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1. Theil 3 - S. 371

1880 - Stuttgart : Heitz
Peters Iii. Tod. Katharina Ii. 371 nach der gegenüberliegenden Insel und Festung Kronstadt segeln, deren Garnison sich noch nicht entschieden hatte, und sich der dortigen Flotte bemächtigen. Während Peter noch schwankte und dadurch Zeit verlor, kam die Nachricht, die Kaiserin sei in Anmarsch mit 20,000 Soldaten. In Hast schiffte sich Peter mit seinem Gefolge nach Kronstadt ein. Hier hatte sich indessen alles geändert; die Soldaten waren für die Kaiserin in Eid und Pflicht genommen, und als die Jacht, auf welcher der Kaiser sich befand, anlegen wollte, rief die Schildwache: „Wer da!" — „Der Kaiser!" antwortete man vom Schiffe. „Es giebt keinen Kaiser mehr!" —Bei diesem Ruse springt Peter vor, schlägt seinen Mantel auf, um seinen Ordensstern sehen zu lassen, und ruft: „Ich bin es selbst! Kennt ihr mich nicht?" Aber die Wache hält ihm die Bajonnete entgegen und droht Feuer zu geben, wenn er sich nicht augenblicklich entferne. „Fort mit dem Schiff! Hoch lebe Katharina!" schreit die an der Küste stehende Menge. Peter sinkt in die Arme seiner Begleiter und sagt weinend: „Die Verschwörung ist allgemein; seit dem ersten Tage meiner Regierung habe ich es so kommen sehen!" Die Barke blieb während der Nacht auf der See. Katharina war mit ihren Regimentern die Nacht zwischen Petersburg und Peterhof geblieben. Indessen zeigte sich der unglückliche Kaiser ganz rathlos; noch einmal verlangte er Münnichs Rath. Dieser meinte, noch fei nichts verloren; er solle nach Preußen fliehen zu seinem dort stehenden Heere und mit demselben zurückkehren ; aber Peter konnte sich auch nicht dazu entschließen, sondern befahl, ihn bei Dranienbaum ans Land zu setzen, um mit Katharina zu unterhandeln. Er ließ sie bitten, ihn nach Holstein zu entlassen. Statt der Antwort sandte sie eine Entsagungsacte, die er zu unterzeichnen habe. Er unterschrieb ohne Weigerung und wurde zu Wagen nach Peterhof, von hier nach einem Landgute, sechs Stunden von Petersburg, geführt. Aber die Anhänger der Kaiserin hielten den Tod des entthronten Fürsten zur Sicherung ihrer Pläne für nothwendig. Alexei Orlow begab sich mit einigen andern Verschworenen zu dem Gefangenen und unter ihren Händen endete er am 17. Juli sein Leben. Von Katharina ist der Befehl zu dieser schrecklichen That nicht ausgegangen, aber daß sie straflos bleiben würden, haben die Männer, welche sie vollbrachten, wohl gewußt. Am andern Tage wurde bekannt gemacht, daß der gewesene Kaiser an einem Ansalle von Kolik, an welcher er bisweilen litt, gestorben sei.

2. Theil 3 - S. 375

1880 - Stuttgart : Heitz
Potemkin. 375 der Große Einspruch gethan hätten. Diese wollten die nnverhält-nißmäßige Vergrößerung Rußlands nicht zugeben und drohten, den Türken beizustehen, wenn sie nicht gleich Friede machte. So ungern sie dies auch that, so mußte sie doch nachgeben, den Frieden von Jassy (1792) unterzeichnen und mit einer kleinen Vergrößerung zwischen Bug und Dniester zufrieden sein. Die Herrschaft über die Krim, welche Rußland errungen hatte, blieb anerkannt. Katharina hatte die Schwachheit, die wir auch von Elisabeth von England erzählt haben, daß sie stets einen der russischen Großen als Günstling vorzüglich auszeichnete. Keiner unter diesen hat aber eine größere Macht erhalten und tiefer auf Rußlands Schicksal eingewirkt, als Fürst Potemkin. Er stammte aus einer herabgekommenen Adelsfamilie und hatte als Wachtmeister der kaiserlichen Garde zu Pferde an der Entthronung Peters Iii. Theil genommen. Bald zog er die Aufmerksamkeit der Kaiserin auf sich, als er gleich nach ihrer Thronbesteigung sie in Uniform durch die Glieder der Garde reiten sah, an ihrem Degen keine Quaste bemerkte, und ihr die seinige knieend darreichte; er stieg nun schnell von Stufe zu Stufe, bis er von 1768 an ihr erklärter Günstling war. Er wurde in den Grafenstand, vom deutschen Kaiser in den Fürstenstand erhoben; er wurde Feldmarschall und ein Zeit lang war er der die ganze Regierung leitende Minister. Seine Macht war so unbeschränkt, daß er sich alles erlauben konnte, und Katharina selbst mit empörendem Uebermuthe behandelte. Eine Zeit lang wohnte er im kaiserlichen Palaste, und da war es nichts seltenes, daß er im Schlafrocke, mit fliegenden Haaren und mit bloßen Füßen in ihr Zimmer kam. Daß sie solche zuweilen ganz maßlose Kühnheit geduldet habe, scheint unglaublich; aber er war ihr unentbehrlich geworden. Sie wußte wohl, daß viele Große ihr gram waren, und hätte sich Potemkin zu ihnen geschlagen, so hätte das für sie sehr gefährlich werden können, während auf der andern Seite der Schrecken, mit welchem er das ganze Reich erfüllte, jeden Gedanken an Aufruhr niederschlug. Manchmal mag sie im Stillen über die Tyrannei geseufzt haben, aber sie fand in der Unbezwinglichkeit seines Wesens und in der Energie seiner Handlungsweise eine Stütze ihres Thrones. Größe der Seele fehlte ihm gänzlich; er kannte nichts höheres als äußeren Glanz, nach dem er daher gierig haschte. Dabei war es ihm eine Freude, jeden andern persönlichen Vorzug gewaltsam niederzudrücken, vor-

3. Theil 3 - S. 242

1880 - Stuttgart : Heitz
242 Neue Geschichte. 2. Periode. England. leiden gepeinigt starb Cromwell im Palaste zu Whitehall, 1658.*) Gleichwohl reichte der kurze Zeitraum seiner Herrschaft hin, um die Grundlage zu Englands politischer Macht und Größe zu geben. Namentlich sicherte er den Engländern durch die Navigationsacte, welche allen fremden Nationen die Einfuhr von Waaren verbot, die nicht Products ihrer eigenen Länder waren, den Vortheil, Europa mit den Waaren Indiens und Amerikas zu versehen, ein Vortheil, welchen er den Holländern entriß. Sein Sohn, Richard Cromwell, wurde zwar nach ihm auch Protector; aber sein sanftes, weiches Gemüth war für einen solchen Platz nicht gemacht. Er legte seine Würde bald nieder. Wer sollte nun regieren? Anfangs ergriff wieder das Parlament die Regierung; aber zu ihm hatte das Volk kein Zutrauen. Da entschloß sich ein alter würdiger General, Georg Monk, den stillen Wünschen des Volkes eine Stimme zu geben.' Er ging mit seinen Soldaten, die ihn wie einen Vater liebten, nach London, ließ ein besseres Parlament wählen und gab heimlich dem ältesten Sohne Karls I., der gerade in Holland lebte, einen Wink. Nachdem das Parlament, welches aus lauter gemäßigten Männern bestand, 14 Tage lang sich mit Berathschlagnngen beschäftigt hatte, wie man nun die vielen Mißbräuche abschaffen und eine neue Regierung einrichten wollte, meldete am 1. Mai 1660 der Präsident, daß ein Abgesandter des Prinzen Karl draußen stände. Bei dieser Nachricht erhob das ganze Parlament, ein lautes Freudengeschrei, als wenn es nur auf solchen Antrag gewartet hätte. Der Gesandte mußte gleich hereinkommen und seinen Auftrag sagen. Er überreichte einen Brief, der mit Begierde gelesen, schnell abgedruckt und im ganzen Reiche verbreitet wurde, damit alle an dem fröhlichen Ereignisse Theil nähmen. In diesem Briefe versprach Karl, der nun als König Karl Ii. (1660—85) gellknnt wurde, allen Verzeihung für die Vergangenheit, Gewissensfreiheit u. s. w., wenn sie ihn zum Könige machen wollten. Das wurde mit Freuden angenommen und sogleich eine feierliche Gesandtschaft angeordnet, die ihm ein Geschenk bringen und ihn nach England hernberholen sollte. Bisher hatte man in Frankreich und in den Niederlanden den König etwas über die Achsel angesehen. Nun aber beeiserte *) Sein Staatssecretair war der berühmte Dichter Milton, der unter anderm „Das verlorene Paradies" dichtete, in seinem Alter blind und doch voll Feuer und Geisteskraft^

4. Theil 3 - S. 244

1880 - Stuttgart : Heitz
244 Neue Geschichte. 2. Periode. Frankreich. Mazarin [gest. 1661].*) Der König nahm diesen auch an, starb aber bald darauf (1643). Der neue König, Ludwig Xiv. (1643—1715), stand erst im fünften Jahre. Zur Regentin wurde daher seine Mutter, Anna von Oestreich, eine Spanierin, erklärt; im Grunde aber leitete Mazarin alles. Die Folge davon waren Parteien, in die sich die Großen des Reichs theilten, und da die Franzosen überhaupt zu Ränken geneigt sind, so fehlte es während der ganzen Minderjährigkeit des Königs nicht daran. Mit 14 Jahren wurde er mündig! Aber was ließ sich von einem so jungen Monarchen erwarten? Die Unruhen wurden immer ärger (Unruhen der Fronde). Zuletzt brach ein förmlicher Krieg aus, wobei einige Große es mit dem Minister hielten, andere (Prinz von Conde) ihn wüthend bekämpften. Selbst in den Straßen von Paris wurde einmal eine Schlacht geliefert und Bürgerblut vergossen (1652). Aber der Cardinal blieb Sieger und sein feierlicher Einzug in Paris bewies, daß das absolute Königthum mit Hülfe der Militärgewalt gesiegt hatte. *) Richelieu war wie ein zweiter König im Lande — urtheilt Ranke. Schon beim Jahre 1629 schildert man ihn, wie eine sollicitirende und diensteifrige Menge sein Haus erfüllt, die Thüren seiner Gemächer belagert; wie sie ihn ferner, wenn er etwa in seiner Sänfte herumgetragen wird, mit Ehrfurcht begrüßt, der eine niederkniet, der andere ihm eine Bittschrift überreicht, ein dritter sein Kleid zu küssen sucht; jeder preist sich glücklich, der sich eines 'gnädigen Blickes von ihm rühmen kann. Denn die Summe der Geschäfte lag schon damals in seinen Händen. Er hatte sich die höchsten Würden, deren ein Unterthan fähig ist, übertragen lassen; aber noch höher stellte ihn, daß er damit den Purpur der Cardinäle verband; der vornehmste Prinz von Gehurt, Conde, ließ ihm den Vorrang. Seitdem war er nun noch um vieles mächtiger und vor allem furchtbarer geworden. In tiefer Zurückgezogenheit lebte er in Rues, in einem von den Nordwinden einigermaßen geschützten Park, wo man mitten in dem revolutionären Ruin doch noch einige Spuren kunstfertiger Menschenhände bemerkt, einige Reste der Wasserkünste, die aus Italien zuerst hierher verpflanzt worden sein sollen. Wenig zugänglich — die fremden Gesandten mußten etwas Wesentliches vorzutragen haben, wenn sie ihn sprechen wollten —, war er der eigentliche Mittelpunkt der Staatsgeschäfte. Der König kam oft von St. Germain zum Staatsrath herüber. Fuhr Richelieu selbst hinüber, so war er von einer Leibwache umgeben, welche auf seinen Namen verpflichtet und von ihm besoldet war; denn auch in dem Hause des Königs wollte er nichts von seinen Feinden zu fürchten haben; eine ganze Anzahl junger Edelleute aus den vornehmsten Häusern, die sich ihm angeschlossen, verfahen den persönlichen Dienst bei ihm; er hatte eine Schule für sie errichtet. In Paris besaß er den kleinen Luxembourg und baute das Palais royal, was damals in großen Schriftzügen die Aufschrift „Palais Cardinal" trug, fo wie das Palais Richelieu.

5. Theil 3 - S. 153

1880 - Stuttgart : Heitz
Ausbruch der Unruhen. 153 man ihnen kein Gotteshaus bewilligen wollte, während die Römischen unzählige und zwar prächtig ausgeschmückte hatten. Die Thüren der Kirchen und Klöster wurden erbrochen, die Märe umgestürzt, die Bilder der Heiligen zerschmettert und mit Füßen getreten. Der Zulauf mehrte sich und binnen wenigen Tagen hatte die Zerstörungswuth ganz Flandern ergriffen. Ueberall wurden mit gleicher Wuth die Kirchen verwüstet. Selbst in Antwerpen, von wo Dramen nach Brüssel hatte reisen müssen, fielen die Rasenden über die Hauptkirche her, durchstachen ein angeblich wundertätiges Marienbild, zerstörten die herrliche Orgel, streuten die Hostien auf die Erde und traten sie mit Füßen, ja sie stiegen selbst in die Gewölbe hinab und warfen die halbverweseten Leichen umher. Es braucht nicht gesagt zu werden, daß dies alles nur vom gemeinsten Pöbel verübt wurde, der überall zum Bösthun aufgelegt ist; aber es zeigte, wie aufgeregt die Gemüther waren. Margaretha war in der allergrößten Verlegenheit. Schon waren die Bilderstürmer auch nach Brüssel im Anzuge. Im ersten Augenblicke wollte sie entfliehen, aber die Räthe redeten ihr zu, zu bleiben, lieber den Umständen nachzugeben und mit dem Adel einen Vergleich zu schließen. Das that sie; sie bewilligte den Geusen alles, und diese dagegen machten sich anheischig, die Bilderstürmerei zu unterdrücken. Zwar hielt das hier und da sehr schwer; aber es gelang doch, und besonders zeigten sich Oranien, Egmont und Hoorne ausnehmend thätig dabei, so daß sie dadurch allein schon den Dank Philipps verdient hätten. Aber der König traute ihnen nicht, und glaubte gar, daß sie insgeheim die Geusen sowohl als die Bilderstürmer unterstützt hätten, was doch gewiß nicht der Fall war. Er hatte ihnen den Untergang geschworen; darum that er recht freundlich mit ihnen, besonders mit Oranien, dessen Rath er sich sogar ausbat. Aber je gnädiger Philipp war, desto mehr mußte man sich vor seinen Tücken hüten, und Oranien wußte durch seine Spione recht gut, wie er bei Hofe angeschrieben stand. Auch Margarethe meinte es nicht gut; sobald die angeworbenen Soldaten angekommen waren, nahm sie eine ganz andere Sprache an. Sie habe, sagte sie, zwar erlaubt, daß die Evangelischen Predigten hallen dürsten, aber die evangelischen Taufen, Trauungen und die Abendmahlsfeier seien nicht erlaubt, und unter allerlei Vorwand ließ sie die Versammlungen zerstören und einige Prediger selbst hinrichten. Daher war es kein Wunder, wenn die Geusen auch Truppen warben und es hier und da zu offenbaren

6. Theil 3 - S. 154

1880 - Stuttgart : Heitz
154 Neue Geschichte. 1. Periode. Niederlande. Widersetzlichkeiten kam. Oranten begünstigte diese Bewegungen insgeheim, weil er wohl sah, daß es auf die Unterdrückung seines Vaterlandes abgesehen sei. Aber was half aller guter Wille der Geusen, da kein rechter Zusammenhang unter ihnen war! Margaretha ließ ihre Soldaten marschiren (1567), und die Truppen der Geusen wurden zum Schrecken der Calviniften zusammengehauen. Endlich fiel Margaretha auf ein Mittel, wodurch sie ihre Freunde von ihren heimlichen Feinden unterscheiden könnte, und die- letzteren zwänge, sich bestimmt zu erklären. Sie verlangte von den Häuptern des Adels einen Eid, daß sie den katholischen Glauben befördern, die Bilderstürmer verfolgen und Ketzerei aller Art nach besten Kräften ausrotten wollten. Viele leisteten ihn, auch Egmont, der sich durch die Gnade des Königs ganz sicher hatte machen lassen. Hoorne verweigerte ihn, weil er, wie er sagte, still auf seinen Gütern lebte und also mit der Regierung nichts mehr zu thun hätte. Brederode legte lieber seine Aemter nieder, um keinen Meineid zu schwören, und Oranien — entschloß sich, fein Vaterland zu verlassen, um es zu einer glücklichern Zeit wieder zu betreten. Er sah wohl, daß bei der Uneinigkeit der Geusen und der Verblendung Egmonts mit Gewalt nichts auszurichten wäre; er wußte, daß sich Herzog Alba bereits mit einem Heere nähere, um den Freiheitssinn der Niederländer unter die Füße zu treten. Wartete er erst Alba ab, so war er verloren; Philipps Gesinnungen waren ihm nicht unbekannt. Aber ehe er ging, wünschte er noch einmal seinen Freund Egmont zu warnen, der so sicher seinem Untergang entgegenging. Die Zusammenkunft wurde gehalten. Egmont bestürmte Oranien zu bleiben. „Es wird dir deine Güter kosten, Oranien, wenn du auf deinem Entschlüsse beharrst," rief endlich Egmont, — „Und bir," antwortete Oranien, „bein Leben, Egmont, wenn bu den deinigen nicht änderst. Ich werde, wie mir es auch gehen wird, den Trost haben, daß ich dem Vaterlande und meinen Freunden mit Rath und That habe beistehen wollen in der Noth; du aber wirst Freunde und Vaterland in ein Verderben mit dir hinabziehen." Noch einmal bat ihn Oranien mit allem Feuer einer zärtlichen Beforgniß, dem Ungewitter, welches heranzöge, auszuweichen. Aber Egmont erwartete von der Zukunft nur das Beste, und konnte sich nicht entschließen, sein gemächliches Wohlleben zu verlassen und von seiner zärtlich geliebten Frau und seinen ihm so theuern Kindern Ent-

7. Theil 3 - S. 158

1880 - Stuttgart : Heitz
158 Neue Geschichte. L Periode. Niederlande. die Menge der Verbrecher; täglich wurden Schuldige und Unschuldige, Arme und Reiche gehängt, geköpft, geviertheilt oder verbrannt, und das Vermögen der Unglücklichen fiel dem Staatsschatze anheim. Mit Recht nannte das Volk dies Gericht den Blutrath. — Durch das eigenmächtige Verfahren Alba's fühlte sich die Herzogin Margaretha von Parma tief gekränkt. Was sollte sie länger Statthalterin heißen, wenn sie es nicht war? Sie hielt bei Philipp um ihren Abschied an und erhielt ihn in den gnädigsten Ausdrücken. Mit ihr schwand den Niederländern die letzte Hoffnung; denn so unzufrieden diese auch sonst mit ihr gewesen waren: als ein Engel des Lichts erschien sie ihnen neben einem Alba. Dieser ließ den Prinzen von Oranien vorladen; aber er war klug genug, nicht zu erscheinen. Dagegen wurden die beiden Grafen, Egmont und Hoorne, zum Tode verurtheilt, weil sie dem Prinzen von Oranien angehangen, den Geusen Vorschub gethan und in Hinsicht der Evangelischen ihre Pflicht nicht erfüllt hätten, also des Verbrechens der beleidigten Majestät schuldig wären. Beide hörten das Todesurtheil mit männlicher Standhaftigkeit an. Egmont, so wie er immer voll Hoffnung war, hoffte auch noch, selbst auf dem Blutgerüste, auf Begnadigung.*) Als man aber sagte, daß er vergebens hoffte, kniete er nieder, küßte ein silbernes, ihm von dem Bischöfe dargereichtes Crucifix, und indem er die Worte sprach: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" fiel das Beil und machte seinem Leben ein Ende (1568). Gleich nach ihm bestieg Hoorne das Blutgerüst und starb auf dieselbe Weise. Beide Körper wurden dann in Särge gelegt, die Köpfe aber — so wollte es Alba — zwei Stunden lang auf Pfähle gesteckt und dem Volke zur Schau gestellt. Tief erschüttert waren alle; selbst die Roheit der spanischen Soldaten konnte den Thränen nicht widerstehen. Ganz Brüssel, wo die That geschah, betrauerte die beiden erhabenen Männer, und konnte der Haß gegen Alba noch größer werden, so wurde er es hierdurch. *) „Süßes Leben! Schöne, freundliche Gewohnheit des Daseins und Wirkens! Von dir soll ich scheiden! So gelassen scheiden! Nicht im Tumulte der Schlacht, unter dem Geräusche der Waffen, in der Zerstreuung des Getümmels giebst du mir • ein flüchtiges Lebewohl. Du nimmst keinen eiligen Abschied, verkürzest nicht den Augenblick der Trennung. Ich soll deine Hand fassen, dir noch einmal in die Augen fehen, deine Schönheit, deinen Werth recht lebhaft fühlen, und dann mich entschlossen loßreißen und sagen: Fahre hin!" — (Worte Eg-monts in Goethe's Trauerspiel: Egmont.)

8. Theil 3 - S. 82

1880 - Stuttgart : Heitz
82 Neue Geschichte. 1. Periode. Frankreich. nicht blos Hugenotten wurden getöbtet. Die nichtswürdigen Menschen, von benen Paris immer gewimmelt hat, benutzten die Mord-nacht, um solche Leute zu erschlagen, deren Tod ihnen Vortheil brachte. Manche mordeten ihre Verwandten, um sie früher zu beerben, andere die Reichen, deren Schätze sie plünderten, noch andere ihre Feinde, um sich zu rächen, Dienstboten ihre Herrschaft, kurz, unzählige Gräuel wurden in dieser Nacht begangen. Auch im Louvre verging diese Nacht unter großer Unruhe. Mehrere Edelleute hatten sich zu Heinrich von Navarra geflüchtet und brachten bei ihm angstvoll die Nacht zu. Gegen Morgen ließ der König sowohl Heinrich als Conde rufen und sagte ihnen mit einem vor Wuth glühenden Gesichte, er wisse sehr wohl, daß sie mit zu der Verschwörung des Admirals, der jetzt auf seinen Befehl getöbtet sei, gehörten; aber ihrer Jugend wegen wolle er ihnen vergeben, wenn sie ihre falsche Religion abschwüren und sich zur römischen Lehre bekennten. Drei Tage wolle er ihnen Bedenkzeit geben. — Die neuvermählte Frau Navarra's, die von nichts unterrichtet war, befand sich die ganze Nacht in tödlichster Angst, was man denn vorhabe. Gegen Morgen schlug jemand mit lautem Hülfsgeschrei an ihr Schlafzimmer. Sie ließ offnen. Ein junger Edelmann, verfolgt von drei Gardesoldaten, stürzte leichenblaß herein. Er blutete aus zwei Wunden und flehte sie um Hülfe an. Sie war außer sich vor Schrecken und wußte nicht, was das alles zu bedeuten habe. Endlich erschien der Hauptmann der Garden und versicherte auf ihr Bitten dem Manne das Leben. Als sie ins Vorzimmer trat, würde brei Schritte von ihr ein anberer Ebelmann mit einer Hellebarbe nieberge-stoßen, worauf sie in Ohnmacht sank. Welche Gräuel! — Auf dem Eorribor des Schlosses hatten sich die Garbesolbaten in zwei Reihen gestellt, währenb anbere ihnen die hugenottischen Edelleute, die sich ins Louvre gerettet hatten, zuführten. Alle diese wurden mit Hellebarden in Stücke gehauen, indem einige schweigend bett Tod litten, anbere aber schmerzlich ausriefen: „Großer Gott! was haben wir betttt gethan? Gerechter, himmlischer..Richter, rette uns Unschuldige!" Das Morden währte brei ganze Tage und Nächte. König Karl war, nachdem nur einmal das Morden angefangen hatte, ganz wüthenb geworben. Man sah ihn selbst aus dem Fenster auf die Fliehenben schießen. Am Tage ging er durch die Straßen der Stadt- von seinem Gefolge begleitet, um sich am Anblicke

9. Theil 3 - S. 131

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Iv. von Frankreich. 131 der den Auftrag dazu erhält, verschiebt sie absichtlich, bis auf den Tag vor der Zusammenkunft. Bei seinem Eintritte in den Keller findet er einen Menschen von verdächtigem Ansehen in einem Winkel stehen. Es war ein gewisser Fowkes (sprich Fauks), sonst Osficier in spanischen Diensten, ein verwegener Kerl und Theil-nehmer an der Verschwörung. Mau findet bei ihm eine Menge Lunten, und als man die Reiser auseinanderwirft, entdeckt man die Vorräthe Pulver. Auf die Folter gebracht, gesteht er sein Berbrechen und nennt die Theilnehmer. Piercy und die andern Verschworenen, 80 an der Zahl, fliehen, von ihrem Gewissen verfolgt, nach Warwikshire (sprich Warikschier), verschanzen sich in einem Hanse und werden von den Soldaten des Königs angegriffen. Während des Kampfes fängt das Pulver der Verschworenen Feuer und wirst krachend einen Theil derselben in die Lust; die Uebrigen werden gefangen und büßen auf dem Schaffotte ihr Unternehmen. — Jacob starb 1625. 95. Heinrich Iv. von Frankreich, 1589—1610. Während der letzten 14 Jahre Elisabeths regierte in Frankreich Heinrich Iv., der beste König, welchen die Franzosen seit Ludwig Ix. gehabt hatten, und der noch jetzt bei ihnen in gesegnetem Andenken steht. Es "ist derselbe, der bei der Erzählung der Bartholomäusnacht unter dem Namen Heinrichs von Navarra oder Bearn öfters erwähnt worden ist. Nachdem der dritte Sohn der bösen Katharina von Medicis, Heinrich Hl, 1589 in St. Elond von einem Mönche (Clement) ermordet worden war, gab es in Frankreich keinen nähern Verwandten des nun ausgestorbenen Hauses Valois, als Heinrich von Navarra, das Haupt des Hauses Bourbon, das nun den französischen Thron bestieg. Aber — er war ein Hugenotte; Grund genug, daß der katholische Theil der Franzosen ihm feindlich gegenüber stand. Wollte er • daher König von Frankreich werden, so mußte er sich die Krone erkämpfen. Er war jetzt 36 Jahre alt, in der Blüthe der Jahre, ein schöner, kraftvoller Mann, dessen Körper und Geist gleich gesund waren; dabei die Thätigkeit selbst, ein Feind der trägen Ruhe und des übermäßigen Schlafes. Seine Mutter war Johanna von Navarra, die kurz vor der pariser Bluthochzeit so plötzlich gestorben war. So würdig er nun auch der Krone war, so mußte er doch fünf schwere Jahre Krieg führen, ehe er Paris gewann und die Frau-

10. Theil 3 - S. 221

1880 - Stuttgart : Heitz
Wallensteins Tod. 221 schickte er nacheinander zwei verkante Offiziere an Ferdinand nach Wien, die diesem versichern sollten, daß der Herzog nie gegen ihn etwas im Sinne gehabt habe, und daß er bereit sei, das Ober-commando jedem andern, den der Kaiser bestimmen würde, zu übergeben. Aber Piccolomini fing beide unterwegs auf und setzte sie fest, so daß der Kaiser die Angst seines verfolgten Feldherrn nicht erfuhr. Als nun Wallenstein sah, daß alle seine Nähe wie die eines Verpesteten flohen und nur wenige Compagnien Reiter bei ihm aushielten, hielt er sich in Pilsen nicht mehr sicher und zog sich mit den wenigen Getreuen nach Eg er, um der sächsischen und fränkischen Grenze nahe zu sein, von wo er noch immer Beistand in der höchsten Noth hoffte. Auch rechnete er ganz auf die Treue des Commandanten von Eger, Oberst Gordon, eines Schottlän-ders, den er erst vor kurzem zum Obersten erhoben hatte. Um Wallenstein waren außer Jllo, Trczka und Kinsky auch der Rittmeister Neumann, der bei ihm die Dienste eines Secretairs versah, und Oberst Bnttler, der 200 Reiter befehligte; dieser war ein niedrigdenkender Irländer, der heimlich von Piccolomini die Weisung erhalten hatte, den Herzog lebendig oder todt zu überliefern. Am 24. Februar, Nachmittags 4 Uhr, kam Wallenstein in Eger an. Er war krank und wurde in einer Sänfte von zwei Pferden getragen. Wohl mochte er nicht ahnen, daß er nicht wieder herauskommen würde. Er nahm sein Quartier in der Amtswohnung des Bürgermeisters auf dem Markte; Trczka und Kinsky mit ihren Frauen wohnten in dem Eckhause daneben. Bnttler ließ die Hälfte seiner Dragoner draußen vor der Stadt, die andern nahm er mit hinein. Gordon und der unter diesem stehende Oberstwachtmeister Lesli hatte anfangs gegen Wallenstein nichts Böses im Sinne; denn als sie nebst Buttler ihm nach seiner Ankunft ihre Aufwartung machten, und er ihnen ohne Rückhalt mittheilte, zu welchem äußersten Schritte es mit ihm gekommen sei, antwortete Lesli: er wäre bereit, wenn der Herzog ihn seines dem Kaiser geleisteten Eides entbinden könnte, mit seinen Landsleuten bei ihm, dem sie so viele gute Tage verdankten, treu auszuhalten. Aber auf dem Heimwege nahm der heimtückische Buttler sie auf die Seite und zeigte ihnen die kaiserlichen Befehle vor. Diese änderten ihre Gesinnungen sogleich. Anfangs waren sie der Meinung, die Geächteten in ihren Wohnungen
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