Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 314

1895 - München : Oldenbourg
314 210. Familie und Volk. für die Wartung der Kinder und die Besorgung des Haus- wesens thätig! Wie angenehm ist es uns, draußen in der Fremde auf einmal einen Oheim oder Vetter zu finden! Alles dieses und vieles Ähnliche bedarf keines weiteren Ausmalens. — Denn alle menschliche Geselligkeit beruhte auf dem Bande der Familie, dem deshalb auch die Kirche eine besondere Heiligkeit beilegt. Der Staat selbst findet seine beste Stütze in der Familie und nimmt sich ihrer auch nicht weniger an wie die Kirche, so z. B. durch die Gesetze über Ehe und Erbrecht und durch die Für- sorge für Witwen und Waisen. Ein Staat besteht aus den Bürgern, die in dem Staate wohnen. Die Bürger aber sind samt und sonders aus Familien hervorgegangen, und die meisten haben selbst wieder Familien. So bilden diese also recht eigentlich die Nahrung des Staates, und es ist die Familie nicht nur für unser Privatleben und für unsere Herzensbedürfnisse eine heilige Einrichtung, sondern sie ist eine Grundbedingung auch für das gesellschaftliche Leben der Menschen überhaupt. 2. Der Zusammenhang, in welchem die Glieder einer Familie zu einander stehen, ist ein durchaus natürlicher. Diesem gegen- über könnte das Verhältnis des Einzelnen zum Staate nun als ein künstliches erscheinen. Dies wäre auch richtig, wenn unsere Mitbürger weiter nichts mit uns gemein hätten, als daß sie zufällig dasselbe Land bewohnten und nach denselben Gesetzen regiert würden. Und doch wäre schon diese Gemeinsamkeit Veranlassung genug zu einer innigern Beziehung. Nähert man sich doch auch dem Nachbarn freundlich, selbst wenn man keinen besonderen Grund dafür hat! Aber es sind noch andere Bande, welche uns an den Staat fesseln. Wie wohl wird einem zu mute, wenn man draußen in fremdem Lande unter andersredenden Menschen plötzlich einen Landsmann findet! Wie vertraut klingt da die heimische Sprache! Wie verwandt dünkt uns der fremdeste Mensch, dem wir in den Straßen von London oder gar irgendwo in Amerika oder Afrika begegnen, wenn er nur deutsch spricht! Und das kommt nicht allein daher, daß wir ihn besser verstehen; denn wir haben jenes Gefühl, auch wenn wir der Sprache des fremden Landes mächtig sind. Der Grund ist der: jenes ist unsere Sprache,

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 125

1914 - München : Oldenbourg
— ^ 25 — Ringens gelegten Bresche erhob: „Den Melden von Leuthen, gefallen am 5. Dezember ^757." Als das Bataillon auf dem Rückzüge aus dem Nordfaume von Leuthen heraustrat, erlitt es auch noch das Unglück, der eben mit voller Wucht heranstürmenden preußischen Kavallerie in die L^ände zu fallen, so daß es zum größten Teile zufammengehauen wurde; trotz alledem aber gelang es Rot-Würzburg, feine Regimentsgefchütze zu retten. Das Regiment war zum Erbarmen zugerichtet. Nur ^ Offiziere, \ Fähnrich und 33 Mann verließen unverwundet das Schlachtfeld, 2 Offiziere waren gefallen, 22 verwundet, J5 davon in Gefangenschaft geraten, und vom Feldwebel abwärts zählte das Regiment 405 Tote oder verwundete nebst 350 Gefangenen; insgesamt wies es nach dem Kampfe, die Lazarettkranken abgerechnet, noch 2\7 Köpfe aus. von feinen vier Fahnen wurde eine einzige zurückgebracht, drei blieben auf der Wahlstatt mit ihren gefallenen Trägern liegen. Auf dem Rückzüge wurden alle Fahrzeuge bis auf eines die Beute der Preußen. Mit den Zeltwagen fielen sämtliche Zelte, die Feldkapelle und außerdem die Feldapotheke, die Akten des Regiments und das vor der Schlacht auf Befehl abgelegte Feldgeräte in Feindeshand. Achter Abschnitt. §ranzosenzeit. Umwälzungen. 1, Ein ungestörter Ratschlag. 3n Frankreich hatte die gewaltige Staatsumwälzung dem Könige Ludwig Xvi. Thron und Leben genommen. Die Herrscher von Österreich und preußeu glaubten mit Waffengewalt gegen die Republik vorgehen zu müssen. Der Bischof von Würzburg, Franz Ludwig von Lrthal, riet aber auf dem Reichstage entschieden von der Verfolgung dieses planes ab. Sein Grundsatz war: Deutschland habe sich in die inneren Angelegenheiten von Frankreich gar nicht einzumischen; denn es sei jedem unabhängigen Volke zu überlassen, sich eine seinem Charakter angemessene Staatsverfassung zu geben. Ulan hörte nicht auf die wohlüberlegten Worte des weitsichtigen Fürsten. Die beiden größten Staaten des Reiches hatten sich bereits zur Unterdrückung der französischen Bewegung verbunden, die kleineren Reichsstände mußten sich fügen. So erging es auch dem Fürsten von Bamberg und Würzburg, der sich keiner auf dem Reichstage beschlossenen Maßregel entzog und alle seine Verbindlichkeiten erfüllte, wenn er ste gleich nicht billigen konnte. So duldete er die Anwesen-

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 170

1914 - München : Oldenbourg
— *70 — Ruhm ihres königlichen Urhebers ewig dauern möge, ihn bestimmt hätten, dieses Denkmal zu errichten, und wie glücklich er sich fühle, daß diese Leier durch so hohe und allgemeine Teilnahme verherrlicht worden sei. Und als nun der Kronprinz mit lauter Stimme ausrief: „Treue dem Könige und der Verfassung auf Leben und Tod!" — da widerhallten die Worte von aller Mund in wahrhaft erhebender Begeisterung tmd tosendem Jubel. hierauf zog die Versammlung durch die Schloßgartenanlagen, wo Musikbanden festliche weisen ertönen ließen, in den Marmorsaal des Schlosses. Die mit grünen: (Eichenlaub geschmückten Wände trugen in Goldbuchstaben auf Mtarmortafeln die Hauptgrundsätze der Verfassung: Freiheit des Gewissens. Freiheit der Meinungen. Gleiches Hecht der (Eingeborenen zu allen Graden des Staatsdienstes. Gleiche Berufung zur Pflicht und Ehre der Waffen. Gleichheit der Belegung und Pflichtigfeit ihrer Leistung. Gleichheit der Gesetze und vor dem Gesetze. ßier fand ein festliches Mahl statt und als die Nacht anbrach, erstrahlten Schloß und Garten in glänzender Beleuchtung. Am 22. August *828 erfolgte die feierliche (Einweihung der fast *oo Fuß hohen, aus Randesackerer Sandstein hergestellten Säule. König Ludwig kam von Brückenau und wurde von Reichsräten und Abgeordneten, von hohen Würdenträgern und unübersehbarem Volke begrüßt. Hach einer Ansprache des Fürsten Wallerstein fiel die Umhüllung. Graf Schönborn erhielt einen hohen Grden. Acht paare Jünglinge und Jungfrauen aus den acht Kreisen des Königreiches, die in ihrer Heimattracht dem Könige huldigten, wurden mit Uhren und Kreuzen beschenkt, die auf der Rückseite das Bild der Verfassungssäule trugen. (Ein großes Festmahl schloß die Feier, zu der an 30 ooo Personen zusammengeströmt waren. König Ludwig ließ die Abbildung der Säule auf Taler prägen. Bis an das (Ende der dreißiger Jahre fanden auf dem weiten Rasenplatze am Jahrestage der Verfassung festliche Gedenkfeiern statt. *27 Stufen führen zur Plattform der Denksäule empor, von der man das gesegnete Frankenland bis an die Randgebirge überschauen kann. 5. Verkehrswege im Spessart. Zur Römerzeit gingen Landstraßen von Kastell zu Kastell. Sie waren, wo keine Schwierigkeiten entgegenstanden, geradlinig und mit festem Steinunterbau versehen. (Eine, die sogenannte Neckar-Mümlinglinie,

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 147

1914 - München : Oldenbourg
— w — Endlich nach 4 Uhr verkündete ein Kanonenschuß aus der Festung die Ankunft unseres Regenten. Durch die Reihen und Glieder tönte der Ruf: Er kommt, der längst Erwartete. Seine Königliche Roheit hielt unter dem Donner der Kanonen und dem feierlichen Geläute aller Glocken Ihren Einzug durch das Neue Tor. Bier hatte sich der Derivaltungsrat versammelt. Oberbürgermeister Brock überreichte hier auf einem rotfammeten, mit goldenen Borten besetzten Polster die Schlüssel der Stadt, in deren vergoldetem Griffe das Wappen der Stadt, die Lahne, angebracht war, und begrüßte im Namen des Volkes den neuen Herrscher. Der Zug ging dann unter Begleitung der Bürgerkavallerie, der Kitzinger und Dettelbacher Schützen und der Kaufmannschaft bei endlosem Iubelrufen der unübersehbaren Menge den Graben herauf zur Residenz. An der fjauptstiege standen der hohe Adel, die Geistlichkeit und die Beamten. Sie geleiteten Seine Königliche Roheit in den Saal. Kurfürst Ferdinand trat sogleich auf den Balkon und wurde mit brausenden Hochrufen begrüßt, hierauf marschierten sämtliche Korps an dem Landesherrn vorüber. Freitags, den 2. 211 ai, früh ^0 Uhr zogen kleine Schäferinnen unter Führung der Kaufmannschaft von der peterschule zur Residenz, wo sie dem Kurfürsten unter passenden Anreden Geschenke, bestehend in Blumen und einem Lamme, überreichten. Seine Königliche Sohcit nahm die Kleinen mit großer Freude auf. 3m Schauspielhause wurde die Ankunft des Regenten durch eine Festvorstellung feierlich begangen. 21m 4. Mai, früh 9 Uhr, hielt der Weihbischof Zirkel in der Domkirche ein Hochamt, welchem alle hohen Beamten und der Adel anwohnten. Nach demselben wurde unter dem Geläute aller Glocken und dem Donner von joo Kanonen das „fjerr Gott, dich loben wir!" abgesungen. Um V2i2 Uhr war große Parade aller bürgerlichen Infanterie- und Kavalleriekorps auf dem ßofplatze. Seine Königliche fjoheit, der Kurprinz und die Erzherzoginnen sahen vom Balkon des Schlosses herab zu. Abends wurde die ganze Stadt feenhaft beleuchtet. Nach 9 Uhr machte der Herrscher mit seiner Familie unter endlosem Pivat des Volkes eine Rundfahrt durch die Straßen. „Für unsern Ferdinand“ war die Losung des Tages. 14. Jeter des Regierungsantrittes auf dem Lande. „Zu Kissingen wurde, wie überall im Lande, der Regierungsantritt unseres neuen Landesherrn festlich gefeiert. Am zweiten Pfingsttage, früh um 5 Uhr, verkündete der feierliche Klang aller Glocken, der Knall der außerhalb der Stadt gelösten Kanonen, clrommelschlag und Q,rompetenfchail von den Türmen den festlichen Tag. \o*

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 169

1914 - München : Oldenbourg
— \6c) — 4. Die Oerfassungsgedenksäule im Frankenlande. Als einer her ersten deutschen Fürsten erfüllte König Maximilian Joseph von Bayern das im wiener Kongreß*) den Völkern Deutschlands gegebene Versprechen, die Rechte des Volkes und der Regierung durch Verfassungen zu regeln. Bereits am 26. Mai J8j8 verkündigte das Gesetzblatt das oberste Grundgesetz des bayerischen Staates. Das königliche Vorwort, das den Bestimmungen der Verfassungsurkunde beigefügt mar, schloß mit dem vielgenannten Satze: „Sehet darin die Grundsätze eines Königs, welcher das Glück seines Herzens und den Ruhm seines Thrones nur von dem Glücke des Vaterlandes und von der Liebe seines Volkes empfangen will." Diese prächtigen Königsworte weckten lautes (Echo in den Herzen der Untertanen und festliche Veranstaltungen feierten allerorten die errungene gesetzliche Volksfreiheit. Hoch und nieder vereinigte sich und dankte dem weisen Fürsten. Graf Franz (Ertvein von Schönborn faßte den plan, zur steten Erinnerung an das wichtige Ereignis der Verfassungsverleihung eine mächtige Säule zu errichten, die weit hinaus ins Frankenland sichtbar sein sollte als immerdauerndes Denkmal der großen Nationalbegebenheit und eines großen, sein Volk wahrhaft liebenden Königs. Auf einem Hügel bei Gai-bach unweit Volkach, dem Sonnenberge, inmitten der herrlichen Anlagen und der Felder und Wälder des gräflichen Besitzes, sollte das Werk erstehen. Baumeister Klenze entwarf den plan. Am dritten Jahrestage der Verfassungsverkündigung, am 26. Mat J82^, wurde der Grundstein gelegt. Kronprinz Ludwig und seine Gemahlin Therese, die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden der Kreis-hauptstadt, eine große Anzahl der Landstände und eine unzählbare Menge von Zuschauern aus der 2(ähe und der Ferne waren erschienen. Nach Anhören einer stillen Messe setzte sich der Zug von der Kirche aus zur Anhöhe in Bewegung. Der Kronprinz legte den in einer Kapsel verwahrten Abdruck der Verfassungsurkunde, die Kronprinzessin eine mit den Namen der hohen Anwesenden bezeichnete und Veranlassung und Tag der Errichtung enthaltende Kupferplatte in eine Öffnung des Grundsteins. Die Reichsräte und Abgeordneten versenkten hierauf verschiedene unter der Regierung Max Josephs geprägte Gold- und Silbermünzen ebenda. 3n der Festrede feierte Regierungsdirektor von Mieg aus würzburg Sinn und Bedeutung des Denkmals und schloß mit dem Gelöbnisse: Treue dem König ! Gehorsam dem Gesetze ! Beobachtung der Staatsverfassung! Nachdem die königlichen Hoheiten und die anwesenden Land stände den Deckel in der Öffnung des Grundsteins mit Hammer und Kelle eigenhändig befestigt hatten und vom Stifter selbst der letzte Schlag geführt tvar, sprach dieser in wenigen zu Herzen gehenden Worten aus, wie nur das Gefühl des Dankes und der Freude über die dem vaterlande gegebene Verfassung und der Wunsch, daß sie zum Glücke des Vaterlandes und zum *) Artikel Xiii der deutschen Bundesakte.

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 115

1914 - München : Oldenbourg
— U5 — und Franken langsam von den Anhöhen herunter; vor der Linie der Infanterie wurden die Regimentsstücke geschleppt, die alle 30—40 Schritte hielten um gegen den Feind zu feuern. Durch Gebüsche und Weinberge, über Recken und Gräben, die durch Janitscharen verteidigt wurden, ging der mühsame Marsch. Gegen \ Uhr kam auch der rechte Flügel, die Polen, an den Feind. (Ein gewaltiger Heiterangriff der gesamten kaiserlichen Kavallerie, woran sich auch die fränkischen Heiterregimenter beteiligten, warf die türkische Heiterei und gab zwischen 3 und $ Uhr die Gelegenheit zum allgemeinen Sturme des Entsatzheeres. Links drangen die Österreicher und Sachsen siegreich vor, in der Mitte trieben Bayern und Franken die )anitscharen aus ihren Stellungen; die Flucht der Türken begann. Die tapfer verteidigte Kaiserstadt war gerettet. — Ansteckende Krankheiten veranlaßten den baldigen ^eimmarj'ch der Franken. Auch an den Kämpfen gegen die Türken in den nächsten Jahren nahmen Würzburger Truppen teil; ebenso zogen sie im verbände des kaiserlichen Heeres gegen den Erbfeind im Westen, als Ludwigs Xiv. Haubhorden die Ufer des Hheines verwüsteten. Siebenter Abschnitt. 3m 1$. Iahrhunöert. 1. Der Haubenkrieg im Fürstentum Würz bürg (1704), Die eigentliche Bewandtnis mit diesem im Jahre ^70$ ausgebrochenen Kriege bestand in einem sehr ernsten und offenen widerstand gegen den eingerifsenen Kleiderluxus der gemeinen bürgerlichen Frauenwelt sowohl in der Hauptstadt als auf dem Lande. Man betrachtete diesen Luxus, der besonders in flitterhaften Modehauben und verbrämten Hocken sich zeigte, als den ersten Schritt zum verderben des bürgerlichen Wohlstandes und als eine gerechte Ursache zum Ärgernis der höheren Stände. Aus den dagegen getroffenen Maßregeln entstand eine allgemeine Aufregung, bei welcher zwar kein Menschenblut floß, wohl aber viele Tränen vergossen wurden. Die Kriegserklärung geschah am 2\. Juli ^70- durch eine Verordnung des Bischofs Johann Philipp, die aus die kürzlich erschienene Kleiderordnung hinwies und Umgehungen dieser Vorschrift abstellen wollte. ,,Nachdem in § 7 und 8 besagter Verfügung verlangt war, daß sich die Weibspersonen aller ärgerlichen, übermäßigen, unnützen, jedoch kostbaren und dem Bürgerstande unanständigen Kleiderpracht gänzlich enthalten und auch die Schneider keinen Anlaß oder keine Gelegenheit zu solcherlei kostbaren und vergeblichen Neuigkeiten und täglich

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 166

1914 - München : Oldenbourg
— ^66 — Hoo Jahre später mar es mit der Freiheit der Märkerschaft vorbei. Das Kurbistum Mainz und die Grafen von Hanau hatten sich im Laufe der Zeit viele Guter im Gericht Milmundsheim erworben. Da die Streitigkeiten im kleinen Lande nicht aufhörten, weil eine starke Hand fehlte, und „da die Inwohner dadurch in Armut und Unrat kamen", verlieh Kaiser Maximilian in einem Briefe, gegeben zu Augsburg am 9. Juni ^500, „das Freygericht vor dem Berge bei Altznahe mit allen feinen Zugehörungen und Rechten, Dörfern und Leuten, Gerichten und Nutzungen . . dem Kurfürsten Erzbischof Berthold von Mainz und dem Grafen Heinhart von Hanau als ein gemeinschaftliches Mannlehen. Die vorher vom Volke gewählten Richter wurden durch Beamte ersetzt, welche die Herrschaften ernannten, doch wurde die alte Verfassung in ihren Grundzügen beibehalten. Jetzt wie vorher zerfiel das Freigericht — auch der Name blieb — in Zent- oder Untergerichte zu Hörstein, Somborn und Alzenau. Der Zentgraf richtete mit sieben Schöffen alljährlich viermal, zuerst noch unter freiem Himmel auf den alten Gerichtsplätzen, später in den Gerichtsstuben. Die Gerichte wurden im Namen beider Herren gehegt, Zentgrafen und Schöffen von diesen aufgestellt. Die Bußen fielen größtenteils den Herrschaften zu. Die Steuerfreiheit hörte auf. Das Märkerding wurde aufgehoben. Die Stelle eines Landrichters füllte ein besoldeter Amtmann aus, der in Schloß Alzenau wohnte. Vorbei war es mit Freiheit und Vorrechten; die freien Markgenossen waren jetzt Untertanen geworden. Zweieinhalb Jahrhunderte später ging auch die Einheit des Händchens in Stücke. 3/4 des Gebietes fielen nach dem Aussterben des Geschlechtes der Grafen von Hanau an Mainz, 1/4 erhielt Hessen-Kassel. ^802 kam Amt Alzenau, als das Kurerzbistum Mainz in Trümmer geschlagen wurde, mit der Zent Hörstein an Hessen-Darmstadt, \8\6 wurde es bayerisch. Somborn blieb bis \866 bei Hessen-Kassel und gehört jetzt zu Preußen. Von der Selbständigkeit und Freiheit des kleinen Gebietes ist nichts mehr geblieben; nur der noch überall übliche Name „Freigericht" erinnert die einzelnen Gemeinden und Ortschaften im Kahlgrunde an ihre ehemalige Zusammengehörigkeit und an die Zeiten, da die Ahnen nach echter deutscher Art in der Volksversammlung unter der Linde berieten und nach altem Herkommen Hecht und Urteil sprachen. 3. Das Mißjahr 1816. „3m Mai fror es fast alle Tage, hat aber keinen Schaden getan, weil der Weinstock und das Getreide wegen der üblen Witterung noch sehr weit zurückgeblieben waren. Den ganzen Monat Juni hat es mehrenteils geregnet, so daß kaum sechs Tage Sonnenschein gewesen; kurz, die Lage war trostlos. Im Juli hat es alle Tage geregnet und zwar so, daß es große Überschwemmung gemacht hat. Alles war betrübt. Die Trauben konnten nicht blühen und das Korn nicht zeitigen. Im August fing die (Ernte an

8. Landwirtschaft und Gewerbe, Handel und Verkehr - S. 126

1878 - München : Oldenbourg
126 3. Wie die Feudalherrschaft aufgekommen ist. Der von religiösen Anschauungen gestützte Ständeunterschied stand dem wahren Rechte und darum dem wahren Volkswohle und dem Aufschwünge der Landwirtschaft schroff entgegen. Von allem heidnischen Roste war die Herrschsucht des Herrentums am tiefsten eingefressen. Der sonst allerfreieste Stand der Welt mußte in seiner Knechtung verkümmern. Das Christentum sollte ihm endlich Erlösung bringen in der Lehre von der Gleichheit aller Menschen als Kinder des einen gütigen Vaters. Diese Lehre drang aus den Städten und Burgen der römischen Ansiedler auch in West- und Süddeutschland aufs Land hinaus. In vielen Gebieten wurde die Knechtschaft der Bauern ge- mildert, und wenn auch die wilden Scharen der großen Völkerwanderung das Land verheerend durchbrausten und rohe heidnische Stämme sich als Herren niederließen: die edlen Keime waren gelegt. Besonders am Rheine hat sich die von den Römern überkommene Verbesserung der Landwirtschaft, haben sich die Lehren des Christentums nie ganz verloren, bis es endlich unter den Frankenkönigen zur herrschenden Religion geworden. 3. N)ie die Feudalherrschaft aufgekommen ist. Man unterschied bei unseren fernen Vorfahren, Gott weiß wie frühe schon, je nach dem Bcsitzverhältnisse zweierlei Güter: volleigene Güter nämlich, solche die man Allod (Vollgut) — und nutzeigene Güter, solche, die man Fe-od (Vieh-Gut) nannte. Das Feod besaß man nur zur Benutzung und der Benutzer hatte nur an den Bewirtschaftungsgegenständen (dem jetzt sog. Inventar) das volle Eigentum; darunter bildet das Vieh wie auch heutzutage noch bei Pachtgütern, den Hauptwert, daher der Name Viehgut. In jener Zeit als man auch das Aller- dentscheste mit Latein verkauderwelschte, nannte man das Voll- Eigen All o d iu m oder Allodialgnt und das Nutz-Eigen Feodnm oder Fend um, Feudalgut. Als Söldlinge der Römer hatten die Deutschen deren Schwäche kennen gelernt und waren nach feinerem Lebensgenüsse in wohlangebantem Lande lüstern geworden. Deshalb fluteten zahlreiche deutsche Volsstämme über das hinsiechende, römische Reich. Rom wurde mehrmals erobert und zerstört; in Deutsch-

9. Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum (Das Mittelalter), die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) bis zum Westfälischen Frieden - S. 113

1914 - München : Oldenbourg
Das Staats- und Rechtswesen. 11z aufhaltsam fort. Daraus ergab sich naturgem die weitere Ausgestal-tung der srstlichen Landeshoheit. Bei der Ausbildung der Landeshoheit wurden die Fürsten gefrdert 1. durch die Aufnahme des rmischen Rechtes in Deutschland und 2. durch die berhand-nhme der Geldwirtschaft. Das rmische Recht wies den Fürsten die Stellung eines rmischen Herrschers zu (vgl. S. 72). Die Geldwirtschaft ermglichte die Einfhrung eines geregelten Steuerwesens. Mit den dadurch erlangten Geld-Mitteln schufen sich die Landesherrn einerseits ein stehendes Soldheer, das dem frstlichen Willen jederzeit Nachdruck verlieh, anderseits eine Beamten-schaft, die regelmig mit Bargeld bezahlt wurde, also stets absetzbar (man brauchte ja nur das Gehalt zu sperren) und deshalb gefgig war. Doch blieb die landesherrliche Gewalt in wichtigen Angelegenheiten (Gesetzgebung, Steuer-wesen) vorlufig noch an die Zustimmung der Land stnde (Vertreter des Adels, der Geistlichkeit und der Städte) gebunden. 2. Das Rechtswesen. Von den verschiedenen alten Stammes- und Landrechten konnte sich keines zu einem allgemein gltigen deutschen Reichsrecht entwickeln, hauptschlich weil sie unter sich zu ungleich waren. Deshalb gelangte seit dem 14. Jahrh. das rmische Recht zur Herrschaft. Daneben erhielten sich Reste der altdeutschen Rechtspflege in der sog. Feme. Das rmische Recht, das sich im allgemeinen auf das corpus iuris Kaiser Instinians grndete (vgl. S. 27), kam durch die Rmerzge der deutschen Kaiser, besonders der Hohenstaufen, von Italien nach Deutschland. Beim deutschen Volk blieb das rmische Recht lange Zeit hindurch unbeliebt, weil es viel zu sehr von der altgermanischen Rechtspflege abwich: es bevorzugte das geheime und schrift-liche Verfahren (statt des ffentlichen und mndlichen) und fllte die Entscheidung durch einen gelehrten Einzelrichter (statt durch eine Mehrzahl von Laien). Seitdem jedoch das fremde Recht auch auf den deutschen Hochschulen gelehrt wurde, brgerte es sich gegen Ende des 15. Jahrhunderts mehr und mehr ein. Die Femgerichte haben ihren Namen von veme ( Strafe) und sind ber-reste der alten Hundertschaftsdinge oder ordentlichen Grafengerichte (s. S. 36). Whrend diese anderwrts zu landesfrstlichen Gerichten wurden, blieben sie in Westfalen (auf der roten Erde"), wo sich eine grere Anzahl altfreier Leute und Gter erhielt, kniglich^). Dem entsprachen die Namen Freigerichte, Frei-grasen, Freischffen?) Gehalten wurde das Freigericht an der altgewohnten Dingsttte (meist unter einer Eiche oder Linde im Freien), wo der Freigraf im Namen des Knigs (Kaisers) den Gerichtsbann ausbte. Seit dem 14. Jahrh. galten die Femgerichte als Reichsgerichte, besonders seitdem ihnen Kaiser Karl Iv. das Recht verliehen hatte, Landfriedensbrecher vor ihren Freistuhl" zu fordern und mit dem Tode durch den Strang zu bestrafen. Man unterschied ffentliche Sitzungen, in denen der Rechtsfragen des freigrflichen Bezirkes entschieden wurde, und geheime (Stillgerichte), die der Anklagen aus dem Reiche verhandel- *) Gemeint ist der deutsche König, also der Kaiser. 2) Schffen (= die Schaffenden, Anschaffenden, Anordnenden) hieen die Beisitzer (Mitrichter). Lorenz, Geschichte fr Lehrer- und Lchrerinnenbildungsanstalten Ii.

10. Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum (Das Mittelalter), die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) bis zum Westfälischen Frieden - S. 177

1914 - München : Oldenbourg
England nebst Irland und Schottland. 177 Mit Elisabeth, die unvermhlt blieb, erlosch das Haus Tudor. Da nach Elisa-beths Testament die englische Krone an Jakob Vi. von Schottland fiel, folgte in England das Haus Stuart (16031649; dann 16601688), wodurch zugleich die Vereinigung Englands und Schottlands vollzogen wurde. Deshalb nannte sich Jakob (Vi.) I. (16031625) fortan König von Grobritannien und Irland". Jakob I. besa gelehrte Bildung, war aber ebenso eitel als verschwenderisch. Ms eifriger Verfechter der anglikanischen Kirche, deren Lehre vom kniglichen Supremat ihm besonders zusagte, brachte er nicht nur die Katho-liken sondern auch die Mbiniften1) gegen sich auf; letztere herrschten jetzt nicht mehr nur in Schottland sondern hatten inzwischen auch im englischen Brger- und Bauernstand stark an Zahl zugenommen. Die Unzufriedenheit der Katholiken uerte sich in der sog. Pulververschwrung, durch die der König samt dem Par- 1605 lament in die Luft gesprengt werden sollte; sie wurde jedoch entdeckt und ver-eitelt. Bedenklicher waren die fortwhrenden Streitigkeiten mit dem Parlament. Der Zwiespalt zwischen König und Volk vertiefte sich unter Jakobs Nach-folger Karl I. (16251649), einem kunstsinnigen^), aber eigenwilligen und un-zuverlssigen Fürsten. Vermhlt mit einer katholischen Prinzessin (Henriette von Frankreich), erweckte Karl den Argwohn der Protestanten, da man dem Hofe Neigung zum Katholizismus nachsagte. Sodann ging der Streit mit der Volks-Vertretung weiter. Nach vergeblicher Auslsung von zwei Parlamenten mute Karl einem dritten die Petition of right (Bitte um Recht) gewhren, in der Schutz 1628 gegen willkrliche Besteuerung und Verhaftung gefordert wurde. Schlielich lste der König auch dieses Parlament auf und regierte 11 Jahre lang (16291640) ohne Volksvertretung, wobei er sich auf den Rat des Grafen S t r a f f 0 r d und des Erzbischoss Land sttzte. Als er jedoch den kalvinischen Schotten die Episkopal-kirche aufzwingen wollte, emprten sie sich. Um nun die Erhebung Schottlands feit 1638 nachdrcklicher bekmpfen zu knnen, berief Karl wieder ein englisches Parlament. Da es aber statt Geld zu bewilligen Klagen vorbrachte, verfiel es nach 14 Tagen abermals der Auflsung (daher das Kurze Parlament genannt). 1640 Jetzt rckten die Schotten der die englische Grenze, so da sich Karl neuer-dings gezwungen sah, ein Parlament zu berufen. Dieses, das sog. Lange Parlament seit 1640 wurde bald mchtiger als der König, erzwang die Hinrichtung Straffords (f 1641) sowie Lauds (f 1645) und trachtete statt der kniglichen eine Parlamentsherrschaft zu errichten. Ein Versuch des Knigs, die Hupter der Oppo-sition im Parlament zu verhaften, brachte den Ausruhr in London zum Aus- 1642 bruch. Karl entwich nach York, wo sich die Anhnger des Knigtums, vornehmlich der Adel, um ihn scharten; demgegenber kam ein Bndnis zwischen dem eng-lischen und dem schottischen Parlament zustande. In dem nun entbrennenden Brgerkrieg (16421649) waren die Kniglichen (Kavaliere") den Republikanern (nach ihrem Haarschnitt Rundkpfe" genannt) anfangs berlegen. Bald aber wute der khne Olivercromwelldas Parlamentsheer, in dem die Jndependenten die Mehrheit bildeten, mit militrischem Geiste und religiser Begeisterung^) zu erfllen. Bei N a s e b y (im mittleren England) 1645 x) Da sie die Kirche von den Schlacken des Papismus" reinigen wollten, nannte man sie auch Puritaner. Bon ihnen zweigten sich die Jndependenten ab, die jedem einzelnen das Recht zugestanden, Gott nach eigenem Ermessen zu verehren. *) Am Hofe Karls I. weilten Rubens und van Dyck. ) Vertraut auf Gott und haltet euer Pulver trocken!" war seine Mahnung an Lorenz, Geschichte fr Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten Ii. 12
   bis 10 von 20 weiter»  »»
20 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 20 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 3
4 5
5 0
6 0
7 0
8 1
9 1
10 7
11 0
12 2
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 3
26 8
27 0
28 2
29 0
30 0
31 1
32 0
33 1
34 0
35 0
36 1
37 9
38 0
39 4
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 4
46 0
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 13
1 263
2 1
3 10
4 58
5 37
6 35
7 25
8 6
9 29
10 5
11 23
12 53
13 49
14 3
15 3
16 103
17 524
18 7
19 101
20 4
21 170
22 9
23 76
24 94
25 14
26 28
27 7
28 99
29 21
30 4
31 1
32 28
33 7
34 4
35 19
36 57
37 7
38 18
39 134
40 48
41 20
42 77
43 42
44 4
45 86
46 12
47 9
48 25
49 48
50 13
51 35
52 33
53 1
54 93
55 3
56 11
57 6
58 18
59 23
60 15
61 27
62 1
63 2
64 12
65 29
66 15
67 16
68 62
69 11
70 43
71 54
72 42
73 52
74 2
75 85
76 103
77 732
78 3
79 39
80 10
81 37
82 129
83 32
84 92
85 17
86 4
87 150
88 0
89 6
90 2
91 120
92 303
93 20
94 270
95 11
96 15
97 7
98 47
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 1
2 1
3 1
4 1
5 13
6 0
7 25
8 0
9 1
10 2
11 0
12 1
13 1
14 0
15 0
16 5
17 3
18 1
19 9
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 1
26 1
27 0
28 0
29 0
30 0
31 3
32 0
33 14
34 0
35 1
36 0
37 0
38 0
39 9
40 2
41 0
42 0
43 1
44 0
45 0
46 0
47 3
48 1
49 1
50 0
51 0
52 21
53 1
54 24
55 4
56 0
57 0
58 0
59 4
60 3
61 2
62 7
63 2
64 2
65 0
66 0
67 2
68 0
69 0
70 6
71 2
72 1
73 2
74 1
75 2
76 0
77 5
78 4
79 3
80 16
81 10
82 2
83 0
84 0
85 0
86 1
87 0
88 2
89 0
90 2
91 8
92 0
93 4
94 0
95 0
96 0
97 3
98 8
99 12
100 2
101 0
102 3
103 2
104 0
105 1
106 2
107 1
108 0
109 1
110 4
111 0
112 1
113 0
114 1
115 0
116 0
117 0
118 1
119 1
120 0
121 2
122 1
123 1
124 1
125 1
126 0
127 2
128 0
129 0
130 0
131 3
132 1
133 2
134 0
135 0
136 7
137 0
138 0
139 2
140 1
141 0
142 1
143 0
144 1
145 18
146 0
147 0
148 12
149 0
150 2
151 10
152 0
153 0
154 5
155 1
156 1
157 1
158 1
159 0
160 0
161 1
162 0
163 0
164 0
165 12
166 3
167 0
168 0
169 1
170 0
171 6
172 5
173 6
174 1
175 10
176 1
177 8
178 0
179 0
180 0
181 0
182 5
183 15
184 0
185 0
186 0
187 1
188 2
189 0
190 0
191 4
192 1
193 1
194 3
195 0
196 0
197 0
198 0
199 10