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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 312

1899 - Gera : Hofmann
— 312 — 2zh. Friedrich Wilhelm Iii. 235. Königin Luise. Nach dem Gemälde von Gérard. Nach dem Gemälde von Lebrun. Mit ungeheurem Jubel wurde die junge Braut in Berlin empfangen. Ein liebliches Bürgerkind, das sie mit Blumen und einem Festgedichte begrüßte, schloß sie im Drange ihres Herzens in die Arme und küßte es. Erschreckt und seufzend sprach die würdige Oberhofmeisterin: „Was haben Eure Hoheit gethan? das ist gegen die Hofsitte!" Luise aber entgegnete unbefangen: „Wie, darf ich das nicht mehr thun?" Dies Wort wurde bekannt und gewann der Kronprinzessin alle Herzen. Ein Zeitgenosse schrieb: „Die Ankunft dieser engelschönen Fürstin verbreitete über jene Tage einen erhabenen Lichtglanz. Alle Herzen schlugen ihr entgegen, und ihre Anmut und Herzensgüte ließ keinen unbeglückt." König Friedrich Wilhelm Ii. schenkte ihr zum Geburtstage das Schloß Oranienburg. Dann fragte er, was sie sich noch wünsche. „Eine große Hand voll Gold für die Armen!" war ihre Antwort. „Wie groß?" forschte der König. „So groß wie das Herz des besten Königs!" antwortete Luise. Und sie erhielt, was sie wünschte, um viele Arme zu beglücken. In herzlicher Liebe und ungetrübtem Glücke verflossen die ersten Jahre der Ehe. Am liebsten weilte das junge Paar auf seinem Landgute Paretz, wo er sich gern den „Schulzen" und sie „die gnädige Frau von Paretz" nennen ließ. Einfach, aber wohnlich richtete der Kronprinz das Schloß ein. Dem Baumeister sagte er: „Nur immer denken, daß Sie für einen armen Gutsherrn bauen!" Ungezwungen und herzlich verkehrte das glückliche Paar mit den schlichten Landleuten und teilte ihre Freuden und Leiden. Auf Märkten kaufte die Kronprinzessin den Kindern kleine Geschenke. Alle umdrängten sie und riefen um die Wette: „Mir auch was, Frau Königin!" Im Herbst 1797 bestieg Friedrich Wilhelm Iii. den Thron. Ihrer Großmutter schrieb die junge Fürstin: „Ich bin nun Königin, und was mich dabei am meisten freut, ist die Hoffnung, daß ich meine Wohlthaten nicht mehr so ängstlich

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 329

1899 - Gera : Hofmann
f — 329 — Die Trachten dieser Zeit ließen Hals, Nacken und Arme frei. Ein Gürtel umschloß die Gestalt. Ein farbiger Shawl ward übergeworfen. Die Haare flössen in Locken nieder oder wurden durch ein Stirnband gehalten. Ein kostbarer Strick- oder Arbeitsbeutel hing am Arme. Biblische Namen (wie Eva, Ruth, Rahel) oder Namen aus berühmten Dichtungen (wie Laura, Amalia, Luise) wurden Sitte. Die Erziehung der Mädchen war Sache der Mutter und des Hauses. Öffentliche Mädchenschulen waren noch immer selten. Im Zeichnen und in der Musik wurde durch Privatlehrer unterrichtet. Mädchen traten selten an die Öffentlichkeit. Bei der Eheschließung sprachen die Eltern das ent- scheidende Wort. Der Brautstand dauerte oft jahrelang. Hochzeitreisen waren noch nicht Sitte. — Deutschlands Zerrissenheit und Ohnmacht, die sich besonders auf dem kläglichen Bundestage zu Frankfurt in dessen langweiligen und nutzlosen Verhandlungen zeigte, war der große Schmerz eines jeden guten Deutschen. Die neununddreißig Bundesstaaten bekümmerten sich wenig umeinander, und der „Bund" ward zum Gespött. Das wach- gerufene und durch die siegreichen Kämpfe gekräftigte Nationalgefühl der Deutschen fand sich nirgends befriedigt. Friedrich Wilhelm Iii. starb, tief betrauert von seinem Volke, an: 7. Juni 1840 und liegt neben seiner unvergeßlichen Gemahlin Luise 1840 im Mausoleum zu Charlottenburg begraben. Sein Wahlspruch, mit dem auch sein Testament begann, lautete: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!" Schöne Merkworte von ihm sind: „Meine Sache ist die Sache meines Volkes!" — „Ich möchte um vieles nicht über ein Volk herrschen, welches keine Religion hätte." Fragen: Wie hat sich die Ohnmacht des deutschen Reiches entwickelt? — Warum scheiterte der russische Feldzug? — Was trieb zu der wunderbaren Er- hebung von 1813? — Wie zeigten die Frauen ihre Vaterlandsliebe? — Wodurch war Napoleon bei den Kämpfen im Vorteil? — Wie war das Reich der hundert Tage möglich? — Warum war die Kongrcßarbeit eine so verzweifelte? — „Der Brand von Moskau" von Stägemann. — „Aufruf" von Körner. — „Das Eiserne Kreuz", „Der Landsturm" und „Auf Scharnhorsts Tod" von Schenkendorf. — „Die Trommel" von Besser. — „Lützows wilde Jagd" von Körner. — „Karl Theodor Körner" von Förster. — „Der Trompeter an der Katzbach" von Mosen. — „Das Lied vom Feldmarschall" und „Die Leipziger Schlacht" von Arndt. — „Blücher am Rhein" von Kopisch. — „Belle-Alliance" und „Vor Blüchers Standbild" von Sturm. — „Ein Wort vom alten Blücher" von Hesekiel. — „Die Grenadiere" von Heine. — „Die nächtliche Heerschau" von Zedlitz. — „Die drei Gesellen" von Rückert. — „Der Tod Friedrich Wilhelms Iii." von Gruppe. 88. Friedrich Wilhelm Iv. (1840—1861) und die Revolutionen. 1. Allerlei Aufstände und Umwälzungen. Der Herd der Un- ruhen blieb Frankreich, wo der redliche Ludwig Xviii. beim besten Willen die Parteien nicht befriedigen konnte. Unter seinem eigensinnigen Bruder Karl X. brach in der Julirevolution (1830) der Thron der 1830 Bourbonen zusammen, und der „Bürgerkönig" Louis Philipp aus dem Hause Orleans suchte nun seine Regierung den Volkswünschen anzubequemen.

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 336

1899 - Gera : Hofmann
336 wie sein Vater, einfach, bieder und verständig. Auch in seinem Äußeren hat er die meiste Ähnlichkeit mit ihm." Des Prinzen Jugend fiel in die Zeit der „deutschen Schmach" und des „preußischen Unglücks". Ein tiefer, unverlöschlicher Eindruck blieb ihm lebenslang aus jener Zeit. Er hatte gesehen, wie seine edle Mutter blutige Thräuen weinte, als sie mit ihren Kindern bis an das äußerste Ende des Reiches flüchtete, wie sie todkrank in einer Bauernhütte am Nervenfieber darniederlag, wie sie neben dem zer- brochenen Wagen am Grabenrande saß, während ihre Kinder mit blauen Kornblumen ihr Haupt schmückten, und wie endlich der Jammer des Vater- landes ihr das Herz brach. Als Jüngling nahm er an den Befreiungs- kriegen teil und zeichnete sich durch Mut aus. Mit ganzer Seele widmete 2^8. Bismarck 249. Roon. er sich dem Soldatenstande. Er vermählte sich 1829 mit der edlen, deutschgesinnten Prinzessin Augusta von Weimar. Gott segnete die Ehe mit zwei Kindern, dem späteren Kaiser Friedrich Iii. und der noch lebenden Großherzogin Luise von Baden. In dem Revolntions- jahre 1848 zog er sich durch seine Geradheit den Haß der Berliner zu und mußte auf den Wunsch seines königlichen Bruders auf einige Zeit nach England gehen. Hier lernte er die verfassungsmäßigen Rechte eines freien Volkes kennen und ehren. Später besiegte er in Baden und der Pfalz die Aufständischen. Sein Charakter zeigte sich zu allen Zeiten schlicht und wahr, stark und klar, gerecht und fromm, mild und leutselig. In seiner ersten königlichen Ansprache wünschte er, „daß es ihm unter Gottes gnädigem Beistände gelingen möge, Preußen zu neuen Ehren zu führen." 1864 2. Der deutsche Mann im dänischen Kriege 1864. Er setzte gegen den Widerstand des Abgeordnetenhauses mit Hilfe des tüchtigen Kriegsministers von Roon und des thatkräftigen und klugen Minister- präsidenten von Bismarck (geb. 1. April 1815) eine neue Heeresein- richtung durch, welche die Wehrkraft des Landes bedeutend erhöhte. Ein Versuch, die deutschen Fürsten aus friedlichem Wege zu einigen und Deutschlands äußere Machtstellung wie innere Wohlfahrt zu erhöhen, scheiterte an der Eifersucht zwischen Preußen und Österreich. Damals

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 355

1899 - Gera : Hofmann
Www — 355 — ihren 8 Kindern ß geboren und getauft. Beide hohe Eltern über- wachten und leiteten die Erziehung ihrer Kinder selbst bis ins kleinste. Zwei ihrer Söhne entriß ihnen der Tod im Kindesalter. Die noch lebenden Kinder sind: Unser Kaiser Wilhelm Ii., Prinz Heinrich, Erbprinzessin Charlotte von Meiningen, Prinzessin Viktoria von Schaumburg-Lippe, Kronprinzessin Sophie von Griechenland und Prinzessin Margarete von Hessen. Zu den besonderen Jugendfreuden der kronprinzlichen Kinder gehörte das fröhliche Kinderfest in dem nahen Dorfe Börnste dt, wo der Kronprinz Gutsherr war. Hier bekümmerte er sich eingehend um die Landwirtschaft, die Kronprinzessin aber um Hühnerhof und Milchwirtschaft, um Küche und Keller. Auf Anregung der Kronprinzessin wurden im Tiergarten Spiel- plätze angelegt und den Kindern Milch zur Erquickung gereicht. Die Ferienkolonien für die armen Stadtkinder ohne Luft und Licht, die Kinderheilstätten an der See für kranke Kinder, das Kinderheim als Bewahranstalt für kleine Arbeiterkinder sind ihr Werk. Ebenso gab sie die Anregung zur „Victoria-National-Jnvaliden-Stiftung" für erwerbslos heimkehrende Krieger und mittellose Hinterbliebene der- selben. Auch an der Pflege der Verwundeten in den drei Kriegen beteiligte sie sich eifrig. Eine Überschwemmung in Posen rief sie 1888 als Helferin an die Stätten des Elends. Besonders bemühte sie sich eifrig, die Ausbildung des weiblichen Geschlechts zu fördern. Weibliche Fortbildungs-, Haushaltungs- und Kochschulen zur Ausrüstung der Mädchen für ihren künftigen Beruf erfreuten sich ihres besonderen Schutzes. Mit Hilfe des Lette-Vereins verschaffte sie vielen Mädchen eine gute Ausbildung und Tausenden von weiblichen Händen Arbeit und Verdienst. Das Heimathaus für Töchter höherer Stände und das Victoria-Lyceum entstanden auf ihre Anregung. Als Malerin und Bildhauerin schmückte sie nicht nur ihr eigenes Heini traulich aus, sondern förderte mit allem Nachdruck das Kunstgewerbe. An ihrem Geburtstage 1881 wurde das Gewerbe-Museum mit seinen prachtvollen Sammlungen eingeweiht. Ihrem Gatten war sie immer eine verständnisvolle Helferin, in seinem schweren Leiden eine treue, un- ermüdliche, liebevolle Begleiterin und Pflegerin. Ein dankbarer Blick aus seinen Augen, ein warmer Druck seiner Hand war der schönste Lohn für ihre Aufopferung. Auf einen Zettel schrieb er wohl: „Wie werde ich dir das alles vergelten können!" Als der Tod endlich den edlen Dulder erlöste, da sprach ihr tiefer Schmerz aus der Depesche an die Kaiserin-Witwe Augusta in Baden-Baden: „Um deinen einzigen Sohn weint diejenige, die so stolz und glücklich war, seine Frau zu sein, mit dir, arme Mutter. Keine Mutter besaß solchen Sohn. Sei stark und stolz in deinem Kummer! Victoria." 3. Kaiser Wilhelm Ii. als gewissenhafter Prinz. Auf Friedrich Iii. folgte sein ältester Sohn Wilhelm Ii. in der Regierung. Er ist am 27. Januar 1859 geboren. Kurz nach seiner Geburt rief der 1859 alte Wrangel der dichtgedrängten Menschenmenge zu: „Es geht alles gut; es ist ein tüchtiger, derber Rekrut, wie man es nur verlangen 23* Wwwwwww

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 271

1899 - Gera : Hofmann
271 An allen künstlerischen Schöpfungen nahm sie den lebhaftesten Anteil. Von den Dichtern liebte sie besonders die Franzosen Racine, Corneille und Moliöre. Die damaligen geistlosen deutschen Reimereien konnten einen so lebhaften, feinen Geist nicht fesseln. Ihre geistvollen Briefe sind in einem vorzüglichen Französisch geschrieben, die meisten und besten an Leibniz und ihre Freundin Fräulein von Pöllnitz. Der letzteren schrieb sie einmal: „Ich will lieber, daß Sie an meinem Verstände, als daß Sie an meiner Freundschaft zweifeln." Besondere Liebe und Sorgfalt verwandte sie auf die Erziehung ihres Sohnes, der später als König Friedrich Wilhelm 1. den Thron bestieg. Als Erzieherin wählte sie die feingebildete französische Prote- stantin Frau von Rocoule, die dann auch den großen Friedrich erzogen hat. Der Sohn war beiden Eltern unähnlich und ließ sich wenig beeinflussen. Er war eine tüchtige, eigenartige Natur, aber maßlos heftig und eigensinnig. Auch die beste der Mütter konnte seine starre Eigenart nicht beugen. Er ärgerte sich über seine zarte Gesichtsfarbe, rieb deshalb das Gesicht mit einer Speckschwarte ein und legte sich in die Sonne, um braun zu brennen. Eine Schnalle verschluckte er, um sie nicht herzugeben. Er drohte sich aus dem Fenster zu stürzen, als seine Erzieherin ihm nicht den Willen that. Der so ganz anders ge- artete und doch geliebte Sohn ging später zu seiner Ausbildung auf Reisen. Mit Weh im Herzen ließ sie ihn ziehen und sah ihn auf Erden nicht wieder. Auf einer Reise nach Hannover zu ihren Eltern erkrankte sie und starb im Alter von 37 Jahren. Die Königskrone hatte sie nur 5 Jahre getragen. Schön und friedlich wie ihr Leben war auch ihr Sterben. Nicht eine Spur von Todesfurcht zeigte sie. Zu der weinen- den Freundin am Sterbelager sagte sie: „Haben Sie denn geglaubt, daß ich unsterblich sei?" Dem Geistlichen sagte sie: „Ich habe 20 Jahre über die letzten Dinge nachgedacht. Ich kenne keine Furcht vor dem Tode und hoffe, mit meinem Gott gut zu stehen!" König Friedrich war untröstlich über den unersetzlichen Verlust und suchte wenigstens in der düstern Pracht der Begräbnisfeierlichkeiten seinem Schmerze Ausdruck zu geben. Sophie Charlotte ist eine von den glücklichen Kronenträgerinnen gewesen, denn sie hat ihren Kreis ausgefüllt und ihre edle Natur rein und voll ausgelebt. 7. Friedrich I. starb gottergeben. Friedrichs Lebensabend war durch häusliche Kümmernisse und durch eine furchtbare Pest in Preußen getrübt. Seine letzte Freude war die Geburt eines Enkels, der bei dem glänzenden Tauffeste den Namen Friedrich erhielt. Die Nachwelt hat diesen den Großen genannt. Auf seinem Totenbette sprach Friedrich I.: „Die Welt ist nur ein Schauspiel, das bald vorübergeht. Wer nichts als dieses hat, ist übel dran." — „Gott ist gewißlich meines Lebens Kraft gewesen von Jugend auf; ich fürchte mich nicht vor dem Tode; denn Gott ist mein Licht und Heil." In einer Anweisung für die Erziehung des Kronprinzen sagt er: „Gleichwie andere Menschen durch Belohnungen und Strafen der höchsten Obrigkeit vom Bösen ab- und zum Guten angeführt

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 311

1899 - Gera : Hofmann
311 Fragen: Wodurch bändigte Napoleon die Leidenschaften? — Warum hatten die „Koalitionen" keinen Erfolg? — Welcher Segen ist aus der Revolutionszeit zu uns herüber gerettet? — Wodurch wurde die Einziehung der Bistümer und Reichsstädte ein Segen? — Weshalb konnte Napoleon die Deutschen so verächtlich behandeln? — „Die Schlacht bei den Pyramiden" von Gaudy. 86. Friedrich Wilhelm Iii. (1797—1840) und Preußens Demütigung. 1. Sein biederer Charakter. Friedrich Wilhelm Iii. war ein Mann des Friedens in einer Zeit, da die Welt vom Kriegslärm wieder- hallte. Seine Jugend war keine freundliche. Das rauschende Leben am Hofe mißfiel ihm. Darum zog er sich gern zurück. Sein Erzieher war oft kränklich und verstimmt und schüchterte ihn durch seine Strenge ein. Lebenslang ist er über eine gewisse Schüchternheit und Unent- schlossenheit nicht Herr geworden. Einige hübsche Züge werden aus seiner Jugend erzählt. Er verzichtete auf teure Frühkirschen, half aber mit dem ersparten Gelde willig einem armen Schuhmacher aus seiner Not. Ehrlich gestand er seinem Großoheim Friedrich dem Großen, der seine fließende Übersetzung einer französischen Fabel lobte, daß sein Lehrer sie vor kurzem mit ihm eingeübt habe. — Er war ein einfacher, sparsamer, gewissenhafter und gerechter Herrscher, der sich redlich bemühte, alle Mißstände zu beseitigen, die unter seinem Vater Friedrich Wilhelm Ii. eingerissen waren. Den Wöllnerschen Glaubenszwang hob er auf, Günstlinge und gewissenlose Beamte entfernte er; Ordnung und Gewissenhaftigkeit kamen wieder in die Verwaltung. 2. Sein musterhaftes Familienleben. Das Muster einer Fürstin, Gattin und Mutter war seine ebenso schöne wie edle und geistvolle Gemahlin Luise, eine Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, geboren den 10. März 1776. Sie wurde schon früh Waise und dann von ihrer edlen Großmutter in Darmstadt trefflich erzogen. Einfach und schlicht war das Leben an dem kleinen Hofe. Schon zeitig lernte Luise die Arbeit als „besten Balsam" schätzen. Sie war lebhaft und rasch, ihr Herz zart und weich, ihr Geist lernbegierig und thätig Ihre Erzieherin, die sie lebens- lang liebte und ehrte, führte sie oft in die Hütten der Armut und leitete sie zum Wohlthun an. So wurde sie mildthätig und leutselig. In Frank- furt a. M. wohnte sie zwei Kaiserkrönungen bei und verlebte herrliche Stunden bei Goethes Mutter. Mit besonderer Lust pumpte sie da an dem Brunnen und ließ sich einen Specksalat mit Eierkuchen schmecken. Von der Liebe gehegt und gepflegt und von der Weisheit geleitet und gelehrt, wuchs sie zur holdseligen Jungfrau heran. Fromm, rein, wahr und edel war ihr Denken und Thun, empfänglich für alles Schöne und willig zu allem Guten ihr Herz. So lernte sie der preußische Kron- prinz Friedrich Wilhelm kennen und lieben. „Die ist es oder keine sonst auf Erden!" sagte ihm eine innere Stimme. Sein Bruder Ludwig warb um Luisens Schwester Friederike, und der König willigte gern in die Doppelverlobung. Weihnachten 1793 fand die Vermählung statt.

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 335

1899 - Gera : Hofmann
Sorgfalt? — Die „Griechenlieder" von Wilh. Müller. — Die „Polenlieder" von Platen. — „Die letzten Zehn vom 4. Regiment" von Mosen. — 89. Kaiser Wilhelm I. (1861—1888) und Deutschlands Neugestaltung und Größe. 1. Der pflichttreue Prinz bis zur Thronbesteigung. Friedrich Wilhelm Iv. hatte stets das Gute gewollt und doch so viel Böses er- fahren. Eine tiefe Verstimmung des Gemütes und Umdüsterung des Geistes nahm mehr und mehr überhand. Die Gemütskrankheit des 247. Kaiser Wilhelm I. Monarchen schien unheilbar. Da übernahm sein Bruder Prinz Wil- helm zunächst die Stellvertretung, dann als Prinzregent die Regent- schaft. Am 2. Januar 1861 erlöste der Tod den Köng, und nun 1861 bestieg der Prinzregent den Thron seiner Väter, ein vierundsechzig- jähriger Mann, aber „jeder Zoll ein König und ein Deutscher". König Wilhelm wurde den 22. März 1797 als zweiter Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der unvergeßlichen Luise geboren. Er war ein schwächliches Kind, der Mutter „Angstkind". Trotzdem wurde er vom 6. bis 8. Jahre als Soldat ausgebildet. Was anfangs Spiel war, wurde ihm dann ernste Lebensaufgabe. Allen seinen Lehrern bewahrte er die dankbarste Anhänglichkeit. Das beweist sein kindlicher Brief an den „lieben Vater Zeller" in Königsberg. Seine Mutter urteilte in dieser Zeit über ihn: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, gerade

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 350

1899 - Gera : Hofmann
350 kirchlichen Einrichtungen, dem Besitzstände und den Standesunterschieden. Da ihre Bestrebungen sich ohne gewaltsamen Umsturz schwerlich ver- wirklichen lassen, so sind sie eine große Gefahr für Staat und Gesellschaft. Zwei Anhänger jener Partei, der verkommene Klempnergeselle Hödel 1878 und ein vr. Nobiling, legten sogar im Frühling 1878 die freche Hand an das geheiligte Haupt des geliebten greisen Kaisers Wilhelm. Gott aber schützte den edlen Monarchen vor den Kugeln des ersten und ließ ihn von den Schrotschüssen des zweiten Meuchelmörders genesen. Das Haupt Hödels ist unter dem Beil des Scharfrichters gefallen, Nobiling an den Wunden von seinen eigenen Schüssen gestorben. Auch das entsetzliche Bubenstück einer staatsfeindlichen Bande, welche den Kaiser nebst den ihn begleitenden Fürsten bei der Einweihung des National- denkmals auf dem Niederwalde am Rhein (28. September 1883) mittels Dynamit in die Luft sprengen wollte, ist durch Gottes Hand glücklicherweise vereitelt worden. Ebenso wurden auf die Könige von Italien und Spanien wie auf den Kaiser von Rußland von Umsturzmännern Mordversuche unter- nommen. In Rußland bildeten die Umstürzler die mächtige und thätige Partei der „Nihilisten". Sie glauben nichts, hoffen nichts und wollen alle bestehenden Einrichtungen zertrümmern. Nach fünf Mordversuchen ist es dieser teuflischen Partei gelungen, den edlen Kaiser Alexander Ii., der die Leibeigenschaft der Bauern aufhob, durch eine ihm vor die Füße geschleuderte Bombe am 13. März 1881 zu töten. — In Nordamerika wurde der edle Präsident Garfield durch die Kugel eines Meuchel- mörders getötet, in Frankreich der Präsident Carnot 1894, in Genf 1898 die edle Kaiserin Elisabeth von Österreich von einem „Anarchisten", d. i. einem Feinde jeder staatlichen Ordnung, erdolcht. 9. Der väterliche Freund des „armen Mannes". Um gewisse Mißstände im Volks- und Erwerbsleben zu bekämpfen und den Notstand des „armen Mannes" zu beseitigen, veranlaßte Kaiser Wilhelm I. die Gesetzgebung zum Schutze der Arbeiter. Schon mancherlei wohlthätige Einrichtungen sind getroffen, die das Los der Arbeiter- massen wesentlich verbessern. Dahin gehören die Arbeiter-Kranken- kassen, die Unfallversicherungen und das unter Wilhelm Ii. zu- stande gekommene und seit 1. Januar 1891 in Kraft befindliche Gesetz über Alters- und Jnvalidenversorgung, durch welches den alters- schwachen oder dienstunfähig gewordenen Arbeitern eine kleine Rente gesichert wird. Staatliche Fabrikinspektoren wachen darüber, daß Gesundheit und Wohl der Arbeiter nicht gefährdet werden. Einigungs- ämter schlichten die Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeit- nehmern. Kinder- und Frauenarbeit sind eingeschränkt. Das Genossenschaftswesen in verschiedenen Vereinen zur Selbsthilfe wird gefördert. Die Wilhelmsspende, welche das deutsche Volk aus Dank und Freude über die Rettung des Kaisers aus Mörderhand sammelte, wird zur Altersversorgung für Arbeiter verwandt. Es war eins der denkwürdigsten Ereignisse für die Gestaltung der wirtschaftlichen Ver- hältnisse in Deutschland und der ganzen Welt, als Kaiser Wilhelm durch

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 352

1899 - Gera : Hofmann
352 1811 Hinscheiden des großen Monarchen sein treuer Diener Bismarck im Reichstage die Tugenden seines Herrn, vor allem die heldenmütige Tapferkeit, das nationale, hochgespannte Ehrgefühl, die treue, arbeitsame Pflichterfüllung im Dienste des Vaterlandes und die Liebe zum Vaterlande. Im Mausoleum zu Charlottenburg ruht die irdische Hülle Kaiser- Wilhelms, aber leben wird sein Gedächtnis, solange es ein deutsches Reich und Volk giebt. Sein Wahlspruch war: „Gott mit uns!" Unvergeßliche Aussprüche von ihm sind: „Ich achte es viel höher, geliebt zu sein als gefürchtet zu werden. — Ich bin glücklich, wenn Preußens Volk glücklich ist. — Dem Volke muß die Religion erhalten bleiben. — Meine Hand soll das Wohl und das Recht aller in allen Schichten der Bevölkerung hüten. — Ich habe keine Zeit, müde zu sein." — 11. Seine treue Lebensgefährtin, die Kaiserin Augusta. Die Kaiserin Augusta ist fast 6 Jahrzehnte hindurch die treue Gefährtin und Helferin des großen Kaisers gewesen. Sie hat seine Sorgen und Arbeiten, seine Siege und Ehren geteilt. Geboren wurde sie am 30. September 1811 als Tochter des Großherzogs von Weimar und Enkelin Karl Augusts, der die größten Dichter Deutschlands um sich sammelte. In der klassischen Heimat Goethes und Schil- lers wuchs sie in trefflicher geistiger Pflege zu einer anmutigen Jungfrau heran. Wilhelm von Humboldt rühmte ihren festen, selbständigen Charakter, und Goethe, ihr Lehrer, sprach das Lob aus: „Sie darf mitreden, denn sie hat etwas gelernt." Ihre Konfirmations- mahnung hat sie lebenslang nicht ver- gessen: „Immer mögen Sie sich bemühen, Thränen zu stillen, Wunden zu heilen, Kummer zu lindern, frohe und glückliche Menschen zu machen, in Trübsal aber Trost im Glauben und in der Ergebung zu finden." An ihrer trefflichen Mutter hatte sie ein Muster werkthätiger Liebe und Barmherzigkeit. Mit dem Prinzen Wilhelm von Preußen vermählte sie sich am 11. Juni 1829 und verlebte glückliche Jahre mit ihm in dem „Palais unter den Linden", das später jedem Deutschen als Wohnsitz seines Kaisers bekannt und lieb wurde. Ihrem Gatten schenkte sie am 18. Oktober 1831 einen Sohn, den späteren Kaiser Friedrich, und 7 Jahre später eine Tochter, die jetzige Großherzogin Luise von Baden. Der Erziehung ihrer Kinder widmete sie die sorgsamste Pflege und wohnte selbst den meisten Unterrichtsstunden bei. Ten Spiel- und Lerngenossen ihres Sohnes behandelte sie dabei wie ein eigenes Kind. Bei der Konfirmation ihres Sohnes sagte sie: „Ich habe meinen Sohn in der Liebe zum Vaterlande erzogen und hoffe, er wird sie bewähren." Ihre Tochter 253- Kaiserin Augusta.

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 356

1899 - Gera : Hofmann
356 256. Kaiser Wilhelm Ii. und seine Gemahlin Auguste Viktoria. kann." Einer Abordnung des Landtages sagte der glückliche Vater: „Wenn Gott meinem Sohne das Leben erhält, so wird es meine schönste Aufgabe sein, ihn in.den Gesinnungen und Gefühlen zu erziehen, welche mich an das Vaterland ketten." In einem glücklichen Familienleben und in treuer Gemeinschaft mit seinem Bruder Heinrich wuchs Prinz Wilhelm heran. Seine Zeit war sorgfältig zwischen Arbeit und Er- holung, geistiger Anstrengung und körperlicher Übung eingeteilt. Wie jedes Bürgerkind wurde er an Gehorsam, Fleiß und Einfachheit gewöhnt. Vortrefflich leitete sein Erzieher vr. Hinzpeter die Ausbildung des be- gabten, Willensstärken Prinzen. Um gewisse Mängel der Einzelerziehung zu vermeiden, ließen ihn seine Eltern von 1874—77 das Gymnasium in Kassel besuchen. Hier bewährte er die hohenzollernsche Tugend der Pflichttreue und Leutseligkeit gegen Lehrer und Mitschüler und wurde wegen seines Fleißes durch einen Preis ausgezeichnet. Mit Ehren bestand er die Abgangsprüfung und studierte dann zwei Jahre lang auf der Universität Bonn. Hierauf widmete er sich mit ganzer Seele dem Soldatenstande.
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