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1. Lesebuch der Erdkunde - S. 93

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Z. Volk und Staat. 93 gebracht, dann von deutschen Stämmen — im Westen von den Burgundern, im Osten von den Alemannen — besetzt worden. Nach der Völkerwanderung wurde sie unter der Herrschaft der Frauken in die christliche Kultur gezogen, und war 5ig. 38. Schweizerische Pfahlbauten (rekonstruiert). schon unter Kaiser Karl ein blühendes Land; teilweise zu Schwaben, teilweise zu Burgund gerechnet. Im Jahre 1097 kam jedoch Helvetien als Ober-Alemannien an die Herzoge von Zäh ringen, welche die Kultur des Landes begünstigten; mit ihrem Aussterben (1218) zerfiel das Land in viele geistliche und weltliche Herr- schasten. Dann kam die Reihe an die Städte, groß und frei zu werden; auch die Landgemeinden suchten ihre Freiheiten auszudehnen. Darüber kamen sie in Konflikt mit den Habsbnrgern, welche gleichfalls in Oberalemannien ihre Macht ausbreiten wollten, und es gelang den 3 „alten Orten" oder Urkantonen Uri, Schwyz und Unterwalden (Rütli 1308 und Morgarteu 1315), sich ihrer glor- reich zu erwehren. Nach und nach schlössen sich dem heldenmütigen Hirtenvolke Luzern, Zürich und andere Kantone an. Dann -bewahrten sich die „Eidgenossen" auch gegen Burgund (Herzog Karl den Kühnen) ihre Freiheit, lehnten sich mehr und mehr an Frankreich an und kamen (1499) aus aller Verbindung mit dem deutschen Reich. Die Reformation brachte dem Lande viel Zwist, aber auch ein neues Geistes- leben. Seit dem Westfälischen Frieden 1648 ist die „Schweizerische Eid- g e n o s s e n s ch a f t" ein anerkannt selbständiger Staat, und war lange der einzige größere Freistaat Europas. (Landesfarben und Wahrzeichen: ein weißes Kreuz in rotem Felde.)

2. Lesebuch der Erdkunde - S. 92

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
92 I. Die Schweiz. beinahe überall neben dem Feldbau Fabrikation treibt. Daher die Seideweb- stuhle in den reinlichen Stuben der so hübschen freundlichen Dörfer im „Züribiet", die Baumwollweberei im Thnrgau, in St. Gallen und Glarus, die vielen Baumwoll- fabriken in den Flnßthälern, die Stickerei im lieblichen Appenzeller und im St. Galler Gebirgslande, die Strohflechterei im Aargau, die Seidebandweberei im Basel-Biet u. s. f. Und eine nicht kleine Zahl, alt und jung, suchen auswärts ihr Brot, um mit etwas Erspartem heimzukehren. Die fremde Frucht aber, deren die Schweiz bedarf, bezieht sie aus Oberschwaben über den Bodensee, wo Rorschach vor der Eisenbahnzeit lange der hauptsächlichste Fruchtmarkt der Schweiz war, und aus Frankreich. Ansehnliche altgegründete Städte liegen am inneren Rande der Ebene, vor den Mündungen der größeren Thäler, am Ufer eines Sees: Gens, Thun, Luzern 5ig. Z?. Luzern mit dem Rigi im Hintergrund. (§ 87), Zug, Zürich, St. Gallen (§ 40). Andere weiter entfernt vom Gebirge, erhöht auf See- oder Flußuferu: Lausanne am Genfer See auf drei Hügeln, gegen- über den Savoyer Alpen, und Freiburg („im Üchtland") über den schroffen felsigen Ufern der Saane, — diese im Südwesten der Hochebene. In der Mitte der Hochebene aber, auf einer Halbinsel der Aar, die nunmehrige Bundesstadt der Schweiz, — das stolze Bern; dann das gewerbsame reiche Winterthur in der Thal- ebene der Töß, und Frauenfeld über der Mnrg, im Nordosten. Während die Städte, dem Zeitgeiste folgend, das neuzeitliche Wesen angenommen haben, sind die Gebirgs- Völker dagegen dem einfachen Hirten- und Naturleben treu geblieben (außer wo viel- bereiste Gegenden durch Fremde Schaden gelitten haben). Der Widerstand gegen das Drängen der Neuschweizer hat daher schon mehr als einmal, zuletzt 1847, zu Sonderbünden und Bürgerkriegen geführt. Z. Volk und Staat. § 92. Die Schweiz, ursprünglich, vor mehr als zwei Jahrtausenden, von Kelt-en(Helvetiern) bewohnt, deren Psahlbanten (Fig. 38) man zuerst im Züricher See gefunden hat, ist frühzeitig von den Römern in den Kreis ihrer Kulturwelt

3. Lesebuch der Erdkunde - S. 94

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
94 I. Die Schweiz. §. 93. Die Schweiz mißt in der Länge, zwischen Frankreich und Osterreich vom Genfer See über den St. Gotthard bis zum Ortler in Tirol, 48 d. M. oder 350 km und in der Breite, zwischen Deutschland und Italien, von Schaffhausen bis Tessiu (beiderseits die äußersten Spitzen gerechnet), 30 d. M. oder 220 km; ist also mehr lang als breit. — Ihr Flächenraum ist fast so groß als Württem- berg, Baden und Großherzogtum Hessen zusammen.*) Ihre Gestalt bildet ein un- gleiches etwas schiefes Viereck mit ein- und ausspringenden Grenzlinien, zwischen 4 oder 5 Endpunkten; diese sind die Rheinbiegung (Basel) im Nordwesten, der Bodensee im Nordosten, der Genfer See im Südwesten, der Luganer See im Süden (der Ortler im äußersten Südosten). So ist die Schweiz, das hochliegende Land, zwischen Deutschland, Frankreich, Italien hingelagert^ Deutschland ist ihr Nachbar im Norden, und zwar Haupt- sächlich Baden, an einer kleinen Strecke des jenseitigen Bodenseeufers auch Württem- berg und Bayern; der Bodensee und der Rhein bis Basel bilden ihre nördliche Grenze; nur ein kleines Stück in der Nordmitte (Schaffhausen) schiebt sich über den Rhein zwischen badisches Gebiet hinein. Auch im Osten ist deutsches Gebiet ihr Nachbar, nämlich Tirol und Vorarlberg; auch hier bildet der Rhein, vom Bodensee aufwärts, eine Strecke lang (bis zum Einflüsse der Landquart) ihre Grenze; von da aber zieht diese in einem großen Bogen östlich um das Innthal herum. Im Süden der Schweiz liegt Italien; unregelmäßig zieht die Grenze über^ die Alpen hin in großen Zickzacklinien (doch meist den höchsten Gebirgskäminen folgend) bis zum Geufer See. — Im Westen grenzt die Schweiz an Frankreich: vom Genfer See zieht in nordöstlicher Richtung bis Basel die Grenzlinie, auch in höchst unregel- mäßiger Gestalt, über den Jura hiu. § 94. Übrigens ist es nicht der d e u t s ch e Volksstamm allein, dem die Schweiz angehört. Diese umfaßt auch ein bedeutendes Stück des Bodens französischer Zunge, der ganze Westen (welsche Schweiz) ist von französischem Volke bewohnt: der Berner Jura, Neuenburg, das Waadtlaud, Genf, zwei Drittel von Freiburg und von Wallis (das untere Wallis). Dann enthält sie ferner ein kleineres Stück italienischen Landes: das Land südöstlich vom St. Gotthard, Tessin, und drei Stückchen im äußersten Südosten (zum Kanton Graubünden gehörig), alle diese auf der Italien Zugewandten Seite der Alpen; endlich einen eigentümlichen Volksstamm mit einer lateinischen Tochtersprache, die sonst nirgends in der Welt gesprochen wird, der räto-romanischen (mit 2 Mundarten), in Graubünden. So ist also die Schweiz, wiewohl vorherrschend deutsches Land, durch diese Zerteilung zum Ver- einigungslande sehr verschiedener Haupt-Völkerstämme Europas geworden, — was ihr eine einheitliche Regierung nicht wenig erschwert, aber ihr auch, sosern ihr deren Einigung gelingt, um so größere Stärke und Ehre verleihen muß. Indessen wiegt doch das deutsche Element in der Schweiz so sehr vor, daß von den 2 4/5 Millionen Menschen ihrer Bevölkerung über 2 Millionen zum deutschen Stamme gehören, und die ganze Kultur, das Geistesleben, in der Schweiz vorherrschend mit Deutschland zusammengeht. Daher hatte auch Deutschland in seinem Südwesten an dem Schweizer Alpenlande und Volke ein starkes natürliches Bollwerk zu Deckung seines Rückens. Allein infolge alter Empfindlichkeit des großen Bruderstaates gegen den kleineren Nachbar, — der sich einst durch echt- *) Die Flächenzahlen siehe in der Tabelle Seite 93, sowie in der Tabelle über die Länder des Deutschen Reichs.

4. Lesebuch der Erdkunde - S. 95

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
3. Volk und Staat. 95 deutsche Männlichkeit in Zeiten der Verwirrung selbst geholfen — ist es so weit gekommen, daß die Schweiz sich oft mehr an Frankreich angeschlossen hat, das von jeher gegen sie klug und freundlich war. Von französischem Volke wohnt über *[2 Million (600 000) auf Schweizer Boden, von italienischem etwa 146 000, das romanische Gebiet zählt etwa 38 000 Seelen. Dem kirchlichen Bekenntnisse nach ist die Westschweiz (außer Freiburg) samt Zürich, Schaffhausen und Glarns vorwiegend reformiert, die Ur-Schweiz und der Süden, samt Freiburg, Solothuru und dem Berner Jura, überwiegend katholisch; die ganze Ostschweiz samt Genf und Aargau gemischt. Es sind also dem Räume nach so ziemlich 3 gleiche Teile. Katholische Bischofssitze sind in Solothnrn, Freiburg, Sitten, St. Gallen und Chur. § 95. Das Schweizer Volk ist ein schöngebauter Menschenstamm, voll Kraft und Lebensfrische, freigesinnt und treuherzig; dabei arbeitsam, geschickt und lebensgewandt. Haben die Bewohner oft Mühe, dem wenigen und manchmal kargen Feldboden ^etwas Nahrung abzugewinnen, so sind sie rührig, durch Gewerbe sich ihren Unter- halt zu ergänzen, — durch die ganze Schweiz zieht ein reges, emsiges Gewerbsleben. Nicht nur erheben sich allerwärts stattliche Fabriken, auch in der Hütte des Land- manns ist der Webestuhl im Gange; schon das Kind nimmt nach Kräften munter Teil am Erwerbe. Überall tritt der Sinn für Ordnung und Erhaltung, für Zweckmäßigkeit, Reinlichkeit und Schönheit zu Tage. Beinahe allerorten — mit Ausnahme der ärmsten Hirtengegenden — gewahrt man Wohlstand und Frohmut. Hübsche Dörfer, schmucke, in den Appenzeller und Berner Gebieten wunderliebliche Landhütten, oft mit zierlichen Gärtchen, anmutige, selbst prächtige Wohngebäude sogar mitten in den Dörfern, und besonders die stattlichen Hospitäler, Armenhäuser und Schulgebäude u. s. f. verkündigen überall laut, wie traulich, wie versorgt und vom Gemeinsinn getragen das heimatliche Leben in der Schweiz sei. Da übrigens die Schweiz in eine Menge Kantone und Gemeinwesen geteilt ist, die oft durch himmelhohe Berge voneinander getrennt sind, so zeigen sich große Unterschiede in Mundart, Tracht, Sitten und Verfassung. Auch kleinliche Parteisucht gegeneinander (der Kantönligeist) macht sich zuweilen fühlbar. — Gleichwohl durchdringt das Volk ein Gemeinschafts- und Bürgersinn, eine einsichtsvolle, thatkräftige Teilnahme am Wohl und Wehe des Ganzen, die es unerachtet feiner kleinen Zahl zu einer Achtung gebietenden Macht in Europa erhoben hat. Die Hauptstädte der Schweiz sind Bern, Genf, Bafel und Zürich, lauter großartige, bildungsreiche, sehr wohlhabende Städte (s. die folg. Tabelle). Bern, der Sitz der Bundesbehörden, Zürich (25000 Einwohner, mit den Außen- gemeinden 76 000 Einwohner), durch seine herrliche Lage, seine Industrie und seine Bildungsanstalten (Universität, Polytechnikum) ausgezeichnet, Basel, durch den sprichwörtlichen Reichtum seiner Handelshäuser, Genf aber ist nach Paris die vor- nehmste Hauptstadt der französischen Nationalkultur, die volkreichste Stadt in der Schweiz und am meisten von Fremden (namentlich Engländern) besucht, wie über- Haupt kein Land Europas so viele Ausländer beherbergt als die Schweiz, besonders die französische. Was die Verfassung der Schweiz betrifft, so ist diese ein Freistaat, und zwar, nach der Bundesverfassung von 1848 ein Bundesstaat (eine Eidgenossenschaft) von 22

5. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 210

1833 - Halle : Schwetschke
S10 A. Europa. 4. Das Königreich Dalmatien. Ein langer Küstenstrich von sehr verschiedener Breite, am öst- lichen Ufer des adriatischen Meers, mit vielen davor liegenden In- seln. Es erstreckt sich vom 42° bis beinahe 45°, doch nicht ganz ununterbrochen, indem das türkische Gebiet an zwei schmalen Stel- len das Meer erreicht, und enthalt auf etwa 273 □ Wt. über 300,000 Menschen. Dieses einst den Römern unterworfene Kü- stenland ward bei der Völkerwanderung zuerst von Gothen und Avaren, dann im 7ten Jahrh, von Slaven besetzt, welche noch jetzt die Mehrzahl der Bewohner ausmachen In der Folge ward es von Ungarn abhängig; doch blieben die meisten Städte stets in Ver- bindung mir Venedig, welcher Staat auch später den größten Theil des Landes an sich riß. In der neuesten Zeit ist es mit den übrigen venerianischen Besitzungen an Oestreich gekommen. — Dalmatien hat zwar ein überaus mildes Klima und edle Produete, wird aber wohl schwerlich jemals einen hohen Grad von Cultur erreichen, in-' dem ihm die 2 wesentlichsten Bedürfnisse, Dammerde und Wasser, beinahe gänzlich fehlen. Die ganze Küste besteht aus steilen, dür- ren Kalkgebirgen, welche man als die südlichen Verzweigungen der Alpen betrachten kann. An die Jütischen Alpen schließt sich das Ge- birge Welle bith, und dieses zieht sich unter mancherlei Namen, als Popila, Golossio, Mossor, bis zum klonte negro, wel- cher die südlichste Gränze ausmacht. Alle diese Gebirge fallen sehr steil nach dem Meere ab, so daß es nur wenige eigentliche Ebenen giebt, und auch diese aus nichts anderm als aus Kalkgerülle beste- hen. Eben so verhält es sich mir den Inseln, welche nur kleinere mit den Küstengebirgen parallel laufende Züge sind. Die meisten dieser Berge sind völlig kahl oder doch nur mitgestrüpp bewachsen; tiefer im Lande, im höhern Gebirge, sind wohl noch schöne Wal- dungen, aber sie sind beinahe ganz unzugänglich; denn die ganze Küste hat keinen schiffbarem Fluß, und die Wege sind so abscheulich, daß man bisher sie nur mit Saumrossen benutzen konnte. Fuhr- werk war gänzlich unbekannt. Doch haben die Franzosen und jetzt auch die östreichische Regierung angefangen Landstraßen anzulegen. Dabei fehlt es diesen Gebirgen beinahe ganz an Quellen; die mei- sten Städte und Inseln müssen sich mit Cifternenwasser begnügen. Daher ist auch der Getreidebau höchst unbedeutend; desto besser ge- deihen aber die Oliven, deren Oel das meiste italiänische übertrifft; Feigen, Mandeln, Rosinen, Granaten und andre edle Süd- früchte; der Wein ist besonders feurig und gut. — Von den un- bedeutenden Küstenflüssen sind die Kerka (1itiu8), wegen ihrer herrlichen Wasserfälle berühmt, die Cettina (1eluru8) und die Narenta (lvsro oder Narbo) noch die wichtigsten. — Der Berg- bau ist ganz vernachlässigt, und das Land hat kein andres Salz, als was man aus dem Meere durch Verdunstung gewinnt. — Da-

6. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 218

1833 - Halle : Schwetschke
218 A. Europa. berühmt gewordene Insel Elba, im Alterthum Aethalia auch Uva, und die in der Nähe liegenden kleineren Pianosa (Plana- sia) und Capraja , ehemals Aegilon oder Capraria. Am Eingänge des Meerbusens von Neapel, nördlich Isvbia ehemals Äenaria oder Inarinie, und Procida, ehemals Pro- cbyta; südlich Capri, ehemals Capreae. b) Im adriatischen Meere, unter 42° mehrere kleine In- seln, Isoü ditremiti, ehemals die Diomedeischen genannt, weil Diamedcs bei der Rückkehr von Troja hier gelandet seyn soll. Diese allgemeine Uebersicht des Landes mußten wir voranschik- ken, um nun zur Geschichte desselben überzugehen. Wir theilen sie in U Abschnitte. I. A-eltere Geschichte Italiens, bis auf den Unter- gang des weströmischen Reichs, oder bis zum Jahre 476 n. Chr. Ueber den Zustand Italiens vor der Entstehung Roms haben wir nur dunkle und verworrene Sagen und Berichte. Die zahl- reichen und gewiß höchst verschiedenen Völkerschaften, welche uns als die ältesten Bewohner der Halbinsel genannt werden, hatten sich theils schon vor den Zeiten der Römer unter einander aufge- rieben, theils wurden sie von diesen später so gänzlich unterjocht, daß, als die Römer anfingen ihre eigne Geschichte zu erforschen und zu schreiben, die Eigenthümlichkeiten jener Völker, ihre Lit- teratur, ihre Denkmähler, ja selbst zum Theil ihre Sprachen schon untergegangen waren. Am besten lassen sich alle jene älteren Völ- ker auf folgende Klassen zurückführen. I. Solche, welche man gewöhnlich pelasgischen Stam- mes nennt, d. h. welche mit den Urbewohnern der gegenüberlie- genden Küsten von Griechenland und Jllyrien verwandt waren. Dazu gehören: die Oenotrer und Peuzetier, welche die süd- liche und östliche Küste Italiens und Siciliens bewohnten, aber schon vor den Zeiten der Römer von den Sabellern unterjocht, ver- drängt und vertilgt wurden. Die Römer fanden sie nicht mehr, an ihrer Stelle aber Lucanier und Bruttier, welche man zu den Sabellern rechnen muß. Ferner die U mbrer, nördlicher an der Küste des adriatischen Meeres; auch diese wurden von den Sa- bellern und Galliern vernichtet, und ihr Name blieb zur Zeit der Römer nur einem kleinen Theile ihres ehemals sehr ausgedehnten Gebietes. Veneter oder Henerer, am Ausfluß des Po, wel- che sich später den Römern ohne Kampf, freiwillig, unterwarfen. Weniger gewiß ist es, ob man auch die Au son i er oderopiker, einst von der Tiber bis zum südlichsten Rande mächtig, aber von den Sabellern vertilgt, und die S ikul er, früher in der Gegend

7. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 363

1833 - Halle : Schwetschke
363 Vili. Italien. Neapel. ten, daß hier Flavio Gioja 1302 den Seecompaß erfunden Hube, dessen Gebrauch aber schon im Anfange des 13ten Jahrhunderts erwähnt wird. — Nicht weit vom linken Ufer des 8 ila Ims oder Selo, am Meere und an sanft ansteigenden Hügeln, liegen die Ruinen der im Alterthum durch die Schönheit ihrer Rosen be- rühmten Stadt Paeàm, in noch früherer Zeit Posidonia, eine Colonie der Dorier, spater von Sybariten bewohnt. Sie ward vermuthlich von den Arabern im loten Jahrhundert zerstört, doch stehen noch die Stadtmauern und drei schöne, sehr wohl erhaltene Gebäude, 2 Tempel und eine Basilica, worunter besonders der sogenannte Neptunstempel als die schönste Ruine aus dem Alter- thum bewundert wird. Die Gegend ist durch Vernachlässigung gänzlich verödet und in einen höchst ungesunden Morast ver- wandelt. 13) 14) und 15) Galabria citeriore, das diesseitige nörd- liche, Galabria ulteriore 1. und Ii. das jenseitige oder südliche Calabrien (Lruttium). Diese Provinzen machen die südlichste Landzunge von Italien aus. Der Apennin durchzieht sie in ihrer ganzen Länge und endet mit dem Vorgebirge Sparavento; er ist hier meist sehr schön bewaldet, wie denn der berühmte Si la-Wald allein über 10 □ M. bedeckt. Unter einem glühenden Himmel und doch von unzähligen Quellen und Bächen herrlich bewässert und auf dem Heerde eines unterirdischen Feuers gelegen, welches häufig, zuletzt 1783, in furchtbaren Erschütterungen ausbricht, ist diese Provinz zugleich die gesegnetste und die verwildertste des Reichs. Ihre Weine gehören zu den feurigsten, das Oel wird in großer Menge gewonnen; nirgend in Italien erreichen alle Süd- früchte eine solche Vollkommenheit, selbst die Dattelpalme und die Aloe gedeihen im Freien; die Wälder liefern viel Wild und treff- liches Schiffbauholz,^ das Meer ist überaus fischreich, und nur Unwissenheit und Trägheit verhindern bis jetzt, die vorhandenen Schätze des Mineralreichs zu benutzen. Die Calabresen find noch fast ganz rohe Kinder der Natur, daher aufbrausend und heftig, aber auch gutmüthig und vertrauungsvoll; sie gehen gern bewaff- net, dennoch ist Meuchelmord hier ungleich seltner als in den übri- gen Provinzen, dabei gelten sie für die tapfersten der Neapolita- ner. Von den Städten find zu merken: Cosenza (Cosentia), im nördlichen Theile, in einer herrlichen Ebene am Fuß des Sila- waldes; sie zählt zwar nur 8000 Einw., ist aber durch den Han- del, besonders mit Seide, äußerst lebhaft. Monteleone, auf einem Hügel in einer fruchtbaren Ebene, welche, wie die Stadt selbst, 1783 furchtbar gelitten; sie zählt an 7000 Einw. Pizzo am tuscischen Meere, mit etwa 5009 Einw., welche starke Fische- rei treiben. Sie ward 1783 gänzlich vernichtet, führt aber jetzt den Titel der allergetreuesten Stadt, ist auf ewige Zeiten von allen bürgerlichen Abgaben befreit und erhalt Salz unentgeldlich von

8. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 365

1833 - Halle : Schwetschke
365 Viii. Italien. Neapel. Von dieser Zeit an machte Sicilien einen Bestandtheil der spani- schen Monarchie aus, bis auf den spanischen Erbfolgekrieg, nach welchem es durch den Utrechter Frieden 1713 an Savoyen verlie- hen, 1717 aber gegen Sardinien an Oestreich ausgetauscht wurde. Im Jahre 1733 ward es wieder an Spanien abgetreten, doch als ein besonderes Reich verwaltet. Wahrend der Zeit der französi- schen Uebermacht blieb Sicilien durch den Schutz der Engländer im Besitz seines Fürsten, und hat sich auch jetzt wieder nach kurzen aber blutigen Unruhen dem Könige von Neapel unterworfen. Kein Land Europa's ist von der Natur mehr begünstigt und keins durch fehlerhafte politische Einrichtungen so tief von seinem ehemaligen Wohlstände herabgesunken, als Sicilien. Hier, wo einst mächtige Republiken herrschten, welche das Meer mit ihren Flotten bedeckten und ihre Städte mit den herrlichsten Kunstwer- ken schmückten, lebt jetzt eine elende, arme, schwache Bevölkerung, jetzt 1,800,060 (soviel zählte vielleicht einst die einzige Republik Syrakus oderagrigent), mit wenigen Ausnahmen in höchst elende, verfallene Städte zusammengedrängt; Dörfer findet man beinahe auf der ganzen Insel nicht, und die meisten Häuser, mit Aus- nahme der wenigen Hauptstädte, sind schmutzige Steinhaufen, ohne Fenster, ohne Meubles, kaum im Stande den Regen abzuweh- ren. Eben so elend ist die Bekleidung und die Nahrung des Volks. Nichts seltenes ist es, daß Reisende in Städten von 12000 Einw. keinen Gasthof finden, auf bloßem Stroh liegen müssen und nur mit Mühe schlechtes Brodt, elenden Wein und etwas Obst erhal- ten können. Der Bauer besitzt kein Eigenthum, alles ist in den Händen des hier sehr zahlreichen und greßbegüterten Adels und der überreichen Geistlichkeit, die sich um keinen Anbau bekümmern. Auf der ganzen Insel gab es bisher keine andre fahrbare Straße als eine kurze Strecke in der Nahe der Hauptstadt. Erst jetzt ist die Regierung ernstlich darauf bedacht, Chausseen durch die ganze Insel zu führen, und am Ende des Jahrs 1832 waren bereits fol- gende Strecken beendigt. Von Palermo nach Trapani; von Pa- lermo nach Messina; von Messina nach Catania, und endlich von Palermo durch die bisher fast ganz verödete Mitte der Insel, über Castro Giovanni nach Catania. Sicilien war einst die Korn- kammer des römischen Reichs, und die Alten können ihre Frucht- barkeit nicht genug rühmen; jetzt hat die Insel nur wenig Ueber- fluß an Produkten, obgleich das glückliche Klima und der treff- liche Boden, der noch immer trotz aller Vernachlässigung eine wunderbare Vegetationskraft zeigt, unstreitig die ncmlichen ge- blieben sind. — Sicilien wird von 2 Gebirgsketten, wovon die eine in geringer Entfernung der Nordküfte parallel läuft, und einer zweiten, welche sich ungefähr in der Mitte der Insel nach Süden zu von der ersten absondert und Monte di Madunia ge- nannt wird, durchschnitten, so daß es nur wenige-größere Ebc-
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