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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 37

1899 - Gera : Hofmann
37 Tüchtigkeit unwiderstehlich zu machen. Sie umfaßte den Staat, die Gesellschaft und die Familie. An der Spitze des Staates standen zwei Könige, welche Anführer im Kriege, die obersten Priester, Vorsitzende der Gerusia und Vollstrecker der Gesetze waren. Die Gerusia bestand aus 28 Geronten (Greisen über 60 Jahre) und den beiden Königen und war die höchste richterliche und Verwaltungsbehörde. Die fünf Ephoren führten anfangs die Aufsicht über die Sicherheit der Bürger; später legten sie sich auch die Aufsicht über die Könige bei und wurden so die wichtigste Behörde. Die Volksversammlung bestand aus den Spartiaten, die über 30 Jahre alt waren; sie beschloß die Gesetze durch bejahenden oder verneinenden Zuruf. Das Land um Sparta war in gleichgroße Freigüter für die Spartiaten, das dahinterliegende in gleichgroße Lehensgüter für die Periöken geteilt; der Grundsatz der Gütergleichheit sollte durchgeführt werden. Um Einheit und Einfachheit in der Gesellschaft zu erhalten, war aller Luxus, der Besuch aller Fremden und das Reisen im Aus- lande verboten, eisernes Geld und gemeinsames Essen eingeführt. Die Zuthaten zu den Mahlzeiten wurden von den Einzelnen nach bestimmtem Verhältnis geliefert. Berühmt ist die schwarze Suppe aus Schweine- fleisch, Blut, Essig und Salz. Bis auf die Familie und die Kinder- erziehung erstreckte sich das Recht des Staates. Schwächliche und ver- krüppelte Kinder wurden ausgesetzt. Vom- siebenten Jahre an wurden die Knaben öffentlich und gemeinsam erzogen. Sie wurden abgehärtet und körperlich fleißig geübt. Mitten im Winter mußten sie baden, barfuß gehen und auf Schilf aus dem Eurotas schlafen. Sie wurden häufig gegeißelt und durften dabei keinen Schmerz äußern. Zur Übung in der Kriegslist durften sie stehlen, wurden aber unbarmherzig gezüchtigt, wenn sie sich ertappen ließen. Den Alten waren sie Gehorsam und Ehrfurcht schuldig. Beim Sprechen mußten sie kurz und bündig („lakonisch") sein. Als Knaben gefragt wurden, was sie in Sparta lernten, antworteten sie lakonisch: „Gehorchen und befehlen!" — „Was wir als Männer wissen müssen!" — „In Athen lernt man reden, in Sparta handeln!" Nichts ehrte den Spartaner mehr als der Tod fürs Vaterland; nichts schändete ihn mehr als feige Flucht. Nicht um das Leben, wohl aber um die Ehre ihrer Söhne sorgten die Mütter. Siegreich mit dem Schilde oder tot auf dem Schilde, das war gleich ehrenvoll. Als einst eine spartanische Mutter erfuhr, daß ihr Sohn ehrenvoll gefallen sei, da rief sie glücklich: „Dazu habe ich ihn erzogen, daß er fürs Vaterland zu sterben wüßte!" An den Übungen der Knaben nahmen die Mädchen teil. Sie turnten und härteten sich ab. Die Frauen waren in Sparta mehr geachtet als irgendwo in Griechenland. 4. Lykurgs opfermutiges Ende und die Wirkung seiner Gesetze. Das Orakel zu Delphi urteilte über die Gesetze: „Solange Sparta ihnen treu bleibt, wird es groß, herrlich und unbesieglich sein!" Lykurg nahm einen Eid von seinen Mitbürgern, an seinen Gesetzen bis zu seiner Rückkehr nichts zu ändern, ging auf Reisen und kam nie wieder. Sparta aber dehnte kraft seiner Gesetze nach und nach seine Herrschaft auf den ganzen Peloponnes aus. — Besonders schwer war die Unter-

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 60

1899 - Gera : Hofmann
60 im Kriege. Die Hörigen standen im Schutze einzelner Patricier und waren zu gewissen Diensten verpflichtet. Rechtlos waren die Sklaven. Unter Ancus Marcius wurden die Bürger der unterworfenen latinischen Städte in das römische Bürgerrecht ausgenommen, aber ohne das Recht, ein Staatsamt zu bekleiden, und ohne Stimmrecht in den Volksver- sammlungen; sie hießen Plebejer (von Plebs, d. h. niederes Volk). In langen, zähen Kämpfen haben sie dann später den bevorzugten Pa- trieiern ein Recht nach dem andern abgerungen, bis sie Gleichstellung mit ihnen erkämpft hatten. 4. Wie Rom zur Republik ward. Servius Tullius teilte das ganze Volk nach dem Vermögen in fünf Klassen, um die Leistungen der Bürger für den Kriegsdienst und an Steuern festzustellen. Jeder Römer war wehrpflichtig. Reiche dienten zu Roß, Ärmere zu Fuß. Jeder rüstete sich nach seinem Vermögen. Ältere Bürger hatten als eine Art Landwehr die Stadt zu verteidigen. Servius Tullius ließ noch zwei Hügel bebauen und führte eine feste Mauer um die „Sieben- hügelstadt". Ihn ermordete mit Zustimmung seiner Tochter Tullia sein Schwiegersohn Tarquinius Superbus, d. h. der Stolze. Dieser führte eine gewaltthätige Militärherrschaft ein und unterdrückte die Frei- heiten des Volkes. Von seinen Verwandten entging bloß Brutus seiner blutigen Hand, weil er sich blödsinnig stellte. Während des Königs Heer eine Stadt belagerte, hatte sein jüngster Sohn die edle Lucretia, des Collatinus Gattin, in frevelhafter Weise beschimpft. Im Übermaße des Schmerzes und der Scham erstach sich diese. Neben der Leiche auf dem Markte, mit dem blutigen Dolche in der Hand, entstammte Brutus das Volk zur Vertreibung der Tyrannen. Das Königtum wurde für ewige Zeiten abgeschafft, und Brutus und 510 Collatinus wurden als erste Konsuln der Republik gewählt (510). (Die Geschichte Roms unter den sieben Königen und den ersten Kon- suln ist so von der Sage ausgeschmückt, daß es schwer, ja unmöglich ist, Wahrheit und Dichtung scharf auseinander zu halten. Erst in der Zeit des ersten punischen Krieges werden die Geschichtsquellen zuverlässiger.) Fragen: Was begünstigte das Gedeihen Roms? — Was ist bezeichnend in der Sagengeschichte Roms für den Charakter der Römer? — Welche Bedeutung haben die Frauen in dieser Sagengeschichte? — Wie sind die Pflichten der Vestalin auf jede Frau zu deuten? — Wie ist die Siebenhügelstadt gewachsen? — Was bedeutet der offene, was der geschlossene Janustempel? 18. Äußere und innere Kämpft -er jungen Republik. 1. Äußere Kämpfe gegen Tarquinius und seine Helfer. Jüngere Männer zettelten in Rom eine Verschwörung an, wodurch die Konsuln beseitigt und die Tarquinier zurückgeführt werden sollten. Sie wurde entdeckt und das Todesurteil über die Teilnehmer gesprochen. Sogar zwei Söhne des Brutus waren darunter. Collatinus wollte sie retten, aber Brutus sprach: „Als Vater möchte ich sie begnadigen, als Konsul darf ich nicht." In der Schlacht am arsischen Walde durchbohrten sich Brutus und ein Sohn des vertriebenen Tarquinius im Zweikampfe,

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 62

1899 - Gera : Hofmann
62 Verräter des Vaterlandes geboren haben?" rief er aus: „O Mutter, Mutter, Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn verloren!" Die er- bitterten Volsker sollen ihn in einem Auflaufe erschlagen haben. 4. Gegen die Decemvirn (Zehnmänner). Um der Willkür der Richter vorzubeugen, verlangten die Tribunen geschriebene Gesetze. Nach langem Sträuben der Patricier wurden zehn rechtskundige Männer mit der höchsten Gewalt und mit Abfassung der Gesetze betraut. Nach- dem diese Decemvirn sorgfältig einheimisches und griechisches Recht studiert hatten, wurde das Zwölftafelgesetz gegeben und öffentlich aufgestellt. Es ist die Grundlage des berühmten römischen Rechtes. Aber die Decemvirn mißbrauchten ihre amtliche Gewalt und verlängerten sie ohne jedes Recht. An ihrer Spitze stand der schlimme Appius Clau- dius. Dieser wollte dem plebejischen Hauptmann Virginius seine Tochter Virginia durch einen falschen Rechtsspruch entreißen; da stieß der Vater in der Verzweiflung seiner Tochter auf dem Forum ein Fleischermesser ins Herz. Das empörte Volk erzwang nun die Absetzung der Decem- virn, und Appius Claudius erhängte sich im Gefängnis. 5. Gegen die Standesvorrechte. Der Kampf der Patricier für Erhaltung ihrer Vorrechte gegen die Plebejer, welche Gleichstellung forderten, dauerte 200 Jahre. Durch Zähigkeit errangen die letzteren ein Recht nach dem andern. So konnte gegen die Aussprüche der höchsten Staatsgewalt Berufung an das Volk eingelegt werden. Ehen zwischen Patriciern und Plebejern wurden gestattet, die Plebejer nach und nach zu allen hohen Staatsämtern und endlich auch zu den priesterlichen 300 Ämtern zugelassen (300). Aus der Rechtsgleichheit entwickelte sich nun Roms Weltgröße. Fragen: Welche Bedeutung haben die einzelnen Errungenschaften der Plebejer? — Welche Frauen übten einen bedeutsamen Einfluß in dieser Zeit der Kämpfe? — Woraus schließen wir auf eine geachtete Stellung der Frauen in Rom? — Vergleiche Tarquinius Superbus und die Decemvirn! 19. Oie Unterwerfung von Mittel- und Unteritalien. 1. Wie der gerechte Camillus mit Undank belohnt wurde. In einem Angriffskriege gegen die Nachbarn eroberte der Diktator Ca- millus die mächtigste Stadt Etruriens, Veji, nach zehnjähriger Belage- rung durch einen unterirdischen Gang. Das Heer hatte in diesem Kriege zum erstenmal Sold erhalten und war auch den Winter über im Felde geblieben. Weil sich aber Camillus der Verteilung des vejentischen Ackers widersetzte und das Volk durch seinen Edelmut um die Plünderung einer eroberten Stadt brachte, so wurde er von den Volkstribunen der Verun- treuung von Beute angeklagt. Da ging der stolze Mann freiwillig in die Verbannung und bat die Götter, Rom bald in die Lage zu bringen, ihn zurückrufen zu müssen. 2. Wie Manlius und Camillus Rom vor den Galliern retteten. Schwärme von Galliern unter Brennus drangen um diese Zeit von den Alpen verheerend in Mittelitalien ein. Als römische Gesandte sie nach ihrem Rechte fragten, antwortete Brennus: „Das Recht führe ich

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 94

1899 - Gera : Hofmann
94 das Evangelium des Friedens in Asien Afrika und Europa aus. Unter dem Kaiser Nero war in Rom schon eine blühende Christengemeinde. 2. Verfolgung unter Nero. Neros Erziehung hatte der Philosoph Seneca geleitet. Kurze Zeit regierte er mild und weise, dann durch- brach seine böse Natur alle Schranken. Er ließ seinen Bruder vergiften, seine Mutter nach einem mißglückten Versuche, sie auf einem Schiffe zu ertränken, erdolchen und seine Gattin hinrichten. Sein Lehrer Seneca mußte sich auf seinen Befehl töten (er öffnete sich im Bade die Adern). Nero trat öffentlich selbst als Schauspieler, Sänger und Wagenlenker auf. Als eine große Feuersbrunst in Rom ausbrach, hieß es, Nero habe die Stadt anzünden lassen, um das Bild eines großen Brandes zu haben. In das Flammenmeer soll er von den Zinnen seines Schlosses geschaut und dabei aus Virgils Änöide den Brand Trojas vorgetragen haben. Aus den zusammengeraubten Schätzen ließ er Rom schöner aufbauen und ans dem Palatinus das goldne Haus errichten. Der Verdacht der Brandstiftung wurde ans die Christen abgewälzt. Gegen diese Unschul- digen wandte sich nun die Volkserbitterung. Unerhörte Martern wurden ausgesonnen. Sie wurden in Säcke gesteckt und ins Wasser geworfen, in Gärten angepfählt, mit Brennstoffen überstrichen und als Fackeln an- gezündet, den wilden Tieren vorgeworfen, gekreuzigt (Petrus), enthauptet 64 (Paulus) rc. Das war die erste Christenverfolgung. Nachdem Nero 14 Jahre die hündische Geduld des römischen Volkes mißbraucht hatte, rief endlich das Heer einen Gegenkaiser aus. Nero tötete sich auf der Flucht und starb mit den Worten: „Welch ein Künstler stirbt in mir!" 3. Die Zerstörung Jerusalems. Die römischen Statthalter hatten Judäa ausgesogen und durch entsetzlichen Druck die Juden so lange ge- reizt, bis sie sich empörten und alle Römer aus dem Lande trieben. Nero schickte den Feldherrn Vespasian gegen sie. In dem dreijährigen Ver- nichtungskampfe fielen Tausende unter dem Schwerte. Aus einer Höhle wurde mit anderen Flüchtlingen auch der Geschichtsschreiber Josephus gezogen und begnadigt. Schon schickte sich Vespasian zur Belagerung Jerusalems an, da wurde er zum Kaiser ausgernfen und eilte nach Rom. Seinem Sohne Titus übertrug er den Oberbefehl in Palästina. In Jerusalem, wo drei Parteien sich wütend bekämpften, war wegen des Passahfestes viel Volk^zusammengedrängt. Da schlug Titus eine Wagenburg um die Stadt und ließ Sturmböcke und Türme gegen die Mauern führen. Der Hunger begann zu wirken, denn alle Zufuhr war abgeschnitten. Die Juden machten wütende Ausfälle, verbrannten die Belagerungsmaschinen und trieben die Römer zurück. Nun ließ Titus eine Mauer um die Stadt ziehen. Immer grauser wurde das Gespenst des Hungers. Man aß das Leder der Schuhe, Gürtel und Schilde, Heu und Unrat, ja eine vornehme Frau schlachtete ihr eigenes Kind. Die Toten begrub man nicht mehr, sondern warf sie über die Mauer. Die Überläufer wurden von den Römern entweder gekreuzigt oder er- schlagen und ihr.leib nach verschlucktem Golde durchsucht. Endlich wurde die Burg Antonia erobert, aber noch immer wiesen die Verblendeten jedes Anerbieten der Gnade zurück. Den Tempel hatten sie zu einer

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 73

1899 - Gera : Hofmann
— 73 — 6h. Rom mit dem Aapitol zur Zeit der Republik. Nach der Rekonstruktion des Prof. Bühlmann (Roth, Rom. Geschichte.) die Strenge der Censoren, als Wächter der Sitten, konnte dem Ver- derben keinen Einhalt thun. Der strenge Cato seufzte: „Einer Stadt, wo ein Fisch mehr kostet als ein Ochse, ist nicht mehr zu helfen." 3. Die beiden Gracchen und ihre Mutter Cornelia. Tiberius und Gajus Gracchus waren die edlen Söhne der vortrefflichen Cornelia. Diese edle Römerin war die Tochter des älteren Scipio Africanus. Sie wurde früh Witwe, schlug aber die Hand des ägyp- tischen Königs aus, um sich nur der Erziehung ihrer Söhne zu widmen. Als sie einst nach ihrem Schmucke gefragt wurde, wies sie auf ihre Söhne und sprach: „Diese sind mein Schmuck!" Sie war durch ihre Bildung berühmt. Ihre Briefe wurden als Muster schöner Sprache bewundert. Zu ihren Söhnen sagte sie einst: „Noch immer nennt man mich die Tochter Scipios; wann wird man mich die Mutter der Gracchen nennen?" Das dankbare römische Volk ehrte sie später als „Mutter der Gracchen" durch eine Bildsäule. Aus Mitleid mit dem Volke wollten beide Brüder ein altes Ackergesetz erneuern und durch allerlei volks- freundliche Einrichtungen einen tüchtigen Mittelstand schaffen, die Herrschaft der Aristokraten und Reichen aber stürzen. Nach jenem Ackergesetz sollte kein Reicher über 500 Morgen Staatsländereien be- sitzen. Die übrigen Staatsländereien sollten jetzt zu je 30 Morgen an die Ärmeren verlost werden, damit ein freier Bauernstand sich bildete. In den darauf folgenden Unruhen, die 12 Jahre dauerten, wurden beide Brüder getötet. Die Aristokraten bauten aus Dankbarkeit „der Eintracht" einen Tempel. Die Staatsländereien wurden durch Volks- beschluß zinsfreies Privateigentum der Inhaber. Wie sehr Ehre und Sitte in Rom gesunken waren, zeigt das Beispiel

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 74

1899 - Gera : Hofmann
74 des numidischen Königs Jugurtha. Sechs Jahre lang verübte dieser ungestraft die gröbsten Verbrechen. Durch Bestechungen blendete er die Augen und band er die Hände der Gerechtigkeit. „Ganz Rom ist seih wenn sich nur ein Käufer findet", sagte er. —- Habsucht und Herrschsucht führten nun zu greuelvollen Bürgerkriegen. Fragen: Was bedeutet Catos Ausspruch? — Was bedeuten die Worte der Cornelia? — Warum scheiterte der gracchische Plan? — Wie konnte Jugurtha sechs Jahre sein Wesen treiben? 24. Marius und Sulla. 1. Marius als Sieger über Cimbern und Teutonen. Die Cimbern und Teutonen waren zwei germanische Völker aus Jütland von riesigem Körper und unwiderstehlicher Kraft. In Tierfelle gekleidet, führten sie ihr Hab und Gut auf Karren mit sich, die sie mit Tierhäuten überspannt hatten. Ihre Waffen waren Schilde, Schwerter und Streit- kolben; als Schutzwall diente ihnen eine Wagenburg aus ihren zusammen- gefahrenen Karren. Sie erschienen an den Alpenpässen und vernichteten ein römisches Heer. Dann durchzogen sie die Schweiz und fielen verheerend in Gallien ein. Sie schlugen vier römische Heere, und der „Cimbern- schrecken" wurde sprichwörtlich in Rom. Da wurde Marius der Retter Italiens. Er war eines Bauern Sohn, rauh und derb, ohne höhere Bil- dung, aber riesenstark, kühn, tapfer und klug. Durch Verschanzungen geschützt, gewöhnte er in kleinen Gefechten feine Soldaten an den Anblick, das Kriegsgeheul und die Fechtweise der Deutschen. Dann schlug er in der zweitägigen mörderischen Schlacht bei Aquä Sextiä im Rhone-Delta 102 die Teutonen und nahm ihren Führer Teutobod gefangen. Inzwischen waren die Cimbern über den Brennerpaß nach Italien gezogen und hatten sich's in dem herrlichen Lande wohl sein lassen. 101 Da erschien Marius und vernichtete sie 101 bei Vercellä in der Po- ebene nach verzweifelter Gegenwehr, an der sogar die Weiber teilnahmen. Sie bewachten die Wagenburg und trieben die Flüchtigen zurück ins Gefecht. Marius war sechsmal zum Konsul gewählt worden und wurde der dritte Gründer Roms genannt. 2. Sulla als Wettbewerber des Marius. Mithridates, König von Pontus (am Schwarzen ^ Meer), war einer der grimmigsten und gefährlichsten I Feinde Roms, ein Mann von riesiger Kraft, unter- j nehmendem Geiste, großen Fähigkeiten — er sprach ' 22 Sprachen —, aber ein Barbar von Gemüt. An einem Tage ließ er 80o00 Italiker in Kleinasien es. Mithridates. abschlachten, machte sich zum Herrn von Vorderasien Münze. W. und drang bis Athen vor. 6*5. Marius. W.

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 75

1899 - Gera : Hofmann
— 75 — Zuerst war dem Sulla, einem feingebildeten Manne von der Partei der Aristokraten (Vornehmen), vom Senate der Oberbefehl gegen Mithri- dates übertragen worden. Marius, der bei dem geringen Volke sehr beliebt war, setzte es aber mit dessen Hilfe durch, daß er ihm wieder abgenommen wurde. Da brach der erste Bürgerkrieg aus. Sulla 88 rückte mit seinem Heere gegen Rom, nahm es mit stürmender Hand, ließ den Marius ächten, verfolgte dessen Anhänger und verstärkte den Senat mit seinen Freunden. Dann zog er gegen Mithridates, besiegte ihn in Griechenland und Kleinasien und zwang ihn zum Frieden. 84 3. Marius als Flüchtling. Der geächtete Marius rettete sich durch eine Flucht voll Abenteuer. Er wurde entdeckt und zum Tode verurteilt. Als ihn ein Sklave im Gefängnis töten sollte, fuhr er diesen mit blitzenden Augen und donnernder Stimme an: „Mensch, du wagst es, den Gajus Marius zu töten?" Der Sklave warf den Dolch weg und stürzte fort. Man entließ den Gefangenen. Glücklich kam er nach Afrika. Von hier verwies ihn der römische Proprätor oder Statt- halter. Den Boten sah Marius mit starren Augen an und brach in die Worte aus: „Sage deinem Herrn, du habest den Marius als Flücht- liug auf den Trümmern Karthagos sitzen sehen!" Dann verbarg er sich mit seinem Sohne auf einer Insel. 4. Marius zum siebentenmal Konsul. Inzwischen war sein Freund Cinna in Rom zur Herrschaft gekommen und rief Marius mit seinem Anhang zurück. Grauenhaft wüteten nun die marianischen Horden gegen die Sullaner. Jeder wurde niedergestoßen, dessen Gruß Marius nicht erwiderte. Doch schon in der dritten Woche seines siebenten Kon- sulats raffte der Tod den Marius infolge der steten fieberhaften Auf- regungen hinweg. Er war immer der Liebling des niedern Volkes ge- wesen. Cinna wurde von seinen eigenen Soldaten erschlagen. 5. Sullas furchtbare Rache durch die Ächtungslisten. Nach drei Jahren kehrte Sulla als Sieger zurück und nahm furchtbare Rache an seinen Feinden. Nicht vergeblich hatten ihm die Bürger ein Beil mit einem goldnen Kranze entgegengetragen. Nachdem er die Heere der Gegner in 15 Schlachten besiegt, ließ er eine Liste seiner Gegner an- fertigen und setzte einen hohen Preis auf den Kopf jedes Marianers. Aus Rachsucht und Habgier wurden in Italien an 40 000 Bürger hingeschlachtet. Sulla, zum Diktator ernannt, beschränkte nun die Gewalt der Tribunen und erweiterte die Macht des Senats und der Aristokraten. Um die tiefgesunkenen Sitten zu heben, setzte er harte Strafen auf Ehebruch, Giftmischerei, Urkundenfälschung und andere Verbrechen. Nach zwei Jahren legte er die Diktatur nieder, zog aus ein Landgut und lebte da den Musen und den sinnlichen Vergnügungen. Er starb am Blutsturz. Seine Leiche wurde mit dem feierlichsten Gepränge in Rom begraben. 78 Fragen: Welches sind die Ursachen des ersten Bürgerkrieges? — Was waren und was wirkten Proskriptionen? — Vergleiche Marius und Sulla! — Was machte Marius zum Liebling des niedern Volkes? — „Der Triumphbogen des Marius" von Kinkel.

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 82

1899 - Gera : Hofmann
82 ?1- Das römische Forum zur Kaiserzeit. Rekonstruktion nach Rehlender. eine Kette, eine Handmühle, einen Topf, einige Pfähle und Lebensmittel auf einen halben Monat, im ganzen ein Gewicht von 30 kg. Vor einer Schlacht wurde diese Last abgelegt. Strenge Strafen schreckten den feigen, Beute und Ehre lockten den tapfern Soldaten. — 2. Seine herrliche Residenz. In Rom herrschte eine unbeschreib- liche Pracht, besonders in den Tempeln, Theatern und Bädern. Augustus rühmte von sich, daß er die Backsteinstadt in eine Marmorstadt ver- wandelt habe. Auf dem palatinischen Hügel erhob sich die kaiserliche Burg. Das kaiserliche Rom erhielt unter Augustus und seinen Nach- folgern einen Prachtbau nach dem andern. Die Bauart vereinigte in gefälliger Weise den einheimischen Gewölbe- und Kuppelbau mit dem griechischen Säulenbau. Der große Zirkus war eine Rennbahn für allerlei Wettrennen, an denen die Römer ein besonderes Gefallen fanden. Über 100 000 Schaulustige fanden Platz darin. Das herrliche Pantheon war allen Göttern geweiht und ist heute die Märtyrer- kirche. Das Kolosseum war ein riesenhaftes, vierstöckiges Rundtheater für Wettkämpfe von Menschen und Tieren mit mehr als 80 000 Sitz- plätzen. Hier ergötzte sich das schaulustige Volk an den Fechterkämpfen und Tierhetzen. Die Fechter oder Gladiatoren waren Kriegsgefangene oder Sklaven oder Verbrecher. Sie wurden lange und fleißig im Fechter- handwerk geübt und mußten dann vor den Augen von Tausenden in der Arena, dem eiförmigen Kampfplatz, auf Tod und Leben mitein- ander kämpfen. Zeigten sie sich lässig oder schonten sich gegenseitig, so wurden sie mit Peitschen und glühenden Stangen gegeneinander getrieben. Die unterliegenden Fechter wurden verschont oder getötet, je nachdem die Zuschauer ihre Daumen erhoben oder senkten. Ebenso beliebt wie die Fechterkämpse waren die Tier hetzen. Löwen, Tiger, Elefanten und

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 83

1899 - Gera : Hofmann
✓ — 83 — andere wilde Tiere wurden durch Hunger, Peitschenknallen, Verwundung durch Fackeln oder Stacheln zur Wut gereizt und auf den Fechter zu einem Kampfe auf Leben und Tod losgelassen. Das gegenseitige Zer- fleischen von Mensch und Tier war Augenweide für das entartete Volk. Je mehr Blut floß und je mehr Tiere und Menschen fielen, — oft viele hundert —, desto gelungener war das Schauspiel! Unter den prächtigen Marktplätzen zeichnete sich der Tr ajan s mit einer Ehrensäule aus, die mit allerlei Bildwerk und Inschriften bedeckt war. Den Kaisern Titus und Konstantin wurden später schöne Triumphbogen errichtet (vergl. Abb. 81). Sehr ge- schickt und dauerhaft waren die Heer- straßen angelegt. Sie gingen von dem goldenen Meilensteine auf dem Forum Romanum aus und liefen nach allen Teilen des weiten Reiches. Großartig waren die Wasser- leitungen, prachtvoll und vielbenutzt die öffentlichen Badehäuser. Alle diese Bauwerke finden sich noch heute in Rom entweder in Trümmern oder in veränderter Benutzung. Neben dem unsinnigsten Luxus der Reichen in Rom seufzte das Elend der zahlreichen Armen. Die Sitten verfielen immer mehr. Die Götter wurden verlacht, die Ehen gebrochen, das Familienleben zerstört, die ehrliche Arbeit verachtet, die unsinnigsten Schwelgereien getrieben, Mitleid und Erbarmen gegen Unglückliche vergessen und täglich neuen Vergnügen nachgelaufen. Ein Dichter seufzte angesichts dieser Sittenverderbnis: „Es ist schwer, kein Spottgedicht zu schreiben!" 3. Seine kluge Regierung. Der Wille eines Einzigen lenkte die ungeheure Staatsmaschine. Aber klug ließ er die Republik zum Schein fortbestehen und begnügte sich, alle höheren Ämter in seiner Person zu vereinigen und sie sich jährlich erneuern zu lassen. Dem ruhebedürftigen Volke gab er Brot und Spiele. Den Erpressungen der Beamten wehrte er und führte feste Gehälter ein. Künste und Wissenschaften wurden besonders von seinem hochgebildeten Freunde Mäcenas gefördert. Vir- gilius dichtete die Änöide, Horatius seine Oden, Ovidius die Meta- morphosen und Phädrus seine Fabeln. Man nennt diese Zeit das Augusteische oder goldene Zeitalter der Litteratur. Das glückliche Volk nannte Augustus den „Vater des Vaterlandes". Seinen Nachfolgern rief man zu: „Sei glücklicher als Augustus und besser als Trajan!" Mon der römischen Schrift. Griechen und Römer schrieben auf Wachstafeln und Papyrusrollen, in den Zeiten nach Christi Geburt auch 6*

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 123

1899 - Gera : Hofmann
123 Worten: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" (814). 814 Sein Leichnam wurde einbalsamiert und im kaiserlichen Schmucke angeblich aufrecht in der Gruft des Domes zu Aachen beigesetzt, die Gruft aber mit Spezereien gefüllt. Auf goldenem Stuhle sitzend, die Krone auf dem Haupte, das Evangelienbuch auf den Knieen, die goldene Pilgertasche an der Hüfte, Zepter und Schild zu Füßen, so soll ihn im Jahre 1000 Kaiser Otto Iii. gefunden haben, als er das Gewölbe öffnen ließ, um den großen Toten zu schauen. Fragen: Weshalb heißt Karl „der Große"? — Der Name Bertha in seiner Familie! — Die Grenzen und Teile seines Reiches! — Warum führte er die vielen Kriege? — Wie war damals das Verhältnis zwischen Papst und Kaiser? — Weshalb zogen sich die Sachsenkriege so in die Länge? — Was hatten die verschiedenen „Grafen" zu bedeuten? — Die Bedeutung der Marken! — Die Entwicklung der Nordmark (Brandenburg), Ostmark (Österreich) und der Mark Meißen (Sachsen)! — „Pippin der Kurze" von Bauer. — „Die Schule der Stutzer" von Simrock. — „Wie Kaiser Karl schreiben lernte," „Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt," „Wie Kaiser Karl Besuch bekam" und „Wie Kaiser Karl in Büchern las" von Gerok. — „Frankfurts Gründung" von Kopisch. — „Das weiße Roß" von M. v. Oör. — „Wittekind" von Platen. — „König Karls Meerfahrt", „Klein Roland" und „Roland Schildträger" von Uhland. — „Der sterbende Roland" von Stöber. — „Rheinsage" von Geibel. 39. Die Karolinger. 1. Der schwache Ludwig der Fromme. Er ließ sich zu einer Teilung des Reiches unter seine drei Söhne Lothar, Pippin und Ludwig bereden. Als später Ludwig seinem nachgeborenen Sohne Karl dem Kahlen auf Betreiben seiner Gattin Judith von Bayern in einer neuen Teilung die besten Landesteile zuwenden und die andern Söhne verkürzen wollte, erhoben sich diese, brachten die Truppen des Kaisers auf dem Lügenfelde unweit Kolmar zum Abfall und nötigten so Ludwig, sich zu ergeben. Ja, Lothar sperrte ihn in ein Kloster und zwang ihn, öffentlich Kirchenbuße zu thun. Da fürchteten die Brüder Lothars Übermacht. Mit den Waffen befreiten sie ihren Vater und setzten ihn wieder auf den Thron. Er starb gramgebeugt auf einer Rhein- insel bei Ingelheim (840). 840 2. Seine uneinigen Söhne. Nun beanspruchte Lothar als Kaiser die Oberhoheit über alles Land. Aber Ludwig und Karl der Kahle verlangten eine Teilung. Sie schlugen Lothar und nötigten ihn endlich zum Vertrage von Verdun (843), in dem das Reich Karls des 843 Großen geteilt wurde: Lothar bekam Italien mit der Kaiserwürde und einen Landgürtel vom Mittelmeer bis zur Nordsee, Rhone und Rhein entlang (Burgund und Lothringen = Lothars Reich); Karl der Kahle erhielt Westfranken und Ludwig Ostfranken nebst einigen Städten auf dem linken Rheinufer. 3. Der erste deutsche König, Ludwig der Deutsche. Er war ein Regent voll Kraft und mutigen Herzens. Gefährliche Feinde be- drohten sein Reich. Im Norden machten die Normannen, ein Volk von germanischer Abkunft, unter ihren Seekönigen di'e nördlichen und westlichen Meere auf ihren „Wikingerzügen" unsicher und drangen mit
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