164 Sprachlehre.
«Heu würden, daß auch das Alter, und daß man über-
all gut sehen könnte» Ich habe bereits mit den Handwerkö-
leuten darüber gesprochen; das Ganze würde mit 100 Tha-
lern gemacht werden können. Aber wo sollen die loothlr.
herkommen? Das Kirchenvermögen ist gering, wie Ihr wis-
set, und dann ist es doch immer gilt, wenn die Kirchen auf
unvorhergesehene Fülle ein Kapitälchen haben, daß nicht bei
Brandschaden und andern Unglücksfällen die Gemeinden, die
selbst gelitten haben, Alles geben müssen. Anö der Gemein-
dccasse ist, da die Kriegsschulden noch nicht abgetragen sind,
auch ilichts zu nehmen. Mein Lorschlag Ware daher, wir
machten eö wie die Engländer, die gar viele Pläne und An-
stalten dadurch ausführen, daß sie freiwillige Beiträge unter-
zeichiien, und wenn eine hinlängliche Summe Zilsammen ist,
sie einsanlmcln und Hand anö Werk legen.
Wie meint Ihr V Wollen wir die dunkle Kirche noch län-
ger behalten? — Mancher Tanz, manches Ehrengclag kostet
mehr, als hier zu unterschreiben nöthig ist; die Ausgabe ist
zur Beförderung einer guten Sache, sie ist für Killder und
Kindcökinder gemacht, sie ist nicht drückend; denn Jeder
. giek nach Vermögen. Der ganz Arme braucht gar nichts
zu geben.
Wohlan, hter ist cm Blatt Papier, wer meinen Vor-
schlag billigt, der unterzeichne. Ich unterschreibe mich zuerst
mit 3 Thlr. Gute Nachfolge! —
3. Antrag.
Anrede eines Ortövorstehers an die Gemeinde wegen Besoldungs-Zulage
für die Schullehrer.
Unsre beiden Schullehrer, beides sehr brave, geschickte
und fleißige Männer, die nun schon eine lange Reihe von
Jahren unsre Kinder in der Schule unterrichtet und erzogen
Haben, und denen wir es verdanken, daß sie nicht al-
lein manche nützliche Kenntnisse für ihre Brauchbarkeit, son-
dern auch eine gute christliche Gesinnung erlangt haben,
und denen selbst so Manche unter rms ihre erste verständige
und christliche Bildung zu danken schuldig sind, genießen,
wie wir alle wissen, eine sehr geringe und dürftige Besol-
dung, bet welcher sie kaum ihr Leben erhalten können.
Sie haben eine zutrauungsvolle und inständige Bitte an die
Gemeinde gerichtet, ihnen eine mögliche Besoldungs-Zulage aus-
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TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
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von Köln, drei Bischöfe von Hildesheim, fünf Bischöfe von Minden, einer von Olmütz und einer von Osnabrück aus ihrem Geschlechte hervorgegangen waren. Auch Otto selber war einige ^zahie Bischof von Hildesheim gewesen. Zudem stand auch der Adel, der in den Klöstern Fischbeck und Obernkirchen bequeme Mittel zur Versorgung seiner Töchter besaß, einer Neuordnung der Dinge feindlich gegenüber.
Unter solchen Umständen gehörte großer Mut dazu, gegen die bestehenden Mißstände vorzugehen. Es fanden sich aber beherzte Männer, die trotz der Feindschaft des Adels und der Geistlichkeit, trotz der Verfolgungen und Anfeindungen, denen sie ausgesetzt waren, ihre Stimme erhoben für die Wahrheit des Evangeliums. So als erster Johann Rhode, 1537—1552 Vicecuratus in Lindhorst. „Er ist der erste gewesen, der Gottes Wort aus prophetischen und apostolischen Schriften allhier gepredigt, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt ausgespendet und feine christliche Psalmen vom Glauben, Vaterunser u. s. w. iu der Kirche gesungen und eingeführt hat. So hat er auch eine Ehefrau genommen. Aber er hat viel Verfolgung bei der Einführung der neuen Lehre ausstehen müssen." So widersetzte jich ihm zuerst sein Küster Heinrich Kulpes, der ihn bei seinem Pastor verklagte. Dieser kündigte ihm den Dienst, aber der katholische Priester aus Obernkirchen, der sein Nachfolger werden sollte, kam, noch ehe er seine neue Stelle angetreten hatte, bei einem Bade zu Tode, und Johann Rhode blieb bis an sein Ende in Lindhorst. „Zum Probsthagen soll Johann Weber der erste gewesen sein, der angefangen, lutherisch zu predigen. Da ist aus dein ^tadt-hagen und allenthalben her ein solcher Zulauf gewesen, das nicht zu sagen ist." In Obernkirchen war es um das Jahr 1540 Matthias Wesche, der das reine Gotteswort verkündete. Von den Insassen des Klosters hatte er deshalb viel zu leiden, riefen sie ihm doch während der Predigt einmal zu: „Du lügst, es ist nicht wahr, was Du sagst!"
Den größten Erfolg aber hatte Eberhard Poppelbaum, Prediger git Krückeberg und Oldendorf. Nachdem er durch das Lesen von Luthers Schriften sich von der Unrichtigkeit und dem Aberglauben der katholischen Kirche überzeugt hatte, sing er im Jahre 1552 an, das Evangelium von Christo lauter und rein zu predigen.
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Extrahierte Personennamen: Olmütz Osnabrück Otto Johann_Rhode Johann Heinrich_Kulpes Heinrich Johann_Rhode Johann Johann_Weber Johann Matthias_Wesche Eberhard_Poppelbaum Christo
Extrahierte Ortsnamen: Hildesheim Minden Hildesheim Lindhorst Gottes Lindhorst Krückeberg Luthers
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deutsche Lieder in der Kirche fingen zu lassen, die Kinder in deut-scher- Sprache zu taufen und das Weihwasser, die Messe, die Verehrung der Heiligen, das Aufheben der Monstranz und andere Irrtümer und Mißbrauche abzuschaffen. Bei den Bürgern fand sein Vorgehen freudigen Anklang, bei dem Adel aber und den Kalands-brüdern entschiedenen Widerstand. *) Die Seele des letzteren war Clans von Büschen, ein frommer und gläubiger Katholik. Er verklagte Poppelbaum bei dem Grafen Otto Iv., und dieser kam selber nach Oldendorf, um beide Teile zu verhören. Als er aber merkte, daß es nicht ohne Aufruhr der Oldendorfer Bürgerschaft abgehen würde, wenn er Poppelbaum absetzte, so ließ er die Sache auf sich beruhen. Claus von Büschen aber wurde bald ebenso ein entschiedener Anhänger der neuen Lehre, wie er vorher ein heftiger Feind derselben gewesen war.
In der Folge breitete sich die Reformation schnell auch ans kn umliegenden Dörfern aus, vornehmlich in den Kirchspielen Fuhlen und Segelhorst. Zwar schickte das Stift Fischbeck, welches das Patronat über die Parochie Fuhlen erworben hatte, Leute nach Fuhlen, die während der Predigt des Prädikanten, den der Probst zu Hemeringen, der die Probstei des Klosters Egestorf besaß und Fuhlen durch einen Vikar verwalten ließ, gesandt hatte, Lärm und Unfug machten. „Allein dieser wußte die ungebetenen Gäste bald zu entfernen, oder sie selbst konnten dem Eindruck des Neuen und dem dadurch geweckten Reiz der Neigung nicht zu widerstehen, das zu ehren, was sie verächtlich zu machen abgesandt worden waren."
Die Einführung der Reformation. Bald traten aber nun Ereignisse ein, die der Reformation in der ganzen Grafschaft Eingang verschaffen sollten. Im Jahre 1558 bewarb sich nämlich Graf Otto Iv. um die Hand der lutherischen Prinzessin Elisabeth Ursula, einer Tochter des Herzogs Ernst des Bekenners von Brann-schweig-Lüneburg. Ihre Brüder machten ihre Zustimmung zu dieser Verbindung von zwei Bedingungen abhängig, daß nämlich Otto entweder ihrer Schwester einen lutherischen Hofprediger halte oder der lutherischen Lehre in seinem Lande freien Lauf lasse. Otto wählte
*) Kalandsbrüder waren Gesellschaften von Geistlichen und Laien, die an jedem 1. Tage eines Monats zusammenkamen.
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Extrahierte Personennamen: Otto_Iv. Otto_Iv. Claus_von_Büschen Otto Elisabeth_Ursula Ernst Otto Otto
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jetzt: Fürst des Reiches, Graf zu Holstein, Schaumburg und Sternberg, Herr zu Gehmen. Leider starb er schon 1622 im besten Mannesalter, in einer Zeit, die einen ganzen Mann an der Spitze des Landes forderte. Schon war nämlich der schreckliche dreißigjährige Krieg ausgebrochen, und der neue Regent, Jobst Hermann, war ein schwacher Nachfolger seines großen Vorgängers.
13. Scbaumburg während des rö jährigen Krieges.
Der Anfang des Krieges. Im Jahre 1618 brach in Böhmen zwischen den Evangelischen und Katholiken der dreißigjährige Krieg aus, der auch über unsere Grafschaft großes Elend und Unglück gebracht hat.
An demselben Tage, an dem Fürst Ernst in Stadthagen beigesetzt wurde, 21. März 1622, fiel der bayrische Oberst Falkenstein in die Vogteien Lachem und Rinteln ein. Die rohen Soldaten, die auf dem Marsche nach der Pfalz waren, raubten und plünderten namentlich Fuhlen und Rumbeck aus, schlugen und marterten die Leute, daß das Jammergeschrei der Unglücklichen zum Himmel schallte.
1623 24. Im Jahre 1623 kam Christian von Braunschweig, genannt der „tolle Christian," der für den aus Böhmen vertriebenen Friedrich V. eingetreten war, in das Wesertal, eroberte am 4. Februar Rinteln und belegte die umliegenden Ortschaften mit seinem Kriegsvolke. Obwohl die Bürger Rintelns sich zur Wehr setzten, sodaß 3 oder 4 Soldaten dabei erschossen wurden, drangen die Truppen doch beim Kloster in die Stadt ein. Der Herzog blieb bis Jakobi darin und zog dann weiter nach Westfalen, wo er von Tilly bei Stadtlohn eine Niederlage erlitt, die ihn zur Auflösung seines Heeres zwang.
1624 lagen in der Rintelnschen Vogtei die Soldaten des Grafen von Ritberg, in Rumbeck der Rittmeister Affers mit seinen Reitern, die von den Einwohnern unterhalten werden mußten, im Winterquartier.
4*
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Extrahierte Personennamen: Sternberg Jobst_Hermann Ernst Christian_von_Braunschweig Christian Friedrich_V. Friedrich_V. Tilly Affers
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1630 — 32> Nach der Besiegung des protestantischen Norddeutschland dachte der Kaiser Ferdinand daran, der evangelischen Kirche ein Ende zu machen. In dem Wiedererstattungsbefehl vou 1629 ordnete er an, daß alle nach dem Vertrage von Passau (1552) eingezogenen Kirchengüter der katholischen Kirche wieder herauszugeben seien. Da nun in Schaumburg die Reformation erst 1560 eingeführt worden war, so schickte 1630 das Kloster Corvey Scharen von Mönchen in die Grafschaft, um die vormaligen Klöster wieder einzunehmen. Am 22. März 1630 nahmen sie das Jakobskloster in Rinteln und das Kloster Egesdorf wieder in Besitz, vertrieben die im Kollegia (dem früheren Kloster) zu Rinteln wohnenden Professoren und richteten sich häuslich darin ein. Am 2. Mai hielten sie auch in Möllenbeck und bald nachher in Obernkirchen und Fischbeck ihren Einzug. Bald gingen sie nun daran, die Einwohner der zu den Klöstern gehörigen Kirchspiele zu bekehren, jedoch mit wenig oder keinem Erfolge. Die meisten Professoren der Universität Rinteln waren geflohen, nur Gisenius und Josua Stegmann, der Dichter des Liedes: „Ach bleib mit deiner Gnade", hielten aus. Einst hatte Josua Stegmann mit den Mönchen in der Universität eine öffentliche Unterredung. Jedesmal, .wenn er anfing zu reden, klatschten sie in die Hände, lachten übermäßig laut und suchten ihn dadurch in Verwirrung zu bringen. Als er ihnen Bibelstellen vorlegte, gaben sie zur Antwort, sie müßten in die Messe und hätten keine Zeit mehr, ihm darauf zu antworten. Durch diese Behandlung geriet er in Krankheit, an der er 1632 starb.
1630 erschien den bedrängten Protestanten der Retter, Gustav Adolf, König von Schweden. Er besiegte Tilly bei Breitenfeld vollständig. Nach der Schlacht zog sich Tilly nach der Weser zurück, um aus Westfalen kaiserliche Truppen heranzuziehen und ein neues Heer zu bilden. Hameln war der Sammelpunkt des Heeres. Die Bauern aus Fischbeck und andern umliegenden Orten mußten Wagen und Pferde liefern, die den Transport der Vorräte und Munition nach Süddeutschland vermitteln sollten. (Siehe Anhang.)
Am 12. Februar 1632 ließ sich der gefürchtete kaiserliche General Pappenheim bei Rinteln übersetzen und fiel in das Amt Schaumburg ein, erhob eine Kontribution von 7000 Talern und zog dann
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Josua_Stegmann Josua_Stegmann Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Tilly Pappenheim
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mit 80 Schülern, und das Oldendorfer Kirchenbuch bezeichnet den Winter 1636—37 als die Zeit der größten Sterblichkeit.
Graf Otto hatte sich während dieser bösen Zeit nach Gehmen geflüchtet. Als er am 23. März nach Bückeburg zurückkehren wollte, wurde er von den Kaiserlichen gefangen genommen und in Lemgo bis zum 29. April festgehalten.
Das Ende des Krieges. So dauerten die Bedrückungen und Erpressungen noch Jahre lang fort. Bald waren es schwedische, bald kaiserliche, bald lüneburgische und pfälzische Truppen, die Kontributionen erhoben. 1639 wurde das linke Weserufer von den Kaiserlichen ausgeplündert, ebenso Oldendorf und Coverden, von wo sie viel Kühe mit fortnahmen. 1640 mußten 1500 Fuder Korn und 500 Fuder Hafer nach Minden geliefert werden, während die Kaiserlichen ihre Kontribution mit Brand und Raub einforderten. In den Jahren 1641 und 1642 ging es in Schaumburg ziemlich ruhig zu. Erst im Oktober kam wieder Einquartierung. Am 11. Oktbr. kamen 20000 Mann hessische und weimarsche Truppen in die Lachemer und Exter Vogtei, zogen dann in die Fischbecker Vogtei, wobei am 16. Oktober mehrere Häuser in Welsede und Heßlingen und ganz Hattendorf samt der Kirche niedergebrannt wurden. Durch diese Einquartierung sind die Leute im Amte Schaumburg bettelarm gemacht worden.
So ging es bis zum Jahre 1648, wo endlich der langersehnte Friede zustande kam. Voller Freude dankte man in allen Kirchen der Grafschaft Gott, daß nun die schreckliche Zeit beendet sein sollte. Von den 5 Millionen Reichstalern, die den Schweden vom Deutschen Reiche als Kriegsentschädigung gezahlt werden mußten, entfielen auf die Grafschaft Schaumburg 13640 Goldgulden, wozu noch 12000 Reichstaler rückständige Kontribution an die Kaiserlichen kamen, die in drei Terminen abgeliefert werden mußten.
Im Jahre 1650 endlich wurden die Regimenter aufgelöst, so z. B. am 4. September ein schwedisches Reiterregiment bei Oldendorf. Die Offiziere und Mannschaften zerstreuten sich in die nächsten Ortschaften und nahmen die verlassenen Wohnungen und Höfe, deren Besitzer in den langen Kriegsjahren umgekommen waren, in Besitz. *)
*) So wird z. B. im ältesten Kirchenbuche von Gr. Wieden 1654 und in den folgenden Jahren ein Rittmeister Stephan Glünder und ein Leutnant Krentler erwähnt, die wahrscheinlich von diesem Regimente waren.
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hölzernes Kirchlein oder eine Kapelle. So blieb den neuen Christen ihre alte Opferstätte, wenn auch in anderer Weise, erhalten und die Gewohnheit des Volkes geschont. Wo sie sonst ihren Göttern geopfert hatten, lauschten sie jetzt den Worten des Priesters, der ihnen von dem alleinigen Gotte und seinem Sohne Jesum Christum predigte. — Am Ende des 13. Jahrhunderts waren wohl die meisten Kirchen unserer Heimat bereits vorhanden.
Jedes Bistum wurde in mehrere Bezirke, die Archidiakonate hießen, eingeteilt, die meist mit den alten Gauen übereinstimmten. So bildete der Gau Tilithi das Archidiakonat Wesen (Osen), der Bukkigau das Archidiakonat Apelern. Sie wurden von einem Archi-diakon, d. i. einem Gehülfen des Bischofs verwaltet. Das Archidiakonat Apelern wurde später in die Archidiakonate Obernkirchen und Apelern geteilt. Zum Archidiakonat Wesen, dessen Hauptort Kirchohsen, 1 Stunde südlich von Hameln, war, gehörten aus unserer Heimat die Kirchspiele Steinbergen, Deckbergen, Kathrinhagen, Hattendorf, Segelhorst/ Oldendorf, Weibeck, Fischbeck, Fuhlen, Gr.« Wieden, Hohenrode,^Krückeberg, Exten. Das Archidiakonat Apelern umfaßte folgende schaumburgische Kirchspiele: Apelern, Grove (jetzt Rodenberg), Nenndorf, Hohnhorst, Lindhorst. Zum Archidiakonate Obernkirchen gehörten Vehlen, Horsten, Meerbeck, Sülbeck, Meinsen, Jetenbnrg, Kleinbremen, Lerbeck, Petzen und Dankersen.
Die Klöster. Zur Ausbreitung der christlichen Lehre haben auch die Klöster viel beigetragen. Es gab Mönchsklöster, in denen Männer lebten, und Nonnenklöster, in denen nur Frauen lebten. Merkwürdigerweise waren sämtliche in der Grafschaft entstandenen Klöster Nonnenklöster. Als erstes zwischen Weser und Leine soll schon 815 das Kloster Obernkirchen gegründet worden sein, doch läßt "steh die Gründung nicht beweisen. Als erstes Kloster in hiesiger Gegend hat vielmehr das 871 gestiftete Nonnenkloster Wunstorf zu gelten, dem nun bald andere folgten, so 896 Möllenbeck, um 950 Fischbeck und erst 1167 wahrscheinlich Obernkirchen. Später entstanden noch das Nonnenkloster Bischoperode bei Stadthagen, das 1230 nach Rinteln verlegt wurde, und 1289 das Kloster Egestorf.
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6. Das Kloster Möllenbeck.
t Wie das Kloster gebaut wurde. Um das Jahr 890 lebte in der Gegend von Rinteln ein edler Mann mit Namen Uffo. Er machte einst eine Wallfahrt nach dem heiligen Grabe, und da er viele Jahre ausblieb, glaubte Hildburg, sein Weib, er sei unterwegs gestorben. Darum verwendete sie all ihren Reichtum dazu, zu Gottes Ehre ein Kloster zu gründen. Wo die Molenbete (Mühlenbach) in das Wesertal tritt, sollte es erbaut werden. >^ie wandte sich deshalb an den Bischos von Minden, den obersten Geistlichen in unserer Gegend, der alsbald Werkleute schickte, die den Platz abmaßen und absteckten. Die Bauern aus Möllenbeck und der Umgegend mußten viele Fuder Steine vom Bückeberge und viele Fuder Land von der Weser holen, und nun begann ein emsiges Hacken, Hauen und Bauen, bis nach vielen Monaten zuerst die Kirche fertig dastand. An die Kirche bauten sie dann noch andere Gebäude, die Wohnungen für die Klosterleute, eine Herberge für Gäste und ein Haus für Krause. Alle diese Gebäude schlossen einen großen, viereckigen Platz ein, den Klosterhof, auf dem die Leute des Klosters begraben wurden. Rund um den Klosterhof ging eine Säulenhalle, der sog.kreuzgang. Nicht weit von den Hauptgebäuden wurden nun noch Wohnungen für die Handwerker, Hirten und Knechte und Stallungen für das Vieh angelegt. Dazwischen wurden Gärten eingerichtet, in denen feines Obst und Gemüse gezogen werden sollte. Um die ganze Anlage wurde eine hohe Mauer gezogen, die die Leute im Kloster von der Welt abschließen sollte. Kloster = das Eingeschlossene. Als nun im Jahre 896 alles fertig war, kam der Bischof von Minden und weihte das Kloster ein.
T Von den Leuten im Kloster. Bald kamen nun auch Leute in das Kloster. Es waren Frauen und Jungsrauen, die ein frommes Leben führen und Gott in der Stille dienen wollten. Man nannte sie Nonnen. Sie trugen ein .schwarzes Kleid und verhüllten ihr Gesicht mit einem Schleier. Die Nonnen nannten sich untereinander Schwester. Die oberste unter ihnen, die alles leitete, hieß Äbtissin; sie wurde von den Nonnen gewählt. Die
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Extrahierte Personennamen: Hildburg
Extrahierte Ortsnamen: Rinteln Mühlenbach Wesertal Minden Minden
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Nonnen mußten bei ihrem Eintritt ins Kloster geloben, der Äbtissin zu gehorchen und ein frommes Leben zu führen. Des Morgens, Mittags und Abends versammelten sich die Nonnen in der Kirche, wo Gebete gesprochen, Psalmen gesungen und Abschnitte aus der Bibel verlesen wurden. In der Zwischenzeit stickten und nähten oder lasen sie, oder sie gingen im Kreuzgang spazieren. Am Mittage sammelten sich alle in dem großen Speisesaale, wo gegessen wurde. In einem gemeinsamen Schlafsaale schliefen alle.
So lebten die Nonnen nach einer ganz bestimmten Ordnung, die auch Regel hieß. Alle Klöster, in denen nach denselben Regeln gelebt wurde, bildeten einen Orden. Die Nonnen zu Möllenbeck gehörten zum Orden der Angustiuerinnen.
t Von den Klostergütern. Zum Unterhalte der Nonnen schenkte Hildburg dem Kloster Möllenbeck das ganze Dorf Möllenbeck und 100 Knechte, die für das Kloster arbeiten und das Land beackern mußten. Später schenkten auch viele fromme Leute dem Kloster ihre Güter, wodurch sie sich die Seligkeit zu verdienen hofften. Andere Güter wurden von dem Kloster angekauft, sodaß sich dessen Besitz bald über die ganze Umgegend erstreckte.
Diese Güter waren auf 9 oder 12 Jahre an Meter verpachtet (siehe Seite 36!) und in Bezirke eingeteilt, welche Ämter genannt wurden. Es gab deren sieben:
1. Das Dom- ober Dommeieramt. Es hatte seinen Namen von dem Domhofe zu Möllenbeck. Es gehörten dazu Güter zu Tutenhausen (wüst), Uchtdorf, Rottorf (wüst), Hatteln (wüst), Ottbergen (wüst), Kalldorf, Jmesfen, Laßbruch, Silixen. Bremke, Rott und Algesdorf bei Rodenberg.
2. Das Turmamt. Es war benannt nach der Familie vom Turme. Es umfaßte den Oberhof, auch Turm- oder Uffenhof genannt, zu Möllenbeck und Güter zu Tutenhausen, Ottbergen, Langenholzhausen, Hedelinghausen, Westendorf, Rodefeld, Jmessen, Grißme, Rehren, Ostendorf, Seedörf (heute Saarbeck).
3. Das Rottorfer Amt, benannt nach dem Geschlechte von Rottorf, mit Gütern zu Rottorf, Bernsen, Eisbergen, Volksen, Rott, Tutenhausen, Hattendorf, Rinteln.
4. Das Heidelbecker Amt. Es war an die Familie von Heilbeck verpachtet.
5. Das Seedorfer oder Saarbecker Amt, womit das Geschlecht von Seedorf in Seedorf, jetzt Saarbeck, belehnt war.
6. Das Wulfringdorfer Amt, im Lippifchen belegen.
7. Das Hachmühler Amt in der Nähe von Münder a. Deister.
Die Abgaben, die die Meier von diesen Gütern entrichten mußten, bestanden nicht in Geld, sondern in Schweinen, Schafen,
3
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Kühen, Gänsen, Hühnern, Butter, Käse, Brot, Erbsen, Bohnen, Kohl und Bier und mußten so abgeliefert werden, daß das Kloster das ganze Jahr hindurch mit Lebensrnitteln versorgt war.
t Don den Mönchen. Im Jahre 1441 wurde das Nonnenkloster zu Möllenbeck aufgehoben und in ein Mönchskloster verwandelt. Statt der Nonnen kamen also Männer in das Kloster, die Mönche genannt wurden. Sie trugen einen großen Mantel, der bis auf die Füße herabreichte und der in der Mitte mit einem Stricke zusammengehalten wurde. Dies Kleid hieß Kutte. Daran saß eine Kapuze, die bei schlechtem Wetter über den Kopf gezogen wurde. Der Kopf war auf dem Scheitel ganz kahl geschoren. Der Oberste der Mönche hieß Abt. Er trug als Zeichen einen Krummstab. Die Mönche mußten bei ihrem Eintritt ins Kloster drei Gelübde ablegen, nämlich zu gehorchen, nie zu heiraten und stets arm zu bleiben.
7. Die Entstehung der Grafschaft Schaumburg.
Das Lehenswesen. In den langen Kämpfen des Sachsenkrieges war der sächsische Adel fast verschwunden. Viele edle Geschlechter waren ganz ausgestorben, andern Edlen waren zur Strafe wegen ihrer Teilnahme an den Aufständen ihre Besitzungen genommen, manche waren in entfernte Gegenden des Frankenlandes versetzt. Die Güter dieser sächsischen Großen lieh Karl der Große an treue Ritter seines Gefolges derart aus, daß sie zwar sein Eigentum blieben, jene aber die Nutznießung, die Einkünfte davon hatten. Solche ausgeliehene Güter hießen Lehen, und die damit Belehnten Vasallen. Für die Nutznießung der Güter hatten sie ihrem Lehnsherren Kriegsdienste zu leisten. Für wichtige Dienste und glänzende Waffentaten wurden sie vom Kaiser in der Folge mit großen Gütern und ganzen Grafschaften belehnt.
Diese Lehen gingen später in erblichen Besitz über. War der Lehnsmann gestorben und damit das Lehen wieder freigeworden.
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TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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