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1. Lesebuch der Erdkunde - S. 93

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Z. Volk und Staat. 93 gebracht, dann von deutschen Stämmen — im Westen von den Burgundern, im Osten von den Alemannen — besetzt worden. Nach der Völkerwanderung wurde sie unter der Herrschaft der Frauken in die christliche Kultur gezogen, und war 5ig. 38. Schweizerische Pfahlbauten (rekonstruiert). schon unter Kaiser Karl ein blühendes Land; teilweise zu Schwaben, teilweise zu Burgund gerechnet. Im Jahre 1097 kam jedoch Helvetien als Ober-Alemannien an die Herzoge von Zäh ringen, welche die Kultur des Landes begünstigten; mit ihrem Aussterben (1218) zerfiel das Land in viele geistliche und weltliche Herr- schasten. Dann kam die Reihe an die Städte, groß und frei zu werden; auch die Landgemeinden suchten ihre Freiheiten auszudehnen. Darüber kamen sie in Konflikt mit den Habsbnrgern, welche gleichfalls in Oberalemannien ihre Macht ausbreiten wollten, und es gelang den 3 „alten Orten" oder Urkantonen Uri, Schwyz und Unterwalden (Rütli 1308 und Morgarteu 1315), sich ihrer glor- reich zu erwehren. Nach und nach schlössen sich dem heldenmütigen Hirtenvolke Luzern, Zürich und andere Kantone an. Dann -bewahrten sich die „Eidgenossen" auch gegen Burgund (Herzog Karl den Kühnen) ihre Freiheit, lehnten sich mehr und mehr an Frankreich an und kamen (1499) aus aller Verbindung mit dem deutschen Reich. Die Reformation brachte dem Lande viel Zwist, aber auch ein neues Geistes- leben. Seit dem Westfälischen Frieden 1648 ist die „Schweizerische Eid- g e n o s s e n s ch a f t" ein anerkannt selbständiger Staat, und war lange der einzige größere Freistaat Europas. (Landesfarben und Wahrzeichen: ein weißes Kreuz in rotem Felde.)

2. Lesebuch der Erdkunde - S. 92

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
92 I. Die Schweiz. beinahe überall neben dem Feldbau Fabrikation treibt. Daher die Seideweb- stuhle in den reinlichen Stuben der so hübschen freundlichen Dörfer im „Züribiet", die Baumwollweberei im Thnrgau, in St. Gallen und Glarus, die vielen Baumwoll- fabriken in den Flnßthälern, die Stickerei im lieblichen Appenzeller und im St. Galler Gebirgslande, die Strohflechterei im Aargau, die Seidebandweberei im Basel-Biet u. s. f. Und eine nicht kleine Zahl, alt und jung, suchen auswärts ihr Brot, um mit etwas Erspartem heimzukehren. Die fremde Frucht aber, deren die Schweiz bedarf, bezieht sie aus Oberschwaben über den Bodensee, wo Rorschach vor der Eisenbahnzeit lange der hauptsächlichste Fruchtmarkt der Schweiz war, und aus Frankreich. Ansehnliche altgegründete Städte liegen am inneren Rande der Ebene, vor den Mündungen der größeren Thäler, am Ufer eines Sees: Gens, Thun, Luzern 5ig. Z?. Luzern mit dem Rigi im Hintergrund. (§ 87), Zug, Zürich, St. Gallen (§ 40). Andere weiter entfernt vom Gebirge, erhöht auf See- oder Flußuferu: Lausanne am Genfer See auf drei Hügeln, gegen- über den Savoyer Alpen, und Freiburg („im Üchtland") über den schroffen felsigen Ufern der Saane, — diese im Südwesten der Hochebene. In der Mitte der Hochebene aber, auf einer Halbinsel der Aar, die nunmehrige Bundesstadt der Schweiz, — das stolze Bern; dann das gewerbsame reiche Winterthur in der Thal- ebene der Töß, und Frauenfeld über der Mnrg, im Nordosten. Während die Städte, dem Zeitgeiste folgend, das neuzeitliche Wesen angenommen haben, sind die Gebirgs- Völker dagegen dem einfachen Hirten- und Naturleben treu geblieben (außer wo viel- bereiste Gegenden durch Fremde Schaden gelitten haben). Der Widerstand gegen das Drängen der Neuschweizer hat daher schon mehr als einmal, zuletzt 1847, zu Sonderbünden und Bürgerkriegen geführt. Z. Volk und Staat. § 92. Die Schweiz, ursprünglich, vor mehr als zwei Jahrtausenden, von Kelt-en(Helvetiern) bewohnt, deren Psahlbanten (Fig. 38) man zuerst im Züricher See gefunden hat, ist frühzeitig von den Römern in den Kreis ihrer Kulturwelt

3. Lesebuch der Erdkunde - S. 94

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
94 I. Die Schweiz. §. 93. Die Schweiz mißt in der Länge, zwischen Frankreich und Osterreich vom Genfer See über den St. Gotthard bis zum Ortler in Tirol, 48 d. M. oder 350 km und in der Breite, zwischen Deutschland und Italien, von Schaffhausen bis Tessiu (beiderseits die äußersten Spitzen gerechnet), 30 d. M. oder 220 km; ist also mehr lang als breit. — Ihr Flächenraum ist fast so groß als Württem- berg, Baden und Großherzogtum Hessen zusammen.*) Ihre Gestalt bildet ein un- gleiches etwas schiefes Viereck mit ein- und ausspringenden Grenzlinien, zwischen 4 oder 5 Endpunkten; diese sind die Rheinbiegung (Basel) im Nordwesten, der Bodensee im Nordosten, der Genfer See im Südwesten, der Luganer See im Süden (der Ortler im äußersten Südosten). So ist die Schweiz, das hochliegende Land, zwischen Deutschland, Frankreich, Italien hingelagert^ Deutschland ist ihr Nachbar im Norden, und zwar Haupt- sächlich Baden, an einer kleinen Strecke des jenseitigen Bodenseeufers auch Württem- berg und Bayern; der Bodensee und der Rhein bis Basel bilden ihre nördliche Grenze; nur ein kleines Stück in der Nordmitte (Schaffhausen) schiebt sich über den Rhein zwischen badisches Gebiet hinein. Auch im Osten ist deutsches Gebiet ihr Nachbar, nämlich Tirol und Vorarlberg; auch hier bildet der Rhein, vom Bodensee aufwärts, eine Strecke lang (bis zum Einflüsse der Landquart) ihre Grenze; von da aber zieht diese in einem großen Bogen östlich um das Innthal herum. Im Süden der Schweiz liegt Italien; unregelmäßig zieht die Grenze über^ die Alpen hin in großen Zickzacklinien (doch meist den höchsten Gebirgskäminen folgend) bis zum Geufer See. — Im Westen grenzt die Schweiz an Frankreich: vom Genfer See zieht in nordöstlicher Richtung bis Basel die Grenzlinie, auch in höchst unregel- mäßiger Gestalt, über den Jura hiu. § 94. Übrigens ist es nicht der d e u t s ch e Volksstamm allein, dem die Schweiz angehört. Diese umfaßt auch ein bedeutendes Stück des Bodens französischer Zunge, der ganze Westen (welsche Schweiz) ist von französischem Volke bewohnt: der Berner Jura, Neuenburg, das Waadtlaud, Genf, zwei Drittel von Freiburg und von Wallis (das untere Wallis). Dann enthält sie ferner ein kleineres Stück italienischen Landes: das Land südöstlich vom St. Gotthard, Tessin, und drei Stückchen im äußersten Südosten (zum Kanton Graubünden gehörig), alle diese auf der Italien Zugewandten Seite der Alpen; endlich einen eigentümlichen Volksstamm mit einer lateinischen Tochtersprache, die sonst nirgends in der Welt gesprochen wird, der räto-romanischen (mit 2 Mundarten), in Graubünden. So ist also die Schweiz, wiewohl vorherrschend deutsches Land, durch diese Zerteilung zum Ver- einigungslande sehr verschiedener Haupt-Völkerstämme Europas geworden, — was ihr eine einheitliche Regierung nicht wenig erschwert, aber ihr auch, sosern ihr deren Einigung gelingt, um so größere Stärke und Ehre verleihen muß. Indessen wiegt doch das deutsche Element in der Schweiz so sehr vor, daß von den 2 4/5 Millionen Menschen ihrer Bevölkerung über 2 Millionen zum deutschen Stamme gehören, und die ganze Kultur, das Geistesleben, in der Schweiz vorherrschend mit Deutschland zusammengeht. Daher hatte auch Deutschland in seinem Südwesten an dem Schweizer Alpenlande und Volke ein starkes natürliches Bollwerk zu Deckung seines Rückens. Allein infolge alter Empfindlichkeit des großen Bruderstaates gegen den kleineren Nachbar, — der sich einst durch echt- *) Die Flächenzahlen siehe in der Tabelle Seite 93, sowie in der Tabelle über die Länder des Deutschen Reichs.

4. Lesebuch der Erdkunde - S. 95

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
3. Volk und Staat. 95 deutsche Männlichkeit in Zeiten der Verwirrung selbst geholfen — ist es so weit gekommen, daß die Schweiz sich oft mehr an Frankreich angeschlossen hat, das von jeher gegen sie klug und freundlich war. Von französischem Volke wohnt über *[2 Million (600 000) auf Schweizer Boden, von italienischem etwa 146 000, das romanische Gebiet zählt etwa 38 000 Seelen. Dem kirchlichen Bekenntnisse nach ist die Westschweiz (außer Freiburg) samt Zürich, Schaffhausen und Glarns vorwiegend reformiert, die Ur-Schweiz und der Süden, samt Freiburg, Solothuru und dem Berner Jura, überwiegend katholisch; die ganze Ostschweiz samt Genf und Aargau gemischt. Es sind also dem Räume nach so ziemlich 3 gleiche Teile. Katholische Bischofssitze sind in Solothnrn, Freiburg, Sitten, St. Gallen und Chur. § 95. Das Schweizer Volk ist ein schöngebauter Menschenstamm, voll Kraft und Lebensfrische, freigesinnt und treuherzig; dabei arbeitsam, geschickt und lebensgewandt. Haben die Bewohner oft Mühe, dem wenigen und manchmal kargen Feldboden ^etwas Nahrung abzugewinnen, so sind sie rührig, durch Gewerbe sich ihren Unter- halt zu ergänzen, — durch die ganze Schweiz zieht ein reges, emsiges Gewerbsleben. Nicht nur erheben sich allerwärts stattliche Fabriken, auch in der Hütte des Land- manns ist der Webestuhl im Gange; schon das Kind nimmt nach Kräften munter Teil am Erwerbe. Überall tritt der Sinn für Ordnung und Erhaltung, für Zweckmäßigkeit, Reinlichkeit und Schönheit zu Tage. Beinahe allerorten — mit Ausnahme der ärmsten Hirtengegenden — gewahrt man Wohlstand und Frohmut. Hübsche Dörfer, schmucke, in den Appenzeller und Berner Gebieten wunderliebliche Landhütten, oft mit zierlichen Gärtchen, anmutige, selbst prächtige Wohngebäude sogar mitten in den Dörfern, und besonders die stattlichen Hospitäler, Armenhäuser und Schulgebäude u. s. f. verkündigen überall laut, wie traulich, wie versorgt und vom Gemeinsinn getragen das heimatliche Leben in der Schweiz sei. Da übrigens die Schweiz in eine Menge Kantone und Gemeinwesen geteilt ist, die oft durch himmelhohe Berge voneinander getrennt sind, so zeigen sich große Unterschiede in Mundart, Tracht, Sitten und Verfassung. Auch kleinliche Parteisucht gegeneinander (der Kantönligeist) macht sich zuweilen fühlbar. — Gleichwohl durchdringt das Volk ein Gemeinschafts- und Bürgersinn, eine einsichtsvolle, thatkräftige Teilnahme am Wohl und Wehe des Ganzen, die es unerachtet feiner kleinen Zahl zu einer Achtung gebietenden Macht in Europa erhoben hat. Die Hauptstädte der Schweiz sind Bern, Genf, Bafel und Zürich, lauter großartige, bildungsreiche, sehr wohlhabende Städte (s. die folg. Tabelle). Bern, der Sitz der Bundesbehörden, Zürich (25000 Einwohner, mit den Außen- gemeinden 76 000 Einwohner), durch seine herrliche Lage, seine Industrie und seine Bildungsanstalten (Universität, Polytechnikum) ausgezeichnet, Basel, durch den sprichwörtlichen Reichtum seiner Handelshäuser, Genf aber ist nach Paris die vor- nehmste Hauptstadt der französischen Nationalkultur, die volkreichste Stadt in der Schweiz und am meisten von Fremden (namentlich Engländern) besucht, wie über- Haupt kein Land Europas so viele Ausländer beherbergt als die Schweiz, besonders die französische. Was die Verfassung der Schweiz betrifft, so ist diese ein Freistaat, und zwar, nach der Bundesverfassung von 1848 ein Bundesstaat (eine Eidgenossenschaft) von 22

5. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 237

1885 - Leipzig : Spamer
Aus Schleswigs Leidenszeit. 237 Schleswig-Holstein auf. hauptsächlich in der Absicht, Preußen zu demütigen. Fast wäre es zum Kriege zwischen Preußen und Österreich gekommen, aber da Rußland drohte, auf Österreichs Seite zu treten, so mußte Preußen nachgeben. Österreich erwirkte auf den Antrag Dänemarks einen Beschluß der Deutschen Bundesversammlung, durch welchen der Statthalterschaft aufgegeben wurde, sich zu unterwerfen, und ein preußisch-österreichisches Heer von 51)000 Mann rückte heran, um diesem Befehl Gehorsam zu erzwingen. Das Auffliegen des „Christian Viii." bei Eckernförde. Einem solchen Drucke konnten die Herzogtümer nicht widerstehen; die Statt- halterschaft legte am 1. Februar 1851 die Regierung nieder. Für das Herzogtum Holstein wurde eine aus dänischen und deutschen Bevollmächtigten zusammen- gesetzte oberste Zivilbehörde gebildet, während man das Herzogtum Schleswig — wehrlos dem Erbfeinde überließ. Nach längeren Verhandlungen wurde am 18. Februar 1852 auch Holstein an Dänemark zurückgegeben. Unter der Bedingung, daß Dänemark das Herzog- tum Schleswig nicht inkorporieren dürfe und die deutsche und dänische Sprache als gleichberechtigt in Schleswig schützen solle, gaben die Großmächte durch das „Londoner Protokoll" ihre Zustimmung zu einer neuen Erbfolgeordnung, nach welcher Prinz Christian von Glücksburg sowohl in Dänemark als in den Herzog- tümern erbberechtigt wurde. Von jetzt an herrschten die Dänen, besonders in Schleswig, mit schrankenloser

6. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 238

1885 - Leipzig : Spamer
238 Die Eidermündung und der Kieler Kanal. Willkür. Die Glieder des Augustenburgischen Hauses wurden verbannt, der Herzog mußte seine reichen Besitzungen weit uuter dem Wert an Dänemark abtreten. In einem großen Teile des mittleren Schleswig, wo die Kirchen- und Schulsprache bisher deutsch gewesen war, wurde gewaltsam die dänische Sprache eingeführt. Eine große Anzahl von Beamten, Predigern und Lehrern wurde ihrer Gesinnung wegen abgesetzt. Die erledigten Stellen erhielten Dänen, zum Teil ganz unwürdige und unfähige Männer. An die Stelle des bisherigen Geldes führte man die dänische Reichsmünze ein und unterdrückte mit leiden- schaftlichem Eifer alles, was an das alte Recht erinnerte. Alles Bitten und Flehen war umsonst; Äußerungen der Unzufriedenheit wurden mit Geld- oder Gefängnisstrafen beantwortet. Die Schleswig-Holsteiner leisteten mit männlicher Beharrlichkeit Wider- stand, soweit es irgend in ihren Kräften lag, und in einem großen Teil des Volkes erlosch niemals ganz die Hoffnung auf Wiederkehr einer besseren Zeit. — Und sie kam, die bessere Zeit. Deutschland erhob sich aus seiner Erschlaffung; lauter und immer lauter ertönten die Stimmen für den „verlassenen Bruder- stamm". Im Jahre 1860 schon forderte das preußische Abgeordnetenhaus die Staatsregierung auf, Schleswig-Holstein zu seinem Rechte zu verhelfen. Die Dänen arbeiteten unterdes rastlos darauf hin, das Herzogtum Schleswig dem dänischen Reiche einzuverleiben, ein Gesetz, durch welches die Inkorporation aus- gesprochen werden sollte, war schon fertig — da starb Friedrich Vii. am 15. November 1363 auf seinem Schlosse Glücksburg. Nach den Bestimmungen des Londoner Protokolls bestieg jetzt Prinz Christian von Glücksburg als Christian Ix. den dänischen Thron. Anfangs weigerte sich derselbe, die Einverleibung Schleswigs zu vollziehen, weil er ein Einschreiten der deutschen Großmächte fürchtete; doch die Partei der Eiderdänen hetzte den Pöbel gegen ihn auf und zwang ihn, das bereits fertige Gesetz zu unterschreiben. Der alten Erbfolge gemäß hatte der Herzog von Augustenburg den nächsten An- spruch auf die Regierung in den Herzogtümern; er verzichtete aber zu gunsten seines Sohnes, des Erbprinzen Friedrich, und dieser erließ als Herzog Friedrich Viii. von seinem Schlosse Dölzig in Schlesien aus eine Proklamation an die Schleswig- Holsteiner, in welcher er sie aufforderte, ihn als ihren rechtmäßigen Landesherrn anzuerkennen. Er fand bei der Mehrzahl der Bewohner freudige Anerkennung; aber noch hatten die Dänen tatsächlich die Herrschaft. Als aber der Deutsche Bund zur Regelung der Erbfolge die Exekution für Holstein beschloß und die Dänen sich vor den um Weihnacht einrückenden Sachsen und Hannoveranern ohne Widerstand zurückzogen, wurde Friedrich Viii., welcher mit den Bundes- truppen nach Holstein gekommen war und seinen Wohnsitz in Kiel genommen hatte, in ganz Holstein als Landesherr ausgerufen. — Jetzt erklärten Preußen und Österreich, daß die Bedingungen, unter denen sie im Londoner Protokoll den Prinzen Christian als Thronfolger anerkannt hätten, nicht erfüllt wären, und stellten bei dem Deutschen Bunde den Antrag, das Herzogtum Schleswig in Pfand zu nehmen, bis die dänische Regierung ihren Verpflichtungen nachkäme. Weil der Deutsche Bund Christian Ix. aber überhaupt nicht anerkennen wollte, wurde dieser Antrag abgelehnt, und Preußen und Osterreich erklärten jetzt, auf eigne Hand gegen Dänemark einschreiten zu wollen, und so zogen am I.februar 1364 die österreichisch-preußischen Truppen an die Eider.

7. Landschaftliche Charakterbilder der hervorragendsten Gegenden der Erde - S. 41

1885 - Leipzig [u. a.] : Spamer
Das Engadin. 41 Häusern fallen Freitreppen, Altane und künstliche Eisengeländer vorteilhaft ins Auge; schöne Landstraßen verbinden die Ortschaften; hübsche Wagen rollen auf diesen einher, und allenthalben begegnen wir den deutlichen Spuren eines rüstigen, intelligenten Volkes, das einen der drei in Graubünden heimischen romanischen Dialekte spricht und sich zu der protestantischen Religion bekennt. St. Moritz im Engadin. Poutresiua, das sich aus angenehmem Wege in kurzer Zeit von St. Moritz aus erreichen läßt, bildet den eigentlichen Touristenstandort des Oberengadin, von dem aus die Bergbesteigungen und Gletscherpartien unternommen zu werden pflegen. — Da, wo sich zur Scaletta hin quer durch den Inn ein Sattel entgegenstellt, beginnt der Fluß in einer wilden, langgestreckten Felsenschlucht zu fließen, die von einer hohen Brücke überspannt wird. Hier folgt ein ganz neuer Charakter des Hochthales. Statt der grünen Seeen und saftigen Wiesen- gründe, der freundlichen Ortschaften und belebten Landstraßen folgen hier enge schluchtartige Thäler sowie wilde, unwirtliche Tobel, welche nach beiden Seiten hin die Gebirge durchbrechen, und die Ortschaften, welche hier nur iu größeren Zwischenräumen aufeinander folgen, haften burgartig auf deu Bergvorsprüngen und machen gleichfalls im ganzen einen behäbigen Eindruck. Denn feit alter Zeit weiß die männliche Bevölkerung Engadins in allen Ländern der Welt Wohlstand zu erwerben, den sie dann hier in Ruhe genießt. Der Hauptort des Oberengadins ist Samaden, ein städtisch gebauter, sauberer Flecken von 800 Einwohnern, welcher ausgedehnte Bade- und Kureinrichtungen besitzt.

8. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 21

1880 - Leipzig : Spamer
Das Becken des Bodensees. 21 Als sie auszogen, waren sie 368,000 Mann stark; die zurückkehrenden Trümmer betrugen noch 110,000 Mann. Die Spnren ihrer Niederlassung lassen sich in der Westschweiz von Freiburg und Solothnrn bis an den Gensersee verfolgen. Ein zweites Volk, das den Römern schon um jene Zeit bekannt war, sind die Rhätier. Welcher Nationalität sie angehörten, ist schwer zu sagen. Von Livins, dem auch Plinius folgt, werden sie zu den Tnsciern oder Etruskern gerechnet; sie sollen unter ihrem Führer Rhaetns, wie wieder- holt erwähnt, vor den Galliern geflohen und in den Hochgebirgen Grau- büudens (den Rhätischen Alpen) sich niedergelassen haben. Lindau am Bodensee. Die römischen Schriftsteller begreifen unter den Rhätiern die verwandten Vindelicier mit. Ihre Wohnsitze reichten im Süden nach Italien hinein, bis zu den Venetern und Jusubreru. Im Jahre 89 v. Chr. waren sie bis Verona und Trident vorgedrungen. 44 v. Chr. wurden sie von Mnnatins Plancus, welchem Cäsar das Gallien jenseit der Alpen übergeben hatte, wie es scheint, besiegt, und lebten eine Zeit lang mit Rom im friedlichen Handelsverkehr. Von den Römern geschätzt war der rhätische Wein, der nm die Höhen von Verona und im Veltlin um Chiavenna herum wuchs; nach Suetou war er sogar des Augustus Lieblingstrank.

9. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 226

1880 - Leipzig : Spamer
226 Die fruchtbare Rheinebene. Seine Weihe bekam das Schloß durch den ersten Friedenskongreß in den Jahren 1713—14. Der Feldherr selbst, Prinz Eugen, empfand am tiefsten das Bedürfniß nach Frieden und ebenso sein französischer Gegner Villars. Schwer und vielverschlnngen waren die Hindernisse, welche der Eigennutz oder die Untreue der Kabiuette deubeideu edlen Männern entgegensetzte. Hatte Engen nach langem Verhandeln endlich Landau preisgegeben, um dafür dem Kaiser die Amnestie für die treuen Catalonier zu erwerben, so kam plötzlich der schon zur Ratifikation fertige Vertrag mit zwölf nenen Forderungen aus Ver- sailles zurück, so daß Eugen empört am 7. Februar 1714 Rastatt verließ. Ein neuer Krieg stand vor den Thoren, wenn nicht Villars selbst seinem Könige gegenüber auf die Rücknahme der Forderungen gedrungen hätte. Am 28. Februar kehrte nunmehr Eugen nach Rastatt zurück, und in kurzer Zeit war das schwere Werk gethan. Was die Federn der Di- plomaten festgesetzt, das schrieben in später Nachtstunde die Federn der Kopisten ins Reine, und endlich am 7. März Morgens zwischen 3 und 4 Uhr besiegelte eiue freudige Umarmung der bisher feindlichen Feldherren die Unterschrift, welche sie dem fertigen Frieden soeben gegeben hatten. So wurde dort der Vertrag vollendet, der dem Deutschen Reiche Landau uahm und der französischen Politik den Triumph einbrachte, daß ihre Partei- gänger, die Kurfürsten von Köln und Bayern, in alle ihre Würden wieder- eingesetzt wurden. Schou damals aber war der geheime Vertrag zwischen Frankreich und Bayern abgeschlossen (20. Febrnar 1714), in welchem Lnd- wig Xiv. dem Kurfürsten seine Mitwirkung zum künftigen Gewinn der Kaiserwürde versprach. Noch aber war für das Reich der Friede nicht ge- schlössen; so locker war der Staatsverband desselben geworden, daß Kaiser- Karl den Ständen des Reiches am 24. März von dem Vertrage zu Rastatt Mittheilung machte und ihnen anheim gab, entweder direkt mit Frankreich zu verhandeln oder den Kaiser als ihren Stellvertreter zu beauftragen. Sie wählten das Letztere, und nachdem die Verhandlungen zu Badeu in der Schweiz sich kümmerlich hingeschleppt hatten unter vergeblichen Versuchen der Stände, manche Härte, z. B. die Rijswiker Klausel, zu beseitige«, ward am 7. Sept. 1714 auch für das Reich der Rastatter Friede vou Eugen und Billars aufs Neue unterzeichnet. Das ist ein trübes Bild ans jener Zeit, in welcher die Habsburgische Kaiserdynastie dem Reiche nicht nur keinen Schutz verlieh, sondern dasselbe seinen Frieden allein machen ließ, nachdem es die habsbnrgischen Kriege wider Frankreich auf seine Kosten geführt hatte. Noch einmal ward zu Rastatt in einer Friedensverhandlung die Schwäche des Reiches ausgebeutet. Zu Basel hatte 1795 Preußen, zu Campo Formio 1797 Oesterreich in die Abtretung des linken Rheinufers au Frankreich gewilligt, und im Dezember 1797 trat in Rastatt die Versammlung zu- sammeu, die in einer Fülle von Einzelverhandlungen die Entschädigung der deutschen Fürsten festsetzen sollte, welche Besitzungen am linken Rhein- nfer gehabt hatten, und dann auch von Seiten des Reiches die große That- fache der Abtretung des linken Rheinufers anerkennen sollte. Der kleine

10. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 225

1878 - Leipzig : Spamer
Kirchweih in der Ramsau. 225 Kirchweih in der Ramsau. Von Reichenhall führt eine wohlgebaute Straße an dem kömglichen Brunnenhaus Jetteuberg und dem stillen Tauben- see vorüber in ein abgeschlossenes Thal, das zwischen den Riesen der Berchtes- gadener Alpen, Hochkelter und Watzmauu einerseits, Rentalp und Latten- gebirge andererseits, in tiefer Einsenknng liegt, auf feinem Grunde die freund- licheu Dörfer Ramsau, Hintersee, Jllsank u. a. Das erstgenannte Dorf hat seinen Namen dem ganzen Thale gegeben, dessen Schönheit von Julius Grosse in folgenden Versen gepriesen wird: --„An den laubigen Halden Schimmern die Höfe verstreut, weit hiugelagert au Hügeln, Quelleuumrauscht und von Wiesen umgrünt und von Ulmen umschattet; Auf dem geschnitzten Altan bliih'u Maslieb, Lack und Levkojen, Unter vorspringendem Dache geschützt stehu Körbe der Bienen. Frei sich tummelt das Füllen im Haiu, und von Kindern gehütet Weiden die Rinder das Wasser entlang an den Stauden der Hasel. --Alles so still, wie wenn ein ewiger Sonntag hier waltet; Denn der Einzelne lebt auf deu weiten Weilern ein König, Und kein Lärmen des Dorfes entweiht die erhabene Ruhe" .... Man sagt, die Ramsauer, die sich bis vor Kurzem gegen das Hinein- Heirathen in ihre „Genotfchaften" nicht minder wehrten als die Jacheuauer, seien Abkömmlinge von Römern, die sich zur Zeit der Völkerwanderung aus dem nahen Juvavum (Salzburg) in das einsame Thal geflüchtet, und ihr Aus- seheu scheint ihre romanische Abkunft zu bestätigen. Was aber Sitte und Ge- sinnung anlangt, so sind sie jedenfalls längst gute Deutsche geworden. Davon können wir uns nicht besser überzeugen, als durch einen Besuch der Rams- auer Kirchweih, bei der es lebhafter und bunter zugeht, als sonstwo in den bayerischen Bergeu. Die Blätter des Ahorns und der breitästigeu Buche färben sich gelblich und röthlich und verkünden die schönste Zeit in den Bergen. Die Sommer- arbeit ist abgethan, das Vieh hier und dort bereits von den Alpen heimgekehrt, und das Dorf bereitet sich vor zu dem ersehnten Feste der Kirchweih. Vom schindelgedeckten Kirchthurme herab flattert das roth und weiße Fähnlein. Die Gemeinde füllt den engen Raum der Kirche bis auf den letzten Platz und er- baut sich an der kernigen Predigt. Nicht ohne Ursache stehen nach alter Sitte Kirche und Wirthshaus so nahe neben einander. Unmittelbar nach der Kirche wandert die fromme Gemeinde aus jener in dieses. Vor der Kirchthüre und ' an der Kirchhofmauer stehen die „Buben" in ihren dunkelblauen Joppen mit grünen Kragen, Manchesterwesten mit Metallknöpfen, ledernen Kniehosen, weißen Strümpfen und Riemenschuhen, auf dem Kopfe den breitrandigen schwarzen Hut mit echter Goldquaste, deren Schnur durch die Zahl ihrer Wiu- duugeu einen Maßstab für das Vermögen ihres Besitzers abgiebt, hinter dem Ohre eine blutrothe Nelke. Sie plaudern, betrachten die schönen Sachen, welche in den zwischen Kirche und Wirthshaus aufgeschlagenen Marktständen zur Schau liegen, und wählen vielleicht in Gedanken unter den bunten Seiden- tüchern, Bändern und Ringen schon die Geschenke aus, mit welchen sie beim Deutsches Land und Volk. I. 1 n
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