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1. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 96

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 96 — eine neue Heimat gründeten und beutsche Sitte verbreiteten. Da durch die Auswanberung die Zahl der Bauern immer geringer mürbe und die Bemirtschaftung der ßänbereien nicht mehr in der bisherigen Weise erfolgen sonnte, sahen sich schon beswegen manche Grundherren genötigt, die Lage ihrer Leibeigenen zu bessern. Durch die Einführung neuer Mturgemächfe, durch Verbreitung des Wein-') und Obstbaues, durch umfangreiche Robungen und durch die Einführung der 2) reife Iber * wirtschaft (Brache, Winterfrucht, Sommerfrucht) suchten die Bauern reichere Erträge aus ihren ßänbereien zu erzielen, und ba der Wert des Gelbes bebeutenb stieg, kam biefer Aufschwung auch der ßanbmirtfchaft zugute. Das ß e b e n bot das Bilb ehrmürbiger Sitten und eifriger Arbeitsamkeit, aber babei fehlte es nicht an ßebensluft und fröhlichen Festen. Am Herbfeuer und in der Spinnftube würden alte Sagen und Geschichten erzählt und fröhliche ßieber gesungen, unter der Dorflinbe schwangen sich Jüngling und Jungfrau in munteren Reigen, und am Jahrmarktstage gab sich jung und alt einer oft ausgelassenen Freube hin. Wissenschaft und Kunst. Wie früher, so lag auch jetzt noch der Unterricht der Hauptsache nach in den Hänben der Kloster-geistlichen; in den Stäbten gab es Schreibschulen und ßateinfchulen. Durch die Kreuzzüge und den Aufenthalt der ftaufifchen Kaiser in Italien erhielten Wissenschaft und Kunst eine mächtige Anregung. Die Kenntnisse der Araber in der Mathematik, Astronomie, Mebizin und den Naturwissenschaften wirkten förbernb auf biefe Wissenszweige in Europa. Die ßehre von der Kugelgestalt der Erbe beschäftigte die Gelehrten. Europäische Mönche zogen in kühnem Glaubensmut aus, um den Völkern Inner - Asiens das Christentum zu oerfünbigen; bereits zu Ansang des vierzehnten Jahr-hunberts war die Hauptstabt des chinesischen Reiches der Sitz eines Erzbischofs. Der Venetianer Marco Polo bereiste das östliche Asien und veröffentlichte seine Erlebnisse in einem Werke, das eine geschätzte Quelle für die Kenntnis biefes ßanbes würde. — Die G e -fchichtfchreibung fanb ihren vornehmsten Vertreter in dem Bifchof Otto von Fr eifing, der eine ßebensbefchreibung des grotzen Kaisers Friedrich I. abfaßte. Seit dem 13. Jahrhundert bewahrten namentlich die Stäbtechroniken der Nachwelt wichtige geschichtliche Nachrichten auf. *) Der Weinbau drang bis an den Schweriner See und die Nogat vor.

2. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 109

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 109 — erben. Ihren Inhabern mürben wichtige Hoheitsrechte (Regalien) zugesprochen, so das Recht, Bergwerke innerhalb ihrer Gebiete anzulegen, Münzen mit ihrem Bildnis zu schlagen, Zölle zu erheben und den Juden Schutz zu gemähren. Ferner mürbe ihnen die ausschließliche Gerichtsbarkeit in ihren Ländern zuerkannt. So mürbe die kaiserliche Macht bebeutenb geschmächt, mährenb die Fürsten selbständiger mürben. Die Städte konnten nach den Bestimmungen der Golbenen Bulle nur Bünbnisse zum Schutze des Landfriedens schließen; Pfahlbürger bürsten als Vollbürger nicht aufgenommen merben. Ein Recht, die Fürstenversammlung (Hoftag) zu beschicken, mürbe ihnen ebenfalls nicht eingeräumt. Dem mächtig emporblühenden Bürgertum maren die Bestimmungen der Goldenen Bulle ein Hemmschuh. Vergrößerung der Hausmacht. Durch Zahlung einer Geldsumme brachte Karl 1373 die Mark Brandenburg an sich; ferner mußte er fein Besitztum durch die (Ermerbung von Schlesien, der Nieder» lausitz und anberer Gebietsteile bis an die Tore Nürnbergs zu erweitern. Durch reiche Geldgeschenke machte er es möglich, daß schon bei feinen Lebzeiten fein Sohn Wenzel, der Erbe Böhmens, zum deutschen König gemählt murde. Brandenburg vererbte er feinem Sohne Sigismund, und dessen Better Jost erhielt Mähren. Deutschland unter Karl Iv. 2) Unglücksfälle im Reiche. Gleich zu Anfang der Regierung Karls Iv. murde das Reich von fchmeren Unglücksfällen heimgesucht. Heufchrecfenfchmärme vernichteten meilenmeit Felder und Gärten. Im Jahre 1349 regnete es fast un» unterbrochen; roeil meder Korn noch Gemüse gedeihen konnten, starben viele Leute vor Hunger. Zmeimal entstand ein so heftiges Erdbeben, daß Dörfer und Städte in Trümmerhaufen vermandelt mürben und zahlreiche Menschen ums Leben kamen. Das gräßlichste Unglück aber mar die Pest ober der fchmarze Tod und in feinem Gefolge das „große Sterbe n". Wie ein Würgengel durchzog die entsetzliche Seuche Deutschland und feine Nachbarstaaten. In manchen Gegenden gab man den Juden die Schuld an dieser fürchterlichen Plage; man glaubte allgemein, sie hätten die Brunnen vergiftet, und so kam zu dem herrschenden Elend noch eine grausame Verfolgung der Juden. In dieser Zeit des allgemeinen Unglücks gaben sich viele einem schändlichen Sinnengenuß hin, um das vielleicht nur noch kurz bemessene Leben auszukosten, andere suchten durch Bußübungen die Gnade des

3. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 115

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 115 — behaupteten. — In Böhmen und Ungarn wurden einheimische Fürsten als Herrscher aufgestellt, im Norden und Nordosten bröckelte ein Stück nach dem anderen vom Reiche ab und kam unter fremde Herrschaft. Das Ordensland Preußen wurde zum Teil von den Polen in Besitz genommen, zum Teil von ihnen abhängig gemacht (1466 2. Thorner Friede); Schleswig-Holstein kam an Dänemark (1640). Während Deutschland nach innen und nach außen an Macht und Ansehen zurückging, drohten dem Reiche von Osten und von Westen Zwei gefährliche Feinde, die Türken und der Herzog Karl der Kühne von Burgund. Im Jahre 1453 eroberten die Türken, die schon seit dem Ende des 14. Jahrh, auf der Balkanhalbinsel hausten, K o n st a n t i n o p e l, machten dem o st römischen Reiche ein Ende und bedrohten Deutschland von Südosten her. Karl der Kühne, ein tapferer und geistig hochbegabter Fürst, beherrschte außer seinem Stammland Burgund (Bourgogne), die F r e i -Grafschaft Burgund (Franche Comte), Flandern und Brabant (Niederlothringen oder Niederlande). Mit seiner königlichen Macht wünschte er den königlichen Titel zu vereinigen. Er wandte sich deshalb an den Kaiser, der seinen Wunsch zu erfüllen versprach, wenn Karls Tochter Maria seinem Sohne Maximilian die Hand reiche. Karl war hiermit einverstanden; da er aber vor der Verlobung "seiner Tochter die Verleihung des königlichen Titels beanspruchte und auch der König Ludwig Xi. von Frankreich sich in die Angelegenheit mischte, zerschlugen sich die Verhandlungen. Inzwischen versuchte Karl sein Land zu vergrößern. Er vertrieb Den Herzog von Lothringen und nahm sein Land in Besitz; dann wandte er sich (1476) gegen die Schweizer, doch „bei G r a n s o n verlor er das Gut, bei Murten den Mut und bei Nancy das Blut" (1477). Nach Karls Tode vermählte sich Maximilian mit Maria von Burgund. Durch diese Heirat fielen die Freigrafschaft und die Niederlande an Österreich. Die Bourgogne tarn an Frankreich. Im Alter von 78 Jahren starb Kaiser Friedrich zu Linz a. d. Donau. Er ist der letzte Herrscher Deutschlands gewesen, der in Rom gekrönt wurde. Seine Nachfolger führten bloß den Titel: Erwählter römischer Kaiser. Maximilian I. (1493—1519.) Maximilian war hochbegabt, sehr -gebildet und ein Freund und Gönner von Kunst und Wissenschaft. Er

4. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 38

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 38 — gut; deshalb teilte er schon nach wenigen Jahren das Reich unter seine drei Söhne und machte seinen Sohn Lothar zum Mitregenten. Die. kaiserliche Obergewalt behielt er sich vor. Als Ludwig aber später zugunsten seines inzwischen geborenen Sohnes Karl aus zweiter Ehe eine neue Teilung vornahm, erhoben die Söhne gegen ihren Vater die Waffen. Bei Kolmar, wo es auf dem sogenannten Lügenfelde (833) zur Entscheidung kommen sollte, wurde Ludwig von seinen Vasallen verlassen und von feinen Söhnen gefangen genommen. Lothar ließ ihn Kirchenbuße tun und schickte ihn in ein Kloster. Er wurde jedoch durch seine Söhne Ludwig und Pippin befreit. Als er aber nach dem Tode Pippins eine neue Teilung vornahm^ fühlte sich Ludwig benachteiligt und griff wiederum zu den Waffen. Doch ehe es zur Entscheidung kam, starb der unglückliche Vater auf einer Rheininsel bei Ingelheim. Der Vertrag zu Verdun. (843.) Nach dem Tode Ludwigs des-Frommen dauerten die Streitigkeiten unter seinen Söhnen fort, wurden aber schließlich im Jahre 843 beigelegt durch den Vertrag zu Verdun, demzufolge das Reich von neuem unter Lothar, Ludwig und Karl geteilt wurde. Lothar bekam Mittelsranken, d. i. ein Landstreifen, der irrt Osten ungefähr von den Westalpen und dem Rheirv im Westen von der Rhone und Saone, der Maas und Schelde begrenzt-war; außerdem erhielt er Italien und die Kaiserkrone. Ludwige später der Deutsche genannt, bekam Ostfranken, d. i. das Gebiet, das die-Länder auf der rechten Rheinseite umfaßte, und auf der linken Rheinseite die Sprengel Mainz, Worms und Speier. Karl der Kahle-erhielt Westfranken, d. H. die Länder westlich vom Reiche Lothars. Da durch den Vertrag zu Verdun die Trennung der rein germanischen und der rein romanischen Lande begründet wurde, so kann das Jahr 843 als das Geburtsjahr des deutschen und des französischen Reiches, der deutschen und der französischen Nation angesehen werden; das-eine entwickelte sich aus dem Erbteil Ludwigs, das andere aus den Gebietsteilen, welche Karl dem Kahlen zugefallen waren. Das Reich-Lothars, nach seinem Sohne und Nachfolger später Lothringen (Lothar! regnum, d. i. das Reich des Lothar) genannt, wurde der Zankapfel zwischen beiden. Ludwig der Deutsche (843—876) vereinigte fast alle deutschredenden Stämme zu einem Staatsverband. Er kämpfte gegen Normannen und Slaven, von denen das Reich im Norden und Osten bedrängt wurde. Das Christentum suchte er immer weiter auszubreiten. Dazu war er

5. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 21

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 21 — schändlichen Götzendienst hinstellte, wurde er verfolgt und mußte von Mekka nach Medina fliehen. Das Jahr der Flucht (622), Hedschra genannt, wurde für die Mohammedaner der Anfang ihrer Zeitrechnung. Schon bald kehrte Mohammed nach Mekka zurück, eroberte die Stadt und zwang ganz Arabien, seine Lehre anzunehmen. Die Religion wird Islam genannt: der Koran ist das Religionsbuch der Mohammedaner oder Moslemin. Die Nachfolger des Propheten, die Chalifen, eroberten mit Feuer und Schwert Asien vom Mittelländischen Meere bis zum Indus und die Nordküste Afrikas bis zu den Säulen des Herkules. Unter ihrem Anführer T a r i k setzten sie nach der pyrenäischen Halbinsel über und vernichteten das Westgotenreich (Schlacht bei Terxes de la Frontera 711). Sie drangen auch über die Pyrenäen, um das Frankenreich dem Halbmond zu unterwerfen. In der Schlacht bei Tours und Poitiers im Jahre 732 wurden sie aber von Karl Mar teil geschlagen und nach Spanien zurückgedrängt. Die Hauptstadt des gewaltigen arabischen Reiches war Bagdad;' doch erhielt auch in Spanien das Chalifat von Korboua größere Bedeutung. Die arabische Kultur stand schon auf einer hohen Stufe. Den Ackerbau suchten die Araber durch kunstsinnige Berieselungsanlagen zu heben; die Weberei, die Barchent, Musselin, Atlas und Damast herzustellen verstand, blühte; die Waffenschmiede lieferten die berühmten Damascener Klingen, Goldschmiede Schmuckgegenstände aller Art in kunstvollen Formen. Ihr Handel entwickelte sich durch die Verbindung des Morgenlandes mit dem Abendlande zum Welthandel. Die wissenschaftlichen Werke anderer Völker, besonders die des Aristoteles, wurden ins Arabische übersetzt; das Studium der Philosophie, Naturwissenschaft, Medizin, Astronomie, Geschichtsschreibung und Mathematik wurde eifrig gepflegt; Ausdrücke wie Algebra, Almanach, Alkohol, Kabel und mehrere andere, desgleichen unsere Ziffern sind arabischer Herkunft. Aus dem reichsten Gemütsleben der Araber ergab sich ihre Vorliebe für die Lyrik, für Sittensprüche und Sentenzen, Fabeln und Parabeln und besonders für Märchen. Die Sammlung „Tausend und eine Nacht" wurde aus dem Persischen umgedichtet. Hervorragendes wurde auf dem Gebiete der Baukunst geleistet; die herrlichste Schöpfung der arabischen Baukunst ist die Alhambra bei Granada mit dem Löwenhof und -er Abencerragenhalle, deren echt maurisches Stalaktitengewölbe <m Tropfsteinbildungen erinnert.

6. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 26

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 26 — Remigius in der Kirche zu Reims getauft; mit ihm nahmen 3000 Franken den katholischen Glauben an. Nach der Taufe salbte der Bischof Chlodwig zum Könige, und der Papft verlieh ihm den Titel: Erstgeborener Sohn der Kirche und allerchristlichster K ö -n i g. Die Bekehrung Chlodwigs war von der größten Bedeutung. Er veranlaßte seine Franken zur Annahme des katholischen Bekenntnisses und öffnete sein Land der christlichen Kultur. Im Kampfe gegen den Arianismus fand so das katholische Bekenntnis an den Franken eine kräftige Stütze, und außerdem wurde dadurch eine Verschmelzung zwischen Franken und Römern erleichtert. Chlodwigs Jtad)feiger. Nach Chlodwigs Tode teilten seine vier Söhne das $eich unter sich, doch war die Regierung gemeinschaftlich. Sie eroberten einen Teil Thüringens am Fichtelgebirge und am Main, der jetzt Franken genannt wurde, zerstörten das burguudische Reich, vertrieben den letzten Rest der Westgoten aus Gallien und unterwarfen die Bayern ihrer Oberhoheit. Das Frankenreich erstreckte sich vom Arrnelrneer bis zu den Alpen, von den Pyrenäen bis zur Elbe; es zerfiel in Ausrasten (Ostreich), Neustrien (Westreich) und Burgund. Die letzten Merowinger waren untätige Fürsten, die ihre Zeit in Wohlleben und Müßiggang zubrachten. Nur einmal im Jahre erschienen sie auf einem mit Kühen bespannten Wagen nach alter Sitte auf dem Reichstage, der am 1. März abgehalten und deshalb Märzfeld genannt wurde; sie genehmigten die gesaßten Beschlüsse, hielten die Truppenschau ab und nahmen die dargebrachten Geschenke in Empfang. Die Regierung des Landes überließen sie ihren ersten Hausbeamten, den Haus meiern (majores domus). Nach der Teilung des Reiches (567) in Anstrafien mit Metz, wo deutsche Sitte und deutsche Sprache geblieben war, in Neustrien mit Paris und in Burgund mit Orleans als Hauptstadt, wo römisches Wesen vorherrschte, hatte jedes Land seinen eigenen Hausmeier. In Australien errangen die bald durch Heirat verbundenen vornehmen Adelsgeschlechter der Arnulfinger und Pippiniben durch das Majordomat eine überragende Stellung. Pippin von Heristal, so genannt nach seinem Schlosse an der Maas, machte hier die Würde der Hausmeier in seiner Familie erblich. Sein gleichnamiger Sohn machte sich nach seinem Siege über die andern Hausmeier bei Testri (687) zum Majordomus des ganzen Frankenreiches. Sein Sohn Karl

7. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 35

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 35 — Die Kaiserkrone zu gewinnen, bildete fast im ganzen Mittelalter das Streben der deutschen Könige. Sorge für das Wohl des Landes, a) Sie Verwaltung des Reiches. Sein weites Reich teilte Karl der Große in Gaue, an deren -Spitze er als kaiserliche Beamte die Gaugrafen setzte. Die Gaue zerfielen in Hundertschaften, die etwa hundert Gemeinden umfaßten, und an deren Spitze ein Schultheiß stand. — An den am meisten bedrohten Grenzen errichtete Karl Marken, deren Verwaltung er unter Markgrafen stellte. — Die Hofgüter oder Pfalzen des Kaisers wurden von Pfalzgrafen verwaltet. Über sein Land und die Amtstätigkeit seiner Beamten führte Karl zuerst selbst und später durch die S e n d g r a f e n oder Königs-boten eine strenge Aufsicht. Die Sendgrafen, ein geistlicher und ein weltlicher, bereisten jährlich zu zweien die ihnen zugewiesenen Bezirke, prusten die Amtsführung des Greifen, hielten Heerschau ab, sahen nach dem Zustande der Klöster, Kirchen und Schulen, nahmen Beschwerden -entgegen und sprachen Recht; über alles hatten sie Karl eingehend "Bericht zu erstatten. Um die gesamte Reichsverwaltung überwachen zu können und um die Bewohner einer Gegend, besonders die Klöster, die für die Verpflegung des Hofes zu sorgen hatten, nicht zu lange zu belasten, verlegte Karl sein Hoflager bald hierhin, bald dorthin; besonders <9ern teilte er in Aachen, Ingelheim und Nymwegen. Im Frühling jedes Jahres hielt der Kaiser einen glänzenden Reichstag, das M a i f e l d, ab, auf dem die geistlichen und weltlichen Großen feines Reiches und die freien Männer erschienen. Er musterte den Heerbann, empfing die fremden Gesandten und bestätigte die (Be-fetzesvorlagen. Die Reichtagsbefchlüffe wie auch die königlichen Verordnungen wurden in lateinischer Sprache niedergeschrieben und hießen nach ihrer Einteilung in Kapitel Kapitularien. b) Sorge für die Hebung des Wohlstandes. Karl ließ umfangreiche Rodungen vornehmen und Sümpfe austrocknen, um 'mehr Land für die Landwirtschaft zu gewinnen. Auf feinen Hofgütern richtete er Musterwirtschaften ein und gab Vorschriften über Getreidebau und Viehzucht, über die Gewinnung des Honigs, die Bereitung des Bieres und des Weines. Die Anlage von Weinbergen gelangte weiter nach östlich vom Rhein gelegenen Ländern, und ausländisches Gemüse und edlere Obstsorten wurden eingeführt. Das Handwerk suchte er dadurch zu heben, daß er auf feinen Gütern Vorschriften erließ, wie die Handwerker vom Gold- und Silberfchmied ■herab bis zum (Berber und Schneider beschäftigt werden sollten. 3

8. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 37

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 37 — Übung der Jagd und die Beteiligung am Kriege. Die Kirchen beschenkte er reichlich, stattete sie würdig aus und ließ zur Verherrlichung des Gottesdienstes Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen. Bei den Klöstern und Domen wurden Schulen errichtet, so ^>ie Klosterschulen zu St. Gallen, Reichenau und Fulda. Auch für das V o l k s s ch u I w e f e n sorgte er, indem er den Geistlichen gebot, die Kinder in der Religion, im Lesen, Schreiben und Singen zu unterweisen. In Aachen errichtete er eine Hofschule für seine eigenen Kinder und die Kinder seiner Hofleute. In seine Umgebung berief er die gelehrtesten Männer, um ihren Rat zu hören, wie den Angelsachsen Alkuin, der sich besonders als Setter der Hofschule um das Schulwesen große Verdienste erwarb, den Langobarden Paulus Diakonus, der die Geschichte seines Volkes aufgezeichnet hat, und den Franken Einhard, der fast ständig bei dem Kaiser weilte und später jeine ßebenegefchichte geschrieben hat.. Karl selbst beherrschte die lateinische Sprache und verstand die griechische. Noch in späteren Jahren übte er sich im Malen kunstvoller Anfangsbuchstaben. Er veranstaltete eine Sammlung von Heldengesängen, gab den Winden und Monaten deutsche Namen und arbeitete sogar an einer deutschen Sprachlehre. In Ingelheim und N y m -wegen ließ er herrliche Pfalzen erbauen, in Aachen die prächtige Marienkirche (Münster). Karls Tod. Karl erfreute sich bis in sein hohes Alter einer kräftigen Gesundheit. Als er fein Ende herannahen fühlte, ließ er die Großen seines Reiches nach seiner Pfalz zu Aachen kommen und stellte ihnen seinen Sohn Ludwig als Mitregenten und Nachfolger vor. Bald darauf wurde er von einem heftigen Fieber ergriffen, das nach kurzem Krankenlager den Tod herbeiführte. Seine Ruhestätte fand er im Münster zu Aachen. Den Fürsten der Nachwelt galt Karl der Große als das Ideal eines Herrschers, dem gleichzukommen sich die größten bestrebten. In Liedern wird er als gewaltiger Held und fürsorglicher Landesvater verherrlicht, und die Sage hat um ihn einen reichen Kranz geflochten. Die späteren Karolinger und Konrad I. Ludwig der Fromme. (814—840.) Ludwig erhielt wegen feiner Frömmigkeit, feines Eifers für die Ausbreitung des Christentums und feiner Freigebigkeit gegen die Kirche den Namen „der Fromme". Er war ein edler, hochgebildeter Fürst, doch fehlte ihm die Tatkraft und Der starke Wille des Vaters. Seine Schwäche fühlte Ludwig selbst sehr

9. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 39

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 39 — ein Förderer der Wissenschaft und der deutschen Dichtkunst; Otsried von Weißenburg widmete ihm den „Christ", ein Evangelienbuch, das in althochdeutscher Sprache gedichtet ist. Sein Sohn und Nachfolger Karl der Dicke (876—887) vereinigte noch einmal, wenn auch nur für kurze Zeit, fast sämtliche Teile des Reiches Karls des Großen unter seiner Herrschaft. Er war jedoch ein schwächlicher Fürst; als er den Normannen einen schimpflichen Frieden abkaufte, wurde er, als des Thrones unwürdig, abgesetzt. Ihm folgte in Ostfranken sein Neffe \ Arnulf von Kärnten (887—899). Dieser war ein kräftiger Herrscher, drängte die Normannen, die bis nach Lothringen hin ihre Raubzüge machten, zurück und schlug sie bei Löwen (891); in Rom ließ er sich zum Kaiser krönen. Ludwig das Kind (899—911), sein sechsjähriger Sohn, wurde sein Nachfolger. Die vormundfchaftliche Regierung übernahm der tatkräftige Erzbischof Hatto von Mainz?) Normannen pnd Magyaren (Ungarn) bedrängten und überschwemmten das Reich, und die Ostmark wurde eine Beute der Feinde. Das Reich löste sich bei dem Mangel einer starken Königsgewalt in die Herzogtümer Sachsen, Franken, Bayern, Schwaben und Lothringen auf. Mit Ludwig dem Kinde starb der letzte Karolinger in Deutschland. Karl der Große. Ludwig der Fromme.________________________________ Fothar I. Pippin. Ludwig der Deutsche. Karl Ii., der Kahle. Lothar Ii Karlmann. Karl Iii., der Dicke. Arnulf. I Ludwig das Kind. Konrad I. von Aranken. (911—918.) Nach dem Tode Ludwigs wurde der Herzog Konrat) von Franken zum Könige gewählt. Deutschland war von dieser Zeit ab ein Wahlreich. Der neue König wollte die Einheit des Reiches, wie sie unter Karl dem Großen bestanden hatte, wiederherstellen. So kam es zu vielen Kämpfen im Innern des Reiches, die meist unglücklich für Konrad endigten. Überzeugt, daß nur durch eine starke Hand Deutschland vor einer Zersplitterung in mehrere selbständige Staaten bewahrt werden könnte, empfahl er auf dem Todesbett feinen größten Gegner, den Herzog x) Vergleiche die Sage vom Mäuseturm bei Bingen.

10. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 80

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 80 — Wissenschaft ausgeübt. Durch die Fahrten in das Morgenland wurden neue Länder bekannt und erschlossen, und zu Reisen in die noch unerforschten Gegenden des Orients wurde ein mächtiger Anstoß gegeben. Das Studium der Mathematik, Astronomie, Medizin und der Naturwissenschaften, in denen die Araber Erhebliches geleistet hatten, wurde mit neuem Eifer betrieben. Die Heldentaten der Ritter, die Abenteuer der Kreuzfahrer, das Morgenland mit feinen zauberhaften Sagen, die glänzenden Scharen der Ritter und Reisige in ihren blendenden Rüstungen gaben den Dichtern eine solche Fülle an geeignetem Stoff und eine solch gewaltige Anregung, daß in Deutschland eine neue Blüte-Periode der Literatur entstand. — Der romanische Baustil wurde durch den gotischen verdrängt, und die stolzen Dome mit ihren himmelanstrebenden Türmen sind dauernde Denkmäler der religiösen Begeisterung im Zeitalter der Kreuzzüge. Die Kolonisation Offeibiene ist zum Teil eine Kreuzzugstat, da sie nicht nur aus politischen und wirtschaftlichen, sondern auch aus religiösen Gründen unternommen wurde. Nach Karl d. Gr. und Heinrich I. hatte zuerst Otto I. den slavischen Osten wieder dem Deutschtum zurückerobert; das ostelbische Land, sogar das neue Bistum Posen wurden dem eben eingerichteten Erzbistum Magdeburg unterstellt, von wo aus das Christentum mächtig gefördert wurde. Als aber Otto Ii. sich mehr mit Italien beschäftigte und hier 983 von den Sarazenen geschlagen wurde, ging der Osten wieder dem Deutschtum verloren und sank in das kaum überwundene Heidentum zurück. Erst im Zeitalter der Kreuzzüge, im 12. Jahrh, setzte wieder eine tatkräftige Germanisierung und Christianisierung ein unter der Führung der Assanier, Wettiner und Welsen, die zeitweise regelrechte Kreuzzugsheere gegen die Slaven führten. Die deutschen Ordensritter eroberten Preußen und andere Oftfeeländer. Auch die Zizerstienfer und Prämort-stratenfer haben sich hier durch Ausbreitung des Christentums und Urbarmachung des Bodens große Verdienste erworben. Deutsche Kolonisten drangen im 13. Jahrh, sogar bis nach (Siebenbürgen vor. Deutsche Bauern haben auf dem Lande und deutsche Handwerker in den zahlreich gegründeten Städten das Deutschtum erhalten, als das Kaisertum machtlos wurde; noch heute erkennt man den deutschen Ursprung vieler polnischer Wörter, die ein Handwerk bezeichnen (slu-sarnia = Schlosserei). Mit Recht kann man die Christianisierung und Germanisierung des Ostens als eine „Großtat des deutschen Volkes im Mittelalter" bezeichnen.
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