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1. Deutsche Prosa - S. 62

1900 - Gera : Hofmann
62 Heinrich von Treitschke. steht das Schlütersche Standbild des ersten Königs, von ihrem Gemahle einst „dem edlen Volke der Preußen gewidmet;" dort im Vorzimmer der Ofenschirm stammt noch aus den Hohenfriedberger Tagen, da der große König wie ein junger Gott von Sieg zu Sieg stürmte, irgend eine übermütige kleine Prinzessin hat zierlich die Inschrift darauf ge- stickt: pour nous point d’Alexandre, le mien l’emporte! Und da- neben diese jammervolle Gegenwart! Der Staat ausgestoßen aus dem Kreise der großen Mächte, mitten im Frieden von feindlichen Truppen überschwemmt, verspottet und verschmäht von seinen Landsleuten. Die deutsche Nation fand kein Wort des Mitleids, nur Hohn und Schaden- freude für die Besiegten. In Preußen aber lebte noch die alte Treue. Fürst und Volk traten einander näher, wie im verwaisten Hause die Überlebenden sich inniger zusammenschließen; der ärmliche Hofhält zu Königsberg und Memel empfing von allen Seiten rührende Beweise der Teilnahme, der König lud seine getreuen Stände als Paten zur Taufe der jüngsten Prinzessin. Dies stolze und trotzige Ostpreußen, das Stiefkind Friedrichs des Großen, schloß in Not und Trübsal, ohne viele Worte den Herzensbund mit seinem Herrschergeschlechte, der im Frühjahr 1813 seine Kraft bewähren sollte. Die schwere Natur Friedrich Wilhelms verwand nur langsam die Schläge des Unglücks; er glaubte oft, daß ihm nichts gelinge, daß er für jedes Unheil geboren sei. Da er einmal mit der Königin die Gräber der preußischen Herzöge im Chore des Doms zu Königsberg besuchte, fiel sein Blick auf die Grabschrift: „meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung zu Gott". „Wie entsprechend meinem Zustande!" rief er erschüttert und wählte sich das ernste Wort zum Wahlspruch für sein eignes Leben. Nur das Pflichtgefühl hielt ihn aufrecht unter der Bürde seines schweren Amtes. Er begann mit Scharnhorst die Herstellung des zerrütteten Heeres und berief den Freiherrn vom Stein für den Neubau der Verwaltung. Mit herzlichem Vertrauen begrüßte die Königin den Mann „großen Herzens, umfassenden Geistes: Stein kommt, und mit ihm geht mir wieder etwas Licht auf." Sie war mit ihm und ihrem Gemahle einig in dem Gedanken, daß es gelte alle sittlichen Kräfte des erschlafften Staates zu beleben; fast wörtlich über- einstimmend mit den allbekannten Worten, die der König seiner Berliner Hochschule in die Wiege band, schrieb sie einmal: „wir hoffen den Verlust an Macht durch Gewinn an Tugend reichlich zu ersetzen". Die Acht Napoleons trieb den stolzen Reichsfreiherrn aus dem Lande, gerade in dem Augenblicke, da ein neuer Krieg des Imperators gegen Oesterreich sich vorbereitete und die Königin ans eine Erhebung des gesamten Deutschlands hoffte. Sie besaß nach Frauenart wenig Verständnis für die mächtigen Interessen, welche trennend zwischen den

2. Deutsche Prosa - S. 298

1900 - Gera : Hofmann
298 Wilhelm Roscher. dienst nicht einmal beantragt werden dürfe, um Ol. 107, 4. Gerade der Schanspielluxus, bei dem so viele geistige und leibliche Interessen zusammenwirken, nimmt bei sinkenden Völkern sehr leicht einen solchen Charakter an. Selbst ein Herrscher wie Trajan ließ beim Triumphe über die Datier 11000 Tiere im Zirkus töten und 10000 Gladiatoren mit einander kämpfen. Dieselbe Manie war im ganzen römischen Erd- kreise verbreitet. Salvian wirft den Trierern vor, daß sie nach drei- maliger Verwüstung ihrer Stadt durch die Barbaren zunächst eine Wiederherstellung ihrer Zirkusspiele auf Staatskosten verlangt hätten. Ja, in den Zeiten des byzantinischen Roms zog sich das absterbende Nationalinteresse so sehr in die entgegengesetzten Zirkusparteien, daß z. B. Kaiser Justinian die Schauspielerin Theodora wahrscheinlich um ihres politischen Einflusses willen zur Frau genommen hat. Wie bekannt, so ist es eines der Hauptverdienste von Malthus, nachdrücklich eingeschärft zu haben, daß eine lebhafte Konsumtion nicht allein die Wirkung, sondern auch die Ursache einer lebhaften Produktion ist. So lange der Wohlstand eines Volkes wächst, pflegt auch dessen Konsumtion zu wachsen. Der Verfall beginnt, wenn bei stillstehendem oder gar abnehmendem Wohlstände die Konsumtion zu wachsen fort- fährt. Alsdann ist jeder Luxus unklug. Nun pflegt aber der wirt- schaftliche Verfall eines Volkes von dem moralischen und politischen selten getrennt zu sein. Bei verfallenden Nationen ist der Luxus daher in der Regel auch unsittlich. Von den Zeiten des sinkenden Altertums urteilt Rau sehr schön: „Der Luxus allein würde den Sittenverfall nicht haben bewirken können, wenn nicht andere Ursachen dagewesen wären, von denen der ungezügelte Luxus selbst wieder Symptom und Wirkung war". Hier zeigt sich die Relativität alles Luxus am deutlichsten. In der Geschichte eines einzelnen Volkes können wir mit ziemlicher Be- stimmtheit nachweisen, wo der Luxus jene heilsame Grenze überschritten hat. Von zwei verschiedenen Völkern aber kann recht gut, was bei dem einen sträfliche Vergeudung war, bei dem andern heilsamer Lebens- genuß werden, falls nämlich ihre ökonomischen Kräfte verschieden sind. Bischof Berkeley vergleicht das Verfahren der irischen Grundherren, ausländische Prunksachen und Leckerbissen durch Ausfuhr von Lebens- mitteln zu bezahlen, mit dem einer Mutter, welche das Brot ihrer Kinder verkauft, um sich Putz und Naschwerk dafür anzuschaffen; dem gleichzeitigen Luxus der englischen Gentry ist er nicht entgegen. Ge- rade wie bei den einzelnen: wo auch z. B. das alltägliche Trinken von Tischwein für den Reichen Einfachheit, für den armen Familienvater unsittlicher Luxus ist. Wer deshalb über einen Lnxusfall urteilen will, der muß immer

3. Deutsche Prosa - S. 378

1900 - Gera : Hofmann
378 Charlotte Duncker. die untüchtige Hausfrau ihrer ersten Pflichten nicht eingedenk, setzt sie sich, im vermeintlichen Recht auf ein geistigeres Tagewerk, über jene Pflichten hinweg, dann mögen die Hausgenossen in guten Tagen ver- suchen, über die Lücken des Bodens zu lächeln, der ihr Wohlsein tragen soll — bis eine Stunde schlügt, deren hartes Urteil sich nicht über- hören läßt. Geistiger Übermut der Hausfrau führt in materielle Fährlichkeiten, welche mit ihrer eigenen und der Ihrigen geistiger Frei- heit weniger verträglich sind als das bescheidene Arbeitsteil jedes Tage^, welches eine praktisch tüchtige Hausfrau willig auf sich nimmt. Hand in Hand mit den materiellen häuslichen Pflichtübungen, deren Vereinfachung der tüchtigen Hausfrau gelingt, geht diejenige geistige Arbeit, welche der einfältigen wie der geistig hochgebildeten Frau die wichtigste sein muß: zugleich mit der leiblichen Pflege der Kinder leitet sie die Erziehung derselben; mit der Beherrschung der Dienenden verbindet sie einen wohlthuenden Einfluß ans deren Sitte und Verhalten; diesen Einfluß übt sie um so wirksamer, um so wohl- thuender, je besser ihre persönliche Haltung, ihre persönlichen Arbeits- tugenden zu ihren Forderungen und zu ihren Lehren stimmen. Un- beschadet der gebietenden Stellung, welche vor allem die Frau selbst dem Herrn des Hauses zuerkennt, wird der Mann, der im Beruf, in Staat und Gesellschaft ein volles Mannesleben führt, der Frau, welche treu und tüchtig ihr Erzieheramt übt, nicht nur die erziehende Vorarbeit, er wird ihrem Feingefühl oft auch die letzte Entscheidung elterlicher Gewissensfragen überlassen. Sind es nicht die Wahrnehmun- gen der Mutter, welche in die gemütlichen und geistigen Anlagen der Kinder, in die Art ihrer Entwickelung und den Gang ihrer innern Kämpfe und Fortschritte, in die Bedingungen ihres Gedeihens vollen Einblick geben? ob es sich um die Gewährung größeren oder geringeren Spielraums für die freie Selbstbestimmung des einen und des anderen handle, um gelindere oder festere Ausübung der elterlichen Zucht, um Ausbildung oder Zurückhaltung einzelner Gaben und Neigungen, um die Wirkung der verschiedenen Individualitäten der Geschwister auf einander, um Begünstigung oder Beschränkung ihrer Beziehungen zu den Kindern anderer Häuser — ist es nicht der geduldig und ver- ständnisvoll beobachtende Blick der Mutter, dem der Vater des Hauses die Einsicht verdanken soll, welche den gemeinsamen Entschließungen zu Grunde liegt, und wird nicht auch der starke, hausvüterliche Wille wohl thun, der Gefühlsentscheidung der Frau eine gewichtige Stimme zu geben? Früh und sicher nimmt die Kinderseele wahr, ob die Eltern in Einmütigkeit und in voller Zusammenwirkung ihr Regiment und ihr Erzieheramt üben; dem Gewissen und dem Herzen des Kindes ist die

4. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 106

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
106 öald nach Süden, bald nach Norden vorrückten, und 500 Jahre, nachdem die Stadt erbaut war, schon ganz Italien unter ihrer Herrschaft hatten. Damit aber waren sie noch nicht zufrieden; sie erbauten sich Kriegsschiffe und fuhren mit den Waffen in der Hand über das Meer, und über die Alpen bahnten sie sich durch Abgründe und über steile Felsen einen Weg. Bald hatten sie die Inseln neben Italien, dann Griechenland, einen großen Theil von Asien, fast das ganze nördliche Afrika und den größten Theil Spaniens nebst dem südlichen Frankreich in ihrer Gewalt; und von den Alpen hatten sie das ganze Land am Fuße der Gebirge, nach der Schweiz, nach Schwaben, Baiern und Oestreich zu, erobert. Etwa hundert Jahre vor Christi Geburt wagte schon kein Volk mehr ihnen zu widerstehen; sie erweiterten ihre Erobe- rungen immer mehr, besonders nach dem Norden Europas, und hielten sich selbst für unbesiegbar und Herren der Erde. Bei alle Dem aber war kein Glück und Segen. Die un- terjochten Völker, über welche sie, wie über die Juden, Statthalter setzten, wurden von diesen bis auf's Blut aus- gesogen, und waren stets zu Empörungen geneigt. Die Rö- mer selbst, denen nun alle Reichthümer der Erde zuflössen, wurden über die Maaßen üppig und ausschweifend; weil im- mer ein gewaltiger Ehrgeiz in ihnen steckte, so traten unter ihnen Leute auf, die alle Macht haben wollten, sich unter einander bekriegten und schreckliches Blutvergießen unter den eignen Bürgern Roms anrichteten, bis es denn endlich Einem gelang, alle seine Gegner zu überwältigen; und dcts war eben der Augustus, unter dem Christus geboren wurde, und der nun die kaiserliche Würde annahm. Von da an re- gierten lauter Kaiser über die Römer, unter denen aber nur selten ein guter war; einer z. B., Namens Nero, steckte auv bloßer Lust die Stadt Rom in Brand, und unter die un- zähligen Grausamkeiten, welche sie verübten, gehörte auch die, daß sie die Christen schrecklich verfolgten. Dies Wesen dauerte so noch ein Paar hundert Jahre nach Christi Ge- burt fort. Da bekamen die Römer auch ihren Lohn für alle die Frevel, welche sie so viele Jahrhunderte hindurch an den Völkern des Erdbodens ausgeübt hatten. Es kamen eine Menge bisher gar nicht bekannter Völker von Asien herbei und fielen über sie her. Die Kaiser hatten ihre Residenz nach Constantinopel hin verlegt, und Rom war von ihrem Schutze entblößt. Da ward es denn zum ersten Wale im Jahre 410 n. Chr. G. durch Alarich, den König

5. Dr. K. von Spruner's historisch-geographischer Schul-Atlas - S. uncounted

1874 - Gotha : Perthes
und Südfrankreich 711 jener der Westgothen ein Ende. Letztere wurden auf den nördlichen schmalen Küstensaum beschränkt. Die östlichen Frisen und Sachsen erhielten sich unter ihren Stammesfürsten völlig unabhängig. Das ganze Tiefland von Ost-Europa hatten, bis hinaus an die Elbe und Saale, nach dem Abzüge der deutschen slavische Völker besetzt^ deren südliche Stämme bald nach 568, in welchem Jahre die türkischen Avaren die verlassenen Sitze der Langobarden in Pannonien besetzten, unter das Joch dieses Volkes geriethen. Ein Carton zeigt die grösste Ausdehnung der Merovinger-Herrschaft auch über Ober-Italien in der Zeit zwischen Besiegung der Ostgothen und Einwanderung der Langobarden, dann die Theilungen im Inneren des Reiches selbst. Nr. Iii. Mittel-Europa in den Zeiten der Oarolinger, 752—911. Das Uebergewicht der Frankenherrscher in Europa ist entschieden, seit mit Pipin 752 die Königskrone im Stamme der Carolinger erblich geworden. Carl, der grösste aus ihnen, erwirbt die Kaiserkrone zu Rom, und das alte Reich der Cäsaren ist, wenn auch in anderen Gränzen, wieder hergestellt. Seine Eroberungen haben das Sachsenland, die demselben östlich liegenden Slavengebiete, das Reich der Langobarden, Pannonien bis zur Theiss, die croatischen Küstenlande und Spanien bis zum Ebro nebst den Balearen und Sardinien dem Frankenreiche vereint, wovon jedoch nach der 843 zu Verdun geschehenen Theilung wieder Vieles verloren ging oder in geringeres Ab-hängigkeitsverhältniss gerieth. Jene Theilung, nach welcher das Blatt illu-minirt, blieb massgebend bis auf den heutigen Tag. Sie schied das Reich der Deutschen und jenes der Franzosen. Das zwischenliegende Gebiet Lothar’s fiel dem bei weitem grössten Theile nach in kurzer Zeit gleichfalls dem deutschen Reiche zu. — Das grossmährische Reich, über Böhmen, Mähren, das heutige Nord-Ungarn und das südliche Galizien verbreitet, hatte unter den späteren Carolingern eine nur kurze Dauer. — Im Südosten waren noch die Araber Herren über den grössten Theil Spaniens, die Magyaren hatten das alte Pannonien und das Land bis nahe herauf an die Enns erobert. Britannien war unter die Herrschaft der Angelsachsen, bis auf Wales, in ein Reich vereinigt worden, auf der Schwesterinsel Irland behauptete über die anderen Könige jener von Meath in dem sagenhaften Teamor oder Tamora die Oberherrlichkeit. Dänische Eroberer besassen gleichfalls auf beiden Inseln eine vorübergehende Herrschaft. Nr. Iy. Mittel-Europa zur Zeit der sächsischen und fränkischen Kaiser, 911—1137. Die grossen Stammherzogthümer in Deutschland treten deutlich hervor. Die ganze Ostgränze vom baltischen Meere bis zur Adria ist durch die wichtigen, zu jenen Gebieten zählenden Marken geschützt, die sich

6. Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit - S. 4

1880 - Gotha : Perthes
Toäbeismkuiöeb Zïï Sprüier-Menke Haid-Atlas: Mittelalter Tod Ieïï1re Zeit Im westlichen Europa stand das fränkische Reich auf seinem Höhepunkte. Wenn von demselben gesagt, wird, es habe bis an die Weichsel gereicht, so ist darunter die obere Weichsel zu verstehen, wo deutscher Einfluss viel älter ist als in Pommerellen (s. das folgende Blatt). Im Norden Europa’» ist Britannien seinem grösseren Theile nach angelsächsisch geworden. Die Dänen sind im Besitz von Jütland und Schonen (nicht von Blekingen, wie aus einer gleichzeitigen Quelle hervorgeht). Bur gen da- land (Bornholm) hatte einen besonderen König. Die Raub- züge der Normannen beginnen. Ihre ersten Landungen sind auf der Karte angegeben. Zum ersten Mal erscheint Island, und zwar unter dem eiassischen Namen Thule (Dicuil 7, 2, 6). Fossaturo ist ein in Einhard’s Annalen gebrauchter Name für Abbäsija. In Bezug auf die Schreibung der arabischen Namen auf dieser Karte, sowie auf den später folgenden, bin ich Herrn Hofrath Pertsch in Gotha für seine bereitwilligst mir ertheilten Aufklärungen dankbarst verpflichtet. (4) Europa Nr. Iv. Europa zur Zeit der Herstel- lung des abendländischen Kaiserthums durch Otto I. (96*2). Von Th. Menke. Kaum anderthalb hundert Jahre waren nöthig ge- wesen, um Europa eine, im Vergleich zu dem vorangehen- den Heber sichtsblatte (Nr. 3), so bedeutend veränderte Gestalt zu. geben. Beginnen wir bei dem Westen. Das Königreich Leon, der Haupt,theil des den Nachkommen der Gothen gebliebenen christlichen Gebietes, ist südlich gegen die Länder der Mauren hin bis an den Duero erweitert. Das Gebiet der Vasconen, in seinen flacheren Gegen- den unter Karl dem Grossen vorübergehend den Franken unterworfen, ward bald unabhängig, und im Anfänge des X. Jahrhunderts erscheint bereits Sancho /. als König von Pampeluna. Der grösste und schönste südliche Theil der Halbinsel war noch in den Händen der Omai.jaden, die beim Ver- falle des Frankenreichs die Balearen gewonnen hatten und sich seit 929 Khalifen nannten. Fraxinetura in Burgund war eine Niederlassung spanischer Mauren. In Frankreich, dem einen Haupttheil des durch den Vertrag zu Verdun 843 getrennten grossen Frankenreichs, herrschte noch die Familie der Karolinger. Das eigentliche Gebiet dieser Könige war aber gegenüber den mächtigen Lehnsträgern, den Herzogen von Aquitanien, Vasconien und Burgund, den Grafen von Toiosa, Champagne und Flandern, den normannischen und bretagni» sehen Herzogen, nur sehr unbedeutend. Das Königreich Burgund, gleichfalls aus dem fränkischen Reiche hervorgegangen, hatte 910 den Matis- oonsis und um 928 Uceticus, Vivarieusis und den westlich von der Rhone gelegenen Theil von Lugdunensis an Frank- reich verloren und 922 den Argowe (darin Basel) von Deutschland abgetreten erhalten. Aus der Östlichen Hälfte des grossen Frankenreichs, mit welcher 925 auch Lothringen*) dauernd vereinigt wurde, war das deutsche Reich entstanden, das seine Herrschaft bereits weit in Sclavanien hinein erstreckte. Selbst ein Tlieii von Polen war ihm tributär. Der böhmische *) Zu Lothringen gehörte auch der Gau Castrensis, was bisher, auch von mir hei der Bearbeitung von Nr. 31 (Deutschland I), über- sehen ist. Die östliche Diöcesengrenze von Körnens» war also nicht die Grense zwischen Lothringen und Frankreich. Gauörter des üastrensis finde ich nur in drei Urkunden und in einer Stelie bei Flodoard (auch hei Eicher). Ausserdem sind Sedcns, Bveveliacus, Amblicimons, Rcmeliacus, ltovericurt» und einige andere auf Nr. 31 (Deutschland I) gelegentlich nachzutragcnde Oorter in dieser Periode nachweislich lothringisch. Herzog war dem deutschen Könige leheuspflichtig, und unter ihm stand seit 955 Mähren, und zwar in den Grenzen, die die in einem Transsumpt erhaltene Stiftungsurkunde des Bisfhums Prag angiebt. Selbst die Chrobaten an der oberen Weichsel erkannten die Oberhoheit des deutschen Königs an. Die Magyaren, seit dem Ende des Ix. Jahr- hunderts in Pannonien ansässig, waren 955 auf dem Lech- felde bezwungen, und die Mark Ostarrichi, bisher ein Tum- melplatz magyarischer Streifzüge, gelangte alimälig wieder in deutschen Besitz. Endlich war auch das Königreich Italien dem deutschen Reiche gewonnen und die römische Kaiserkrone auf Otto’s I. Haupt gesetzt, Im Süden der Halbinsel bestanden noch die langobardischen Fürstenthümer Capua, Beneventum und Sale-rnum und die o s t - römischen Themen Longobardia und Calabria. Sicilien war im Besitze der Fätimiden. England war seit 827 ein einziges Königreich im Stamme des westsäohsischen Hauses. Von der nördlichen Hälfte der Insel, dem nunmehr vereinigten Königreiche Schottland, dem 946 Cumbraiand vom englischen Könige Eadmund abgetreten war, hat die Geschichte uns für diese Zeit kaum mehr als eine Reihe von ungewissen Königs- namen auf bewahrt, in Irland vorwilderte das Volk, das sich nach einheimischen Sagen und mehreren Angaben der ältesten Hagiographen einst nicht unbedeutender Bildung erfreute und unter dem zuerst das Licht des Evangeliums in diesen nördlichen Gegenden geleuchtet hatte, durch die unausgesetzten inneren Kämpfe und die Angriffe der ost- mannisehen Seeräuber immer mehr. Die vielen kleinen Striche in Norwegen waren durch die Siege des Königs Harald Schönhaar, der von 863 bis 933 regierte und seine Residenz zu Lade gründete, ver- einigt worden. Viele von den der Freiheit gewohnten Nor- mannen entflohen aber seiner Botmässigkeit und bevölker- ten das von den Fär-Öer aus entdeckte Island, zuerst Snaeland genannt. Die Angaben über Schwedens innere Geschichte sind um diese Zeit noch sehr unsicher. Von Dänemark war schon mehr Kunde im angren- zenden Deutschland verbreitet. Dort waren bereits in der ersten Hälfte des Ix. Jahrhunderts die Kirchen zu Schles- wig, ßipen und Aarhus gegründet worden, die Könige des Festlands, besonders von Jütland, waren dem Inselkönige auf Seeland um 870 unterworfen; von Kaiser Heinrich I. ward 931 die Mark Schleswig gegründet, und Otto der Grosse war, gereizt durch die steten Angriffe des dänischen Königs Gorm dos Alten, siegreich bis an den nach ihm be- nannten öttensund vorgedrungen. Das Dauewirk blieb Grenze des Reichs, zu dem auch die zwischen 935 und 960 an der poramerschen Küste gegründete Seeräuberrepublik J o m s b u r g gehörte. Die übrigen nordischen Völker, Finnen, Ostsee - slawen und Letten, hatten sich, einzelne Augriffe an den Grenzen abgerechnet, grossentheils unabhängig erhalten. Eine um so grössere Veränderung aber war bei den Binnenslawen und den ihnen benachbarten finnisohen Stäm- men in dem grossen Flachlande an der oberen Wolga, dem Don, Dniepr und der Dwina vorgegangen. Um 862 hatten die in der Gegend des uralten Nowgorod wohnenden Slawen und Finnen sich, von norwegischen Räubern bedrängt, Herrscher aus dem gleichfalls germanischen Volke der Ross erbeten, welche zuerst alles Land von Pskow bis an den Bjelo sero (den weissen See) unter ihre Herrschaft vereinten. Um 863 rissen sic von dem geschwächten Reiche j der einst so gefürchteten Chazaren einen grossen Theil ab und eroberten Kiew, nod schon 866 drangen sie bis Con- stantiuopel vor. Ein slawischer und. nmiiscber Stamm nach dem anderen musste sich den neuen, in der dritten Gene- ration bereits völlig einheimisch gewordenen Herren unter- werfen. Swätoslaw (945—972) drang bereits siegreich bis Verlag Von Justus Perthes In Gotha. 4

7. Dr. K. von Spruner's historisch-geographischer Schul-Atlas von Deutschland - S. 5

1858 - Gotha : Perthes
5 Franken — mit seinen Hauptsitzen am Niederrheine und im nördlichen Gallien — unter den Königen der ersten Dynastie, der Merovinger, bald als das hervorragendste und herrschende. Ihm werden im Laufe des Vii. und Viii. Jahrhunderts alle übrigen deutschen Stammreiche, das der Burgunder, der Thüringer, Friesen und Bojoarier, so wie die der slavischen Karantanen und der Soraben unterthänig oder zinsbar. Nur die Sachsen behaupten ihre Unabhängigkeit. Das Reich der Franken zerfallt nach mannigfachen vorübergehenden Theilungen endlich in die vier Haupttheile von Aquitanien, Burgund, Neustrien und Austrasien; und zu letzterem gehörten jene Gebiete, die innerhalb der heutigen Gränzen Deutschlands dem Scepter ihrer Könige gehorchten. Die in der Geschichte merkwürdigen Orte, ferner die wichtigsten und ältesten Pflanzstätten des Christenthums finden sich auf der Karte. Die Begränzung nach den Hauptabtheilungen. Völkernamen, die um die Mitte des Viii. Jahrhunderts bereits der Geschichte angehörten, ältere Gränzen u. s. w. sind entsprechend in Schrift und Farbe ausgezeichnet. Nr. m. Deutschland unter den Karolingern. Das Reich Karl’s des Grossen und der Vertrag von Verdun 843. Der oben befindliche Holzschnitt zeigt nicht allein die grösste Ausdeh- nung vom Reiche Karl’s des Grossen, nach der Angabe Eginhardts, sondern auch die, durch den Vertrag von Verdun bereits auf nationeller Grund- lage beschlossene Theilung desselben in ihren Hauptzügen.
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