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Jahre 1110. Da vermachte nämlich der Ritter Vitzo von Vitzenburg,
genannt Ritter Wiese, seine Güter und darunter auch Wiesenburg an den
älteren Grafen Wiprecht von Groitzsch. Von dem Ritter Wiese hat die
Burg ihren Namen. Im Laufe der Jahrhunderte kam das Schloß in
den Besitz verschiedener Adelsgeschlechter. Bis zum Dreißigjährigen Kriege
gehörte es den Herren von Planitz, dann übernahmen es die Kurfürsten
von Sachsen. Von diesen kaufte es der Herzog von Schleswig-Holstein-
Sonderburg und nannte sich nun Herzog von Holstein-Wiesenburg. Sein
Geschlecht ist ein Zweig der Familie, welcher auch unsere Kaiserin ent-
stammt. Schon nach kurzer Zeit ging es wieder an die Kurfürsten von
Sachsen über, und gegenwärtig ist es zu einer Versorgungsanstalt der
Amtshauptmannschaft Zwickau eingerichtet worden.
Wir treten nun in die ehemalige Burg ein, um dem alten Wart-
turme noch einen Besuch abzustatten. Mit einer gewissen Ehrfurcht be-
trachten wir diesen Zeugen ferner Jahrhunderte. Staunend sehen wir
uns die starken Mauern des immer noch gegen dreißig Meter hohen
Turmes an. Sein Umfang ist bedeutend. Früher war er mit einem
Dache versehen und sicherlich viel höher. Vielfach wird behauptet, daß
vom Schloß aus ein unterirdischer Gang unter der Mulde weg nach
einem unweit der Brücke am rechten Muldenufer auf Schönauer Seite
gelegenen Nonnenkloster Wiesenburg geführt habe. Das ist jedoch ein
Irrtum. In unserer Gegend hat es nie ein Kloster Wiesenburg ge-
geben, doch liegt ein solches, das in frühester Zeit dem Herrn Vitzo
von Vitzenburg gehört haben soll, in Thüringen. Ein unterirdischer Gang
vom Schlosse aus ist auch bei mehrfachen Nachforschungen nicht aufzu-
finden gewesen. Die wenigen Gänge außerhalb aber rühren vom Berg-
bau her, den der Herzog Friedrich Ludwig von Holstein-Wiesenburg eifrig
betreiben ließ. Nachdem wir noch die schöne Aussicht auf die Muldenaue
vom Obstgarten aus genossen haben, scheiden wir von dieser denkwür-
digen Stätte, die eine so bewegte und zum Teil glänzende Vergangen-
heit hinter sich hat, um noch das Dorf Wiesenburg zu durchwandern.
Unser Weg führt uns am Rittergute vorbei. Vor demselben stand
einst die gewaltige Femlinde, die erst im Jahre 1886 beseitigt wurde,
„nachdem sie durchweg hohl und von böswilliger Hand durch Feuer
zerstört worden war". Unweit derselben, vor dem Eingänge ins alte
Schloß, war der Pranger, der im Jahre 1835 entfernt wurde. An der
Schneeberger Straße sehen wir den Galgenberg, den Schafteich, die
Scheibe und etwas abseits die zum Rittergut gehörige Schäferei.
Von einem Galgen auf dem Galgenberge wissen die Geschichtsbücher von
Wiesenburg nichts. Aber in der Nähe stand die Scharfrichterei, und da-
her mag es wohl kommen, daß man dort bei der Bearbeitung des
Bodens menschliche Schädel fand. Wie streng das Gericht übrigens in
früheren Jahrhunderten urteilte, geht daraus hervor, daß man im
Jahre 1624 einen Gotteslästerer mit dem Schwerte hinrichtete. Durch
den Schafteich, in dem alljährlich die Schafe gewaschen werden, fließt
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ludwig_von_Holstein-Wiesenburg Friedrich Ludwig Schneeberger
10
(4. Schuljahr.)
6. Der Prinzenraub (Sage).
Vom Schlosse Stein aus führt ein schattiger Fußweg, meist durch
frischgrüuen Fichtenwald sich schlängelnd, zum Forsthause, einem viel-
besuchten Ausflugsorte der Bewohner der näheren und ferneren Umgebung.
Hier hat man einen herrlichen Ausblick über das Muldental. An einer-
offenen Halle des gastlichen Hauses steht mit großen Buchstaben geschrieben:
„Nach der Prinzenhöhle." Ei, wer möchte diese wohl nicht sehen! Man
gehe daher in der Richtung des Wegweisers, und nach wenigen Minuten
wird man vor einem mächtigen Felsenspalte stehen, der 18 Meter tief
in das Gestein führt. Auf einer Marmortafel, die der Erzgebirgsverein
im Jahre 1883 hat anbringen lassen, stehen die Worte:
Aus dieser Kluft
wurde
Prinz Ernst von Sachsen
am 11. Juli 1455
nach 3tägiger Gefangenschaft
befreit.
Wollen wir hören, welche Bewandtnis es mit der Höhle hat!
Unweit des rechten Muldenufers, südöstlich von Wolkenburg, liegt
das Dorf Kaufungen. Es war der Stammsitz eines alten Ritterge-
schlechtes. Dort lebte im 15. Jahrhundert Kunz von Kaufungen,
der seinen Kurfürsten Friedrich den Sanftmütigen im Kriege mit dessen
Bruder Wilhelm unterstützt hatte. Während dieses „Bruderkrieges" waren
die thüringischen Güter Kaufungens verwüstet worden. Zur Entschä-
digung übergab der Kurfürst dein Ritter Kunz einige Besitzungen in
den Meißner Landen, u. a. Kriebstein und Schweikershain bei Waldheim.
Nach Beendigung des Krieges weigerte sich Kunz, das Rittergut
Schweikershain herauszugeben. Er meinte, er hätte während des Krieges
viel Geld in dasselbe gesteckt, so daß es sich in einem guten Zustande
befinde, während seine thüringischen Güter übel zugerichtet seien.
Der Kurfürst bot ihm eine Entschädigungssumme an) denn es lag
ihm daran, Kunz Gerechtigkeit widerfahren zu lassen) aber der Ritter
war damit nicht zufrieden. Ein Schiedsgericht sollte nun den Streit
schlichten. Die Sache dauerte jedoch Kunz zu lange- er nahm sich des-
halb vor, sein Recht selbst zu suchen. Ja, er ließ sogar die Drohung
fallen, sich an des Kurfürsten eigenem Fleische und Blute zu rächen.
Friedrich meinte, der Beleidigte wollte ihn nur einschüchtern. Er rief ihm
lachend zu: „Mein Kunz, siehe zu, daß du mir die Fische im Teiche
nicht verbrennst!"
Grollend verließ Kunz den kurfürstlichen Hof und begab sich auf sein
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Extrahierte Personennamen: Ernst_von_Sachsen Ernst Kunz_von_Kaufungen Friedrich Friedrich Wilhelm Kunz Kunz Kunz Friedrich Friedrich Kunz Kunz
ständigen Waffenstillstände. Die zu schwach besetzte Stadt, die auch von
auswärts nicht auf Hilfe rechnen konnte, mußte in die Übergabe willigen.
Am 17. August früh sandte man Abgeordnete ins feindliche Lager, um
mit Holk zu unterhandeln, und dieser ließ sich wider Erwarten zu erträg-
lichen Bedingungen herbei, deren wichtigste folgende waren:
1. Die kaiserliche Besatzung ist von der Stadt zu unterhalten.
2. Die Bürger behalten ihre Waffen und beziehen mit der kaiserlichen
Besatzung zugleich die Wache.
3. Die Zeughaus- und Proviantvorräte verbleiben der Stadt.
4. Plünderung ist streng untersagt.
5. Einheimische und Fremde, sowie kurfürstliche Soldaten haben freien
Abzug.
6. In Religions- und Staatsverhältniffen wird nichts geändert.
Am folgenden Tage rückte Holk nach Hinterlassung einer kaiserlichen
Besatzung von 200 Mann Fußvolk nach Zschopau ab, kam aber zehn Tage
darauf wieder zurück, löste die Besatzung, die sich durch strenge Manns-
zucht ausgezeichnet hatte, ab und zog nach Plauen, um sich dort mit
General Gallas zu vereinigen. Doch hatte ihm Zwickau bis dorthin
14000 Pfund Brot und 10 Pferde zu liefern.
Kurze Zeit darauf führte ihn sein Weg nochmals durch Zwickau,
weil er dem in Sachsen eingefallenen Wallenstein die errungenen Sieges-
zeichen überbringen wollte. Als der Rat hörte, daß Wallenstein auch
über Zwickau kommen werde, bat man Holk, die drohende Gefahr ab-
zuwenden. Er verspracht, meinte es aber nicht ernst damit' denn er
hielt die an Wallenstein abgesandten Ratsherrn so lange in Weida auf,
bis Wallenstein bereits gegen Zwickau vorrückte. Wegen seiner Wort-
brüchigkeit zur Rede gesetzt, erwiderte Holk: „Wenn der Herr Christus
kommt, so müssen die Apostel schweigen und ihn machen lassen." Am
14. Oktober 1632 nahm Wallenstein mit seinem Stabe im Gasthof zu
den drei Schwanen Quartier. Das Heer lag außerhalb der Stadt- doch
mußte diese 14000 Taler Brandschatzung zahlen und sich trotzdem Plün-
derung gefallen lassen, auch bis zur völligen Zahlung drei Zwickauer Edel-
leute und drei Ratsherren als Geiseln stellen. Am dritten Tage zog
Wallenstein mit seinen Truppen ab, Gustav Adolf entgegen nach Lützen
zu. Nach der Schlacht daselbst war Zwickau bald von kaiserlicher, bald
von schwedischer Besatzung belästigt. Im August 1633 stand General
Holk mit seinem großen Heere wieder vor den Toren der Stadt und
forderte zur Übergabe auf. Da sie ohne Besatzung war und die
furchtbare Pest nur fünfzig gesunde, wehrhafte Männer übrig gelassen
hatte, mußte sie sich abermals ergeben. Trotz des Vertrages blieben
indes Rauben und Plündern nicht aus. Der Pest halber verlegte
Holk sein Quartier nach Planitz. Da aber die Seuche auch in sein Heer
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Extrahierte Personennamen: August Holk Holk Holk Holk Christus Apostel Gustav_Adolf Gustav Adolf August Holk Holk
30
verhängnisvoll waren die Jahre 1639 bis 1641. Während dieser Zeit
waren Zwickau und seine Umgebung in der Gewalt der Schweden. Die
Stadt und die dahin geflüchteten Edelleute mußten im Laufe der Jahre
ungeheure Summen bezahlen. Die Plünderungen unterblieben trotzdem
nicht. Soldaten drangen in alle Häuser und nahmen mit, was ihnen
des Mitnehmens wert schien. Fanden sie nichts, so wurden die Be-
wohner geschlagen und gequält, bis sie ihre letzten Wertsachen aufgeliefert
hatten. Schlimmer noch als in der Stadt hausten die Schweden in den
Dörfern der Umgegend. Die Burg Schönfels wurde besetzt und das
Schloß Planitz zum Teil niedergebrannt. Am meisten litt das kleine
Rottmannsdorf. Die Hälfte der Güter und Häuser wurde zerstört. Im
ganzen Dorfe war lange Zeit kein Stück Vieh zu finden. Als sich die
Bauern unter schweren Opfern wieder eine Kuh angeschafft hatten, wurde
ihnen auch diese weggetrieben. Reichlich zwei Jahre war unsere Heimat
in der Gewalt der Schweden.
Endlich, im Frühjahre 1641, nahte der Befreier. Der kaiserliche
Generalwachtmeister von Borry rückte mit kaiserlichen und sächsischen
Truppen heran und belagerte die Stadt. Da rissen die eingeschlossenen
Schweden die Häuser ein, um Befestigungen daraus zu bauen. Die
Bürger mußten ihr Zinn und Blei zum Kugelgießen hergeben, wobei
selbst das Fensterblei nicht verschont blieb. Ein Teich wurde abgelassen
und Gärten, Felder und Wiesen wurden überschwemmt, um die Feinde
am Anlegen von Laufgräben zu hindern. Die Leute wurden zu Schanz-
arbeiten und zum Kriegsdienst gezwungen. Die Kaiserlichen hatteil
Zwickau umzingelt und an verschiedenen Stellen Batterien errichtet, aus
denen sie die Stadt fortwährend beschossen. Alle Ausfälle der Belagerten
wurden zurückgeschlagen. Endlich mußten die Schweden die Stadt
übergeben. Die Fahnen, Waffen, Pferde und überflüssigen Nahrungs-
mittel wurden den Siegern ausgeliefert. Dann durften die Schweden
abziehen. Borry erhielt fiir die Befreiung der Stadt vom schwedischen
Joche den Dank des Rates und der Bürgerschaft und wurde um
Schonung der Stadt gebeten. Er begnügte sich mit einer verhältnis-
mäßig geringen Kriegssteuer, legte eine Besatzung in das Schloß Oster-
stein und zog ab.
Am Johannistage des Jahres 1641 riefen die Glocken von St. Marien
wieder zu einem Lob- und Dankfeste. Aber obgleich alle kamen, war
die Zahl der Andächtigen doch gering. Mehr als die Hälfte der Be-
wohnerschaft war dem Schwerte und der Pest zum Opfer gefallen.
Von goldenen Amtsketten und anderen Schmucksachen war nichts zu
sehen. Das ehrwürdige Gotteshaus hatte durch die Beschießungen ge-
litten. Die kostbaren Altargeräte waren zum größten Teil vom Feinde
geraubt worden. Viele Bürgerhäuser waren zusammengeschossen, nieder-
gebrannt oder niedergerissen worden. Die Stadtmauern zeigten große
Lücken, die Gräben waren zum Teil ausgefüllt, das Schloß war zerstört,
und alle Kanonen und Kriegsgeräte waren unbrauchbar gemacht oder fort-
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TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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42
mal des Schulmannes Friedrich Dittes einzuweihen, eines Mannes, der
solche Ehrung durch seine hervorragende Tätigkeit auf dem Gebiete der
Volksschule verdient hat' denn Dittes war der bedeutendste Pädagoge seit
Pestalozzi und Diesterweg. Er hat die moderne Volksschule mitbegründet
und unentwegt für ihre und der Lehrer Freiheit gefochten. Schlicht,
wie Dittes selber, aber würdig war der Verlauf der Feier. Als die
Hülle des Denkmals vor der harrenden Menge fiel, erblickte man die
Bronzebüste unseres Dittes. Im Kranze junger Fichten erhebt sich das
Denkmal auf einem erhöhten Halbkreise zwischen Schule und Kirche.
Zwei graue Granitstufen führen zu dem von einer eisernen Kette um-
gebenen Sockel aus geschliffenem roten Granit empor. Hier befindet
sich auf der Vorderseite in Bronzetafeln die Inschrift: „Dr. Dittes"
und auf der Rückseite: „Die sächsische Lehrerschaft".
Friedrich Dittes wurde am 23. September 1829 in Jrsersgrün ge-
boren. Kurze Zeit nach seiner Geburt wurde sein Vaterhaus nieder-
gerissen und an seiner Stelle ein anderes erbaut. Seine Eltern waren
arme, aber rechtschaffene Leute. Mit Luther hätte Dittes auch sagen
können: „Sie haben es sich lassen blutsauer werden." Kümmerlich mußte
sich der Vater durch schwere Waldarbeit sein Brot verdienen, und so lag
die Erziehung der Kinder meist in der Hand der Mutter. Rühmend
hebt Dittes an ihr hervor, daß sie ohne alle Kunst, nur durch ihr
eigenes Beispiel ihren Kindern den Sinn für alles Gute eingeflößt habe.
Die bittere Armut, die sich oft in der zahlreichen Familie zeigte, lehrte
die Kinder frühzeitig die Hände regen. Dittes mußte darum fleißig das
Spulrad drehen oder seines Großvaters Kühe hüten. Wie kommt es
aber, daß aus dem armen Dorfknaben ein so bedeutender Mann wurde?
Er besaß hervorragende Begabung und zeichnete sich durch eisernen Fleiß
vor allen seinen Mitschülern aus, so daß Pfarrer und Lehrer dem ge-
weckten Knaben weiter halfen. Dittes besuchte das Seminar zu Plauen
und wurde danach Volksschullehrer. Später studierte er auf der Uni-
versität zu Leipzig. Mit einunddreißig Jahren wurde er Subrektor an der
Realschule zu Chemnitz. Dort verheiratete er sich mit der Tochter des
Seminardirektors Dreßler in Bautzen. Fünf Jahre später ging er als
Schulrat und Seminardirektor nach Gotha, und wiederum drei Jahre
später wurde er Direktor des Pädagogiums in Wien. Hatte er schon
in Sachsen und Thüringen für eine bessere Ausgestaltung des Schul-
wesens eifrig gewirkt, so trat er in Wien noch energischer dafür ein.
Dadurch geriet er in heftige Kämpfe mit der päpstlich gesinnten Partei.
Sie brachte es schließlich auch so weit, daß er im Jahre 1881 in den
Ruhestand trat. Doch was er für die Schule und die Ausbildung
ihrer Lehrer geleistet, ist unvergänglich,' darum konnte er bei seinem Ab-
schiede seinen Gegnern mit Recht zurufen: „Ihr könnt nicht mehr ver-
nichten, was ich geschaffen habe. Die Zukunft wird entscheiden, welche
Aussaat kräftigere Halme treiben wird, die eurige oder die meinige!"
Auch in den Jahren seines Ruhestandes war Dittes unermüdlich tätig.
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TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Dittes Friedrich Friedrich_Dittes Friedrich Dittes
Extrahierte Ortsnamen: Diesterweg Jrsersgrün Leipzig Chemnitz Bautzen Gotha Wien Sachsen Wien
112
Nur der Ankauf von Schnaps ist streng untersagt. Diejenigen, welche
auswärts arbeiten, erhalten täglich einen kleinen Betrag von ihrem Ar-
beitsverdienste, der Rest wird der Heimatgemeinde überwiesen. Neben
der Küche befindet sich der Waschraum. Riesige Wannen zeugen von der
großen Menge Wäsche, welche die jungen, kräftigen Mädchen und Frauen
der Anstalt hier zu bewältigen haben. Im Reinigungsraume sehen wir
kleine hölzerne Eimer, in denen sich die Häuslinge waschen. Jeder hat
sein Handtuch und sein Stück Seife unter Verschluß. Eine Badewanne
verrät, daß bisweilen auch gründliche Wäschen vorgenommen werden.
Dies geschieht zunächst bei den Neueingelieferten und von Zeit zu Zeit
bei allen Häuslingen.
Wir steigen eine Treppe hinauf. Unser Führer geleitet uns in eine
der Männerstuben. An langen Tafeln sitzen solche Leute, die zu andern
Arbeiten unfähig sind, und schleißen Federn. Die jungen Männer sind
in Steinbrüchen, Kiesgruben und landwirtschaftlichen Betrieben tätig.
In einem Stübchen arbeitet ein Schuhmacher. Er ist der einzige Hand-
werker der Anstalt, während früher die verschiedenartigsten Gewerbe be-
trieben wurden. Die Schlafräume gewähren einen freundlichen Eindruck.
In langen Reihen stehen die eisernen Bettstellen. An Stelle des Deckbettes
werden Decken verwendet. Der Häusling muß sein Bett selbst ordnen.
Die Glocke weckt im Sommer früh um fünf und im Winter um sechs
Uhr zum Ausstehen. Abends ein halb neun wird das Bett wieder aus-
gesucht.
In: andern Flügel der Anstalt sind oben die Frauenstuben und unten
die Krankenzimmer für die Männer. Die Frauen beschäftigen sich eben-
falls mit Federnschleißen oder mit Stricken und Ausbessern, soweit sie nicht
zu häuslichen Arbeiten oder zur Krankenpflege verwendet werden. In
den Krankenzimmern sehen wir meist altersschwache Greise. Einige liegen
im Bett) andere sitzen am Fenster. Einer verzehrt mit gutem Appetite
sein eingebrocktes Brot/ ein anderer stemmt den Kopf in die Hände und
zeigt keinerlei Teilnahme für seine Umgebung) er ist halb blind und
taub. Ein junger Mensch starrt uns unverwandt an) er ist blödsinnig.
Im dritten Gebäude erwartet uns in der Hauptsache dasselbe Bild.
Hier sind die kranken und siechen Frauen untergebracht worden) meist
sind es altersgraue Mütterchen, gebeugt von der Last der Jahre. Der
Anstaltsarzt behandelt die Kranken, und der Anstaltsgeistliche spricht
ihnen Trost zu.
Wir werfen noch einen Blick in die kleine Kapelle, in der jeden Sonn-
und Festtag Gottesdienst abgehalten wird. Niemand ist zur Teilnahme
gezwungen, und doch ist der Besuch meist gut. Ein an den Beinen ge-
lähmter junger Mensch wird herzugefahren. Ein Halbblinder wird her-
geführt. Während der Predigt hält ein Zuhörer ein Rohr an das Ohr)
denn ohne dieses Hilfsmittel versteht er nichts. Auch eine Taubstumme
sitzt da. Mit gespannter Aufmerksamkeit liest sie die Worte von den
Lippen des Predigers.
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Das \o. Jahrhundert n. Lhr.
19
^09 gründete Friedrich der Streitbare die Universität Leipzig.
V*\5 wurde der böhmische Reformator Johann fjus von dem Konzil zu Konstanz als Ketzer verurteilt und (trotz Zusichcrung freien Geleites) verbrannt. — Der Sohen-zoller Friedrich, Burggraf von Nürnberg, bekam vom Kaiser Sigismund die Mark Brandenburg und die Kurwürde.
^25 übertrug Kaiser Sigismund dem Wettiner Friedrich dem Streitbaren, Markgrafen von Meißen und Landgrafen in Thüringen, das erledigte Kurfürstentum Sachsenwittenberg.
erfand der Mainzer Johann Gutenberg die Buchdruckerkunst.
Vjö5 eroberten die Türken Konstantinopel und machten dem Gströmischen Reiche ein <£nde.
\^55 wurden die beiden Brüder (Ernst und Albert von Kunz von Kaufungen vorn Altenburger Schlosse geraubt.
^85 am \0. November wurde Martin Cuther zu Lisleben geboren.
M5 schritten die beiden Brüder (Ernst und Albrecht der Beherzte zur Teilung von Leipzig, welche die wettinischen Lande für immer zerriß und das £>aus in eine ernestinische und albertinische Linie spaltete.
^92 entdeckte der in spanischem Dienste stehende Genuese Christoph Kolumbus Amerika.
^97 bestätigte Kaiser Maximian I. die drei Leipziger Messen und verlieh der Stadt das Stapelrecht.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Johann Johann Friedrich Friedrich Burggraf_von_Nürnberg Sigismund Sigismund_dem_Wettiner_Friedrich Friedrich Johann Ernst Albert_von_Kunz_von_Kaufungen Martin_Cuther Ernst Albrecht Christoph_Kolumbus_Amerika Maximian_I.
20
Das 16. Jahrhundert n. Chr.
*5*7 am 5*. Oktober schlug Dr. Martin Luther 95 Thesen oder Streitsätze gegen den Ablaßhandel an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg.
^/idigte Luther auf dem Reichstage zu worms feine Lehre vor Kaiser und Reich.
152o starb Luthers Beschützer, Kurfürst Friedrich der weise. Luther verheiratete sich mit Katharina D0tl, f.or,a‘ ®te Lauern erhoben sich erfolglos gegen ihre Unterbrächt (Abel und Fürsten). }iotestterten bte evangelischen Reichsstaube gegen das auf dem Reichstage zu Speyer beschlossene ^blteren Verbreitung der neuen Lehre. Seit biefer Zeit heißen die Lutheraner auch Protestanten. — Die Türken belagerten vergeblich Zvien.
1550 auf dem Reichstage zu Augsburg überreichten die' Protestanten ihr Glaubensbekenntnis, die von Philipp iuelcxnchthon verfaßte Augsburgische Konfession.
*559 führte Heinrich der Fromme im albertinischen Sachsen und damit auch in Leipzig die Reformation durch.
*o^0 bestätigte der Papst den von Ignaz Loyola gestifteten Jesuitenorden, der sich die Gegenreformation zur Aufgabe machte.
*546 am *8. Februar starb Luther zu Lisleben. — Beginn des Schmalkaldischen Krieges.
*5^c schlug Karl V. bei Mühlberg den Kurfürsten Johann Friedrich den Großmütigen von Sachsen. Bald darauf empfing Berzog Moritz, der Albertiner, die feierliche Belehnung mit der Kurwürde und damit das Kurfürstentum Sachsen.
*555 gewährte der Augsburger Äeligionsfriede den protestantischen Fürsten und Reichsstädten freie Heligionsübung, das Hecht, in ihren Gebieten zu reformieren und volle Gleichberechtigung mit den Katholiken.
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Extrahierte Personennamen: Martin_Luther Friedrich Friedrich Katharina_D0tl Philipp Philipp Heinrich Ignaz_Loyola Karl_V. Karl_V. Johann_Friedrich Johann Friedrich Berzog_Moritz
Das 9. Jahrhundert n. Chr. G.
\5
8^5 schlossen die drei Brüder Lothar, Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle den Vertrag zu Verdun, durch den das Fränkische Reich ausgelöst wurde. Lothar erhielt Italien, einen schmalen Streifen Landes zwischen Zhittelmeer und Nordsee an Rhone und Rhein und die Kaiserwürde, Ludwig der Deutsche das östlich davon gelegene Land (Gstfranken) und Karl der Kahle das westlich gelegene (Frankreich).
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl_der_Kahle Karl Lothar Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl_der_Kahle Karl
Extrahierte Ortsnamen: Italien Nordsee Rhein Frankreich
Jas \7. Jahrhundert n. Chr.
\6\8—war der Dreißigjährige Krieg, „Deutschlands trübste Zeit".
- J63i. wurde Magdeburg von Lilly und pappmt^eim erstürmt und zerstört und Tilly von Gustav Adolf bei Breitenfeld besiegt.
1632 war die Schlacht bei Lützen, in der die Kaiserlichen unter wallenstein von den Schweden besiegt wurden. Gustav Adolf fiel.
^655 schloß Johann Georg I. mit Kaiser Ferdinand Ii. den Frieden von präg; die beiden Lausitzen wurden an Sachsen abgetreten.
16^0—t.688 regierte Friedrich Wilhelm, „der Große Kurfürst" von Brandenburg.
\67o siegte der Große Kurfürst entscheidend über die Schweden bei Fehrbellin.
\68\ entriß Ludwig Xiv. mitten im Frieden dem alten Deutschen Reiche die freie Reichsstadt Straßburg.
\683 belagerten die Türken zum zweiten Txiale Xdien, doch wurde die hartbedrängte Stadt von dem fjerzog Karl von Lothringen (als Reichsfeldherrn), dem Kurfürsten Johann Georg Iii. von Sachsen und dem polenfönig Johann Sobieski entsetzt.
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Extrahierte Personennamen: Lilly Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Johann Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Karl_von_Lothringen_( Karl Johann_Georg_Iii Johann Johann_Sobieski Johann