42
Europa.
die Zuider-See. Er selbst geht als alter Rhein durch eine Schleuse iu die
Nordsee.
Tie Schelde gehört wie die Ems schon ganz der Tiefebene an; sie mün-
det als Ost er- und Westerschelde in die Nordsee,
c. Zum schwarzen Meere:
Tie Donau') sin zwei Quellflüssen vom Schwarzwalde) empfängt auf
deutschem Gebiete von
links: rechts:
die Jller,
den Lech,
die Altmühl,
die N a b,
den Regen,
die Isar,
den Inn,
die Enns,
die March.
die Leitha.
Die ferneren Nebenflüsse der Donau (st S. 53). Ihre Verbindung mit dem
Rhein bewirkt der Ludwigs-Kanal, der von der Altmühl in die Reg-
nitz, einem linken Nebenfluß des Mains, führt.
Klima und Wegetation. Abgesehen von den Alpen und den höheren
Mittelgebirgen hat Deutschland eine ziemlich gleichartige Temperatur,
obwohl die Ausdehnung des Landes von Süden nach Norden (46° bis 55°
n. Br.) nicht unbedeutend ist. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt
fast überall zwischen 8 und 10° Celsius (b. i. das hundertteilige Thermo-
meter); im Westen steigt sie noch etwas höher, in Ostpreußen sinkt sie auf
6° C. herab. Der Westen ist wärmer wegen der Nähe des Meeres, der
Osten kälter wegen der rauhen No.-Winde, welche von Rußland herwehen.
— Tie Niederschläge sind in den Gebirgen am stärksten (auf den Alpen
bis 2 m jährlich); in der Tiefebene schwankt die Menge der Niederschläge
zwischen 40 und 80 cm jährlich; der Westen hat reichlichere Niederschläge als
der Osten. Zu allen Jahreszeiten fällt Regen (oder Schnee), die Hauptregen-
zeit ist aber in Nord- und Mitteldeutschland der Sommer, in Süddeutschland
der Herbst.
Bei so gemäßigtem Klima gedeihen noch in ganz Deutschland die Laub-
Wälder; nur die Buche kommt im nördlichen Teile Ostpreußens nicht mehr
fort. Der Wein reicht noch bis zum 52° n. Br. (Grünberg in Schlesien),
d. i. so weit nach Norden, wie in keinem andern Lande der Erde; in Nord-
amerika erreicht er nur deu 42° (New Aork [uju jorf]). Auch der Mais
und die eßbare Kastanie dringen fast bis zu jener Nordgrenze vor. Im
übrigen bildet der Roggen das Hauptgetreide Norddeutschlands, der Weizen
dasjenige Süddeutschlands.
politisches. Von den 70 Millionen Menschen, welche den geschilderten
Raum bewohnen, kommen 58 Millionen auf die Germanen (Deutsche,
Holländer, Schweizer und Österreicher), der Rest auf die Romanen (Franzosen
und Italiener) und auf die Slaveu (Polen, Wenden, Tschechen und Mähren).
1) Die Donau ist etwa 2800 km, der Rhein etwa 1300 km lang. Dann folgen ihrer Länge
nach: Elbe, Weichsel, Oder. Weser und Ems. Letzterer Fluß ist kürzer als z. 23. die Spree
oder dieh avel (320 km). Mississippi-Missouri, der längste Strom der Erde, ist 7300 km lang.
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TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Nordsee Donau Rhein Ludwigs-Kanal Mains Deutschland Ostpreußen No.-Winde Deutschland Grünberg Schlesien Nord-
amerika Norddeutschlands Polen Donau Rhein Mississippi-Missouri
Deutschland und die deutschen Nachbarländer. .. 51
der großen Strommündungen des Rheins, der Maas und der Scheide, ent-
wickelten sich die Holländer zu einer der ersten seefahrenden Nationen; lange
Zeit waren sie die erste Handelsmacht Europas; auch jetzt sind sie immer noch
ein bedeutendes Handelsvolk. Aus ihren ostindischen Kolonieen bnn*'
gen sie besonders Kaffee, Zucker, Reis und Zinn in großen Mengen nach Eu-
ropa. — Der Consession nach sind die meisten Bewohner protestantisch.
An der Zuider^feuder^-See: Wamsterdam*, 310 T. Einw., durch einen
Kanal direkt mit der Nordsee verbunden und ganz auf Pfählen erbaut, ähnlich
wie Venedig; es ist die bedeutendste Handels- und Gewerbestadt Hollands, der
größte Kaffeemarkt Eurovas und ausgezeichnet durch Diamantschleifereien.
Westlich davon: Ohaarlem mit Blumengärtnereien (Dulpen).
Am alten Rhein: Oleyden, Universität. — Outrecht [ühtrecht] mit Uni-
versität und lebhaftem Handelsverkehr.
Westlich davon: Whaag, 115 T. Einw., die elegante Residenz.
An der Maas: Wrotterdam, 150 T. Einw.; Handel und Industrie
werdeu kaum uoch vou Amsterdam übertroffen. — Weiter oberhalb in Lim-
bürg: (^Maastricht, Festung.
Au der Westerschelde (dem linken Mündungsarme der Schelde) : Gvlis-
singen, Überfahrtsort nach London.
Im Norden ist Ogroningen ^chroningen^ die bedeutendste Stadt (Jkin-
der- und Pferdezucht) und Universität.
Das Großherzogtum Luxemburg zwischen Belgien, Rheinprovinz und
Lothringen ist mit den Niederlanden (durch Personalunion) verbunden. Es
hat eine Zeit lang dem deutschen Bunde angehört und ist auch jetzt noch beim
deutschen Zollverein verblieben. Die Bevölkerung ist meist deutsch und
katholisch.
Iii. Das Königreich Belgien. Belgien, kleiner als Holland, hat sich erst
1830 von letzterem losgerissen und zu einem eigenen Königreich erklärt. —
Kein Land der Erde hat eine so dichte Bevölkerung wie Belgien, und wenige
Länder haben eine solch' blühende Industrie; der Boden ist vortrefflich
angebaut und an Kohlen- und Eisenerzen ist Belgien so reich, daß es
die Nachbarländer teilweise versorgen kann; obwohl die hafenlose Küstenstrecke
nur 65 km beträgt, so befördern Kanüle und Eisenbahnen den Handel nach
auswärts doch in ganz großartiger Weise. Die Bevölkerung besteht zur Hälfte
> aus Wallonen (Franzosen), zur Hälfte aus Flamländern (Niederländern).
An der Küste: Oostende, berühmtes Seebad.
Östlich davon: Obrügge, einst eine blühende Hansestadt, jetzt wegen der
Verschlammung seines Seekanals im Rückgange begriffen.
An der Schelde: Wgent, 130 T. Einw., mit Blumenzucht und vielen
Baumwollspinnereien. — Mantwerpen, 160 T. Einw., starke Festung, ist
einer der wichtigsten Seehäsen Europas.
In der Mitte: Wbrüssel^ 'Bruxelles), 170t. Einw., eine elegante Groß-
stadt mit Gewerben aller Art. besonders Teppichwirkereien und Spitzenklöppelei.
Östlich davon: Olöwen, Universität.
^ Südlich von Brüssel: Gwaterloo und Gbelle Alliance, zwei
^-chlachtorte, wo Napoleonl. von den Verbündeten gänzlich besiegt wurde. 1815.
An der Maas: Wlüttich, 120 T. Einw., inmitten eines großen Kohlen-
beckens, voll von Fabriken (Waffen). — Am Einfluß der Sambre in die
Maas: Onamnr [namitr], berühmt durch Messerfabriken.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Personennamen: Brüssel
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rheins Europas Venedig Hollands Eurovas Rhein Maas Amsterdam London Luxemburg Belgien Rheinprovinz Lothringen Belgien Belgien Holland Belgien Belgien Niederländern Europas Maas
Deutschland und die deutschen Nachbarländer.
43
Unter den Deutschen unterscheidet man wieder (nach ihrem Dialekte)
Niederdeutsche, die Bewohner der Tiefebene, und Oberdeutsche, die
Bewohner der höher gelegenen Teile Deutschlands.
Der Religion nach sind die romanischen und slavischen Bewohner fast
sämtlich katholisch, die Germanen dagegen gemischter Konfession, doch
so, daß in Nord- und Mitteldeutschland und in Holland hauptsächlich Prote-
stauten, in Süddeutschland vorwiegend Katholiken wohnen.
I. Das deutscht Ucich1) wurde erst 1871 durch den preußischen König
Wilhelm aufgerichtet und umfaßt 25 Staaten und freie Städte und
das Reichsland Elsaß-Lothringen. Der jedesmalige König von Preußen
ist zugleich deutscher Kaiser. Reichsangelegenheiten sind die äußere Po-
litik (Krieg und Frieden), das Heer-, Zoll-, Post- und Telegraphenwesen.
Alle übrigen Angelegenheiten bleiben den Einzelstaaten überlassen. Diese
sind, ebenso wie das Reich selbst, monarchisch mit Ausnahme der freien
Städte, welche republikanisch regiert werden, und des Reichslandes, wel-
ches unter einem kaiserlichen Statthalter steht.
1. Das Königreich Preußen nimmt fast den ganzen Norden Deutsch-
lauds ein und besteht ans 12 Provinzen und dem Regierungsbezirk
Hohenzollern in Süddeutschland. — Die Provinzen werden von je einem
Oberpräsidenten verwaltet und zerfallen in Regierungsbezirke, an deren
Spitze je ein Regierungspräsident steht, und diese wieder in Kreise, deren
höchster Verwaltungsbeamter der Landrat ist. — Die Haupt- und Residenz-
stadt des Landes ist Berlin*.
1. Ostpreußen: ^Königsberg* und Ggumbinnen*.
Es ist die östlichste und nördlichste Provinz des Königreichs und aus-
gezeichnet durch Pferdezucht; das Haupgestüt ist in Otrakehnen.
Am kurifchen Haff- Omemel, befestigte Hafenstadt.
An der Memel: Otilsit.
Atn Pregel: Wkönigsberg, 140 T. Einw., Festung ersten Ranges und
Universität.
2. Westpreußcu: Wdanzig*. O Marienwerder*.
Es hat noch viele polnische Bewohner (Kasthuben).
An der Weichsel- Wdanzig, 110t. Einw., Festung ersten Ranges und
großer Handelshafen; Gdirfchau, mit einer großen Brücke über den Strom.
— Othorn, Festung unfern der russischen Grenze.
Östlich von der Nogat- Oelbing, die zweitgrößte Stadt der Provinz.
3. Pommern. Wstettin*. Gköslin*. Ostralsund*.
Es zerfällt durch die Oder und das Stettiner Haff in zwei Teile- im O.
Hinterpommern, im W. Vorpommern. Auf den ausgedehnten Gütern
wird vortreffliche Landwirtschaft und Schafzucht betrieben.
An der Perfante! vkolberg, früher Festung.
An der Oder- Wstettin, die wichtigste Seehandelsstadt in Preußen,
zumal Berlin nicht weit entfernt liegt. Zu ihrem Schutze ist der kleine Hafen
Gs w ine münde stark befestigt.
Ii Europa..........10 Mill. qkm, 315 Mill. Einw.
Das deutsche Reich.....„ „ 45
Preußen.........| „ „ 27
Schlesien sgrößte Provinz) . . 40 Tausend „ 4 „
Hessen-Nassau (kleinste Provinz). 16 „ „ 1h „
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ostpreußen Westpreußcu
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Mitteldeutschland Holland Süddeutschland Reichsland_Elsaß-Lothringen Süddeutschland Otrakehnen Wkönigsberg Weichsel-_Wdanzig Pommern Hinterpommern Oder-_Wstettin Berlin Europa Hessen-Nassau
Aufblühen den Flüchtlingen aus den Niederlanden, welche zur Zeit der ‘Reformation l) um ihres Glaubens willen aus ihrer Heimat Vertrieben wurden; mit ihnen hielten Kunstsinn und Reichtum ihren Einzug in die Stadt, die von starken Befestigungen umgeben war, woran die alten Wälle mit ihren Bastionen noch erinnern. Nach dem Plane des Rathauses zu Antwerpen wurde in dieser Blütezeit von 1574 bis 1576 das Rathaus erbaut; auch die alten Giebelhäuser
Rathaus.
mit ihren Sandsteinverzierungen, die vielen Bogenbrücken, welche in der Stadt über die zahlreichen, von Schiffen belebten Kanäle fuhren, erinnern an jene Zeit. Infolge der Aufnahme von Flüchtlingen aus England, Frankreich, Böhmen, Niederlanden und Ostfriesland stieg die Einwohnerzahl bis auf 20000 im Jahre 1648. Die Stadt hatte 1787 nur noch 7825 Bewohner; mit der Versandung der Ems ging der Handel vollständig zurück. Erst feit der Anlage des Treckfahrtkanals von Emden nach Aurich in den Jahren 1798—1810 hat sich die Stadt wieder gehoben, so daß im Jahre 1875 633 Seeschiffe und 642 Flußschiffe einliefen und 522 Seeschiffe und 675 Flußschiffe ausliefert. Der Treckfahrtskanal ist jetzt als Ems-Jadekanal verlängert und verbindet Emden mit Wilhelmshaven, den Dollart mit dem Jadebusen. — Emden, der Hauptort des Emsigerlandes und mit allen Ortschaften der reichen Marschgegend Krummhörn durch Kanäle
J) Lesestücke zur Heimatkunde, S. 59.
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlanden Antwerpen England Frankreich Niederlanden Ostfriesland Emden Aurich Wilhelmshaven Emden
72 Handel. Verkehrswege.
flechterei Twistringen; für Kamm - und Galanteriewaren Lüneburg. Papierfabriken finden sich in Hannover, Alfeld-Gronau, Lachendorf, Winsen a. d. Luhe, Buxtehude, Emden. Erwähnenswert ist noch die Gummi-Kamm-Kompanie, die Kontinental-Kautschuk- und Guttapercha-Kompanie, die Neue Hannoversche Gummi-Warenfabrik in Linden, die Hannoversche Kautschuk und Guttaperchas abrik in Linden, die Gummifabrik zu Harburg.
Ju den Großhandel gehen folgende Rohstoffe über: Getreide, welches die Provinz genügend hat; Flachs und Hede in den Bezirken Hildesheim, Hannover, Lüneburg, Osnabrück; Hopfen im Kreise Dannenberg; Preiselbeeren im Kreise Celle und am Harze. Holz in den Bezirken Hildesheim, Hannover, Lüneburg. Der Handel mit Pferden, Rindvieh, Schweinen und Schafen ist bedeutend; auch die Erzeugnisse der Spinnerei und Weberei, des Berg- und Hüttenwesens, der Maschinen und Gummifabriken bilden ansehnliche Handelsartikel.
In die Provinz Hannover werden eingeführt: Kolonialwaren aus Bremen, Hamburg, den Niederlanden und England; Getreide aus den Ostseehäfen und Rußland; Wein aus Rheinland, Frankreich, Spanien und Österreich; Hopsen aus Baiern und Österreich; Tabak aus Bremen, Hamburg, Amerika; Baumwolle aus Bremen, England und den Niederlanden; Erze aus England, Österreich und Italien; Eisen aus Belgien; Holz aus Schweden, Norwegen und Rußland; Glaswaren aus Belgien; Petroleum und außereuropäische Nutzhölzer aus Amerika. — Dagegen werden ausgeführt: Getreide, Fleischwaren, Zucker, Salz, Holz, Vieh und Roheisen nach Westfalen und Rheinland; Roheisen auch nach Süddeutschland und Österreich; Flachs nach Belgien und England; Hopfen nach Dänemark; Häute und Felle nach Frankreich; Rindvieh nach England; Schafe und Eisenwaren nach Holland; Stahlschienen und Laschen nach der Schweiz, Italien und Rußland; chemische Fabrikate nach den nordischen Königreichen.
Der Schiffsverkehr in der Provinz Hannover ist bedeutend, und zwar sowohl der Fluß-, Kanal- und Küstenverkehr als der mit dem Auslande Letzterer wird. gefördert durch Emden, Leer, Papenburg, Wilhelmshaven, Geestemünde, Harburg und einige andere kleinere Plätze an den drei Hauptflüsfen und an
der Küste. Der östliche Teil der Provinz ergab im Jahre 1884 für die
Seeschiffahrt 444 Segelschiffe (mit 40389 t), 6 Dampfschiffe (mit 632 t), also im ganzen 450 Schiffe mit 50021 t; der westliche Teil dagegen 561 Segelschiffe (mit 52373 t), 5 Dampfschiffe (mit 498 t), also im ganzen 566 Schiffe mit 52 871 t. — Der Fluß-, Kanal- und Küstenverkehr hatte im Jahre 1883 780 Schiffe mit 15143 t. Zur Seefischerei gehören über 200 Schiffe.
Die Staatschausseen, welche feit dem 1. Januar 1876 der Provinzialverwaltung überwiesen find, haben in der Provinz im ganzen eine Länge von
rund 4000 km. Wesentlich sind diese Kunststraßen erst in diesem Jahrhundert
gebaut. Im Mittelalter waren die bedeutendsten Heerstraßen die von Lübeck, über Lüneburg, Ülzen, Gifhorn nach Braunfchroeig und dann weiter über Mühlhausen, Würzburg, Augsburg nach Tirol und Italien, und die von Bremen über Nienburg nach Hannover, und die von Bremen über Osnabrück nach dem Rhein.
Die Landstraßen, deren Ausbau erst nach 1851 energisch betrieben ist, dienen dem Verkehre im Kreise, wie die Gemeindewege den Verkehr in den einzelnen Gemeinden fördern.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Lüneburg Hannover Alfeld-Gronau Winsen Buxtehude Emden Harburg Hildesheim Hannover Lüneburg Dannenberg Celle Hildesheim Hannover Lüneburg Bremen Hamburg England Rheinland Frankreich Spanien Baiern Bremen Hamburg Amerika Bremen England England Italien Belgien Schweden Norwegen Belgien Amerika Westfalen Rheinland Belgien England Frankreich England Holland Italien Hannover Emden Papenburg Wilhelmshaven Harburg Gifhorn Würzburg Augsburg Italien Bremen Nienburg Hannover Bremen Rhein
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Holland und Belgien.
35
den Namen Karlsburg führt die Stadt nach dem Kaiser Karl Vi., der
1711—1740 regierte.
Zu Ehren von dessen Tochter Maria Theresia (1740—1780) ist
Maria Theresienstadt (auch: Maria Tkeresiopel) benannt. Klausen-
burg liegt an der Straße, welche von Siebenbürgen nach Ungarn in einer
Enge oder „Klause" zwischen den Bergen hinführt. — Selbstverständ-
lich: Rote Turmpass; Kronstadt, G-rosskircken, Fünf-
kirchen, Steinamanger (Ort Stein am Anger). Neusatz (neuer Sitz).
Erdö — Wald, orszäg (örfsäg) — Laud, darnach: Erdely
Orszäg (erd§li örfslg) — Waldland, auch bloß Erdely, ungarischer
Name von Siebenbürgen; letztere Bezeichnung kommt von einer dent-
scheu Ansiedlung am Berge Szeben, ursprünglich Szebenburg, jetzt deutsch
Hermannstadt, ungarisch Nagy Szeben, Groß-Szebeu.
Lateinisch: silva — Wald, trans — jenseits; die Ungarn (in
deren Reichstag früher lateinisch gesprochen wurde) nannten Siebenbürgen
Transylvania — Land jenseits des Waldes, und darnach entstand die
Benennung: Transylvaniscke Alpen (an der Grenze von
Tr ansylvania).
Holland und Belgien.
In: Holländischen spricht man a, e, i, o; aa, ee, oo, ie, sowie die
meisten Konsonanten gerade so aus, wie im Deutschen: Insel Ämeland;
Drentke; Aalst, Alkmaar, Amsterdam, Arnkem, De Helder,
Delft, Dökkum, Doornik (oder Tournay), Edam, Haarlem,
Hoorn, Rotterdam; aber
u = ü: Ütreckt; — y — ei: Het Y, Dyle, Körtryk, Rys-
-wik, Ypern; — eu = ö: Leeuwarden; — oe = ü: Roer; Broek,
Loewen, Roermond; — ui = eu: Enkkuisen, Sluis; ou — au:
Oudenaarde.
ch und g haben sast ein und denselben Laut (dem deutschen ck
ähnlich, aber tiefer in der Kehle gebildet): Insel Walcheren, Gronin-
gen (ckröningen); — v lautet wie ein weiches f: Deventer, s'grä-
venkage, Helvoetsluis (kelfutsleus), Koeverden, Venlo, Ylär-
dingen, Vlissingen; — x = ss: Insel Texel (tessel); — z =
(weiches) s: Zuider-Zee (seuder-see), Zeeland; Bergen op Zoom,
Zaandam, Zütpken, Zwölle; — sch = s-ck (getrennt): Ter
Sckelling, s'hertögenbosch, Sckeveningen Sckiedam
(s-chldam).
Französisch (s. S. 16—18): Jemappes (sckemäpp), Malplaquet
(malplake), Quatrebras (katrbrä); — ie — i-e: Verviers (werwxe,
rs stumm); — ou — u: Bouvines (buwln); — ay — ä: Tournay
i(turnä); — u — ü: Namur (namür); — eu — ö: Fleurus (flöru);
3*
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Vi Karl Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresienstadt Maria Maria_Tkeresiopel Maria Erdely Nagy_Szeben Transylvania Jemappes
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 117 —
den inneren Handel aufzuweisen, wie China in Hankou besitzt. Das
Gewühl der Menschen und Schiffe ist staunenswert. Die Produkte der
Provinz entstammen mit Ausnahme des Tees fast ausschließlich den
Feldern; Baumwolle nimmt den ersten Rang unter ihnen ein. Die
Bewohner sind vorwaltend Ackerbauer und Gewerbtreibende. Den
Handel überlassen sie den Eingeborenen von Shansi und Kiangsi, den
Frachtverkehr denjenigen von Tshekiang und Hunan.
Noch einmal fließt der Yang-tsze durch gebirgige Landschaften,
welche aber vielfach durch von Seen bedeckte Ebenen unterbrochen sind,
und betritt noch innerhalb derselben, nachdem er Kiangsi gestreift hat,
die Provinz Nganhwsi, um endlich Kiangsu zu durchströmen und
das Meer zu erreichen. Früher bildeten beide nur eine Provinz, Kian-
gnan, und dieser Name wird noch häufig angewandt. Hier, im Bereich
des Mündungslandes des Riesenstroms, wo sich einst Sümpfe aus-
dehnten und der Boden nur allmählich durch Abdämmung dem Anbau
gewonnen werden konnte, hat sich im Laufe der Zeit die üppigste Kultur
von China entwickelt und die dichteste Bevölkerung angesiedelt. Hier
drängen sich die Städte, unter denen viele von hoher Bedeutung sind,
und auf den fetten Alluvien werden die reichsten Ernten erzielt. Hügel-
land und Ebene greifen in einer ebenso landschaftlich schönen als
ökonomisch vorteilhaften Weise ineinander. Breite Täler erstrecken sich
zwischen die Ausläufer der Gebirge weit hinein, und die Erzeugnisse er-
reichen eine große Mannigfaltigkeit. Tee wird wenig kultiviert; aber
Seide, Reis und Baumwolle werden in solcher Masse gewonnen, daß sie
mehr als ausreichend für die dichte Bevölkerung sind und zu einem
bedeutenden Export Veranlassung geben. Auch findet hier eine Kom-
munikation durch natürliche und künstliche Wasseradern in größtem
Umfang statt, und da die Europäer diese Gegend besonders besuchten,
so hat die Tatsache, in Verbindung mit der Existenz des Großen Kanals
und der fast kontinuierlichen Wasserstraße von Canton nach Peking,
den Grund zu der Verbreitung der Fabel gegeben, daß ganz China
von solchen Kanälen durchzogen sei. Vor Einführung der Dampfschiff-
fahrt an den Küsten war die Mündung des Pang-tsze der Punkt, von
dem aus die leichtesten Verbindungen mit allen Teilen des Reiches
möglich waren. Daher war hier periodisch der Sitz der höchsten Re-
gierungsgewalt, teils in Nan-king („die südliche Residenz"), teils in
Hang-tsh6u-fu, dem alten Quinsay, welches allerdings politisch bereits
zur Provinz Tshs-kiang gehört, und in späterer Zeit erwuchs Shanghai
zu dem größten Emporium des auswärtigen Handels. In der Mitte
zwischen den drei genannten Städten liegt Su-tsh6u-fu, welches vor
seiner Zerstörung der Sitz des Wohllebens und des Luxus war. Die
Schutzlosigkeit der in Ebenen gelegenen Orte hat es mit sich gebracht,
daß die Bevölkerung der beiden Provinzen bei den großen Kämpfen,
welche die Dynastienwechsel begleiteten, oder bei Rebellionen, Vernich-
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom]]
Extrahierte Ortsnamen: China Hankou Hunan China Peking China Shanghai
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Iso —
ein schwaches Gefühl seiner Zusammengehörigkeit. Der Mangel fester
natürlicher Grenzen im Westen, Norden und Osten trug in hohem Grade
bei zur Zersplitterung der Interessen. Das einzige natürliche Band,
welches Schlesien zusammenhält, ist die Einheit seines Wassernetzes,
dessen Adern sämtlich in einem Hauptstrom sich vereinigen. Aber die
Oder wirkte in früheren Jahrhunderten, solange man ihre Schiffbarkeit
höchst unvollkommen ausnutzte, sicherlich mehr scheidend als verbindend
auf die Bewohner ihres Wassergebietes. So hielt denn tatsächlich die
Schlesier nichts zusammen als die Erinnerung an gemeinsame Leiden
in den schweren Kämpfen, welche die Nachbarn auf ihrem Boden aus-
gefochten hatten. Auch die lange Friedenszeit vom Dreißigjährigen bis
zu den Schlesischen Kriegen hatte Schlesien nicht zu rechter Blüte ge-
bracht, — ein recht deutlicher Beweis, wie wenig die Verbindung mit
dem österreichischen Kaiserstaate der Lage des Landes und seinen natür-
lichen Bedürfnissen entsprach. Jetzt erst durch die Eroberungskriege
Friedrichs des Großen hatte Schlesien den Platz gefunden, den es von
Natur aus einzunehmen berufen war. Jetzt lernte es sich fühlen als ein
wichtiges Glied des preußischen Staatskörpers, der erst durch Schlesiens
Erwerbung in die Reihe der europäischen Großmächte eintrat.
Die Veränderung, welche Preußens politische Stellung durch den
Gewinn Schlesiens erfuhr, war ungemein bedeutend. Früher reichte
österreichisches Gebiet bis unmittelbar an die Mark, an das Herz der
preußischen Monarchie heran. Ein Zwischenraum von weniger als
20 Meilen (Luftlinie no km), ohne natürliche Hindernisse, ohne ge-
eignete Verteidigungslinien, ohne einen einzigen festen Waffenplatz,
trennte Preußens Hauptstadt von der österreichischen Grenze. Preußen
war dem mächtigsten deutschen Staate gegenüber in einer ganz wehrlosen
Stellung. Jetzt aber, nach der Eroberung Schlesiens, lag die Grenze
nicht weiter von Wien als von Berlin. Ein der Verteidigung günstiges
Gebirge bildete eine nicht zu unterschätzende natürliche Schutzwehr
gegen jeden österreichischen Angriff. Ein Gürtel von Festungen, für
jene Zeit recht leistungsfähig, deckte die wichtigsten Eingangspforten
des Landes. Eine zweite Reihe von Festungen verstärkte die wichtige
Oderlinie. Preußen stand jetzt als ebenbürtige Macht dem Kaiserstaate
gegenüber.
Nicht minder wichtig als der Gewinn eines reichen, durch seine
Lage doppelt wertvollen Landes selbst waren die Anregungen, welche
daraus der preußischen Politik erwuchsen. Bedenklich für die neue
Erwerbung war die schmale Verbindung, in welcher diese mit dem
Mittelpunkt des Staates stand. Nur sechs Meilen (45 km) breit, nur
von einer Hauptstraße durchzogen war der Landstrich, in welchem das
damalige Schlesien mit der Mark zusammenhing. Langgestreckt als ein
recht schmaler Streifen zog Schlesien zwischen die Gebiete dreier Nachbar-
staaten hinein. Der ganze Länderbestand der Monarchie litt schon vor
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Schlesiens Schlesiens Wien Berlin
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 222 —
felde, durch welches die Donau aus Deutschland der südosteuropäischen
Halbinsel zustrebt, angezogen werden, also der den Nordrand der Halb-
insel begleitenden Donau zustreben, Nischawa-Morawa, auf der andern
Seite von den thrakischen, einer Fortsetzung des ägäischen Bruchgebiets,
Maritza und Ergene. Diese wichtigste Verkehrslinie der ganzen südost-
europäischen Halbinsel, die Konstantinopel mit Belgrad, dem Hydro-
graphischen Mittelpunkte der ganzen mittleren Donau, verbindet, hat
ungefähr in der Mitte zwischen beiden, um das in die rumelische Scholle
eingesenkte, durch die Jskerschlucht quer durch den Balkan zur Donau
entwässerte Becken von Sofia zu erreichen, zwei Gebirgsschwellen zu
übersteigen, die eine zwischen Nischawa und Isker, die im letzten Kriege
zwischen Serben und Bulgaren umkämpften Höhen von Dragoman
und Sliwnitza, 726 m, die andere zwischen Isker und Maritza, der Paß
von Vakarel 845 m hoch. Die alte römische Heerstraße, deren Pflaster,
wenn auch von den Türken wiederhergestellt, man noch im 16. Jahr-
hundert benutzte, war hier durch Mauer und Tor geschlossen. Der
Pascha von Sofia hat dieses geschichtlich merkwürdige Denkmal, das
von allen abendländischen Gesandtschaften erwähnt wird, 1835 ab-
getragen. Nur ein kleines Tor mit einem Turme ist noch in dichtem
Buchenwalde erhalten. Hier lag die Grenze zwischen Osten und Westen,
zwischen Jlliricum und dem Orient. Auf dieser Diagonallinie haben
sich die römischen Heere, die Heere der Kreuzfahrer und die türkischen
Heere bewegt, welche gegen Ungarn und Mitteleuropa vorrückten.
Wie schon die Römer sie durch Militärstationen gesichert hatten, so
hatten die Türken an ihr Militärkolonien angelegt, mohamme-
danische Inseln im unterworfenen christlichen Lande. Ihr folgt heute
die große internationale Eisenbahnlinie Paris—konstantinopel, eine
Linie, welcher heute aus dem Herzen Europas noch Südosten vor-
dringend, deutsche Gesittung und deutscher Handel unaufhaltsam folgt,
wie sich schon, abgesehen von den mindestens 21/2 Millionen Deutschen
in Ungarn, in den starken, stetig wachsenden deutschen Kolonien in den
Endpunkten Belgrad und Konstantinopel, wie in dem Zwischenpunkte
Sofia ausgeprägt. Wie so auf diesem Landwege aller Verkehr, der
aus dem Donaugebiete und Mitteleuropa nach dem Orient geht, Kon-
stantinopel erreicht, so auch der Verkehr, der sich der Donau als
Wasserstraße bedient. In Kleinasien setzt sich diese Südostlinie in
gleicher Richtung über das allenthalben wegsame innere Hochland nach
der Oasenstadt Konia und den kilikischen Toren fort, dem Über- bzw.
Durchgänge durch den kilikischen Taurus nach Syrien und Mesopo-
tamien: die Linie der durch deutschen Unternehmungsgeist gebauten
sogenannten Bagdadbahn, die Ende 1904 bereits bis an den Gebirgs-
wall des Taurus eröffnet ist, künftig der kürzeste Weg nach Indien.
Konstantinopel wird so in nicht ferner Zukunft der wichtigste Punkt
an einer der wichtigsten Linien des Schnellverkehrs werden.
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Extrahierte Personennamen: Dragoman
Extrahierte Ortsnamen: Donau Deutschland Nischawa-Morawa Konstantinopel Belgrad Donau Donau Sofia Nischawa Maritza Sofia Jlliricum Orient Ungarn Mitteleuropa Europas Ungarn Belgrad Konstantinopel Sofia Donaugebiete Mitteleuropa Donau Kleinasien Syrien Indien Konstantinopel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 230 —
vor Galata ankert, oder die die Meerenge nach kurzem Aufenthalte,
oft auch ohne solchen durchfahren, einem ferneren Ziele zustrebend.
Die Stadtteile am Ausgange des Goldenen Horns sind die Haupt-
sitze des geschäftlichen Lebens. Dort liegt ein Basar und viele Hans
(Kaufhöfe), die Ministerien, die Hohe Pforte, die größten Moscheen usw.
Je weiter von ihnen entfernt, um so toter erscheint die Stadt, ganz
besonders in den abgelegenen rein türkischen Stadtteilen von Stambul
längs der Stadtmauer. Weite Flächen, die Stätten von Bränden, die
bei dem Holzbau rasch ganze Stadtteile vernichten, liegen dort un-
bebaut. Am Goldenen Horn, ganz nahe der größten der zwei nach
Galata und auf die Nordseite des Goldenen Horns führenden Brücken
liegt auch der Bahnhof, der Endpunkt der großen internationalen Linie,
die von hier — ein Erfolg, den dem Sultan abgerungen zu haben
ans Wunderbare grenzt — durch das alte Serail und durch die ganze
Stadt nahe dem Marmarameere führt und an der Südwestecke der
Stadt an dem Kastell der sieben Türme aus derselben austritt.
Der Anblick und der Eindruck, den die dreigeteilte Weltstadt auf
den zur See von Süden Kommenden macht, das Häusermeer von
Stambul mit den zahllosen, die Hügel krönenden hochragenden Kuppeln
und Minaretts der Moscheen, der von Schiffen aller Völker wimmelnde
Bosporus und das Goldene Horn, ist ein einzig großartiger, nie wieder
verwischter. Einen Sitz des Welthandels kann man Konstantinopel in
der Gegenwart freilich nicht nennen, wenn es auch noch der erste Ein-
fuhrhafen der Türkei ist. Gewiß, die Stadt selbst und die Bedürfnisse
ihrer Bewohner, der Hof, das Heer, die Verwaltung des zentralisierten
Staates beleben schon einen bedeutenden Handel, sie ist auch Sitz und
Ausgangspunkt von Küstendampferlinien, die die Gestade des Marmara-
meeres, des Archipels und des Schwarzen Meeres bedienen, aber das
Wirtschaftsgebiet, das sie noch beherrscht, Thrakien und das nördliche
Kleinasien, ist klein und arm, Smyrna beeinträchtigt es in Kleinasien,
Saloniki auch seinerseits im Brennpunkt einer die Erdteile verbindenden
Verkehrslinie auf der Halbinsel, Odessa im Schwarzen Meere. Den
größten Teil des Handels nach dem Schwarzen Meere sieht es ohne
Umschlag zur See vorüberziehen. Freilich fehlt es auch noch vielfach
an den Anlagen, deren die Großschiffahrt der Neuzeit nicht entbehren
kann. Die große Masse der Bevölkerung von Konstantinopel, besonders
die türkische, ist arm und bedürfnislos bzw. nicht in der Lage, solche
zu befriedigen. Es fehlt an Unternehmungsgeist, an Gewerbetätigkeit.
Das heutige Konstantinopel macht seine Eigenschaft als natürlicher
und Verkehrsmittelpunkt eines ungeheuren, an Hilfsquellen der ver-
schiedensten Art reichen Ländergebiets wenig geltend. Es vermöchte sehr
wohl der Sitz einer bedeutenden Gewerbstätigkeit zu werden, denn
Arbeitskräfte und billige Nahrung sind in Fülle vorhanden, die Zufuhr
von Rohstoffen zur See billig, auch Brennstoffe vermöchte das nahe-
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Extrahierte Ortsnamen: Stambul Galata Stambul Konstantinopel Thrakien Kleinasien Smyrna Kleinasien Saloniki Odessa Konstantinopel