staupitz, Trost ein. Dieser echtchristliche Mann, Professor an der Universität in Wittenberg, zeichnete den frommen Luther bald vor allen andern Mönchen aus und suchte ihn aufzurichten. „Du willst mit Gewalt ein Sünder sein," sagte er einst, „und hast doch keine rechte Sünde. Soll Christus dir helfen, so mußt du nicht mit solchem Humpelwerk und Puppensünden umgehen und aus jedem Gedanken gleich eine Sünde machen." Dergleichen Zuspruch half wenigstens auf eine Zeit; dann und wann hatte er aber doch wieder recht trübe Stunden. So schloß er sich einmal mehrere Tage lang in seine Zelle ein, aß und trank nicht und versank ganz in tiefe Melancholie, so daß er nichts von dem merkte, was um ihn her vorging. Die Mönche dachten endlich, wie er gar nicht mehr zum Vorschein kam, es sei ihm ein Unglück begegnet, schlugen die Thüre ein, fanden ihn ohnmächtig am Boden liegen und brachten ihn nur durch Töne der Musik wieder zur Besinnung. Im Jahre 1502 hatte der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, in seiner Residenz Wittenberg eine Universität gestiftet. Hierzu fehlte noch ein tüchtiger Lehrer der Theologie und Philosophie, und er gab Stanpitzen den Auftrag, ihm jemanden dazu vorzuschlagen. Da fiel diesem gleich Luther ein. Aber als er dem schwermüthigen Mönche den Vorschlag machte, wollte dieser

7. Theil 3 - S. 11

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther. Anfang der Reformation. 11 Luther spricht selbst: „Da ich zum ersten Mal den Ablaß angriff und alle Welt die Augen aufsperrte und sich's ließ dünken, es wäre zu hoch angehoben, kamen zu mir mein Prior und Subprior, aus dem Zetergeschrei bewegt, und furchten sich sehr, baten mich, ich sollte den Orden nicht in Schande führen; denn die anderen Orden hüpften schon für Freuden, sonderlich die Prediger (Dominicaner), daß sie nicht allein in Schande steckten, die Augustiner müßten nun auch brennen und Schandträger sein. Da antwortete ich: Liebe Väter, ist's nicht in Gottes Namen angefangen, so ist es bald gefallen; ist es aber in seinem Namen angefangen, so lasset denselben machen. Da schwiegen sie, und geht noch so bisher; wird, so Gott will, auch noch daß gehen bis ans Ende. Amen!" — Wie schön gesagt! — Aber er handelte auch edel, ohne allen Haß gegen seine Feinde selbst. So hatte Tezel die Sätze Luthers öffentlich verbrennen lassen. Die Wittenberger Studenten, die ihren Lehrer Luther so verehrten, daß sie sich für ihn hätten todtschlagen lassen, kauften Tezels Schriften gegen Luther auf und verbrannten sie in einem großen Freudenfeuer öffentlich. Darüber war Luther sehr ungehalten und schrieb darüber an einen Freund: „Traust du mir denn zu, daß ich so sehr allen menschlichen Verstand verloren und mich dermaßen habe vergehen können, daß ich, der ich ein Geistlicher bin, an einem Ort, der nicht mein ist, einem in solchen Ehren sitzenden Manne dergleichen Schimpf anthun sollte?" Aber das alles half nichts. Die eifrigen Diener des Papstes schimpften weidlich auf ihn, weil sie dadurch dem Papste sich ge-sällig zu machen hofften, besonders die Dominicaner. Da war einer dieser saubern Leute Prierio, Prior der Dominicaner und Magister des päpstlichen Palastes in Rom, der unter anderm schrieb: „Wenn du, mein lieber Luther, von unserm Herrn dem Papste ein fettes Bisthum bekämest, würdest du wohl gelindere Saiten aufziehen und den Ablaß, welchen du jetzt so schwarz machst, selbst erheben." Darüber ärgerte sich Luther mit Recht sehr. „Wenn ich nach einem Bisthum strebte," antwortete er, „redete ich gewiß das nicht, welches dir so wehe in deinen Ohren thut; denn meinst du, ich wisse nicht, wie man in Rom zu Bisthümeru und Prälaturen gelangt?" — Endlich schrieb Luther selbst an den Papst, Leo X., und gab sich alle Mühe, ihm zu beweisen, wie er selbst von seinen Schmeichlern betrogen werde. Man muß sich recht freuen, wenn man sieht, wie der brave Luther seine Sache ganz und gar Gott anheimstellte und über den Ausgang durchaus

8. Theil 3 - S. 17

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl V. Luther im päpstlichen Bann. 17 sich in alle Zeiten schicken. In Gesellschaft ist er lustig, scherzhaft, lebhaft und immer heiter, immer muntern und fröhlichen Gesichts, ob ihm die Widersacher noch so sehr drohen, daß man schwerlich denken kann, daß der Mann ohne Gott solche wichtige Dinge vornehme!" 85. Karl V., 1519—56. Alles dies geschah noch zu Lebzeiten des Kaisers Maximilian I. Aber 1519 starb er. Wen sollten die Deutschen nun zum Kaiser wählen? — Anfangs schwankten sie; denn zwei mächtige Fürsten bewarben sich um die hohe Ehre. Der eine war Maximilians Enkel, Karl I., seit 1516 König von Spanien,*) und der andere Franz I. von Frankreich, seit 1515. Schon hatten die Kurfürsten Lust, keinen von beiden, sondern lieber den ehrwürdigen Friedrich den Weisen zu wählen; dieser aber schlug die Ehre aus. „Wir brauchen einen mächtigen Kaiser," sprach er; „ich kenne aber keinen, der darin dem König von Spanien gleichkäme." Und so wurde denn dieser mächtige Herr, damals erst 19 Jahre alt, zum deutschen Kaiser gewählt. Als solchen nannte man ihn Karl V. Dieser Kaiser hatte gegen den Kurfürsten von Sachsen eine besondere Ehrfurcht und Dankbarkeit, und das war für Luther nachmals von großem Nutzen. Doctor Eck war nach Rom gereist und hatte da Lutheru so arg geschildert, daß endlich der Papst eine Bannbulle gegen Luther ausfertigte, die Eck, voll Freuden, mit derselben seinen Feind ganz zu Boden zu schmettern, mit nach Deutschland nahm und überall eilfertig bekannt machte! Es wurde darin befohlen, Luthers Schriften überall zu verbrennen, ihn selbst aber, wenn er nicht binnen 60 Tagen widerrufe, mit allen seinen Anhängern nach Rom zu schicken. Luther selbst verachtete den Bann, weil er wußte, daß er unter Gottes Schutz stehe. „Ich weiß," sprach er, „daß der, welcher im Himmel sitzt und von Ewigkeit her alle Dinge leitet, auch den Ansang, Fortgang und Ausgang dieser Sache vorausgesehen hat. Diesen Ausgang erwarte ich, und wie auch das Loos falle mich wird es nicht bewegen. Kein Baumblatt fällt ohne den Willen unsers Vaters auf die Erde; um wie viel weniger werden wir fallen, außer wenn er uns will fallen lassen." Im südlichen Deutschland, *) Er ist in dem Abschnitt „Hernandez Cortez" mehrmals genannt worden. Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 2

9. Theil 3 - S. 163

1880 - Stuttgart : Heitz
Hugo de Groot. Oldenbarneveldts Tod. 163 von der Herrschaft der Spanier losgemacht hatten, brachen, wie das in Freistaaten gewöhnlich ist, bald Streitigkeiten unter den Bürgern aus. Es lebten nämlich damals in Leyden zwei theo- logische Professoren, Arminins und Gomarus, die miteinander über die Lehre vom göttlichen Rathschlnsse in Streit geriethen. Jener behauptete: Gott wolle, daß alle Menschen zur Seligkeit gelangten; darum vergebe er allen, die ihre Sünden aufrichtig bereuten und ihre Hoffnung auf Jesus setzten, und schenke ihnen das ewige Leben. Dem aber widersprach Gomarus: Gott habe von Ewigkeit her bestimmt, welche Menschen selig und welche ver- dammt werden sollten; jene ziehe er zur Besserung, diese dagegen müßten in ihren Sünden verbleiben. Bald nahm das ganze Land an diesem Streite Theil; auf allen Kanzeln, in allen Schenken hörte man die Lehre vom göttlichen Rathschlusse heftig vertheidigen oder bestreiten. Das Auffallendste dabei war daß die meisten sich für den starren Gomarus, nur die kleinere Zahl sich für den sanftern Arminins erklärten. Die Armini an er überreichten den Staaten von Holland eine Schrift — Remonstrantie — in welcher sie baten, daß dieselben sie auf einer Synode frei anhören oder wenigstens ihren Gegnern Stillschweigen auflegen möchten. Die Gomaristen antworteten darauf mit einer sehr heftigen Contra-remonstrantie, in der selbst Schimpfwörter nicht gespart waren. Beide Parteien erhielten nun die Namen der Demonstranten und Contraremonstranten. Bald wurde auch die Politik eingemischt. Der alte, ehrwürdige Rathspensionär von Holland, Oldenbarneveldt, der größte Staatsmann der Niederlande, hatte sich für die Remonstranten erklärt; darum trat Moritz von Oranien, sein Gegner, auf die Seite der Contraremonstranten. Auf Oldenbarneveldts Rath befahlen die Staaten von Holland den Geistlichen, den Streit nicht mehr auf die Kanzel zu bringen und sich überhaupt einander mit Liebe und Einigkeit zu begegnen. Die Remonstranten waren dazu gleich bereit, aber die Eontra- remonstranlen widersprachen: sie ließen sich das Predigen der Wahrheit nicht verbieten. Endlich ging Moritz so weit, die Häupter der Remonstranten, namentlich Oldenbarneveldt, verhaften zu lassen (1618). Zu ihnen gehörte auch einer der ausgezeichnetsten Gelehrten, Hugo de Groot, gewöhnlich Hugo Grotius genannt, der so große Talente besaß, daß er schon im 15. Jahre über die schwersten Sätze der älteren Gelehrten disputirte und im 17. Jahre den ersten Proceß für jemand führte. Aber weil er dem Statt-

10. Theil 2 - S. 22

1880 - Stuttgart : Heitz
22 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. geben, verehrten ihre Götzen in schauerlichen Eichenwäldern und opferten ihnen die unglücklichen Gefangenen. Namentlich waren die Sachsen, Friesen und Hessen noch Heiden. Zu diesen Völkern wanderten aber um diese Zeit dann und wann fromme Geistliche, welche jeden Lebensgenuß für das Bewußtsein aufopferten, ihren Mitmenschen den Weg zur Seligkeit gewiesen zu haben. Ein solcher Mann war der heilige Bouifacius. Eigentlich hieß er Winfried und war aus England gebürtig. In Rom hatte der fromme Mann dem Papste seinen Entschluß eröffnet, und dieser bestärkte ihn darin, gab ihm die Anweisung, ja nichts Anderes zu lehren, als was mit der Meinung der katholischen Kirche übereinstimmte, und weihte ihn zum Bischof ein. So ging er nach dem damals noch sehr rauhen, mit vielen Wäldern bedeckten Deutschland, und zog, das Evangelium predigend, unter vielen Mühen, Entbehrungen und Gefahren bei den Thüringern, Hessen, Sachsen und Friesen umher. Einst kam er ins Land der Hessen. Hier traf er (in der Gegend des nachherigen Hofgeismar unweit Fritzlar) eine Eiche von ausnehmender Dicke, die von den einfältigen Leuten als ein Hauptsitz des Donnergottes verehrt wurde. Bouifacius belehrte sie über den einigen Gott, den unsichtbaren und doch allgegenwärtigen, über Jesus, den Sohn Gottes, und über das Heil der Welt, das durch ihn den Menschen dargeboten sei. Aufmerksam hörten sie zu, aber die Meisten schüttelten noch zweifelnd den Kopf. Da ließ sich der kühne Mann eine Axt bringen und machte Anstalt, die Eiche zu fällen. Wie entsetzten sich nicht die Hessen über den vermeintlichen Frevel, und wirklich umringte ihn schon ein Haufen und drohte, ihn umzubringen. Aber Andere hielten sie zurück und meinten, der Gott im Baume würde sich schon selbst helfen und den Frevler niederschmettern. Da trat Bonifacius mit festem Schritte heran und vollführte einen starken Schlag auf den Baum, und voll Verwunderung sahen sie den Mann noch immer unversehrt dastehen. Nun fiel Schlag auf Schlag, und mit jedem Schlage sank der Aberglaube der Leute immer mehr. Endlich stürzte die Eiche krachend zu Boden und zugleich schwand auch der Aberglaube der Hessen. Gläubig wandten sie sich nun zu den Lehren des Christenthums und nahmen willig die heilige Taufe an. — Der Papst, dessen geistlicher Obergewalt Bonifacius das bekehrte Deutschland unterworfen hatte, belohnte den treuen Glaubensboten mit der Würde eines Erzbischofs von Mainz. Recht passend heißt er der Apostel der Deutschen. Noch in seinem hohen Alter (er war
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