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1. Realienbuch - S. 319

1879 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
266. Dr. Martin Luther. 319 widerrufen wollte, was er gelehrt hatte, zum Feuertode verurtheilt. Als Huß sich auf das kaiserliche „freie Geleit" berief, entgegnete man ihm, daß einem Ketzer gegenüber der Kaiser nicht Wort zu halten brauche. Huß bestieg den Scheiterhaufen und fand in den Flammen betend feinen Tod an seinem Geburtstage im Jahre 1415. Seine Asche streute man in den Rhein. „Jetzt bratet ihr eine Gans (Huß), aber nach hundert Jahren wird. aus meiner Asche ein Schwan aufsteigen, den werdet ihr nicht übermögen" — soll der weise und fromme Mann vor seinem Tode weissagend ausgerufen haben. Ein Jahr darauf wurde zu Konstanz auch Hussens Freund, Hieronymus von Prag, verbrannt. Als man die Anhänger dieser Männer mit den Waffen überwältigen wollte, brach der schreckliche Hussitenkrieg ans, der 16 Jahre deutsche Länder verheerte und nur da- durch zu Ende gebracht wurde, daß der Papst den Hnssiten den Kelch im hl. Abendmahle zugestand. (Ziska.) Zn den Lehrsätzen Hussens bekannte sich die Gemeinde der böhmischen Brüder, die nach dem Borbilde der apostolischen Gemeinde zu leben suchte und sich unter mancherlei Anfechtungen aufrecht erhalten hat. In Deutschland wurde indes das Verlangen nach einer „Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern" immer dringender und allgemeiner. 266. Dr. Martin Luther. Am 10. November 1483 wurde einem armen, biedern Bergmanne, Hans Luther, aus dem Dorfe Möra bei Eisenach, zu Eisleben ein Söhnlein geboren, dem er am folgenden Martinstage in der hl. Taufe den Namen Martin gab. Er und seine Frau Margarethe, ge- borne Lindemann, erzogen den Knaben nach ihrem Stande einfach, dabei streng in der Zucht und Ver- mahnung zum Herrn. Hans Luther zog später nach Mansfeld, und dort erhielt der Knabe seinen ersten Unter- richt. Der Vater hielt ihn Heifsig zur Schule an und trug den kleinen Martin bei ungünstigem Wetter oft auf seinen Armen dahin. Dieser zeigte bald einen scharfen Verstand und rechten Eifer zum Lernen, so dass der Vater sich entschloss, einen Gelehrten aus ihm zu machen.

2. Realienbuch - S. 321

1879 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
267. Beginn der Reformation 321 vorhabe. Staupitz batte selbst den Frieden Gottes im Glauben an den Heiland gefunden und wusste den Verzagenden mit dem Troste des Evangeliums zu er- quicken. Er entband ihn von den niedrigen Kloster- diensten und gebot ihm, sieb ganz den Studien zu widmen. Mit freudigem Eifer studirte Luther von nun an die bl. Schrift, dazu die Schriften des heiligen Augu- stinus, jenes grossen Kirchenvaters des fünften Jahr- hunderts, der auch allein im Glauben an Christi Ver- dienst die Gerechtigkeit gefunden, die vor Gott gilt, und von dessen Lehren die Kirche damals so weit sich entfernt hatte. Als der Kurfürst von Sachsen Friedrich der Weise für seine (1502) neuerrichtete Universität Wit- tenberg tüchtige Professoren suchte, empfahl ihm Stau- pitz Luthern, und dieser zog 1508 als Professor der Philosophie nach Wittenberg. Im folgenden Jahre be- gann er auch theologische Vorlesungen zu halten und zu predigen, beides mit ausserordentlichem Beifalle; denn was er vortrug, ging von Herzen zu Herzen; war es doch aus der lauteren Quelle des göttlichen Wortes ge- schöpft, auf das er seine Zuhörer immer hinwies. Der Kern seiner Lehre war die Gerechtigkeit aus dem Glauben. Er seihst bethätigte diesen Glauben durch einen gott- seligen Wandel. Auf einer Reise nach Rom 1510, die er im Auf- träge seines Ordens machte, sah er in dieser Stadt, die er für den Sitz aller Heiligkeit gehalten, vielerlei Un- sittlichkeit und Unchristlichkeit, wodurch seine Ehrfurcht vor der heiligen Stadt und ihrem Haupte, dem Papste, sehr erschüttert wurde. Im Jahre 1512 wurde Luther Doctor der heiligen Schrift und Prediger an der Stadtkirche zu Wittenberg. 267. Beginn der Reformation. Seitdem Johannes Hnß sein Leben in den Flammen des Scheiterhaufens hatte aufopfern müssen, hat sich in der Christen- heit Manches begeben, was den hergebrachten Glauben an die Reinheit und Wahrheit der damaligen Kirchenlehre erschütterte. Unter allen Ständen in Deutschland herrschte eine Verstimmung und Unzufriedenheit über kirchliche Zustände. Viele hatten sich in ihrem Herzen von der Kirche losgesagt und hielten sich nur

3. Realienbuch - S. 323

1879 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
268. Luther auf dem Reichstage zu Worms. 323 eine ftäte, unaufhörliche Buße sei;" der 32ste Satz: „Die werden sammt ihren Meistern zum Teufel fahren, die da meinen, durch Ablaßbriefe ihrer Seligkeit gewiß zu sein." Wie ein Blitz zün- deten diese Sätze in aller Gemüther. Luthers Kühnheit erregte allgemeines Erstaunen und bei vielen Freude itnd Hoffnung. Er selbst erschrak über die gewaltige Bewegung, die seine That her- vorrief; weder er selbst, noch sonst Jemand ahnete es, daß dies der Anfang der von den Völkern längst ersehnten Kirchenver- besserung (Reformation) war. Papst Leo achtete anfangs der Aufregung nicht; er hielt den Streit für bloßes Mönchsgezänk, und Luther, der iticht glauben konnte, daß die Ablaßkrämer in des Papstes Sinne handelten, schrieb an ihn, um ihn von dem wahren Sachverhält- nisse in Kenntniß zu setzen. Da forderte ihn der Papst vor seinen Richterstuhl nach Rom. Aber Kurfürst Friedrich der Weise, der für Luther Schlimmes fürchtete, erwirkte, daß er sich in Augsburg vor einem päpstlichen Gesandten verant- worten dürfe. Hier forderte dieser nichts als Widerruf; aber den wollte Luther nicht leisten, da er aus Gottes Wort die seligmachende Ueberzeugung gewonnen hatte, daß der Mensch die Gerechtigkeit und Seligkeit nicht durch des Gesetzes Werke, noch weniger durch von der Kirche auferlegte Büßungen und sonstige gute Werke erlange, sondern allein durch den Glauben an das vollgiltige Verdienst unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi, welcher Glaube allein herzliche Reue und Sinnesänderung (Buße, Bekehrung) schaffe. Als Luther merkte, daß der Papst für das Wort der evangelischen Wahrheit kein Ohr hatte, fing er an, das gött- liche Ansehen des Papstthums in Zweifel zu ziehen; ja er behauptete, das Wort der hl. Schrift stehe hoch über des Papstes Satzungen. Da sprach der Papst, am l5. Juni 1520, den Bannfluch über Luther aus; aber dieser verbrannte öffent- lich und feierlich die Bannbulle vor dem Elsterthore zu Witten- berg am 10. Dez. 1520. 268. Luther auf dem Reichstage zu Worms. Unterdessen war Kaiser Maximilian (1519) gestorben, und sein Enkel, Karl Y., auf den deutschen Thron erhoben worden. Ihm lag am Herzen, die Glaubensspaltung in Deutschland zu beseitigen; desshalb lud er Luther zur Verant- wortung auf den Reichstag zu Worms, und versprach ihm freies Geleit. Luthers Freunde waren besorgt; denn man dachte an das Schicksal des Iiuss. Er aber gehorchte dem kaiserlichen Befehle, obgleich er kaum von einem Fieber genesen war. Seinem Freunde Melanchthon sagte er zum

4. Realienbuch - S. 325

1879 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
268. Luther auf dem Reichstage zu Worms. 325 dich nicht verlassen.“ Luther trat ein und stand vor Kaiser und Reich. Um den jungen Kaiser waren fast alle Fürsten des Reichs versammelt; sechs Kurfürsten, die Gesandten des Papstes, weltliche und geistliche hohe Herren und die Vertreter der Städte, im Ganzen gegen 300 Personen, bildeten diese er- habene Versammlung. Luther wurde durch den Kanzler des Kurfürsten von Trier aufgefordert, zu beantworten, ob er die auf einer Tafel vor ihm liegenden Bücher als die seinigen an- erkenne und ob er ihren Inhalt widerrufen wolle? Bevor er antwortete, sprach der rechtskundige Dr. Hieronymus Schurs: „Man verlese die Titel!“ Hierauf bekannte sich Luther zu seinen Büchern. Auf die zweite Frage zu antworten, ob er alles darin vertheidigen oder widerrufen wolle, bat er Kaiser- liche Majestät um Bedenkzeit, weil das der Seelen Seligkeit und den höchsten Schatz im Himmel und auf Erden, Gottes Wort, beträfe. Nach kurzer Berathung der Fürsten erwiderte der Kanzler, er habe zwar genugsam Zeit gehabt, dies zu erwägen, doch Kaiserliche Majestät wolle aus angeborener Güte ihm noch einen Tag zum Bedenken gewähren. In der That, dazu hatte er auch Zeit genug gehabt. Er hatte mit schwacher, etwas gedrückter Stimme gesprochen. Auch wer nichts weiss von Menschenfurcht, dem fällt solch ein erster Anblick der Grossen dieser Welt aufs Herz, bis das Auge sich daran gewöhnt. Luther hat den Tag in stiller Erwägung und im Gebet zugebracht. Am 18. April war es bereits Abend und der Saal von Fackeln erleuchtet, als er wieder in die Reichsversammlung eingeführt wurde. Auf die wiederholte Frage nach dem Widerruf sprach er mit fester sicherer Stimme: „Allerdurch- lauchtigster Kaiser, durchlauchtigste hochgeborne Kurfürsten, gnädigste Herren. Ich erscheine als der Gehorsame auf den Termin, so mir gestern Abend angesetzet ist, und bitte durch Gottes Barmherzigkeit, Ew. Kaiserliche Majestät wollen diese gerechte und wahrhaftige Sache gnädigst hören und, so ich aus Unverstand vielleicht einem jeglichen seinen gebührlichen Titel nicht geben oder mich sonst irgend nicht nach Hof- gebrauch erzeigen würde, mir gnädigst zu gute halten, als der ich nicht an fürstlichen Höfen erzogen bin. Ich kann von mir nichts andres anzeigen, denn dass ich bisher mit solcher Einfalt des Gemüthes geschrieben und gelehrt habe, dass ich auf Erden nicht anderes, denn Gottes Ehre, die unverkümmerte Untersuchung und der Christgläubigen Nutz und Seligkeit, damit dieselben rechtschaffen und rein unter- richtet würden, angesehen und gesuehet habe.“ Darauf fuhr er, seine Bücher in verschiedene Klassen scheidend, tort: „Etliche sind, in welchen ich vom christlichen

5. Realienbuch - S. 327

1879 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
269. Luther auf der Wartburg. 327 schlichte Antwort begehren, so will ich eine solche geben, die weder Hörner noch Zähne hat, dermassen: Es sei denn, dass ich durch Zeugniss der heiligen Schrift oder mit klaren und hellen Gründen überwunden werde, kann und mag ich nicht widerrufen, weil weder sicher noch gerathen ist, etwas wider das Gewissen zu thun. Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen!“ Zu Tausenden drängte sich das Volk auf seinem Heimwege herzu, den Vielgeliebten und Vielgehassten zu sehen. Viele Ritter und einige Fürsten kamen noch am Abend in seine Her- berge, ihm die Hand zu schütteln. Der alte Herzog Erich von Braunschweig schickte ihm einen silbernen Krug voll Eimbecker liier. Luther fragte, von wem es sei. Der Edelknabe er- widerte, Herzog Erich habe selbst daraus getrunken, er möge sich nichts Böses versehen. Da trank Luther und sprach: „Wie Herzog Erich meiner gedacht hat, also gedenke der Herr Christus seiner in seinem letzten Stündlein.“ Der pästliche Legat forderte, dass man Luther wie Huss behandle, auch ihm kein freies Geleit gebe; aber Kaiser Karl sprach: „Und wenn alle Welt lügt, so soll doch der deutsche Kaiser Treue und Glauben halten.“ Luther trat seine Rück- reise an. Nach vier Wochen wurde über ihn die Reichsacht ausgesprochen. Die Achtserklärung war von dem päpstlichen Legaten verfasst. 26!). Luther auf der Wartburg. Kurfürst Friedrich der Weise war um das Schicksal Luthers besorgt; mit seiner Macht tonnte er diesen nicht gegen das kaiserliche Edikt schützen. Da verfiel er ans eine List. Während Luther auf der Heimreise, nachdem er bei seinem Bruder Jakob in Möra bei Eislebcn übernachtet, be- gleitet von diesem und dem Superintendenten Amsdorf von Magdeburg, in einem Wägelchen am 4. Mai 1521 durch einen Hohlweg im Walde bei Waltershausen in heiterer Stimmung seine Straße zog, brachen plötzlich fünf verkappte Ritter ans dem Dickicht hervor, hoben ihn ans dem Wagen, setzten ihn auf ein Pferd und sprengten mit ihm von dannen. Sie brachten ihn, Abends 11 Uhr, als einen gefangenen Edelmann nach dem hohen Bergschlosse Wartburg bei Eisenach. Dort lebte er nun unerkannt als Junker Jörg, und weder Freunde noch Feinde wußten seinen Aufenthalts- ort; aber daß er noch lebe, erfuhren sie durch Briefe und mancherlei erbauliche Schriften, die er von seinem „Patmos" ausgehen ließ. Doch die köstlichste Frucht seiner unfreiwilligen

6. Realienbuch - S. 328

1879 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
328 270. Befestigung der Reformation. Muße ist die Uebersetzung des neuen Testaments in die hochdeutsche Sprache. Zehn Monate war Luther auf der Wartburg. Als er aber hörte, daß in Wittenberg sein Frennd Karlstadt im wilden Eifer anfing, die Altäre und die Heiligenbilder zu zerstören, verließ er am Aschermittwoch 1522 wider seines Kurfürsten Willen seine Zufluchtsstätte, und eilte nach Wittenberg, wo er dem Unfuge wehrte und Ruhe und Ordnung herstellte. ’Zu). Befestigung der Reformation. Je tiefer Luther in die hl. Schrift eindrang, desto klarer traten ihm die Irrthümer des Papstthums hervor, und desto entschiedener sagte er sich von demselben los. Dem Gottesdienst gab er eine andere, urchristliche Gestalt, indem er wieder die Predigt des Wortes Gottes zum Mittelpunkte des- selben machte, den Gemeindegesang einführte, die Kirchengebete in deutscher Sprache hielt, und das hl. Abendmahl in beiderlei Gestalt austheilte. Um der Unwissenheit der Prediger und des Volkes abzuhelfen, schrieb er seinen großen (1528) und seinen kleinen Katechismus (1529). Sein wichtigstes Schrift- werk aber ist die Uebersetzung der ganzen Bibel, die 1534 erschien, und wodurch er sich um die deutsche Christenheit ein nie genug zu preisendes Verdienst erworben hat. Luther hat es der deutschen Christenheit wieder möglich gemacht, das Wort Gottes zu lesen, und ihr zugleich das Recht wieder- errungen, es lesen zu dürfen, und unzählige Schulen, die seitdem aus dem Gute aufgehobener Klöster gestiftet wurden, legten den Samen heilsamer Erkenntniß in die Herzen der Jugend, und beförderten eine allgemeine Bildung, wie sie die Welt vordem nie gekannt hat. Luthers Wort fand bei den meisten Fürsten und Völkern Deutschlands entschiedenen Beifall und erweckte auch in andern Ländern, die unter dem Papstthume standen, fromme und gelehrte Männer, welche die Reformation mit Auf- opferung von Gut und Leben auszubreiten sich bemühten. In der Schweiz wurde die Kirchenverbesserung durch Huld- reich Zwingli angebahnt und nach dem Tode desselben i. I. 1531 durch den Franzosen Johann Calvin fort- geführt. Aber dieselbe fand auch mächtige und erbitterte Gegner. Kaiser Karl wagte zwar in Deutschland nicht, was er in seinen andern Gebieten zuließ: Hand an die Zeugen evangelischer Wahrheit zu legen; aber auf dem Reichstage

7. Realienbuch - S. 329

1879 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
271. Luther in seinem häuslichen Leben und im Sterben. 829 zu Speier 1529 wurde beschlossen, die sogenannte neue Lehre solle einstweilen nur geduldet, nicht weiter verbreitet werden. Dagegen protestirten die Evangelischen, und deshalb erhielten sie den Namen Protestanten. Im I. 1530 berief Kaiser Karl einen Reichstag nach Augsburg, um den Kirchenstreit friedlich beizulegen. Er befahl den Protestanten, ihm schriftlich zu überreichen, was sie eigentlich glaubten; und nun verfaßte in ihrem Auftrage der hochgelehrte und fromme Freund Luthers, Philipp Melanchthon, die Denkschrift, welche unter dem Namen „Augsburgische Confession (Glaubens- bekenntniß)" weltberühmt geworden ist. Sie wurde am 25. Juni 1530 öffentlich und laut vor Kaiser und Fürsten verlesen. Der Reichsabschied jedoch verwarf die „lutherische Ketzerei" und verbot die fernere Ausbreitung derselben bei Reichsstrafen. Luther hatte nicht auf diesem Reichstage erscheinen dürfen; er war im Banne und in der Acht. Er weilte indeß zu Koburg, leitete von da aus die Verhandlungen seiner Freunde auf dem Reichstage und dichtete sein Büßlied: „Aus tiefer Noth schrei' ich zu dir" (Ps. 130). Hier sang er aud) täglich das Glaubenslied: „Ein' feste Burg ist unser Gott" (Ps. 46).— 271. Luther in seinem häuslichen Lehen und im Sterben. Luther war freigebig, wie selten ein Reicher, und schützte, während er allerwegs die Noth seiner Nächsten zu lindern beflissen war, seine eigene Familie allzu- wenig vor einer sorgenvollen Zukunft. Als ihn einer seiner Freunde erinnerte, er möchte doch wenigstens zum Besten seiner Familie ein kleines Vermögen sammeln, gab er zur Antwort: „Das werde ich nicht thun; denn sonst verlassen sie sich nicht auf Gott und ihre Hände, sondern auf ihr Geld.“ Nothleidenden gab Luther, so lange er etwas be- sass, ja man kann sagen, auch dann noch, wenn er nichts mehr hatte, wie folgende Beispiele beweisen werden. Einst kam ein Mann, der sich in Geldnoth befand, auf Luthers Studierzimmer und bat ihn um eine Unterstützung. Es gehrach Luther aber gleichfalls an Geld; da er doch gerne helfen wollte, besann er sich,

8. Realienbuch - S. 335

1879 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
275. Der dreißigjährige Krieg und Gustav Adolf. 335 Sprachlehre. Doch blieb die Theologie das Hauptfeld seines Forschens, und besonderen Eifer lvendete er dem ursprünglich in griechischer Sprache geschriebenen neuen Testamente zu. Sechs Jahre lehrte Melanchthon in Tübingen. Als Kurfürst Friedrich der Weise sich nach den gelehrtesten Männern zur Hebung seiner neubegründeten Universität Witten- berg umsah, wurde ihm als ein ausgezeichneter Lehrer Melanchthon empfohlen. Melanchthon stand in seinem 21. Jahre, als er Tübingen verließ. Sein Eintritt in die sächsische Universität Wittenberg erfolgte 1518. Luther erkannte bald Melanchthons ganzen Werth und schrieb in einem Briefe an Spalatin über ihn: „Ich danke es meinem guten Philipp, daß er uns griechisch lehrt. Ich bin älter als er, allein das hindert mich nicht, von ihm zu lernen. Ich sage es frei heraus, er versteht mehr als ich, dessen ich mich auch gar nicht schäme." Melanchthon fand großen Beifall in Wittenberg, und in den Vorträgen, die er über das neue Testament hielt, sah man 2000 Zuhörer, imb weit darüber, versammelt. Die nicht in den Bänken Platz fanden, kletterten an den Fenstern empor und lauschten von oben herab. Sogar aus Italien, dem damaligen Sitze der Wissenschaft, und ans dem rauhen Norden kamen Studierende, um Körner der Weisheit aufzulesen und mit fort in die Ferne zu tragen. Auch Fürstensöhne saßen zu Füßen des kleinen unscheinbaren Mannes. Welche andere Universität hatte aber auch zwei Lehrer, wie Luther und Melanchthon auszuweisen! Die beiden Männer hatten sich schnell an einander angeschlossen. Sie unterstützten sich gegen- seitig bei dem großen Werk der Bibelübersetzung. Melanchthon war eine milde, sanfte Natur, die sich an Luther als den Stärkeren lehnte. Wie er als einer der ersten Förderer des protestantischen Kirchenglaubens geschätzt wird, so ist auch sein Verdienst um die Hähern und niedern Schulen Deutschlands hoch zu halten, weshalb ihm seine Zeitgenossen den Namen: „Lehrer Deutschlands" gaben. Er wollte die Menschen durch die Wissen- schaften veredeln. Melanchthon lebte bis zum Jahre 1560. 275. Der dreissigjährige Krieg und Gustav Adolf. Im Jahre 1618 entbrannte ein grosser Religionskrieg zwischen den Katholiken, und den Evangelischen in Deutschland. Weil er fast ohne Unterbrechung bis zum Jahre 1648 geführt ward, so hat man ihn später den dreissigjährigen genaryit. Kein anderer Krieg hat soviel Elend über Deutschland gebracht als dieser. Weit und breit wurden die blühendsten Landschffißfeerg-fehältjpshtiii lieh verheert, und entsetzliche Grausamkeitieant^rgg&fot^ie Schulbuchs orcchun® Brauns:'. ;v;eig Schulbuchbibliothek

9. Realienbuch - S. 318

1879 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
318 265. Johannes Huß. 263. Johannes Huß. Frühe schon gelangten in der christlichen Kirche die Bischöfe von Alexandrien, Antiochien, Jerusalem, Kon- stantinopel und Rom zu großem Ansehen. Zu Ende des 4. Jahrhunderts waren die einflußreichsten und mächtigsten Bischöfe die Patriarchen zu Konstantinopel und Rom. Letz- teren gelang es allmählich, die Oberherrschaft über die Kirche zu erringen (Papstthum), dann — namentlich durch die Ge- setze des Papstes Gregor Vii. — die Kirche vollständig un- abhängig vom Staate zu machen und endlich dieselbe über den Staat und sich selbst über die Könige zu erheben. Aber dieser Sieg gereichte der Kirche nicht zum Segen. Die Päpste nahmen oft mehr auf die Befestigung ihrer Macht und auf den Erwerb irdischer Schätze als auf das Seelen- heil der Christen Bedacht. Apostolische Einfachheit, evange- lische Heiligung, gründliche Erkenntniß christlicher Wahrheit ivar eme große Seltenheit geworden, und nicht selten hatten me wahren Jünger des Herrn von Seite kirchlicher Macht- haber grausame Verfolgungen zu erdulden. Unter den Zeugen der evangelischen Wahrheit vor der Reformation leuchtete durch die Treue in seinem Bekenntnisse und durch die ruhige Standhaftigkeit, mit der er in der er- kannten Wahrheit bis in den Tod verharrte, besonders Johannes Huß (geb. 6. Juli 1373) hervor. Er war ein frommer und gelehrter Professor und Prediger zu Prag. Der Schmerz über das Verderbuiß der Kirche veranlaßte ihn, gegen das unwürdige Leben der Geistlichen, aber auch gegen manche Irrlehren und Mißbräuche, die in der Kirche eingerissen waren, aufzutreten. Insbesondere tadelte er, daß den Nichtgeistlichen (Laien) der Kelch im hl. Abendmnhle entzogen werde; auch lehrte er, daß das Wort Gottes höhere Geltung habe, als das der Päpste und der Kirchen- versammlungen (Concile). — Damals gab es zu gleicher Zeit drei Päpste, die mit einander in hartem Streite lagen. Diesem Aergernisse ein Ende zu machen, berief der Kaiser Sigismund ein allgemeines Concil, das im Jahre 1414 zu Kostnitz oder Konstanz am Bodeusce abgehalten wurde. Hier sollte auch Huß vernommen werden; man sicherte ihm zu, daß er sich frei verantworten dürfe. Kaiser Sigismund ver- sprach ihm freies Geleit, und Huß erschien in Konstanz. Bald wurde er hier aber gefangen gesetzt und, da er nicht

10. Realienbuch - S. 320

1879 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
320 266. Dr. Martin Luther. Er schickte ihn 1497 auf die lateinische Schule zu Magdeburg und ein Jahr darauf nach Eisenach, wo Martin sich seinen Unterhalt kümmerlich als Currende- schüler durch Singen und Beten vor den Thüren ver- mögender Leute erwerben musste. Durch seine schöne Stimme und mehr noch durch sein ernstes, frommes, bescheidenes Wesen zog er die Aufmerksamkeit einer edlen Wittwe, Namens Cotta, auf sich, die ihn in ihr Haus nahm. 1501 bezog er die Universität zu Er- furt, um nach dem Willen seines Vaters ein Rechts- gelehrter zu werden. Der Herr segnete seinen grossen Fleiss; denn Luther betete und arbeitete und, wie er seihst sagt, „fleifsig gebetet, ist über die Hälfte studirt“. Schon 1503 wurde er Magister der freien Künste, und durfte nun selbst an der Universität Vorlesungen in der Philosophie halten. Eines Tages fand er auf der Uni- versitätsbibliothek eine grosse lateinische Bibel, die an einer Kette befestigt war; noch nie in seinem Lehen hatte er eine ganze Bibel gesehen, und sein erster Blick fiel auf 1. Sam. 1 und 2. Bald las er gar vieles in der hl. Schrift, wovon er nie gehört, und sein mühsam unterdrücktes Verlangen, ein Ceistlicker zu werden, wurde wieder mit voller Stärke in ihm lebendig. Dazu kam, dass auf einer Ferienreise nach der Heimat sein lieber Freund Alexius neben ihm vom Blitze erschlagen wurde. Der Gedanke: „Wo wäre jetzt deine Seele, hätte dich der Strahl getroffen?“ fasste ihn und liess ihn nicht los. Mit dem Wunsche, seine Seele zu retten, der Welt sich zu entziehen, ganz dem Herrn zu leben, ging er am 17. Juli 1505 als Mönch ins Augustinerkloster zu Erfurt. Den darüber bekümmerten Vater tröstete er mit zarten, kindlichen Worten. Nun lag er mit der strengsten Gewissenhaftigkeit den Pflichten des neuen Standes ob. Allein harte Arbeiten und selbsterwählte Fasten und Kasteiungen, welche, wie er meinte, zur Erwerbung göttlicher Heiligkeit und Seligkeit dienlich wären, warfen ihn aufs Krankenlager. Da tröstete ihn ein alter Klosterbruder mit dem Worte: „Ich glaube an eine Vergebung der Sünden“, mehr aber noch der fromme Ordensgeneral Johann von Staupitz. Als dieser den jungen Mönch zum ersten Male sah, ahnte er in ihm einen Mann, mit welchem Gott etwas Grosses
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