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1. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 38

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
38 Einzelgebiete. Ein erhöhtes Anrecht auf die See verleiht uns endlich die in jüngster Zeit erfolgte Erwerbung eines ausgedehnten Kolonialbesitzes. 3. Geschichtliche Gründe. Auch geschichtliche Tatsachen stützen unser Anrecht auf das Meer. Wo immer deutsche Stämme an die Küste herantraten, ward das Meer für sie eine willkommene Schule der Tatkraft, der Unter- nehmungslust und des Kriegsmutes, und die deutsche Dichtung verherrlicht neben den tragischen Kämpfen der Stämme im Binnenlande in gleich hohen Tönen das Ringen der deutschen Seekönige; neben dem Nibelungenliede steht die Gudrun- dichtung. Schon am Beginne der deutschen Geschichte, in der ersten Zeit der Römer- kämpfe, treten deutsche Stämme als Herren der nordischen Meere auf, und man staunt über die Kühnheit, mit der sich die Brukterer, Chauken und Ba- taver in unvollkommenen Fahrzeugen den weit überlegenen römischen Flotten entgegenstellten. Infolge der Völkerwanderung beherrschten die germanischen Stämme nicht bloß den größten Teil des europäischen Kontinents, sondern auch die europäischen Meere. Angeln und Sachsen eroberten England und gründeten dort neue Königreiche, die Vandalen nahmen Nordafrika in Besitz, schlugen die römischen Flotten und waren die unbestrittenen Herren des westlichen Mittelmeeres, das damals den Namen „Wendelsee" erhielt. In den Zeiten Karls des Großen litten die fränkischen Küstenlande furchtbar unter den steten Einfällen der nord- germanischen Seevölker, besonders der Normannen oder Wikinger (Wik = Bucht), denen gegenüber selbst der mächtigste Kaiser des Mittelalters ohnmächtig war. Um das Jahr 1000 entdeckten diese kühnen Seefahrer über Island und Grönland hin ohne Führung der Magnetnadel die Neue Welt, die sie Wiu- laud hießen, und bald darauf nahmen sie Sizilien und Unteritalien ein und waren als Hilfstruppen der Päpste gefährliche Gegner der deutschen Kaisermacht. Aus vereinzelten genossenschaftlichen Unternehmungen der deutschen Städte erwuchs in dieser Zeit allmählich die Hanse, die sich bald zur Beherrscherin der nordischen Meere aufschwang und ihre Quartiere im Stahlhofe zu London, in Bergen, in Wisby auf Gotland und in Nowgorod am Jlmensee hatte. Eng- land stand wirtschaftlich in Abhängigkeit von der Hanse und empfing von ihr das Münzsystem, dessen Namen (Sterling von Osterlinge, dem Namen der Hansen in England, Schilling und Penny) noch heute den deutschen Ursprung verraten. Bitter genug empfanden auch die Könige von Dänemark und Schweden die Vor- Herrschaft der deutscheu Hanse in den nordischen Staaten. An den großen Entdeckungen am Beginne der Neuzeit beteiligten sich nament- lich die Welser aus Augsburg, die in drei Expeditionen Venezuela eroberten, das eigentlich Welserland heißen sollte, aber bei dem Mangel jeder Unterstützung durch das Reich die Kolonie nicht zu erhalten vermochten. Der Lothringer Gelehrte Waldseemüller entwarf die ersten Karten von Amerika und gab dem Lande den Namen, und Merkators Projektionsmethode wurde maßgebend für die Herstellung von Seekarten. In den konfessionellen Wirren des 16. Jahrhunderts und in den Kriegs- rauften des 17. und 18. Jahrhunderts verlor Deutschland vollkommen seine See- geltnng; der schwerste Verlust aber knüpft sich an die Ausscheidung Hollands

2. Das Mittelalter - S. 53

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
§ 15. Die deutsche Kultur der fmusischen Zeit. 53 überspannt und tragen nicht nur den weiteren Überbau sondern auch die leichte Bedachung, deren Balkenwerk gewöhnlich zugleich die Decke des Jnnenraumes abgibt. Die Glockentürme standen abseits neben der Kirche. Schöne Basiliken (vgl. Abb. 8 u. 9) haben sich namentlich in Ravenna erhalten, wo die späteren römischen Kaiser, ebenso Odovakar, Theodorich und die byzantinischen Exarchen ihren Sitz hatten. Abb. 9. Inneres von Sant'apollinare in Classe. *Neben dem Basilikastil entwickelte sich seit dem 6. Jahrhundert im Oströmischen Reiche der byzantinische Kirchenstil: über einem großen, bald als Kreis, bald als Rechteck gewählten Mittelraum, an den sich weitere Anbauten und halbkreisförmige Nischen schließen, erhebt sich eilte mächtige Kuppel, die von mehreren Nebenkuppeln umgeben ist (sogenannter Zentralbau). Zur Ausschmückung der Junenräume dienen Wand- und Altarbilder in Mosaik; der Eingangsseite ist gewöhnlich eine offene Halle vorgebaut. Hervorragende Schöpfungen dieser Art sind die von Kaiser Justiuiau gegründete und der „Heiligen Weisheit" geweihte Sophienkirche in Konstantinopel, heute eine türkische Moschee, und die Markuskirche in Venedig (vgl. Abb. 10). Ein Rnndban in Achteckform, von einem 16eckigen Umgang umkreist, war auch die Pfalzkapelle, die Karl der Große in Aachen erbaute. Zn dauernder Herrschaft gelaugte dieser Stil später innerhalb der griechischen Kirche, also besonders in Rußland.

3. Das Mittelalter - S. 31

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
§ 9. Iii. Fortgang und Ende der Völkerwanderung. 31 dar. Schon jetzt treten sie nicht bloß als die Erben der hunnischen sondern auch der römischen Länder außerhalb Italiens hervor. In den freigewordenen Donaugebieten waren germanische Reiche der Ostgoten, der Langobarden und der Gepiden entstanden; andere Haufen, namentlich Rugier und Heruler, wanderten nach Italien aus und nahmen römische Kriegsdienste. In Gallien und (Spanien sagten sich die Franken, die Burgunden und die Westgoten von der römischen Herrschast los. In Afrika saßen bereits die Vandalen. Dem Kaiser verblieb Von dem einstigen großen Römerreich nur noch Italien und ein Teil von Gallien (im Gebiete der Seine). Aber selbst in Italien herrschten nicht mehr die Kaiser, sondern germanische Söldnerscharen, die nach Belieben Kaiser ein- und absetzten. 2. Auflösung des Wömerreiches durch Hdovakar 476. Odo-bafar (oder Odoaker), ein Anführer germanischer Söldner, stand seit einiger Zeit in römischen Kriegsdiensten. Mit Hilfe seiner Legionen nötigte er 476 den sechzehnjährigen Kaiser Romulus, dem der Spott der Truppen den Beinamen Angnstnlns (d. h. der kleine Angnstns) gegeben hatte, znr Abdankung und machte sich selbst zum „König von Italien". Im übrigen änderte sich wenig an den bisherigen Verhältnissen. Für die geschichtliche Zeitrechnung hat man sich gewöhnt, das Jahr 476 als das stnde des Altertums zu bezeichnen. 3. J)ie Hstgoteu in Italien. Die Ostgoten, seit der Auflösung des Hunnenreiches die Herren von Pannonien, waren für das Byzantinische Reich eine gefahrdrohende Nachbarschaft. Der oströmische Kaiser Zeno veranlaßte daher den jungen König der Ostgoten, den tatendurstigen Theodorich ans dem Geschlechte der Amaler, zu einem Zuge nach Italien, uni dort den Thronräuber Odovakar zu verdrängen und Italien für Ostrom in Besitz zu nehmen. a) Das Reich Iheodorichs des Eroßen (493—525). Theodorich (oberdeutsch Dietrich) zog mit dem größten Teile seines Volkes über die Alpen, ohne jedoch damit die Vorherrschast über die Snddonaulünder auszugeben. Er besiegte den Odovakar bei Verona — daher nennt ihn die deutsche Heldensage Dietrich von Bern — schloß ihn dann in Ra-venna ein und tötete ihn nach der Übergabe der Stadt mit eigener Hand (493). Als neuer Herr des italischen Landes legte Theodorich sein gotisches Gewand ab und nahm den römischen Purpur an. Römer und Germanen lebten unter seiner langen Regierung nach eigenem Recht friedlich nebeneinander. Sie zu einem Volke zu verschmelzen, gelang dem König nicht, da auch hier, wie bei den Westgoten und Vandalen, neben den nationalen besonders die religiösen Gegensätze einer friedlichen Ver-

4. Das Mittelalter - S. 17

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
§ 5. Nöüier und Germanen. 17 § 5. Römer und Germanen. I. Vereinzelte Zusammenstöße. 1. J)ie Kimbern und Keutonen (113—101 v. Chr.). Die erste feindliche Begegnung, welche die Römer mit germanischen Völkern hatten, war der Krieg gegen die Cimbern und Teutonen. Diese Stämme waren uiu das Jahr 113 v. Chr. aus ihrer beengten Heimat an der unteren Elbe aus-gewaudert und über Böhmen nach den östlichen Alpenländern gezogen. Da der römische Konsul ihnen nicht erlaubte, sich hier anzusiedeln, und sie mit Hinterlist zu vernichten suchte, so kam es zu einer schweren Schlacht, in der die Römer unterlagen. Obwohl der Weg nach Italien ihnen nun offen stand, zogen die Germanen doch nicht über die Alpen, sondern wandten sich westwärts und dehuteu ihre Beutezüge bis tief in das südliche Gallien, ja bis nach Spauieu aus. Die ihnen entgegeugesaudten römischen Heere vermochten nichts auszurichten; eine lähmende Angst, der „eimbrische Schrecken", befiel das stolze Rom. Da ward Marius der Retter seines Vaterlandes. Nach ihrer Rückkehr aus Spanien beabsichtigten die Germanen nämlich, in Italien einzufallen, und zwar sollten die Tentoueu von Westen her, die Cimbern aber durch Tirol über deu Brennerpaß von Osten her bis nach Oberitalien vordringen. Diese Trennung beuutzte Marius, um zuerst (102) die Teutonen bei Aquä Sextiä (Aix tu der Provence), im Jahre darauf (101) die Cimbern auf den Randifchen Feldern bei Vercellä tu Oberitalien zu vernichten. Hier wie dort tobte der heiße Kampf zuletzt um die Wagenburg, die von den ergrimmten Frauen todesmutig verteidigt wurde. 2. Cäsar und die Germanen (58—50 v. Chr.). Erst 50 Jahre später kam es zu einem neuen Zusammenstoße zwischen Germanen und Römern. Ein keltischer Stamm, der mit einem benachbarten im Streite lag, hatte den germanischen Heerführer Ario v ist zu Hilfe gerufen. Dieser erschien auch, besiegte den Gegner und begann nun immer mehr Germanen nach Gallieu herüberzuziehen, jedenfalls in der Absicht, hier ein germanisches Reich zu begründen. Der römische Feldherr Julius Cäsar erkauute die drohende Gefahr und trat nach vergeblichen Unterhandlungen dem Eindringling mit Heeresmacht entgegen (58). Ariovist wurde im oberen Elsaß geschlageu, entkam aber über den Rhein; auch der Rest seiner Scharen zog sich auf das rechte Ufer des Stromes zurück. In den nächsten Jahren eroberte Cäsar ganz Gallien und überschritt zweimal auf einer selbstgebanten Brücke den Rhein, ohne indes etwas Namhaftes Porger, Lehrgang der Vaterländischen Geschichte. 1. Tl. 2

5. Das Mittelalter - S. 33

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
§ 9. Iii. Fortgang und Ende der Völkerwanderung. 33 oder Exarchen eine Provinz des Oströmischen Reiches, freilich nur aus kurze Zeit (554—568). Die schwachen Reste der Ostgoten zogen sich ins Alpenland zurück. Seitdem verschwindet ihr Stamm aus der Zahl der deutschen Völkerschaften. * Jukinian (527—565) ist in der langen Reihe der oströmischen Kaiser, die von 395—1453 in Konstantinopel geherrscht haben, der bedeutendste und mächtigste. Sein Reich umfaßte zuletzt Vorderasien, die Balkanhalb-insel, Italien und Nordasrika. Unter feiner Regierung entstand eine berühmte Sammlung römischer Rechtsbücher, das Korpus juris; auch die große Sophienkirche zu Konstantinopel, heute eine türkische Moschee, verdankt Justiuian ihre Entstehung. c) Die Ostgoten in der Sage. In der deutschen Heldensage nehmen die Ostgoten und ihr König Dietrich neben den Bnrgnnden und Hunnen den weitesten Raum ein. Dies entspricht insofern auch den Tatsachen der Geschichte, als die Ostgoten von allen deutschen Stämmen nicht nur die stärksten Kampfgenossen der Hunnen waren, sondern auch deren Erbschaft in den Süddonanländern antraten. Hier aber war es, wo jene Lieder später entstanden. * Inmitten seiner „Amelungen" ist Dietrich eine der vornehmsten und schönsten Gestalten des deutschen Heldenliedes, treu in der Freundschaft und unbezwinglich im Kampfe. Wenn feine Stimme „wie ein Wisenthorn erschallt", und wenn ihm in der Kampfeshitze „feuriger Atem" aus dem Munde strömt, hat er Züge des Gottes Donar angenommen. An seinen Namen knüpft sich ein sehr umfangreicher Kreis von mittelalterlichen Dichtungen; auch der zweite Teil des Nibelungenliedes entstand erst durch Verbindung der bayerisch-österreichischen Dietrichsage mit der fränkischen Nibelungeitfage. 4. pie Wajuivaren oder Wayern. Als die Ostgoten ans den Donauländern nach Italien aufbrachen, rückten die Bajuwaren aus Böhmen über die Donau. Von hier aus verbreitete sich ihr Stamm nicht bloß von der Enus bis zum Lech, der Greuze des alamannischen Gebietes, sondern auch südwärts in die Alpenländer und nordwärts über die heutige Oberpsalz. Den Kern der Bajuwaren bildeten die Nachkommen jener Markomannen, die einst unter Marbod aus den Mctingegenden nach Böhmen eingewandert waren und hier das keltische Volk der Bojer verdrängt hatten. In der Zeit der Hunnenherrschaft hatten sich andere germanische Volksteile mit ihnen verschmolzen und so eine neue Völkerschaft gebildet, die den Namen Bajuwaren, d. h. Bewohner Bajas, des einstigen Bojer-Heims (Böheim oder Böhmen) annahm. Die um 500 n. Chr. erfolgte Abwanderung der Bayern hatte zur Folge, daß in die böhmischen Lande slawische Stämme nachrückten. Porger, Lehrgang der Vaterländischen Geschichte. 1. Tl. 3

6. Das Mittelalter - S. 35

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
§ 10. Fränkische Könige und Hausmeier. 35 Schritt gab die Königin Theodolinde, eine bayerische Herzogstochter. In Anerkennung ihrer Verdienste beschenkte sie Papst Gregor der Große (um 590) mit der „Eisernen Krone", die seitdem als die italienische Königskrone gilt und in Monza aufbewahrt wird. Sie trägt an der Innenseite einen schmalen eisernen Reis, welcher der Legende nach aus einem Nagel born Kreuze Christi gefertigt ist. c) Untergang des Reiches durch die Franken 774. Als spätere Könige, besonders Defiderins, ihre Eroberungen auch auf Rom ausdehnen wollten, gerieten sie in Streit mit den Päpsten. Diese riefen wiederholt die fränkischen Könige um Hilfe an. Aus solchem Anlaß hob Karl der Große, als er 774 nach Italien kam, das langobardische oder lombardische Königreich auf und machte das Land zu einer Provinz des Fränkischen Reiches (vgl. S. 43, Abs. b). Zweiter Abschnitt. Plis Fränkische Reich 481-843. A. Unter den Merowingern —751 Vgl. Karte Ii. § io. Fränkische Könige und Hansmeier. 1. Chlodwig 481—511, aus dem faltfchen Königsgeschlechte der Merowinger, hatte fünfzehnjährig das Erbe seines Vaters angetreten. Durch eine Reihe glücklicher Kriege gegen feine östlichen und südlichen Nachbarn begrünbete er in Gallien ein Reich der Franken, das an Aus-behnung und Ansehen balb alle Nachbarstaaten überholte. a) Unterwerfung Galliens bis zur Loire. Zuerst ver-brängtc Chlodwig den letzten römischen Statthalter Syagrins, der nach dem Untergang des Weströmischen Reiches als „römischer König" noch ein Ltück römischer Herrschaft im Gebiete der Seine behauptet hatte. b) Übernnnbuitg der Alamannen. Zehn Jahre später (496) überwanb Chlobwig bei Tolbiäeum (wahrscheinlich Zülpich westlich von Bonn) das Heer der Alamannen und behüte baburch seine Herr« fchast über bic Gegenben am Mittel- und Oberrhein aus. Infolge eines Gelöbnisses, das er in der Alamannenschlacht getan hatte, trat Chlobwig

7. Theil 3 - S. 268

1880 - Stuttgart : Heitz
268 Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland. Das Haus Rurik war nach mehr als 700jähriger Dauer 1-598 mit Feodor Jwanowitsch erloschen; ein russischer Edelmann, Boris Godunow, der schon unter Feodor die Regierung geleitet hatte, wurde zum Herrscher erwählt. *) Gegen ihn trat der angeblich *) Wir tragen hie.r eine kurze Uebersicht der Geschichte des russischen Reiches unter dem Hause Rurik nach. Slavische und finnische Völkerschaften von der Ostküste des baltischen Meeres zur oberen Wolga hin hatten 862 eine Normannenschaar, die Waräger, als ihre Herren in das Land gerufen, um dadurch die Beendigung innerer Zerwürfnisse herbeizuführen. Die Waräger, für welche hier der Name Russen aufkam, erschienen unter der Führung von drei Brüdern, Rurik, Sineus und Truwor. Rurik wurde nach dem Tode seiner Brüder der einzige Gebieter des neugestifteten Reiches'; er hatte seinen Herschersitz in Nowgorod am Jlmensee aufgeschlagen. Sein Nachfolger machte Kiew zur Residenz. Siegreiche Kriege erweiterten das Reich nach Osten und Süden; mit kühnen Seefahrten über das schwarze Meer und in den Bosporus bis vor die Mauern von Constantinopel wurde das oströmische Reich geschreckt und gebrandschatzt. Der Enkel Ruriks, Swätoslaw, überschritt mit Heeresmacht die Donau und drang bis Adrianopel vor. Wladimir der Große, 980—1015 vermählte sich mit der griechischen Prinzessin Anna, einer Schwester der Theophania, welche die Gemahlin des deutschen Kaisers Otto Ii. war; er nahm das Christenthum an und führte dasselbe auch in seinem Volke ein, 984. Es geschah dies im Anschluß an die griechische, nicht an die römische Kirche, ein Umstand, welcher viel dazu beitrug, daß Rußland den abendländischen Völkern so lange sremd blieb. Sein großes Verdienst, christlicher Gesittung in Rußland Eingang verschafft zu haben, schmälerte er unabsichtlich dadurch, daß er bei seinem Tode das Reich unter seine Söhne theilte, deren einer, der Großfürst von Kiew, die Oberherrlichkeit verwalten und den Zusammenhang der Theile erhalten sollte. Bruderkriege, Parteiungen und die Einmischung der Nachbarn, besonders der Polen, waren jahrhundertelang die verderblichen Folgen dieser Theilungen; das Volk litt unter den räuberischen Einfällen der Grenzvölker, die Macht des Reiches verfiel/ Während dieser traurigen Zeiten wurde um 1150 Moskau gegründet. Kiew verlor an Bedeutung, und die Stadt Wladimir kam als Fürstensitz ansehnlich empor, doch auch nur vorübergehend; Nowgorod aber als eine fast selbständige Handelsrepublik und im Besitz eines weiten Gebietes erlangte große Macht und war eines der bedeutendsten Mitglieder der Hansa. Als 1287 die verwüstenden Schwärme der Mongolen aus Asien hereinbrachen fehlte in Rußland die Kraft, sich der wilden Feinde zu erwehren. Die goldene Horde der Mongolen gründete in den Gebieten der unteren Wolga das Reich von Kaptschak und hielt die russischen Fürsten und Großfürsten über 200 Jahre lang in Tributpflicht. Noch in der ersten Zeit dieser mongolischen Herrschaft erwarb sich der Großfürst Alexander Newsky, 1252—1263, durch einen Sieg an der Newa über die Schweden einen gefeierten Namen. Sein Enkel, Johann Kalita 1328—1340, begann mit Klugheit und Ausdauer die Kraft des Reiches wieder zu heben. Moskau wurde Hauptstadt, und auch der Sitz des Metropoliten wurde von Kiew hierher verlegt. Wenn auch der erste Versuch, das Mongolenjoch abzuschütteln, trotz eines großen Sieges über dieselben am Don 1380

8. Theil 4 - S. 483

1880 - Stuttgart : Heitz
Zeittafel. 483 323—37 Konstantin wird Christ und verlegt den Kaisersitz von Rom nach Constantinopel. 375 Anfang der Völkerwanderung. 395 Theodosius theilt das große römische Reich in das abendländische und morgenländische. 410 Der Westgothe Alarich verwüstet Rom. 419 Stiftung des westgothischen Reichs in Südfrankreich und Spanien. 439 Stiftung des Vandalenreichs in Nordafrika. 449 Die Angelsachsen gehen nach England. 450 Attila, der Hunnenkönig. 455 Geiserich, König der Vandalen, plündert Rom. 476 Untergang des abendländischen römischen Reichs. — Odoaker setzt Romulus Augustnlus ab. Mittlere Geschichte. Erste Periode. 482—511 Chlodwig, K. der Franken, gründet das Frankenreich. 490 Theoderich der Cjroße, König der Ostgothen, wird König von Italien. Gest. 526. 527—65 Justinian. Cr erobert durch seine Feldherren Belisar und Narses das vandalische Reich in Afrika und das ostgothische Reich in Italien. (534. 555.) 568 Die Langobarden kommen nach Italien. Alboin. 622 Muhamed. 711 Tarik führt einen Schwarm Araber nach Spanien über. Niederlage der Westgothen bei Xeres de la Frontera. Chalisat in Spanien. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitiers aus Frankreich zurück. Gest. 741. — Bonifacins, Apostel der Deutschen. Von den Ftiesen erschlagen 755. 752 Pipin, König der Franken. 768—814 Karl der Große. 800 Erneuerung der römischen Kaiserwürde. Zweite Periode. 814—40 Ludwig der Fromme. 843 Durch den Vertrag von Verdun werden Frankreich, Italien und Deutschland geschieden. 862 Gründung des russischen Reiches durch Rurik. 875 Die Karolinger in Italien sterben ans. 911 Die Karolinger in Deutschland sterben aus. — Konrad I. — Eroberungen der Normänner in Frankreich und England. 919 Heinrich I. Das sächsische Kaiserhaus. 933 Niederlage der Ungern bei Merseburg. 936 Otto I. der Große. Die Königin Adelheid. 962 Kaiserkrönung.

9. Theil 2 - S. 1

1880 - Stuttgart : Heitz
Mittlere Geschichte. 476—1517. Erste Periode. Port dem Untergange des abendländischen Aaiserthums bis zu Rarls des Großen Tod, 476—8*4. 52. Odoaker. — Theoderich. — Justinian und Theodora. — Belisar und Narses, 555. Edoaker war nun König von Italien, Verona seine Residenz. Aber er konnte sich nicht lange seiner Herrschaft freuen. Nach 13 Jahren (489) erschien ein Mächtigerer und warf ihn wieder in den Staub zurück. Das war Theoderich der Große, der Ostgothen König, aus dem Geschlechte der Amaler. Bisher hatten diese Ostgothen an der untern Donau gewohnt und bei jeder Bewegung den griechischen Kaiser zittern gemacht. Mit schwerem Gelde hatte dieser den Gothen Verträge abgekauft, zu deren Sicherung Theoderich, der Sohn des damaligen Gothenkönigs, nach Constantinopel als Geisel gegeben worden war. Da wuchs der treffliche Knabe zum blühenden Jüngling heran und wurde vom Kaiser Zeno sehr ausgezeichnet. Er erhielt reiche Geschenke, wurde sorgfältig unterrichtet und kehrte endlich, 18 Jahre alt, in sein Vaterland zurück, wo alle Stämme ihn als König anerkannten. Aber je mehr Theoderich Ruhm erwarb, desto mehr Besorgnisse empfand der griechische Kaiser. Daher war es ihm wohl lieb, als einst Theoderich vor ihn trat und sprach: „Italien, Weltgeschichte für Töchter. Ii. 16. Aufl. 1

10. Theil 2 - S. 16

1880 - Stuttgart : Heitz
I Iß Mittlere Geschichte. 1. Periode. Araber. Propheten halten, und den Sunniten (Türken), welche auch die frühern Propheten anerkennen.*) Von Aegypten hatten die Mauren die ganze Nordküste von Afrika, längs dem mittelländischen Meere, durchzogen, bis an die Straße von Gibraltar. Nun standen sie Spanien gegenüber und blickten manchmal sehnsüchtig hinüber, auch noch dies schöne Land einzunehmen. Hier wohnten damals die Westgothen, die auf beiden Seiten der Pyrenäen (seit 419) ein Reich errichtet hatten. 'Da erschienen westgothische Gesandte und baten die Mauren, hinüberzukommen und ihnen gegen eine Gegenpartei beizustehen; denn es sei ein Streit in der königlichen Familie entstanden. Sie kamen im Namen der Söhne des Königs Witiza, welchen Roderigo vertrieben hatte, um sich selbst auf den Thron zu setzen. Sie hatten sich mit dem Grafen Julian, dem Statthalter von Andalusien, verbunden, und dieser bat nun, mit jenen vereint, die Mauren um Beistand gegen den Kronräuber. Die Mauren ließen sich nicht zwei Mal bitten: geschwind setzte ein Schwarm unter Tarik (711) über, schlug die Westgothen bei Teres de la Fontera, und in kurzem war ganz Spanien in den Händen der kühnen Eroberer aus Arabien. Die Westgothen sahen nun ihre Kurzsichtigkeit zu spät ein und fanden nur in dem nördlichen Gebirge einen kümmerlichen Zufluchtsort. Diese Erfolge munterten die Mauren auf, auch über die Pyrenäen zu gehen und in Frankreich einzufallen. Hier trat ihnen aber ein kräftiger Herzog der Franken entgegen, Karl, mit dem Beinamen Martell oder der Hammer (weil seine starke Hand mit dem Schwerte dareinschlug wie mit einem Hammer). Dieser traf sie mitten in Frankreich, in der Ebene zwischen Tours und Poitiers. Sechs Tage schon währte der Kamps, in welchem die Bogenschützen und leichten Reiter des arabischen Heeres im Vortheil waren; am siebenten Tage führte der Frankenherzog seine schwergerüsteten Schaaren gegen die leichtbewaffneten Feinde. Den ganzen Tag währte das Morden; ohne Erfolg bluteten bereits Hunderttausende; uuerschüttlich standen die Franken; aber auch die Araber sahen mit Verachtung den Tod um sich herum wüthen. Endlich am Abend erhob sich Karl mit seiner Alles niederschmetternden Kraft; er voran, hinter ihm her feine Franken, und was *) Sunniten genannt, weil sie die Sunna, ein zweites Gesetzbuch, von geringerm Ansehen als der Koran, auch annehmen, während die Schiiten (Abtrünnige) dasselbe verwerfen.
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