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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 15

1899 - Gera : Hofmann
— 15 — ^6. Die Ruinen von Babylon. hoch und etwa 13 m dick; 250 gewaltige Türme überragten sie. Die Stadt hatte einen Umfang von etwa acht deutschen Meilen. In der Mitte erhob sich der fast 200 m hohe Belusturm, auf dem die Priester astronomische Beobachtungen anstellten. Weithin sichtbar waren die schwebenden Gärten der Semiramis. Auf gewölbten Hallen erhoben sich mehrere Terrassen. Auf einer Unterlage von Steinplatten, Asphalt und Bleiplatten war so hoch die Erde aufgeschüttet und mit Mauerwerk eingefaßt, daß die größten Bäume darin wurzeln konnten. Darauf er- hob sich eine zweite und dritte Terrasse. Ein Springbrunnen auf der obersten versorgte die weite Anlage mit Wasser. Zwischen den Palästen und Häusern der Stadt dehnten sich Gärten, Felder und Jagdgründe aus. Ähnlich war Ninive, von dem man neuerdings mehrere Königs- paläste als Mittelpunkte der Stadtviertel ausgegraben hat. 2. Die Religion der Chaldäer (wie man die Herrscherfamilie, die Priester und auch wohl alle Bewohner nannte) war Sterndienst. Der Sonnengott hieß Bel (Baal). Der Belusturm war sein Tempel. Die Priesterwürde vererbte sich vom Vater auf den Sohn. Die Ver- ehrung der Götter war mit allerlei Ausschweifungen verbunden. 3. Die Kultur, die sich schon im grauen Altertume entwickelte, wird durch die ausgegrabenen Reste bezeugt. Die Bauwerke, be- sonders die zum Schutze des offenen Landes, waren riesenhaft; man , führte sie aus gebrannten, durch Asphalt verbundenen Backsteinen auf. Der sehr ergiebige Landbau wurde durch treffliche Bewässerungs- anstalten unterstützt. Unter den Gewerben zeichneten sich die Weberei und die Purpurfärberei aus. Der Handelsverkehr durch Schiffe und Karawanen war bedeutend. Unter den Wissenschaften blühte besonders die Astronomie, die aber in Astrologie oder Sterndeuterei ausartete. Unsere Einteilung des Jahres in Tage, Wochen und Monate, die Zer- legung der Stunde in 60 Minuten, der Minute in 60 Sekunden und

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 28

1899 - Gera : Hofmann
— 28 — k) Die Rinder des Geryones weideten auf einer unzugänglichen Insel. Geryones war ein Ungeheuer mit drei Leibern. Ein Riese und ein entsetzlicher Hund bewachten die herrlichen roten Tiere. Herakles machte sich ans den Weg und kam bis an die Straße von Gibraltar, wo er die „Säulen des Herkules" aufrichtete. In dem goldenen Kahne des Sonnengottes erreichte er endlich die ferne Insel, erschlug die Hüter und trieb die Tiere weg. l) Die goldenen Äpfel der Hesperiden wurden im fernen Westen von den Hesperiden und einem Drachen gehütet. Herakles sollte drei derselben holen. Der Riese Atlas, welcher den Himmel trug, holte sie, als Herakles zu ihm kam, von den Hesperiden. Währenddem trug Herakles für ihn das Himmelsgewölbe. Nach seiner Rückkehr wollte Atlas die Last dem Herakles nicht wieder abnehmen. Aber dieser über- listete ihn und brachte die Äpfel zu Eurystheus. m) Zuletzt schleppte Herakles den dreiköpfigen Höllenhund Cerberus aus der Unterwelt gefesselt herauf. Der entsetzte Eurystheus ließ ihn aber sogleich wieder in die Tiefe bringene 3. Sein qualvolles Ende. Herakles verrichtete darauf noch viele andere Thaten. Im Kampfe mit einem Flußgotte gewann er die schöne Dejanira. Der Gott warb in dreifacher Gestalt um die schöne Jung- frau: als Stier, als buntfarbige Schlange und als Mensch mit einem Stierkopfe. Nach furchtbarem Kampfe brach ihm Herakles ein Horn aus, da war er besiegt. Auf der Wanderung mit seinem Weibe kam Herakles an einen Fluß, über den der Centaur Nessus (oben Mensch, unten Pferd!) die Wanderer um Lohn trug. Herakles durchwatete den Fluß; seine Gattin trug der Riese voran. Da hörte er plötzlich ein Jammer- geschrei. Nessus wollte mit Dejanira entfliehen. Herakles legte den Bogen an und durchbohrte den Nessus mit einem vergifteten Pfeile. Sterbend sprach Nessus zu Dejanira: „Nimm von diesem rinnenden Blute und bewahre es gut. Wenn einst dein Gatte sein Herz von dir wendet, so wird das Blut ein Zaubermittel sein, um dir seine Liebe zu erhalten." Als später Dejanira fürchtete, die Liebe ihres Gatten zu verlieren, bestrich sie ein Gewand mit dem vergifteten Blute des Nessus. Kaum hatte der Held das Kleid angelegt, so begann das furchtbare Gift zu wirken. Er wurde fast wahnsinnig vor Schmerz. Ter ganze Leib wurde zer- fressen, und nichts vermochte, die Wunden zu heilen. Dejanira nahm sich aus Verzweiflung das Leben. Um den entsetzlichen Qualen ein Ende zu machen, ließ sich Herakles auf den höchsten Gipfel des Ötagebirges führen und auf einem Scheiterhaufen verbrennen. Er wurde als Halb- gott in den Himmel versetzt. Die versöhnte Hera gab ihm ihre lieb- reizende Tochter Hebe zur Gattin. Ii. Wesens, der Sagenhekd der Athener. 1. Der suchende Sohn. Theseus war der Sohn des athenischen Königs Ägeus und der Königstochter Äthra in Trözene. Als Ägeus von Trözene zurückkehrte, ließ er den Sohn bei der Mutter, die ihn ferne vom Vater erzog. Beim Abschiede von seiner Gattin hatte Ägeus

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 30

1899 - Gera : Hofmann
30 über die Stadt und ging zu einem Freunde auf die Insel Skyros. Dieser aber ließ ihn meuchlings von einem Felsen ins Meer stürzen. Seine Gebeine brachte man später nach Athen und baute einen Tempel über denselben. Lii. Wersens, der Sagenhekd von Argos. 1. Das gerettete Kind. Perseus war ein Sohn der Danaö und des Zeus. Er wurde samt seiner Mutter in einen Kasten geschlossen und ins Meer geworfen, weil seinem Großvater, dem Könige von Argos, gewerssagt worden war, daß er durch die Hand seines Enkels sterben würde. Ein Fischer zog den Kasten in seinem Netze ans Land und brachte die Unglücklichen zu dem Könige der Insel, der sie freundlich aufnahm. 2. Der kämpfende Jüngling. Der Heranwachsende Jüngling sollte die Gorgonen bekämpfen. Das waren furchtbare, geflügelte Jung- frauen, die statt der Haare Schlangen trugen. Wer sie anschaute, wurde vor Schreck zu Stein. Von freundlichen Göttinnen erhielt Perseus Flügelschuhe und einen unsichtbar machenden Helm. Mit der Hermes- sichel schlug er der Medusa, der einzigen sterblichen, das schlangen- haarige Haupt ab und versteinerte damit den Riesen Atlas. 3. Der tapfere Mann. Er befreite die an einen Felsen gefesselte Andromeda von einem Meerungeheuer und nahm sie zur Gattin. Als er nach Argos zurückkehrte, erfüllte sich das Orakel; denn Perseus tötete unvorsichtigerweise in einem Kampfspiele seinen Großvater. Nach seinem Tode wurde er unter die Sterne versetzt. Iv. Hdipus, der Sagenhekd von Weben. 1. Das ausgesetzte Kind. Ödipus (Schwellfuß), ein Sohn des thebanischen Königs Lains und der Jokaste, wurde als Kind mit durchstochenen Füßen ausgesetzt, weil er nach einem Orakelspruch Schuld und Verderben über das ganze Haus bringen werde. Durch Hirten ge- rettet, wurde er in Korinth erzogen. Um dem ihm verkündeten Schicksal zu entfliehen, verließ er die vermeintliche Heimat Korinth. 2. Der schuldbeladene Mann. Auf dem Wege erschlug er im Streite den ihm unbekannten Vater und heiratete dann, nachdem er das Rätsel der Sphinx gelöst, die ihm ebenfalls unbekannte Mutter. Das Rätsel lautete: Was geht morgens auf Vieren, mittags auf Zweien, abends auf Dreien? Antwort: Der Mensch. Als später die schreckliche Schuld zu Tage kam, erhängte sich Jokaste, und Ödipus stach sich die Augen aus. 3. Der unglückliche Vater. Von seinen Söhnen Eteokles und Polynices vertrieben, irrte Ödipus an der Hand seiner treuen Tochter- Antigone in der Verbannung umher, bis er in Athen Ruhe fand. Die von ihrem Vater verfluchten Söhne gerieten bald in Streit über das Erbe. Der vertriebene Polynices bewog sieben Helden zu einem Kriegszuge gegen Theben; sechs davon fielen, und die beiden Brüder töteten sich im Zweikampfe. Als Antigone ihren Bruder Polynices gegen das Verbot des Königs Kreon bestattete, wurde sie lebendig ein-

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 22

1899 - Gera : Hofmann
22 22. Grab des Cyrus bei pafargada. 529 e) Sein rühmloses Ende. Zuletzt zog Cyrus — der Sage nach — gegen die Massageten am Kaspischen Meere zu Felde, angeblich, weil die Königin Tomyris seine Hand ausgeschlagen hatte. Durch List siegte er und nahm den Sohn der Königin gefangen, der sich aus Verzweistung tötete. Da erhob sich das ganze Volk und brachte den Persern eine entscheidende Niederlage bei. Cyrus selber fiel im Kampfgetümmel. Seinen Kopf soll die Königin in einen blutgefüllten Schlauch gesteckt haben mit den Worten: „Trinke dich satt, Barbar!" Nach einem andern Berichte starb Cyrus in Pasargada, das er erbaut und zur Residenz erhoben hatte. Hier waren auf seinem Grabmal die Worte eingehauen: „O Mensch, ich bin Cyrus, der den Persern die Oberherrschaft erwarb und über Asien gebot; darum beneide mir dieses Grab nicht!" d) Sein despotischer Sohn Kambyses war ein grausamer, trunk- süchtiger Fürst. Eine Schwester tötete er durch einen Fußtritt. Den Sohn eines Höflings erschoß er vor den Augen seines Vaters, um diesem zu beweisen, daß er einen scharfen Blick und eine sichere Hand habe. 525 Er eroberte Ägypten, aber sein Zug gegen Äthiopien scheiterte. Bei seiner Rückkehr nach Memphis war heller Jubel daselbst über einen neuen Apis. Der mißtrauische Tyrann soll nun in der Meinung, man wolle ihn verspotten, den Apis niedergestochen, die Priester mißhandelt und auf das Volk mit dem Schwerte eingehauen haben. Den ägyptischen König Psammenit soll er nach einem Aufstandsversuche verurteilt haben, an Stierblut sich tot zu trinken. Viele vornehme Jünglinge hatte er hinrichten, Jungfrauen in die Sklaverei verkaufen lassen. Da kam aus Persien die Nachricht, daß ein Magier sich für seinen Bruder Smerdis, den er aber schon früher aus Mißtrauen heimlich hatte hinrichten lassen, ausgegeben und eine Empörung angestiftet habe. Rasch brach der König auf, um den Betrüger zu züchtigen. Aber auf dem Heimzuge verletzte er sich an seinem Schwerte und starb an der Wunde. Nach einer per- sischen Inschrift aber starb er durch Selbstmord in einem Anfalle von Tobsucht. Der falsche Smerdis wurde nach 9 Monaten an seinen ab- geschnittenen Ohren als Betrüger erkannt und von sieben edlen Persern getötet. Der Sage nach kamen die Sieben nun überein, daß derjenige von ihnen König werden solle, dessen Pferd ans einem Frühritte zuerst der Sonne entgegenwiehern würde. Durch die List seines Stallmeisters 521 wurde Darius, des Hystaspes Sohn, König. Fragen: Welcher Fortschritt zeigt sich in den religiösen Anschauungen der Perser? — Welches waren die Bestandteile des Perserreiches? — Was erzählt die Bibel von Cyrus (Koresch)? — Was waren Orakelsprüche, und welche Form

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 32

1899 - Gera : Hofmann
32 30. Parts. Königs Priamus, mißbrauchte bei einem Besuche in Sparta das Gastrecht und entführte Helena, die schöne Gattin des Königs Menelaus von Sparta. Ganz Griechenland fühlte den Schimpf und wollte ihn rächen. Unter Agamemnons Führung ver- sammelten sich die griechischen Helden im Hafen von Aulis. Um von den Göttern günstigen Wind zu er- flehen, sollte Agamemnons Tochter Jp h i g e n i a geopfert werden. Die Göttin Artemis aber entrückte sie vom Opferaltar in ihren Tempel auf Tauris (Halbinsel Krim). 2. Der erbitterte Kampf. In zehnjährigem _ . Kampfe rangen die griechischen mit den asiatischen Marmorbuste m Rom. Völkern. Der herrlichste Held der Griechen war Achilles. Er zürnte dem Agamemnon und sah darum unthätig dem Kampfe zu. Als aber der edle trojanische Königssohn Hektor seinen Freund Patroklus tötete, erhob sich Achilles, grimmig wie ein Löwe. Er jagte Hektor dreimal um die Mauer der Stadt; dann tötete er ihn nach der tapfersten Gegenwehr und schleifte seinen Leichnam hinter seinem Wagen her ins Lager, um ihn den Hunden zum Fräße vorzuwerfen. Da wagte sich der unglückliche Priamus in das Zelt seines Feindes und bestürmte ihn so lange mit rührenden Bitten, bis er ihm die Leiche seines Sohnes auslieferte. Der herrliche Achilles wurde später von dem feigen Paris durch einen Pfeilschuß in die Ferse getötet. 3. Der erlistete Sieg. Zuletzt wurde die Stadt durch die List des vielgewandten Odysseus von Jthaka erobert. In den Bauch eines riesigen hölzernen Pferdes ver- bargen sich die tapfersten griechischen Helden, während die Schiffe scheinbar die Heimfahrt antraten. Die Trojaner verließen ihre Mauern, umstanden das seltsame Bauwerk und stritten über seinen Zweck. Da wurde der Grieche Sinon herbeigeschleppt, der sich absichtlich hatte gefangen nehmen lassen. Er \ schmähte seine Landsleute, die ihn hätten töten wollen, denen er aber durch die Flucht entgangen wäre. Von dem Pferde sagte er, daß es die Griechen zur Sühne für das aus Troja geraubte Palladium (Bild der Pallas Athene) erbaut hätten. Zerstörten es die Tro- janer, so fiele die Stadt den Griechen in die Hände; führten sie es in die Stadt, so würde Troja die Königin Asiens und Griechenlands werden. Um nun zu verhindern, daß es durch die Thore ginge, wäre es so groß gebaut. Als er so sprach, rief der Priester Laokoon: „Du lügst, falscher Grieche! Ein listiger Fall- strick ist es! Hütet euch vor den Geschenken der Danaer!" Tann warf er mit starker Hand seinen Speer gegen den Bauch des Rosses, daß darin die 3\. Achilles. Herme in Paris. 32. Odysseus. Gemme. W.

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 34

1899 - Gera : Hofmann
34- Der sogenannte Schatz des Hriamus. (Nach den Ausgrabungen von H. Schlicmann.) 1- Goldenes Stirnband. 2. Silberne Vase. 3. Zweischneidiger Dolch von Kupfer. 4. und 5. Vasen. 6. Goldener Ohrring. 7. Silberner Becher. 8. Silberne Vase. 9. 2 Bernstein- becher. 10. Goldene Trinkschale. 11. Goldene Knöpfe. 12. Goldene Ohrringe. ihn die Erinnyen ruhelos von Land zu Land, von Meer zu Meer, bis er endlich auf Tauris seine Schwester Jphigenia als Priesterin der Ar^nis und unter dem Bilde der Göttin Ruhe und Versöhnung fand. Odysseus sah erst nach zehnjähriger Irrfahrt seine Heimat, seine treue Gattin Penelope und seinen Sohn Telemachus wieder. Im Cyklopenlande blendete er den einäugigen Cyklopen Polyp hem, der die Hilfesuchenden in seine Höhle einsperrte, um sie zu verzehren. Die Zauberin Circe verwandelte seine Gefährten in Schweine, wurde aber von Odysseus gezwungen, sie zu befreien. An den Mast gebunden, hörte er den ver- lockenden Gesang der Sirenen, nachdem er seinen Gefährten die Ohren mit Wachs verstopft hatte. Mit Verlust von sechs Genossen kam er durch die Scylla und Charybdis, zwei heulende Ungeheuer (Strudel) in der Straße von Messina. Die Nymphe Kalypso hielt ihn sieben Jahre auf ihrer Insel fest. Als ihn die Sehnsucht von hinnen zog, warf ihn ein Schiffbruch auf die Insel der Phäaken. Die liebliche Königstochter Nausikaa führte ihn zu ihrem Vater Alkinous, der ihn gastlich aufnahm. Endlich heimgekehrt, züchtigte er die unverschämten Freier, die sein Gut verpraßt, seinen Sohn verspottet und seine Gattin gequält hatten. Tag für Tag hatten sie die arme Frau gedrängt, einen von ihnen als Gatten zu wählen. Immer hatte sie einen Vorwand zum Aufschub gefunden. Zuletzt versprach sie einzuwilligcn, sobald ihr Gewand fertig sei. Aber in der Nacht trennte sie imnier auf, was sie

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 36

1899 - Gera : Hofmann
36 sahen die Heere zu. Erst wenn einer der Fürsten fiel, beteiligten sich auch die Scharen am Kampfe. In hoher Gunst standen Dichtkunst und Musik bei allen Griechen. Leier, Flöte und Pfeife waren die ersten musikalischen Instrumente. Die Dichter und Sänger der Heldenthaten wurden hoch geehrt. Aus alten Mären, Gesängen und Liedern entstanden durch die Kunst Homers die Epen oder Heldengesänge der Ilias und der Odyssee. Die Ilias erzählt aus dem trojanischen Kriege von der Not der Griechen durch die Feindschaft zwischen Achilles und Agamemnon und von dem Tode der Helden Patroklus und Hektor, die Odyssee von den Irrfahrten und Abenteuern des Odysseus. Fragen: Wovon berichten Homers „Ilias und Odyssee"? — Was ver- steht man unter „Achillesferse" und „Sirenengesang"? — Welches ist die historische Grundlage a) von Theseus' Fahrt nach Kreta (Athens Befreiung,, von der phönizischen Tributpflicht); b) vom Argonautenzuge (Verkehr der Äolier mit dem Osten, Fahrt nach Goldbergwerken im Kaukasus, oder die Witterungseinflüsse auf den Landbau); c) vom trojanischen Kriege (Kämpfe der Griechen mit den Trojanern wegen der Anlegung griechischer Kolonien in Kleinasien)? — Beispiele inniger Freundschaft! — „Hektors Abschied", „Kassandra", „Das Sieges- fest" und „Odysseus" von Schiller. „Das Grab des Achill" von Geibel. „Iphi- genie in Aulis" von Schiller. „Iphigenie auf Tauris" von Goethe. 9. Die Gesetzgeber Lykurg und Salon. I. Lykurg in Sparta. 1. Spartas uneinige Bevölkerung. Während der großen dorischen 1100 Wanderung machten sich dorische Völkerschaften zu Herren Lakoniens und gründeten Sparta am rechten Ufer des Eurotas. Sie waren rauh von Sitten und hart von Charakter. Man nannte sie Spartiaten. Die eingeborenen Achäer, welche sich freiwillig unterworfen hatten, hießen Periöken. Sie behielten zwar Grund und Boden, hatten aber kein Bürgerrecht. Die mit Gewalt unterworfenen Achäer wurden zu Staats- sklaven gemacht und Heloten genannt. Als solche bebauten sie die Äcker der Spartiaten. Unter dieser dreiteiligen Bevölkerung herrschte Zwie- tracht und Streit. 2. Lykurgs edler Charakter. Die Größe Spartas knüpfte sich an den Namen dieses Mannes, der darum mit einem Sagenschleier um- sponnen worden ist. Vieles wird ihm zugeschrieben, was erst später Gesetz und Ordnung wurde. Lykurg war von königlicher Abkunft und wurde zur Königswürde gerufen, nachdem sein Bruder im Aufruhr ge- fallen war. Er räumte den Platz aber willig einem nachgeborenen Sohne seines Bruders und ließ diesen sorgfältig erziehen. Um jedes Mißtrauen zu entwaffnen, verließ er Sparta auf zehn Jahre und hielt sich in Ägypten, Kleinasien und Kreta auf, um dort Gesetze und Sitten kennen zu lernen. Dann kehrte er auf Bitten seiner Mitbürger zurück und gab auf Grund der altdorischen Sitten und des dorischen Charakters seiner von Streit, durchwühlten Vaterstadt neue Gesetze. 820 3. Lykurgs weise Gesetzgebung (etwa 820 v. Ehr.). Ihr Haupt- zweck war, die Spartaner durch körperliche Abhärtung und kriegerische

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 37

1899 - Gera : Hofmann
37 Tüchtigkeit unwiderstehlich zu machen. Sie umfaßte den Staat, die Gesellschaft und die Familie. An der Spitze des Staates standen zwei Könige, welche Anführer im Kriege, die obersten Priester, Vorsitzende der Gerusia und Vollstrecker der Gesetze waren. Die Gerusia bestand aus 28 Geronten (Greisen über 60 Jahre) und den beiden Königen und war die höchste richterliche und Verwaltungsbehörde. Die fünf Ephoren führten anfangs die Aufsicht über die Sicherheit der Bürger; später legten sie sich auch die Aufsicht über die Könige bei und wurden so die wichtigste Behörde. Die Volksversammlung bestand aus den Spartiaten, die über 30 Jahre alt waren; sie beschloß die Gesetze durch bejahenden oder verneinenden Zuruf. Das Land um Sparta war in gleichgroße Freigüter für die Spartiaten, das dahinterliegende in gleichgroße Lehensgüter für die Periöken geteilt; der Grundsatz der Gütergleichheit sollte durchgeführt werden. Um Einheit und Einfachheit in der Gesellschaft zu erhalten, war aller Luxus, der Besuch aller Fremden und das Reisen im Aus- lande verboten, eisernes Geld und gemeinsames Essen eingeführt. Die Zuthaten zu den Mahlzeiten wurden von den Einzelnen nach bestimmtem Verhältnis geliefert. Berühmt ist die schwarze Suppe aus Schweine- fleisch, Blut, Essig und Salz. Bis auf die Familie und die Kinder- erziehung erstreckte sich das Recht des Staates. Schwächliche und ver- krüppelte Kinder wurden ausgesetzt. Vom- siebenten Jahre an wurden die Knaben öffentlich und gemeinsam erzogen. Sie wurden abgehärtet und körperlich fleißig geübt. Mitten im Winter mußten sie baden, barfuß gehen und auf Schilf aus dem Eurotas schlafen. Sie wurden häufig gegeißelt und durften dabei keinen Schmerz äußern. Zur Übung in der Kriegslist durften sie stehlen, wurden aber unbarmherzig gezüchtigt, wenn sie sich ertappen ließen. Den Alten waren sie Gehorsam und Ehrfurcht schuldig. Beim Sprechen mußten sie kurz und bündig („lakonisch") sein. Als Knaben gefragt wurden, was sie in Sparta lernten, antworteten sie lakonisch: „Gehorchen und befehlen!" — „Was wir als Männer wissen müssen!" — „In Athen lernt man reden, in Sparta handeln!" Nichts ehrte den Spartaner mehr als der Tod fürs Vaterland; nichts schändete ihn mehr als feige Flucht. Nicht um das Leben, wohl aber um die Ehre ihrer Söhne sorgten die Mütter. Siegreich mit dem Schilde oder tot auf dem Schilde, das war gleich ehrenvoll. Als einst eine spartanische Mutter erfuhr, daß ihr Sohn ehrenvoll gefallen sei, da rief sie glücklich: „Dazu habe ich ihn erzogen, daß er fürs Vaterland zu sterben wüßte!" An den Übungen der Knaben nahmen die Mädchen teil. Sie turnten und härteten sich ab. Die Frauen waren in Sparta mehr geachtet als irgendwo in Griechenland. 4. Lykurgs opfermutiges Ende und die Wirkung seiner Gesetze. Das Orakel zu Delphi urteilte über die Gesetze: „Solange Sparta ihnen treu bleibt, wird es groß, herrlich und unbesieglich sein!" Lykurg nahm einen Eid von seinen Mitbürgern, an seinen Gesetzen bis zu seiner Rückkehr nichts zu ändern, ging auf Reisen und kam nie wieder. Sparta aber dehnte kraft seiner Gesetze nach und nach seine Herrschaft auf den ganzen Peloponnes aus. — Besonders schwer war die Unter-

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 49

1899 - Gera : Hofmann
49 3. Der verbannte Feldherr und Athens Fall. Zehn unfähige Feldherren wurden nun an die Spitze gestellt. Sie gingen am Ziegen- fluß an der thracischen Küste vor Anker. Gegenüber lag die sparta- nische Flotte in stolzer Ruhe und ließ sich durch nichts zu einer Schlacht bewegen. Die Athener wurden sorglos und zerstreuten sich an der Küste. Alcibiades, der in der Nähe eine Zufluchtsstätte gefunden hatte, machte die Führer vergeblich auf die ungünstige Stellung der athenischen Flotte aufmerksam. Da überfiel sie plötzlich der Spartaner Lysander, ver- nichtete in einer Stunde die Flotte und zwang das Landheer zur Waffeu- streckung. Athen wurde nun zu Wasser und zu Lande eingeschlossen und endlich durch Hunger zur Übergabe gezwungen. Die Selbständigkeit Athens hörte auf. Die langen Mauern wurden niedergerissen, die Flotte 404 weggesührt und die Regierung 30 Tyrannen übergeben, die mit Willkür und Härte hausten. — Unter den Händen ihrer Meuchelmörder fiel auch Alcibiades in Kleinasien, einst der Abgott des Volkes und zuletzt von Freund und Feind gehaßt und verraten. 4. L'enophon, der berühmte Führer der Zehntausend. In dieser Zeit war Cyrus der Jüngere persischer Statthalter in Kleinasien. Er empörte sich gegen seinen Bruder, den persischen König Artaxerxes, und gedachte, ihn vom Throne zu stoßen. Ihn begleitete auf seinem Kriegszuge der beahmte griechische Geschichtsschreiber Lenophon mit 10000 griechischen Söldnern. Das Unternehmen mißglückte, und Cyrus fiel in der Schlacht im Zweikampfe mit seinem Bruder. Hierauf führte Lenophon die Zehntausend vom östlichen Ufer des Tigris durch feind- liche Heere und unwirtliche Gegenden unter tausend Gefahren und vielen Entbehrungen über 800 Stunden weit zurück bis an das Schwarze Meer. Als sie es erblickten, stießen sie den Freudenruf aus: Thalatta, Thalatta! („Die See, die See!"). Von den „Zehntausend" waren 6000 übriggeblieben. Der meisterhaft geleitete, heldenmütige Rückzug hatte gezeigt, wie überlegen der griechische Geist und Mut der persischen Schwäche und Prahlerei war. Lenophon hat diesen berühmten Rückzug in einem Buche beschrieben. Fragen: Welche Umstände beförderten die Blüte der griechischen Kunst? — Vergleichung der ägyptischen und babylonischen Baukunst und Bildhauerei mit der griechischen! — Welche Zweige der Kunst unterscheidet man? — Wie waren die griechischen Thearer und die Aufführungen darin? (Schillers „Kraniche des Jbykus".) — Warum wurde in Griechenland die Redekunst so eifrig gepflegt? — Welche Züge geben einiges Licht über die Stellung der Frau im alten Griechen- land? — Welches sind die Ursachen von Athens Fall? 13. Der Weltmeise Sokrates in Athen. 1. Der schlichte, edle Mann. Er war der Sohn eines Bild- hauers und erlernte selbst die Bildhauerkunst. Wie jeder Grieche, hat auch er dem Vaterlande als tapferer Krieger in drei Feldzügen gedient. Im 30. Jahre verließ er die Werkstätte und widmete sich nun ausschließlich dem Studium der Philosophie oder Weltweisheit, die dem Urgründe der Dinge nachforscht. Bewundernswert war die Reinheit seines Charakters, P o l a ck, Geschichtsbilder. 17. Ausl. Ausg.. B f. Mädchensch. 4

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 51

1899 - Gera : Hofmann
51 fängnis. Jeden Fluchtversuch verschmähte er. Noch 30 Tage laug unter- wies er seine Schüler. Den letzten Tag redete er viel über die Unsterb- lichkeit der Seele. „Ach, daß du unschuldig sterben mußt!" klagte einer der Schüler. „Wolltest du lieber, daß ich schuldig sei?" antwortete er. Ruhig trank er den Giftbecher, ging umher, bis die Füße schwer wurden, und streckte sich dann auf seinem Lager aus. Sein letztes Wort an einen Schüler war: „Vergiß nicht, dem Gott der Heilkunde einen Hahn zu opfern! Wir sind ihm einen schuldig." So starb der beste aller Männer des Altertums (399). 399 4. Die berühmtesten Schüler des Meisters. Sie weckten durch ihre Schriften erst das rechte Verständnis für ihren trefflichen Meister, hauptsächlich Platon. Platon ist berühmt als Philosoph, Xenophon als Geschichtsschreiber, Antisthenes als Gründer der cynischen Schule, die in der Bedürfnislosigkeit das höchste Lebensglück sah. Der berühmteste Cyniker ist Diogenes, der „rasende Sokrates". Die Epikuräer lehrten in jener Zeit nach ihrem Meister Epikur, daß im Genießen der rechte Gebrauch des Lebens bestehe. Dagegen lehrten Zenon und seine Anhänger, die Stoiker, daß in der Entsagung und dem Gleichmut der Seele die wahre Würde des Menschen liege. Ter Cyniker Diogenes aus Sinope wollte zum Naturzustände zurückkehren und suchte den Satz: „Wer am wenigsten bedarf, ist der Gottheit am nächsten" mit Über- treibung durchzuführen. Seine Wohnung war ein Faß, sein einziges Gerät ein Becher. Da er einen Knaben ohne Becher trinken sah, warf er den seinen auch fort. Bei Tage suchte er einst im Marktgewühl mit einer Laterne nach — „Menschen"! Als er sich vom Könige Alexander eine Gunst erbitten sollte, bat er: „Geh mir ein wenig aus der Sonne!" Alexander sagte nach seiner Unterhaltung mit ihm: „Beim Zeus, wenn ich nicht Alexander wäre, so möchte ich wohl Diogenes sein!" Fragen: Warum verurteilten die Richter den gerechten Sokrates? — Worin besteht die sokratische Methode? — Was ist nachahmenswert an Sokrates? — Was bedeuten die Aussprüche des Diogenes? — Beispiele von Undank aus der griechischen Geschichte und ihre Ursachen! 14. Epmninmidas in Theben. 1. Er bereitete die Befreiung Thebens still und weise vor. Nach der Niederwerfung Athens gewann die spartanische Herrschaft in Griechenland die Oberhand; aber bald drückte das spartanische Joch härter als das athenische. Die Unzufriedenheit der schwächeren Staaten wuchs und wurde von den Persern geschürt. Die Spartaner überfielen und besetzten die Burg in Theben, bedrückten die Stadt und vertrieben die 383 besten Männer. Nur der edle Epaminondas durfte Zurückbleiben, weil er wegen seiner Armut und seiner Beschäftigung mit Künsten und Wissen- schaften nicht gefährlich erschien. Er sammelte die thebanischen Jünglinge zu Turn- und Waffenübungen um sich. Daraus entstand später die helden- mütige „heilige Schar". Bald sollte die Stunde der Befreiung schlagen. 2. Er führte sie mit Pelopidas mutig durch. Der reiche und feurige Pelopidas begab sich mit mehreren Genossen in Jägerkleidung 4*
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