Von der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaiserw. rc. 101
Knaben waren wohl erzogen und in allen kriegerischen Tugenden sorglich ausgebildet worden. Da sie nun bedachten, wie daheim schmale Güter vieler Brüder Loos sei, so zogen zunächst die 3 ältesten in ferne Länder auf Abenteuer aus. Sie gelangten zuerst nach Unteritalien, kämpften wacker in einer Fehde mit und ernteten Ehre und Gold. Darnach traten sie in die Dienste des griechischen Kaisers, welcher wider die Saracenen in Sicilien zu Felde zog, und erfochten auch hier glänzende Siege. Da man ihnen aber den gebührenden Antheil an der Beute nad> unter-vorenthielt, setzten sie heimlich nach Calabrien über, befestigten sich grünbeveht daselbst in der Stadt Malsi und nahmen noch mehr Städte ein. Als neue§ Reich, der Ruf von ihren glücklichen Unternehmungen in die Heimat gelangte, kamen noch 7 Brüder mit zahlreichem Gefolge an und halfen das kleine Reich erweitern und befestigen. Alle Versuche der Lombarden und Griechen, die Eindringlinge in offener Feldschlacht oder durch geheime Verschwörungen zu vernichten, scheiterten an der Tapferkeit und Wachsamkeit der unerschrockenen Normannen. Papst Leo Ix., welcher von den Lombarden zu Hülfe gerufen ward, fiel den Normannen in die Hände und ward großmüthig entlassen. Aus Dankbarkeit gab er ihnen alles bereits erworbene Land und die weiteren Eroberungen als Lehen für sich und ihre Erben (1052).
Robert Guiseard, der sechste von Tankreds Söhnen, durch Kühn-Robert Guis-heit und Schlauheit ausgezeichnet, ward nach dem Tode seiner drei ^ |^°9 ältesten Brüder von den Kriegern zum König ausgerufen und eroberte mannen' ganz Calabrien. Papst Nikolaus, welcher ihn wegen seiner vielfachen Gewaltthätigkeit kurz vorher mit dem Banne belegt hatte, bestätigte den Besitz der neuen Eroberung, wofür sich Robert dadurch dankbar erzeigte, daß er sich dem römischen Stuhle zu einem jährlichen Tribute verpflichtete. Diese freundschaftlichen Beziehungen wurden für den nimmt sich Papst um so wichtiger, weil er zur Sicherstellung des neu gegründeten be§ ^fte§ Eardinalkollegiums (1059) und zum Schutze gegen die Uebermacht des deutschen Kaisers eines tüchtigen Vasallen bedurfte. Roberts Ansehen stieg von Tag zu Tag. Auch der griechische Kaiser bemühte sich um seine Freundschaft und erbat sich Roberts Tochter für feinen Sohn zur brau. Die Ehe wurde geschlossen. Als nun Roberts Schwiegersohn von Alexius Eomnenus (1081) des Thrones beraubt wurde, schickte Robert seinen natürlichen Sohn Bohemund zur Eroberung nach Korfu ab und besiegte selbst ein sechsmal stärkeres Heer der Griechen und erwirbt der Durazzo. Schon drang der gewaltige Mann nach Saloniki vor, fi* ai§ Se= um Constantlnopel zu belagern, da erreichte ihn die Kunde von dem Kv»?« Aufruhr in Rom, der Not des Papstes und den Siegen Heinrichs Iv. muf-
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Extrahierte Personennamen: Leo_Ix. Leo_Ix. Robert_Guiseard Tankreds Nikolaus Nikolaus Robert Roberts Roberts Roberts_Schwiegersohn Alexius_Eomnenus Robert Heinrichs
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Sicilien Malsi Korfu Saloniki Rom
20
Erste Periode der neueren Geschichte.
u. im Frieden
zu Madrid
1526 zur
Nachgiebig,
keit ge-
^ zwungen.
Der zweite
Krieg zwi-
schen Karl
und Franz
1527—1529.
Der Damen-
friede in
Cambray.
Die Türken
bedrängen
Ungarn und
Deutschland
1529
träglich, und darum unterzeichnete er 1526 den Frieden zu Madrid,
worin er Karls Forderungen nachgab und dessen Schwester Eleonore
zu heirathen versprach. Kaum befand sich Franz in Freiheit, so ließ
er sich vom Papste seines Eidschwures entbinden und schloß mit diesem
und Heinrich Viii. von England, sowie mit einigen italienischen Fürsten
einen Bund gegen den Kaiser. Der Krieg entbrannte von neuem. Die
deutschen und spanischen Truppen des Kaisers, von Karl von Bourbon
geführt, drohten, da es an Sold fehlte, mit Aufstand und Desertion.
Um sie zu befriedigen, ließ Bourbon sie nach Rom marschiren und die
Stadt erstürmen, worauf eine großartige Plünderung folgte. Der
Papst hatte sich nach der festen Engelsburg geflüchtet, wo unter seinen
Fenstern übe.rmüthige Landsknechte ihn und die Cardinäle durch Nach-
äffung der kirchlichen Gebräuche verhöhnten und Luther in wildem
Jubel zum Papste ausriefen. Jetzt erschien ein französisches Heer unter
dem Marschall Lautrec und drang siegreich bis Neapel vor, welches
belagert wurde (1528). Allein der verschwenderische, prachtliebende
Franz schickte seinem Heere kein Geld; eine furchtbare Pest lichtete die
Reihen der Franzosen, auch Lautrec starb. Franz sehnte sich eben so
sehr nach dem Frieden, als Karl, welchem die Türken und die Evan-
gelischen in Deutschland Sorge machten. Karls Tante, Margaretha von
Oesterreich, und Franzens Mutter, Louise von Savoyen kamen in Cam-
brah zusammen (1529) und schlossen einen Frieden, in welchem
Franz gänzlich auf Italien verzichtete, des Kaisers Schwester heirathete
und Burgund um zwei Millionen Kronen erhielt. Dieser Friede heißt
der Damenfriede. Auch mit deni Papste föhnte sich Karl aus und
enipsing von demselben in Bologna im nämlichen Jahre noch die lom-
bardische und die römische Krone, obwohl er schon seit seiner Krönung
in Aachen den Kaisertitel geführt hatte. Es ist dies die letzte Kaiser-
krönung, welche Italien gesehen hat.
In dem nämlichen Jahre ward Wien von den Türken hart be-
drängt. Gegen den König Ludwig von Ungarn hatte sich Johann
Zapolya, der reichste Graf in Ungarn, aufgelehnt und unverhohlen
seine Absichten auf die Königskrone bekannt. Die größte Verwirrung
herrschte im Lande, da erschien noch der Sultan Solyman mit 300,000
Mann. Franz I. hatte ihn während seiner Gefangenschaft in Madrid
zu diesem Einfalle veranlaßt. Bei Mohacz kam es zur Schlacht.
Trotz aller Tapferkeit wurden die Ungarn besiegt und verloren ihren
König. Nun entstanden zwei Parteien; die eine, die Iagellonische,
wählte des Kaisers Bruder Ferdinand zürn König, die andere den
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Franz Karls Karls Eleonore Franz Franz Heinrich_Viii Heinrich Karl_von_Bourbon Karl Franz Franz Franz Franz Karl Karl Karls Margaretha_von
Oesterreich Franzens Louise_von_Savoyen Franz Franz Karl Karl Ludwig_von_Ungarn Ludwig Johann
Zapolya Johann Franz_I. Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Madrid Cambray Ungarn Deutschland Madrid England Rom Engelsburg Lautrec Neapel Lautrec Deutschland Karls Cam- Italien Burgund Bologna Aachen Italien Wien Ungarn Madrid Ungarn
Von der Begründung des päpstlichen Uebergewichtes rc.
137
was er wollte; die Faust oder das Schwert entschied. Zucht und
Ordnung waren gewichen, Fürsten und Städte lagen in beständiger
Fehde, die Ritter hausten auf ihren Burgen wie Räuber und Mörder.
Unter starkem Geleite zogen damals die Kaufleute zu den Blessen und
Märkten oder erkauften sich Ruhe von den Wegelagerern um hohen
Preis. Gegen dies Unwesen des gesunkenen Ritterthums bildeten sich istdiezeude«
zwei Städtebündnisse, das rheinische und das norddeutsche. Erst Ru- »a>-strech:s.
dolph von Habsburg (vergl. §. 32) machte dem Faustrecht der kaiser-
losen, schrecklichen Zeit ein Ende. „Und ein Richter war wieder auf
Erden."
Von Konrads Brüdern starb König Enzio zuerst. Er war l r. 25 Das Schicksal
zu Palermo geboren und galt für den schönsten, tapfersten und edelsten
Mann jener Zeit. Als entschiedener Anhänger der Gibellinen kämpfte
er schon in seinem 12. Jahre an der Seite des Vaters, im 14. Jahre
belegte ihn der Papst mit dem Bannflüche. Euzio vermählte sich mit
Adalasia, der Erbin von Sardinien, einer leichtsinnigen, ehrlosen Frau.
Die größte Kriegsthat, welche Enzio vollführte, war sein Sieg über
die genuesische Flotte, bei welchem Anlasse er 100 Erzbischöfe, viele
Bischöfe und Prälaten gefangen nahm und in silbernen Ketten ein-
kerkerte. Aber seitdem verfolgte ihn das Unglück, i 249 gericth er
in die Gefangenschaft der Bologneser. Der Rath verurtheilte den
blühenden Jüngling zu lebenslänglichem Kerker und ließ sich durch
keine Bitten, Versprechungen und Drohungen des betrübten Vaters
von seinem Beschlusse abbringen. Enzio sah sein Königreich nie mehr;
Adalasia vergaß ihren Gemahl und vermählte sich einem Betrüger,
Michele Zanchi. Aber Enz'o verlor in allen diesen Widerwärtigkeiten im Km« von
die Ruhe und Heiterkeit seines tiefen Gemüthes nicht; Dichtkunst, 23ci°8na'
Gesang und Musik schufen ihm eine neue Welt. Auch Freundschaft
und Liebe folgten und beglückten ihn im Kerker. Pietro Asinelli, ein
fröhlicher, geistreicher Jüngling, ward sein treuer Herzensfreund, Lucia
Viadagola, die schönste unter den Töchtern Bolognas, wurde durch die
zartesten Bande der Liebe au ihn gefesselt. Rach Kvnradins Tod
A268) erwachte in Enzio die Sehnsucht nach Freiheit und Rache.
Allein ein Versuch in einein Fasse dm finstern Kerkermauern zu ent- Ein »erun.
rinnen mißglückte durch eine verrätherische Locke seines Haupthaares,
welches aus dem Spundloch hervorhiug und bemerkt wurde. Enzio
wurde scitdenl in strengem Verwahrsam gehalten, bis er nach zweiund-
zwanzigjähriger Haft verschied (1271). Sein Grab befindet sich in der
Dominikanerkirche zu Bologna und ist durch eine gekrönte Bildsäule
von Marmor und eine Inschrift kenntlich.
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20
Erste Periode der neueren Geschichte.
u. im Frieden träglich, und darum unterzeichnete er 1526 den Frieden zu Madrid, worin er Karls Forderungen nachgab und dessen Schwester Eleonore Nachgiebigkeit zu Heimchen versprach. Kaum befand sich Franz in Freiheit, so ließ gezwungen. ^ ^ üom Papste Clemens Vii. seines Eidschwures entbinden und schloß D:r zweite mit diesem und Heinrich Viii. von England, sowie mit einigen italienischen Krieg zwischen Fürsten einen Bund gegen den Kaiser. Der Krieg entbrannte von neuem. ^ 1527*—152a^ Die deutschen und spanischen Truppen des Kaisers, von Karl von Bourbon geführt, drohten, da es an Sold fehlte, mit Ausstand und Desertion. Um sie zu befriedigen, ließ Bourbon sie nach Rom marschiren und die Stadt erstürmen. worauf eine großartige Plünderung folgte. Der Papst hatte sich nach der festen Engelsburg geflüchtet, wo unter leinen Fenstern übermüthige Landsknechte ihn und die Cardinäle durch Nachäffung der kirchlichen Gebräuche verhöhnten und Luther in wildem Jubel zum Papste ausriefen. Jetzt erschien ein französisches Heer unter dem Marschall Lautrec und drang siegreich bis Neapel vor, welches belagert wurde (1528). Allein der verschwenderische, prachtliebende Franz schickte seinem Heere kein Geld; eine furchtbare Pest lichtete die Reihen der Franzosen, auch Lautrec starb. Franz sehnte sich ebenso sehr nach dem Frieden wie Karl, welchem die Türken und die Evan-Der Damen- gelischen in Deutschland Sorge machten. Karls Tante, Margaretha von Cllmbrcch. Oesterreich, und Franzens Mutter, Louise von Savopen, kamen in Carn-brap zusammen (1529) und schlossen einen Frieden, in welchem Franz gänzlich auf Italien verzichtete, des Kaisers Schwester heirathete und Burgund um zwei Millionen Kronen erhielt. Dieser Friede heißt der Damenfriede. Auch mit dem Papste söhnte sich Karl aus und
empfing von demselben in Bologna (1530) die lombardische und die römische Krone, obwohl er schon nach seiner Krönung in Aachen den ■ Kaisertitel geführt hatte. Es ist dies die letzte Kaiserkrönung, welche Italien gesehen hat.
Die Türken Im Jahre 1529 ward Wien von den Türken hart bedrängt.
ungatn9unb Gegen den König Ludwig von Ungarn hatte sich Johann Zapolya, Deutschland ^er reichste Graf in Ungarn, aufgelehnt und unverhohlen seine
Absichten auf die Königskrone bekannt. Die größte Verwirrung herrschte im Lande, da erschien noch der Sultan Soliman mit 300,000 Mann. Franz I. hatte ihn während seiner Gefangenschaft in Madrid zu diesem Einsalle veranlaßt. Bei Mohacz kam es zur Schlacht. Trotz aller Tapferkeit wurden die Ungarn besiegt und verloren ihren König. Nun entstanden zwei Parteien; die eine, die Jagetlonische, wählte des Kaisers Bruder Ferdinand zum König, die andere den Grafen Zapolya. Dieses letzteren nahm sich soliman an, besetzte
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls Eleonore Franz Franz Clemens_Vii Heinrich_Viii Heinrich Karl_von_Bourbon Karl Franz Franz Franz Franz Karl Karl Karls Margaretha_von_Cllmbrcch Franzens Louise_von_Savopen Franz Franz Karl Karl Ludwig_von_Ungarn Ludwig Johann_Zapolya Johann Soliman Franz_I. Ferdinand
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