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1. Erdkunde für Volks- und Mittelschulen - S. 74

1904 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 74 — Gletscher; das sind große Eisfelder, die von vielen Spalten und Rissen durchzogen werden, in denen während der Sommerzeit Tau- und Regenwasser zur Tiefe hinabsickert. Mancher Gletscher gleicht einem mächtigen Strome, der sich zwischen den Felsen dahinschlängelt, dessen schäumende Wellen aber plötzlich erstarrt sind. Wo er einen Gebirgsriegel überschreitet, stürzt er ab wie ein Wasserfall. (Siehe die Abbildung) An seinem unteren Ende kommen die gelblich-grauen Gletscherwasser zum Vorschein. Seine Ruhe ist aber nur schein- bar; denn in langsamer Bewegung gleiten seine Schnee- und Eis- massen abwärts. Die sich zu beiden Seiten anhäufenden Felsstücke nennt man S eiten moränen, die Schnttanhäusuugen am Fuße des Gletschers Gruud m oränen. Dort lagern auch die Felsblöcke, die von den Eismassen wie auf einem Schlitten langsam zu Tal geführt worden siud. E- Wasserreichtum der Alpen. Die Alpen bilden in klimatischer Hinsicht bic0 wichtigste Gebirgsmauer Europas. Sie scheiden den warmen Süden von. dem gemäßigten Mitteleuropa und bewirken zugleich, das; der Wasserdampf der feuchten Winde an ihnen zum Niederschlag kommt. Deshalb haben nament- Hch die Westalpen reichliche Regenmengen. Im Winter aber sammeln sich auf den Höhen gewaltige Schneemassen an, die im Sommer den Flüffen unerschöpf- liche Wassermengen zuführen. Infolge dieses Wasserreichtums sind die Hochalpen die Wiege zahlreicher Bäche und Flüsse. Bald kommen sie aus Moorwiesen und kleinen Seen; bald entströmen sie den Gletschern; bald entstehen sie ans starken Quelleu. Ihre schmutziggelbeu Wasser eilen wildschäumend durch enge Schluchten oder stürzen über steile Abhänge, bis sie das Tal erreichen und ruhiger dahin- fließen. Viele von ihnen lreren dann in Seen ein, deren Becken einst durch Senkimg des Bodens entstanden oder durch Gletscherwasser ausgehöhlt worden sind. In diesen Sammelbehältern und Läuterungsbecken am Nord- und Südrand der Alpen nimmt das Wasser der Alpenflüsse eine durchsichtig bläulich-grüne Farbe au. F. Verkehrswege. Die gewaltigen Höhenzüge der Alpen scheiden nicht nur die Ströme und die Klimate, sondern auch die Völker vou- einander; doch haben sie tiefe Täler und Pässe, die das Überschreiten des Gebirges erleichtern und gewissermaßen als Tore in der hohen Gebirgs- mauer dienen. Ihnen folgen die Handelswege, in alter Zeit die beschwer- licheu Saumpfade, in neuerer Zeit die bequem angelegte« und in vielen Windungen ansteigenden Knnststraßen (siehe die Abb.: Furkastraße) und die Eisenbahnen, die sich in den Tälern allmählich hinaufwinden, um dann in langem Tunnel die andere Seite des Gebirges zu erreichen. Sie siud für deu Weltverkehr von der größten Bedentnng. Die Mont-Cenis-Bahn (Tunnel 12,2 km, eröffnet 1871) verbindet Frankreich mit Italien. „ Gotthardbahn ( „ 14,9 „ , „ 1881) „ Deutschend u. Italien. „ Arlbergbahn ( „ 10,2 „ , „ 1884) „ Süddeutsch!, u. d. Schweiz m. Nordtirol. Brennerbahn ( „ (>,8 „ , „ 1867) „ Süddeutsch!, u. Tirol in. Jtal. ., Semmeringbahn ( „ 1,4 „ , „ 1854) „ Wien m. Trieft u. Venedig. An dem Alpengebiet haben Frankreich und Italien den kleineren, die Schweiz und Österreich den größeren Anteil.

2. Erdkunde für Volks- und Mittelschulen - S. 78

1908 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann
— 78 — große Bedeutung für den Staat erlangt. Neben Ackerbau und Vieh- zucht betreiben sie Obst- und Weinbau. Die Donau tritt bei Passau iu das österreichische Gebiet ein und fließt dann zwischen den letzten Ausläufern der Alpen und dem Böhmisch. Mährischen Stufenlande hin. Steile Höhen begrenzen ihre Ufer, bis sich ihr Tal bei der Stadt Linz zu einer fruchtbaren Landschaft erweitert. Nach einer abermaligen Einengung des Flußbettes durch schroffe Felsen durchfließt sie das Wiener Becken, nimmt dann die wasserreiche March auf und tritt bei Preßburg in das Tiefland ein. Das Wiener Becken ist die einzige größere Ebene Österreichs. Durch die schiffbare Donau steht sie mit Süddeutschland und Ungarn, durch das Tal der March mit den Sndetenländern und durch die Semmeringbahn mit dem Alpen- gebiet, dem Adriatischen Meer und Italien in Verbindung. Sie bildet den Schnitt- punkt der Hauptverkehrswege zwischen den Alpen-, Sudeten- und Karpatenländern. Dieser Umstand hat mit dazn beigetragen, daß sich Wien zur größten Stadt des Donau- gebiets entwickeln konnte (1900000 Einw.). Es übertrifft durch die Pracht seiner Straßen und Bauten lringstraße, Stephanskirche), durch seinen Handel und Verkehr und seine Fabriktätigkeit alle anderen Städte der Monarchie. Belagerung durch die Türken 1529 und 3683. Auf einer Donauinsel liegt der Prater, em viel- besuchter Lustgarten. In der Nähe Aspern und Wagram, Schlachten 1809. 4. Das östliche Abftnßgebiet der Alpen (Steiermark, Kärnten und Krain) birgt reiche Mineralschätze. Im Flußgebiet der Drau liegt das an Blei reiche Kärnten (Hptst. Klagenfurt), an der Drau und der Mur die „grüne" (weideureiche) Steiermark mit großen Eisengruben. Die Hauptstadt Graz, 150000 Einwohner, ist die größte Stadt im Alpengebiet. Krain (a. d. Save) besitzt in der Nähe von Jdria große Qnecksilberbergwerke. Weiter nach Süden breitet sich der Karst aus, em ödes Kalkhochland mit trichterförmigen Vertiefungen und Höhlen, in denen hier und da die Flüffe plötzlich verschwinden, um später wieder an tieferen Stellen zu Tage zu treten. Zu den Wundern des Karstes gehören die Adelsberger Tropf st ein-Höhle und der Zirknitz er See, dessen Wasser zu manchen Zeiten teilweise ab- fließen, so daß man auf seinem Grund dann Gras mähen, ja sogar Korn säen und ernten kann. 5. Das Küstenland lvon Italienern und Slowenen bewohnt) ragt mit der Halbinsel Jstrien in das Adriatische Meer hinein. Hier hat Osterreich zwei be- deutende Häfen: für den Handelsverkehr nach dem Orient Trieft, das „österreichische Hamburg", 200000 Einw., und für die Kriegsflotte Pola. 6. Dalmaticn liegt an der zerklüfteten Westküste der Balkanhalbinsel. Haupt- stadt Zara. Die Küstenbewohner sind vorzügliche Seeleute. B. Das Böhmisch-Mährische Stnfenland. 1. Böhmen bildet ein viereckiges Becken, das vom Böhmerwalo und Erzgebirge, den Sudeten und der Mährischen Höhe umrandet wird. Durch seine hügeligen Landschaften eilen wasserreiche Flüsse zur Elbe hinab. (Rechts die Jser, l'nks Moldau und Eger.). — Es gehört zu den reichsten Ländern Österreichs. Der Böhmerwalo liefert große Holzmengen, die von Bnd- weis aus die Moldau abwärts gehen. Die Erzeugnisse seiner Glas- hütten haben Weltruf erlaugt. Nach Norden hin bringt das Land nicht nur reichen Ertrag an Getreide, Zuckerrüben, Hopfen und Obst, sondern es fördert durch feine Bodenerzeugnisse und feinen Kohlenreichtum auch die Entwicklung von Handel und Jndnstrie.

3. Lesebuch der Erdkunde - S. 93

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Z. Volk und Staat. 93 gebracht, dann von deutschen Stämmen — im Westen von den Burgundern, im Osten von den Alemannen — besetzt worden. Nach der Völkerwanderung wurde sie unter der Herrschaft der Frauken in die christliche Kultur gezogen, und war 5ig. 38. Schweizerische Pfahlbauten (rekonstruiert). schon unter Kaiser Karl ein blühendes Land; teilweise zu Schwaben, teilweise zu Burgund gerechnet. Im Jahre 1097 kam jedoch Helvetien als Ober-Alemannien an die Herzoge von Zäh ringen, welche die Kultur des Landes begünstigten; mit ihrem Aussterben (1218) zerfiel das Land in viele geistliche und weltliche Herr- schasten. Dann kam die Reihe an die Städte, groß und frei zu werden; auch die Landgemeinden suchten ihre Freiheiten auszudehnen. Darüber kamen sie in Konflikt mit den Habsbnrgern, welche gleichfalls in Oberalemannien ihre Macht ausbreiten wollten, und es gelang den 3 „alten Orten" oder Urkantonen Uri, Schwyz und Unterwalden (Rütli 1308 und Morgarteu 1315), sich ihrer glor- reich zu erwehren. Nach und nach schlössen sich dem heldenmütigen Hirtenvolke Luzern, Zürich und andere Kantone an. Dann -bewahrten sich die „Eidgenossen" auch gegen Burgund (Herzog Karl den Kühnen) ihre Freiheit, lehnten sich mehr und mehr an Frankreich an und kamen (1499) aus aller Verbindung mit dem deutschen Reich. Die Reformation brachte dem Lande viel Zwist, aber auch ein neues Geistes- leben. Seit dem Westfälischen Frieden 1648 ist die „Schweizerische Eid- g e n o s s e n s ch a f t" ein anerkannt selbständiger Staat, und war lange der einzige größere Freistaat Europas. (Landesfarben und Wahrzeichen: ein weißes Kreuz in rotem Felde.)

4. Lesebuch der Erdkunde - S. 271

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Illyrien. 271 daher lebhaft durch Gewerbe und Handel; schöu gebaut; 19000 E. Westlich davon Villach in reizender Gebirgsgegend an der Drau, Eisen- und Bleiwerke. Von hier zieht südlich die Bahn nach Venedig, die in dem Paß von Pontafel (Pontebbia, 564 m h.) die politische Grenze von Italien, zugleich eiue auffallende Völker- und Sprachgrenze, überschreitet. Von Klagenfurt nördlich das Zollfeld mit Altertümern der römischen Stadt Viruuum, dann St. Veit, alte Residenz der Herzoge von Kärnten, mit vielen alten Rittersitzen umher. Diese finden sich auck um das malerisch oben im Gebirgsthale liegende Friesach. § 258. K r a i n (krajna, Grenze) gehörte einst zum Langobardenreiche, und wurde erst 1232 zu Kärnten geschlagen, dessen Geschichte es fortan teilte. Seine Bewohner sind die Krajuci, von slovenischem Stamme, mit großen Verschiedenheiten in Trachten und Dialekten; von 481000 E. (500 Protestanten) sind nur 29 000 Deutsche. Oberkrain heißt das Alpenland am Terglou, Unterkrain das Thalland der Save, Jnnerkrain das Karstland. Die Protestanten, 1601 aus Laibach der- trieben, haben dort seit 1852 wieder eine Kirche. Laibach, wohlgebaute Hauptstadt im ausgedehnten Thale der schiffbaren Laibach (eines rechten Nebenflusses der schiffbaren Save), in schöner Gebirgsgegend mit merkwürdigen Umgebungen, schönen Schlössern und Gärten; Kathedrale, Schloßberg; an der Eisenbahn von Trieft nach Wien; viel Handel; 26000 E. — Neustädtl (im S.-O-) im Gurk- thale. Gottschee am südöstl. Grenzgebirge, altdeutsche Kolonie unter den Slaven, deren Bewohner Hausierhandel in die weite Welt treiben. Süstwestl. von Laibach Adelsberg auf dem Karst, berühmt durch seine merkwürdigen Höhlen (Tropfsteingebilde, Knochen von Höhlenbären, durchfließender Bach, darin eine sehr interessante zarte Salamanderart, Olm, Proteus anguineus). Im O. der Zirknitz er See, der in der höhlenreichen Gegend zuweilen abfließt, so daß man auf seinem Boden Heu gewiuuen kann; früher übertriebene Beschreibung von Jagd im Frühling, Ernte im Sommer, Fischfang im Herbst. — West- lich von Laibach im Waldgebirge des Jurakalks Jdria, Bergstadt mit berühmten, höchst wertvollen Qnecksilbergrubeu (7000 Ztr. jährlich, wovon ein Teil zu Zinnober verabeitet wird). § 259. Zum Küstenland gehört einmal die unmittelbare Stadt Trieft, die einst byzantinisch war, dann an die Karolinger kam, erst bischöfliche Stadt, dann Freistadt wurde, sich aber 1382 Österreich unterwarf, um dem mächtigen Venedig widerstehen zu können. — Dann die Grafschaft Görz, das Jsonzothal, einst mit Tirol verbunden, wurde von Maximilian I. geerbt, der auch den Venetianeru Gradisca abnahm. — Istrien war größtenteils venetianisch bis 1797, wo es an Öfter- reich kam. — Die Hauptbevölkerung in diesen 3 Kronländern besteht aus 320 000 Südslaven (Slovenen und Kroaten) und 280 000 Italienern, neben nur 13 000 Deutschen (2500 Protestanten). Görz am Jsonzo (20000 E.), Monte-Santo-Wein, Fabriken. — Aqnileja, einst römische Kaiserresidenz am Meer; die ungeheure Menge der Altertümer dient statt eines Steinbruchs (S. 270). — Grado, südlich von Aqnileja auf eiuer Erdzunge in den Strand- feen, Seesalzgewinnung. Indem wir nun an das Adriatische Meer gelangt sind, widmen wir diesem einige Augenblicke. 8 260. Ein von dem Bild der Nordmeere völlig verschiedenes Bild rollt sich uns im A d r i a t i s ch e n Meere auf. Hier ist schon fast italienische Natur, Steilküsten mit trefflichen Häfen und eine herrliche blaue See. Zwar gehört von der ganzen Länge dieses Meeres mit etwa 84 M. oder 625 km (bei 30 M. durchschnittlicher Breite) wie von seiner ganzen Fläche von 2460 Q.=M. oder 135 200 qkni nur der nordöstliche Teil, an der Küste von Jstrien und Dalmatien, zu Österreich. Dennoch ist die Adria für dieses Reich von großer

5. Lesebuch der Erdkunde - S. 92

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
92 I. Die Schweiz. beinahe überall neben dem Feldbau Fabrikation treibt. Daher die Seideweb- stuhle in den reinlichen Stuben der so hübschen freundlichen Dörfer im „Züribiet", die Baumwollweberei im Thnrgau, in St. Gallen und Glarus, die vielen Baumwoll- fabriken in den Flnßthälern, die Stickerei im lieblichen Appenzeller und im St. Galler Gebirgslande, die Strohflechterei im Aargau, die Seidebandweberei im Basel-Biet u. s. f. Und eine nicht kleine Zahl, alt und jung, suchen auswärts ihr Brot, um mit etwas Erspartem heimzukehren. Die fremde Frucht aber, deren die Schweiz bedarf, bezieht sie aus Oberschwaben über den Bodensee, wo Rorschach vor der Eisenbahnzeit lange der hauptsächlichste Fruchtmarkt der Schweiz war, und aus Frankreich. Ansehnliche altgegründete Städte liegen am inneren Rande der Ebene, vor den Mündungen der größeren Thäler, am Ufer eines Sees: Gens, Thun, Luzern 5ig. Z?. Luzern mit dem Rigi im Hintergrund. (§ 87), Zug, Zürich, St. Gallen (§ 40). Andere weiter entfernt vom Gebirge, erhöht auf See- oder Flußuferu: Lausanne am Genfer See auf drei Hügeln, gegen- über den Savoyer Alpen, und Freiburg („im Üchtland") über den schroffen felsigen Ufern der Saane, — diese im Südwesten der Hochebene. In der Mitte der Hochebene aber, auf einer Halbinsel der Aar, die nunmehrige Bundesstadt der Schweiz, — das stolze Bern; dann das gewerbsame reiche Winterthur in der Thal- ebene der Töß, und Frauenfeld über der Mnrg, im Nordosten. Während die Städte, dem Zeitgeiste folgend, das neuzeitliche Wesen angenommen haben, sind die Gebirgs- Völker dagegen dem einfachen Hirten- und Naturleben treu geblieben (außer wo viel- bereiste Gegenden durch Fremde Schaden gelitten haben). Der Widerstand gegen das Drängen der Neuschweizer hat daher schon mehr als einmal, zuletzt 1847, zu Sonderbünden und Bürgerkriegen geführt. Z. Volk und Staat. § 92. Die Schweiz, ursprünglich, vor mehr als zwei Jahrtausenden, von Kelt-en(Helvetiern) bewohnt, deren Psahlbanten (Fig. 38) man zuerst im Züricher See gefunden hat, ist frühzeitig von den Römern in den Kreis ihrer Kulturwelt

6. Lesebuch der Erdkunde - S. 94

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
94 I. Die Schweiz. §. 93. Die Schweiz mißt in der Länge, zwischen Frankreich und Osterreich vom Genfer See über den St. Gotthard bis zum Ortler in Tirol, 48 d. M. oder 350 km und in der Breite, zwischen Deutschland und Italien, von Schaffhausen bis Tessiu (beiderseits die äußersten Spitzen gerechnet), 30 d. M. oder 220 km; ist also mehr lang als breit. — Ihr Flächenraum ist fast so groß als Württem- berg, Baden und Großherzogtum Hessen zusammen.*) Ihre Gestalt bildet ein un- gleiches etwas schiefes Viereck mit ein- und ausspringenden Grenzlinien, zwischen 4 oder 5 Endpunkten; diese sind die Rheinbiegung (Basel) im Nordwesten, der Bodensee im Nordosten, der Genfer See im Südwesten, der Luganer See im Süden (der Ortler im äußersten Südosten). So ist die Schweiz, das hochliegende Land, zwischen Deutschland, Frankreich, Italien hingelagert^ Deutschland ist ihr Nachbar im Norden, und zwar Haupt- sächlich Baden, an einer kleinen Strecke des jenseitigen Bodenseeufers auch Württem- berg und Bayern; der Bodensee und der Rhein bis Basel bilden ihre nördliche Grenze; nur ein kleines Stück in der Nordmitte (Schaffhausen) schiebt sich über den Rhein zwischen badisches Gebiet hinein. Auch im Osten ist deutsches Gebiet ihr Nachbar, nämlich Tirol und Vorarlberg; auch hier bildet der Rhein, vom Bodensee aufwärts, eine Strecke lang (bis zum Einflüsse der Landquart) ihre Grenze; von da aber zieht diese in einem großen Bogen östlich um das Innthal herum. Im Süden der Schweiz liegt Italien; unregelmäßig zieht die Grenze über^ die Alpen hin in großen Zickzacklinien (doch meist den höchsten Gebirgskäminen folgend) bis zum Geufer See. — Im Westen grenzt die Schweiz an Frankreich: vom Genfer See zieht in nordöstlicher Richtung bis Basel die Grenzlinie, auch in höchst unregel- mäßiger Gestalt, über den Jura hiu. § 94. Übrigens ist es nicht der d e u t s ch e Volksstamm allein, dem die Schweiz angehört. Diese umfaßt auch ein bedeutendes Stück des Bodens französischer Zunge, der ganze Westen (welsche Schweiz) ist von französischem Volke bewohnt: der Berner Jura, Neuenburg, das Waadtlaud, Genf, zwei Drittel von Freiburg und von Wallis (das untere Wallis). Dann enthält sie ferner ein kleineres Stück italienischen Landes: das Land südöstlich vom St. Gotthard, Tessin, und drei Stückchen im äußersten Südosten (zum Kanton Graubünden gehörig), alle diese auf der Italien Zugewandten Seite der Alpen; endlich einen eigentümlichen Volksstamm mit einer lateinischen Tochtersprache, die sonst nirgends in der Welt gesprochen wird, der räto-romanischen (mit 2 Mundarten), in Graubünden. So ist also die Schweiz, wiewohl vorherrschend deutsches Land, durch diese Zerteilung zum Ver- einigungslande sehr verschiedener Haupt-Völkerstämme Europas geworden, — was ihr eine einheitliche Regierung nicht wenig erschwert, aber ihr auch, sosern ihr deren Einigung gelingt, um so größere Stärke und Ehre verleihen muß. Indessen wiegt doch das deutsche Element in der Schweiz so sehr vor, daß von den 2 4/5 Millionen Menschen ihrer Bevölkerung über 2 Millionen zum deutschen Stamme gehören, und die ganze Kultur, das Geistesleben, in der Schweiz vorherrschend mit Deutschland zusammengeht. Daher hatte auch Deutschland in seinem Südwesten an dem Schweizer Alpenlande und Volke ein starkes natürliches Bollwerk zu Deckung seines Rückens. Allein infolge alter Empfindlichkeit des großen Bruderstaates gegen den kleineren Nachbar, — der sich einst durch echt- *) Die Flächenzahlen siehe in der Tabelle Seite 93, sowie in der Tabelle über die Länder des Deutschen Reichs.

7. Lesebuch der Erdkunde - S. 95

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
3. Volk und Staat. 95 deutsche Männlichkeit in Zeiten der Verwirrung selbst geholfen — ist es so weit gekommen, daß die Schweiz sich oft mehr an Frankreich angeschlossen hat, das von jeher gegen sie klug und freundlich war. Von französischem Volke wohnt über *[2 Million (600 000) auf Schweizer Boden, von italienischem etwa 146 000, das romanische Gebiet zählt etwa 38 000 Seelen. Dem kirchlichen Bekenntnisse nach ist die Westschweiz (außer Freiburg) samt Zürich, Schaffhausen und Glarns vorwiegend reformiert, die Ur-Schweiz und der Süden, samt Freiburg, Solothuru und dem Berner Jura, überwiegend katholisch; die ganze Ostschweiz samt Genf und Aargau gemischt. Es sind also dem Räume nach so ziemlich 3 gleiche Teile. Katholische Bischofssitze sind in Solothnrn, Freiburg, Sitten, St. Gallen und Chur. § 95. Das Schweizer Volk ist ein schöngebauter Menschenstamm, voll Kraft und Lebensfrische, freigesinnt und treuherzig; dabei arbeitsam, geschickt und lebensgewandt. Haben die Bewohner oft Mühe, dem wenigen und manchmal kargen Feldboden ^etwas Nahrung abzugewinnen, so sind sie rührig, durch Gewerbe sich ihren Unter- halt zu ergänzen, — durch die ganze Schweiz zieht ein reges, emsiges Gewerbsleben. Nicht nur erheben sich allerwärts stattliche Fabriken, auch in der Hütte des Land- manns ist der Webestuhl im Gange; schon das Kind nimmt nach Kräften munter Teil am Erwerbe. Überall tritt der Sinn für Ordnung und Erhaltung, für Zweckmäßigkeit, Reinlichkeit und Schönheit zu Tage. Beinahe allerorten — mit Ausnahme der ärmsten Hirtengegenden — gewahrt man Wohlstand und Frohmut. Hübsche Dörfer, schmucke, in den Appenzeller und Berner Gebieten wunderliebliche Landhütten, oft mit zierlichen Gärtchen, anmutige, selbst prächtige Wohngebäude sogar mitten in den Dörfern, und besonders die stattlichen Hospitäler, Armenhäuser und Schulgebäude u. s. f. verkündigen überall laut, wie traulich, wie versorgt und vom Gemeinsinn getragen das heimatliche Leben in der Schweiz sei. Da übrigens die Schweiz in eine Menge Kantone und Gemeinwesen geteilt ist, die oft durch himmelhohe Berge voneinander getrennt sind, so zeigen sich große Unterschiede in Mundart, Tracht, Sitten und Verfassung. Auch kleinliche Parteisucht gegeneinander (der Kantönligeist) macht sich zuweilen fühlbar. — Gleichwohl durchdringt das Volk ein Gemeinschafts- und Bürgersinn, eine einsichtsvolle, thatkräftige Teilnahme am Wohl und Wehe des Ganzen, die es unerachtet feiner kleinen Zahl zu einer Achtung gebietenden Macht in Europa erhoben hat. Die Hauptstädte der Schweiz sind Bern, Genf, Bafel und Zürich, lauter großartige, bildungsreiche, sehr wohlhabende Städte (s. die folg. Tabelle). Bern, der Sitz der Bundesbehörden, Zürich (25000 Einwohner, mit den Außen- gemeinden 76 000 Einwohner), durch seine herrliche Lage, seine Industrie und seine Bildungsanstalten (Universität, Polytechnikum) ausgezeichnet, Basel, durch den sprichwörtlichen Reichtum seiner Handelshäuser, Genf aber ist nach Paris die vor- nehmste Hauptstadt der französischen Nationalkultur, die volkreichste Stadt in der Schweiz und am meisten von Fremden (namentlich Engländern) besucht, wie über- Haupt kein Land Europas so viele Ausländer beherbergt als die Schweiz, besonders die französische. Was die Verfassung der Schweiz betrifft, so ist diese ein Freistaat, und zwar, nach der Bundesverfassung von 1848 ein Bundesstaat (eine Eidgenossenschaft) von 22

8. Lesebuch der Erdkunde - S. 273

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Dalmatien. 273 Abhange, die Neustadt weit und schön am Strand. Dom, Altertümer des alten Tergeste. Italienisches Klima (wenig Schatten, Südfrüchte, herrliche Weine jedoch oft durch die Bora oder den Scirocco heimgesucht (s. o.). Prachtvolle Aussicht von der Höhe des Uferrandes. — In der Nähe das schöngelegene Schloß Mira mar (Fig. 86), einst Wohn- sitz des unglücklichen Kaisers Maximilian von Mexiko. In Jstrien: Capo d'jstria, auf einer Insel (11000 E.), lebhafter Seehafen; Seesalz; früher Hauptstadt. — Pirano, westlich aus einer Landspitze, guter Hafen, aus- gezeichnet fruchtbare Gegend; Seesalz (11000 E.). Rovigno an der Südwestspitze der Halbinsel (10000 E.), aus einer klemm Halbinsel mit zwei vortrefflichen Häfen; Dom; starker Schiffbau, Fischerei. — An einem Busen der Südspitze P o l a (25000 E.) mit einem der schönsten und größten Häfen Europas, dem trefflich eingerichteten uneinnehm- baren Kriegshafen Österreichs; sonst blühend, jetzt zum Teil ungesund durch fieberhafte Sommerluft („Malaria"); römische Altertümer (das kolossale, bleudeud weiße Amphi- theater ?c.). — Auf der Ostseite der Halbinsel der Golf von Quaruero mit den niedrigen Gebirgsinseln Cherso und Osero, deren Hafen Lnfsin Piecolo (6000 E.) mächtig auf- strebt; in seinem Hintergrunde die zu Ungarn gehörige bedeutende Seestadt Fiume (S.290). § 261. Wir kommen an das südlichste Kronland des Kaiserreichs, 17. das Königreich Dalmatien. Es ist ein lang hingestreckter Küstenstrich am Adriatischen Meer, längs der Grenze gegen die Herzegowina (Bosnien) und Montenegro, gehört also zu der Balkan- Halbinsel oder zum Süden von Europa. Früher Hauptsitz des Römischen See- Wesens und eine angesehene Provinz, kam es nachher größtenteils unter Venedig, das von ihm seine besten Seeleute bezog, Bei geringer Breite (1 bis 10 M.) ist es 60 M. lang, mit einer großen Zahl vorliegender Inseln. Hinter den meist langgestreckten, bergigen, 500 bis 600 m hohen, mannig- faltig gestalteten, und durch tiefe und malerische Meerengen getrennten Felseninseln steigt die Küste überall steil und felsig auf, mit vielen kleinen Buchten und Vortreff- liehen Häfen. Landeinwärts erheben sich dann, meist in parallelen zackigen Ketten, die D i n a r i s ch e n Alpen, Fortsetzungen des Karstes. Ode, meist dürre Kalkgebirge- zuerst das furchtbare wilde Velebit- (Nelebich-) Gebirge, über 1700 m hoch (Diuara 1810 m h.); dann dessen vielnamige Fortsetzungen mit hochgezackten bis gegen 2000 m hohen Felsbergen (O r j e n im Küstengebirge 1900 m), von denen die Küstenflüsse mit Stromschnellen dem Meere zuströmen. Das Land ist häufigen Erdbeben ausgesetzt. Auch ist das Gebirge (Jurakalk) durch merkwürdige Felsspalten und Höhlen zerklüftet, in denen nicht selten die Wasser unterirdisch fort- rauschen. Oft aber sind auch die Felsthäler geschlossen, und die Gewässer, ohne Abfluß, bilden Moore und Sümpfe, während das heiße Land sonst Wassermangel leidet.*) — Furchtbare Stürme, besonders die heftige Bora Walter Ostnordost), sind sehr nachteilig für Landbau und Schiffahrt. Sie zerstören, nebst gewaltigen Wolkenbrüchen und Wildbächen, den Wald, stürzen die Dammerde ins Wasser und machen die Gebirge schrecklich kahl. Darum liebt der Dalmatiner mehr das Meer, als sein armes Land: das Schiff ist sein Pflug, die herrlichen Häfen sein Hof und seine Scheune. — Die Gold-, Eisen- und Steinkohlengruben des Landes liegen unbenutzt; Seesälz ist das meiste, was von Mineralien gewonnen wird. Haupt- erzeugnis ist der Wein, dann Olivenöl; überdies bringt der Boden Mannaeschen, Eypressen, Feigen, Mandeln, Maulbeerbäume (Seide), Johannisbrot und Weichseln hervor (aus letzteren wird der Maraschino, ein Kirschengeist, gebrannt). Gewöhnliche *) Dagegen sprudeln aus dem Küstenmeere nicht selten mächtige Süßwasserquellen mehrere Klafter hoch empor. Lesebuch der Erdkunde. 18
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