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1. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 71

1901 - Halle : Gesenius
— 71 — Karl und die Südarmee unter dem Marschall Mac Mähon gegen den Kronprinzen. Als die Deutschen in Frankreich einzogen, traf der Kronprinz zuerst auf den Feind bei Weißenburg und schlug ihn. Zwei Tage darauf verlor Mac Mahon die Schlacht bei Wörth. Am selben Tage erlitt ein Teil der französischen Rheinarmee bei Saarbrücken, das sie erobert hatte, eine Niederlage. Sie zog sich auf die starke Festung Metz zurück, und hier kam es an drei Tagen abermals zu blutigen Schlachten. Wiederh olen. Überschrift: Ursache und Anfang des Krieges. Wir greisen nun eine Geschichte aus dem großen Feldzuge heraus, aus welcher wir Kaiser Wilhelms Herzensgüte erkennen. Die Geschichte heißt: Ii. Stufe 1). Tie Rose von Gorze. 1. Die zweite große Schlacht vor Metz, am 16. August 1870, war geschlagen. Ein Regiment aus Thüringen hatte in dieser tapfer gekämpft, aber auch viele Leute verloren. Seine zweite Kompagnie allein hatte hundertsiebzig Tote und Verwundete. Unter den Verwundeten war auch der Lieutenant Ewald von Zedtwitz. Die Krankenträger hoben ihn vom Schlachtfelde auf und brachten ihn in das Dörfchen Gorze, in das Haus eines französischen Kaufmannes. Diesem war vor elf Jahren, als die Franzosen in Italien Krieg führten, in einer Schlacht ein Bein abgeschossen worden. Er hatte daher Mitgefühl mit dem todwunden Manne und pflegte ihn mit großer Liebe. Der Lieutenant lag auf einem Strohlager im Laden des Kaufmannes, und hierhin brachte das Töchterchen des Franzosen dem Verwundeten täglich die schönsten Rosen, damit er sich an ihnen erfreue. 2. Drei Tage später, als der Verwundete wieder bei voller Besinnung war, vernahm er plötzlich von draußen ein brausendes Geräusch und ein donnerndes Hurra. Das kam von den vielen auf der Straße liegenden Verwundeten und galt dem Könige Wilhelm, der eben am Haufe vorüberfuhr. Er hatte am Tage vorher auch die dritte Schlacht gewonnen und kehrte jetzt in fein Quartier zurück. Durch das Fenster sah der Lieutenant von Zedtwitz die Pferbe des königlichen Wagens. Rasch nahm er ans dem Glase die schönste Rose und schickte einen Trompeter, der bei ihm war, mit ihr zum Könige. Der Mann sollte zu bent Könige sagen: „Ein schwer verwunbeter Offizier, der wohl schwerlich die nächsten Tage überleben wirb, schickt Euer Majestät biefe Rose als Siegesgruß." 3. Der König war tief gerührt. Er befahl dem Kutscher, langsam zu fahren und nahm die Rose an. Als er sie in das Knopfloch seines

2. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 49

1901 - Halle : Gesenius
— 49 — c. Bald nachher wurde der junge Prinz wieder gefährlich krank; er bekam das Nervenfieber. Wie viele Nächte wachte nun die Mutter abermals! Aber der Todesengel schwebte endlich vorüber. Kaum war der Prinz besser, als das Flüchten schon wieder begann bis ans äußerste Eude des Reiches. Hier — im Städtchen Memel — blieb die Königsfamilie, bis es endlich Frieden gab. Dann kehrte sie nach der Stadt Königsberg zurück. Dort wohnte die Königin mit ihren Kindern in einem Landhause. In der Nähe waren große Getreidefelder, und die waren voller blauer Kornblumen. Nun hatte die Königin schon lange die Blumen betrachtet und sich an den schönen blauen Blüten erfreut. Eines Tages wollte sie mit den zwei Prinzen ausführen; da brach plötzlich ein Rad am Wagen. Während nun der Diener fortging, um einen Wagner herbeizurufen, setzte sich die Königin auf einen Stein am Wege, um zu warten. Ta kam es ihr auf einmal so recht in den Sinn, wie tief unglücklich sie doch war. Der Krieg hatte das Land weit und breit verwüstet, der fremde Eroberer ein groß' Stück davon abgerissen. In Städten und Dörfern lagen feine Soldaten und plagten die Leute, und viel Geld mußte bezahlt werden, wenn mau der fremden Gäste ledig werden wollte. Und die Königin hatte all ihren Schmuck verkauft und alles gegeben, was sie entbehren konnte; sie besaß gar nichts mehr, was sie ihren Kindern hätte schenken, womit sie ihnen hätte eine Freude machen können. Wie sie nun so in Traurigkeit dasaß, kamen plötzlich die Prinzen fröhlich daher gesprungen, jeder mit einer Menge Kornblumen; die warsen sie ihr in den Schoß. Da nahm die Königin die blauen Sterne, wand Kränze daraus und setzte diese ihren Söhnen auf. Ach. manch Thränlein aus der Mutter Augen wird dabei auf die Blumen gefallen fein! „Die Blumenkränze sind das einzige, was ich Euch geben kann", sagte sie. Prinz Wilhelm hat diese Stunde nie vergessen. Von der Zeit an liebte er die blaue Blume vor allen andern, und wenn man ihm später eine Freude machen wollte, durste man ihm bloß Kornblumenkränze und Korublumeusträuße verehren. Und seitdem heißt denn auch die blaue Kornblume Kaiserblume. ^ ä. Die Erziehung und der Unterricht des Prinzen Wilhelm wurden in Königsberg wieder regelrecht fortgesetzt. Er bekam einen militärischen und mehrere andere Lehrer; einer davon war der Direktor Zeller. Diesen hatte der Prinz sehr lieb, das zeigt ein Brief, den er an ihn schrieb, als er selbst dreizehn Jahre alt war. Der Brief lautete: Lieber Vater Zeller! Wie befindest Du Dich? Ich danke Dir sehr für das Gute, das Du mir erwiesen hast und was ich von Dir gehört habe. Ich werde mich bemühen, alles dieses zu befolgen. Behalte mich in Deinem lieben Andenken und grüße die andern Herren Lehrer und das ganze Institut. Adieu, lieber Vater! vergiß nicht Deinen Sohn Willi. 4

3. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 194

1901 - Halle : Gesenius
— 194 — Teilen Sie dies den Offizieren und Soldaten mit. Denken Sie daran, daß Sie Preußen sind und beweisen Sie sich Ihres Namens würdig. Wenn aber jemand unter Ihnen ist, der sich fürchtet, dann mag er sich melden; ich werde ihn entlassen, ohne ihm einen Vorwurf zu machen." Da alles still blieb, fuhr er fort: „So hoffe ich denn auf einen gewissen Sieg. Leben Sie wohl, meine Herren; in knrzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder " 6- Es war ein kalter Dezembermorgen, Himmel und Erde in einen grauweißen Nebel gehüllt, schwer die Luft und alles mit Reif bedeckt. Schweigend ritt der König, in seinen Mantel gehüllt, auf seinem Schimmel, den Krückstock am Sattel hängend, neben ihm Ziethen. Da zogen dessen rote Husaren mit schmetternden Trompeten an ihm vorbei. Friedrich rief einen Offizier mit fünfzig Reitern heran. „Ich werde mich heute mehr aussetzen müssen als sonst", sagte er zu dem Offizier. „Er soll mir mit seinen Leuten zur Deckung dienen. Er verläßt mich nicht, sondern giebt acht, daß ich dem Feinde nicht in die Hände falle. Fall' ich, so bedeckt Er den Körper mit einem Mantel und läßt einen Wagen holen. Er legt den Körper hinein und sagt keinem ein Wort. Die Schlacht geht fort, und der Feind — der wird geschlagen." — Kaum hatte der König den Befehl gegeben, da ritten Seydlitz Kürassiere vorüber. Sie riefen jubelnd dem König zu: „Roßbach!" Ihr General lag krank und war nicht dabei. Dann kam das Fußvolk, und die Soldaten fangen: Gieb daß ich thu' mit Fleiß, was mir zu thun gebühret, Wozu mich Dein Befehl in meinem Stande führet, Gieb daß ich's thue bald, zu der Zeit, da ich soll, Und wenn ich's thu’, so gieb, daß es gerate wohl. „Was ist das?" fragte der König. „Sie singen ein geistlich Lied; soll ich's ihnen verbieten?" sagte ein Adjutant. „Das lasse er wohl bleiben!" versetzte Friedrich und wandte sich an Ziethen: „Was meint Er, mit solchen Leuten werde ich wohl die Schlacht gewinnen ?" Dann begann die Schlacht. Sie schwankte lange Zeit. Endlich entschieden Seydlitz' Reiter sie vollständig. Das ganze große Feindesheer wurde auseinander und in wilde Flucht getrieben. An 20,000 wurden gefangen, 300 Wagen mit Lebensrnitteln und 120 Kanonen erobert. Aber Tausende von Toten und Verwundeten bedeckten das grausige Kampffeld. Todmüde machten die Preußen einen Augenblick Halt. Da stimmte ein alter, frommer Soldat das Lied an Nun danket alle Gott Mit Herzen, Mund und Händen. Zuerst fang er's allein, dann sangen's die Nächsten um ihn, dann brauste es weiter; die Musik fiel ein, und zuletzt sang es das ganze Heer.

4. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 223

1901 - Halle : Gesenius
— 223 — Gicht, die ihn ja immer plagte, und so schien es auch den Winter hindurch, als wir noch im Neuen Palais in Potsdam wohnten. Aber da kam die böse Wassersucht hinzu. Er wurde immer kränker. Wieviele Nächte habe ich bei ihm durchwacht ! Er hat den Tod kommen sehen, sich aber nicht vor ihm gefürchtet. Als vor einem halben Jahre der alte General Ziethen starb, sagte er: „Jetzt komm' ich auch an die Reihe. Ziethen hat immer die Vortruppen geführt, dann kam ich mit der Hauptarmee. Sie sind alle dahin, die alten Freunde von Sans-Souci; ganz einsam bin ich. Aber Er wird bei mir bleiben". „Bis zum letzten Augenblicke, Majestät", sagte ich, „aber der soll, so Gott will, noch weit sein". „Mach' Er keine Flausen", erwiderte er, „das glaubt Er selbst nicht". Ich habe ihn oft im Rollstuhle auf die „grüne Treppe" vors Schloß gefahren, als die Märzsonne so warm schien. Als das das erste Mal geschah, standen die zwei Gardisten so lange stramm, bis er es bemerkte. „Geht, Kinder", rief er ihnen zu, „nur immer auf und ab; so lange wie ich hier sitze, könnt Ihr nicht stehen bleiben." Im April sind wir dann nach Sans-Souci übergesiedelt. Doch besser wurde es mit dem Könige nicht. Er arbeitete trotzdem immer weiter, bis den Tag vor seinem Tode. Seine Räte und Generale kamen Tag für Tag zu ihm, und er sprach mit ihnen und befahl nach wie vor. Aber sein Tod kam schneller, als man erwartet hatte. Den 16. August ging's zu Ende. Um 11 Uhr abends war's, da bekam der König einen heftigen Hustenanfall. Ich holte den Arzt; der schaffte ihm Erleichterung. Da fragte er nach der Uhr und sagte leise: „Um vier Uhr ausstehen". Kurz darauf befiel ihn ein neuer Anfall, und da ist er, als ich ihn umfaßte und stützte, in meinen Armen gestorben, kurz nach Mitternacht. Nur der Arzt und noch zwei Diener und ich waren dabei, als er die Welt verließ. Nun könnt Ihr Euch den Jammer denken, der anhob, und die Teilnahme bei der Beerdigung. Er wollte im Garten zu Sans-Souci begraben sein; aber der neue König gab das nicht zu. Man hat ihn in der Gruft der Soldatenkirche zu Potsdam beigesetzt. Dort soll sein Geist bei Gottesdiensten gegenwärtig sein und, wenn es zum Kriege kommt, die Waffen der Soldaten segnen. Das Testament des großen Königs ist auch schon eröffnet worden. Sein Haupterbe ist sein Neffe, der neue König. Der bekommt sein ganzes Vermögen, das sehr groß ist, denn der König hat im Jahre nie mehr als höchstens 200 000 Thaler sür seine Hofhaltung ausgegeben. Den Staatsschatz aber hat er niemalen angegriffen, nie anders als für den Staat Geld daraus entnommen — und so soll es auch künftig geschehen —, aber sonst immer hinzugefügt. Er beträgt an 80 Millionen Thaler. Sein

5. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 276

1901 - Halle : Gesenius
— 276 — Wer fliehen sonnte, entfloh und versteckte sich in den Wäldern. Dort rotteten sich die Bauern zusammen und fielen über die Soldaten her, und diese wieder machten auf die Bauern Jagd wie auf wilde Tiere. Damals sang man in den Marken das Lied: Der Schweb' ist gekommen, Hat alles mit genommen, Hat die Fenster eingeschlagen, Hat's Blei heraus gegraben, Hat Kugeln daraus gegossen Und die Bauern niedergeschossen. Wie es in und bei Berlin aussah, darüber schreibt ein kurfürstlicher Rat folgendermaßen: „Die gute Stadt Berlin und Köln ist durch das Kriegselend so herabgekommen, daß sie nicht mehr denn sechstausend Einwohner zählt und hatte doch zwanzigtausend. Es sind darinnen mehr leere als bewohnte Häuser. Vor den kurfürstlichen Reitern ist kein Stück Vieh sicher, und es müssen die besten Äcker unbestellt bleiben. In vielen Dörfern und andern Städten hat man Land und Häuser den Bürgern genommen und den Offizieren geschenkt. Diese leben herrlich und in Freuden. Oft haben sie keine Mannschaft, bekommen aber doch ihren Gehalt. Und die Mannschaften haben, lassen sie hungern, fodaß die Soldaten desertieren müssen. Die Kirchen und Schulen sind ohne Prediger und Lehrer; denn diese können nicht bezahlt werden, weil Berlin und Köln durch die Kriegssteuer verarmt ist. Also lebt die liebe Jugend und wächst auf wie das Vieh. Der Handel hört auf; denn die Warenzüge werden geplündert. Das Land ist eine Wüste." Dem Elende konnten weder der Kurfürst noch fein Minister Schwarzenberg steuern. Ja dieser wollte es nicht; denn er hatte den Plan, Brandenburg ganz dem Kaiser in die Hände zu liefern. Er bestimmte deshalb zuletzt seinen Herrn, mit dem Kaiser einen Bund abzuschließen und die brandenburgischen Regimenter in des Kaisers Dienst zu stellen. Nachdem der Kurfürst dieses gethan hatte, verließ er Berlin und begab sich nach Königsberg in Preußen. Jetzt hatte Schwarzenberg ganz freie Hand. Er schaltete und waltete wie er wollte, und damit auch der Kurprinz in seine Gewalt käme, ließ er ihn aus Holland zurückrufen. Da starb plötzlich der Kurfürst im Jahre 1640. Wiedergabe nach Konzentrationsfragen. Überschrift: Das Land des Großen Kurfürsten in tiefem Elende. Betrachtung. Wie die damalige Kriegsweise greuelhaft war!

6. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 8

1901 - Halle : Gesenius
macht die Bewegung in der frischen Luft. Wer aber den ganzen Tag hinter den Büchern sitzt oder mit dem Kopfe arbeitet, der muß auch 'mal hinaus in die freie Natur, sonst thut's nimmer gut, und er bleibt nicht gesund. Und daß es unserm Kaiser nicht bloß um das bißchen Spazierengehen zu thun ist, sönnt Ihr deutlich daran ersehen, daß er bei schlechter Witterung in der Reitbahn reitet. Am liebsten aber ist's ihm, wenn er hinaus kaun zum Exerzieren seiner Soldaten. Da solltet Ihr ihn 'mal sehen! Dann ist vom Spazierengehen keine Rede. Dann sitzt er oft fünf bis sechs Stunden im Sattel und wird doch nie müde davon. 6. Von 11 — 2 Uhr hat er Besuch von hohen Personen, von Fürsten, Ministern und Generalen und wer sonst noch Hohes zu ihm will — und auch Aubienz, wie's die vornehmen Leute nennen. Da kann auch unsereins 'mal zu ihm kommen, wenn man ein Anliegen hat und sonst ein rechtschaffener Mann ist. Denn unser Kaiser, und das muß jebwebereiner bekennen, hat ein warmes Herz für uns geringe Leute, und er hört jebeu an, wenn er nur reine Sache hat. Und ich habe schon manchen gesehen, der ging mit Thränen in den Augen zu ihm und mit Thränen kam er wieder, aber die letzteren weinte er vor Freude. Um 2 Uhr, meint Ihr, würde nun wohl das Mittagessen kommen. Aber weit gefehlt. Da giebt's wieder nur Frühstück. Das nimmt der Kaiser, wie der Feldwebel sagt, gemeinschaftlich mit der Kaiserin und den Prinzen. Nachher macht er Besuche bei hohen Personen, die nach Berlin gekommen sind oder bort wohnen, und arbeitet mit seinen Ministern und Beamten. 7. Um 6 Uhr ist dann endlich das Mittagessen oder das Diner, wie's unser Herr Feldwebel und die vornehmen Leute nennen. Zu dem Diner hat unser Kaiser fast immer Gäste, und oft sollen’s gar viele fein. Nach dem Essen bleibt er einige Zeit bei feinen Kindern, um auch bei ihnen 'mal nach dem Rechten zu sehen, und ob sie auch 'was Tüchtiges lernen. Und dann geht's wieder an die Arbeit, aber diesmal zum Fechten. Da möchtet Ihr nun glauben, das wäre kein rechtschaffen Ding und nur eitel Spielerei. Lieber Vater, das müssen wir Soldaten boch besser wissen und auch wozu es gut ist. llnb versucht's nur 'mal eine halbe Stunbe lang, wenn Ihr könnt. Hernach werbet Ihr schon eine anbere Meinung davon haben. Nach dem Abendessen, das für gewöhnlich um V210 Uhr ist, arbeitet der Kaiser noch längere Zeit bis zum Zubettegehn. Und sogar neben seinem Bette liegen Papier und Bleistift zur Hand, daß er jederzeit nach ihnen greifen kann, wenn er will; denn er foll oft, wie der Herr Felbwebel meint, zu nachtfchlasenber Zeit noch schreiben.

7. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 42

1901 - Halle : Gesenius
— 42 — 3. Da hub ich an zu fragen und sprach ihm freundlich zu: „Was weinst Du. guter Vater, was störet Deine Ruh'? 4. Da seufzte tief der Alte, als er mir Antwort bot: „Und sollt' ich denn nicht weinen: Der Kaiser, der ist tot!" 5. Und wieder schritt ich weiter auf meinem stillen Gang; Da lag ein kleines Dörfchen an eines Hügels Hang. 6. Und bei dem ersten Hause ein junges Weib ich fand, Die ihr Gesicht bedeckte mit ihrer weißen Hand. 7. Und ich begann zu fragen, wie ich's vorhin gethan: „Vertrau' mir Deinen Kummer und sag, was ficht Dich an!" 8. Da nahm die Hand sie langsam vom Auge, thränmrot. „Und sollt' ich denn nicht weinen? Der Kaiser, der ist tot!" 9. Und wieder ging ich weiter und kam der Heimat nah. Ein frischer Knabe war es. den ich zuerst ersah. 10. Er kam vom lust'gen Spiele, und auf den Locken stolz Trug er den Helm, — in Händen das Bubenschwert von Holz. 11. Doch um die Lippen zuckte ein still verhalt'ner Schmerz. Ich fragt': „Du kleiner Streiter, was drückt Dein junges Herz?" 12. Da hat aus feinen Augen ein heller Blitz geloht: „Und solltet Jhr's nicht wissen: Der Kaiser, der ist tot!" 13. Ich aber stand noch lange und sah in's Abendrot: „Und ist er auch gestorben, er ist für uns nicht tot. 14. Sie werden ihn begraben im engen Sarg von Erz; Doch ewig wird er leben in seines Volkes Herz". Darstellung des Thatsächlichen im einzelnen. 1. Abschnitt. Str. 1—7. 1. Vorlesen durch den Lehrer. 2. Lesen seitens der Schüler. 3. Erläuterungen sofern sie nötig sein sollten. 4. Erzähle! Ein einsamer Wanderer kehrt von einem Spaziergange heim. Als er über das Feld kommt, erblickt er in der Ferne die Hütte, die am Walde steht. Vor ihrer Thüre sitzt der Bewohner, ein alter Mann. Der Wanderer tritt näher und sieht wie dem Alten die Thränen über die Wangen rinnen. Er will den Kummer des Mannes lindern und fragt ihn, was ihn denn schmerze. „Ach", sagt der Alte, „da soll man nicht weinen! Der Kaiser ist doch gestorben!" Überschrift: Die Klage des Mannes über Kaiser Friedrichs Tod. 2. Abschnitt. Str. 5—8. 1—2. s. o. 3. Erläuterungen. (Was sicht dich an? — Hügels Hang.)

8. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 43

1901 - Halle : Gesenius
— 43 — 4. Erzähle! Der Wanderer geht, ohne zu antworten, still seines Weges weiter. Er kommt in ein ruhiges Dörfchen. Das erste, was er erblickt, ist eine junge Frau. Sie bedeckt ihre Augen mit der Hand. Wieder fragt der Wanderer voll Teilnahme, was denn ihr Kummer sei. Die Frau nimmt die Hände fort, und der Fremde sieht ihre rotgeweinten Augen. „Ich muß weinen", sagt die Frau. „Unser guter Kaiser ist gestorben". Überschrift: Die Klage der Frau über Kaiser Friedrichs Tod. 3. Abschnitt. Str. 9—12. 1 — 2. s. o. 3. Erläuterungen. (Bubenschwert. Still verhaltner Schmerz. Geloht.) 4. Erzähle! Ganz in traurigen Gedanken geht der Wanderer weiter. In der Ferne sieht er die Heimatstadt auftauchen. Da begegnet ihm ein frischer Knabe. Er hat mit seinen Kameraden „Soldaten" gespielt. Aus dem Kopse trägt er einen Helm, an der Seite sein selbstgemachtes Holzschwert. Aber im Spiele ist er gestört worden. Er macht ein schmerzliches Gesicht. Der Wanderer will wissen, weshalb Verwundert fragt ihn der Knabe: „Ach, Ihr wißt nicht, daß Kaiser Friedrich gestorben ist!" Überschrift: Die Klage des Kindes über Kaiser Friedrichs Tod. 4. Abschnitt. Str. 13 und 14. 1 — 2. f. o. 3. Erläuterungen. (Sorg von Erz. Er lebt in seines Volkes Herz.) 4. Erzähle! Der Wanderer bleibt stille stehen und denkt nach. In der Ferne sinkt die Sonne, das Abendrot erscheint. So ist auch Kaiser Friedrich jäh verschieden, wie die Sonne versunken ist. Aber er ist nicht vergessen. Und wenn er auch begraben wird — tot ist, dann wird er doch im Herzen seines Volkes fortleben. Niemand, weder Mann, noch Frau, noch Kind wird ihn vergessen. Überschrift: Kaiser Friedrich lebt im Herzen seines Volkes ewig fort. Besprechung (Vertiefung.) Der Wanderer kehrt in seine Heimat zurück. Er war vielleicht weit in der Welt gewesen, wo es geräuschvoll und unruhig zugeht. Jetzt kommt er heim in die stille, freundliche, ihm wohlbekannte und liebe Gegend. Wie ist es deni Menschen zumute, wenn er von einer langen Reise nach Hause kommt? Nun denkt er wieder einmal von Herzen froh zu sein. Alles „heimelt" ihn an, die blauen Berge, der klare Fluß ober Bach, die grünen Wälder, die Häuser und nicht zuletzt die Menschen. An all das hat unser Wanberer schon vorher gebacht, und bcirum hat er von dem cinberert um ihn her nichts gesehen und gehört.

9. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 44

1901 - Halle : Gesenius
— 44 — Und wie ganz anders erfährt es nun unser Wanderer! Die Hütte am Walde, die da steht, sie kennt er wohl; ob auch der alte Bewohner ihm den ersten freudigen Willkommengruß bieten wird? Aber siehe, der Greis weint; denn schwerer Kummer bedrückt ihn. Der Wanderer muß es wissen, welches Leid ihn so traurig mache. Fast vorwurfsvoll scheint ihn der alte Mann zu fragen: „Bist Du der einzige Fremdling (in Israel) und weißt es nicht?" — „Der Kaiser der ist tot". — Und als der Wanderer ins Dorf hinabkommt, findet er auch hier nur Klage und Jammer. Eine junge Frau, sonst vielleicht frisch und lebenslustig, giebt ihm dieselbe Antwort auf feine Frage: „Der Kaiser ist tot!" Und zum brittenmale hört er die Trauerkunde von dem Knaben: „Der Kaiser-ist tot." Auf den Wanberer achtet keiner. Alle beschäftigen sich in ihren Gebanken schmerzbewegt mit dem verstorbenen Kaiser. Es trauert Mann. Weib und Kind, — es trauert das Land, das Volk. Ja, so war es; wer es erlebte, der weiß, daß es so war. Am lautesten war ja wohl die Klage in des toten Kaisers Umgebung, in seiner Familie; aber dann burchzog sie alle Gebiete unseres Vaterlanbes bis in den fernsten und stillsten Winkel. Und sie brang auch über die Grenzen des Laubes hinaus. — Sogar die früheren Feinde des Kaisers Friedrich, die Franzosen, waren von seinem Schicksale ergriffen. Warum? Die Grünbe haben wir in unseren früheren Betrachtungen zu suchen. Erinnert euch! Beweist! Kaiser Friedrich war der Mitbegrünber des bentschen Reiches durch seine Kriegsthaten von 1866 und 1870/71. Er war ein großer und zugleich ein äußerst menschenfreunblicher Felbherr, menfchenfreunblich gegen Freuub und Feind. Kaiser Friedrich war ein großer Herrscher, der all seine Kraft und all seinen Einfluß barauf verwanbte, Frieden zu halten mit aller Welt. Er war der Beschützer der frieblichen Arbeiten, von Kunst und Wissenschaft. Kaiser Friedrich war der Vater seines Volkes. Im Verkehre mit seinen Kameraben, mit seiner Umgebung war er liebevoll und leutselig. Den Armen war er ein rechter und treuer Helfer in allen Nöten und Sorgen. Er „hatte ein Herz für das Volk." Kaiser Friedrich war ein Mann der Pflicht. Er war ein eifriger Arbeiter, der sich durch nichts abhalten ließ, das, was ihm oblag, zu verrichten. Bis in seine letzten Lebenstage hat er seine Pflicht erfüllt, so schwer ihm bies unter den fürchterlichsten Schmerzen und Beschwerben würde. Kaiser Friedrich war ein großer Dulber. Seine schreckliche Krankheit hat er mit der größten Stanbhastigkeit ertragen. Er wollte zeigen, daß er nicht nur ein Helb im Schlachtenbonner gewesen sei, sonbern daß er es auch auf dem Krankenbette wäre.

10. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 87

1901 - Halle : Gesenius
87 — geben, was sie gespart haben, an anderer Stelle drei- und vierfach weg. Haushalten ist eine Kunst und besonders bei Fürsten. Viele Fürsten gab es, die ihre Unterthanen mit Steuern gedrückt und Millionen von Mark nur zu ihrem Vergnügen verschwendet oder an ihre Günstlinge verschenkt haben. Ganz das Gegenteil war bei Kaiser Wilhelm der Fall. Von dem, was er bekam, sparte er soviel, daß er ein ansehnliches Vermögen seinen Kindern hinterließ. Zusammenfassung. Überschrift: Des alten Kaisers Wilhelm Sparsamkeit. Vergleiche hierzu: Der alte Mantel. Die alten Briefumschläge. Die angetrunkene Flasche Champagner u. s. w. 5. Herzensgute. Eine hilfreiche Hand aber hat der alte Kaiser allzeit gehabt. Waren da einmal in Berlin zwei arme Kinder, denen der Vater gestorben war. Täglich gingen sie hinaus auf den Kirchhof an das Grab. Aber sie mußten stets suchen bis sie es fanden, denn die Grabhügel der Armen dehnten sich weit aus, und es war kein Kreuzlein oder Stein, der den Kindern die Stelle, wo ihr Liebstes schlief, von ferne gezeigt hätte. Alles Holzschilde mit Nummern, eins wie das andere. Nun standen die beiden Kleinen einmal betrübt da, und das Brüderchen sagte zum Schwesterchen: „Ach, wenn wir dem Vater doch nur einen Denkstein setzen könnten!" „Dafür aber haben wir kein Geld", schluchzte das Schwesterchen. „Weißt Du was", begann das Brüderchen wieder, „ich schreibe an den Herrn Kaiser, der ist ein reicher Mann und auch ein guter Mann, und der wirb uns auch das Gelb geben." Und als sie heimkamen, nahm der Bube ein Stück Papier und schrieb daraus so gut er konnte: „Lieber Herr Kaiser! Unser lieber Vater ist gestorben und begraben, und wir wollen ihm so gern einen Grabstein setzen, ich und mein Schwesterchen; aber wir haben kein Geld. Sei so gut und schenke uns zwanzig Mark, Du sollst auch vielmals bedankt sein." Dann setzte der Bube seinen Namen und seine Wohnung dazu und trug den fertigen Brief zur Post. Ein guter Nachbar hatte ihm die Adresse an den Kaiser geschrieben. Es dauerte nicht lange, da kam Antwort. Der Kaiser hatte bei dem Lehrer des Knaben nachgefragt, ob alles wahr wäre. Und als der Lehrer das bestätigt hatte, schickte er den Kindern sogar dreißig Mark, auf daß sie des Vaters Grab auch mit Blumen schmücken könnten. Wiedergabe. Befestigung des Thatsächlichen. Vertiefung. Wie die Kinder dazu kommen, an den Kaiser zu schreiben. Warum sie sich gerade an den Kaiser wandten. Ob der Kaiser wohl daran that,
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