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1. Theil 3 - S. 114

1880 - Stuttgart : Heitz
114 Neue Geschichte. 1. Periode. England. der Engländer Anton Babington (sprich Bäbingten), Schüler der Jesuiten in Rheims, kamen nach England, entwarfen einen Plan, Elisabeth zu ermorden, den Kerker Maria's zu sprengen, sie auf den Thron zu setzen und den evangelischen Glauben in England zu unterdrücken. Mehrere andere Katholiken werden in das Geheimniß gezogen. Aber die Verschworenen wissen nicht, daß schon alles verrathen ist. Ein treuloser Katholik hat alles den englischen Ministern verrathen, und ehe sie es sich versehen, werden sie gefangen gesetzt, und Ballard und Babington nebst 12 andern enthauptet. Man hatte bei ihnen Briefe vorgefunden, welche außer Zweifel stellen, daß Maria den Mord gebilligt, und daß sie mit den Verschworenen sonst einverstanden gewesen war. Ueberhaupt war Maria um Ausflüchte nie verlegen, und zeigte bei allen Verhandlungen mit Elisabeth eine geübte Heuchelei. Diese Verschwörung hatte Elisabeth aufs neue mit Entsetzen erfüllt; sie schauderte vor der Gefahr, in welche die verhaßte Maria sie gestürzt hatte, besonders da man immer neue Ränke und Verschwörungen, durch die sie ihre Freiheit erhalten wollte, entdeckte. Elisabeth erkannte, daß alle wiederholte Freundschaftsversicherungen nichts als Heuchelei waren. Graf Leicester rieth, sie heimlich durch Gift aus der Welt zu schaffen, aber rechtlichere Räthe erklärten ihren Abscheu davor. Zunächst wurde sie nach Fotheringhay (sprich Foderinghe) bei Peterborough gebracht und in engen Verwahrsam genommen; dann ein Gericht von 47 Lords niedergesetzt, welches ihren Antheil an der Verschwörung untersuchen sollte. Alle Anklagepunkte räumte sie ein; nur das leugnete sie hartnäckig, daß sie in die Ermordung Elisabeths gewilligt hätte. Diese Anschuldigung beruhte aus den Aussagen ihrer Schreiber Nau und Curle, welche versicherten, daß die Briefe echt wären, und mit denen Maria vor Gericht zusammengestellt zu werden bat, wo sie dann gewiß ihre Aussagen zurücknehmen würden. Aber dies wollten die Richter vermeiden und schlugen der Maria ihr Begehren ab. Endlich sprachen sie (25. October 1586) das Todesurtheil über Maria aus, und sobald das Parlament es bestätigt hatte, wurde es ihr bekannt gemacht. Sie empfing die Nachricht mit vieler Fassung und dankte Gott für die Gnade, die er ihr erwiese, indem er ihren zwanzigjährigen Qualen ein Ende setzte; denn sie wurde wirklich im Gefängniß streng behandelt. Es fehlte ihr oft an den Sätteln, die nothwendigsten Bedürfnisse zu befriedigen. Ihre Hüter erhielten nun Befehl, alle Zeichen der königlichen Würde, ihren

2. Theil 3 - S. 371

1880 - Stuttgart : Heitz
Peters Iii. Tod. Katharina Ii. 371 nach der gegenüberliegenden Insel und Festung Kronstadt segeln, deren Garnison sich noch nicht entschieden hatte, und sich der dortigen Flotte bemächtigen. Während Peter noch schwankte und dadurch Zeit verlor, kam die Nachricht, die Kaiserin sei in Anmarsch mit 20,000 Soldaten. In Hast schiffte sich Peter mit seinem Gefolge nach Kronstadt ein. Hier hatte sich indessen alles geändert; die Soldaten waren für die Kaiserin in Eid und Pflicht genommen, und als die Jacht, auf welcher der Kaiser sich befand, anlegen wollte, rief die Schildwache: „Wer da!" — „Der Kaiser!" antwortete man vom Schiffe. „Es giebt keinen Kaiser mehr!" —Bei diesem Ruse springt Peter vor, schlägt seinen Mantel auf, um seinen Ordensstern sehen zu lassen, und ruft: „Ich bin es selbst! Kennt ihr mich nicht?" Aber die Wache hält ihm die Bajonnete entgegen und droht Feuer zu geben, wenn er sich nicht augenblicklich entferne. „Fort mit dem Schiff! Hoch lebe Katharina!" schreit die an der Küste stehende Menge. Peter sinkt in die Arme seiner Begleiter und sagt weinend: „Die Verschwörung ist allgemein; seit dem ersten Tage meiner Regierung habe ich es so kommen sehen!" Die Barke blieb während der Nacht auf der See. Katharina war mit ihren Regimentern die Nacht zwischen Petersburg und Peterhof geblieben. Indessen zeigte sich der unglückliche Kaiser ganz rathlos; noch einmal verlangte er Münnichs Rath. Dieser meinte, noch fei nichts verloren; er solle nach Preußen fliehen zu seinem dort stehenden Heere und mit demselben zurückkehren ; aber Peter konnte sich auch nicht dazu entschließen, sondern befahl, ihn bei Dranienbaum ans Land zu setzen, um mit Katharina zu unterhandeln. Er ließ sie bitten, ihn nach Holstein zu entlassen. Statt der Antwort sandte sie eine Entsagungsacte, die er zu unterzeichnen habe. Er unterschrieb ohne Weigerung und wurde zu Wagen nach Peterhof, von hier nach einem Landgute, sechs Stunden von Petersburg, geführt. Aber die Anhänger der Kaiserin hielten den Tod des entthronten Fürsten zur Sicherung ihrer Pläne für nothwendig. Alexei Orlow begab sich mit einigen andern Verschworenen zu dem Gefangenen und unter ihren Händen endete er am 17. Juli sein Leben. Von Katharina ist der Befehl zu dieser schrecklichen That nicht ausgegangen, aber daß sie straflos bleiben würden, haben die Männer, welche sie vollbrachten, wohl gewußt. Am andern Tage wurde bekannt gemacht, daß der gewesene Kaiser an einem Ansalle von Kolik, an welcher er bisweilen litt, gestorben sei.

3. Theil 3 - S. 275

1880 - Stuttgart : Heitz
Peter der Große. 275 der Gardehauptmann herein, hinter ihm seine Soldaten. Die Verschworenen verloren den Muth, fielen auf die Kniee und baten um Gnade. Nachdem sie gebunden waren, gab Peter dem Hauptmann eine Ohrfeige, weil er, wie er glaubte, eine Stunde zu spät gekommen war. Da dieser sich aber durch Vorzeigung des schriftlichen Befehls auswies, entschuldigte der Czar seine Hitze, küßte ihn auf die Stirn und erklärte ihn für einen braven Offizier. Wie staunten Lefort und seine Gäste, als er zurückkam und erzählte, was indessen geschehen war! Viele der Schuldigen wurden hingerichtet. Je mehr ihm Lefort von fremden Ländern erzählte, desto begieriger wurde er, sie selbst zu sehen. Im Jahre 1697 rüstete er eine große Gesandtschaft aus, die von Lefort angeführt wurde, wohl aus 300 Personen bestand und durch einen großen Theil von Europa reisen sollte. Er selbst wollte sie begleiten; aber weil er ein großer Feind von allen Umständen war und gern alles ungestört sehen wollte, so ging er unter dem Titel eines Obercommandeurs mit, und er hatte ausdrücklich seinen Leuten besohlen, zu thun, als wenn er nicht der Czar sei. Zunächst ging es über Riga nach Königsberg, wo der Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Iii., die Gesandtschaft in feierlicher Audienz empfing. Peter war auch dabei und wollte unbekannt bleiben. Aber das war vergebens. Alle Hofleute erkannten ihn gleich an seiner hohen Gestalt, seinen blitzenden Augen, die er überall umherwarf, und an der Mühe, die er sich gab, nicht erkannt zu werden, indem er sich oft seine Mütze vor das Gesicht hielt. Insgeheim besuchte er auch den Kurfürsten allein, der sich alle Mühe gab, ihn mit Schmausereien, Opern u. s. w. zu unterhalten. Einmal hatte er zu viel getrunken und bekam mit Lefort Streit. Wüthend fiel er ihn an und befahl ihm, den Säbel zu ziehen. „Das sei fern," sagte der verständige Lefort; „lieber will ich von den Händen meines Herrn sterben!" Mit Mühe wurde der Czar zurückgehalten. Am folgenden Morgen bereuete er seine Uebereilung. „Ich will mein Volk gesitteter machen," rief er schmerzlich ans, „und noch vermag ich's nicht, mich selbst zu zähmen!" — Mit großer Wißbegier besuchte er die Handwerker und Künstler, besonders die Bernsteindrechsler. Dann ging es über Berlin, Magdeburg und Hannover nach den Niederlanden. Ueberall fand man ihn sehr liebenswürdig, obgleich seine Sitten, besonders bei Tische, etwas roh waren. Am hannoverschen Hofe wunderte er sich, daß nicht alle Damen Roth und Weiß auflegten; das fei

4. Theil 3 - S. 131

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Iv. von Frankreich. 131 der den Auftrag dazu erhält, verschiebt sie absichtlich, bis auf den Tag vor der Zusammenkunft. Bei seinem Eintritte in den Keller findet er einen Menschen von verdächtigem Ansehen in einem Winkel stehen. Es war ein gewisser Fowkes (sprich Fauks), sonst Osficier in spanischen Diensten, ein verwegener Kerl und Theil-nehmer an der Verschwörung. Mau findet bei ihm eine Menge Lunten, und als man die Reiser auseinanderwirft, entdeckt man die Vorräthe Pulver. Auf die Folter gebracht, gesteht er sein Berbrechen und nennt die Theilnehmer. Piercy und die andern Verschworenen, 80 an der Zahl, fliehen, von ihrem Gewissen verfolgt, nach Warwikshire (sprich Warikschier), verschanzen sich in einem Hanse und werden von den Soldaten des Königs angegriffen. Während des Kampfes fängt das Pulver der Verschworenen Feuer und wirst krachend einen Theil derselben in die Lust; die Uebrigen werden gefangen und büßen auf dem Schaffotte ihr Unternehmen. — Jacob starb 1625. 95. Heinrich Iv. von Frankreich, 1589—1610. Während der letzten 14 Jahre Elisabeths regierte in Frankreich Heinrich Iv., der beste König, welchen die Franzosen seit Ludwig Ix. gehabt hatten, und der noch jetzt bei ihnen in gesegnetem Andenken steht. Es "ist derselbe, der bei der Erzählung der Bartholomäusnacht unter dem Namen Heinrichs von Navarra oder Bearn öfters erwähnt worden ist. Nachdem der dritte Sohn der bösen Katharina von Medicis, Heinrich Hl, 1589 in St. Elond von einem Mönche (Clement) ermordet worden war, gab es in Frankreich keinen nähern Verwandten des nun ausgestorbenen Hauses Valois, als Heinrich von Navarra, das Haupt des Hauses Bourbon, das nun den französischen Thron bestieg. Aber — er war ein Hugenotte; Grund genug, daß der katholische Theil der Franzosen ihm feindlich gegenüber stand. Wollte er • daher König von Frankreich werden, so mußte er sich die Krone erkämpfen. Er war jetzt 36 Jahre alt, in der Blüthe der Jahre, ein schöner, kraftvoller Mann, dessen Körper und Geist gleich gesund waren; dabei die Thätigkeit selbst, ein Feind der trägen Ruhe und des übermäßigen Schlafes. Seine Mutter war Johanna von Navarra, die kurz vor der pariser Bluthochzeit so plötzlich gestorben war. So würdig er nun auch der Krone war, so mußte er doch fünf schwere Jahre Krieg führen, ehe er Paris gewann und die Frau-

5. Theil 3 - S. 312

1880 - Stuttgart : Heitz
312 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Unglücklichen in ihrer unbequemen Lage aushalten. Eines Tages trat der Kronprinz in seines Vaters Zimmer. Kaum erblickte ihn dieser, als er auf ihn lossprang, ihn beim Kragen faßte und ihn wüthend mit dem spanischen Rohre so lange prügelte, bis ihm die Kräfte ausgingen. Solcher Behandlung sah sich der Prinz fast bei jedem Zusammentreffen ausgesetzt; statt der Liebkosungen, die andere Söhne von ihren Aeltern erhalten, bekam er Faustschläge und Stockprügel, besonders-seitdem der Vater erfahren hatte, daß ' er einige Tausend Thaler Schulden gemacht. Einmal warf der König ihn zu Boden, schleppte ihn bei den Haaren zum Fenster, schlang die Gardinenschnur um seinen Hals und hätte ihn im Zorne erwürgt, wäre nicht auf das Geschrei des Prinzen ein treuer Kammerdiener herbeigekommen und hätte ihn aus der Hand des Wüthenden gerettet. Diese fortdauernden Mißhandlungen erbitterten den Kronprinzen so, daß er endlich darauf dachte, sich durch die Flucht dem grausamen Vater zu entziehen. Auf einer Reise, die er 1730 mit seinem Vater machte, sollte der Plan ausgeführt werden. Zwischen Heidelberg und Heilbronn wollte er entfliehen. Schon war er im Begriff, auf das dazu bestimmte Pferd zu steigen, als mehrere Generale, die genau über feine Schritte wachten, dazu kamen und ihn zurückführten. Alles wurde dem Könige gemeldet, der, weil der Beweis fehlte, dazu schwieg, bis er einen Brief erhielt, welchen der Kronprinz an feinen Freund, Herrn von Katt in Berlin, geschrieben und in welchem er ihm erzählt hatte, er werde in zwei Tagen entfliehen, und hoffe ihn im Haag zu treffen, von wo sie nach England gehen wollten. Unglücklicherweise war aber dieser Brief an einen andern Katt gekommen, der ihn sogleich dem Könige zusendete. Dieser befahl dem Obersten von Waldow und von Rochow, genau auf den Kronprinzen Acht zu geben. Von Frankfurt bis Wesel ging die Reise zu Wasser. Sobald der König in die dazu bestimmte Jacht trat und seinen Sohn erblickte, fiel er über ihn her, faßte ihn bei den Haaren und hätte ihn erwürgt, wäre nicht der Oberst von Waldow zu Hülfe geeilt. Der Degen wurde ihm nun abgefordert und er als Gefangener behandelt. Dennoch gab er die Hoffnung, zu entfliehen, noch nicht auf. Als er nach Geldern kam, bat er feinen Aussetzer flehentlich, ihm doch zu erlauben, eine Nacht in Wesel zubringen zu dürfen. Das wurde ihm erlaubt. So kam er bis an die Schiffbrücke, die über den Rhein führt. Hier bat er, aus dem Wagen aussteigen und zu

6. Theil 3 - S. 221

1880 - Stuttgart : Heitz
Wallensteins Tod. 221 schickte er nacheinander zwei verkante Offiziere an Ferdinand nach Wien, die diesem versichern sollten, daß der Herzog nie gegen ihn etwas im Sinne gehabt habe, und daß er bereit sei, das Ober-commando jedem andern, den der Kaiser bestimmen würde, zu übergeben. Aber Piccolomini fing beide unterwegs auf und setzte sie fest, so daß der Kaiser die Angst seines verfolgten Feldherrn nicht erfuhr. Als nun Wallenstein sah, daß alle seine Nähe wie die eines Verpesteten flohen und nur wenige Compagnien Reiter bei ihm aushielten, hielt er sich in Pilsen nicht mehr sicher und zog sich mit den wenigen Getreuen nach Eg er, um der sächsischen und fränkischen Grenze nahe zu sein, von wo er noch immer Beistand in der höchsten Noth hoffte. Auch rechnete er ganz auf die Treue des Commandanten von Eger, Oberst Gordon, eines Schottlän-ders, den er erst vor kurzem zum Obersten erhoben hatte. Um Wallenstein waren außer Jllo, Trczka und Kinsky auch der Rittmeister Neumann, der bei ihm die Dienste eines Secretairs versah, und Oberst Bnttler, der 200 Reiter befehligte; dieser war ein niedrigdenkender Irländer, der heimlich von Piccolomini die Weisung erhalten hatte, den Herzog lebendig oder todt zu überliefern. Am 24. Februar, Nachmittags 4 Uhr, kam Wallenstein in Eger an. Er war krank und wurde in einer Sänfte von zwei Pferden getragen. Wohl mochte er nicht ahnen, daß er nicht wieder herauskommen würde. Er nahm sein Quartier in der Amtswohnung des Bürgermeisters auf dem Markte; Trczka und Kinsky mit ihren Frauen wohnten in dem Eckhause daneben. Bnttler ließ die Hälfte seiner Dragoner draußen vor der Stadt, die andern nahm er mit hinein. Gordon und der unter diesem stehende Oberstwachtmeister Lesli hatte anfangs gegen Wallenstein nichts Böses im Sinne; denn als sie nebst Buttler ihm nach seiner Ankunft ihre Aufwartung machten, und er ihnen ohne Rückhalt mittheilte, zu welchem äußersten Schritte es mit ihm gekommen sei, antwortete Lesli: er wäre bereit, wenn der Herzog ihn seines dem Kaiser geleisteten Eides entbinden könnte, mit seinen Landsleuten bei ihm, dem sie so viele gute Tage verdankten, treu auszuhalten. Aber auf dem Heimwege nahm der heimtückische Buttler sie auf die Seite und zeigte ihnen die kaiserlichen Befehle vor. Diese änderten ihre Gesinnungen sogleich. Anfangs waren sie der Meinung, die Geächteten in ihren Wohnungen

7. Theil 3 - S. 223

1880 - Stuttgart : Heitz
Wallensteins Tod. 223 warfen den Tisch um und hieben ein. Kinsky fiel sogleich; auch Jllo wurde durch den Rücken gestochen, als er seinen Degen von der Wand herablangen wollte; nur dem Trczka war's gelungen, seinen Degen zu erreichen; er stellte sich wie ein wüthender Eber in eine Ecke des Saals, nannte Gordon einen feigen, schändlichen Verräther, hieb zwei Dragoner nieder, und da ihn sein Koller von Elenshaut eine Weile schützte, so rissen die Soldaten es ihm auf und erstachen ihn mit Dolchen. Das Blut floß in Strömen und auf dem Boden sah man in scheußlichem Vereine Flaschen, Blut, Coufect und andere Speisen. Neumann entwischte verwundet in das untere Geschoß; da er aber die Losung nicht wußte, stießen ihn hier die Dragoner nieder. Die Bedienten hörten das Geschrei ihrer Herren und wollten zu Hülfe eilen. Einige sprangen aus dem Fenster; aber die Armen wurden gleich niedergemacht. Die Leichen ließ man liegen und Gordon verschloß den Saal. Während dieses Blutbades war es in der Stadt ganz ruhig. Der Herzog saß mit Zenno und sprach über die kommenden Ereignisse. Es war eine dunkle, unfreundliche, stürmische Nacht, der Wind heulte und der Regen schlug an die Fenster. Wollenstem legte sich ermüdet früh zu Bette.*) Gordon, Buttler und Lesli aber waren noch in der Citadelle und hielten noch einmal über des Herzogs Tod Rath, der endlich auch nochmals beschlossen wurde. Nun begab sich Lesli nach der Stadt auf die Hauptwache, wo Macdonald das Commando führte, und befahl den Soldaten, sich nicht zu rühren, was da auch sich ereignen möchte. Dann öffnete er das Stadtthor, ließ zwei Compagnien Dragoner unter einem schottischen und irländischen Hauptmanne in die Stadt; diese sollten die Gassen besetzen und keinen Bürger und keinen Soldaten aus den Häusern lassen. Jetzt eilte Lesli wieder in die Citadelle und berichtete, daß in der Stadt die tiefste Ruhe -herrsche. „Gut!" sagte Buttler, „nun wollen wir den Hauptstreich thun." Er, Lesli, Geraldino und Deveroux gingen gegen Mitternacht mit 30 Dragonern in die Stadt; aber indem sie über die Zugbrücke gingen, entwischte ein Bedienter Trczka's. Obgleich zwei Schüsse auf ihn gethan wurden, entkam er doch und meldete den Gräfinnen Trczka *) Ich denke einen langen Schlaf zu thun: Denn dieser letzten Tage Qual war groß. Sorgt, daß sie nicht zu zeitig mich erwecken. Wallensteins Tod von Schiller.

8. Theil 3 - S. 225

1880 - Stuttgart : Heitz
Wallensteins Tod. Schlacht bei Nördlingen. 225 Wallensteins Körper den ganzen folgenden Tag über im Hofe. An diesem Tage berief Gordon alle in Eger befindlichen Offiziere in die Citadelle, erzählte ihnen die Begebenheit der vergangenen Nacht, zeigte die kaiserlichen Befehle vor und ließ die Offiziere und die Bürger dem Kaiser aufs neue schwören. Keine Hand rührte sich, Friedlands Tod zu rächen. Er hatte von seinem Vermögen drei Millionen Thaler auf die Soldaten verwendet; aber diese Quelle war jetzt verstopft, und gemüthlos und gleichgültig starrten die rohen Soldaten seinen Leichnam an. Die Herzogin von Friedland war trostlos bei der Nachricht des Geschehenen. Sie bat den Kaiser nur um die Gnade, seinen Körper in der von ihm gestifteten Karthause unweit Gitschin in Böhmen beisetzen zu dürfen. Es wurde ihr erst nach zwei Jahren gewährt; sie behielt die Herrschaft Neuschloß in Böhmen als Wittwen-sitz. Die übrigen Güter wurden eingezogen. Gallas erhielt die Herrschaft Friedland. Das Gewissen des Kaisers mochte ihm Vorwürfe machen; denn er ließ für die fünf Ermordeten 3000 Seelenmessen lesen! Aber auch die Mörder wurden reichlich belohnt; Bnttler und Lesli wurden in den Grafenstand erhoben; jeder Soldat, welcher mit bei dem Morde gewesen war, empfing 20,000 Gulden. Viele Offiziere aber, die mit Friedland in näheren Verhältnissen gewesen waren, besonders evangelische, ein Graf Schaf-gotsch und andere wurden enthauptet.*) Dann ließ der Kaiser, um die am Herzog verübte Mordthat vor den Augen der Menschen zu rechtfertigen, eine Schrift aufsetzen, in welcher behauptet wird, daß Wallenstein seit lange mit den Schweden und andern Feinden des Kaisers im Verständnis gewesen sei, das kaiserliche Heer zu den Schweden habe überführen, sich zum König von Böhmen machen und den Kaiser mit seinem Hanse ausrotten wollen, ob man gleich in des Herzogs Papieren keine sicheren Beweise darüber fand. 12. Die letzten Jahre des dreißigjährigen Krieges und der westphälische Friede. Nach Wallensteins Tod erhielt das Obercommando des kaiserlichen Heeres der älteste Sohn des Kaisers, der Erzherzog Ferdinand, dem'^der erfahrene General *) Wallenstein hinterließ eine einzige Tochter, welche Maria Elisabeth hieß (nicht aber Thela) und nachmals. an einen Grasen von Kaunitz vermählt wurde. Einen Max Piccolomini gab « nicht; aber Max von Wallenstein 'war Friedlands Vetter, nicht Nesse, wozu Schiller in „Wallensteins Tod" ihn macht. Sein zartes Verhältniß zu Wallensteins Tochter und sein tragisches Ende sind nur Erfindungen des trefflichen Dichters. Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Auff,

9. Theil 4 - S. 11

1880 - Stuttgart : Heitz
Tumult in Versailles. 11 beten, noch ehe sie ganz tobt waren, die Köpfe ab, die der Pöbel nachher ans Stangen unchertrug. *) Vergebens gab sich Lafayette alle mögliche Mühe, dem Morben Einhalt zu thun, boch gelang es ihm, durch die Hülfe der Grena-biere einige Garbes bu Corps zu retten. Der König selbst entschloß sich, von einem Balcone herab den Pöbel um Erbarmen für sie zu bitten. „Hoch lebe der König!" schrie der ganze Haufe, der noch vor einer Stunbe der Königin das Herz aus dem Leibe zu reißen geschworen hatte. Die gefangenen Garbes bu Corps würden unter die Fenster des Königs getragen und umarmt. Dann verlangte der Pöbel auch die Königin zu sehen. Sie erschien unter Herzklopfen auf dem Balcone, ihren vierjährigen Sohn an der einen und ihre zehnjährige Tochter (nachmals Herzogin von *) Gegenüber diesen Scheußlichkeiten fehlte es nicht an einigen edeln Handlungen. Als die Mörder zuerst gegen das Zimmer der Königin vordrangen, hielt sie im Vorzimmer ein treuer Garde du Corps, Miomandre de St. Marie, auf. Da er sah, daß aller Widerstand vergebens sei, beschloß er, wenigstens die Königin zu retten. Er verriegelte die Thüre und rief der Kammerfrau der Königin, die noch schlief, durchs Schlüsselloch zu: „Um Gotteswillen, retten Sie die Königin! Man will sie ermorden! Ich bin allein gegen 2000 Tiger!" In dem Augenblicke sprengten die Mörder die Thüre des Vorzimmers auf und stürzten hinein. Einige stachen mit Piken nach dem treuen Miomandre. Einer aber, der mit einer Flinte bewaffnet war, rief den Uebrigen zu: „Zurück! Zurück!" faßte das Gewehr verkehrt, schwang es und schlug mit der Kolbe den braven Mann vor den Kopf, daß das Schloß weit ins Gehirn drang. Die Vorsehung fügte es, daß seine edle Aufopferung nicht ohne Erfolg war. Die Kammerfrau hatte dadurch Zeit gehabt, das Zimmer zu verriegeln, und während die Mörder in ein Nebenzimmer eindrangen, um einige Gardes du Corps zu verfolgen, erhielt die Königin Zeit, zu entkommen. Vier Gardes du Corps eilten nach dem Schlosse, der königlichen Familie beizustehen. Ein Haufe Mörder umringte sie unterwegs. Einer wird zuerst ergriffen und unter dem Geschrei: „Hängt ihn! Hängt ihn! Haut ihn nieder!" stößt und schlägt man ihn zu Boden. Man schlingt ihm einen Strick um den Hals und schleift ihn fort. Er will sich aufraffen, erhält aber einen Schlag mit einer Keule, daß er die Besinnung verliert. Jetzt tritt das Ungeheuer mit dem Barte zu ihm heran, um ihm den Kopf abzuhacken. Da drängt sich ein Grenadier von der pariser Bürgergarde hindurch, fällt dem Kopfabhacker in den Arm und ruft: „Erst müßt'ihr mich ermorden, ihr Ungeheuer, ehe ich zugebe, daß ihr diesen Mann eurer Wuth aufopfert!" Keiner wagt>, dem braven Grenadier zu widerstehen. Er aber trägt den blutenden Garde du Corps mit Hülfe eines Kameraden aus dem Gewühle nach einem sichern Orte. — Der zweite von jenen vieren wurde nur dadurch gerettet, daß ein Theil der Mörder ihn hängen, der andere ihn aber köpfen wollte. Während des Zankens retteten ihn zwei Grenadiere. Auch der dritte wurde gerettet: nur der vierte wurde niedergeschossen.

10. Theil 4 - S. 127

1880 - Stuttgart : Heitz
Räumung des französischen Gebiets. 127 auf Richelieu's beredte Vorstellungen sich überzeugen ließen, daß die Ruhe in Frankreich soweit wieder gesichert sei, um des Schutzes der fremden Armeen nicht mehr zu bedürfen. Am l. October 1818 wurde daher die Räumung des französischen Gebiets beschlossen und gleich darauf wurden auch die Bedingungen in Betreff der Schuld, welche Frankreich noch an die Mächte zu zahlen hatte, auf eine für die Besiegten sehr günstige Weise geregelt. Ludwig Xviii. wurde nun mit in den heiligen Bund aufgenommen, und dieser in der Form eines geheimen Vertrags unterzeichnet, worin die Bevollmächtigten von Oestreich, Frankreich, England, Preußen und Rußland erklärten, daß ihre Höfe fest entschlossen seien, sich in allen gegenseitigen Beziehungen niemals von dem Grundsätze der Einigkeit zu entfernen, die sie bisher geleitet habe, und der durch die christliche Verbrüderung der Souveräne untereinander unauflöslich geworden sei; daß diese Vereinigung keinen andern Zweck habe, als die Erhaltung des allgemeinen Friedens und daß die Mächte, wenn zur Erreichung dieses Zweckes besondere Zusammenkünfte nöthig würden, dieselben durch diplomatische Mittheilungen festsetzen wollten. Es war dieser Vertrag für die Erhaltung des Friedens gewiß von großer Wichtigkeit und nicht unerheblich war es, daß in Aachen auch der König von England Georg Iii. sich dem heiligen Bunde anschloß. Im Gegensatze gegen die Absichten der ftreng-royalistischen und kirchlichen Partei in Frankreich, welche an dem Grafen von Artois nach wie vor ihren Führer hatte, bildete sich nach und nach der Liberalismus innerhalb und außerhalb der Kammern wieder zu einer großem Partei heraus, und während die Liberalen kluger Weise zuerst nur die gemäßigteren Ministerien gegen jene schrofferen Royalisten unterstützt hatten, traten sie bald selbständiger und kühner gegen die Regierung auf, und in ganz Frankreich war die offene und geheime Thätigkeit ihrer Opposition bald nicht mehr zu verkennen. In die Kammern wurden nun auch schon wieder Männer von entschieden revolutionärer Gesinnung gewählt, selbst solche, welche einst im Nationalconvent für den Tod Ludwig Xvi. gestimmt hatten. Die Royalisten erkannten hierin ein Zeichen offener Feindseligkeit gegen die wieder hergestellte bourbonische Herrschaft und hörten nicht auf, den König wegen seiner vertrauensvollen Milde zu warnen. Ihre Vorstellungen erhielten eine traurige Unterstützung durch eine Mordthat, welche den Hof in seinen theuersten Hoffnungen tödtlich traf. Der Herzog von Berry,
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