64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Eberhard_von_Württemberg Sigismund_( Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Gero Albrecht Waldemar) Karl_Martells Karl
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Philipp_V._König Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Romanow Karl_Xii Karl Karl Karl Peters Friedrichs_I. Albrecht_Achilles Albrecht Joachim Joachim_Ii Friedrich_Ii Friedrich Joachim
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 38
in den Schlafstuben waren in dem Gestein ausgehöhlt. In dem tiefen
Burgverließ des Regensteins hielt einst, wie die Sage erzählt, ein Graf
von Regenstein die Tochter eines benachbarten Ritters, die er geraubt hatte,
gefangen, weil sie ihn nicht heiraten wollte. Das Edelfränlein aber bohrte
mit feinem Diamantringe ein Loch in die Wand des Gefängnisses und ent-
kam glücklich zu seinen Eltern. Berühmt ist Graf Albrecht von Regenstein,
den feine Freunde den Großen, feine Feinde aber den „Raubgrafen"
nannten, weil er mit den Bürgern der Stadt Quedlinburg und mit dem
Bifchof von Halberstadt beständig in Fehde lebte, wobei feine Knechte oft-
mals Geld, Vieh und Korn raubten. Wie erzählt wird, wurde Graf
Albrecht von den Quedlinburgern einst gefangen genommen und in einen
Käfig gesperrt, den man heute noch anf dem Rathanfe zu Quedliuburg zeigt.
Erst nachdem er versprochen hatte, 7 neue Türme an der Stadtmauer von
Quedlinburg auf seine Kosten bauen zu lasfen, wurde er nach einem Jahre
wieder freigelassen. Als die Grafen von Regenstein und Blankenburg 1599
ausgestorben waren, fiel ihr Land an den Herzog Heinrich Julius von
Braunschweig zurück, weil sie es von dessen Vorfahren einst zu Lehen er-
halten hatten. Da sie aber auch von den Bischöfen von Halberstadt Güter
zu Lehen gehabt hatten, so nahm Kurfürst Friedrich Wilhelm von Branden-
bürg, welcher 1648 im westfälischen Frieden das Bistum Halberstadt erhalten
hatte, den Regenstein 1670 als heimgefallenes halberstädtisches Lehen in
Besitz und ließ ihn zu einer Festung einrichten. Der Herzog Rudolf August
von Braunschweig verklagte den Kurfürsten zwar beim Reichsgerichte; als
aber das alte deutsche Reich und mit ihm das Reichsgericht 1806 aufhörte,
war der Prozeß noch nicht zu Ende, und fo ist der Regenstein preußisch
geblieben. Im Siebenjährigen Kriege wurde der Regenstein (1757) von den Fran-
zosen erobert, aber fchon nach wenigen Monaten gewannen ihn die Preußen wieder
zurück. Nun wurden die Festungswerke anf Befehl Friedrichs d. Gr. zerstört, weil sie
für die damalige Kriegführung keine Bedeutung mehr hatten. Jetzt steht auf dem
Regenstein ein Gasthaus, in welchem Fremde Unterkunft und Verpflegung finden.
2. Die Stadt Blankenburg (9500 Ew.) liegt anf der Nordfeite
des Harzes zwischen Wernigerode und Thale an der Bahn von Halberstadt
nach Tanne. Diese Bahn hat an den Stellen mit starker Steigung außer
den beiden äußeren glatten Schienen noch eine Mittelschiene mit Ver-
tiefungen, in die ein Zahnrad eingreift, nm die Steigung besser zu über-
winden. Bei der Bergfahrt befindet sich die Lokomotive hinter dem Znge,
den sie schiebt, während sie sich bei der Thalfahrt an der Spitze desselben
befindet. Die Stadt Blankenburg verdankt ihre Entstehung dem Schlosse
Blankenburg, welches oberhalb der Stadt auf einem weißen („blanken")
Kalksteinfelsen, dem Blankenstein, erbaut ist. In dem Schlosse wohnten ehe-
mals die Grafen von Blankenburg, denen auch die benachbarten Schlösser
Regenstein und Heimburg gehörten. Graf Ulrich der Unglückliche, welcher die
Reformation einführte, ließ das alte Schloß durch Neubauten vergrößern.
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Extrahierte Personennamen: Regenstein Albrecht_von_Regenstein Albrecht Albrecht_von Albrecht Regenstein Heinrich_Julius_von
Braunschweig Heinrich Friedrich_Wilhelm_von_Branden- Friedrich Wilhelm Regenstein Rudolf_August
von_Braunschweig Rudolf August Friedrichs Schlösser
Regenstein Ulrich
130
gehorchen." Maximilian verbesserte das Geschtzwesen und lie durch den Fürsten Taxis die Post einrichten.
5. Seine Landerwerbungen. Seinen Sohn Philipp, den Erben der Niederlande, vermhlte er mit Johanna, der Erbin Spaniens, Siciliens und Neapels. Freilich mute er ihn in der Blte seines Lebens ins Grab sinken sehen. Durch Vermhlung zweier Enkel sicherte er seinem Hause auch die Anwartschaft auf Ungarn und Bhmen. Das Habsburgische Heiratsglck" wurde sprichwrtlich. Seine vielen Kriege und Hndel in Italien und mit Frankreich kosteten nur Geld und Menschen, ohne den mindesten Vorteil zu bringen.
6. Sein Ende. Der alternde Kaiser sah das Mittelalter mit seinen : Einrichtungen zu Grabe gehen und berall das Morgenrot einer neuen Zeit aufflammen. Er strubte sich nicht gegen das Neue, hatte aber auch kein rechtes Verstndnis und keine frdernde That dafr. Er hielt einen Reichstag in Augsburg (1518), auf dem ihm die Wahl seines Enkels Karl, Philipps Sohn, fehlschlug. der 100 Beschwerden gegen das ppstliche Regiment blieben ohne Erledigung. Krnkelnd zog Max nach Innsbruck, aber die Brger verweigerten ihm und seinem Gefolge das Gastrecht, weil er eine alte Schuld noch nicht bezahlt hatte. Diese Krnkung ver-schlimmerte seinen Zustand, so da er in Wels liegen bleiben mute. Als er den Tod nahen fhlte, kleidete er sich in sein Totenhemd, empfing das Abendmahl und trstete die weinenden Seinen. Wie er gelebt, so starb er, als letzter Ritter" (1519). Seinen Sarg hatte er schon 4 Jahre mit sich herumgefhrt.
Fragen: Warum verunglckten viele von Maximilians Plnen? Worin bestehen seine Verdienste um das Reich? Das Mahl zu Heidelberg" von Schwab. Graf Eberhard im Bart" von Zimmermann. Der reichste Fürst" von Kerner. Der letzte Ritter" von Anastasius Grn. Deutscher Braucht von An. Grn. Kaiser Mar und Albrecht Drer" von Wolfg. Mller.
Die Mark Brandenburg im Mittelalter.
54. Die Anhaltiner (Askamer) in der Mark (11341319).
1. Die Bewohner der Mark. Zwischen Elbe und Oder, in dem Gebiet der Havel und Spree, wohnten ursprnglich Semnonen und Longobarden. Der Strom der Vlkerwanderung fhrte sie nach i Westen und lie von Osten die W end en in die verlassenen Wohnsitze rcken. Diese gehrten der groen slavischen Vlkerfamilie in: Osten Europas an. Stammverwandt waren die Polen, die Preußen, die Obo-triten in Mecklenburg, die Pommern, die Lutizeu (Wilzen), die Sorben, die Wolliner it. a. Sie waren mittelgro, von krftigem, gedrungenem Krperbau, braungelber Hautfarbe, feurigen Augen und braunem Haar. Ihre Religion war eine Vergtterung der Naturkrfte, S w a r o g
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Philipp Philipp Johanna Karl Karl Philipps Philipps Max Max Maximilians Schwab Eberhard Zimmermann Anastasius Albrecht_Drer"_von_Wolfg Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Spaniens Neapels Ungarn Italien Frankreich Augsburg Maximilians Heidelberg Brandenburg Europas Polen Mecklenburg Pommern
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
Der Regenstein. — Die Hollemme.
81
Graf Albrecht von Blankenburg und Regenstein, den seine Freunde den Große»,
seine Feinde aber den „Raubgrafen" nannten, da er mit den Bürgern der
Stadt Quedlinburg und dem Bischof von Halberstadt beständig in Fehde
lebte, wobei seine Leute oftmals Geld, Vieh und Korn raubten. Einst wurde
Albrecht von den Quedlinburgern gefangen genommen und in einen Kästg
gesperrt, den man heute noch auf dem Rathause zu Quedlinburg zeigt. Erst
nachdem er versprochen hatte, sieben neue Türme an der Stadtmauer von
Quedlinburg auf feine Kosten bauen 511 lassen, ließ man ihn nach einem
Jahre wieder frei. Als die Grafen von Regenstein und Blankenburg 1599
ausgestorben waren, fiel ihr Land an den Herzog Heinrich Julius von
Braunschweig zurück, von dessen Vorfahren sie es einst zu Lehen erhalten
hatten. Da sie aber auch von den Bischöfen von Halberstadt Güter zu
Lehen gehabt hatten, so nahm Kurfürst
Friedrich Wilhelm von Brandenburg,
der 1648 im Westfälischen Frieden das
Bistum Halberstadt erhalten hatte, auch
den Regenstein 1670 als heimgefallenes
halberstädtisches Lehen in Besitz und ließ
ihn zu einer Festung einrichten. Herzog
Rudolf August von Braunschweig verklagte
den Kurfürsten zwar beim Reichsgerichte;
als aber das alte Deutsche Reich und
mit ihm das Reichsgericht 1806 aufhörte,
war der Prozeß noch nicht zu Ende, und
so ist der Regenstein preußisch geblieben.
Im Siebenjährigen Kriege wurde er
(1757) von den Franzosen besetzt, aber
schon nach wenigen Monaten von den
Preußen zurückerobert. Friedrich d. Gr.
ließ darauf die Festungswerke zerstören,
weil sie für die Kriegführung keine Be-
deutung mehr hatten.
Die Holtemme entspringt am Renneckenberge ö. vom Brocken in
der „Hölle", wo die Felsen so wild umherliegen, daß man glaubte, der
Teufel habe sie durcheinandergeworsen. Das obere Tal der Holtemme heißt
die „Steinerne Renne", weil das Bett des Flusses mit vielen Steinen
angefüllt ist. Dort führt den einsamen Wanderer der Weg eine enge Tal-
schlucht entlang; an den Seiten erhebt sich düsterer Fichtenwald, drunten tost
der mit starkem Gefälle niederrauschende Bach über unzählige große und
kleine Granitblöcke dahin, die durch- und übereinander liegen, — ein schauer-
lich erhabenes Schauspiel der Natur, wie man es auch im Hochgebirge nur
selten wiederfindet. Besonders im Frühling, wenn der Schnee schmilzt oder
ein Ungewitter niedergeht, gewahrt man mit Erstaunen, wie das sonst un-
scheinbare Bächlein Holtemme gewaltig werden kann, wie es mit Donners
Ungestüm dahinbraust, Riesenstämme zerbrechend und mächtige Steine be-
wegend. (Abb. 32.) — Da, wo der Holtemme der Zillierbach von Sw.
entgegenkommt, liegen drei Ortschaften: das Dorf Hasserode, der Flecken
Bosse-Hecke, Kleine braunschweigische Landeskunde. 7. Ausl. 6
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Blankenburg Albrecht Regenstein Albrecht Regenstein Heinrich_Julius_von
Braunschweig Heinrich Friedrich_Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm Rudolf_August_von_Braunschweig Rudolf August Friedrich_d Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
Die Geschichte des Landes Braunschweig im Überblick.
111
3. Durch Erbteilungen entstanden seit 1267 verschiedene Linien des
welfischen Geschlechtes, die durch zahlreiche Fürsten vertreten sind: die von
Braunschweig-Wolfenbüttel, die von Grubenhagen (1285—1596), Göttingen
(1285—1463), Kalenberg (1495 — 1584), Harburg (1532—1642), Lüne-
burg (seit 1285 bestehend, zerfiel sie in eine ältere bis 1369, eine mittlere
bis 1546 und eine jüngere, die von Celle). Durch Aussterben ihrer Fürsten-
häuser fielen die Teilgebiete allmählich wieder zusammen, so daß seit 1705
nur zwei Linien übrig waren: die jüngere Linie von Lüneburg (das
Haus Hannover) und die von Braunschweig-Wolfenbüttel.
Der der ersteren angehörige Herzog Ernst August erhielt 1692 die Würde
eines Kurfürsten von Hannover und sein Sohn als Georg I. (1698—1727)
außerdem 1714 die des Königs von Großbritannien und Irland. Die Nach-
folger des letztgenannten Fürsten in Hannover und England waren Georg Ii.
(1726—60), Georg Iii. (1760 — 1820) Georg Iv. (1820—30), Wilhelm Iv.
(1830—37). Während darauf in England die Königin Viktoria den Thron
einnahm, erhielt das 1815 zum Königreich erklärte Land Hannover einen
eigenen König in der Person Ernst Augusts (1837—51), dessen Sohn König
Georg V. (1851—66, gest. 1878) durch den Krieg von 1866 trotz der für
ihn siegreichen Schlacht bei Langensalza sein Land an Preußen verlor.
4. Die Linie Braunschweig-Wolfenbüttel hat bestanden als
ältere (1285—1428), mittlere (1428—1634) und jüngere (1634 — 1884).
In dem ersten dieser Zeiträume suchten die Fürsten ihre Macht als Ver-
walter der Rechtsprechung und des Heerwesens gegenüber den adeligen
Herren, den Stiftern und den Städten zu erweitern, waren hierzu infolge
der Zersplitterung des welfischen Hauses aber nicht kräftig genug. Der Adel,
die fürstlichen Dienstmannen, die Vertreter der Stifter und der Städte hatten
als „Stände" bei der Besteuerung und Gesetzgebung beratend und beschließend
mitzuwirken. Schon im 15. Jahrhundert schwand im Fürstentum Wolfenbüttel
durch eine weise Gesetzgebung die bäuerliche Leibeigenschaft. Während aber
die Fürsten und die adeligen Grundbesitzer oft schwer unter Geldnot zu leiden
hatten, wurden die Städte durch Gewerbe und Handel reich; sie schlossen gegen-
über den Fürsten Bündnisse und fanden bei dem allgemeinen Städtebunde, der
Hansa, deren einer Vorort Braunschweig war, Rückhalt. So siegten 1493 die mit
den Hildesheimern vereinigten Braunschweiger in der Schlacht bei Bleckenstedt
über die fürstlichen Truppen. In den Städten aber, besonders in Braunschweig,
fanden im 14. und 15. Jahrhundert zwischen den alten vornehmen Geschlechtern
(Patriziern), die im Rat zu ihrem Vorteil allein herrschen wollten, und den
l^ilden (Vereinigungen der Handwerksmeister) lange, schwere Kämpfe statt.
Aus dem mittleren Hause Braunschweig sind besonders folgende Fürsten
zu erwähnen: Herzog Heinrich der Jüngere (1514—68), der vergeblich
die Reformation in seinem Lande bekämpfte; Julius (1568—89), der sie
durchsührte, die Universität Helmstedt gründete, Bergbau, Forstwirtschaft,
Landwirtschaft hob und sich in jeder Hinsicht als Vater des Landes erwies;
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst August Georg_Ii Georg_Iii Georg_Iv Wilhelm Ernst Augusts Georg_V. Heinrich_der_Jüngere Heinrich Julius_(
Extrahierte Ortsnamen: Kalenberg Harburg Celle Lüneburg Haus_Hannover Hannover Irland Hannover England England Hannover Langensalza Braunschweig
41
Er soll ein Knappe Waldemars, der Müller Jakob Rehbock, gewesen und
wegen seiner Ähnlichkeit mit Waldemar zu dem Betrüge benutzt worden sein.
Otto dem Faulen, dem kläglichsten Fürsten, der je ein Land regiert hat,
wußte der schlaue Kaiser Karl Iv. die Mark durch allerlei List aus den
Händen zu reißen, um seinen Sohn Wenzel damit zu belehnen (1373).
15. Die Mark unter den Luxemburgern (1373—1415).
1. Karl Iv. im deutschen Reiche. Er war auf
allerlei krummen Wegen zum Throne gekommen und
wußte überall seinen Vorteil wahrzunehmen. Dem deut-
schen Reiche war er ein Stiefvater und vergab dessen
Gerechtsamen, um seinen Säckel zu füllen. In Italien
spielte er ohne Heer eine traurige Nolle und stahl sich
am Tage seiner Krönung wie ein Dieb aus Rom. Der
Dichter Petrarca rief ihm nach: „Wenn dir dein ritter-
licher Großvater in den Alpen begegnete, mit welchem
Namen würde er dich anreden?" In dieser Zeit wurden
die Gemüter durch große Schrecknisse, wie Hungersnot,
Erdbeben, Heuschreckenschwärine und den „schwarzen
Tod" erschüttert. Letzterer war eine Pest, die wie ein
Würgengel Europa durchzog und ein Drittel aller Men-
schen wegraffte. Weil das entsetzte Volk meinte, die
Juden hätten sie durch Vergiftung der Brunnen erzeugt,
so wurden diese Unglücklichen grausam verfolgt. Andere
sahen in ihr ein göttliches Strafgericht und wollten den
Zorn Gottes durch schmerzliche Bußübungen versöhnen.
Die Geißler zogen in Schwärmen unter einer roten
Fahne umher, sangen Büßlieder und geißelten sich mit Stachelricmcn blutig.
Zuletzt sammelten sie auch Geld ein und verübten allerlei Gewalttaten, so daß
man die Thore vor ihnen schloß. — Karl Iv. setzte durch die goloene Bulle
(1356) fest, daß 7 Kur- oder Wahl fürsten den Kaiser wählen sollten, und
zwar 3 geistliche: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, und 4 welt-
liche: der König von Böhmen, der Pf alz graf am Rhein, der Herzog
von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg. Von dem angehängten
goldenen Siegel (Bulle) erhielt dieses Reichsgrundgesetz den Namen goldene
Bulle.
2. Karl in Böhmen und Brandenburg. Für diese Länder war er ein
wahrer Vater. In Böhmen brach er die Räubernester, sorgte für gerechtes
Gericht, ließ Wege und Brücken bauen, Flüsse schiffbar machen, zog deutsche
Gelehrte, Künstler und Landbauer ins Land und gründete 1348 die Univer-
sität Prag als eine Pflanzstätte der Bildung. Bisher war die Wissenschaft
in den Klöstern gepflegt worden oder war das Vorrecht der Geistlichen gewesen.
Bis zu 20000 stieg die Zahl der Studenten. War Böhmen für den Kaiser das
rechte, so war Brandenburg das linke Auge. Er weilte gerne in Tanger-
münde a n d e r E l b e und machte es zum Mittelpnnkt des Verkehrs. Der Land-
bau blühte auf, nützliche Thätigkeit regte und Wohlstand mehrte sich überall.
Karl ließ ein Verzeichnis aller Äcker anfertigen und verteilte die Abgaben in ge-
rechter Weise. Für Böhinen und Brandenburg starb er zu früh.
3. Seine Söhne Wenzel und Sigismund glichen ihm nicht in der Für-
sorge für ihre Erbländer. Wenzel war ein träger und grausamer Tyrann, der
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Extrahierte Personennamen: Jakob_Rehbock Otto Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl Petrarca Karl_Iv Karl Karl Karl Karl Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Europa Mainz Rhein Sachsen Brandenburg Brandenburg Brandenburg Brandenburg
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hervor, das die Nachbarstdte seiner Herrschaft zu unterwerfen suchte.
Im Einvernehmen mit Papst Hadrian Iv., der von den Rmern bedrngt wurde, zog Friedrich zwei Jahre nach seiner Wahl (der den Breuner) nach Italien und empfing die lombardische Knigskrone. Gegen das widerspenstige Mailand, das die kleineren Städte unterdrckte, konnte er aber nichts ausrichten. Nachdem Friedrich vom Papste in Rom zum Kaiser gekrnt worden war,
kehrte er unter vielen Gefahren nach Deutschland zurck.
3. Die Herstellung der Ruhe in Deutschland; die Erhebung sterreichs zum Herzogtum und der Zug nach Polen, 11551158.
Nach seiner Rckkehr strkte Friedrich seine Macht dadurch, da er Heinrich den Lwen durch die Verleihung von Bayern fr seine Plne gewann. Heinrich Jasomirgott, der Bayern abgeben mute, wurde durch die Erhebung der Markgrafschaft Ost erreich zu einem selbstndigen, auch in weiblicher Linie erblichen Herzogtum beschwichtigt. Dadurch wurde der Ansto gegeben, da sich sterreich frhzeitig zu einer unabhngigen Territorialmacht entwickelte.
Friedrich stellte jetzt auch das Ansehen des Reiches im Osten her. Boleslaw von Polen, der seinem in Deutschland in der Verbannung lebenden Bruder Wladislaw die Rckkehr verwehrte, weigerte sich, dem Kaiser zu huldigen. Deshalb drang Friedrich 1157 mit einem Heere, dem strksten, das ein deutscher Kaiser in die Slawenlnder gefhrt hat, durch Schlesien bis nach Polen vor und zwang Boleslaw zur Unterwerfung. Eine Folge dieses Zuges war, da Bolejlaw 1163 den Shnen seines Bruders Wladislaw 1163 Schlesien als Herzogtum berlie. Dadurch kam dieses Land in enge Beziehungen zu Deutschland, und es begann seine Genna-uisieruug.
4. Friedrichs 2. Zug nach Italien, 11581162. Die Zerstrung Mailands. Nachdem Friedrich seine Stellung im Reiche befestigt hatte, berschritt er mit einem Heere von 50 000 Mann (darunter 10 000 Ritter) die Alpen, um den Widerstand der Lombarden zu brechen. Fast alle Städte unterwarfen sich. Die Mailnder suchten den Kaiser durch Versprechungen zu besnftigen; er sprach aber die Acht der die Stadt aus und nahm sie nach kurzer Belagerung ein. Mailand mute auf seine Eroberungen und Hoheits-rechte verzichten, den Treueid leisten und seine Konsuln vom Kaiser besttigen lassen.
In der Ebene von Roncaglia (ronklja), stlich von Piacenza (piatschenza), hielt jetzt Friedrich einen Reichstag ab, auf dem
Rahewin, Taten Kaiser Friedrichs: Der Reichstag zu Roncaglia, 1158. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 34.
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Extrahierte Personennamen: Hadrian_Iv. Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich_Jasomirgott Heinrich Friedrich Friedrich Boleslaw_von_Polen Boleslaw Wladislaw Friedrich Friedrich Boleslaw Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Roncaglia Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Italien Mailand Rom Deutschland Deutschland Polen Bayern Deutschland Polen Deutschland Italien Mailands Mailand Piacenza
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Friedrich auf dem Rckwege nach Deutschland einem Mordplane
der Lombardei r L.rr ^ ...
Das Unglck des Kaisers ermunterte die lombardischen Städte, sich offen gegen ihn zu erheben. Schon lange waren sie mit seiner Herrschaft unzufrieden; denn die kaiserlichen Vgte (Podestes) walteten willkrlich ihres Amtes, und selbst ein Wechsel der Personen schaffte meist wenig Abhilfe. Jetzt schloffen die Städte ein frmliches Schutz- und Trutzbndnis und erbauten eine Feste, die sie dem Kaiser zum Trotz und dem Papste zu Ehren Alessandria nannten.
6. Friedrichs 5. Rmerzug, 11741178. Sechs Jahre hielt sich Friedrich in Deutschland auf; er schlichtete den Streit, der zwischen dem gewaltttigen Heinrich dem Lwen und den rtord-deutschen Fürsten entbrannt war. und strkte seine Macht, indem er viele Kirchenlehen fr sich in Anspruch nahm. Doch wurde seine Friedensttigkeit durch das bestehende Schisma gehemmt. Um den lombardischen Stdtebund zu unterwerfen, unternahm Friedrich (1174) den fnften Zug nach Italien. Er belagerte zuerst die Festung Alessandria; doch konnte er die Stadt nicht erobern. Sein Heer war zu schwach, und der Zuzug aus Deutschland blieb aus. Heinrich der Lwe, der mchtigste Vasall, hatte trotz eindringlicher Bitten des Kaisers die Heeresfolge verweigert, um seine Streit-krfte fr die Erweiterung seiner Machtstellung im Norden Deutschlands zu verwenden. Daher wurde Friedrich bei Legnano (lenjno), nordw. von Mailand, 1176 von den Lombarden vollstndig geschlagen und entkam nur mit Not dem Kampfgetmmel. Jetzt knpfte der Kaiser mit dem Papste Alexander Verhandlungen an und gab den Gegenpapst auf. In der Markuskirche in Venedig fand die Ausshnung zwischen den beiden Huptern der Christenheit statt. Mit den Lombarden schlo Friedrich einen sechsjhrigen Waffenstillstand, dem 1183 der Friede zu Konstanz folgte. Die oberitalienischen Städte erhielten innerhalb ihrer Mauern die Hoheitsrechte, muten sich aber zu Treueid und Heerbannsteuer verpflichten. Das Landgebiet der Städte kam unter die Verwaltung von kaiserlichen Beamten.
7. Der Sturz Heinrichs des Soweit, 1180. Heinrich der Lwe besa Sachsen und Bayern und verwaltete diese Lnder mit Klug-heit und Tatkraft. Mnchen verdankt ihm die Entstehung und Lbeck die Begrndung seines Handels. Sein Hauptaugenmerk richtete Heinrich auf Norddeutschland. Er eroberte die von Wenden bewohnten Gebiete, das heutige Mecklenburg und Vorpommern, grndete Städte und Bistmer und siedelte deutsche und flmische Bauern an. Seine Stellung war fast unabhngig. Obgleich er die Rechte der Bischfe und kleineren Vasallen sehr beschrnkte,
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Alessandria Deutschland Italien Deutschland Deutschlands Mailand Venedig Konstanz Sachsen Bayern Norddeutschland