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1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 117

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Julian Apostata. Mönche. 117 tobten ließ und viele anbere Schandthaten ausübte, von dem arianischen Bischof Eusebius von Nikomebia sich taufen. Er starb in Nikomebia. 337. Konstantin hatte sein Reich unter seine drei Göhne: Constantin, Con-stantius und Constanz getheilt. Von diesen würde Constantius nach dem Tode seiner beiden Brüder und nach der Bewältigung der anderen Imperatoren Alleinherrscher. Da während seiner Feldzüge gegen die Perser die Alemannen 353. und Franken die von den Römern angelegten Städte am Rhein zerstörten und in Gallien einfielen, so berief er seinen Vetter Julian, den er nach Athen verbannt hatte, zurück, ernannte ihn zum Cäsar und schickte ihn nach Gallien. Dieser schlug die Franken aus Gallien zurück, besiegte die Alemannen bei Straßburg und wurde vom Heere in Paris zum Kaiser ausgerufen. Als er gegen 357. Constantius zog, starb dieser in Cilicien. Nun war Julian Alleinherrscher. 361. Er führte große Einfachheit und Sparsamkeit am Hose ein. Sein Rücktritt 361-363. zum Heibenthum, woher er den Beinamen Apostata (der Abtrünnige) erhielt, erklärt sich daraus, daß er, der ohnedies an den theologischen Streitigkeiten jener Zeit wenig Geschmack fand, in Athen viel mit griechischen Weltweisen umgegangen war. Er wollte das alte kräftige Heibenthum wieber einführen, was ihm natürlich nicht gelang, verfolgte zwar die Christen nicht, fonbern befahl allgemeine Dulbung, schloß sie aber von allen Staatsämtern aus. Sein Nachfolger Jovi anus hob diese Anordnungen wieder auf und machte das Christenthum wieder zur Staatsreligion. Als Julian gegen die Perser zog und über den Tigris gieng, wurde er durch Mangel an Lebensmitteln zum Rückzug genöthigt, von den nachrückenden Feinden fortwährend angegriffen und in 363. einem Gefecht tödtlich verwundet. Zu den bebeutenbsten christlichen Schriftstellern der ersten Jahrhunberte, welche Kirchenväter genannt werben, gehören, außer den schon genannten, aus der alexanbrinischen Schule: Basilius der Große, f 378, Metropolit von Cäsarea, ebenso eifrig für die Wissenschaft und für das Mönchthum als für die Kirchenregierung; aus der antiochenischen Schule: Chrysostomus: 398 Bischof von Constantinopel, berühmt durch seine kühnen Predigten gegen die Ausschweifungen des byzantinischen Hofes; unter den lateinischen: Hieronymus vonstridon 331—420, dessen lateinische Übersetzung der Bibel unter dem Namen Vulgata" kirchliche Geltung erhielt. Besonders von den ersten dieser drei Männer wurde das Mönchthum sehr gefördert. Dasselbe hatte seinen Ursprung im Orient, wo der Glaube an die Verdienstlichkeit der Selbstpeinigung und des Ertöbtens der Sinnlichkeit schon längst zu Hause war. Als die ersten christlichen Einsiebler bezeichnet man Paulus von Theben, welcher in der Mitte des dritten Jahrhunberts, zur Zeit der Christenverfolgung durch Kaiser Decius, in eine ägyptische Wüste floh und bort unter Gebet, frommen Betrachtungen, Fasten und sonstigen Kasteiungen sein Leben in einer Höhle zubrachte, und den Ägyptier Antonius, f 356, welcher gleichfalls in einer ägyptischen Wüste wohnte und mehrere Jünger um sich versammelte. Sein Schüler Pachomius vereinigte auf einer Nilinsel in Oberägypten eine große Anzahl Eremiten, welche sich unter feine Aussicht stellten und in gemeinschaftlichen Gebäuden wohnten, und wurde so der Stifter des Klosterlebens. Jene Gebäude nannte man nach dem Griechischen y.oivößia, nach dem Lateinischen claustra., woraus das Wort „Kloster" entstaub. Der Vorsteher eines Klosters hieß Abbas (Vater), daher „Abt". Pachomius stiftete auch Nonnenklöster und hinterließ bei seinem Tode (348) einige tausend Mönche (fiovaxol). Von Ägypten verbreitete sich das Mönchs- und Klosterwesen schnell über

2. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 176

1873 - Heilbronn : Scheurlen
176 Konzil von Konstanz. Hus. sich, dadurch die Versammlung aus einander zu sprengen und gegen seine eigene Abdankung zu Protestiren. Doch mißlang dieser Plan vollständig. Johann wurde von Freiburg (in der Schweiz), wohin er sich begeben hatte, abgeholt und 5 Jahre gefangen gehalten. Herzog Friedrich, mit der Reichsacht belegt, verlor durch die Eidgenossen seine Besitzungen im Aargau nebst dem Stammschloß Habsburg und konnte seine deutschen Besitzungen, deren sich bereits Reichsstädte und Fürsten bemächtigt hatten, nur dadurch retten, daß er nach Konstanz zurückkehrte und die Gnade des Kaisers anflehte. Von der nach den vier Hauptnationen (Deutsche, Franzosen, Engländer und Italiener) eingetheilten und abstimmenden Versammlung wurde erklärt, daß alle 3 Päpste (Johann Xxiii., Gregor Xii. in Rimini und Benedikt Xiii. in Perpignan) abgesetzt seien, und daß eine allgemeine Kirchenversammlung ihre Gewalt nicht vom Papste, sondern von Christus habe, daher sich auch der Papst ihren Beschlüssen unterwerfen müsse. Als aber die Deutschen darauf drangen, daß man die verschiedenen Mißbräuche abschaffen, die Kirche gründlich reformiren und dann erst einen neuen Papst wählen solle, der vorher die Beschlüsse des Koncils zu unterschreiben habe, so sah man deutlich, daß es den Kardinälen und Bischöfen nicht um das Wohl der Kirche, sondern vor allem um ihre eigene Existenz zu thun sei. Die Italiener wußten die Franzosen und Engländer zu gewinnen, die Deutschen wurden überstimmt, 1417. und vor allen weiteren Beschlüssen ein neuer Papst, Martin V., gewählt. Dieser verhandelte mit den einzelnen Nationen, schaffte in besonderen Konkor- 1418. baten mit Deutschland und England einige Mißbräuche ab und löste, als eine Seuche ausbrach, die Versammlung auf. Damit waren die Wünsche der Völker beseitigt. Was aber diesem Koncil eine traurige Unsterblichkeit in der Geschichte verschafft hat, ist der an Hus verübte geistliche Justizmord. Nachdem schon etwa 40 Jahre vorher Johann Wiclef (Wikleff), Pro- 1371. feffor zu Oxford, nicht bloß gegen die Unsittlichkeit der Geistlichen, sondern auch gegen einige Lehren der katholischen Kirche sich erhoben und die Unfehlbarkeit des Papstes, die Verdienstlichkeit des Mönchthums, die Lehre von der Brotverwandlung, von der Ohrenbeichte und vom Ablaß angegriffen hatte, setzte der von seinen Schriften tief ergriffene Professor zu Prag, Johann Hus von Husinetz, ein Czeche, diese Untersuchungen und Angriffe fort und fand in Hieronymus von Faulfisch und in dem Prediger Jakob von Mies treue Genossen. Als Rektor der Universität verschaffte er bei allen Verhandlungen derselben den Czechen das Übergewicht über die Deutschen, in Folge dessen sämtliche deutsche Professoren und Studenten, gegen 5000, Prag verließen und sich größtenteils nach Leipzig wandten. Dadurch verlor Prag seine Stellung als erste Universität Deutschlands für immer und der dortige Erzbischof seinen bedeutendsten Rückhalt; denn die deutschen Professoren waren demselben ganz ergeben gewesen. Da Hus seine Wikleffschen Grundsätze offen aussprach, kam er bald in Streit mit dem Erzbischof zu Prag und mit Papst Johann Xxiii., und als Hieronymus das Ablaßdekret, welches Johann, um Geld zu bekommen, in Böhmen verkünden ließ, am Pranger zu Prag verbrannte, 1413. sprach dieser Papst über Hus und Hieronymus den Bann aus. Hus mußte Prag verlassen und predigte auf dem Lande unter ungeheurem Zulauf. Da er sich auf ein allgemeines Koncil berufen hatte, fo gierig er freiwillig nach 1414. Konstanz, von Sigismund mit einem kaiserlichen Geleitsbrief versehen. Aber kaum war er dort, so wurde er auf die Anklage einiger Prager Theologen verhaftet, und dem Kaiser bedeutet, daß er nicht befugt sei, einen Ketzer zu

3. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 179

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Türken in Konstantinopel. Wiederaufleben der Wissenschaften. 179 Das erste große Werk, das Fust und dessen Schwiegersohn, Schöffer, druckten, war eine lateinische Bibel, dann ein lateinischer Psalter. Die Bibel kostete anfangs 60 Goldgulden, während sie bisher, wo man alle Bücher abschreiben mußte, auf 600 zu stehen kam. Schon früher war statt des theuren Pergaments das Baumwollenpapier und das noch wohlfeilere Leinen- oder Lumpenpapier erfunden worden. Die Buchdruckerkunst wurde zuerst als Geheimniß behandelt. Als aber in dem Kriege zwischen dem abgesetzten Erzbischof Diether von Mainz und dem ihm vom Papste bestellten Nachfolger, Graf Adolf von Nassau, der letztere Mainz eroberte, flohen unter andern Einwohnern viele 1462. Buchdruckergehilfen, zerstreuten sich in Deutschland, Italien und Frankreich, legten neue Druckereien an und vervielfältigten besonders in Italien die alten Klassiker. So trug diese Kunst zum Wiederaufleben der Wissenschaften und später zur Verbreitung der resormatorischen Ideen ungemein viel bei. §. 138. Türken in Konstantinopel. Wiederaufleben der Wissenschaften. 1453. Am Ende des 13. Jahrhunderts drang ein türkischer Volksstamm, die Osmanen, unter Osman in Kleinasien vor und gründete ein neues Reich mit der Hauptstadt Brussa. Die geraubten christlichen Jünglinge wurden zum Islam gezwungen und bildeten das gefürchtete Fußvolk der Ianitscharen. Sultan Mur ad I. eroberte ganz Kleinasien, setzte nach Europa über, unterwarf fast alles Land südlich des Hämus und schlug seine Residenz in Adrianopel auf. Sein Sohn Bajazet eroberte Macedonien und Thessa- 1360. lien, durchzog siegreich ganz Hellas bis nach Sparta und schlug bei Nikö-polis den König Sigismund von Ungarn und die französischen Ritter, die 1396. seinem Vordringen einen Damm entgegen setzen wollten. Bald besaß der byzantinische Kaiser nur noch Konstantinopel und einige umliegende Orte und war dem türkischen Sultan zinspflichtig. Endlich zog Muhamed Ii. vor Konstantinopel und erstürmte es trotz der tapferen Vertheidigung der Griechen und Genuesen nach 50tägiger Belagerung; Konstantin Ix., der letzte griechische ^ Kaiser, fiel in heldenmütigem Kampfe, Konstantinopel wurde die 1453. Hauptstadt des neuen türkischen Reiches, und die prächtige Sophienkirche in eine Moschee verwandelt. Darauf wurde ganz Griechenland und die Donauländer unterworfen, und es begannen die Verheerungszüge gegen Ungarn und Wien. Unter biefer Herrschaft konnte keine Wissenschaft blühen; daher flohen viele byzantinische Gelehrte nach Italien, erregten dort Eifer für klassische Studien, namentlich für das Griechische, und von Italien verbreitete sich diese neue Bildung nach den andern Ländern, am meisten nach Deutschland. Hier wurden viele Universitäten und andere Lehranstalten gegründet und Männer, wie Johann Reuchlin aus Pforzheim, Professur in Tübingen, Ru-1455-1522. dols Agricola in Heidelberg, Erasmus von Rotterdam und der muthigefl485.f 1536. Freiheitskämpfer, Ritter Ulrich von Hutten, glänzten durch ihre Kenntnissef 1523. in der lateinischen und griechischen Spracht verschafften dem klassischen Studium immer mehr Eingang und arbeiteten durch Verbreitung der griechischen und hebräischen Sprache, in welchen Sprachen das neue und das alte Testament ursprünglich geschrieben sind, der Reformation trefflich vor. Die Männer dieser Richtung nannte man Humanisten, ihre Gegner Obskuranten.

4. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 185

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Luther. Papst Leo X. Melanchthon. 185 Bergmannes aus Möhra, besuchte zuerst die Schule in Mansfeld, dann die zu Magdeburg und Eisenach, und bezog die Universität in Erfurt, um nach 1501. dem Wunsche seines Vaters, trotz unzureichender Mittel, die Rechte zu studiren. Aber das Lesen in einer auf der Erfurter Bibliothek gefundenen Bibel, eine tödtliche Krankheit, in die er fiel, ein Unfall während eines Gewitters und andere Umstände erweckten heftige innere Kämpfe in ihm und die Sehnsucht nach einem stillen Klosterleben. Daher gab er das Rechtsstudium auf und trat in das Augustinerkloster in Erfurt ein. Doch konnte die Erfüllung 1505. der kirchlichen Gesetzeswerke sein gedrücktes Herz nicht befriedigen, und nur die Worte eines alten Klosterbruders, die Belehrungen des Generalvrkars des Augustinerordens in Deutschland, Johann von Staupitz, und vor allem das Lesen der heiligen Schrift konnten ihn nach und nach trösten. Auf Staupitz' Empfehlung wurde Luther von dem Kurfürsten von Sachsen, Friedrich dem Weisen, als Professor an die 1502 errichtete Universität Wittenberg 1508. berufen, wo er zuerst philosophische, dann theologische Vorträge hielt und predigte. Auch machte er in Angelegenheiten seines Mönchordens eine Reise nach Rom und sah dort vieles, was ihn mit Unwillen Über die päpstliche 1510. Kirche erfüllte. Bald darauf wurde er feierlich zum Doktor der heiligen Schrift 1512. ernannt, setzte fein Studium in der heiligen Schrift nun noch eifriger fort und fand manche Widersprüche zwischen der Lehre der Bibel und der Lehre und dem Treiben der päpstlichen Kirche und ihrer Diener. Als nun der verschwenderische Papst Leo X. einen Ablaß in Dentschlanb ausschrieb und der Ablaßkrämer Johann Setzet, ein Dominikanermönch, in der Nähe von Wittenberg feinen Ablaß auf eine schamlose Weise feilbot und verkaufte, so schlug Luther an der Schloßkirche zu Wittenberg 95 Sätze an, worin er31.Okt. diese und andere Mißbräuche offen angriff. Damit begann fein Kampf gegen das Papstthum, dies war der Anfang der Reformation. Als er bald darauf dem Papst Leo eine Schrift zuschickte, worin er nicht bloß die Mißbrauche des Ablasses, sondern die päpstliche Ablaßlehre selbst angriff und verwarf, so wurde er von demselben zur Verantwortung nach Rom geladen; doch bewog Luthers Freund, der Hofprediger Spalatin, den Kurfürsten Friedrich, sich für Luther beim Papste dahin zu verwenden, daß er sich in Augsburg vor dem päpstlichen Kardinallegaten Kajetan stellen durfte. 1518. Aber Luther ließ sich nicht zum Widerruf bewegen, floh, Hus' Schicksal fürchtend, aus Augsburg und berief sich aus ein künftiges Koncil. Nun ließ Leo durch feinen Gesandten, Karl von Miltitz, der den Kurfürsten Friedrich, damaligen Reichsverwefer, durch Überreichung der goldenen Rose gewinnen sollte, in Altenburg noch einmal mit Luther unterhandeln; aber auch diesmal 1519. widerrief Luther nicht, versprach übrigens schweigen zu wollen, wenn auch seinen Gegnern Stillschweigen auferlegt würde. Aber Profeffor Eck in Ingolstadt, Luthers Hauptgegner, wollte nicht schweigen und forderte Luthers Amtsgenoffen Karlstadt (Dr. Bodenstein aus Karlstadt) zu einer Disputation in Leipzig auf, die am 27. Juli begann und 17 Tage dauerte. Auch Luther erschien 1519. hier und stellte sich in feiner Disputation über den Primat des Papstes, über Ablaß und Fegfeuer dem Papstthum noch mehr entgegen als bisher. Luthers Ruf verbreitete sich über ganz Deutschland,- der größte Theil des Bürgerstandes, ein großer Theil des niederen Adels und die Humanisten waren für ihn (Franz von Sickingen, Ulrich von Hutten). Aber der Papst, von Eck persönlich bearbeitet, erließ eine Bulle, worin er Luthers Schriften verdammte und zum Feuer verurteilte, Luther selbst zum Widerruf nach Rom beschied. Dagegen berief

5. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 190

1873 - Heilbronn : Scheurlen
190 Kalvin. Bibelübersetzung. Wiedertäufer. einen Frieden zu Stande, der aber unmöglich von langer Dauer sein konnte. Die Fünforte, erbittert durch die über sie verhängte Lebensmittelsperre, zogen mit 8000 Mann ins Züricher Gebiet; 2000 Züricher eilten ihnen mit Zwingli Ii.okt. 1531. entgegen, wurden aber bei Kappel geschlagen, der Reformator Zwingli fiel, Nun wurde Friede geschlossen: jeder Kanton behielt das Recht, in Religionssachen nach eigenem Gutdünken zu verfahren; aber die Fünforte bekamen das Übergewicht in der Eidgenossenschaft, und der Katholicismus wurde in den Vogteien und in Solothurn wiederhergestellt. In Gens, wo die neue Lehre schon Eingang gefunden hatte, trat Johann Kalvin als Reformator auf. Er war in Noyon in der Picardie geboren, studirte Rechtsgelehrsamkeit, dann Theologie, mußte wegen seiner refor-1509. matorischen Ansichten fliehen und begab sich nach Gens. Anfangs wegen seiner strengen Kirchenzucht angefeindet, floh er aus Genf nach Straßburg, wurde aber zurückgerufen und übte nun fast unumschränkten Einfluß auf die Umgestaltung der inneren Zustände Genfs aus. Auch Kalvin suchte dem Urchristentum sich möglichst zu nähern, nicht bloß in Glaubenssachen, sondern auch im Leben und Wandel, verbannte daher aus den Kirchen allen Schmuck und alle Ceremonien und gab die Kirchengewalt in die Hände der Ältesten und der Synoden. An Zwingli in Glaubenssachen meist sich anschließend, neigte er sich doch in der Abendmahlslehre mehr auf Luthers Seite. Die kalvinistische Lehre und Einrichtung herrschte in den französischen Kantonen der Schweiz, verbreitete sich nach Frankreich (Hugenotten), in die Niederlande (Holland), nach Schottland (Knox) und in einige Länder Deutschlands (Friedrich Iii. von der Pfalz und der Heidelberger Katechismus 1559). Daß Kalvin den spanischen 1553.Arzt Servet, welcher, der Reformation zugeneigt, in Genf Schutz gegen Verfolgungen suchte, jedoch in der Lehre von der Dreieinigkeit und in anderem von Kalvin abwich, ins Gefängniß überlieferte und so dessen Verbrennung herbeiführte, und daß Melanchthon diese Verurtheilung billigte, ist ein betrübendes Zeichen unevangelischer Harte. §. 148. 1534. Luthers Bibelübersetzung vollendet. Wiedertäufer in Münster. Aus der Wartburg hatte Luther angefangen, die Bibel zu übersetzen; 1522 erschien die Übersetzung des neuen Testaments und nach und nach die der Schriften des alten Testaments. 1534 war die Bibel vollständig übersetzt, ein Meisterstück deutscher Sprache und deutschen Gemüths. Außer Melanchthon unterstützten Luther hierin seine Freunde Cruciger, Bugenhagen, Justus Jonas, Aurogallus. Neue Unruhen entstanden durch religiöse Schwärmer in Münster. Der Bürgerstand setzte hier gegen den Adel und Klerus die Annahme der augs-1533.burgischen Konfession durch; aber der Prediger Rottmann hatte Wiedertäuferische Ansichten und bekam immer mehr Anhang, besonders als von den Niederlanden her, wohin sich die Wiedertäufer gezogen hatten, der Bäcker Jan Matthiefen und der Schneider Jan Bockhold (Johann von Leyden) nach Münster kamen. Ihre Partei gewann in der Stadt die Oberhand, verjagte die Gegner, führte Gütergemeinschaft ein und nahm alle städtische Gewalt in Besitz. Die Stadt wurde von dem vertriebenen Bischof belagert und Matthiefen bei einem Ausfall getödtet. Nun trat Bockhold an die Spitze, nannte sich König des neuen Israels, schickte überall hin Apostel aus, verjagte und tödtete alle Andersgesinnten und führte Vielweiberei ein. Endlich wurde die Stadt

6. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 225

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Alfred der Große, Wilhelm der Eroberer, die Plantagenets und die Lancaster. 225 abtreten: von den weltlichen Großen hiezu gezwungen, unterschrieb er den großen Freibrief der Nation, die Magna Charta, welche die Grundlage der englischen Verfassung und Freiheit bildet. Diese Charte wurde durch spätere Zusätze vervollständigt, enthielt aber schon damals Schutz gegen willkürliche Verhaftung und Besteurung für sämtliche Unterthanen und Feststellung derjenigen Rechte, welche die Vasallen, die Kirche und die Städte beanspruchen durften. Unter seinen Nachfolgern, besonders unter den drei Eduard, errang das Volk noch weitere Rechte. Früher bildeten die großen Barone und die Prälaten ausschließlich das Parlament, das heißt, den königlichen Rath und Gerichtshof, dessen Bewilligung auch jede außerordentliche Steuer unterliegen sollte. Als aber Heinrich Iii., Johanns Sohn, von seinen Baronen bekriegt und gefangen 1216-1272. wurde, berief sein Gegner, Graf Montfort, um im Volke eine Stütze zu haben, auch aus den Grafschaften, Städten und Flecken Abgeordnete zur Parlaments- 1265. Versammlung. Heinrichs Sohn, Eduard I., welcher das bisher unabhängige 1272-1307. Wales seinem Reiche einverleibte und zuerst dem Thronerben den Titel eines Prinzen von Wales gab, machte aus jener einmaligen Berufung der Volksabgeordneten eine dauernde Einrichtung. Unter dessen Enkel, Eduard Iii., 1327-1377. theilten sich die vier Stände des Parlaments, welche bisher in vier verschiedenen Versammlungen Berathung gepflogen hatten, so, daß die beiden höheren Stände, Barone und Prälaten in ein Oberhaus, das Haus der Seigneurs oder Peers, die beiden unteren, Ritter und Städteabgeordnete, in ein Unterhaus, Haus der Gemeinen, zusammentraten. Diese bildeten mit einander das Parlament, hatten das Recht der Steuerbewilligung und der Theilnahme an der Gesetzgebung und unterwarfen bald auch die auswärtigen Angelegenheiten und die Frage über Krieg und Frieden ihrer Berathung. Die Engländer waren damit ein freies Volk, und wenn sie es nicht immer blieben, so ist der Grund nur darin zu suchen, daß zwischen dem Geben der Gesetze und ihrer Beobachtung eine sehr große Kluft ist. Damals kam auch die seit der normannischen Eroberung verdrängte englische Sprache wieder zu Ehren; es wurde festgesetzt, daß weder im Parlament noch in den Gerichten mehr französisch verhandelt werden dürfe. Auch ist es kein schwacher Beweis für den Freiheitsgeist jener Zeit, daß der Oxforder Professor Johann Wiclif, der in Schrift und Rede gegen das Papstthum auftrat, in der Bürgerschaft und im Adel solchen Anhang und Schutz gegen alle Angriffe fand, daß er nicht auf dem Scheiterhaufen, sondern in der behaglichen Stellung eines Geistlichen von Lutterworth starb. 1384. Neben diesem inneren Fortschritt giengen ruhmvolle Eroberungen her. Irland, das schon im fünften Jahrhundert durch die Einführung des Christenthums eine neue Kultur erhielt und dieselbe im siebenten durch seine unermüdlichen Glaubensboten nach Deutschland verpflanzte, wurde schon 1171 unter Heinrich Ii. eine englische Provinz. Minder glücklich waren die Bemühungen, Schottland der englischen Oberhoheit zu unterwerfen; um so glänzender aber die Erfolge in Frankreich. Durch die Siege bei Crecy und Poitiers, welche Eduard Iii. und sein Sohn, der schwarze Prinz, erfochten, kam das ganze nordwestliche Frankreich an die englische Krone. Zwar giengen diese Eroberungen fast alle wieder verloren, und Richard Ii., Eduards Enkel, konnte 1377-1399. wegen der vielen Volksaufstände an keine Wiedereroberung denken, wurde vielmehr von seinem Vetter, einem anderen Enkel Eduards, Heinrich von Lancaster, vom Throne gestoßen und ermordet. Damit war das Haus Plantagenet gestürzt, 1399-1413, und die Linie Lancaster kam mit Heinrich Iv. auf den Thron. Dagegen trug dessen Sohn, Heinrich V., aufs neue die englischen Fahnen nach Frank- 1413-1422. Müller, Geschichte. 8. Aufl. 15

7. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 116

1873 - Heilbronn : Scheurlen
116 Constaniin und sein Haus. §. 91. -363. Konstantin und fein Haus. Das Christenthum. Constantinopel. Juliauus. Apostata. Athanasins. Ulsilas. Mönche. Als Konstantin, der von seiner Mntter, der frommen Helena, schon frühe znr Achtung und Duldung gegen das Christenthum angeleitet war, gegen Maxentius nach Rom zog, so soll ihm ein strahlendes Kreuz am Himmel erschienen sein mit der Unterschrift: ev rovrm vua (I. H. 8. = in hoc superabis oder in hoc signo vinces, in diesem Zeichen wirst du siegen). Seitdem ließ er die Kriegsfahne (La-barnm) mit einem Kreuze bezeichnen. Die 312. Schlacht wurde Bei der Milvischen Brücke vor Rom geschlagen; Konstantin 313. siegte, Maxentius kam in dem Tiber um. Nachdem auch die anderen Kaiser überwunden waren, beherrschte Konstantin das Abendland und sein Schwager Licinius, der von Galerius zum Augustus ernannt worden war, das Mor- 313. genland. Beide erließen das berühmte Toleranzedikt von Mailand, wonach im ganzen Reiche Religionsfreiheit verkündigt wurde. Bald aber kamen die beiden Schwäger in Krieg mit einander; Licinius wurde bei Adrianopel 324. und Chalcedon geschlagen, in Nikomedia zur Übergabe gezwungen und auf Befehl Konstantins, der ihn am Leben zu erhalten versprochen hatte, in Thes- 325. salonich samt seinem Sohne erdrosselt. -337. Nun war Konstantin Alleinherrscher, erhob das Christenthum zur Staats-religion und bewirkte dadurch die vollständige Abnahme und Verdrängung des Heidenkultus im römischen Reiche. Als damals Anus, Presbyter (Kirchenältester) in Alexandria, mit Athanasius, Diakonus und nachher Bischof zu Alexandria, in Streit über das Wesen Jesu Christi gedeih, indem Anus Behauptete, der Sohn habe einen Anfang seines Daseins, sei dem Vater unter- geordnet, also nicht einerlei Wesens mit ihm, Athanasius dagegen sagte, der Sohn sei von Ewigkeit her und eines Wesens mit Gott, so berief Konstantin zur Schlichtung dieses die damalige Christenheit sehr aufregenden Streites eine 325. allgemeine Synode (concilium oecumenicum) nach Nicäa (in Bithynien), Bei welcher über 300 Bischöfe aus allen Theilen des Reiches zusammenkamen und Athanasius siegte. Arius wurde abgesetzt, seine Schriften verbrannt, feine Lehre verboten. Für die ganze katholische, d. H. allgemeine christliche Kirche wurde das Nicäische Glaubensbekenntniß abgefaßt und befohlen. Aber die arionische Lehre war unter den Deutschen (den Gothen, Vandalen und Langobarden) lange Zeit die herrschende. Die Gothen nahmen 360 das Christenthum an und ihr Bischof Ulfilas war ein Arianer. Dieser übersetzte die heilige Schrift in die gothische Sprache, wovon noch ein Theil in einer Abschrift auf der Bibliothek zu Upsala sich vorfindet. — Aus politischen und religiösen Gründen verlegte Konstantin seine Residenz von Rom nach dem zu Handel, Schiffahrt und Weltherrschaft so geschickt gelegenen Byzanz, das von nun an Constantinopel hieß, und ließ es von 325 Bis 334 zu einer herrlichen Stadt erbauen. Das Reich wurde mit völliger Trennung der Civil- und Militärgewalt in 4 Präfekturen: Orient, Jlly-ricum, Italien und Gallien eingetheilt, wovon jede wieder ihre Diöcesen und diese ihre Provinzen hatten. Die sieben höchsten Reichebeamten bildeten eine Art kaiserliches Ministerium mit vielen Unterbeamten, wie überhaupt unter Konstantin eine Menge von Beamten und Titeln auskam. Erst gegen das Ende seines Lebens ließ dieser Kaiser, der wegen politischer Zwecke das Christenthum so sehr begünstigte, dabei aber seinen Sohn Crispus und seine Frau Fausta

8. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 189

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Zwingli. Schweizer-Reformation. 189 §. 147. Zwingli und die Schweizer-Reformation: 1519-1531. Utlu tiu, .uituiuiv yuu ------- 1 ' . ' „ .* „ v ,— f . Mittler verdränge, und gegen den Ablaß, den der Ablaßkramer Samson, em Franziskanermönch, in Schwyz verkaufte. Das Domkapitel zu Zürich wählte ihn zum Prediger am großen Münster in Zürich, und er gewann durch seme 1519. Predigten einen großen Anhang, eiferte nicht bloß, wie Luther, gegen nrch-liche Mißbrauche, sondern auch gegen politische, wie das Reislaufen der Schweizer, und gegen die Jahrgehalte, welche vornehme Familien von fremden Fürsten bezogen. Als Samson auch nach Zürich kam, bewirkte Zwingli durch seme Predigten und durch seinen Einfluß beim Rath, daß jener in der Stadt mcht auftreten durfte und unverrichteter Sache wieder abreiste. Der alte Gottesdienst wurde in Zürich abgeschafft und die neue Kirchenverfassung gegründet, 15^. nach welcher alle kirchliche Gewalt in der Gemeinde, das Hecht m dem von der Gemeinde gewählten großen Rath beruhte. Bilder, Kreuze, Kerzen, Altäre und Orgeln wurden aus der Kirche entfernt und das Abendmahl nach Art der urchristlichen Liebesmahle, als Zeichen der Erinnerung und Gemeinschaft, eingerichtet. Ebenso reformirte in B a s e l der in Weinsberg geborene Okolam-padius (Hausschein), in Bern Haller. Die Disputation in Baden, wo Haller und Ökolampadius gegen Eck und Fab er, bischöflichen Vicar in Kon- 1526. stanz, sprachen und die Lehre von der Messe, vom Heiligen- und Bilderdienst bekämpften, beförderte die Festigkeit und Ausbreitung der Reformation. Diese erlangte in Appenzell, St. Gallen, Glarus, Schaffhausen, Graubündten den Sieg und setzte sich auch in mehreren oberdeutschen Städten, wie Straßburg und Ulm, fest. Weil aber Zwingli und Luther in mehreren Glaubenspunkten von einander abwichen und einen heftigen Schriftstreit mit einander führten, so brachte der für das Gelingen der Reformation und für ihre glückliche Vertheidigung gegen den Kaiser besorgte Philipp von Hessen das Mar- 1529. burger Gespräch zu Stande, an welchem Luther und Melanchthon einerseits, Zwingli und Ökolampadius andererseits mit einigen Freunden persönlich theilnahmen. Aber wenn auch die beiden Parteien in mehreren anderen Punkten gegenseitig nachgaben, so war doch in ihrer beiderseitigen Auffassung vom Abendmahl von keinem Nachgeben die Rede. Lutheraner und Reformirte bildeten fortwährend zwei besondere Parteien in dem Lager der Evangelischen. Inzwischen brach ein blutiger Kampf in der Schweiz selbst aus. Gegen die reformirten Kantone, besonders gegen Zürich und Bern mit ihren religiöspolitischen Neuerungen, erhoben sich die katholischen Fünforte: Luzern, Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug, welche nicht nur ihre alten Religionsformen, sondern auch das Reislaufen und die Jahrgelder beibehalten und nicht dulden wollten, daß die von den Eidgenossen gemeinschaftlich verwalteten Vogteien (Rheinthal und Thurgau) von Zürich und Bern resormirt würden. Sie verbannten und verbrannten reformirte Prediger und schloßen mit König Ferdinand ein Bündniß. Die Truppen Zürichs rückten aus, Zwingli als Feldprediger mit. Bern brachte 1529.

9. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 226

1873 - Heilbronn : Scheurlen
226 Englische Geschichte. reich, siegte bei Azincourt, bemächtigte sich der Stadt Paris, schien ganz Frankreich sich unterwerfen zu wollen, wurde aber durch einen raschen Tod weggerafft, und mit der Entsetzung des belagerten Orleans blieben die durch die Jungfrau von Orleans begeisterten Franzosen Sieger und nahmen den Engländern alles wieder ab außer Calais. Bald darauf begannen die blutigen Bürgerkriege der rothen und der weißen 1455-1485. Rose, durch welche die geistige und materielle Entwicklung des Staates sehr gehemmt wurde. Ein Urenkel König Eduards Iii., Herzog Richard von Iork, 1422-1461. wollte König Heinrich Vt. vom Throne stoßen; für beide erhoben sich mächtige Parteien, welche, nach den Zeichen ihrer Häupter, die rothe (Lancaster) und die weiße (9)orf) Rose hießen. Richard fiel in der Schlacht, aber sein Sohn Eduard Iv. 1461-1483. errang nach harten Kämpfen die Krone, und Heinrich Vi. starb im Tower. Darauf wüthete der Mord unter den Gliedern des Hauses Jork selbst. Eduard ließ seinen Bruder Clarence ermorden, und als er mit Hinterlassung zweier unmündigen Prinzen starb, ließ sein jüngster Bruder, Richard Iii., mit 1483-1485. seiner kalten Mörderseele diese im Tower erwürgen und bestieg den Thron, Frevel auf Frevel häufend. Aber in der Schlacht bei Bosworth verlor er Thron 1485-1509. und Leben gegen Heinrich Tudor, und dieser Heinrich Vii., mit dem das Haus Tudor auf den Thron kam, versöhnte durch seine Vermählung mit der Tochter Eduards Iv. die beiden Rosen, nachdem dieser dreißigjährige Krieg das Land furchtbar verheert und gegen 80 Glieder der königlichen Familie und die Hälfte des Adels weggerafft hatte. Diese Verödung der englischen Adelshäuser und die Sehnsucht des Landes nach Ruhe erleichterte dem staatsklugen Heinrich sein Bestreben, der königlichen Gewalt wieder eine mächtigere Stellung zu geben. Er verstand, wie sein Geschichtschreiber, der große Baco von Verulam, sagt, die Kunst, mit den Unterthanen durch seine Gesetze, mit den Gesetzen durch seine Rechtsgelehrten fertig zu werden. 1509-1547. Sein Sohn Heinrich Viii., ein Zeitgenosse Luthers, den er sein Leben lang haßte, wurde aus einem Vertheidiger der päpstlichen Kirche, als welcher er den Titel „ Beschützer des Glaubens" erhielt, ein Reformator Englands oder vielmehr derjenige, welcher, freilich mit roher Faust und sinnlichem Herzen, den Grund dazu legte. Er war mit Katharina von Aragonien, der Tante Kaiser Karls V., vermählt, und um ihr Hoffräulein, die schöne Anna Boleyn, heiraten zu können, wünschte er von jener geschieden zu werden. Aber Papst Klemens Vii., an den er eine Gesandtschaft um die andere abschickte, weigerte sich, aus Rücksicht auf den Kaiser, der ihn mit offenem Krieg und mit Entfesselung der deutschen Reformation bedrohte, die Scheidung auszusprechen. Nun ließ sich Heinrich durch den Erzbischof von Eanterbury, Thomas Eran-mer, eigenmächtig scheiden und mit Anna trauen, die päpstliche Autorität über England durch Parlamentsbeschluß abschaffen und erklärte sich selbst für das Oberhaupt der englischen Kirche. Die Klöster wurden aufgehoben und ihre Besitzungen für die Krone eingezogen oder verschenkt. Darin bestand die Hauptsache seiner Reformation, welche seiner königlichen Gewalt einen kirchlichen Nimbus und ein größeres Einkommen verlieh. An den übrigen katholischen Einrichtungen wurde wenig verändert und die Beobachtung des Cölibats, der Ohrenbeichte, der Mönchsgelübde, der Stillmessen, der Substanzverwandlung und der Kelchentziehung bei Todesstrafe befohlen. Wer gegen dieses Statut der sechs Blutartikel handelte oder an Heinrichs Oberhauptswürde und an der Rechtmäßigkeit seiner neuen Ehe zweifelte, wurde enthauptet oder auf den Scheiterhaufen geschickt. Das erste Los hatte auch Anna Boleyn, nach deren

10. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 227

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Die Tudors: Heinrich Viii. und seine Kinder. 227 Tod er noch vier Frauen nach einander heiratete, von denen eine verstoßen, eine andere enthauptet wurde. Erst unter seinem Sohne Eduard Vi., der bei des Vaters Tode saunt 1547-1553. zehn Jahre alt und der Sohn seiner dritten Gemahlin, der Johanna Sey- mour, war, wurde von dem Protektor Somerset mit Hilfe des Erzbischofs Cranmer die Reformation eingeführt und der Grund zur anglikanischen Kirche gelegt, welche aus einer Mischung von protestantischen und katholischen Elementen besteht, von jenen hauptsächlich das Glaubensbekenntniß, von diesen die bischöfliche Verfassung hat. Als der schwindsüchtige Eduard im fünfzehnten Lebensjahre starb, wurde von einer Hofpartei die siebzehnjährige Johanna Gray, eine Urenkelirr Heinrichs Vii., wider ihren Willen als Königin ausgerufen. Aber die Nation entschied sich, in ihrer Achtung für die rechtmäßige Thronfolgeordnung, für die Ansprüche der Halbschwester Eduards, der Tochter jener Katharina von Aragonien. Maria, die eifrige Katholikin, wurde gekrönt, 1553-1558. und sie setzte alles daran, um das Werk ihres Bruders auszurotten und das abtrünnige England wieder in den Schoß der päpstlichen Kirche zurückzuführen. Aber wenn auch dem größten Theil der Engländer an dem neuen Glauben wenig lag, so lag ihnen doch sehr viel an ihrer Freiheit von der päpstlichen Autorität und an der Nichtzurückgabe der Kirchengüter, wovon sehr viele in Privathände übergegangen waren. Da nun Maria ihren Plan durchsetzen wollte und sich mit dem sehr unbeliebten Sohn des Kaisers Karl V., dem nachherigen Könige Philipp Ii. von Spanien, vermählte, verlor sie nach und nach alle Popularität. Es entstanden Ausstände, bei welchen auch Johanna Gray wieder genannt wurde. Auf dies hin wurde die unschuldige Prinzessin, welche Platos Schriften in der Ursprache las und in Bibelkenntniß mit Gelehrten wetteiferte, samt ihrem Gemahl, Guilford Dudley, enthauptet. Blutige Verfolgungen begannen gegen alle Andersgläubige; überall rauchten die Scheiterhaufen, war das Beil des Henkers in Thätigkeit. Zum Glück für England starb sie bald und kinderlos. Ihr folgte ihre Halbschwester Elisabeth, Anna Boleyns Tochter, welche 1558-1603. nur mit Mühe und unter Aufgebung ihres protestantischen Glaubens dem Schicksal Johannas entgangen war. Sie kehrte aber gleich wieder zu ihrem alten Glauben zurück und führte die unter Eduard begründete Reformation, die Epis-copalkirche (bischöslich-protestantische Kirche), wieder ein. Gegen diese erhoben sich mehrere, welche von dem Festland, wohin sie vor Maria geflohen waren, als Kalvinisten zurückkehrten, von Elisabeth eine durchgreifende Reformation in kalvinistischem Sinne verlangten und die königliche Oberhoheit in Kirchensachen nicht anerkannten. Aber Elisabeth, welche nicht weniger herrisch war als ihr Vater, wollte nicht eine Reformation auf Kosten der Herrschergewalt und verhängte über die Puritaner, wie man die Kalvinisten in England nannte (deren radikalste Partei die Independenten waren), ebenso strenge Strafen wie über die Papisten. Glücklicher waren die Kalvinisten in Schottland. Nach langen Kämpfen mit dem Hof und der Geistlichkeit setzten sie es endlich nach dem Tode des Königs Jakob V. und seiner zur Regentin ernannten Gemahlin, Maria von Guise, durch Parlamentsbeschluß durch, daß die Messe und der „Götzendienst" der römischen Kirche abgeschafft und die presbyterianische Kirche 1561. eingeführt wurde. Der strenge Eiferer Johann Knox war hiefür am meisten thätig. Um dieselbe Zeit kam Maria Stuart, Jakobs V. Tochter, die achtzehnjährige Witwe des Königs Franz Ii. von Frankreich, nach Schottland zurück und bestieg den Thron ihres Vaters. Die Annahme des Titels einer 15*
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