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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 49

1899 - Gera : Hofmann
49 3. Der verbannte Feldherr und Athens Fall. Zehn unfähige Feldherren wurden nun an die Spitze gestellt. Sie gingen am Ziegen- fluß an der thracischen Küste vor Anker. Gegenüber lag die sparta- nische Flotte in stolzer Ruhe und ließ sich durch nichts zu einer Schlacht bewegen. Die Athener wurden sorglos und zerstreuten sich an der Küste. Alcibiades, der in der Nähe eine Zufluchtsstätte gefunden hatte, machte die Führer vergeblich auf die ungünstige Stellung der athenischen Flotte aufmerksam. Da überfiel sie plötzlich der Spartaner Lysander, ver- nichtete in einer Stunde die Flotte und zwang das Landheer zur Waffeu- streckung. Athen wurde nun zu Wasser und zu Lande eingeschlossen und endlich durch Hunger zur Übergabe gezwungen. Die Selbständigkeit Athens hörte auf. Die langen Mauern wurden niedergerissen, die Flotte 404 weggesührt und die Regierung 30 Tyrannen übergeben, die mit Willkür und Härte hausten. — Unter den Händen ihrer Meuchelmörder fiel auch Alcibiades in Kleinasien, einst der Abgott des Volkes und zuletzt von Freund und Feind gehaßt und verraten. 4. L'enophon, der berühmte Führer der Zehntausend. In dieser Zeit war Cyrus der Jüngere persischer Statthalter in Kleinasien. Er empörte sich gegen seinen Bruder, den persischen König Artaxerxes, und gedachte, ihn vom Throne zu stoßen. Ihn begleitete auf seinem Kriegszuge der beahmte griechische Geschichtsschreiber Lenophon mit 10000 griechischen Söldnern. Das Unternehmen mißglückte, und Cyrus fiel in der Schlacht im Zweikampfe mit seinem Bruder. Hierauf führte Lenophon die Zehntausend vom östlichen Ufer des Tigris durch feind- liche Heere und unwirtliche Gegenden unter tausend Gefahren und vielen Entbehrungen über 800 Stunden weit zurück bis an das Schwarze Meer. Als sie es erblickten, stießen sie den Freudenruf aus: Thalatta, Thalatta! („Die See, die See!"). Von den „Zehntausend" waren 6000 übriggeblieben. Der meisterhaft geleitete, heldenmütige Rückzug hatte gezeigt, wie überlegen der griechische Geist und Mut der persischen Schwäche und Prahlerei war. Lenophon hat diesen berühmten Rückzug in einem Buche beschrieben. Fragen: Welche Umstände beförderten die Blüte der griechischen Kunst? — Vergleichung der ägyptischen und babylonischen Baukunst und Bildhauerei mit der griechischen! — Welche Zweige der Kunst unterscheidet man? — Wie waren die griechischen Thearer und die Aufführungen darin? (Schillers „Kraniche des Jbykus".) — Warum wurde in Griechenland die Redekunst so eifrig gepflegt? — Welche Züge geben einiges Licht über die Stellung der Frau im alten Griechen- land? — Welches sind die Ursachen von Athens Fall? 13. Der Weltmeise Sokrates in Athen. 1. Der schlichte, edle Mann. Er war der Sohn eines Bild- hauers und erlernte selbst die Bildhauerkunst. Wie jeder Grieche, hat auch er dem Vaterlande als tapferer Krieger in drei Feldzügen gedient. Im 30. Jahre verließ er die Werkstätte und widmete sich nun ausschließlich dem Studium der Philosophie oder Weltweisheit, die dem Urgründe der Dinge nachforscht. Bewundernswert war die Reinheit seines Charakters, P o l a ck, Geschichtsbilder. 17. Ausl. Ausg.. B f. Mädchensch. 4

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 51

1899 - Gera : Hofmann
51 fängnis. Jeden Fluchtversuch verschmähte er. Noch 30 Tage laug unter- wies er seine Schüler. Den letzten Tag redete er viel über die Unsterb- lichkeit der Seele. „Ach, daß du unschuldig sterben mußt!" klagte einer der Schüler. „Wolltest du lieber, daß ich schuldig sei?" antwortete er. Ruhig trank er den Giftbecher, ging umher, bis die Füße schwer wurden, und streckte sich dann auf seinem Lager aus. Sein letztes Wort an einen Schüler war: „Vergiß nicht, dem Gott der Heilkunde einen Hahn zu opfern! Wir sind ihm einen schuldig." So starb der beste aller Männer des Altertums (399). 399 4. Die berühmtesten Schüler des Meisters. Sie weckten durch ihre Schriften erst das rechte Verständnis für ihren trefflichen Meister, hauptsächlich Platon. Platon ist berühmt als Philosoph, Xenophon als Geschichtsschreiber, Antisthenes als Gründer der cynischen Schule, die in der Bedürfnislosigkeit das höchste Lebensglück sah. Der berühmteste Cyniker ist Diogenes, der „rasende Sokrates". Die Epikuräer lehrten in jener Zeit nach ihrem Meister Epikur, daß im Genießen der rechte Gebrauch des Lebens bestehe. Dagegen lehrten Zenon und seine Anhänger, die Stoiker, daß in der Entsagung und dem Gleichmut der Seele die wahre Würde des Menschen liege. Ter Cyniker Diogenes aus Sinope wollte zum Naturzustände zurückkehren und suchte den Satz: „Wer am wenigsten bedarf, ist der Gottheit am nächsten" mit Über- treibung durchzuführen. Seine Wohnung war ein Faß, sein einziges Gerät ein Becher. Da er einen Knaben ohne Becher trinken sah, warf er den seinen auch fort. Bei Tage suchte er einst im Marktgewühl mit einer Laterne nach — „Menschen"! Als er sich vom Könige Alexander eine Gunst erbitten sollte, bat er: „Geh mir ein wenig aus der Sonne!" Alexander sagte nach seiner Unterhaltung mit ihm: „Beim Zeus, wenn ich nicht Alexander wäre, so möchte ich wohl Diogenes sein!" Fragen: Warum verurteilten die Richter den gerechten Sokrates? — Worin besteht die sokratische Methode? — Was ist nachahmenswert an Sokrates? — Was bedeuten die Aussprüche des Diogenes? — Beispiele von Undank aus der griechischen Geschichte und ihre Ursachen! 14. Epmninmidas in Theben. 1. Er bereitete die Befreiung Thebens still und weise vor. Nach der Niederwerfung Athens gewann die spartanische Herrschaft in Griechenland die Oberhand; aber bald drückte das spartanische Joch härter als das athenische. Die Unzufriedenheit der schwächeren Staaten wuchs und wurde von den Persern geschürt. Die Spartaner überfielen und besetzten die Burg in Theben, bedrückten die Stadt und vertrieben die 383 besten Männer. Nur der edle Epaminondas durfte Zurückbleiben, weil er wegen seiner Armut und seiner Beschäftigung mit Künsten und Wissen- schaften nicht gefährlich erschien. Er sammelte die thebanischen Jünglinge zu Turn- und Waffenübungen um sich. Daraus entstand später die helden- mütige „heilige Schar". Bald sollte die Stunde der Befreiung schlagen. 2. Er führte sie mit Pelopidas mutig durch. Der reiche und feurige Pelopidas begab sich mit mehreren Genossen in Jägerkleidung 4*

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 57

1899 - Gera : Hofmann
57 Liebe und Sorge für das Vaterland entwickelte alle edlen Keime in dem hochbegabten Volke. Der Ruhm und der Reichtum führten nach und nach den Verfall herbei. Zwietracht und Streit, Übermut und Üppig- keit verzehrten die besten Kräfte. Ehe und Familienleben wurden miß- achtet. Schwelgerei, Prunksucht und Unsittlichkeit nahmen überhand. Habsucht, Bestechlichkeit, Ungerechtigkeit schändeten nicht mehr. Die Götter würden verachtet und verspottet, Eide ohne Bedenken gebrochen, Mein- eidige in öffentlichen Ämtern und Ehren gelassen. Die Redner suchten durch Scheingründe zu blenden, nicht zu überzeugen. Gegenseitiges Schimpfen und Schmähen gehörte zu ihrem Geschäft. Die Gerechtigkeit war feil, die Sinnenlust der allgemeine Opferaltar. Grausam wurden die Sklaven behandelt, um geringer Vergehen willen Folterqualen über sie verhängt. Die öffentlichen Gebäude, einst die schönsten, wurden ver- nachlässigt, dagegen die Häuser der Bürger mit unglaublicher Pracht ausgestattet. „Geld und Genuß" war die Losung. Die Redlichkeit und Einfachheit eines Epaminondas, Sokrates und Diogenes wurden als etwas Außerordentliches angestaunt. Ein so sittlich faules Geschlecht mußte trotz seiner Gaben, trotz seiner Kunst und trotz der tiefsinnigen Wissenschaft eines Aristoteles untergehen. Fragen: Deute die einzelnen Aussprüche Alexanders! — Alexanders Charakter! Wer und was hat ihn beeinflußt? — Was haben seine Eroberungen der Weltkultur genützt? — Seine Züge auf der Karte! — „Alexander" von Lingg. Alexanderlied des Pfaffen Lambrecht. 17. Nom unter den Königen. 1. Wo Rom lag. Italien zerfiel in Ober-, Mittel- und Unter- italien oder Großgriechenland (Griechen hatten hier zuerst Städte gegründet). Die Apenninen durchziehen die Halbinsel der Länge nach und lassen im Osten und Westen Küstensäume. Oberitalien durchströmt der Po; in Mittelitalien fließen Arno und Tiber westlich zum Ligurischen und Tyrrhenischen Meere. Südlich vom Tiber lag die Landschaft Latium, im nördlichen Teile vom Unterlaufe des Tiber durchströmt. Hier soll der flüchtige Trojaner Äneas mit seinem Sohne Ascanius die Stadt Alba Longa gegründet haben. (Siehe Karte 3.) 2. Wie Rom gegründet ward. Über die Gründung der be- 753 rühmtesten Stadt des Altertums berichtet die Sage: König Numitor Chr. in Alba Longa wurde von seinem herrschsüchtigen Bruder Amulius entthront, sein Sohn ermordet und seine Tochter Rhea Silvia zur Vestalin gemacht. (Die Vestalinnen waren Jungfrauen, die das ewige Feuer der V e st a, der Göttin des häuslichen Herdes, unterhalten und ihre Heiligtümer hüten mußten.) Der Kriegsgott Mars vermählte sich mit ihr. Ihre Zwillinge Romulus und Remus ließ Amulius ins Wasser werfen, sie selbst aber lebendig begraben. Der übergetretene Tiber aber trug den Korb mit den Kindern aufs Trockene. Eine Wölfin säugte die wimmernden Kinder, und ein Hirt, der sie ge- funden hatte, erzog sie. Bei einem Streite mit den Hirten Numitors

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 83

1899 - Gera : Hofmann
✓ — 83 — andere wilde Tiere wurden durch Hunger, Peitschenknallen, Verwundung durch Fackeln oder Stacheln zur Wut gereizt und auf den Fechter zu einem Kampfe auf Leben und Tod losgelassen. Das gegenseitige Zer- fleischen von Mensch und Tier war Augenweide für das entartete Volk. Je mehr Blut floß und je mehr Tiere und Menschen fielen, — oft viele hundert —, desto gelungener war das Schauspiel! Unter den prächtigen Marktplätzen zeichnete sich der Tr ajan s mit einer Ehrensäule aus, die mit allerlei Bildwerk und Inschriften bedeckt war. Den Kaisern Titus und Konstantin wurden später schöne Triumphbogen errichtet (vergl. Abb. 81). Sehr ge- schickt und dauerhaft waren die Heer- straßen angelegt. Sie gingen von dem goldenen Meilensteine auf dem Forum Romanum aus und liefen nach allen Teilen des weiten Reiches. Großartig waren die Wasser- leitungen, prachtvoll und vielbenutzt die öffentlichen Badehäuser. Alle diese Bauwerke finden sich noch heute in Rom entweder in Trümmern oder in veränderter Benutzung. Neben dem unsinnigsten Luxus der Reichen in Rom seufzte das Elend der zahlreichen Armen. Die Sitten verfielen immer mehr. Die Götter wurden verlacht, die Ehen gebrochen, das Familienleben zerstört, die ehrliche Arbeit verachtet, die unsinnigsten Schwelgereien getrieben, Mitleid und Erbarmen gegen Unglückliche vergessen und täglich neuen Vergnügen nachgelaufen. Ein Dichter seufzte angesichts dieser Sittenverderbnis: „Es ist schwer, kein Spottgedicht zu schreiben!" 3. Seine kluge Regierung. Der Wille eines Einzigen lenkte die ungeheure Staatsmaschine. Aber klug ließ er die Republik zum Schein fortbestehen und begnügte sich, alle höheren Ämter in seiner Person zu vereinigen und sie sich jährlich erneuern zu lassen. Dem ruhebedürftigen Volke gab er Brot und Spiele. Den Erpressungen der Beamten wehrte er und führte feste Gehälter ein. Künste und Wissenschaften wurden besonders von seinem hochgebildeten Freunde Mäcenas gefördert. Vir- gilius dichtete die Änöide, Horatius seine Oden, Ovidius die Meta- morphosen und Phädrus seine Fabeln. Man nennt diese Zeit das Augusteische oder goldene Zeitalter der Litteratur. Das glückliche Volk nannte Augustus den „Vater des Vaterlandes". Seinen Nachfolgern rief man zu: „Sei glücklicher als Augustus und besser als Trajan!" Mon der römischen Schrift. Griechen und Römer schrieben auf Wachstafeln und Papyrusrollen, in den Zeiten nach Christi Geburt auch 6*

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 207

1899 - Gera : Hofmann
— 207 — Handelsstädte Genua und Venedig ihre Bedeutung; Portugiesen und Spanier teilten sich in die neuentdeckten Länder und rissen den Großhandel an sich. Aber schon um 1600 wurde diesen von den Hol- ländern und später letzteren von den Engländern die Herrschaft auf dem Weltmeer genommen. Die vielen Bodenerzeugnisseder Kolonien, besonders die später in Europa angepflanzten, wie: Mais, Tabak, Kar- toffeln, und die nur eingeführten, als: Kaffee, Zucker, Kakao, Vanille, Baumwolle, riefen neue Bedürfnisse wach, veränderten die Lebensweise und erzeugten eine große Rührigkeit in allen geschäftlichen und gewerb- lichen Verhältnissen. Die hinzuströmende Masse edler Metalle (aus Mexiko und Peru) verringerte den Geldwert und steigerte die Preise. 11. Das Aufblühen der Wissenschaften und Künste. Die Aus- schließung so vieler fremder Länder gestaltete einzelne Wissenschaften, besonders die Erd- und Naturkunde, völlig um und erweiterte Zn hohem Maße den bisherigen Gesichtskreis. Kopernikus in Thorn beseitigte den Jahr- tausende alten Irrtum, daß sich die Sonne um die stillstehende Erde bewege. Kepler erforschte die Gesetze des Planetenlaufes. Der Italiener Galilei entdeckte die Pendel- gesetze und wurde der Begründer der wissenschaftlichen Naturlehre (Physik). — Dazu gesellte sich das neu erwachte Studium des griechischen und rö- mischen (klassischen) Altertums und die Pflege der Kunst, zunächst in Italien, später in Deutschland. Schon im 14. Jahr- hundert hatte der große italienische Dichter Dante (f 1321 in Ravenna) einem neuen, edeln Geschmack in der 1321 Litteratur durch seine Anlehnung an die klassischen Dichter der Römer .den Weg gebahnt. Sein berühmtes Hauptwerk „die göttliche Komödie" ist eine der tiefsinnigsten Dichtungen aller Zeiten. In seinen Wegen war dann der berühmte italienische Dichter Petrarca gewandelt. Mit großer Begeisterung hatte sich dieser den humanistischen Studien, d. h. dem Studium des klassischen Altertums aus dessen Werken, zugewandt und den Anlaß zur weiteren Verbreitung dieser Studien gegeben. In vielen seiner Gedichte besang er in zarter, inniger Weise seine Laura. Er sah sie zum erstenmal in der Kirche zu Avignon, feierte sie lebenslang als weibliches Idealbild und verlor sie nach 21 Jahren durch den Tod. Als nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) 1453 flüchtige Gelehrte nach Italien kamen und die Pflege der griechischen Litteratur und Philosophie anregten, da entfalteten sich auf dem Boden Italiens von neuem die Wissenschaften und Künste zu schöner Blüte. In Deutschland waren die hervorragendsten Humanisten Reuchlin, Erasmus und Ulrich von Hutten. Die erwachende Studienlust ließ neue Universitäten erstehen und alte sich verjüngen. Den altberühmten Städten Paris, Bologna und Salerno reihten sich 4 i i " 3! , 4

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 250

1899 - Gera : Hofmann
250 und Teller in Gold gemalt und gebrannt, die Wände mit Gemälden und Stickereien bedeckt, die Fußböden mit kostbaren Teppichen ausgelegt und die Wappenschilder und Stammbücher des Geschlechts durch kostbare Malereien ausgeziert. Das 17. Jahrhundert ist nicht minder reich an hervorragenden Männern auf dem Gebiete der Wissenschaft, der Erfindungen und der Kunst. Freilich in Deutschland hatte der große Krieg das geistige Leben völlig niedergedrückt und geschädigt. Nur einige poetische Blüten traten aus dem verkümmerten Volksleben hervor. Der deutsche Astronom Kepler fand die drei Grundgesetze der Planetenbewegung, der Italiener Galilei die Pendel- und Fallgesetze. Der Italiener Torricelli erfand das Barometer, der Holländer Drebbel das Thermometer, Otto von Guericke in Magdeburg die Luftpumpe. Die deutsche Dichtkunst befand sich im 17. Jahrhundert im Verfall. Man ahmte die lateinischen und romanischen Dichter sklavisch nach und gefiel sich in einer widerlichen Sprachmengerei. Gegen diese Entdeutschungen bildeten sich mehrere Gesellschaften zur Pflege der deutschen Sprache und Dichtkunst. Martin Opitz von Boberfeld stellte in seinem Buche „Von der deutschen Poeterei" die durch den Wortton bestimmte Versmessung auf. An ihn schließt sich die erste schlesische Dichterschule, die in der Form die Hauptsache und in der dichterischen Begabung Nebensache sah. Aus diesem Kreise sind der Dramatiker Gryphius, der geistvolle Epigrammendichter Friedrich von Logau und der gemütstiefe Liederdichter Paul Fleming zu nennen. Be- merkenswert ist noch der Jesuit und eifrige Bekämpfer der Hexenprozesse Friedrich von Spee („Trutznachtigall"). Aus dieser Zeit ist von wirklichem poetischen Wert nur das Kirchenlied, in welchem besonders Paul Gerhardt (f 1676) sich auszeichnete. Die spätere zweite schlesische Dichterschule verirrte sich in Ungeschmack und Schwulst. Ein echt volkstümliches Werk ist Grimmelshausens Roman „Der aben- teuerliche Simplicissimus", der die Greuel des 30 jährigen Krieges schildert. Fragen: Woher die lange Dauer des Dreißigjährigen Krieges? — Welche Frauen sind erwähnt und wie? — Welche Wirkungen hatte der Westfälische Friede? — Frankreichs Stellung zu Deutschland! — Was bewog Gustav Adolf zum Kriege? — „Wallenstein" von Schiller. „Der Tod des Grafen Mansfeld" von Förster. „Wallenstein vor Stralsund" von Günther. „Schloß Eger" von Fontane. „Wallenstein" von Goethe. — „Der Friede" von Lingg. 75. Cromwell in England (um 1650.) 1. Sein Gegner auf dem Throne. In England vereinigte Jakob I., Sohn der Maria Stuart und Nachfolger Elisabeths, Schott- land und England und nannte sich König von Großbritannien und Irland. Er war ein engherziger Monarch, der durch seinen Eigensinn, seine Laune und Willkür die Liebe aller Parteien verscherzte. Nach der mißglückten Pulververschwörung, durch welche der König samt dem Parlament in die Luft gesprengt werden sollte, wurden die Katholiken aufs äußerste verfolgt.

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 282

1899 - Gera : Hofmann
282 2;5. Friedrich der Große. Nach dem Gemälde von Chodowiecki. Mannes geweckt und gestählt wurde. Sein Vater wollte einen guten, biederen Deutschen ans ihm machen, aber seine treffliche Erzieherin Frau von Rocoule und sein geistvoller Lehrer Duhan de Jandun flößten dem hochbegabten Knaben schon früh eine Vorliebe für die französische Sprache und Litteratur ein. Deutsch hat er nie richtig sprechen und schreiben gelernt, doch war seine Gesinnung gut deutsch. Sein Vater wollte ihn zur Frömmigkeit erziehen, wandte aber dabei verkehrte Mittel an. Durch lange Hausandachten wurde der lebhafte Knabe ermüdet, durch einen überaus trockenen Religions- unterricht gelangweilt und durch ein strafweises Auswendiglernen von Psalmen mit Ekel gegen die religiösen Stoffe erfüllt. Er hat nie Liebe und Verständnis für ihren tiefen Lebensgehalt gewonnen, dagegen die Lehren der französischen Aufklärer mit Beifall in sich ausgenommen. Auch das Bemühen des Königs, ihn einfach, ordentlich und sparsam zu machen, war ohne rechten Erfolg. Der Kronprinz hatte einen Hang zum Leichtsinn, mochte nicht knausern, zog lieber einen bequemen Schlaf- rock als den knappen Soldatenrock an und trug lieber einen französischen Haarbeutel als einen steifen Soldatenzopf. Ter König geriet oft in Zorn über den „weibischen Kerl" und warf eines Tages den gestickten Schlafrock ins Feuer. Vor allem aber sollte der Kronprinz ein guter Soldat werden; doch das schien am wenigsten zu glücken. Der pein- liche Zwang, die rohe Behandlung der Soldaten, der derbe Ton und

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 301

1899 - Gera : Hofmann
301 — „Aufklärung" an. Sie bekämpften und verspotteten in ihren Schriften alle in Kirche, Staat und Gesellschaft bestehenden Einrichtungen als verjährt und der Natur und Vernunft völlig widersprechend. Von Frankreich verbreitete sich die „Aufklärung", mit Vernunftglauben und Unglauben im Gefolge, zu allen ge- bildeten Nationen und übte einen ge- waltigen Einfluß auf Fürsten und Völker aus. So stand die russische Kaiserin Katharina Ii., eine anhaltinische Prin- zessin, mit Voltaire in Briefwechsel und suchte die Grundsätze der Aufklärer in ihrer Regierung zu verwirklichen. Sie hat durch Einsicht und kräftigen Willen Rußland auf vielen Gebieten gehoben und Peters des Großen Werk fortgesetzt. Leider gab ihr sittenloses Leben dem Lande ein schlechtes Beispiel. Sie duldete es, daß ihr Günstling Potemkin das Volk aussog und ihre wohlthätiqen Absichten vereitelte. ^ ^ ' L ,? c, 1 \ , , ^.c ... 227. Katharina Ii. Lebhaft erwachte der Erfer für Nach dem Gemälde von Schàoff. die Naturwissenschaften. Er gefiel (Bruckner, Katharina Ii.). sich im Sammeln von Käfern, Schmetterlingen, Pflanzen und Ver- steinerungen, aber auch in allerlei Versuchen, Gold zu machen und heil- kräftige Tinkturen herzustellen. Ein großer Physiker war der Engländer Newton (spr. Njutn); er stellte die Gesetze der Schwerkraft und An- ziehungskraft zwischen den Himmelskörpern fest. Der größte Philosoph war Emanuel Kant in Königsberg (f 1804). ó Wichtige Erfindungen jener Zeit waren die des Porzellans durch Böttcher in Meißen, des Blitzableiters durch Benjamin Franklin in Nordamerika, der Dampfmaschine durch James Watt in England und des Luftballons durch die Gebrüder Montgolfier in Frankreich. Das gewerbliche Leben nahm einen großen Aufschwung. Solingen und Suhl fertigten Eisen- und Stahlwaren, Westfalen und Schlesien Leinwand, Damastgewebe und Schleier, das Erzgebirge Spitzen, der Schwarzwald allerlei Holzwaren und Uhren, Pforzheim Gold- und Silber- waren u. s. w. Berlin war in Preußen der Mittelpunkt vielseitiger Fabrikthätigkeit. Sachsen zeigte auf allen Gebieten den regsten gewerb- lichen Wetteifer. In demselben Maße hoben sich Handel und Verkehr. Die Ver- kehrsmittel freilich waren unvollkommen. Holzkähne befuhren die Flüsse, Frachtwagen die Landstraßen. Beide wurden oft angehalten und be- lästigt durch Zollerhebung. Unbehilfliche Postwagen schleppten sich als „Schneckenpost" auf kotigen, durchweichten Wegen dahin, denn Kunst- straßen gab es nicht; erst am Ende des 18. Jahrhunderts fing man solche zu bauen an. Boten trugen Briefe und Pakete hin und her zwischen den Orten. Reiche Leute ließen sich von Trägern in Trag-

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 271

1899 - Gera : Hofmann
271 An allen künstlerischen Schöpfungen nahm sie den lebhaftesten Anteil. Von den Dichtern liebte sie besonders die Franzosen Racine, Corneille und Moliöre. Die damaligen geistlosen deutschen Reimereien konnten einen so lebhaften, feinen Geist nicht fesseln. Ihre geistvollen Briefe sind in einem vorzüglichen Französisch geschrieben, die meisten und besten an Leibniz und ihre Freundin Fräulein von Pöllnitz. Der letzteren schrieb sie einmal: „Ich will lieber, daß Sie an meinem Verstände, als daß Sie an meiner Freundschaft zweifeln." Besondere Liebe und Sorgfalt verwandte sie auf die Erziehung ihres Sohnes, der später als König Friedrich Wilhelm 1. den Thron bestieg. Als Erzieherin wählte sie die feingebildete französische Prote- stantin Frau von Rocoule, die dann auch den großen Friedrich erzogen hat. Der Sohn war beiden Eltern unähnlich und ließ sich wenig beeinflussen. Er war eine tüchtige, eigenartige Natur, aber maßlos heftig und eigensinnig. Auch die beste der Mütter konnte seine starre Eigenart nicht beugen. Er ärgerte sich über seine zarte Gesichtsfarbe, rieb deshalb das Gesicht mit einer Speckschwarte ein und legte sich in die Sonne, um braun zu brennen. Eine Schnalle verschluckte er, um sie nicht herzugeben. Er drohte sich aus dem Fenster zu stürzen, als seine Erzieherin ihm nicht den Willen that. Der so ganz anders ge- artete und doch geliebte Sohn ging später zu seiner Ausbildung auf Reisen. Mit Weh im Herzen ließ sie ihn ziehen und sah ihn auf Erden nicht wieder. Auf einer Reise nach Hannover zu ihren Eltern erkrankte sie und starb im Alter von 37 Jahren. Die Königskrone hatte sie nur 5 Jahre getragen. Schön und friedlich wie ihr Leben war auch ihr Sterben. Nicht eine Spur von Todesfurcht zeigte sie. Zu der weinen- den Freundin am Sterbelager sagte sie: „Haben Sie denn geglaubt, daß ich unsterblich sei?" Dem Geistlichen sagte sie: „Ich habe 20 Jahre über die letzten Dinge nachgedacht. Ich kenne keine Furcht vor dem Tode und hoffe, mit meinem Gott gut zu stehen!" König Friedrich war untröstlich über den unersetzlichen Verlust und suchte wenigstens in der düstern Pracht der Begräbnisfeierlichkeiten seinem Schmerze Ausdruck zu geben. Sophie Charlotte ist eine von den glücklichen Kronenträgerinnen gewesen, denn sie hat ihren Kreis ausgefüllt und ihre edle Natur rein und voll ausgelebt. 7. Friedrich I. starb gottergeben. Friedrichs Lebensabend war durch häusliche Kümmernisse und durch eine furchtbare Pest in Preußen getrübt. Seine letzte Freude war die Geburt eines Enkels, der bei dem glänzenden Tauffeste den Namen Friedrich erhielt. Die Nachwelt hat diesen den Großen genannt. Auf seinem Totenbette sprach Friedrich I.: „Die Welt ist nur ein Schauspiel, das bald vorübergeht. Wer nichts als dieses hat, ist übel dran." — „Gott ist gewißlich meines Lebens Kraft gewesen von Jugend auf; ich fürchte mich nicht vor dem Tode; denn Gott ist mein Licht und Heil." In einer Anweisung für die Erziehung des Kronprinzen sagt er: „Gleichwie andere Menschen durch Belohnungen und Strafen der höchsten Obrigkeit vom Bösen ab- und zum Guten angeführt

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 356

1899 - Gera : Hofmann
356 256. Kaiser Wilhelm Ii. und seine Gemahlin Auguste Viktoria. kann." Einer Abordnung des Landtages sagte der glückliche Vater: „Wenn Gott meinem Sohne das Leben erhält, so wird es meine schönste Aufgabe sein, ihn in.den Gesinnungen und Gefühlen zu erziehen, welche mich an das Vaterland ketten." In einem glücklichen Familienleben und in treuer Gemeinschaft mit seinem Bruder Heinrich wuchs Prinz Wilhelm heran. Seine Zeit war sorgfältig zwischen Arbeit und Er- holung, geistiger Anstrengung und körperlicher Übung eingeteilt. Wie jedes Bürgerkind wurde er an Gehorsam, Fleiß und Einfachheit gewöhnt. Vortrefflich leitete sein Erzieher vr. Hinzpeter die Ausbildung des be- gabten, Willensstärken Prinzen. Um gewisse Mängel der Einzelerziehung zu vermeiden, ließen ihn seine Eltern von 1874—77 das Gymnasium in Kassel besuchen. Hier bewährte er die hohenzollernsche Tugend der Pflichttreue und Leutseligkeit gegen Lehrer und Mitschüler und wurde wegen seines Fleißes durch einen Preis ausgezeichnet. Mit Ehren bestand er die Abgangsprüfung und studierte dann zwei Jahre lang auf der Universität Bonn. Hierauf widmete er sich mit ganzer Seele dem Soldatenstande.
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