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1. Theil 3 - S. 371

1880 - Stuttgart : Heitz
Peters Iii. Tod. Katharina Ii. 371 nach der gegenüberliegenden Insel und Festung Kronstadt segeln, deren Garnison sich noch nicht entschieden hatte, und sich der dortigen Flotte bemächtigen. Während Peter noch schwankte und dadurch Zeit verlor, kam die Nachricht, die Kaiserin sei in Anmarsch mit 20,000 Soldaten. In Hast schiffte sich Peter mit seinem Gefolge nach Kronstadt ein. Hier hatte sich indessen alles geändert; die Soldaten waren für die Kaiserin in Eid und Pflicht genommen, und als die Jacht, auf welcher der Kaiser sich befand, anlegen wollte, rief die Schildwache: „Wer da!" — „Der Kaiser!" antwortete man vom Schiffe. „Es giebt keinen Kaiser mehr!" —Bei diesem Ruse springt Peter vor, schlägt seinen Mantel auf, um seinen Ordensstern sehen zu lassen, und ruft: „Ich bin es selbst! Kennt ihr mich nicht?" Aber die Wache hält ihm die Bajonnete entgegen und droht Feuer zu geben, wenn er sich nicht augenblicklich entferne. „Fort mit dem Schiff! Hoch lebe Katharina!" schreit die an der Küste stehende Menge. Peter sinkt in die Arme seiner Begleiter und sagt weinend: „Die Verschwörung ist allgemein; seit dem ersten Tage meiner Regierung habe ich es so kommen sehen!" Die Barke blieb während der Nacht auf der See. Katharina war mit ihren Regimentern die Nacht zwischen Petersburg und Peterhof geblieben. Indessen zeigte sich der unglückliche Kaiser ganz rathlos; noch einmal verlangte er Münnichs Rath. Dieser meinte, noch fei nichts verloren; er solle nach Preußen fliehen zu seinem dort stehenden Heere und mit demselben zurückkehren ; aber Peter konnte sich auch nicht dazu entschließen, sondern befahl, ihn bei Dranienbaum ans Land zu setzen, um mit Katharina zu unterhandeln. Er ließ sie bitten, ihn nach Holstein zu entlassen. Statt der Antwort sandte sie eine Entsagungsacte, die er zu unterzeichnen habe. Er unterschrieb ohne Weigerung und wurde zu Wagen nach Peterhof, von hier nach einem Landgute, sechs Stunden von Petersburg, geführt. Aber die Anhänger der Kaiserin hielten den Tod des entthronten Fürsten zur Sicherung ihrer Pläne für nothwendig. Alexei Orlow begab sich mit einigen andern Verschworenen zu dem Gefangenen und unter ihren Händen endete er am 17. Juli sein Leben. Von Katharina ist der Befehl zu dieser schrecklichen That nicht ausgegangen, aber daß sie straflos bleiben würden, haben die Männer, welche sie vollbrachten, wohl gewußt. Am andern Tage wurde bekannt gemacht, daß der gewesene Kaiser an einem Ansalle von Kolik, an welcher er bisweilen litt, gestorben sei.

2. Theil 3 - S. 157

1880 - Stuttgart : Heitz
Alba in den Niederlanden. 157 und eine Schaar Soldaten umringten ihn. Einen Augenblick stand er sprachlos da. „O Dramen! Dramen!" rief er dann schmerzhaft aus, gab seinen Degen und sprach weiter: „So nimm ihn hin! Weit öfter hat er ja des Königs Ruhm vertheidigt, als meine Brnst beschützt!" — Auch Hoorne wurde auf dem Wege nach Hause verhaftet. Seine erste Frage war nach Egmont. Als man ihm erzählte, dieser sei auch verhaftet, ergab er sich. „Von ihm habe ich mich leiten lassen," sprach er: „es ist billig, daß ich sein Schicksal mit ihm theile." Allgemeiner Schrecken überfiel die Einwohner von Brüssel und 20,000 verließen auf die Nachricht von Egmonts Verhaftung die Niederlande. So verlor das Land für immer eine große Zahl seiner geschickten Einwohner, welche die Kunst, Wolle zu weben, nun nach England und Deutschland brachten. Glücklich waren die, welche noch entrannen, denn Alba ließ die Häfen sperren und setzte Todesstrafe auf die Auswanderung. Daß Alba sogleich die Inquisition mit aller ihrer Strenge wieder herstellte, versteht sich von selbst. Aber er machte auch bekannt, daß alle, welche in irgend einer Berührung gestanden mit den Geusen, oder an den calvinistischen Predigten Theil genommen hatten, des Verbrechens der beleidigten Majestät im höchsten Grade schuldig waren. Hiernach wären die Güter und das Leben aller in seinen Händen, und wer eins oder beides rettete, empfing es nur als ein Geschenk seiner Großmuth. Dann setzte er ein Gericht nieder, welches über die vorgefallenen Unruhen erkennen sollte. Er selbst war Vorsteher desselben und nach ihm Vargas, ein Spanier, welchen sein Vaterland wie eine Pestbeule ausgestoßen hatte, ein schamloser, verhärteter Bösewicht, der ebenso blutgierig als habsüchtig war. In diesem Gerichte wurde über das Leben der Niederländer mit empörendem Leichtsinne abgeurtheilt, und man erzählt, daß einer der Richter, der oft in den Sitzungen zu schlafen pflegte, dann, wenn die Reihe an ihn kam, sein Urtheil zu sagen, und er dazu geweckt wurde, ohne Weiteres rief: „An den Galgen! an den Galgen!" so geläufig war ihm dieses Wort geworden. Oft wurden 20—50 aus einer Stadt zugleich vorgefordert. Die Reichen traf der Donnerfchlag am ersten. Manche angesehene Kaufleute, die über ein Vermögen von 60—100,000 Thaler zu gebieten hatten, sah man hier wie gemeines Gesindel mit auf den Rücken gebundenen Händen an einem Pferdeschweife zur Richtstätte geschleift werden; in Valencienner wurden einmal 55 zugleich enthauptet. Die Gefängnisse waren bald zu enge für

3. Theil 3 - S. 131

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Iv. von Frankreich. 131 der den Auftrag dazu erhält, verschiebt sie absichtlich, bis auf den Tag vor der Zusammenkunft. Bei seinem Eintritte in den Keller findet er einen Menschen von verdächtigem Ansehen in einem Winkel stehen. Es war ein gewisser Fowkes (sprich Fauks), sonst Osficier in spanischen Diensten, ein verwegener Kerl und Theil-nehmer an der Verschwörung. Mau findet bei ihm eine Menge Lunten, und als man die Reiser auseinanderwirft, entdeckt man die Vorräthe Pulver. Auf die Folter gebracht, gesteht er sein Berbrechen und nennt die Theilnehmer. Piercy und die andern Verschworenen, 80 an der Zahl, fliehen, von ihrem Gewissen verfolgt, nach Warwikshire (sprich Warikschier), verschanzen sich in einem Hanse und werden von den Soldaten des Königs angegriffen. Während des Kampfes fängt das Pulver der Verschworenen Feuer und wirst krachend einen Theil derselben in die Lust; die Uebrigen werden gefangen und büßen auf dem Schaffotte ihr Unternehmen. — Jacob starb 1625. 95. Heinrich Iv. von Frankreich, 1589—1610. Während der letzten 14 Jahre Elisabeths regierte in Frankreich Heinrich Iv., der beste König, welchen die Franzosen seit Ludwig Ix. gehabt hatten, und der noch jetzt bei ihnen in gesegnetem Andenken steht. Es "ist derselbe, der bei der Erzählung der Bartholomäusnacht unter dem Namen Heinrichs von Navarra oder Bearn öfters erwähnt worden ist. Nachdem der dritte Sohn der bösen Katharina von Medicis, Heinrich Hl, 1589 in St. Elond von einem Mönche (Clement) ermordet worden war, gab es in Frankreich keinen nähern Verwandten des nun ausgestorbenen Hauses Valois, als Heinrich von Navarra, das Haupt des Hauses Bourbon, das nun den französischen Thron bestieg. Aber — er war ein Hugenotte; Grund genug, daß der katholische Theil der Franzosen ihm feindlich gegenüber stand. Wollte er • daher König von Frankreich werden, so mußte er sich die Krone erkämpfen. Er war jetzt 36 Jahre alt, in der Blüthe der Jahre, ein schöner, kraftvoller Mann, dessen Körper und Geist gleich gesund waren; dabei die Thätigkeit selbst, ein Feind der trägen Ruhe und des übermäßigen Schlafes. Seine Mutter war Johanna von Navarra, die kurz vor der pariser Bluthochzeit so plötzlich gestorben war. So würdig er nun auch der Krone war, so mußte er doch fünf schwere Jahre Krieg führen, ehe er Paris gewann und die Frau-

4. Theil 3 - S. 221

1880 - Stuttgart : Heitz
Wallensteins Tod. 221 schickte er nacheinander zwei verkante Offiziere an Ferdinand nach Wien, die diesem versichern sollten, daß der Herzog nie gegen ihn etwas im Sinne gehabt habe, und daß er bereit sei, das Ober-commando jedem andern, den der Kaiser bestimmen würde, zu übergeben. Aber Piccolomini fing beide unterwegs auf und setzte sie fest, so daß der Kaiser die Angst seines verfolgten Feldherrn nicht erfuhr. Als nun Wallenstein sah, daß alle seine Nähe wie die eines Verpesteten flohen und nur wenige Compagnien Reiter bei ihm aushielten, hielt er sich in Pilsen nicht mehr sicher und zog sich mit den wenigen Getreuen nach Eg er, um der sächsischen und fränkischen Grenze nahe zu sein, von wo er noch immer Beistand in der höchsten Noth hoffte. Auch rechnete er ganz auf die Treue des Commandanten von Eger, Oberst Gordon, eines Schottlän-ders, den er erst vor kurzem zum Obersten erhoben hatte. Um Wallenstein waren außer Jllo, Trczka und Kinsky auch der Rittmeister Neumann, der bei ihm die Dienste eines Secretairs versah, und Oberst Bnttler, der 200 Reiter befehligte; dieser war ein niedrigdenkender Irländer, der heimlich von Piccolomini die Weisung erhalten hatte, den Herzog lebendig oder todt zu überliefern. Am 24. Februar, Nachmittags 4 Uhr, kam Wallenstein in Eger an. Er war krank und wurde in einer Sänfte von zwei Pferden getragen. Wohl mochte er nicht ahnen, daß er nicht wieder herauskommen würde. Er nahm sein Quartier in der Amtswohnung des Bürgermeisters auf dem Markte; Trczka und Kinsky mit ihren Frauen wohnten in dem Eckhause daneben. Bnttler ließ die Hälfte seiner Dragoner draußen vor der Stadt, die andern nahm er mit hinein. Gordon und der unter diesem stehende Oberstwachtmeister Lesli hatte anfangs gegen Wallenstein nichts Böses im Sinne; denn als sie nebst Buttler ihm nach seiner Ankunft ihre Aufwartung machten, und er ihnen ohne Rückhalt mittheilte, zu welchem äußersten Schritte es mit ihm gekommen sei, antwortete Lesli: er wäre bereit, wenn der Herzog ihn seines dem Kaiser geleisteten Eides entbinden könnte, mit seinen Landsleuten bei ihm, dem sie so viele gute Tage verdankten, treu auszuhalten. Aber auf dem Heimwege nahm der heimtückische Buttler sie auf die Seite und zeigte ihnen die kaiserlichen Befehle vor. Diese änderten ihre Gesinnungen sogleich. Anfangs waren sie der Meinung, die Geächteten in ihren Wohnungen

5. Theil 3 - S. 223

1880 - Stuttgart : Heitz
Wallensteins Tod. 223 warfen den Tisch um und hieben ein. Kinsky fiel sogleich; auch Jllo wurde durch den Rücken gestochen, als er seinen Degen von der Wand herablangen wollte; nur dem Trczka war's gelungen, seinen Degen zu erreichen; er stellte sich wie ein wüthender Eber in eine Ecke des Saals, nannte Gordon einen feigen, schändlichen Verräther, hieb zwei Dragoner nieder, und da ihn sein Koller von Elenshaut eine Weile schützte, so rissen die Soldaten es ihm auf und erstachen ihn mit Dolchen. Das Blut floß in Strömen und auf dem Boden sah man in scheußlichem Vereine Flaschen, Blut, Coufect und andere Speisen. Neumann entwischte verwundet in das untere Geschoß; da er aber die Losung nicht wußte, stießen ihn hier die Dragoner nieder. Die Bedienten hörten das Geschrei ihrer Herren und wollten zu Hülfe eilen. Einige sprangen aus dem Fenster; aber die Armen wurden gleich niedergemacht. Die Leichen ließ man liegen und Gordon verschloß den Saal. Während dieses Blutbades war es in der Stadt ganz ruhig. Der Herzog saß mit Zenno und sprach über die kommenden Ereignisse. Es war eine dunkle, unfreundliche, stürmische Nacht, der Wind heulte und der Regen schlug an die Fenster. Wollenstem legte sich ermüdet früh zu Bette.*) Gordon, Buttler und Lesli aber waren noch in der Citadelle und hielten noch einmal über des Herzogs Tod Rath, der endlich auch nochmals beschlossen wurde. Nun begab sich Lesli nach der Stadt auf die Hauptwache, wo Macdonald das Commando führte, und befahl den Soldaten, sich nicht zu rühren, was da auch sich ereignen möchte. Dann öffnete er das Stadtthor, ließ zwei Compagnien Dragoner unter einem schottischen und irländischen Hauptmanne in die Stadt; diese sollten die Gassen besetzen und keinen Bürger und keinen Soldaten aus den Häusern lassen. Jetzt eilte Lesli wieder in die Citadelle und berichtete, daß in der Stadt die tiefste Ruhe -herrsche. „Gut!" sagte Buttler, „nun wollen wir den Hauptstreich thun." Er, Lesli, Geraldino und Deveroux gingen gegen Mitternacht mit 30 Dragonern in die Stadt; aber indem sie über die Zugbrücke gingen, entwischte ein Bedienter Trczka's. Obgleich zwei Schüsse auf ihn gethan wurden, entkam er doch und meldete den Gräfinnen Trczka *) Ich denke einen langen Schlaf zu thun: Denn dieser letzten Tage Qual war groß. Sorgt, daß sie nicht zu zeitig mich erwecken. Wallensteins Tod von Schiller.

6. Theil 3 - S. 241

1880 - Stuttgart : Heitz
Cromwell Protektor. 241 Als er nun den Kopf auf den Block legen wollte, sprach der Bischof Juxou: „Sire, Ihr habt nur noch einen Schritt zu thun, der zwar schmerzlich und schwer, aber doch nur sehr kurz ist. Er versetzt Euch schnell von for Erde in den Himmel und dort werdet Ihr zu Eurer großen Freude die Krone der Herrlichkeit finden." — „Ja!" antwortete Karl gefaßt, „ich gehe von einer vergänglichen Krone zu einer unvergänglichen über, dahin, wo kein Kummer wohnt!" Mit diesen Worten legte er sein Haupt nieder, und mit einem Hiebe wurde es vom Körper getrennt. Der Scharfrichter war — so ist es in England gewöhnlich — verlarvt; ein anderer, auch mit einer Larve, hob das .blutströmende Haupt bei den Haaren aus, zeigte es dem Volke und rief laut: „Dies ist der Kopf eines Verräthers!" Cromwell wohnte in einem Fenster, dem Blutgerüste gegenüber, auf ein seidenes Polster gestützt, der Hinrichtung bei, ohne Bewegung. Das Volk aber brach aus in ohnmächtige Thränen und Wehklagen, und die Nachricht von dem öffentlich verübten Morde machte überall in England einen unbeschreiblichen Eindruck. Nur die Independenten frohlockten, vertilgten alles, was an den königlichen Namen erinnern konnte, und wollten, um die königliche Würde zu erniedrigen, die kleine Prinzessin zu einer Buttermacherin in die Lehre geben. Aber dazu kam es nicht! Das gute Kind betrübte sich so über den Tod seines Vaters, daß es bald nach ihm starb. Ihr kleiner Bruder wurde nach Frankreich gesandt. Die Schotten erhoben sich für Karl Ii., den Sohn des hingerichteten Königs, aber Cromwell besiegte sie in den Schlachten bei Dunbar und bei Worcester. Darauf wurde er zum Protektor (1653—58) ernannt und herrschte mit weit größerer Strenge über England und Schottland, als Karl. Gern hätte er sich auch König rt&mert lassen, aber das wagte er nicht; denn mehr als einmal wurden Verschwörungen gegen sein Leben entdeckt. Glücklich war er nicht auf seiner Höhe. Unaufhörlich wurde er von Gewissensbissen beunruhigt und immer fürchtete er, von seinen Feinden ermordet zu werden. Mit Unruhe sah er jedes unbekannte Gesicht stier an. Wenn er nach seinem Lustschlosse reiste, verbarg er den Tag und die Stunde der Abreise. Zahlreiche Garden umgaben seinen Wagen. Niemand wußte, in welcher Kammer er schlief, und oftmals veränderte er seine Schlafstelle mehrmals in der Nacht. Selbst unter den Mitgliedern seiner Familie hatte er Gegner. Von unaufhörlichen Aufregungen, Morgen und Seelen- . Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 16

7. Theil 4 - S. 11

1880 - Stuttgart : Heitz
Tumult in Versailles. 11 beten, noch ehe sie ganz tobt waren, die Köpfe ab, die der Pöbel nachher ans Stangen unchertrug. *) Vergebens gab sich Lafayette alle mögliche Mühe, dem Morben Einhalt zu thun, boch gelang es ihm, durch die Hülfe der Grena-biere einige Garbes bu Corps zu retten. Der König selbst entschloß sich, von einem Balcone herab den Pöbel um Erbarmen für sie zu bitten. „Hoch lebe der König!" schrie der ganze Haufe, der noch vor einer Stunbe der Königin das Herz aus dem Leibe zu reißen geschworen hatte. Die gefangenen Garbes bu Corps würden unter die Fenster des Königs getragen und umarmt. Dann verlangte der Pöbel auch die Königin zu sehen. Sie erschien unter Herzklopfen auf dem Balcone, ihren vierjährigen Sohn an der einen und ihre zehnjährige Tochter (nachmals Herzogin von *) Gegenüber diesen Scheußlichkeiten fehlte es nicht an einigen edeln Handlungen. Als die Mörder zuerst gegen das Zimmer der Königin vordrangen, hielt sie im Vorzimmer ein treuer Garde du Corps, Miomandre de St. Marie, auf. Da er sah, daß aller Widerstand vergebens sei, beschloß er, wenigstens die Königin zu retten. Er verriegelte die Thüre und rief der Kammerfrau der Königin, die noch schlief, durchs Schlüsselloch zu: „Um Gotteswillen, retten Sie die Königin! Man will sie ermorden! Ich bin allein gegen 2000 Tiger!" In dem Augenblicke sprengten die Mörder die Thüre des Vorzimmers auf und stürzten hinein. Einige stachen mit Piken nach dem treuen Miomandre. Einer aber, der mit einer Flinte bewaffnet war, rief den Uebrigen zu: „Zurück! Zurück!" faßte das Gewehr verkehrt, schwang es und schlug mit der Kolbe den braven Mann vor den Kopf, daß das Schloß weit ins Gehirn drang. Die Vorsehung fügte es, daß seine edle Aufopferung nicht ohne Erfolg war. Die Kammerfrau hatte dadurch Zeit gehabt, das Zimmer zu verriegeln, und während die Mörder in ein Nebenzimmer eindrangen, um einige Gardes du Corps zu verfolgen, erhielt die Königin Zeit, zu entkommen. Vier Gardes du Corps eilten nach dem Schlosse, der königlichen Familie beizustehen. Ein Haufe Mörder umringte sie unterwegs. Einer wird zuerst ergriffen und unter dem Geschrei: „Hängt ihn! Hängt ihn! Haut ihn nieder!" stößt und schlägt man ihn zu Boden. Man schlingt ihm einen Strick um den Hals und schleift ihn fort. Er will sich aufraffen, erhält aber einen Schlag mit einer Keule, daß er die Besinnung verliert. Jetzt tritt das Ungeheuer mit dem Barte zu ihm heran, um ihm den Kopf abzuhacken. Da drängt sich ein Grenadier von der pariser Bürgergarde hindurch, fällt dem Kopfabhacker in den Arm und ruft: „Erst müßt'ihr mich ermorden, ihr Ungeheuer, ehe ich zugebe, daß ihr diesen Mann eurer Wuth aufopfert!" Keiner wagt>, dem braven Grenadier zu widerstehen. Er aber trägt den blutenden Garde du Corps mit Hülfe eines Kameraden aus dem Gewühle nach einem sichern Orte. — Der zweite von jenen vieren wurde nur dadurch gerettet, daß ein Theil der Mörder ihn hängen, der andere ihn aber köpfen wollte. Während des Zankens retteten ihn zwei Grenadiere. Auch der dritte wurde gerettet: nur der vierte wurde niedergeschossen.

8. Theil 4 - S. 23

1880 - Stuttgart : Heitz
Frankreich als Republik. 23 115. Schreckenszeit in Frankreich. In den folgenden Tagen nach der Gefangennehmung des guten Königs wurde von den Jacobinern eine solche Menge von Edelleuten, Geistlichen, Magistratspersonen und Gelehrten gefangen gesetzt, daß die gewöhnlichen Gefängnisse nicht mehr zureichten. Damit aber noch nicht zufrieden, beschloß die Versammlung auf Dantons*) Vorschlag, alle Häuser in Paris genau durchsuchen zu lassen, ob sich verdächtige Menschen darin befänden. Das war ein Geschäft für den unmenschlichen Robespierre. Die Thore wurden geschlossen, der Generalmarsch geschlagen, alle Straßen -mit Wachen besetzt und nun befohlen, daß jeder bei Todesstrafe von 6 Uhr an zu Hause sein müßte. Das war eine fürchterliche Nacht! In der ganzen Stadt herrschte Todtenstille, die nur durch den Tritt der Wachen und durch das Wimmern und Wehklagen der Familien, denen man geliebte Personen entriß, unterbrochen wurde. Dann wurde ein Blutrath niedergesetzt, die armen Gefangenen zu verur- *) Dieser Danton gehörte zu den größten Bösewichtern, welche die Revolution ausgebrütet hat. Er war ein Mann von kolossalem Körperbau, sein Antlitz von afrikanischem Typus und durch die Blattern entstellt, aber eben dieses Schreckhafte seiner Erscheinung, die Gewalt seiner Stimme und die Kühnheit seiner Rede machten ihn zu einem der ungestümsten Führer der Revolution — und doch war er noch nicht der ärgste. Marat und Robespierre machten ihm diesen Rang streitig; denn so empfindungslos sonst sein Herz war, so besaß er doch eine zärtliche Liebe für seine Mutter und seine Frau, und war seinen Freunden unverbrüchlich treu. Mit kaltem Blute konnte er Todesurtheile sprechen; aber als seine Frau aus Gram über seine Mordsucht starb, war er nahe daran, sich vor Kummer das Leben zu nehmen. Marat war ein häßliches Geschöpf, ein wahrer Orang-Utang von Gestalt, von verworfenen Sitten. Früherhin war er Arzt beim Grafen von Artois gewesen, jetzt aber einer der wildesten Cordeliers. Durch pöbelhafte Aufführung und schmutzigen Anzug suchte er dem gemeinen Volke zu gefallen. Im Convente erschien er gewöhnlich mit einem schmutzigen Schnupftuche, statt des Hutes um den Kopf gebunden. In seinen Flugschriften predigte er unaufhörlich Aufruhr, Raub und Mord. Robespierre im Gegentheil hielt auf Sauberkeit und'sorgfalt in seiner Kleidung, aber seine glanzlosen Augen und seine lauernde Physiognomie gaben ihm etwas Unheimliches und Abstoßendes. Ihn verzehrte das Feuer eines unersättlichen Ehrgeizes; was ihm da im Wege stand, räumte er mit Arglist oder mit Gewaltthat hinweg. Seine Sprache war schwerfällig und ging in der Hitze des Zornes in eine Art Geheul über; seine Talente waren gering, sein Geist ohne Muth und Kraft; und doch hat dies Ungeheuer ein Jahr lang Frankreich mit eisernem Scepter beherrscht.

9. Theil 4 - S. 37

1880 - Stuttgart : Heitz
Parteien im Convent. Charlotte Corday. 37 wurde Präsident! Nun konnte er recht seinem Blutdurste und seiner kalten Grausamkeit nachhängen; es war, als wenn eine Tigerseele in einen Menschenkörper gefahren wäre. Danton und Marat standen ihm getreulich zur Seite. Marat äußerte einmal im Convente, es müßten erst 250,000 Köpfe fallen, eher sei an die Rettung der guten Republik nicht zu denken. Vergebens machten die Girondisten Versuche, sich gegen den Berg zu behaupten. Am 22. Juni 1793 wurden 22 gemäßigte Depntirte und mehrere andere Personen von derselben Partei, durch Hülfe des bewaffneten Pöbels, gefangen gesetzt und bald darauf hingerichtet. Andern gelang es, sich in die Provinzen zu retten. Bordeaux, Toulon, Marseille und Lyon erklärten sich gegen die blutige Herrschaft der Jacobiner. Sie jagten ihren jacobinischen Magistrat weg und wählten sich solche, die gemäßigt dachten, und so sah man auf vielen Punkten Frankreichs den Bürgerkrieg gähren! Um diese Zeit wurde Marat mitten in seinen verbrecherischen Entwürfen von einem muthvollen fanatischen 25jährigen Mädchen, Charlotte Corday, aus Caön in der Normandie, ermordet. Mehrere ihrer theuersten Verwandten waren auf sein Anstiften hingerichtet worden. Sie entwarf den Plan zur Rache, die durch das Lesen der römischen Geschichte noch mehr genährt wurde. Sie reiste nach Paris, wurde zweimal im Hanse Marats abgewiesen, erhielt endlich am 13. Juli Zutritt, und als er eben die Namen einiger nach Caen geflüchteter Deputirten, die sie ihm zum Schein genannt hatte, mit den Worten aufschrieb: „All diese sollen ihre Empörung auf dem Blutgerüste büßen!" — zog sie ein Messer aus dem Busen und stach es ihm so schnell ins Herz, daß er mit dem Schrei: „Mir das?" augenblicklich todt zu Boden sank. Ruhig ließ sie sich verhaften und starb vier Tage später mit großer Seelenruhe. *) — Uebrigens wurde durch den Tod Marats in der *) Ed g. Qu in et in seiner „Revolution" entwirft folgendes Bild von Charlotte Corday: Als ein Theil der Girondisten nach dem Calvados flüchtete, erwartete sie in Caen ein junges Mädchen von edler Herkunft, ein Fräulein v. Armont. Man nannte sie vertraulicher Marie oder Charlotte Corday. Eine Seitenverwandte des großen Corneille, erschien sie wie eine der Schöpfungen des Dichters, welcher die Revolution Leben gegeben hatte. Große umschleierte Augen, eine Adlernase, eine breite, gewölbte Stirn, blendender Teint, eine wohlklingende, kindlich schmeichelnde Stimme, der Blick eines Engels, hohe Figur, der Kopf ein wenig nach vorn geneigt, so wird sie von jenen beschrieben, welche damals mit ihr umgingen. Ihre Schönheit entzückte sie.

10. Theil 4 - S. 40

1880 - Stuttgart : Heitz
40 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. (Eonforten richteten in dieser drohenden Gefahr eine reoolutionäre Regierung ein, die bis zum Frieden dauern sollte. Die neue Ber-fassnng wurde aufgehoben, der Convent seiner Macht beraubt und dagegen alle Gewalt zweien Ausschüssen, dem Wohlfahrts- und dem Sicherheitsausschuß, ertheilt. Diese neue Macht sollte von niemandem abhängen, kein Gesetz sie binden, ihr alles erlaubt sein, willkürlich sie über das Leben, die Freiheit und das Eigenthum der Bürger gebieten dürfen. Welche furchtbare Regierung! lind das Schrecklichste war, daß an der Spitze derselben die blutgierigsten Ungeheuer standen, von denen alle Greuel zu erwarten waren. — Diese Besorgniß traf. leider auch ein. Frankreich wurde zwar gegen die andringenden Feinde gerettet, aber nur durch Ströme von Blut, und gewiß gab es nicht leicht eine Familie, welche in jener Schreckenszeit nicht eins oder mehrere ihrer Mitglieder unter der Guillotine oder im Kriege verloren hätte. Der Schrecken sollte die innern und äußern Feinde zermalmen. Daher nennt man diese Regierung den Terrorismus. Im Innern herrschte Robespierre; die Führung des Krieges überließ er einem geschickten Offiziere, dem Generale Carnot. „Ganz Frankreich," so lautete der Befehl, „wird ein einziges großes Lager; jeder Einwohner gehört dem Kriegsdienste an. Sobald die Sturmglocke gezogen wird, steht das Volk in Masse auf. Unverheirathete und Wittwer ohne Kinder ziehen an die Grenzen; Verheirathete schmieden Waffen und führen Lebensrnittel zu, die Weiber sorgen für die Kleider der Soldaten und die Kinder zupfen Charpie." Bald aber theilte man die ganze Masse in drei Abtheilungen, von denen nur die eine, junge Leute von 18—25 Jahren, gegen den Feind marfchiren mußte. Nun ergoß sich stromweife die junge Mannschaft an die Grenzen, von wildem Muthe beseelt; die Generale führten sie, unterstützt durch den wilden Fanatismus, von Sieg zu Sieg. In ganz Frankreich waren 200,000 Arme Tag und Nacht beschäftigt, Waffen und Pulver zu bereiten. Bald hatte der Krieg eine ganz andere Gestalt gewonnen. Die andringenden, feindlichen Heere sahen sich plötzlich ausgehalten, und ehe ein Jahr verging, waren die französischen auf allen Punkten siegreich. Auch im Innern wurden die unzufriedenen Städte bald unterworfen: Marseille zuerst, später Lyon, Toulon und andere Städte, lleberall wurden die empörendsten Grausamkeiten an den
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