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1. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 35

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Odysseus bei den Kyklopen. 35 schwer wie ein Mastbaum. Davon hieb er sich einen Pfahl ab, wie ihn ein Mann gut mit zwei Händen umspannen konnte. Den schabten ihm die Gefährten ganz glatt und spitzten ihn zu, und Odysseus machte Feuer an und ließ die Spitze verkohlen, daß sie ganz scharf und trocken wurde. Dann versteckte er sie, und die Griechen zwangen sich, etwas zu essen und zu trinken. Endlich kam der Riese mit der Herde zurück, und weil er in Gedanken war, trieb er alle Tiere herein, auch die Böcke, und sperrte die Höhle zu. Eilig besorgte er nun seine Geschäfte mit seinen großen täppischen Händen, dann packte er wieder zwei Gefährten des Odysseus und fraß sie. Da aber trat Odysseus vor mit einem hölzernen Becher, aus dem köstlicher Weinduft stieg. „Nimm und trink," sprach er, „es ist ein köstlicher Wein, den wir aus der Ferne mitgebracht haben, und Wein schmeckt gut auf Menschenfleisch!" -Gierig trank der Riese und war entzückt. „Schenk mir noch einmal ein," bat er, „und dann sage mir auch, wie du heißest; denn dir will ich ein Gastgeschenk geben für solche Freude!" Eilig füllte Odysseus ihm den Becher zum zweiten und zum dritten Male, und dabei sagte er: „Mein Name ist Niemand! Nun vergiß auch das Gastgeschenk nicht!" — „Gut", sagte der Riese, „den Niemand will ich zuletzt von euch allen verspeisen, das sei sein Gastgeschenki" Damit leerte der dumme Riese den Becher mit dem starken Weine zum vierten Male, und alsbald fiel er ganz berauscht auf die Erde und schlief so fest wie noch nie. Schnell ließ sich Odysseus den Knüttel reichen, hielt ihn ins Feuer, daß die Spitze glühend wurde, und bohrte sie von oben in das Auge des Riesen, das so groß war wie ein kleines Wagenrad, und zwei Gefährten drehten noch den Pfahl rundum, daß das ganze Auge zuckend verbrannte. Wild sprang der Riese empor; aber er konnte seine Feinde nicht finden, denn er sah ja nichts mehr. Da erhob er ein furchtbares Gebrüll, und die andern Kyklopen eilten neugierig herbei. Aber sie konnten den Block nicht abrücken; so riefen sie von draußen Polyphem zu, wer ihm etwas tue, wer ihn beraube oder ihn würge. „Niemand beraubt mich!" schrie der von innen tobend, „Niemand tut mir Gewalt an!" — „Wenn dir niemand etwas tut", schrien die anderen, „so lege dich fchtafen!" und damit trollten sie sich davon. Polyphem aber tobte weiter bis zum Morgen. Dann schob er den Felsblock etwas zurück und ließ die Tiere heraus; doch setzte er sich in den Eingang und betastete sorgfältig den Rücken der Tiere, ob sich nicht etwa ein Mensch mit ihnen hinausdrängte. Aber Odysseus war wieder klüger. Er band je drei Schafe zusammen, und unter das mittelste und stärkste band er einen seiner sechs noch übrigen Genossen. Für sich aber wählte er den größten und stärksten Widder der Herde, hängte sich unter ihn und krallte sich in seiner Wolle fest. Da das Tier so schwer zu tragen hatte, kam es als letztes an den Ausgang. Der dumme Riese glaubte, es sei traurig über das Unglück seines Herrn, streichelte es und sprach mit ihm, merkte aber nicht, was das Tier zu tragen hatte. Dann schob der Riese sorgfältig den Block 3*

2. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 50

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
50 Lebensbild einer Athenerin. Ix. Lebensbild einer Athenerin. A. Kinderleben. Sie war die Tochter eines angesehenen athenischen Bürgers. In ihre frühesten Kinderjahre fiel der Tag von Salamis. Mit großen erstaunten Kinderaugen stand damals das kleine Mädchen am Strande der Insel und hob mit Greisen und Frauen die Hände zu den Göttern, während Schlachtgesang und wildes Geschrei herübertönte. Als dann die Gefahr vorüber war, stand ihr Vaterhaus als eines der wenigen wohlerhalten unter den Trümmern, ein vornehmer Perser hatte während des Krieges darin gewohnt. Aber dennoch war es eine traurige Heimkehr; denn der Vater kam nicht wieder, er war bei Salamis den Heldentod gestorben. So wuchs sie unter der Obhut der Mutter heran. Ein stilles, glückliches Leben führte das Kind in dem stillen Hause, das der Vater einst gebaut hatte. Wohl war es klein und bescheiden wie alle athenischen Bürgerhäuser, aber für die kleine Familie war es doch noch zu groß. Einen sonnigen Hof umschloß es, von Säulengängen umgeben und mit Gebüsch bepflanzt. Den aber betrat das Kind selten; er lag nahe an der Straße, nur ein schmaler Gang führte von der Haustür dahin. Dort empfing man Fremde, Händler, Freunde und Verwandte. Dort stand in der Mitte der heiligste Altar des Hauses, der des Zeus, wo an Festtagen geopfert wurde. Rings um den Hof waren kleine Vorratskammern, Wohnungs-und Arbeitsräume der Sklaven. Nur an der Rückwand war ein großer, offener Saal, von dem aus man den ganzen Hof überschaute. Dorthin durfte das Kind jeden Morgen im reinen weißen Leinenkleide mitkommen, wenn sich alle Hausgenossen um den Altar der Hestia, der Göttin des häuslichen Herdes, versammelten und die Mutter in der heiligen Flamme des Altars Weihrauch verbrannte und im Gebet die Götter anrief. — Sonst aber war das Reich der Frauen und Kinder hinter diesem Saale: dort waren die Wohn- und Schlafräume, dort war auch ein kleiner Garten mit Bäumen und Gebüsch. — Das Kind hatte erst eine ältere Pflegerin, die die Mutter schon aus dem Elternhause mitgebracht hatte; diese kleidete es, gab ihm zu essen, wiegte es in ihren Armen oder in einer aufgehängten Schaukel und beruhigte es mit einer Kinderklapper. — Als das Mägdlein aber größer wurde und umherlief, da konnten die alten Füße der Pflegerin nicht mehr so schnell folgen. Nun kaufte die Mutter eine junge, schöne Sklavin aus Lydien; als die ankam, führte man sie an den Altar der Hestia, legte Opferkuchen aus Weizenmehl und Honig in die Flamme, und die Mutter rief die Götter um ihren Segen an. So war die neue Sklavin aufgenommen, und dem kleinen Mädchen gefiel sie sehr gut, es nannte sie Lydia. Nun begann ein fröhliches Leben! Lydia konnte wunderschön Ball spielen, mit drei Bällen zugleich; auch machte sie prächtige Bälle aus Leder, stopfte

3. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 51

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Lebensbild einer Athenerin. 51 sie mit Federn aus und bemalte sie mit bunten Farben Auch verstand sie, eine Schaukel aus Stricken zu machen und sie unter dem Säulengange zu befestigen, und bald flog das Mädchen so hoch, daß der Mutter fast angst wurde. War man müde, so gab es stillere Spiele. Da gab es einen Haufen von Tieren aus Ton: Schildkröten, Hasen, Enten und Affen, vor allem aber Puppen aus Ton, die Lydia schön bunt bemalte. Auch gab es Häuser und Schiffe aus Holz und zweirädrige Wagen, auf denen die Puppen durch den ganzen Garten spazierenfuhren. Kam aber einmal einer der seltenen Regentage, so saß das kleine Mädchen unter den Säulen, schaute in den Regen und sang: „Komm hervor, du liebe Sonne!" oder es saß zu den Füßen der Mutter und ließ sich die schönen Geschichten von Orpheus oder Achilleus erzählen. — Aber am schönsten war es im Hochsommer, wenn die Mutter, der Hitze ausweichend, mit wenigen Sklaven auf Wochen hinauszog in das Landhaus am Jlissos. Dort war ein ganzer Hain von Ölfmumen, die die Luft kühlten, und niemand durfte sie fällen, denn sie waren der Stadtgöttin, der großen Athene, heilig. Dort durfte das Kind sich freier ergehen, dort lief es mit der treuen Lydia im Garten umher, oder sie wateten im leise rieselnden Wasser des fast ausgetrockneten Jlissos, oder sie saßen am Ufer unter dem großen Sonnenschirm und schauten hinüber nach der Vaterstadt. Dort ragte die Burg aus einem Hügel, dort sah die kleine Athenerin mit Ehrfurcht das ragende Erzbild der Athene, das man aus erbeuteten Perserwaffen gemacht hatte. Aber die große Stadtgöttin war ihr noch fremd; eine andere Göttin beschützte ihre Kinder jähre: Artemis. Sechs Jahre war sie alt, da brachte die Mutter sie zum Tempel dieser jungfräulichen Göttin. In krokosfarbenem, buntgesticktem Festkleide zog sie mit andern kleinen Mädchen zum Altar. Dort wurde eine mit Blumenkränzen geschmückte weiße Ziege geopfert, und dann betete die Priesterin und stellte alle die Mädchen unter den Schutz der Göttin, und die Kleinen sangen ein Lied dazu. Fünf Jahre blieb sie so der Artemis geweiht, und von Zeit zu Zeit durfte sie mit der Mutter zum Tempel gehen und den Altar mit Blumen bekränzen, auch am Feste der Göttin einen großen, mit brennenden Lichtern umsteckten Opferkuchen hintragen. Aber auch arbeiten lernte das Mägdlein früh. Wohl brauchte sie nicht die schweren Steine der Handmühlen zu drehen, auf denen alles Korn für 4* Lydia. Vasenbild.

4. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 54

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
54 Lebensbild einer Athenerin. nach dem kein Mann fragen durfte. — Mit liebender Sorge bereitete sie besonders alles für den Gatten, wenn er am Morgen zum Markte, zum Hafen, zum Theater, zur Volks- oder Ratsversammlung ging, und sie empfing ihn, wenn er abends heimkam. Sie band ihm den Myrtenkranz, den er als Ratsherr trug; sie band die Veilchenkränze für die Gäste, wenn er im großen Saale ein Gastmahl gab. Aber sie blieb im Frauengemach. Unter fremden Männern zeigte sie sich nicht, auf der Straße selten. So verging ein Jahr, da hing ein Olivenkranz draußen an der Haustür, und jeder Vorübergehende wußte: „Dem Hause ist ein Söhnlein geboren!" Alles war voll Freude, und die Großmutter trug das Knäblein feierlich um den Altar der Hestia, so stand es unter dem Schutze der Göttin. Das Knäblein gedieh, und bis zum sechsten Jahr blieb es unter der Pflege der Mutter und der treuen alten Lydia. Es ritt auf seinem Steckenpferde und Griechisches Vasenbild. spielte Krieg, und die Mutter sang ihm die alten Lieder, und wenn es im Bettchen lag, da rief sie die guten Traumgötter an. — Aber der Knabe wurde größer und bekam nun einen männlichen Sklaven als Aufseher. Mit dem ging er ins Gymnasium und lernte ringen und laufen und mit dem Speer und Diskos werfen, und bald war er einer der ersten. Als er nun gar ein kleines Pferd bekam, da kannte der Stolz des kleinen „Ritters" keine Grenzen. Einst kam er strahlend zur Mutter zurück: der Vater war im, Gymnasium gewesen und hatte ihn gelobt und ihm erlaubt, im Sommer mit nach Olympia zu reisen zu dem großen Feste des Zeus. Dort durften am ersten Morgen früh die Knaben ihre Künste vor ganz Griechenland zeigen, und wenn er sich noch fleißig übte, so durfte er an den Wettspielen teilnehmen. Wohl bangte der Mutter im Gedanken an die weite Reise; aber

5. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 25

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Lagerleben vor Troja. 25 — Auf den Altar in Aulis aber legte eine Dienerin der Artemis schnell an Iphigeniens Stelle einen Hirsch. Den opferte Kalchas, und die Göttin war versöhnt. Am nächsten Morgen lachte der Himmel und glänzte das Meer, und in leichter Fahrt fuhren mit günstigem Winde die Griechen hinüber nach Asien. Achilleus aber hatte nichts davon gewußt, daß man der Jung-frau die Vermählung mit ihm versprochen hatte. Er hätte nie seine Einwilligung zu solchem Bettuge gegeben. 3. Lagerleben vor Troja. die Griechen Römisches Relief. drüben ankamen, schickten sie zunächst Boten nach Troja und verlangten die Auslieferung der He-Aber mit Hohn leitet und der geraubten Schätze, wurden die Boten abgewiesen, ja, es fehlte nicht viel, so hätte man sie ermordet. Da mußten sich die Griechen zu einer langen Belagerung entschließen, denn die Stadt lag auf einem hohen Felsen, und Götter hatten ihre Mauern aufgetürmt. Auch hatte König Priamos fünfzig tapfere Söhne und viele Krieger. — So zogen die Griechen ihre Schiffe auf den Strand, dort lagen sie in langer Reihe Bord an Bord, vor ihnen bauten sich die Helden Lagerhütten, und davor umfaßte das ganze Lager eine Mauer und ein tiefer Graben. Am Ende der Reihe im Osten lagerte der starke Aias, im Westen aber Achilleus, denn die beiden waren die stärksten und wollten die gefährlichsten Stellen beschützen; in der Mitte aber lagerten die Schiffe des Odysseus, damit von dort aus der Kluge das ganze Lager übersehen könnte. Im Westen bauten nun die treuen Myrmidonen dem Achilleus ein prächtiges Gehöft: sie fällten Tannenstämme im Walde und bauten ihm daraus ein Wohnhaus, dann schnitten sie Schilf in den Sümpfen am Strande und belegten dicht das ganze Dach damit, sodaß es im Sommer nicht zu heiß und im Winter nicht zu kalt war. Auch Stühle und Tische zimmerten sie ihm und hingen Decken an den Wänden auf. Ringsum aber steckten sie einen großen Hofraum ab und umgaben ihn mit einem hölzernen Zaun; darin stand, gerade in der Mitte, am Eingänge des Hauses, ein Altar des Zeus, an dem jeden Morgen, ehe sie zum Kampf zogen, Achilleus dem Gotte ein Trankopfer spendete aus dem goldenen Becher, den ihm die Mutter mitgegeben. Außerdem lagen im Hofe die Hütten der andern Myrmidonen. Das Ganze wurde abgeschlossen durch ein mächtiges hölzernes Tor, das versperrte als Riegel ein gewaltiger Querbaum, den drei kräftige Männer anfassen mußten, um ihn vor- und zurückzuschieben, — nur Achilleus schob ihn mit Leichtigkeit allein, — und nie hat in den zehn Jahren des Krieges ein Feind seine Wohnung bedroht. — Wohl aber wurde er bald der Schrecken der ganzen Umgegend. Da man die

6. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 89

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Vom Triumvirn zum Alleinherrscher. 89 Tapferkeit und Gehorsam wußte er in kurzer Zeit seine Truppen zu erziehen: sie zogen mit ihm durch Urwälder und Sümpfe; sie bahnten sich Bergwege durch sechs Fuß hohen Schnee; sie bauten sich Schiffe am Westmeere, und die Landsoldaten gewannen einen großen Seesieg über die Flotte der Küsten-bewohner; sie belagerten fast uneinnehmbare Städte und weigerten sich, vom Platze zu gehen, ehe die Stadt gefallen war; sie bauten sich bei einem Überfall in einer Nacht ein festes Lager und verteidigten die Wälle, obgleich ihre Lagerhütten in Brand geschossen wurden und all ihre Habe und Beute in Flammen aufging; sie bauten in zehn Tagen eine Brücke über den reißenden Rheinstrom und drangen in die germanischen Wälder ein; sie setzten trotz des Sturmes und der gewaltigen, nie gesehenen Flutwelle nach Britannien über. — Und das alles taten Truppen, die vorher unordentlich und verweichlicht waren. Das machte, das Auge des Feldherrn war überall: er lobte die Tapferen und belohnte sie reichlich, er teilte mit ihnen Hunger und Durst, er schickte bei schweren Märschen ober in gefahrvollen Kämpfen sein Pferd fort, um nichts vor ihnen voraus zu haben; er nahm bei einem Überfall den Schild eines gemeinen Soldaten und stellte sich in die erste Reihe. Wer hätte da zurückbleiben mögen? Wo Cäsar war, siegten sie; war er nicht da, so hielten sie unermüdlich aus, wenn es nur hieß: „Cäsar kommt!" oder wenn ihre Offiziere ihnen nur sagten: „Fechtet, als wenn Cäsar hier wäre!" Auf der Reise im Wagen pflegte er feine Briefe zu biftieren, oft mehreren Schreibern zugleich die verschiedensten Sachen, ober er benutzte die Nacht zur Reise und schlief im Wagen. Ein anbermal, wenn die Truppen sich im Lager mübe zur Ruhe legten, saß der unermüdliche Felbherr noch auf und schrieb sein großes Buch über den „Gallischen Krieg," in dem er all seine Beobachtungen über Land und Leute, über Sitten und Religion der bekriegten Völker ausgezeichnet hat, in dem sich auch die erste ausführliche Schilberung der Germanenvölker, unserer Vorfahren, sinbet. Denn er sah und beobachtete alles. Das ist um so erstaunlicher, weil er boch eigentlich nur einen Zweck bei dem ganzen Kriege hatte: er wollte sich Ruhm und ein geübtes Heer gewinnen, um in Rom der Erste zu werben. Nach acht Jahren war das große Werk vollenbet, und er konnte sich nach Rom wenden. 3. Cäsar und Pompejus. Wie sah es inbes in Rom aus? Crassus war fern in Asien gestorben, und Pompejus saß in Rom und hatte die ganze Zeit nichts getan. Als nun Siegesbotschaft auf Siegesbotschaft aus Gallien kam, wurde Pompejus eifersüchtig auf die wachsenbe Macht Cäsars, und er ließ ihn durch den Senat aussorbern, sein Amt nieberzulegen und seine Truppen zu entlassen. Cäsar gab klug die Antwort, er sei bereit, wenn Pompejus basselbe tue; ba aber dieser Spanien und die bort stehenden Truppen nicht aufgeben wollte, führte Cäsar seine getreuen Truppen gegen Rom. Wohl zauderte er einen Augenblick, als er die Grenze Mtttelitaliens erreichte; denn er zog ja gegen sein Vaterland! Dann aber setzte er schnell

7. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 106

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
106 Attila der Hunenkönig. äußerlich flößten die Fremden Entsetzen ein. Klein von Gestalt und gelb von Antlitz stachen sie sehr ab von den hochgewachsenen blonden Germanen. Schon am ersten Lebenstage verunstalteten sie den Knaben das Gesicht, indem sie ihnen mit dem Messer die Wangen zerschlitzten. So lernten diese früh Schmerzen und Wunden ertragen und hatten ihr Leben lang die Narben. Auch wuchs kein Barthaar darauf, und sie alterten bartlos und „entbehrten des männlichen Schmuckes". Mit ihren kleinen, flinken Rossen waren sie wie verwachsen: sie aßen, tranken und schliefen auf ihnen. Ihre Speise waren wilde Wurzeln und rohes Fleisch aller beliebigen Tiere, das sie unter ihren Sätteln ein wenig mürbe ritten. Ihre Kleidung bestand aus grobem Leinen oder aus den Fellen der Waldmäuse; auf dem Kopf hatten sie eine Lederkappe, an den Beinen Ziegenfelle. Alles trugen sie, bis es in Lumpen herabfiel. — Feste Häuser mieden sie wie das Grab. Auf leichten Holzkarren führten sie ihre Weiber und Kinder mit sich. So wanderten sie umher, und keiner konnte sagen, wo er geboren war. Ihre Kampfesweise war für die nur zu Fuß kämpfenden Germanen unwiderstehlich. Mit gellendem Geschrei brachen sie in die Feinde und metzelten alles nieder, indem sie mit der Rechten das Schwert führten, mit der Linken aber dem Gegner eine Fangleine überwarfen. Widerstand der Feind, so stoben sie wohl plötzlich auseinander, vereinigten sich wieder und überschütteten den Gegner mit ihren nie fehlenden Pfeilen. — Bei Verträgen waren sie treulos und tückisch; keine Spur von Religion fand man bei ihnen: nichts als Geldgier beherrschte sie. So waren sie den Goten widerlich; man sagte, sie stammten von Teufeln und Hexen ab. B. König Attila. Die Ostgoten in Südrußland wurden unterworfen, die Westgoten vertrieben. Jetzt tummelten sich die Hunnen in Ungarn an beiden Ufern der Donau, und hier wurden sie allmählich etwas gebildeter. Hier wird uns auch zuerst ein König genannt, von dem wir allerdings nur den gotischen Namen kennen: Attila d. h. „Väterchen" oder Etzel, wie die Sage ihn später nennt. Er hatte alle seine Verwandten aus dem Wege geräumt und beherrschte nun alle Stämme der Hunnen, und viele Germanenvölker dazu. Alle ließ er seine Macht fühlen, die „Gottesgeißel" nannte er sich gern. Inmitten der ungarischen Grasflächen, dort etwa, wo jetzt Budapest liegt, hatte er seine Hauptstadt gebaut: „Etzelburg" nennt sie die Sage. Dort lag auf einer Anhöhe sein Palast; er war reich und prächtig: Türme überragten ihn, kostbare Teppiche schmückten die Wände, goldenes und silbernes Gerät die Tafel. Gold und Edelsteine zierten die Schwerter und Schuhe seiner Hunnen und die Zügel der Rosse. Aber die Burg und die ganze Stadt war aus Holz: sie sollte leicht abzubrechen sein; und der König lebte ganz einfach: er aß nichts als Fleisch von einem hölzernen Teller und trank Wasser aus hölzernem Becher. Er verweichlichte sich nicht, denn Krieg war sein Handwerk. Die Seinen fürchteten ihn; es heißt: sein eigener Sohn habe ihm nicht in die Augen sehen können. Dennoch liebten sie den König,

8. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 155

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Rückreise. 155 deinem Tode deine Seele!" - „Gut," sagte Heinrich, „vorwärts! Ich will nicht schlafen!" Da packte ihn der Teufel, und windschnell ging es durch die Lüfte, so schnell wie die Gedanken fliegen. Jetzt setzte er Heinrich nieder auf den Windmühlenberg, und es dämmerte schon, und Heinrich war todmüde. Nun flog der Teufel langsam, und es dauerte lange, bis er wiederkam, und trotz aller Anstrengung schlief der Wartende ein. Als nun der Teufel mit dem Löwen angesaust kam, brüllte das treue Tier laut vor Freude, und Heinrich erwachte. So hatte der Teufel ihn nicht schlafend gefunden, und wütend jagte er davon; der treue Löwe hatte seinen Herrn gerettet. D. Wieder daheim. Im Schlosse zu Braunschweig war wirklich Hochzeit. Sieben Jahre war Heinrich fort, und alle hielten ihn für tot. Die Witwe aber wurde von allen Seiten bedrängt, und fast hätte ihr ein böser Nachbar das Land, das Erbe für ihre kleinen Söhne, geraubt. Da entschloß sie sich, sich wieder zu vermählen; aber blaß und traurig saß die Braut an der Hochzeitstafel und schaute in die Ferne. Plötzlich stand im dunklen Rahmen der Tür ein hochgewachsener Fremdling und befahl einem Edelknaben, zur Braut zu gehen und sie um einen Trunk Weins zu bitten für einen

9. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 157

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Die Landgräfin. 157 haben, wenn sie ihre Puppen in Schlaf sangen; denn die Puppe oder „Tocke" war damals schon das liebste Spielzeug der Mädchen. Auch mit Hunden und Eichhörnchen und zahmen Vögeln spielten sie gern. „Blindekuh" und „Plumpsack" und Schaukeln gab es auch schon, und auf den weiten Burg- Höfen war Platz zu fröhlichem Spiel; im Saal aber spielte man Brett- spiele. Als Elisabeth neun Jahre alt war, starb der Landgraf, und ihr Verlobter Ludwig war der Erbe. Er war jedoch noch zu jung, um zu regieren, und jetzt hatten Feinde der Elisabeth die Macht im Lande. Ungarland war weit, die Freundschaft, die einst Landgraf Hermann mit König Andreas geschlossen hatte, war vergessen, und so meinte man, es sei besser, wenn der junge Landgraf eine Fürstentochter aus der Nähe heiratete, denn Freundschaft in der Nähe sei besser. Dazu liebte die Landgräfin Sophie das Kind nicht, es war ihr zu fromm und demütig. Wohl war sie manchmal gerührt, wenn sie das Kind so andächtig beten sah, wenn es sich willig in aller höfischen Sitte anleiten ließ, wenn es fleißig in den Wintertagen die Wolle spann; aber es paßte ihr nicht, wenn Elisabeth sich ganz einfach kleidete und alles, was sie hatte, den Armen schenkte, und Ludwigs Schwester sagte ihr zornig, sie passe zur Magd, aber nicht zur Landgräfin. — Ludwig aber blieb ihr treu, wie sein Vater es gewollt hatte. Er war freilich viel auf Reisen und lernte Ritterschaft an fremden Höfen. Dann wurde er, nach der Sitte seiner Zeit, zum Ritter geschlagen. Dazu ging er mit einer Schar Genossen in die Kirche, und dort wurden die Waffen vom Priester gesegnet. Dann kniete der Knappe vor einem Fürsten oder Ritter nieder, und der berührte ihm dreimal die Schulter mit der flachen Klinge; damit war er aus der Zucht entlassen, und er stand auf als Ritter. Feste und Turniere schlossen sich an. Dann mußte der junge Landgraf noch einen Kriegszug machen, und im Jahre 1220 wurde ihm Elisabeth vermählt. B. Die Landgräfin. Ludwig war 20, Elisabeth kaum 14 Jahre alt, als die Hochzeit auf der Wartburg gefeiert wurde. Aus ganz Thüringen und Hessen kam die Ritterschaft dazu herbei, und drei Tage dauerten Festmähler und Turniere. Sieben glückliche Jahre hat das Paar verlebt. War der Landgraf daheim, so gab es fröhliche Tage mit Reiten und Jagen, mit Spiel und Tanz, und auch Elisabeth war kindlich froh. Machte er kleine Ritterschlag. (M. v. Schwind).

10. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 164

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Lebensbilder aus der neueren Geschichte. I. Die großen Erfindungen und Entdeckungen des ausgehenden Mitlelalters. Drei große Erfindungen haben sich im fünfzehnten Jahrhundert ausgebreitet und das Leben der Menschen vielfach umgestaltet: die des Schießpulvers, die der Buchdruckerkunst, die des Kompasses. A. Die Erfindung des Schießpulvers und die Faule Grete. 1. Schieß-Pulver. Das Schießpulver soll Berthold Schwarz in Freiburg im Breisgau erfunden haben. Er war ein gelehrter Mönch, der gern mit allerlei Stoffen Versuche machte. Einst stampfte er Salpeter, Schwefel und Holzkohle in einem Mörser zusammen und bedeckte das Gemisch vorläufig mit einem Stein. Da es dunkel geworden war, schlug er Feuer mit Feuer-stein und Zündschwamm, wie man es damals machte. Zufällig aber sprang ein Funke von dem Stein ab in den Mörser, und was geschah? Plötzlich schlug eine Flamme aus dem Mörser, es gab einen furchtbaren Knall, und der Stein, der auf der Mischung gelegen hatte, flog empor und schlug ein Loch in die Decke. Dies sah der Gelehrte mit Nachdenken. „Hier ist eine Kraft", sagte er sich, „die Geschosse so heftig fortschleudert, daß man Mauern damit zerbrechen kann!" Und plötzlich sah er in Gedanken so einen Stein gegen die Mauer einer Raubritterburg fahren. Er baute einen größeren „Mörser", schüttete Pulver aus Salpeter, Schwefel und Kohle hinein, das man seitdem „Schießpulver" nannte, schob einen Stein davor und entzündete das Pulver durch ein ganz kleines Loch im Boden. Alsbald schleuderte die Kraft des explodierenden Pulvers den Stein vorwärts. Die Steine machte er bald rund, damit sie besser flogen; die Mörser machte er länger und legte sie auf Räder, so daß man sie leicht fortbewegen konnte: die erste Kanone und die ersten Kanonenkugeln waren fertig. Von Berthold Schwarz weiß man nichts mehr; weil zu seiner Erfindung aber große Klugheit gehörte, sagt man heute noch von einem rechten Schlaukopf: „Der hätte das Pulver
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