64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Philipp_V._König Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Romanow Karl_Xii Karl Karl Karl Peters Friedrichs_I. Albrecht_Achilles Albrecht Joachim Joachim_Ii Friedrich_Ii Friedrich Joachim
130
gehorchen." Maximilian verbesserte das Geschtzwesen und lie durch den Fürsten Taxis die Post einrichten.
5. Seine Landerwerbungen. Seinen Sohn Philipp, den Erben der Niederlande, vermhlte er mit Johanna, der Erbin Spaniens, Siciliens und Neapels. Freilich mute er ihn in der Blte seines Lebens ins Grab sinken sehen. Durch Vermhlung zweier Enkel sicherte er seinem Hause auch die Anwartschaft auf Ungarn und Bhmen. Das Habsburgische Heiratsglck" wurde sprichwrtlich. Seine vielen Kriege und Hndel in Italien und mit Frankreich kosteten nur Geld und Menschen, ohne den mindesten Vorteil zu bringen.
6. Sein Ende. Der alternde Kaiser sah das Mittelalter mit seinen : Einrichtungen zu Grabe gehen und berall das Morgenrot einer neuen Zeit aufflammen. Er strubte sich nicht gegen das Neue, hatte aber auch kein rechtes Verstndnis und keine frdernde That dafr. Er hielt einen Reichstag in Augsburg (1518), auf dem ihm die Wahl seines Enkels Karl, Philipps Sohn, fehlschlug. der 100 Beschwerden gegen das ppstliche Regiment blieben ohne Erledigung. Krnkelnd zog Max nach Innsbruck, aber die Brger verweigerten ihm und seinem Gefolge das Gastrecht, weil er eine alte Schuld noch nicht bezahlt hatte. Diese Krnkung ver-schlimmerte seinen Zustand, so da er in Wels liegen bleiben mute. Als er den Tod nahen fhlte, kleidete er sich in sein Totenhemd, empfing das Abendmahl und trstete die weinenden Seinen. Wie er gelebt, so starb er, als letzter Ritter" (1519). Seinen Sarg hatte er schon 4 Jahre mit sich herumgefhrt.
Fragen: Warum verunglckten viele von Maximilians Plnen? Worin bestehen seine Verdienste um das Reich? Das Mahl zu Heidelberg" von Schwab. Graf Eberhard im Bart" von Zimmermann. Der reichste Fürst" von Kerner. Der letzte Ritter" von Anastasius Grn. Deutscher Braucht von An. Grn. Kaiser Mar und Albrecht Drer" von Wolfg. Mller.
Die Mark Brandenburg im Mittelalter.
54. Die Anhaltiner (Askamer) in der Mark (11341319).
1. Die Bewohner der Mark. Zwischen Elbe und Oder, in dem Gebiet der Havel und Spree, wohnten ursprnglich Semnonen und Longobarden. Der Strom der Vlkerwanderung fhrte sie nach i Westen und lie von Osten die W end en in die verlassenen Wohnsitze rcken. Diese gehrten der groen slavischen Vlkerfamilie in: Osten Europas an. Stammverwandt waren die Polen, die Preußen, die Obo-triten in Mecklenburg, die Pommern, die Lutizeu (Wilzen), die Sorben, die Wolliner it. a. Sie waren mittelgro, von krftigem, gedrungenem Krperbau, braungelber Hautfarbe, feurigen Augen und braunem Haar. Ihre Religion war eine Vergtterung der Naturkrfte, S w a r o g
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Philipp Philipp Johanna Karl Karl Philipps Philipps Max Max Maximilians Schwab Eberhard Zimmermann Anastasius Albrecht_Drer"_von_Wolfg Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Spaniens Neapels Ungarn Italien Frankreich Augsburg Maximilians Heidelberg Brandenburg Europas Polen Mecklenburg Pommern
* 149
willen so streng gerichtet, gram und wollten ihn gern
tödten. Aber Ludwig merkte ihre Falschheit und List und
trug, seitdem er mit seinen Edeln den Acker gepflügt, immer
einen eisernen Panzer, daß er vor dem Dolche eines Meuch-
lers sicher wäre, und darunl ist er der Eiserne genannt.
75. Die lebendige Mauer. Ludwig des Eisernen
sbegräbniß.
Ludwig der Eiserne vollbrachte seine letzte Waffenthat
im Jahre 1172, wo er den Kaiser Friedrich Barbarossa
auf einem Zuge nach Polen begleitete. Auf der Rückkehr
besuchte Friedrich seinen Schwager auf der Neuenburg.
Von dem Besuche haben wir eine schöne, den Geist jener
Zeit bezeichnende Sage.
Dem Kaiser gefiel es recht wohl bei seiner Schwester
und dem tapfern Landgrafen; auch die Lage der Burg
war ihm anmuthig; nur hatte er zu tadeln, daß das
Schloß keine festen Mauern habe und also auch keine
Feinde abwehren könne. Der Landgraf erwiderte: „Um
die Mauern sorge ich nicht, die kann ich schnell erschaffen,
sobald ich ihrer bedarf." Da sprach der Kaiser: „Wie
hald kann eine gute, feste Mauer hierum gemacht
werden?" „In weniger als drei Tagen!" antwortete
Ludwig. Der Rothbart lachte über den lustigen Einfall
seines lieben Schwagers und sprach: „Das wäre ja ein
Wunder; und wenn alle Steinmetzen und Maurer des
heiligen deutschen Reiches hier beisammen wären, so
möchte das kaum geschehen." Friedrich ging nun von
seinen: Lustwandeln um die Burg fröhlich ins Frauen-
gemach zu seiner Schwester und zum Mittagsmahle; der
Landgraf aber bestellte', heimlich ^mit seinen Schreibern
und Dienern, daß man von Stund an zu Roß Boten
aussandte zufallen Grafen und.;Herren in Thüringen und
ihnen bei Lehenspflicht entbot, daß sie mit ihren Leuten
in der besten Rüstung und mit ihren adeligen Zierden
auf die Burg kämen. Dieses geschah noch in der Nacht
desselben"tages nach deszlandgrafen?,Gebot. Früh Mor-
gens, ehe der Tag anbrach, ordnete Ludwig die Ritter;
Jeder trat auf den Wall um diei.burg, gewaffnet und
geschmückt mit Gold und Silber und köstlichen Wappen-
röcken, als wenn man 'zum festlichen Kampfspiel aus-
zieht oder zur hohen Kaiserwahl; und jeder Graf und
Herr hatte einen Knappen vor sich, der das Wappen
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_der_Eiserne Ludwig Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Ludwig_die_Ritter Ludwig
Auf den Bergen, in den Gründen,
Und wohin das Auge blickt,
Hat mit ihren Duftgewinden
Poesie das Land geschmückt.
73. Ludwig der Springer.
Die Verwandten des ermordeten Pfalzgrafen Friedrich
brachten ihre Klagen bei dem Kaiser, Heinrich Iv., wieder
an, obwohl nun seit dem Mord bereits fünf Jahre verflossen
waren. Der Kaiser ließ den Grafen von Thüringen vor
sich laden; aber Ludwig trug Bedenken zu erscheinen, hielt
sich auch von da an keinem bestimmten Orte mehr auf, son-
dern war bald in dieser Burg, bald auf einer andern; denn
er wußte, daß der Kaiser auf ihn sahen und stellen ließ,
wie ein Vogler auf seinen Fang thut, und entging so noch
eine geraume Zeit der drohenden Haft.
Trotz aller Vorsicht des thüringischen Grafen geschah
es doch, daß er unversehens in die Gewalt der kaiserlichen
Dienstmannen kam, die aller Orten heimlich auf ihn lauer-
ten. Da wurde er nach dem Bergschlosse Giebichenstein bei
Halle geführt und dort in enge und lange Haft gelegt; denn
der Kaiser war außer Landes gezogen, und der Gefangene
sollte sein Urtheil bis zu dessen Zurückkehr erwarten und
durfte sich auch zu dem Richterspruch des Kaisers nichts
Guten getrosten. Zwei Jahre und acht Monate saß er ge-
fesselt in dem Kerkergemach und hatte Zeit genug, seine
Sünden zu bereuen. Traurig sah er hinab auf die Saale,
die damals näher, als jetzt, an dem Burgberge vorbeifloß,
und hinüber in die grüne freundliche Aue. Entkommen
schien unmöglich, denn nächstdem, daß er an einen Stock
gefesselt war, wurde er auch noch täglich von sechs Rittern
bewacht, und dennoch sann er Tag und Nacht auf Flucht,
zumal die Kunde von des Kaisers naher Rückkehr zu ihm
gelangte, und es hatte allen Anschein, daß des Kaisers
Gericht ihm das Leben absprechen würde. Da forderte
der Gefangene, daß man seinem Schreiber zu ihm lasse,
damit er sein Zeitliches ordne, sein Haus bestelle, und sei-
ner Diener einen, den er mit Botschaft an Frau Adelheid
senden wolle. Als dieses ihm verstattet worden war, gebot
er dem Diener heimlich, seinen weißen Hengst, den er
nur den Schwan nannte, herbei zu bringen, an einem
Th. Lesebuch. 10
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Springer Ludwig Friedrich Friedrich Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Ludwig Ludwig Adelheid
79
mit dem Beinamen Nothbart oder Barbarossa. Eben diese
Macht reizte aber auch den Widerstand der Päpste, welche sich
mit den nach völliger Unabhängigkeit strebenden Städten Ober-
italiens gegen die Kaiser verbanden. Nach langem Widerstand
unterlagen die Hohenstaufen, deren letzter Sprößling, Konradin,
im I. 1268, als er sein Erbreich, Neapel und Sicilien, gegen
den vom Papste eingesetzten König Karl von Anjou (spr. Angschuh)
wieder erobern wollte, in Neapel auf dem Schafsot starb.
26) Das Nitterthum hat seinen Ursprung in der ältesten
Zeit des deutschen Volkes, indem schon damals die Fürsten sich
mit einem zahlreichen Gefolge von Edlen zu umgeben pflegten,
welche zu Roß kämpften und dafür von den Fürsten, wenn Er-
oberungen gemacht worden waren, vorzugsweise mit Geschenken
an Ländereien bedacht wurden. In jener Zeit war der Ritter-
stand fast der einzige Bestandtheil des Volkes, welcher die
Waffen führte und auf Bildung Anspruch machte (die übrigens
damals in Bezug auf Künste und Wissenschaften fast ausschließ-
lich in der Ausübung der Dichtkunst bestand, der aber gerade
jetzt durch Geschicklichkeit in Führung der Waffen, durch Tapfer-
keit und Heldenmuth, und dabei zugleich durch einen hohen edlen
Sinn sich mehr als je auszeichnete.
27) Die bedeutendste Unternehmung dieser Zeit sind die
Kreuzzüge, welche den Zweck hatten, das Land, welchem die
Fußstapfen unseres Heilandes eingeprägt waren, namentlich das
heilige Grab den Ungläubigen zu entreißen. Sie wurden her-
vorgerufen durch die Frömmigkeit des Volkes und den Thaten-
drang der Ritter, und wurden fast 200 Jahre (1096 bis 1291)
in immer wiederholten Zügen, deren man, nur die größten
rechnend, sieben zählt, fortgesetzt. Der erste wurde im I. 1096
unternommen und hatte die Eroberung von Jerusalem zur Folge.
An dem dritten nahm auch Kaiser Friedrich I. Theil, der jedoch
unterwegs in einem Flusse in Cilicien ertrank. Auch ein an-
derer hohenstausischer Kaiser, Friedrich Ii., führte im I 1229
einen solchen Zug. Das Endergebniß war, daß das dort ge-
gründete Königreich und nach und nach auch die einzelnen dort
gegründeten Besitzungen wieder an die Ungläubigen verloren gingen.
28) Nach dem Untergange der Hohenstaufen (s. § 25)
folgte für Deutschland eine schwere, unglückliche Zeit, in der
es keinen Kaiser gab (daher Interregnum genannt), und wo
statt des Rechts die Gewalt (Faustrecht) herrschte (1254 bis
1273). Endlich wurde Rudolph von Habsburg (1273—1291)
gewählt *), welcher im I. 1290 allein in Thüringen 66 Raub-
burgen brach und so der Unordnung ein Ende machte. Jn-
*) S. Nr. 76 des Lesebuchs.
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Extrahierte Personennamen: Barbarossa Barbarossa Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Friedrich_I. Friedrich_Ii Friedrich Rudolph_von_Habsburg
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Sicilien Neapel Cilicien Deutschland Thüringen
41
Er soll ein Knappe Waldemars, der Müller Jakob Rehbock, gewesen und
wegen seiner Ähnlichkeit mit Waldemar zu dem Betrüge benutzt worden sein.
Otto dem Faulen, dem kläglichsten Fürsten, der je ein Land regiert hat,
wußte der schlaue Kaiser Karl Iv. die Mark durch allerlei List aus den
Händen zu reißen, um seinen Sohn Wenzel damit zu belehnen (1373).
15. Die Mark unter den Luxemburgern (1373—1415).
1. Karl Iv. im deutschen Reiche. Er war auf
allerlei krummen Wegen zum Throne gekommen und
wußte überall seinen Vorteil wahrzunehmen. Dem deut-
schen Reiche war er ein Stiefvater und vergab dessen
Gerechtsamen, um seinen Säckel zu füllen. In Italien
spielte er ohne Heer eine traurige Nolle und stahl sich
am Tage seiner Krönung wie ein Dieb aus Rom. Der
Dichter Petrarca rief ihm nach: „Wenn dir dein ritter-
licher Großvater in den Alpen begegnete, mit welchem
Namen würde er dich anreden?" In dieser Zeit wurden
die Gemüter durch große Schrecknisse, wie Hungersnot,
Erdbeben, Heuschreckenschwärine und den „schwarzen
Tod" erschüttert. Letzterer war eine Pest, die wie ein
Würgengel Europa durchzog und ein Drittel aller Men-
schen wegraffte. Weil das entsetzte Volk meinte, die
Juden hätten sie durch Vergiftung der Brunnen erzeugt,
so wurden diese Unglücklichen grausam verfolgt. Andere
sahen in ihr ein göttliches Strafgericht und wollten den
Zorn Gottes durch schmerzliche Bußübungen versöhnen.
Die Geißler zogen in Schwärmen unter einer roten
Fahne umher, sangen Büßlieder und geißelten sich mit Stachelricmcn blutig.
Zuletzt sammelten sie auch Geld ein und verübten allerlei Gewalttaten, so daß
man die Thore vor ihnen schloß. — Karl Iv. setzte durch die goloene Bulle
(1356) fest, daß 7 Kur- oder Wahl fürsten den Kaiser wählen sollten, und
zwar 3 geistliche: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, und 4 welt-
liche: der König von Böhmen, der Pf alz graf am Rhein, der Herzog
von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg. Von dem angehängten
goldenen Siegel (Bulle) erhielt dieses Reichsgrundgesetz den Namen goldene
Bulle.
2. Karl in Böhmen und Brandenburg. Für diese Länder war er ein
wahrer Vater. In Böhmen brach er die Räubernester, sorgte für gerechtes
Gericht, ließ Wege und Brücken bauen, Flüsse schiffbar machen, zog deutsche
Gelehrte, Künstler und Landbauer ins Land und gründete 1348 die Univer-
sität Prag als eine Pflanzstätte der Bildung. Bisher war die Wissenschaft
in den Klöstern gepflegt worden oder war das Vorrecht der Geistlichen gewesen.
Bis zu 20000 stieg die Zahl der Studenten. War Böhmen für den Kaiser das
rechte, so war Brandenburg das linke Auge. Er weilte gerne in Tanger-
münde a n d e r E l b e und machte es zum Mittelpnnkt des Verkehrs. Der Land-
bau blühte auf, nützliche Thätigkeit regte und Wohlstand mehrte sich überall.
Karl ließ ein Verzeichnis aller Äcker anfertigen und verteilte die Abgaben in ge-
rechter Weise. Für Böhinen und Brandenburg starb er zu früh.
3. Seine Söhne Wenzel und Sigismund glichen ihm nicht in der Für-
sorge für ihre Erbländer. Wenzel war ein träger und grausamer Tyrann, der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Jakob_Rehbock Otto Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl Petrarca Karl_Iv Karl Karl Karl Karl Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Europa Mainz Rhein Sachsen Brandenburg Brandenburg Brandenburg Brandenburg
83
hervor, das die Nachbarstdte seiner Herrschaft zu unterwerfen suchte.
Im Einvernehmen mit Papst Hadrian Iv., der von den Rmern bedrngt wurde, zog Friedrich zwei Jahre nach seiner Wahl (der den Breuner) nach Italien und empfing die lombardische Knigskrone. Gegen das widerspenstige Mailand, das die kleineren Städte unterdrckte, konnte er aber nichts ausrichten. Nachdem Friedrich vom Papste in Rom zum Kaiser gekrnt worden war,
kehrte er unter vielen Gefahren nach Deutschland zurck.
3. Die Herstellung der Ruhe in Deutschland; die Erhebung sterreichs zum Herzogtum und der Zug nach Polen, 11551158.
Nach seiner Rckkehr strkte Friedrich seine Macht dadurch, da er Heinrich den Lwen durch die Verleihung von Bayern fr seine Plne gewann. Heinrich Jasomirgott, der Bayern abgeben mute, wurde durch die Erhebung der Markgrafschaft Ost erreich zu einem selbstndigen, auch in weiblicher Linie erblichen Herzogtum beschwichtigt. Dadurch wurde der Ansto gegeben, da sich sterreich frhzeitig zu einer unabhngigen Territorialmacht entwickelte.
Friedrich stellte jetzt auch das Ansehen des Reiches im Osten her. Boleslaw von Polen, der seinem in Deutschland in der Verbannung lebenden Bruder Wladislaw die Rckkehr verwehrte, weigerte sich, dem Kaiser zu huldigen. Deshalb drang Friedrich 1157 mit einem Heere, dem strksten, das ein deutscher Kaiser in die Slawenlnder gefhrt hat, durch Schlesien bis nach Polen vor und zwang Boleslaw zur Unterwerfung. Eine Folge dieses Zuges war, da Bolejlaw 1163 den Shnen seines Bruders Wladislaw 1163 Schlesien als Herzogtum berlie. Dadurch kam dieses Land in enge Beziehungen zu Deutschland, und es begann seine Genna-uisieruug.
4. Friedrichs 2. Zug nach Italien, 11581162. Die Zerstrung Mailands. Nachdem Friedrich seine Stellung im Reiche befestigt hatte, berschritt er mit einem Heere von 50 000 Mann (darunter 10 000 Ritter) die Alpen, um den Widerstand der Lombarden zu brechen. Fast alle Städte unterwarfen sich. Die Mailnder suchten den Kaiser durch Versprechungen zu besnftigen; er sprach aber die Acht der die Stadt aus und nahm sie nach kurzer Belagerung ein. Mailand mute auf seine Eroberungen und Hoheits-rechte verzichten, den Treueid leisten und seine Konsuln vom Kaiser besttigen lassen.
In der Ebene von Roncaglia (ronklja), stlich von Piacenza (piatschenza), hielt jetzt Friedrich einen Reichstag ab, auf dem
Rahewin, Taten Kaiser Friedrichs: Der Reichstag zu Roncaglia, 1158. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 34.
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Extrahierte Personennamen: Hadrian_Iv. Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich_Jasomirgott Heinrich Friedrich Friedrich Boleslaw_von_Polen Boleslaw Wladislaw Friedrich Friedrich Boleslaw Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Roncaglia Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Italien Mailand Rom Deutschland Deutschland Polen Bayern Deutschland Polen Deutschland Italien Mailands Mailand Piacenza
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Friedrich auf dem Rckwege nach Deutschland einem Mordplane
der Lombardei r L.rr ^ ...
Das Unglck des Kaisers ermunterte die lombardischen Städte, sich offen gegen ihn zu erheben. Schon lange waren sie mit seiner Herrschaft unzufrieden; denn die kaiserlichen Vgte (Podestes) walteten willkrlich ihres Amtes, und selbst ein Wechsel der Personen schaffte meist wenig Abhilfe. Jetzt schloffen die Städte ein frmliches Schutz- und Trutzbndnis und erbauten eine Feste, die sie dem Kaiser zum Trotz und dem Papste zu Ehren Alessandria nannten.
6. Friedrichs 5. Rmerzug, 11741178. Sechs Jahre hielt sich Friedrich in Deutschland auf; er schlichtete den Streit, der zwischen dem gewaltttigen Heinrich dem Lwen und den rtord-deutschen Fürsten entbrannt war. und strkte seine Macht, indem er viele Kirchenlehen fr sich in Anspruch nahm. Doch wurde seine Friedensttigkeit durch das bestehende Schisma gehemmt. Um den lombardischen Stdtebund zu unterwerfen, unternahm Friedrich (1174) den fnften Zug nach Italien. Er belagerte zuerst die Festung Alessandria; doch konnte er die Stadt nicht erobern. Sein Heer war zu schwach, und der Zuzug aus Deutschland blieb aus. Heinrich der Lwe, der mchtigste Vasall, hatte trotz eindringlicher Bitten des Kaisers die Heeresfolge verweigert, um seine Streit-krfte fr die Erweiterung seiner Machtstellung im Norden Deutschlands zu verwenden. Daher wurde Friedrich bei Legnano (lenjno), nordw. von Mailand, 1176 von den Lombarden vollstndig geschlagen und entkam nur mit Not dem Kampfgetmmel. Jetzt knpfte der Kaiser mit dem Papste Alexander Verhandlungen an und gab den Gegenpapst auf. In der Markuskirche in Venedig fand die Ausshnung zwischen den beiden Huptern der Christenheit statt. Mit den Lombarden schlo Friedrich einen sechsjhrigen Waffenstillstand, dem 1183 der Friede zu Konstanz folgte. Die oberitalienischen Städte erhielten innerhalb ihrer Mauern die Hoheitsrechte, muten sich aber zu Treueid und Heerbannsteuer verpflichten. Das Landgebiet der Städte kam unter die Verwaltung von kaiserlichen Beamten.
7. Der Sturz Heinrichs des Soweit, 1180. Heinrich der Lwe besa Sachsen und Bayern und verwaltete diese Lnder mit Klug-heit und Tatkraft. Mnchen verdankt ihm die Entstehung und Lbeck die Begrndung seines Handels. Sein Hauptaugenmerk richtete Heinrich auf Norddeutschland. Er eroberte die von Wenden bewohnten Gebiete, das heutige Mecklenburg und Vorpommern, grndete Städte und Bistmer und siedelte deutsche und flmische Bauern an. Seine Stellung war fast unabhngig. Obgleich er die Rechte der Bischfe und kleineren Vasallen sehr beschrnkte,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich_( Friedrich Heinrich Friedrich_bei_Legnano Friedrich Alexander Alexander Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Alessandria Deutschland Italien Deutschland Deutschlands Mailand Venedig Konstanz Sachsen Bayern Norddeutschland