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^6. Die Ruinen von Babylon.
hoch und etwa 13 m dick; 250 gewaltige Türme überragten sie. Die
Stadt hatte einen Umfang von etwa acht deutschen Meilen. In der
Mitte erhob sich der fast 200 m hohe Belusturm, auf dem die Priester
astronomische Beobachtungen anstellten. Weithin sichtbar waren die
schwebenden Gärten der Semiramis. Auf gewölbten Hallen erhoben
sich mehrere Terrassen. Auf einer Unterlage von Steinplatten, Asphalt
und Bleiplatten war so hoch die Erde aufgeschüttet und mit Mauerwerk
eingefaßt, daß die größten Bäume darin wurzeln konnten. Darauf er-
hob sich eine zweite und dritte Terrasse. Ein Springbrunnen auf der
obersten versorgte die weite Anlage mit Wasser. Zwischen den Palästen
und Häusern der Stadt dehnten sich Gärten, Felder und Jagdgründe
aus. Ähnlich war Ninive, von dem man neuerdings mehrere Königs-
paläste als Mittelpunkte der Stadtviertel ausgegraben hat.
2. Die Religion der Chaldäer (wie man die Herrscherfamilie,
die Priester und auch wohl alle Bewohner nannte) war Sterndienst.
Der Sonnengott hieß Bel (Baal). Der Belusturm war sein Tempel.
Die Priesterwürde vererbte sich vom Vater auf den Sohn. Die Ver-
ehrung der Götter war mit allerlei Ausschweifungen verbunden.
3. Die Kultur, die sich schon im grauen Altertume entwickelte,
wird durch die ausgegrabenen Reste bezeugt. Die Bauwerke, be-
sonders die zum Schutze des offenen Landes, waren riesenhaft; man
, führte sie aus gebrannten, durch Asphalt verbundenen Backsteinen auf.
Der sehr ergiebige Landbau wurde durch treffliche Bewässerungs-
anstalten unterstützt. Unter den Gewerben zeichneten sich die Weberei
und die Purpurfärberei aus. Der Handelsverkehr durch Schiffe und
Karawanen war bedeutend. Unter den Wissenschaften blühte besonders
die Astronomie, die aber in Astrologie oder Sterndeuterei ausartete.
Unsere Einteilung des Jahres in Tage, Wochen und Monate, die Zer-
legung der Stunde in 60 Minuten, der Minute in 60 Sekunden und
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Tüchtigkeit unwiderstehlich zu machen. Sie umfaßte den Staat, die
Gesellschaft und die Familie. An der Spitze des Staates standen
zwei Könige, welche Anführer im Kriege, die obersten Priester, Vorsitzende
der Gerusia und Vollstrecker der Gesetze waren. Die Gerusia bestand
aus 28 Geronten (Greisen über 60 Jahre) und den beiden Königen und
war die höchste richterliche und Verwaltungsbehörde. Die fünf Ephoren
führten anfangs die Aufsicht über die Sicherheit der Bürger; später legten
sie sich auch die Aufsicht über die Könige bei und wurden so die wichtigste
Behörde. Die Volksversammlung bestand aus den Spartiaten, die
über 30 Jahre alt waren; sie beschloß die Gesetze durch bejahenden oder
verneinenden Zuruf. Das Land um Sparta war in gleichgroße Freigüter
für die Spartiaten, das dahinterliegende in gleichgroße Lehensgüter für
die Periöken geteilt; der Grundsatz der Gütergleichheit sollte durchgeführt
werden. Um Einheit und Einfachheit in der Gesellschaft zu erhalten,
war aller Luxus, der Besuch aller Fremden und das Reisen im Aus-
lande verboten, eisernes Geld und gemeinsames Essen eingeführt. Die
Zuthaten zu den Mahlzeiten wurden von den Einzelnen nach bestimmtem
Verhältnis geliefert. Berühmt ist die schwarze Suppe aus Schweine-
fleisch, Blut, Essig und Salz. Bis auf die Familie und die Kinder-
erziehung erstreckte sich das Recht des Staates. Schwächliche und ver-
krüppelte Kinder wurden ausgesetzt. Vom- siebenten Jahre an wurden
die Knaben öffentlich und gemeinsam erzogen. Sie wurden abgehärtet
und körperlich fleißig geübt. Mitten im Winter mußten sie baden, barfuß
gehen und auf Schilf aus dem Eurotas schlafen. Sie wurden häufig
gegeißelt und durften dabei keinen Schmerz äußern. Zur Übung in der
Kriegslist durften sie stehlen, wurden aber unbarmherzig gezüchtigt, wenn
sie sich ertappen ließen. Den Alten waren sie Gehorsam und Ehrfurcht
schuldig. Beim Sprechen mußten sie kurz und bündig („lakonisch") sein.
Als Knaben gefragt wurden, was sie in Sparta lernten, antworteten sie
lakonisch: „Gehorchen und befehlen!" — „Was wir als Männer wissen
müssen!" — „In Athen lernt man reden, in Sparta handeln!"
Nichts ehrte den Spartaner mehr als der Tod fürs Vaterland;
nichts schändete ihn mehr als feige Flucht. Nicht um das Leben, wohl
aber um die Ehre ihrer Söhne sorgten die Mütter. Siegreich mit
dem Schilde oder tot auf dem Schilde, das war gleich ehrenvoll. Als
einst eine spartanische Mutter erfuhr, daß ihr Sohn ehrenvoll gefallen
sei, da rief sie glücklich: „Dazu habe ich ihn erzogen, daß er fürs
Vaterland zu sterben wüßte!" An den Übungen der Knaben nahmen
die Mädchen teil. Sie turnten und härteten sich ab. Die Frauen
waren in Sparta mehr geachtet als irgendwo in Griechenland.
4. Lykurgs opfermutiges Ende und die Wirkung seiner Gesetze.
Das Orakel zu Delphi urteilte über die Gesetze: „Solange Sparta
ihnen treu bleibt, wird es groß, herrlich und unbesieglich sein!"
Lykurg nahm einen Eid von seinen Mitbürgern, an seinen Gesetzen bis
zu seiner Rückkehr nichts zu ändern, ging auf Reisen und kam nie wieder.
Sparta aber dehnte kraft seiner Gesetze nach und nach seine Herrschaft
auf den ganzen Peloponnes aus. — Besonders schwer war die Unter-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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49
3. Der verbannte Feldherr und Athens Fall. Zehn unfähige
Feldherren wurden nun an die Spitze gestellt. Sie gingen am Ziegen-
fluß an der thracischen Küste vor Anker. Gegenüber lag die sparta-
nische Flotte in stolzer Ruhe und ließ sich durch nichts zu einer Schlacht
bewegen. Die Athener wurden sorglos und zerstreuten sich an der Küste.
Alcibiades, der in der Nähe eine Zufluchtsstätte gefunden hatte, machte
die Führer vergeblich auf die ungünstige Stellung der athenischen Flotte
aufmerksam. Da überfiel sie plötzlich der Spartaner Lysander, ver-
nichtete in einer Stunde die Flotte und zwang das Landheer zur Waffeu-
streckung. Athen wurde nun zu Wasser und zu Lande eingeschlossen und
endlich durch Hunger zur Übergabe gezwungen. Die Selbständigkeit
Athens hörte auf. Die langen Mauern wurden niedergerissen, die Flotte 404
weggesührt und die Regierung 30 Tyrannen übergeben, die mit Willkür
und Härte hausten. — Unter den Händen ihrer Meuchelmörder fiel
auch Alcibiades in Kleinasien, einst der Abgott des Volkes und zuletzt
von Freund und Feind gehaßt und verraten.
4. L'enophon, der berühmte Führer der Zehntausend. In dieser
Zeit war Cyrus der Jüngere persischer Statthalter in Kleinasien.
Er empörte sich gegen seinen Bruder, den persischen König Artaxerxes,
und gedachte, ihn vom Throne zu stoßen. Ihn begleitete auf seinem
Kriegszuge der beahmte griechische Geschichtsschreiber Lenophon mit
10000 griechischen Söldnern. Das Unternehmen mißglückte, und Cyrus
fiel in der Schlacht im Zweikampfe mit seinem Bruder. Hierauf führte
Lenophon die Zehntausend vom östlichen Ufer des Tigris durch feind-
liche Heere und unwirtliche Gegenden unter tausend Gefahren und vielen
Entbehrungen über 800 Stunden weit zurück bis an das Schwarze
Meer. Als sie es erblickten, stießen sie den Freudenruf aus: Thalatta,
Thalatta! („Die See, die See!"). Von den „Zehntausend" waren 6000
übriggeblieben. Der meisterhaft geleitete, heldenmütige Rückzug hatte
gezeigt, wie überlegen der griechische Geist und Mut der persischen
Schwäche und Prahlerei war. Lenophon hat diesen berühmten Rückzug
in einem Buche beschrieben.
Fragen: Welche Umstände beförderten die Blüte der griechischen Kunst? —
Vergleichung der ägyptischen und babylonischen Baukunst und Bildhauerei mit
der griechischen! — Welche Zweige der Kunst unterscheidet man? — Wie waren
die griechischen Thearer und die Aufführungen darin? (Schillers „Kraniche des
Jbykus".) — Warum wurde in Griechenland die Redekunst so eifrig gepflegt? —
Welche Züge geben einiges Licht über die Stellung der Frau im alten Griechen-
land? — Welches sind die Ursachen von Athens Fall?
13. Der Weltmeise Sokrates in Athen.
1. Der schlichte, edle Mann. Er war der Sohn eines Bild-
hauers und erlernte selbst die Bildhauerkunst. Wie jeder Grieche, hat
auch er dem Vaterlande als tapferer Krieger in drei Feldzügen gedient.
Im 30. Jahre verließ er die Werkstätte und widmete sich nun ausschließlich
dem Studium der Philosophie oder Weltweisheit, die dem Urgründe der
Dinge nachforscht. Bewundernswert war die Reinheit seines Charakters,
P o l a ck, Geschichtsbilder. 17. Ausl. Ausg.. B f. Mädchensch. 4
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Artaxerxes Lenophon Cyrus
51
fängnis. Jeden Fluchtversuch verschmähte er. Noch 30 Tage laug unter-
wies er seine Schüler. Den letzten Tag redete er viel über die Unsterb-
lichkeit der Seele. „Ach, daß du unschuldig sterben mußt!" klagte einer
der Schüler. „Wolltest du lieber, daß ich schuldig sei?" antwortete er.
Ruhig trank er den Giftbecher, ging umher, bis die Füße schwer
wurden, und streckte sich dann auf seinem Lager aus. Sein letztes Wort
an einen Schüler war: „Vergiß nicht, dem Gott der Heilkunde einen
Hahn zu opfern! Wir sind ihm einen schuldig." So starb der beste
aller Männer des Altertums (399). 399
4. Die berühmtesten Schüler des Meisters. Sie weckten durch
ihre Schriften erst das rechte Verständnis für ihren trefflichen Meister,
hauptsächlich Platon. Platon ist berühmt als Philosoph, Xenophon
als Geschichtsschreiber, Antisthenes als Gründer der cynischen Schule,
die in der Bedürfnislosigkeit das höchste Lebensglück sah. Der berühmteste
Cyniker ist Diogenes, der „rasende Sokrates". Die Epikuräer
lehrten in jener Zeit nach ihrem Meister Epikur, daß im Genießen
der rechte Gebrauch des Lebens bestehe. Dagegen lehrten Zenon und
seine Anhänger, die Stoiker, daß in der Entsagung und dem Gleichmut
der Seele die wahre Würde des Menschen liege. Ter Cyniker Diogenes
aus Sinope wollte zum Naturzustände zurückkehren und suchte den Satz:
„Wer am wenigsten bedarf, ist der Gottheit am nächsten" mit Über-
treibung durchzuführen. Seine Wohnung war ein Faß, sein einziges
Gerät ein Becher. Da er einen Knaben ohne Becher trinken sah, warf
er den seinen auch fort. Bei Tage suchte er einst im Marktgewühl mit
einer Laterne nach — „Menschen"! Als er sich vom Könige Alexander
eine Gunst erbitten sollte, bat er: „Geh mir ein wenig aus der Sonne!"
Alexander sagte nach seiner Unterhaltung mit ihm: „Beim Zeus, wenn
ich nicht Alexander wäre, so möchte ich wohl Diogenes sein!"
Fragen: Warum verurteilten die Richter den gerechten Sokrates? —
Worin besteht die sokratische Methode? — Was ist nachahmenswert an Sokrates?
— Was bedeuten die Aussprüche des Diogenes? — Beispiele von Undank aus
der griechischen Geschichte und ihre Ursachen!
14. Epmninmidas in Theben.
1. Er bereitete die Befreiung Thebens still und weise vor.
Nach der Niederwerfung Athens gewann die spartanische Herrschaft in
Griechenland die Oberhand; aber bald drückte das spartanische Joch
härter als das athenische. Die Unzufriedenheit der schwächeren Staaten
wuchs und wurde von den Persern geschürt. Die Spartaner überfielen
und besetzten die Burg in Theben, bedrückten die Stadt und vertrieben die 383
besten Männer. Nur der edle Epaminondas durfte Zurückbleiben, weil
er wegen seiner Armut und seiner Beschäftigung mit Künsten und Wissen-
schaften nicht gefährlich erschien. Er sammelte die thebanischen Jünglinge
zu Turn- und Waffenübungen um sich. Daraus entstand später die helden-
mütige „heilige Schar". Bald sollte die Stunde der Befreiung schlagen.
2. Er führte sie mit Pelopidas mutig durch. Der reiche und
feurige Pelopidas begab sich mit mehreren Genossen in Jägerkleidung
4*
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander
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Liebe und Sorge für das Vaterland entwickelte alle edlen Keime in dem
hochbegabten Volke. Der Ruhm und der Reichtum führten nach und
nach den Verfall herbei. Zwietracht und Streit, Übermut und Üppig-
keit verzehrten die besten Kräfte. Ehe und Familienleben wurden miß-
achtet. Schwelgerei, Prunksucht und Unsittlichkeit nahmen überhand.
Habsucht, Bestechlichkeit, Ungerechtigkeit schändeten nicht mehr. Die Götter
würden verachtet und verspottet, Eide ohne Bedenken gebrochen, Mein-
eidige in öffentlichen Ämtern und Ehren gelassen. Die Redner suchten
durch Scheingründe zu blenden, nicht zu überzeugen. Gegenseitiges
Schimpfen und Schmähen gehörte zu ihrem Geschäft. Die Gerechtigkeit
war feil, die Sinnenlust der allgemeine Opferaltar. Grausam wurden
die Sklaven behandelt, um geringer Vergehen willen Folterqualen über
sie verhängt. Die öffentlichen Gebäude, einst die schönsten, wurden ver-
nachlässigt, dagegen die Häuser der Bürger mit unglaublicher Pracht
ausgestattet. „Geld und Genuß" war die Losung. Die Redlichkeit und
Einfachheit eines Epaminondas, Sokrates und Diogenes wurden
als etwas Außerordentliches angestaunt.
Ein so sittlich faules Geschlecht mußte trotz seiner Gaben, trotz
seiner Kunst und trotz der tiefsinnigen Wissenschaft eines Aristoteles
untergehen.
Fragen: Deute die einzelnen Aussprüche Alexanders! — Alexanders
Charakter! Wer und was hat ihn beeinflußt? — Was haben seine Eroberungen
der Weltkultur genützt? — Seine Züge auf der Karte! — „Alexander" von Lingg.
Alexanderlied des Pfaffen Lambrecht.
17. Nom unter den Königen.
1. Wo Rom lag. Italien zerfiel in Ober-, Mittel- und Unter-
italien oder Großgriechenland (Griechen hatten hier zuerst Städte
gegründet). Die Apenninen durchziehen die Halbinsel der Länge nach und
lassen im Osten und Westen Küstensäume. Oberitalien durchströmt der
Po; in Mittelitalien fließen Arno und Tiber westlich zum Ligurischen
und Tyrrhenischen Meere. Südlich vom Tiber lag die Landschaft Latium,
im nördlichen Teile vom Unterlaufe des Tiber durchströmt. Hier soll
der flüchtige Trojaner Äneas mit seinem Sohne Ascanius die Stadt
Alba Longa gegründet haben. (Siehe Karte 3.)
2. Wie Rom gegründet ward. Über die Gründung der be- 753
rühmtesten Stadt des Altertums berichtet die Sage: König Numitor Chr.
in Alba Longa wurde von seinem herrschsüchtigen Bruder Amulius
entthront, sein Sohn ermordet und seine Tochter Rhea Silvia zur
Vestalin gemacht. (Die Vestalinnen waren Jungfrauen, die das ewige
Feuer der V e st a, der Göttin des häuslichen Herdes, unterhalten und
ihre Heiligtümer hüten mußten.) Der Kriegsgott Mars vermählte sich
mit ihr. Ihre Zwillinge Romulus und Remus ließ Amulius ins
Wasser werfen, sie selbst aber lebendig begraben. Der übergetretene
Tiber aber trug den Korb mit den Kindern aufs Trockene. Eine
Wölfin säugte die wimmernden Kinder, und ein Hirt, der sie ge-
funden hatte, erzog sie. Bei einem Streite mit den Hirten Numitors
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das Evangelium des Friedens in Asien Afrika und Europa aus. Unter
dem Kaiser Nero war in Rom schon eine blühende Christengemeinde.
2. Verfolgung unter Nero. Neros Erziehung hatte der Philosoph
Seneca geleitet. Kurze Zeit regierte er mild und weise, dann durch-
brach seine böse Natur alle Schranken. Er ließ seinen Bruder vergiften,
seine Mutter nach einem mißglückten Versuche, sie auf einem Schiffe zu
ertränken, erdolchen und seine Gattin hinrichten. Sein Lehrer Seneca
mußte sich auf seinen Befehl töten (er öffnete sich im Bade die Adern).
Nero trat öffentlich selbst als Schauspieler, Sänger und Wagenlenker auf.
Als eine große Feuersbrunst in Rom ausbrach, hieß es, Nero habe
die Stadt anzünden lassen, um das Bild eines großen Brandes zu haben.
In das Flammenmeer soll er von den Zinnen seines Schlosses geschaut
und dabei aus Virgils Änöide den Brand Trojas vorgetragen haben.
Aus den zusammengeraubten Schätzen ließ er Rom schöner aufbauen
und ans dem Palatinus das goldne Haus errichten. Der Verdacht der
Brandstiftung wurde ans die Christen abgewälzt. Gegen diese Unschul-
digen wandte sich nun die Volkserbitterung. Unerhörte Martern wurden
ausgesonnen. Sie wurden in Säcke gesteckt und ins Wasser geworfen,
in Gärten angepfählt, mit Brennstoffen überstrichen und als Fackeln an-
gezündet, den wilden Tieren vorgeworfen, gekreuzigt (Petrus), enthauptet
64 (Paulus) rc. Das war die erste Christenverfolgung. Nachdem Nero
14 Jahre die hündische Geduld des römischen Volkes mißbraucht hatte,
rief endlich das Heer einen Gegenkaiser aus. Nero tötete sich auf der
Flucht und starb mit den Worten: „Welch ein Künstler stirbt in mir!"
3. Die Zerstörung Jerusalems. Die römischen Statthalter hatten
Judäa ausgesogen und durch entsetzlichen Druck die Juden so lange ge-
reizt, bis sie sich empörten und alle Römer aus dem Lande trieben. Nero
schickte den Feldherrn Vespasian gegen sie. In dem dreijährigen Ver-
nichtungskampfe fielen Tausende unter dem Schwerte. Aus einer Höhle
wurde mit anderen Flüchtlingen auch der Geschichtsschreiber Josephus
gezogen und begnadigt. Schon schickte sich Vespasian zur Belagerung
Jerusalems an, da wurde er zum Kaiser ausgernfen und eilte nach Rom.
Seinem Sohne Titus übertrug er den Oberbefehl in Palästina.
In Jerusalem, wo drei Parteien sich wütend bekämpften, war wegen
des Passahfestes viel Volk^zusammengedrängt. Da schlug Titus eine
Wagenburg um die Stadt und ließ Sturmböcke und Türme gegen die
Mauern führen. Der Hunger begann zu wirken, denn alle Zufuhr war
abgeschnitten. Die Juden machten wütende Ausfälle, verbrannten die
Belagerungsmaschinen und trieben die Römer zurück. Nun ließ Titus
eine Mauer um die Stadt ziehen. Immer grauser wurde das Gespenst
des Hungers. Man aß das Leder der Schuhe, Gürtel und Schilde,
Heu und Unrat, ja eine vornehme Frau schlachtete ihr eigenes Kind.
Die Toten begrub man nicht mehr, sondern warf sie über die Mauer.
Die Überläufer wurden von den Römern entweder gekreuzigt oder er-
schlagen und ihr.leib nach verschlucktem Golde durchsucht. Endlich wurde
die Burg Antonia erobert, aber noch immer wiesen die Verblendeten
jedes Anerbieten der Gnade zurück. Den Tempel hatten sie zu einer
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Josephus Titus Antonia
Extrahierte Ortsnamen: Asien_Afrika Europa Rom Rom Rom Jerusalems Schwerte Jerusalems Rom Palästina Jerusalem
74
des numidischen Königs Jugurtha. Sechs Jahre lang verübte dieser
ungestraft die gröbsten Verbrechen. Durch Bestechungen blendete er die
Augen und band er die Hände der Gerechtigkeit. „Ganz Rom ist seih
wenn sich nur ein Käufer findet", sagte er. —- Habsucht und Herrschsucht
führten nun zu greuelvollen Bürgerkriegen.
Fragen: Was bedeutet Catos Ausspruch? — Was bedeuten die Worte
der Cornelia? — Warum scheiterte der gracchische Plan? — Wie konnte Jugurtha
sechs Jahre sein Wesen treiben?
24. Marius und Sulla.
1. Marius als Sieger über Cimbern und Teutonen. Die
Cimbern und Teutonen waren zwei germanische Völker aus Jütland
von riesigem Körper und unwiderstehlicher Kraft. In Tierfelle gekleidet,
führten sie ihr Hab und Gut auf Karren mit sich, die sie mit Tierhäuten
überspannt hatten. Ihre Waffen waren Schilde, Schwerter und Streit-
kolben; als Schutzwall diente ihnen eine Wagenburg aus ihren zusammen-
gefahrenen Karren. Sie erschienen an den Alpenpässen und vernichteten
ein römisches Heer. Dann durchzogen sie die
Schweiz und fielen verheerend in Gallien ein. Sie
schlugen vier römische Heere, und der „Cimbern-
schrecken" wurde sprichwörtlich in Rom. Da wurde
Marius der Retter Italiens. Er war eines
Bauern Sohn, rauh und derb, ohne höhere Bil-
dung, aber riesenstark, kühn, tapfer und klug. Durch
Verschanzungen geschützt, gewöhnte er in kleinen
Gefechten feine Soldaten an den Anblick, das
Kriegsgeheul und die Fechtweise der Deutschen.
Dann schlug er in der zweitägigen mörderischen
Schlacht bei Aquä Sextiä im Rhone-Delta
102 die Teutonen und nahm ihren Führer Teutobod gefangen.
Inzwischen waren die Cimbern über den Brennerpaß nach Italien
gezogen und hatten sich's in dem herrlichen Lande wohl sein lassen.
101 Da erschien Marius und vernichtete sie 101 bei Vercellä in der Po-
ebene nach verzweifelter Gegenwehr, an der sogar die Weiber teilnahmen.
Sie bewachten die Wagenburg und trieben die Flüchtigen zurück ins
Gefecht. Marius war sechsmal zum Konsul gewählt worden und wurde
der dritte Gründer Roms genannt.
2. Sulla als Wettbewerber des Marius.
Mithridates, König von Pontus (am Schwarzen
^ Meer), war einer der grimmigsten und gefährlichsten
I Feinde Roms, ein Mann von riesiger Kraft, unter-
j nehmendem Geiste, großen Fähigkeiten — er sprach
' 22 Sprachen —, aber ein Barbar von Gemüt. An
einem Tage ließ er 80o00 Italiker in Kleinasien
es. Mithridates. abschlachten, machte sich zum Herrn von Vorderasien
Münze. W. und drang bis Athen vor.
6*5. Marius. W.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Cornelia Marius Marius Sulla Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Sulla Sulla Marius Marius Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Rom Gallien Rom Italiens Rhone-Delta Italien Roms Roms Kleinasien Vorderasien Athen
— 75 —
Zuerst war dem Sulla, einem feingebildeten Manne von der Partei
der Aristokraten (Vornehmen), vom Senate der Oberbefehl gegen Mithri-
dates übertragen worden. Marius, der bei dem geringen Volke sehr
beliebt war, setzte es aber mit dessen Hilfe durch, daß er ihm wieder
abgenommen wurde. Da brach der erste Bürgerkrieg aus. Sulla 88
rückte mit seinem Heere gegen Rom, nahm es mit stürmender Hand,
ließ den Marius ächten, verfolgte dessen Anhänger und verstärkte den
Senat mit seinen Freunden. Dann zog er gegen Mithridates, besiegte
ihn in Griechenland und Kleinasien und zwang ihn zum Frieden. 84
3. Marius als Flüchtling. Der geächtete Marius rettete sich
durch eine Flucht voll Abenteuer. Er wurde entdeckt und zum Tode
verurteilt. Als ihn ein Sklave im Gefängnis töten sollte, fuhr er
diesen mit blitzenden Augen und donnernder Stimme an: „Mensch, du
wagst es, den Gajus Marius zu töten?" Der Sklave warf den Dolch
weg und stürzte fort. Man entließ den Gefangenen. Glücklich kam er
nach Afrika. Von hier verwies ihn der römische Proprätor oder Statt-
halter. Den Boten sah Marius mit starren Augen an und brach in
die Worte aus: „Sage deinem Herrn, du habest den Marius als Flücht-
liug auf den Trümmern Karthagos sitzen sehen!" Dann verbarg er sich
mit seinem Sohne auf einer Insel.
4. Marius zum siebentenmal Konsul. Inzwischen war sein
Freund Cinna in Rom zur Herrschaft gekommen und rief Marius mit
seinem Anhang zurück. Grauenhaft wüteten nun die marianischen Horden
gegen die Sullaner. Jeder wurde niedergestoßen, dessen Gruß Marius
nicht erwiderte. Doch schon in der dritten Woche seines siebenten Kon-
sulats raffte der Tod den Marius infolge der steten fieberhaften Auf-
regungen hinweg. Er war immer der Liebling des niedern Volkes ge-
wesen. Cinna wurde von seinen eigenen Soldaten erschlagen.
5. Sullas furchtbare Rache durch die Ächtungslisten. Nach
drei Jahren kehrte Sulla als Sieger zurück und nahm furchtbare Rache
an seinen Feinden. Nicht vergeblich hatten ihm die Bürger ein Beil
mit einem goldnen Kranze entgegengetragen. Nachdem er die Heere der
Gegner in 15 Schlachten besiegt, ließ er eine Liste seiner Gegner an-
fertigen und setzte einen hohen Preis auf den Kopf jedes Marianers.
Aus Rachsucht und Habgier wurden in Italien an 40 000 Bürger
hingeschlachtet. Sulla, zum Diktator ernannt, beschränkte nun die Gewalt
der Tribunen und erweiterte die Macht des Senats und der Aristokraten.
Um die tiefgesunkenen Sitten zu heben, setzte er harte Strafen auf
Ehebruch, Giftmischerei, Urkundenfälschung und andere Verbrechen. Nach
zwei Jahren legte er die Diktatur nieder, zog aus ein Landgut und
lebte da den Musen und den sinnlichen Vergnügungen. Er starb am
Blutsturz. Seine Leiche wurde mit dem feierlichsten Gepränge in Rom
begraben. 78
Fragen: Welches sind die Ursachen des ersten Bürgerkrieges? — Was
waren und was wirkten Proskriptionen? — Vergleiche Marius und Sulla! —
Was machte Marius zum Liebling des niedern Volkes? — „Der Triumphbogen
des Marius" von Kinkel.
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Extrahierte Personennamen: Sulla Marius Marius Sulla Marius Marius Marius Marius Marius Marius Gajus_Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Sullas Sulla Sulla Marius Marius Sulla Marius Marius Kinkel
Extrahierte Ortsnamen: Rom Griechenland Kleinasien Afrika Karthagos Rom Italien Rom
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?1- Das römische Forum zur Kaiserzeit.
Rekonstruktion nach Rehlender.
eine Kette, eine Handmühle, einen Topf, einige Pfähle und Lebensmittel
auf einen halben Monat, im ganzen ein Gewicht von 30 kg. Vor
einer Schlacht wurde diese Last abgelegt. Strenge Strafen schreckten
den feigen, Beute und Ehre lockten den tapfern Soldaten. —
2. Seine herrliche Residenz. In Rom herrschte eine unbeschreib-
liche Pracht, besonders in den Tempeln, Theatern und Bädern. Augustus
rühmte von sich, daß er die Backsteinstadt in eine Marmorstadt ver-
wandelt habe. Auf dem palatinischen Hügel erhob sich die kaiserliche
Burg. Das kaiserliche Rom erhielt unter Augustus und seinen Nach-
folgern einen Prachtbau nach dem andern. Die Bauart vereinigte in
gefälliger Weise den einheimischen Gewölbe- und Kuppelbau mit
dem griechischen Säulenbau. Der große Zirkus war eine Rennbahn
für allerlei Wettrennen, an denen die Römer ein besonderes Gefallen
fanden. Über 100 000 Schaulustige fanden Platz darin. Das herrliche
Pantheon war allen Göttern geweiht und ist heute die Märtyrer-
kirche. Das Kolosseum war ein riesenhaftes, vierstöckiges Rundtheater
für Wettkämpfe von Menschen und Tieren mit mehr als 80 000 Sitz-
plätzen. Hier ergötzte sich das schaulustige Volk an den Fechterkämpfen
und Tierhetzen. Die Fechter oder Gladiatoren waren Kriegsgefangene
oder Sklaven oder Verbrecher. Sie wurden lange und fleißig im Fechter-
handwerk geübt und mußten dann vor den Augen von Tausenden in
der Arena, dem eiförmigen Kampfplatz, auf Tod und Leben mitein-
ander kämpfen. Zeigten sie sich lässig oder schonten sich gegenseitig, so
wurden sie mit Peitschen und glühenden Stangen gegeneinander getrieben.
Die unterliegenden Fechter wurden verschont oder getötet, je nachdem
die Zuschauer ihre Daumen erhoben oder senkten. Ebenso beliebt wie
die Fechterkämpse waren die Tier hetzen. Löwen, Tiger, Elefanten und
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andere wilde Tiere wurden durch Hunger, Peitschenknallen, Verwundung
durch Fackeln oder Stacheln zur Wut gereizt und auf den Fechter zu
einem Kampfe auf Leben und Tod losgelassen. Das gegenseitige Zer-
fleischen von Mensch und Tier war Augenweide für das entartete Volk.
Je mehr Blut floß und je mehr Tiere und Menschen fielen, — oft
viele hundert —, desto gelungener war das Schauspiel!
Unter den prächtigen Marktplätzen zeichnete sich der Tr ajan s mit
einer Ehrensäule aus, die mit allerlei Bildwerk und Inschriften bedeckt war.
Den Kaisern Titus und Konstantin
wurden später schöne Triumphbogen
errichtet (vergl. Abb. 81). Sehr ge-
schickt und dauerhaft waren die Heer-
straßen angelegt. Sie gingen von
dem goldenen Meilensteine auf
dem Forum Romanum aus und
liefen nach allen Teilen des weiten
Reiches. Großartig waren die Wasser-
leitungen, prachtvoll und vielbenutzt
die öffentlichen Badehäuser. Alle
diese Bauwerke finden sich noch heute
in Rom entweder in Trümmern oder
in veränderter Benutzung.
Neben dem unsinnigsten Luxus
der Reichen in Rom seufzte das Elend
der zahlreichen Armen. Die Sitten
verfielen immer mehr. Die Götter
wurden verlacht, die Ehen gebrochen,
das Familienleben zerstört, die ehrliche
Arbeit verachtet, die unsinnigsten
Schwelgereien getrieben, Mitleid und
Erbarmen gegen Unglückliche vergessen
und täglich neuen Vergnügen nachgelaufen. Ein Dichter seufzte angesichts
dieser Sittenverderbnis: „Es ist schwer, kein Spottgedicht zu schreiben!"
3. Seine kluge Regierung. Der Wille eines Einzigen lenkte
die ungeheure Staatsmaschine. Aber klug ließ er die Republik zum
Schein fortbestehen und begnügte sich, alle höheren Ämter in seiner Person
zu vereinigen und sie sich jährlich erneuern zu lassen. Dem ruhebedürftigen
Volke gab er Brot und Spiele. Den Erpressungen der Beamten wehrte
er und führte feste Gehälter ein. Künste und Wissenschaften wurden
besonders von seinem hochgebildeten Freunde Mäcenas gefördert. Vir-
gilius dichtete die Änöide, Horatius seine Oden, Ovidius die Meta-
morphosen und Phädrus seine Fabeln. Man nennt diese Zeit das
Augusteische oder goldene Zeitalter der Litteratur. Das glückliche Volk
nannte Augustus den „Vater des Vaterlandes". Seinen Nachfolgern
rief man zu: „Sei glücklicher als Augustus und besser als Trajan!"
Mon der römischen Schrift. Griechen und Römer schrieben auf
Wachstafeln und Papyrusrollen, in den Zeiten nach Christi Geburt auch
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Augustus Augustus