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1. Theil 3 - S. 371

1880 - Stuttgart : Heitz
Peters Iii. Tod. Katharina Ii. 371 nach der gegenüberliegenden Insel und Festung Kronstadt segeln, deren Garnison sich noch nicht entschieden hatte, und sich der dortigen Flotte bemächtigen. Während Peter noch schwankte und dadurch Zeit verlor, kam die Nachricht, die Kaiserin sei in Anmarsch mit 20,000 Soldaten. In Hast schiffte sich Peter mit seinem Gefolge nach Kronstadt ein. Hier hatte sich indessen alles geändert; die Soldaten waren für die Kaiserin in Eid und Pflicht genommen, und als die Jacht, auf welcher der Kaiser sich befand, anlegen wollte, rief die Schildwache: „Wer da!" — „Der Kaiser!" antwortete man vom Schiffe. „Es giebt keinen Kaiser mehr!" —Bei diesem Ruse springt Peter vor, schlägt seinen Mantel auf, um seinen Ordensstern sehen zu lassen, und ruft: „Ich bin es selbst! Kennt ihr mich nicht?" Aber die Wache hält ihm die Bajonnete entgegen und droht Feuer zu geben, wenn er sich nicht augenblicklich entferne. „Fort mit dem Schiff! Hoch lebe Katharina!" schreit die an der Küste stehende Menge. Peter sinkt in die Arme seiner Begleiter und sagt weinend: „Die Verschwörung ist allgemein; seit dem ersten Tage meiner Regierung habe ich es so kommen sehen!" Die Barke blieb während der Nacht auf der See. Katharina war mit ihren Regimentern die Nacht zwischen Petersburg und Peterhof geblieben. Indessen zeigte sich der unglückliche Kaiser ganz rathlos; noch einmal verlangte er Münnichs Rath. Dieser meinte, noch fei nichts verloren; er solle nach Preußen fliehen zu seinem dort stehenden Heere und mit demselben zurückkehren ; aber Peter konnte sich auch nicht dazu entschließen, sondern befahl, ihn bei Dranienbaum ans Land zu setzen, um mit Katharina zu unterhandeln. Er ließ sie bitten, ihn nach Holstein zu entlassen. Statt der Antwort sandte sie eine Entsagungsacte, die er zu unterzeichnen habe. Er unterschrieb ohne Weigerung und wurde zu Wagen nach Peterhof, von hier nach einem Landgute, sechs Stunden von Petersburg, geführt. Aber die Anhänger der Kaiserin hielten den Tod des entthronten Fürsten zur Sicherung ihrer Pläne für nothwendig. Alexei Orlow begab sich mit einigen andern Verschworenen zu dem Gefangenen und unter ihren Händen endete er am 17. Juli sein Leben. Von Katharina ist der Befehl zu dieser schrecklichen That nicht ausgegangen, aber daß sie straflos bleiben würden, haben die Männer, welche sie vollbrachten, wohl gewußt. Am andern Tage wurde bekannt gemacht, daß der gewesene Kaiser an einem Ansalle von Kolik, an welcher er bisweilen litt, gestorben sei.

2. Theil 3 - S. 240

1880 - Stuttgart : Heitz
240 Neue Geschichte. 1. Periode. England. eure Anschläge segne. Ich selbst wollte noch neulich eine Fürbitte einlegen für des Königs Wiedereinsetzung; aber da fühlte ich, daß meine Zunge mir am Gaumen kleben blieb, und daraus sah ich, daß Gott ihn verworfen habe." Nun wurden die 133 Richter festgesetzt; aber nur 70 fanden sich ein. Karl zeigte in seinem Unglücke weit mehr Größe der Seele, als auf dem Throne. Er vertheidigte sich mit vieler Klarheit und Fassung. Dreimal wurde er verhört; dann sprachen die Richter das Todesurtheil. Mehrere auswärtige Mächte verwandten sich für ihn; vergebens! Vier Männer traten vor die Richter und erklärten, sie wären, die Rathgeber des Königs gewesen; wenn jemand also Strafe verdiente, so wären sie es; sie wollten, gern für ihren König bluten. Aber sie wurden abgewiesen. Das Volk war tief erschüttert; aber es wurde durch die Soldaten im Zaum gehalten, und so regte sich keine Hand für den unglücklichen Monarchen. Es waren ihm drei Tage Frist gegeben, sich zum Tode zu bereiten. Er benutzte sie zu religiösen Handlungen und zu Unterredungen mit seinen Kindern. Nur zwei derselben, eine Tochter und ein Sohn, waren noch in England; sie erhielten die Erlaubniß, ihn zu besuchen; seine Frau und die anderen Kinder waren schon nach Frankreich geflüchtet. Karl unterhielt sich mit ihnen wehmüthig, trug der Prinzessin seine letzten Grüße an seine Frau auf und entließ sie mit herzlichen Ermahnungen. In den zwei folgenden Nächten schlief er so ruhig wie immer, obgleich unter seinen Fenstern die Zimmerleute das Blutgerüst aufschlugen. Am Morgen seines letzten Tages — es war der 30. Januar 1649 — stand er früh auf, ließ sich sorgfältig ankleiden und hielt mit seinem Freunde, dem Bischöfe Juxon, feine Andacht. Die Hinrichtung wurde auf dem Platze vor seinem Schlosse Whitehall (Hweithahl) vollzogen, um desto stärker zu bezeichnen, daß es der König sei, den das Volk richte. Der ganze Platz war dicht mit Menschen besäet, die ihre tiefe Betrübniß nicht verbargen. Karl hatte durch sein sanftes Betragen während seiner Gefangenschaft die Herzen aller,, die ihm nahe kamen, für sich eingenommen. Jetzt trat er heraus aus dem einen Fenster seines Palastes, von wo man eine Brücke bis zum Blutgerüste angebracht hatte. Er sprach nur mit den Umstehenden einige Worte. Er sterbe unschuldig an seinem Volke, erkenne aber die Gerechtigkeit der göttlichen Vorsehung; denn er habe den Tod darum verdient, weil er in die Hinrichtung seines unschuldigen Ministers gewilligt habe. Er vergebe allen seinen Feinden gern.

3. Theil 3 - S. 314

1880 - Stuttgart : Heitz
314 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. In Küstrin sperrte man den Kronprinzen in ein kleines Stübchen ein und erlaubte ihm nicht einmal, anders als zum Essen Licht zu brennen. Man gab ihm nur hölzerne Schemel; das Essen wurde ihm, weil Gabel und Messer ihm versagt waren, geschnitten gereicht. Zum Lesen erhielt er nichts als eine Bibel und einige Andachtsbücher. Das Härteste aber war, daß der König ausdrücklich befahl, er solle der Hinrichtung seines Freundes Katt zusehen. Dieser wurde unter starker Bewachung nach Küstrin gebracht und hier augenblicklich auf das Blutgerüst geführt, welches vor dem Fenster des Kronprinzen aufgeschlagen war. Jetzt rollte die verschlossene Gardine des Zimmers hinauf, er sah plötzlich das schwarz ausgeschlagene Gerüst, und wurde gezwungen, ans Fenster zu treten. Als er Katt erblickte, wollte er sich aus dem Fenster stürzen, und als man dies verhinderte, bat er flehentlich, die Hinrichtung aufzuschieben; er wolle an den König schreiben und für den Preis der Begnadigung seines Freundes seinem Rechte auf die Thronfolge entsagen. Das dürfe man nicht, antwortete man ihm, der König sei unerbittlich. „O mein liebster Katt," rief er nun, „wie unglücklich bin ich! Ich bin schuld an Ihrem Tode! Wollte Gott, ich stände an Ihrem Platze!" — „Ach, gnädiger Herr," antwortete Katt, „wenn ich tausend Leben hätte, so würde ich sie alle gern für Sie hingeben!" In dem Augenblicke fiel er auf die Knie nieder und rief: „Mein Gott, ich gebe meinen Geist in deine Hände!" und sogleich fiel sein Kopf zu Beden. Er war erst 22 Jahre alt. Der Kronprinz hatte hiervon nichts mehr gesehen. Ohnmächtig war er umgesunken und auf sein Bett gelegt worden. Als er wieder zu sich kam, war er in einer schrecklichen Stimmung. Bald weinte er, bald starrte er in dumpfer Betäubung vor sich hin und wollte durchaus sterben, und nur der Gedanke an seine Mutter und an seine geliebte Schwester konnte ihn bewegen, sich etwas zu schonen. Sehr wohlthätig für sein verstörtes Gemüth war der Besuch eines Feldpredigers, Müller, der den unglücklichen Katt zum Tode bereitet hatte und nun kam, um die letzten Grüße desselben dem Prinzen zu überbringen. Katt ließ ihm sagen, er möge sich ja durch die letzten Ereignisse zur Buße führen lassen, seinem Vater sich unterwerfen und nicht denen folgen, die seinen Leidenschaften schmeichelten, sondern die, welche ihm die Wahrheit Absichten sind gut; Sie sprechen freimüthig zu mir und das vermehrt meine Achtung für Sie. Beruhigen Sie meine Frau!"

4. Theil 3 - S. 150

1880 - Stuttgart : Heitz
150 Neue Geschichte. 1. Periode. Niederlande. wie gewöhnlich Leute, die aus niederm Stande — sein Großvater war ein Eisenschmied gewesen — plötzlich zu großen Ehren emporsteigen: er behandelte die niederländischen Großen mit empörender Verachtung, und diese dagegen schwuren, sich an ihm zu rächen. So wuchs immer mehr die Unzufriedenheit, und ihr Ausbruch wurde nur noch durch die spanischen Soldaten zurückgehalten. Inzwischen wurde die Inquisition durch Granvella geschärft und überall sah man Calvinisten — denn der reformirte Glaube hatte in den Niederlanden mehr Eingang gefunden als der lutherische — zum Tode geführt werden. Aber die Heldengröße, mit der sie für ihren Glauben starben, erwarb diesem immer neue Bekenner, und aus einem Märtyrer lebten gewiß zehn Gläubige auf. Ueberall, auf den Landstraßen, auf Schiffen, von Wagen herab sah man die reformirten Prediger Reden an das Volk halten, und wollte die Inquisition sich ihrer bemächtigen, so beschützte das Volk seine geliebten Lehrer, trug sie auf den Schultern in die Kirche und verjagte die Wache mit Steinen. Viele Opfer, die schon auf dem Wege nach dem Richtplatze waren, wurden vom Pöbel befreit. Noch furchtbarer als die Stimme des Pöbels war aber die Verbindung, welche Wilhelm von Oranien, Graf Egmont und Graf Hoorue (sprich Hörne) mit einander schlossen, der spanischen Unterdrückung und zunächst dem verhaßten Granvella sich zu widersetzen. Durch ihre Vorstellungen brachten sie es auch wirklich bei Philipp dahin, daß er schon den Cardinal zurückrufen wollte, als dieser selbst um seinen Abschied bat. Aber dadurch wurde die Sache nicht besser. Seine Anhänger blieben zurück und handelten ganz nach seinem Sinne. Da beschlossen die Unzn- sriedenen, den Grafen Egmont nach Madrid zu senden, ob Philipp vielleicht bewogen werden könnte, die verhaßte Inquisition abzuschaffen. Egmont wurde von Philipp mit unerwarteter Artigkeit aufgenommen. Dann fragte er seine geistlichen Räthe, ob er den Niederländern die erbetene Religionsfreiheit bewilligen müsse? „Behüte!" antworteten diese. Da erhob sich Philipp von seinem Stuhle, warf sich vor einem Krucifix auf die Knie nieder und- betete: „So bitte ich denn, Majestät des Allmächtigen, daß du mich nie so tief mögest sinken lassen, ein Herr derer zu sein, die dich von sich stoßen." Ein trostreiches Gebet für die Niederländer! — Kaum war Egmont mit den besten Hoffnungen nach den Niederlanden zurückgekehrt, als er auch erfuhr, wie sehr ihn Philipp durch glatte Worte getäuscht hatte. Die Gesetze gegen die Ketzer wurden (1565)

5. Theil 3 - S. 153

1880 - Stuttgart : Heitz
Ausbruch der Unruhen. 153 man ihnen kein Gotteshaus bewilligen wollte, während die Römischen unzählige und zwar prächtig ausgeschmückte hatten. Die Thüren der Kirchen und Klöster wurden erbrochen, die Märe umgestürzt, die Bilder der Heiligen zerschmettert und mit Füßen getreten. Der Zulauf mehrte sich und binnen wenigen Tagen hatte die Zerstörungswuth ganz Flandern ergriffen. Ueberall wurden mit gleicher Wuth die Kirchen verwüstet. Selbst in Antwerpen, von wo Dramen nach Brüssel hatte reisen müssen, fielen die Rasenden über die Hauptkirche her, durchstachen ein angeblich wundertätiges Marienbild, zerstörten die herrliche Orgel, streuten die Hostien auf die Erde und traten sie mit Füßen, ja sie stiegen selbst in die Gewölbe hinab und warfen die halbverweseten Leichen umher. Es braucht nicht gesagt zu werden, daß dies alles nur vom gemeinsten Pöbel verübt wurde, der überall zum Bösthun aufgelegt ist; aber es zeigte, wie aufgeregt die Gemüther waren. Margaretha war in der allergrößten Verlegenheit. Schon waren die Bilderstürmer auch nach Brüssel im Anzuge. Im ersten Augenblicke wollte sie entfliehen, aber die Räthe redeten ihr zu, zu bleiben, lieber den Umständen nachzugeben und mit dem Adel einen Vergleich zu schließen. Das that sie; sie bewilligte den Geusen alles, und diese dagegen machten sich anheischig, die Bilderstürmerei zu unterdrücken. Zwar hielt das hier und da sehr schwer; aber es gelang doch, und besonders zeigten sich Oranien, Egmont und Hoorne ausnehmend thätig dabei, so daß sie dadurch allein schon den Dank Philipps verdient hätten. Aber der König traute ihnen nicht, und glaubte gar, daß sie insgeheim die Geusen sowohl als die Bilderstürmer unterstützt hätten, was doch gewiß nicht der Fall war. Er hatte ihnen den Untergang geschworen; darum that er recht freundlich mit ihnen, besonders mit Oranien, dessen Rath er sich sogar ausbat. Aber je gnädiger Philipp war, desto mehr mußte man sich vor seinen Tücken hüten, und Oranien wußte durch seine Spione recht gut, wie er bei Hofe angeschrieben stand. Auch Margarethe meinte es nicht gut; sobald die angeworbenen Soldaten angekommen waren, nahm sie eine ganz andere Sprache an. Sie habe, sagte sie, zwar erlaubt, daß die Evangelischen Predigten hallen dürsten, aber die evangelischen Taufen, Trauungen und die Abendmahlsfeier seien nicht erlaubt, und unter allerlei Vorwand ließ sie die Versammlungen zerstören und einige Prediger selbst hinrichten. Daher war es kein Wunder, wenn die Geusen auch Truppen warben und es hier und da zu offenbaren

6. Theil 3 - S. 156

1880 - Stuttgart : Heitz
156 Neue Geschichte. 1. Periode. Niederlande. der Tumult gestillt, aber nur aus Furcht; man müsse den Rebellen-sinn den Niederländern ganz anstreiben. Mit 10,000, zu jeder Gewaltthat aufgelegten Soldaten erschien der Herzog von Alba in den Niederlanden. Angst und Schrecken waren ihm vorangeeilt; denn er war ein würdiger Diener seines Herrn. Er hatte sich erprobt als ein Staatsmann und Feldherr von unerschütterlicher Konsequenz, aber auch als ein Mann ohne Rücksicht und Erbarmen. Er war es, der über den gefangenen Kurfürsten von Sachsen (S. 46) das Todesurtheil ausgesprochen hatte. „Jeder war bei ihm ein Gotteslästerer, ein Majestätsschänder; denn aus diesem Kapitel konnte man sie alle gleich rädern, pfählen und verbrennen; kein Ton so gelbbraun, gallenschwarz, wie Alba's Gesichtsfarbe, und als die Farbe, aus der er malte." Nie kam in sein Gesicht ein Lächeln, nie in sein Herz ein Gefühl der Menschlichkeit.*) Wer nur irgend fliehen konnte, war geflohen. Die bloße Annäherung des spanischen Heeres hatte die Niederlande um 100,000 Bürger entvölkert, und diese allgemeine Flucht dauerte noch immer fort. Der 22. August 1567 war der Tag, an welchem Alba an den Thoren von Brüssel erschien. Sobald er seinen Einzug gehalten hatte, nahm er von der Statthalterschaft Besitz, die Margaretha nur noch dem Namen nach behielt. Kaum zeigten sich seine Leute auf den Gassen, so eilten alle Einwohner in ihre Häuser, schoben die Riegel vor und die Stadt schien wie ausgestorben. Klopfte jemand an ein Haus, so erschraken die Bewohner, weil sie glaubten, es sei ein Gerichtsdiener. Vor allem lag dem Herzoge daran, die Häupter des Adels zu fangen; er stellte sich daher recht freundlich, so daß Egmont ganz treuherzig wurde und selbst Hoorne wieder nach Brüssel kam. Alba berief einen großen Staatsrath zusammen; auch Egmont erschien. Nachdem die Uebrigen schon wieder auseinander gegangen waren und auch Egmont gehen wollte, um mit Alba's Sohn ein angefangenes Spiel auszuspielen, trat ihm ein Hauptmann in den Weg, forderte ihm den Degen ab *) Schiller im Don Carlos: Ein Alba, sollt' ich meinen, war der Mann, Am Ende aller Tage zu erscheinen! Dann, wann des Lasters Riesentrotz die Langmuth Des Himmels aufgezehrt, die reiche Ernte Der Missethat in vollen Halmen steht, Und einen Schnitter sonder Beispiel fordert, Dann steht ein Alba ganz an seinem Platz! —

7. Theil 3 - S. 274

1880 - Stuttgart : Heitz
274 Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland. „Hier ist nichts zu verzeihen," sagte Peter, hob ihn auf und küßte ihn dreimal auf die Stirne; „aber Dank bin ich dir schuldig, daß du uns gerettet hast. Auch für die Antwort, die du mir gegeben, danke ich dir!" Einen solchen Mann, sollte man glauben, müßten seine Uuter-thanen vergöttert haben. Aber es gab der Unzufriedenen genug, vorzüglich unter den Strelitzen, die es ihm nicht vergeben konnten, daß er die Poteschni ihnen vorzog und deutsche Offiziere kommen ließ. Eines Abends war Peter in Preobrafchenskoi bei seinem 'Lieblinge Lesort, der ihn mit vielen andern zu Gaste geladen hatte. Eben wollte man sich zur Tafel setzen, da wurde der Czar herausgerufen. Es waren zwei Strelitzen-Offiziere, die ihn allein zu sprechen verlangten. Sie warfen sich vor ihm nieder und sprachen: sie brächten ihm ihre Köpfe dar, die sie verwirkt hätten. Sie gehörten zu einer großen Verschwörung;-ihr Gewissen triebe sie her, es ihm anzuzeigen. In der nächsten Nacht wollten die Verschworenen Feuer anlegen, und wenn dann der Czar herbeieilte, ihn im Gedränge ermorden. Jetzt säßen sie im Hause des Staatsraths Sokownin versammelt. Es war gerade 8 Uhr. Peter ließ die beiden verwahren und schickte einen schriftlichen Befehl an einen Hauptmann seiner Garde (Trubetzkoi), gegen 11 Uhr das bezeichnete Haus zu umgeben und alle, die darin wären, gefangen zu nehmen. Dann ging er ruhig zur Gesellschaft, als wenn nichts vorgefallen wäre. Aber um 10 Uhr stand er auf. „Laßt euch nicht stören," sprach er, „ein kleines Geschäft ruft mich auf einen Augenblick ab." Von einem Adjutanten begleitet, setzte er sich in den Wagen und fuhr nach Sokownins Hause. Er wunderte sich, die Wache nicht zu finden. „Vielleicht sind sie schon im Hause," dachte er und trat in den Saal.' Da saßen die Verschworenen noch alle. Erschrocken standen sie auf. „Ei, guten Abend!" sagte Peter; „ich fuhr vorbei und sah hier helles Licht. Da vermuthete ich muntere Gesellschaft; ich komme, mit euch ein Gläschen zu trinken." — „Viel Ehre!" antwortete der Wirth. Alle setzten sich wieder; es wurde fleißig eingeschenkt und der Czar that wacker Bescheid. Jetzt winkte ein Strelitz dem Sokownin und flüsterte ihm zu: „Nun ist es Zeit, Bruder!" — „Noch nicht!" antwortete dieser leise. „Für mich aber ist es Zeit!" schrie Peter mit funkelndem Blicke, indem er aufsprang, daß die Gläser klirrten, und dem Sokownin mit der Faust ins Gesicht schlug. „Fort! bindet die Hunde!" — Zu seinem Glucke trat in demselben Augenblicke

8. Theil 3 - S. 131

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Iv. von Frankreich. 131 der den Auftrag dazu erhält, verschiebt sie absichtlich, bis auf den Tag vor der Zusammenkunft. Bei seinem Eintritte in den Keller findet er einen Menschen von verdächtigem Ansehen in einem Winkel stehen. Es war ein gewisser Fowkes (sprich Fauks), sonst Osficier in spanischen Diensten, ein verwegener Kerl und Theil-nehmer an der Verschwörung. Mau findet bei ihm eine Menge Lunten, und als man die Reiser auseinanderwirft, entdeckt man die Vorräthe Pulver. Auf die Folter gebracht, gesteht er sein Berbrechen und nennt die Theilnehmer. Piercy und die andern Verschworenen, 80 an der Zahl, fliehen, von ihrem Gewissen verfolgt, nach Warwikshire (sprich Warikschier), verschanzen sich in einem Hanse und werden von den Soldaten des Königs angegriffen. Während des Kampfes fängt das Pulver der Verschworenen Feuer und wirst krachend einen Theil derselben in die Lust; die Uebrigen werden gefangen und büßen auf dem Schaffotte ihr Unternehmen. — Jacob starb 1625. 95. Heinrich Iv. von Frankreich, 1589—1610. Während der letzten 14 Jahre Elisabeths regierte in Frankreich Heinrich Iv., der beste König, welchen die Franzosen seit Ludwig Ix. gehabt hatten, und der noch jetzt bei ihnen in gesegnetem Andenken steht. Es "ist derselbe, der bei der Erzählung der Bartholomäusnacht unter dem Namen Heinrichs von Navarra oder Bearn öfters erwähnt worden ist. Nachdem der dritte Sohn der bösen Katharina von Medicis, Heinrich Hl, 1589 in St. Elond von einem Mönche (Clement) ermordet worden war, gab es in Frankreich keinen nähern Verwandten des nun ausgestorbenen Hauses Valois, als Heinrich von Navarra, das Haupt des Hauses Bourbon, das nun den französischen Thron bestieg. Aber — er war ein Hugenotte; Grund genug, daß der katholische Theil der Franzosen ihm feindlich gegenüber stand. Wollte er • daher König von Frankreich werden, so mußte er sich die Krone erkämpfen. Er war jetzt 36 Jahre alt, in der Blüthe der Jahre, ein schöner, kraftvoller Mann, dessen Körper und Geist gleich gesund waren; dabei die Thätigkeit selbst, ein Feind der trägen Ruhe und des übermäßigen Schlafes. Seine Mutter war Johanna von Navarra, die kurz vor der pariser Bluthochzeit so plötzlich gestorben war. So würdig er nun auch der Krone war, so mußte er doch fünf schwere Jahre Krieg führen, ehe er Paris gewann und die Frau-

9. Theil 3 - S. 219

1880 - Stuttgart : Heitz
Erstes kaiserliches Patent gegen Wallenstein. 219 in gefänglichen Verhaft und an einen solchen sichern Ort bringen, allda er gehört werden möge." Allein die Absicht, sich durch einen Handstreich Wallensteins in Pilsen zu bemächtigen, erwies sich unausführbar. Eine Anmuthung zu äußerster Gewalt war noch nicht ausgesprochen. Es ist überhaupt schwerlich anzunehmen, daß ein Befehl zur Ermordung Wallensteins vom Kaiser selbst ausgegangen sei; aber den Gegnern hat er ihn preisgegeben, und diese zogen seinen Tod seiner Gesangennehmuug vor. Alle Dankbarkeit gegen den Feldherrn, der das Haus Oestreich gegen dessen gewaltigsten Feind vertheidigt hatte, wurde unterdrückt, und mehr noch! — der Kaiser betheiligte sich persönlich an den Bemühungen, den ,Herzog von Friedland zu täuschen. — War es nicht ein arges Verfahren, daß der Kaiser auch nach jener Achtserklärung mit Wallenstein im freundlichsten Briefwechsel blieb, ihn seinen lieben Oheim nannte, ihm Beweise von Vertrauen gab, ihn noch immer als Oberfeldherrn betrachtete und ihm versicherte, daß er ihm mit kaiserlicher Huld gewogen bleibe. So reichte also der Kaiser dem Feldherrn die eine Hand mit der Versicherung seiner Gunst, während er mit der andern ihn seinen Feinden überliefern half. Wallenstein ahnte anfangs von der gegen ihn gemachten Verschwörung nichts; er schenkte seinem Verräther Piccolomini noch immer sein Vertrauen und da er selbst krank lag, so führte Trczka den Briefwechsel mit Gallas, der sich auch nichts merken ließ, daß er bereits an seiner Stelle zum Oberfeldherrn ernannt war. Dagegen zog er heimlich die dem Feldherrn feindlichen Generale, Piccolomini, Abringen — fast lauter Italiener — in die Verschwörung, verschwieg aber das erhaltene kaiserliche Patent noch den übrigen Offizieren. Nur seinen Vertrauten theilte er es mit und befahl ihnen, keinen Befehl mehr von Wallenstein anzunehmen. Indessen war es nicht möglich gewesen, die Sache so geheim zu halten, daß der Herzog nicht endlich von der gegen ihn gesponnenen Verschwörung etwas erfahren hätte. Er setzte darauf, noch in Pilsen, gemeinschaftlich mit den hier aufs neue versammelten Obersten eine feierliche Erklärung auf: „daß es keinem von ihnen in den Sinn gekommen sei, wider des Kaisers Majestät das Geringste zu gedenken, noch irgend eine Machination anzustellen." Sie hätten sich dadurch bloß verbindlich machen wollen, Feldherr und Oberste, treu und redlich bis auf den letzten Blutstropfen bei einander zu halten und sich nicht trennen zu lassen. Zugleich

10. Theil 3 - S. 221

1880 - Stuttgart : Heitz
Wallensteins Tod. 221 schickte er nacheinander zwei verkante Offiziere an Ferdinand nach Wien, die diesem versichern sollten, daß der Herzog nie gegen ihn etwas im Sinne gehabt habe, und daß er bereit sei, das Ober-commando jedem andern, den der Kaiser bestimmen würde, zu übergeben. Aber Piccolomini fing beide unterwegs auf und setzte sie fest, so daß der Kaiser die Angst seines verfolgten Feldherrn nicht erfuhr. Als nun Wallenstein sah, daß alle seine Nähe wie die eines Verpesteten flohen und nur wenige Compagnien Reiter bei ihm aushielten, hielt er sich in Pilsen nicht mehr sicher und zog sich mit den wenigen Getreuen nach Eg er, um der sächsischen und fränkischen Grenze nahe zu sein, von wo er noch immer Beistand in der höchsten Noth hoffte. Auch rechnete er ganz auf die Treue des Commandanten von Eger, Oberst Gordon, eines Schottlän-ders, den er erst vor kurzem zum Obersten erhoben hatte. Um Wallenstein waren außer Jllo, Trczka und Kinsky auch der Rittmeister Neumann, der bei ihm die Dienste eines Secretairs versah, und Oberst Bnttler, der 200 Reiter befehligte; dieser war ein niedrigdenkender Irländer, der heimlich von Piccolomini die Weisung erhalten hatte, den Herzog lebendig oder todt zu überliefern. Am 24. Februar, Nachmittags 4 Uhr, kam Wallenstein in Eger an. Er war krank und wurde in einer Sänfte von zwei Pferden getragen. Wohl mochte er nicht ahnen, daß er nicht wieder herauskommen würde. Er nahm sein Quartier in der Amtswohnung des Bürgermeisters auf dem Markte; Trczka und Kinsky mit ihren Frauen wohnten in dem Eckhause daneben. Bnttler ließ die Hälfte seiner Dragoner draußen vor der Stadt, die andern nahm er mit hinein. Gordon und der unter diesem stehende Oberstwachtmeister Lesli hatte anfangs gegen Wallenstein nichts Böses im Sinne; denn als sie nebst Buttler ihm nach seiner Ankunft ihre Aufwartung machten, und er ihnen ohne Rückhalt mittheilte, zu welchem äußersten Schritte es mit ihm gekommen sei, antwortete Lesli: er wäre bereit, wenn der Herzog ihn seines dem Kaiser geleisteten Eides entbinden könnte, mit seinen Landsleuten bei ihm, dem sie so viele gute Tage verdankten, treu auszuhalten. Aber auf dem Heimwege nahm der heimtückische Buttler sie auf die Seite und zeigte ihnen die kaiserlichen Befehle vor. Diese änderten ihre Gesinnungen sogleich. Anfangs waren sie der Meinung, die Geächteten in ihren Wohnungen
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