Vii. Deutschland.
159
Baien, und Württemberg wurden zu Königreichen, Baden und Darmstadt
zu Großherzogthümern mit Gebietserweiterungen erhoben; die Fürsten wur-
den für souverain erklärt unter dem Protectorat Napoleons und bildeten
nun in der engsten Verbindung mit Frankreich den Rheinbund (s. Bd. I.
S. 528). Zugleich waren durch diesen mittelst der Mediatisirung eine
Asenge kleiner Reichsfürsien verschlungen und anderen Staaten einverleibt
worden. Das deutsche Reich war hierdurch aufgelöst, und 1806 legte
Kaiser Franz die deutsche Kaiserkrone nieder. Zu spät versuchte Preußen
1806, in Verbindung mit Sachsen und in Hoffnung auf russischen Beistand,
den Kampf mit Frankreich und allen ihm verbündeten Ländern. Die einzige
Schlacht bei Jena und Auerstädt, 14. Oktober 1806, vernichtete alle Hoff-
asch
sieger-
preußischer
Festungen erleichterte den Franzosen das schnelle Vordringen. Auch
Friede
preußische
überschritten
Preußisch-Eilau, 8. Februar 11
Franrosen bei Friedland über di
sehen Elbe und Rhein, aus welchen wie aus Hessen und Hannover das neue
Königreich Westphalen zusammengesetzt wurde, und das ganze ehemalige
Südpreußen, welches unter dem Namen eines Herzogthums Warschau dem
ernannten und in den Rheinbund getretenen Kurfürsten von
Nur noch in Oesterreich lebte für Deutschland ein
zum
Sachsen gegeben ward.
Funken der Hoffnung, und die dort allgemeine Stimmung ließ allerdings
die größten Anstrengungen erwarten. Der Zeitpunkt 1809 schien günstig:
Napoleons beste Heere wareii in Spanien in einem verzweifelten Kampfe
begrissen, und in ganz Deutschlaiid regte sich Hoffnung und innige Theil-
nahme für Oesterreich. Noch einmal sollten Napoleons überlegene Talente
~ is volle Maß der Unterjochung und Schmach em-
pfinden. Die Schlachten bei Abensberg, Thann, Eckmühl un
20.—22. April 1809, vernichteten einen bedeutenden Theil der österreichi-
schen Heere; die deutschen Fürsten, vielleicht zum Abfall geneigt, blieben
dem Rheinbünde getreu; nur die Tiroler erhoben sich mit Heldenmuth
unter Andreas Hofer's Anführung, und zum zweiten Male zog Napo-
leon als Sieger in die Kaiserstadt ein. Der Sieg des Erzherzogs Karl
bei Aspern 21.—22. Mai, erweckte schöne Hoffiumgen; in dem erschöpften
Preußen regte sich lebhafte Theilnahme, und eine kleine Heldenschaar unter
dem Major Schill wagte auf ihre eigene Hand, das Zeichen zum Los-
brechen zu geben. Auch diese Hoffnungen wurden vereitelt, Schill fiel in
Stralsund durch Mitwirkung Dänemarks; die Schlacht bei Wagram, 5.—■
6. Juli, endete den Krieg, und nur der vertriebene Herzog von Braun-
schweig an der Spitze eines kleinen Heeres durchzog rühmlich Deutschland,
von Böhmen bis an die Nordsee, um sich nach England einzuschiffen und
die Franzosen in Spanien wieder aufzusuchen. Durch den Frieden von
Wien, 14. Oktober, verlor Oesterreich alle Verbindung mit dem Meere,
mußte die edlen Tiroler ihrem Schicksale überlassen und sich zu dem harten
Opfer entschließen, sich mit seinem Erbfeinde durch die Vermählung der
Erzherzogin Marie Louise mit Napoleon 1810 zu verbinden. Jetzt war
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons Franz Franz Napoleons Napoleons Thann Andreas_Hofer's Karl Karl Schill Marie_Louise Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Baden Darmstadt Napoleons Frankreich Rheinbund Sachsen Frankreich Jena Friedland Rhein Hessen Hannover Warschau Rheinbund Oesterreich Deutschland Sachsen Napoleons Spanien Deutschlaiid Oesterreich Abensberg Rheinbünde Napo- Aspern Stralsund Deutschland Nordsee England Spanien Wien Oesterreich
204
A. Europa.
' Wein hervor. — Zwei Meilen nördlich von Potsdam, am Zusammenfluß
der Spree mit der Havel, liegt die Festung Spandau, mit einer starken
Citadelle, einer Strafanstalt für schwere Verbrecher, einer Pulverfabrik und
16,076 Einw. Die hiesige Gewebrfabrik liefert nur die Läufe und
die Bajonette für die Potsdamer. % Stunde südlich davon liegt in der
Havel der Pichet sw er der, ein Bergnügungsort der Berliner.
Brandenburg, die älteste Stadt der Mark, an der Havel, in
einer schönen Gegend, mit 25,970 Einw., einem Gymnasium, einer (1848
aufgehobenen, 1856 aber wiederhergestellten) Ritterakademie, einer Real-
schule rc. Die alte Domkirche liegt auf einer Havelinsel.
Frankfurt an der Oder, in einer anmuthigen Gegend, mit
39,523 Einw., liegt am linken Ufer der Oder; im Norden Lebuser, im
Süden Gab euer Vorstadt, am reckten Oderufer die Dammvorstadt.
Durch lebhaften Handel und Fabriken ist Frankfurt zu einer blühenden
Stadt geworden. Sie hat jährlich 3 berühmte Messen. Auf dem Kirchhof
ruht der Frühlingsdichter Ewald v. Kleist, dem die Frankfurter Loge
beinahe 20 Jahre nach seinem Tode einen Denkstein mit folgender vom
Herzoge Leopold von Braunschweig verfaßten Inschrift setzen ließ: „Für
Friedrich sterbend sank er nieder, so wünschte es sein Heldengeist, unsterblich
groß durch seine Lieder, der Menschenfreund, der edle Kleist." In der
Nähe liegt Kunersdorf, wo Friedrich 11. 1759 von den Russen
geschlagen wurde. Die 1506 gestiftete Universität ist 1811 nach Breslau
verlegt worden.
Minder bedeutende Oerter sind: Wriezen an der alten Oder, mit
7880 Einw.; in der Nähe liegt Möglin mit der von Thaer gestifteten
Akademie des Landbaues. Freienwalde an der alten Oder, in einer
hügeligen Gegend, mit 4600 Einw., einer Heilquelle und einem Alaun-
werke. Neustadt-Eberswalde, am Finowcanal, mit 7126 Einw.,
einer Forstakademie, einem Bade, Kupfer- und Messinghammern und Fa-
mit 2400 Einw.,
r
Jugend verlebte.
brisen in Eisen, Stahl und Steingut. Rheinsberg,
int einem Schlosse, wo Friedrich Ii einen Theil seiner
Neu-Ru pp in, an einem See, mit 11,980 Einw. und
Neustadt an der Dosse, 1042 Einw., mit einem
Rathenow, mit 7690 Einw., an der Havel, hat
Fehrbellin, mit
Lucken-
starker Tuchweberei,
wichtigen Gestüte.
optische Industrie-Anstalten, Mühlwerke, Spinnereien.
2110 Einw., wo der große Kurfürst 1675 die Schweden schlug,
walde, mit 11,620 Einw., hat eine der größten Tuchfabriken in Preußen.
Nach der Grenze von Sachsen zu die Dörfer Groß-Beeren, wo am
22. — 23. August, und Dennewitz, wo am 6. September 1813 die
Franzosen geschlagen wurden. Bei Rüdersdorf sind große Kalkstein-
brüche.
Boden
welche sich zum Theil durch besseren
am See gleichen Namens, mit 15,542
In der Uckermark,
anszeichnet, liegen: Prenzlow,
Einw., ansehnlichem Tabacksbau und Getreidehandel, und Schwedt, an
der Oder, mit einem königlichen Schlosse, 8326 Einw. und Tabacksfa-
briken. Angermünde, mit 6466 Einw., Straßburg, 5218 Einw., an
einem Nebenfluß der Ucker, treibt Spinnerei, Strumpfwirkerei rc.
Die ehemalige Pr i egnitz hat fast durchaus nur Sandboden. Havel-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Ewald_v Leopold_von_Braunschweig Leopold Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich August
210
A. Europa.
Naumburg, in einer reizenden Gegend, unweit der mit der Unstrut
sich vereinigenden Saale, mit 14,860 Einw. Sie ist wohlgebaut und treibt
ansehnlichen Handel, hat auch jährlich eine Messe. Die Domkirche ist ein
ausgezeichnet schönes Gebäude. Eine Stunde von Naumburg, nahe bei
dem schön an der Saale gelegenen Orte Kösen, wo früher eine Saline
und eine Badeanstalt, liegt ganz einsam die berühmte sogenannte Fürsteu-
schule, Schulpforta, welche 1543 an der Stelle eines Klosters gestiftet
ward. Fast ebenso bedeutend ist die ebenfalls ans einem ehemaligen
Kloster hervorgegangene Schule Roßleben, an der Unstrut. In der
Gegend von Naumburg wächst erträglicher Wein. Südlicher liegt Zeitz,
auf einer Höhe an der Elster, mit 14,260 Einw. — Zwischen Weißen-
fels (an der Saale, mit 12,780 Einw.) und Merseburg liegt die große
Saline Dürrenberg. Rechts von der Saale der Ort Lützen, mit
2790 Einw., in dessen Nähe Gustav Adolph 1632 siegte und fiel, und am
2. Mai 1813 die Franzosen einen höchst nnvollkommenen Sieg errangen.
Eine eiserne Pyramide bezeichnet das Schlachtfeld bei G r o ß - G ö r s ch e n; und
über dem rothen Granitblock (Schwedenstein), welcher bisher allein die
Stelle bezeichnete, wo Gustav Adolph fiel, ist 1837 ein aus Gußeisen
gebildeter, gothischer, auf 4 Säulen ruhender Baldachin errichtet worden.
Links von der Saale beim Dorfe Roßbach besiegte Friedrich Ii. 1757
die Franzosen; auch hier bezeichnet eine 1814 errichtete Denksäule das
Schlachtfeld. — Die Stadt Eisleben, deren Einwohner, 11,840,
zum Theil von den benachbarten Kupferbergwerken leben, ist der Geburts-
ort Luthers. Das Haus, wo er am 10. November 1483 geboren ward,
schon längst zu einer Armenschule benutzt, ist 1817 aus Befehl des Königs
ansehnlich erweitert und reichlicher begabt worden. In der Andreaskirche
sind Luther's und Melanchthon's Büsten aufgestellt. Westlich nahe der
Helme liegt die betriebsame Stadt Sangerhausen mit 8484 Einw.
e) Zum Regierungsbezirk von Erfurt gehören:
Erfurt, an der Gera, eine Festung mit den Citadellen Petersberg
und Cyriaksburg. Ehemals hatte Erfurt eine größere Bedeutung und vor-
dem Jahre 1597 betrug die Einwohnerzahl über 60,000 Seelen, um
1781 nur 15,000. Seit den letzten 30 Jahren hat die Stadt sich wieder
gehoben. 1864 war die Einwohnerzahl auf 40,143 Seelen wieder gestiegen,
darunter zwischen 6000—7000 Katholiken (1867 40,555 Einw.). Die
Stadt hat 9 protestantische und 8 katholische Kirchen, Fabriken, große
Handelsgärtnerei. Der schöne, alte, auf einem Hügel liegende Dom, im
Innern durch den französischen Krieg gänzlich verwüstet, ist vollkommen
wiederhergestellt; seine 275 Centner schwere Glocke ist berühmt. In dem
vormaligen Augustinerkloster, jetzt Waisenhaus, zeigt man noch die Zelle, welche
Luther einst als Mönch bewohnte. Die 1389 gegründete Universität ist
1817 aufgehoben worden. In der Gegend wird viel Mohn, Brunnenkresse,
Rettig und Gemüse gebaut. Südwestlich davon liegen auf 3 isolirten
Hügeln die zum Theil noch bewohnten Ruinen von 3 Bergschlössern, Gleichen,
Mühlberg und Wachsenburg (gothaisch), gewöhnlich die drei Gleichen
genannt. Die erstere war der Sitz der berühmten Grafen von Gleichen.
Nordwestlich von Erfurt liegt Langensalza, mit 8940 Einw. und Weberei.
Gefecht zwischen den Preußen und Hannoveranern am 27. Juni 1866.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Gustav_Adolph Gustav Friedrich_Ii Friedrich
256
A. Europa.
Salzuffeln. Seit 1819 war hier zwar eine neue ständische Verfassung
vorgeschlagen worden, konnte aber, wegen Widerspruchs der alten Landstände,
erst 1836 eingeführt werden. Hauptörter sind: Detmold, an der Werre,
mit einem Residenzschlosse und 6200 Einw. In der Nähe soll Hermann,
dem Cherusker, zum Andenken an die Vernichtung der römischen Legionen,
auf dem Winnfelde im Lippeschen Walte, auf der Grotenburg ein
kolossales Standbild errichtet werden. Unweit der Stadt siegten die Sachsen
unter Wittekiud über die Franken unter Karl dem Großen, 783. —
Lemgo, an der Bega, mit 4000 Einw., wo viele Meerschaum-Pfeifen-
köpfe geschnitten werden. In der- Nähe des kleinen Ortes Horn liegen
die sogenannten Exter st eine, einzeln stehende, bis 125' hohe Sandstein-
Felsen, mit Ueberresten alter Skulpturen. Nördlich davon liegt das Bad
Meinberg.
Nördlicher, gesonder-t von dem Vorigen und von Preußen umgeben,
liegen die Besitzungen des Fürsten von Schaumburg-Lippe (oderlippe-
Bückeburg, ein Theil der Grafschaft Schaumburg), welche auf 8 j^jm.
31,000 meist lutherische Einwohner zählen; doch ist die fürstliche Familie
reformirt. Das Ländchen ist meist hügelig, mit schönen Waldungen,
fruchtbar, ohne bedeutenden Fluß. Au seiner nördlichen Grenze liegt der
1 M. lange, breite, aber wenig tiefe See, das Steinhuder-Meer,
in welchem der in portugiesischen Diensten gewesene Graf Friedrich
Wilhelm Ernst v. d. Lippe 1761 eine künstliche Insel anlegen und eine
kleine Festung, Wilhelmsteiu, erbauen ließ, aus deren (ehemaliger) Mili-
tärsämle Scharnhorst hervorging. — Außer Holz, Flachs und Leinwand
gehören hier die Steinkohlen (im So.) zu den wichtigsten Producten.
Seit 1816 besteht eine landständische Verfassung. Der Hauptort und die
Residenz des Fürsten ist Bückeburg, an der Ane, mit 4300 Einw.
Eilsen ist ein Badeort mit Schwefelguelleu und Schlammbädern.
8. Das Herzogthmn Brannschweig.
Dieses Herzogthum nebst einem großen Theile von Hannover bildete
die mütterlichen Erbgüter Heinrichs des Löwen, dessen Sohn, Otto
das Kind, dieselben 1235 dem Kaiser übergab und als ein Herzogthum
(Braunschweig-Lüneburg) und erbliches Reichslehen zurückempfing.
Im Jahre 1569 theilten die beiden Söhne des Herzogs Ernst des
Bekenners ihre Länder, wodurch die noch jetzt bestehenden beiden Linien
Braun schweig - Wolfenbüttel und Braunschweig-Lüneburg
(Hannover) entstanden. Nach der Schlacht bei Jena 1806, wo der durch
väterliche Fürsorge für sein Land ausgezeichnete Herzog Karl Wilhelm
Ferdinand den Oberbefehl führte und eine tödtliche Wunde erhielt, wurde
sein Herzogthum von den Franzosen besetzt, und es machte von 1807 bis
1813 einen Theil des neu errichteten Königreichs Westfalen aus.
Nach dem Sturze Napoleons erhielt Karl Wilhelm Ferdinands Sohn,
Friedrich Wilhelm, das Herzogthum zurück, fand aber schon am 16.
Juni 1815 bei Quatrebras den Heldentod. Während der Minderjährigkeit
seiner Söhne führte der Prinz-Regent von England, der nachherige König
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Hermann Karl Karl Friedrich
Wilhelm_Ernst_v Friedrich Wilhelm Ernst Heinrichs Heinrichs Otto Ernst Karl_Wilhelm
Ferdinand Karl Wilhelm Ferdinand Napoleons Karl_Wilhelm_Ferdinands Karl Wilhelm Ferdinands Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Europa Detmold Lippeschen_Walte Grotenburg Sachsen Bad
Meinberg Bückeburg Wilhelmsteiu Bückeburg Hannover Westfalen Napoleons England
280
A. Europa.
nach Amerika befördert. Größere Schiffe können nicht bis zur Stadt kom-
men, sie mußten daher früher in den oldenburgischen Häfen Brake und
Elsfleth ausgeladen werden; auch leichtere können nur bis zuin Bremer
Hafen Vegesack kommen. Diesem Uebelstande ist seit 1827 dadurch ab-
geholfen, daß Hannover der Stadt ein kleines Gebiet an, Ausfluß der
Weser, 7 M. von Bremen, abgetreten hat, wo ein neuer Hafen, mit
Scbisfswerften und einigen Festungswerken, Bremerhafen, mit (1867)
8-154 Einw., an der Mündung der Geeste, angelegt worden ist. — Das
Stadtgebiet, im Ganzen 3„s D2jt. groß, mit (1867) 111,400 Einw., be-
steht aus sehr fruchtbaren, von unzähligen Entwässerungsgräben durchschnit-
tenen Marschen, welche sich indeß mehr zur Viehzucht, als zum Ackerbau
eignen. — Die Verfassung ist demokratisch-republikanisch, mit einem Bürger-
convent. Senat u. s. w. Zu den berühmtesten Männern Brennens gehören
Olbers, Heeren, Treviranus u. A. Unter den wissenschaftlichen
Reisenden und Geographen sind zu nennen: Or. Kohl, Gerhard Rholfs
und Di-. A. Bastian.
b) Hamburg.
Die Stadt verdankt wahrscheinlich ihren Ursprung Karl d. Gr., wel
cher hier einen Wastenplatz gegen die benachbarten heidnischen Völker an
legte; ihre glückliche Lage, die Gelegenheit zur Fischerei und Schifffahrt
vermehrten bald die Zahl ihrer Bewohner, und obgleich oft von ihren Nach-
barn bedrängt, war sie doch schon im 12. Jahrhundert ein bedeutender
Handelsplatz. Ihre Verbindung mit der Hanse hob sie mächtig empor,
und selbst der Untergang dieses Vereins konnte ihrem eigenthümlichen Han-
del nicht schaden. Längst schon frei, ward sie doch erst 1618 förmlich als
freie Reichsstadt anerkannt, und der 30jährige, für das übrige Deutschland
so verderbliche Krieg, wovon sie verschont blieb, vermehrte ansehnlich die
Zahl ihrer Bewohner und belebte ihre Handelöthätigkeit. Wiederholte Auf-
stände gegen den Senat gaben die Veranlassung zur Grundlage der Ver-
fassung von 1712. So schwang sich Hamburg zur ersten Handelsstadt
Deutschlands empor, deren Wichtigkeit, nach dem Sinken Amsterdams, nur
W ” W W w r * * r
London den Vorrang einräumte, als mit dem Jahre 1806 ihre Drangsale
begannen. Die Sperre alles Handels und mancherlei Erpressungen der
Franzosen hatten ihr schon empfindlichen Verlust zugefügt, als sie 1810
dem französischen Reiche einverleibt ward. Zwar wurde sie 1813 in Folge
der Kriegsereignisse und drohenden Volksbewegung von den Franzosen ge-
räumt, russische Truppen unter Tettenborn besetzten die Stadt und die
Bürger rüsteten sich mit edlem Eifer zur Behauptung ihrer Freiheit; aber
nur allzuschnell kehrten die Franzosen mit Uebermacht zurück. Von den
Alliirten verlassen, fiel Hamburg wenige Tage vor Abschluß des Waffen
stillstandes vom 4. Juni 1813 wieder in die Gewalt der Franzosen, die
nun unter Commando des Prinzen von Eckmühl (Marschall Davon st)
durch ungeheure Erpressungen und die gewaltsamen Befestigiingsinaßregeln
die Stadt aufs Aeußerste brachten. Hamburg wurde zu einer Festung ersten
Ranges umgeschaffen; ganze Vorstädte, wie der Hamburger Berg (jetzt Vor-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Olbers Gerhard_Rholfs A._Bastian Karl_d Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Amerika Elsfleth Bremen Hamburg Deutschland Hamburg Deutschlands Amsterdams London Hamburg Hamburg Hamburger_Berg
674
A. Europa.
blieb,
Wilhelm
Prinz aus diesem Hause, Erbstatthalter
von Friesland war, so gelang es ihm, nach und nach auch die übrigen
Provinzen zu gewinnen, so daß er 1747 von allen sieben Provinzen als
Erbstatthalter anerkannt wurde. Bei seinem Tode 1751 ließ er seinen
dreijährigen Sohn Wilhelm V. unter der Vormundschaft des Herzogs
Im Jahre 1786 aber erregte die anti-oranische
von Braunschweig
Partei, unter
Patrioten
Unruhen und suchte
Erbstatthalter zu verdrängen; doch reichte eine geringe preußische Hülfs
macht 1787 sehr bald hin, diesen übel berechneten Ausstand zu dämpfen.
Auch in Belgien, dessen Wohlstand sich unter Maria Theresias Regierung
gehoben, widerstand man der Einführung nützlicher Reformen unter Joseph I I.;
Aufruhr, die Oesterreicher
" I r --- ----
das Land wieder besetzen.
unzufrieden
politische Bewegung, welche von Frank
erschütterte, wurden nun auch die Niederlande hinemge
zogen. Dumouriez, der Sieger bei Jemappes, unterwarf die südlichen
Provinzen, und auch
durch
Frieden wehrlose
durch
setzen.
etzte Parteien noch mehr geschwächte Holland konnte dem raschen
gen mächtiger Heere nur einen ohnmächtigen Widerstand entgegen-
Von einem ungewöhnlich strengen Wiltter und der Bolkspartei
;t, eroberte Pichegrü 1795 Holland ohne Mühe; der Erbstatthalter
entfloh nach England, und die Holländer, nachdem sie unermeßliche Summen
für ihre Befreiung bezahlt, erhielten eine sogenannte Constitution für ihr
Land, welches nun die batavische Republik hieß. England benutzte
diesen Umstand, um sich mit leichter Mühe aller holländischen Eolonien,
namentlich Ceylons, des Caps und derer in Guayana, zu bemächtigen.
Unter Napoleon nahm die Constitution bald eine monarchische Form an, um
den Augenblick vorzubereiten, wo er 1806 seinen Bruder Ludwig
zum König ernannte. Man muß diesem die Gerechtigkeit widerfahren
lassen, daß er alles Mögliche that, um seine Unterthanen gegen die Er
Pressungen und die allen Handel vernichtenden Decrete seines Bruders zu
schützen, und es gereicht ihm zur größten Ehre, daß, als er sah, er könne
seine Unterthanen nicht retten, er 1810 freiwillig dem Throne entsagte.
Holland war nun dem französischen Reiche einverleibt und durch Conscrip-
tion, Ausrüstung von Schiffen und durch Abgaben an Menschen und Geld
erschöpft. Das ewig denkwürdige Jahr 1816 brachte auch Holland die
Rasch überzog und eroberte der General Bülow dieses
Eine
Freiheit
Land und ward überall von den Einwohnern mit Jubel einpfangen.
Erbstatthalter
Söhne
unter Englands Fahnen in Spanien sich ausgezeichnet hatten, zurück; und
der Wiener Congreß vereinigte, als Entschädigung für die an England ab
getretenen Eolonien, die seit drei Jahrhunderten getrennten südlichen Pro-
vinzen wieder mit den nördlichen. Im März 1815 nahm der Erbstatt-
halter unter dem Namen Wilhelm I. den Titel eines Königs der Nieder-
lande an, und seine Truppen halfen an: 18. Juni in der Schlacht bei
Belle Alliance seinen Thron befestigen. Auch den alten Ruhm zur See
bewährten die Niederländer aufs hielte in dem blutigen Gefechte, welches
sie mit einigen Fregatten in Verbindung mit der englischen Flotte mtter
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm_V. Wilhelm_V. Maria_Theresias Maria Theresias Joseph_I_I. Frank Dumouriez Jemappes Napoleon Ludwig Ludwig Bülow Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Europa Friesland Braunschweig Belgien Holland Bolkspartei England England Guayana Holland Conscrip- Holland Englands Spanien England
Ii. Frankreich.
529
Weichsel vom Feinde überschwemmt
Preußen sammeln sich
schwachen Trümmer des Heeres, und vereint mit den zu spät erschiene-
Russen wird die blutige, aber nichts entscheidende Schlacht bei Preußisch-
7. und 8. Februar 1807, geliefert. Mit neu gesammelten
Eylau, am
muß den unglücklichen Frieden
durch es die Hälfte der Monarchie
Friedland, 14. Juni, und Pr
t, 9. Juli 1807, annehmen
Provinzen mit Hannover, Braunschweig und Hess
ahlt und die Oder-Festungen Glogau, Knstrin
Händen läßt. Aus den abgetretenen preußischen
reich, W
bildet;
Polen, unter dem
Herzog-
Oester-
thums Warschau, dem nunmehrigen Königreiche Sachsen einverleibt,
reich siel 1805 ohne preußische Hülfe, Preußen 1806 ohne österreichische.
— England blieb nun abermals allein auf dem Kampfplatze; da es aber
beschloß Napoleon,
Häfen ihren Handel
e für Frankreich
Ausschließung d
vernichten,
Mächte, selbst Rußland und später Schweden,
Continentalshstems zu vermögen.
Annahme
, so
den
ihm.
Portugal
j tj r --(
Joseph Bonaparte mußte den
englischen Schutz, nahm keinen Theil daran; französische Heere sollten es
dastir züchtigen, und dies gab die erste Veranlassung zu den schändlichen
Austritten in Spanien und zu dem hartnäckigen Kriege, von welchem
schon bei Spanien (S. 440) geredet haben
Thron von Neapel gegen den von Spanien vertauschen, und Napoleons
Schwager, Murat, bisher Großherzog von Berg, erhielt Neapel. Auch
Rom ward unter mancherlei Vorwänden erst besetzt, dann dem französischen
Reiche einverleibt und der Papst Pius Vii. als Gefangener nach Savona
geschleppt. Noch einmal versuchte Oesterreich, den langen Kampf zu er-
neuern und Deutschland von dem immer schwerer lastenden Joche zu be-
freien. Zahlreicher als je traten seine Heere 1809 auf, und der wackere
Sinn der Throler wie die Stimmung in einem großen Theile von Deutsch-
land ließen einen besseren Ausgang erwarten. Aber von der ganzen Macht
des Rheinbundes nur allzu sehr unterstützt, gelang es Napoleon in den blu-
tigen Tagen bei Abensberg, Eckmühl und Regensburg, vom 19. bis 23.
April, die Oesterreicher zu überwältigen und sich den Weg nach Wien zu
öffnen,^welches auch diesmal nach einer leichten Vertheidigung am 12. Mai
seine Thore öffnen mußte. In Böhmen hatte der Erzherzog Karl
wieder gesammelt und siegte in der blutigen Schlacht bei Aspern,
ach der Zerstörung der großen Donaubrncke, auf der Insel
Lobau eingeschlossen, war Napoleon verloren, wenn man ihm nicht Zeit
die italienische Armee an sich zu ziehen,
zum zweiten Male über die Donau hervorbrach, beendigte die zweitägige
Schlacht bei Wagram, 5. und 6. Juli, den Krieg. Oesterreich verlor im
Wiener Frieden, 14. October, einen Theil von Galizien, Salzburg und
einen breiten Küstenstrich am Adriatischen Meere, welcher unter dem Alainen
der illyrischen Provinzen dem französischen Reiche einverleibt wurde.
Die Tochter des Kaisers, die Erzherzogin Marie Louise, ward die Gemahlin
Blanc's Handbuch I. bte Aufl.
Heer
22. Mai.
das
Man zögerte, imb als er
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Extrahierte Personennamen: Hess Napoleon Joseph_Bonaparte Napoleons
Schwager Napoleons Murat Napoleon Karl Karl Napoleon Marie_Louise
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Friedland Glogau Polen Warschau Sachsen England Frankreich Schweden Portugal Spanien Spanien Neapel Spanien Neapel Rom Savona Oesterreich Deutschland Abensberg Regensburg Wien Aspern Donaubrncke Donau Oesterreich Galizien Salzburg
60
A. Europa.
Großherzogthümern mit Gebietserweiterungen erhoben; die Für-
sten wurden für souverain erklärt unter dem Protectoral Napo-
leons und bildeten nun in der engsten Verbindung mit Frankreich
den Rheinbund. Das deutsche Reich war hierdurch aufgelöst,
und 1800 legte Kaiser Franz die deutsche Kaiserkrone nieder. Zu
spat versuchte Preußen 1806, in Verbindung mit Sachsen und in
Hoffnung auf russischen Beistand, den Kampf mit Frankreich und
allen ihm verbündeten Ländern. Die einzige Schlacht bei Jena
und Auerftädt, 14. Oct. 1800, vernichtete alle Hoffnungen und öff-
nete Preußen bis an die Weichsel dem rasch vordringenden Sieger.
Auch die Weichsel war bald überschritten, die blutige aber zweifel-
hafte Schlacht bei Preußisch -Eylau, 8. Febr. 1807, ward nicht be-
nutzt, und der Sieg der Franzosen bei Friedland über die Russen
vernichtete die preußische Monarchie. Der Friede von Tilsit, 9 Jul.,
raubte ihr alle Provinzen zwischen Elbe und Rhein, (aus welchen
wie aus Hessen und Hannover das neue Königreich Westphalen zu-
sammengesetzt wurde), und das ganze ehemalige Südpreußen, wel-
ches unter dem Namen eines Herzogthums Warschau dem zum Kö-
nig ernannten und in den Rheinbund getretenen Kurfürsten von
Sachsen gegeben ward. Nur noch in Oestreich lebte für Deutsch-
land ein Funken der Hoffnung, und die dort allgemeine Stimmung
ließ allerdings die größten Anstrengungen erwarten. Der Zeitpunkt
1809 schien günstig: Napoleons beste Heere waren in Spanien in
einem verzweifelten Kampfe begriffen, und in ganz Deutschland
regte sich Hoffnung und innige Theilnahme für Oestreich. Noch
einmal sollten Napoleons überlegene Talente siegen und Deutschland
das volle Maaß der Unterjochung und Schmach empfinden. Die
Schlachten bei Abensberg, Than, Eckmühl und Regensburg, 20 —
22. April 1809, vernichteten einen bedeutenden Theil der östreichi-
schen Heere; die deutschen Fürsten, vielleicht zum Abfall geneigt,
blieben dem Rheinbünde getreu, nur die Tyroler erhoben sich mit
Heldenmuth unter Hofers Anführung, und zum zweiten Male zog
Napoleon als Sieger in die Kaiserstadt ein. Der Sieg des Erzher-
zogs Carl bei Aspern, 21 — 22. Mai, erweckte schöne Hoffnungen;
in dem erschöpften Preußen regte sich lebhafte Theilnahme, und eine
kleine Heldenschaar unter Schill wagte auf ihre eigne Hand das
Zeichen zum Losbrechen zu geben. Auch diese Hoffnungen wurden
vereitelt, Schill fiel in Stralsund durch Mitwirkung Dänemarks;
die Schlacht bei Wagram, ä—6. July, endete den Krieg, und
nur der vertriebene Herzog von Braunschweig an der Spitze eines
kleinen Heeres durchzog rühmlich Deutschland, von Böhmen bis
an die Nordsee, um sich nach England einzuschiffen und die Fran-
zosen in Spanien wieder aufzusuchen. Durch den Frieden von
Wien, 14. Oct., verlor Oestreich alle Verbindung mit dem Meere,
mußte die edlen Tyroler ihrem Schicksale überlassen und sich zudem
harten Opfer entschließen, sich mit seinem Erbfeinde durch die Ver-
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Napoleons Napoleons Hofers Napoleon Carl Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Europa Napo- Frankreich Rheinbund Sachsen Frankreich Jena Friedland Tilsit Rhein Hessen Hannover Warschau Rheinbund Sachsen Oestreich Napoleons Spanien Deutschland Deutschland Abensberg Regensburg Rheinbünde Aspern Stralsund Deutschland Nordsee England Fran- Spanien Wien
61
Vii. Deutschland.
mählung der Erzherzogin Marie Louise mit Napoleon 1810 zu ver-
binden. Jetzt war Deutschland völlig unterjocht, und Napoleon
benutzte seine Macht so schonungslos, daß er ohne weitem Grund
als sein Belieben den nordwestlichen Strich von Deutschland, die
Mündungen der Weser, der Elbe bis jenseits Lübeck an die Ostsee
mit dem französischen Reiche vereinigte, und fortfuhr, die Hülfs-
truppen der minder mächtigen Fürsten in Spanien aufzuopfern.
Der Feldzug nach Rußland 1812 war Napoleons größter aber auch
letzter Triumphzug, auf welchem ihn nicht allein der ganze Rhein-
bund, sondern auch ein preußisches und ein östreichisches Hülfs-
corps begleiteten. Der Winter 1812 vernichtete unwiederbringlich
seine Macht, und dem General Aork ward das Verdienst, durch
einen Vertrag mit den Russen, welchen der König später bestätigte,
das erste Zeichen der wieder auflebenden deutschen Freiheit zu ge-
den. Nach einigen Monaten des ängstlichen Harrens erscholl end-
lich der Ruf des Königs an sein längst vorbereitetes Volk, und
ganz Preußen erhob sich in Waffen. Zweimal täuschte noch der
Sieg unsere Hoffnungen in den rühmlichen Schlachten bei Groß,
Görschen oder Lützen, 2. Mai, und bei Wurschen oder Bautzen,
20. u. 21. Mai 1813. Der Waffenstillstand vom 4 Juny bis 10. Au-
gust vollendete Preußens und Rußlands Rüstungen, Oestreich schloß
sich an die gemeine Sache, und eine Reihe von Siegen, welche die
Völkerschlacht bei Leipzig am 16 —19. Oktober krönte, trieb Na-
poleon , noch unterwegs bei Hanau von den Baiern angegriffen,
über den Rhein zurück. Alle Fürsten des Rheinbundes, Baiern
zuerst, eilten dem Rheinbünde zu entsagen und vereinigten ihre
Truppen mit den Verbündeten. Am Rhein trat einige Waffenruhe
ein, und noch wäre es dem Verblendeten möglich gewesen einen
leidlichen Frieden zu erlangen; als er aber auch diesen ausschlug,
drangen Oestreicher und Russen durch die Schweiz, Blücher mit
Preußen und Russen am 1. Jan. 1814 bei Caub über den Rhein
und unaufhaltsam nach Frankreich hinein. Die Siege bei Brienne,
Laon, Fere-Champenoise und endlich am 30. März bei Paris, öff-
neten den Verbündeten die Thore von Paris und stürzten Napoleon
vom Throne. Er entsagte ; erhielt die Insel Elba als Fürstenthum,
und die Bourbons kehrten auf den Thron ihrer Väter zurück. Der
erste Friede von Paris, 30. Mai 1814, ließ Frankreich die alten
Gränzen von 1792, selbst noch mit einigen Erweiterungen im Elsaß
und Savoyen. Um die so hochwichtigen und so verwickelten Ange-
legenheiten Deutschlands zu berichtigen, begaben sich die meisten
der verbündeten Monarchen persönlich auf den Congreß zu Wien,
1. Aug. 1814; wo es über die Entschädigungen, welche Preußen,
billig verlangte, zu sehr ernstlichen Erörterungen kam; endlich
ward ihm das jetzige Großherzogthum Posen, die nördliche Hälfte
von Sachsen und mehrere Provinzen an beiden Ufern des Rheins
zugesprochen, wogegen es andre an Hannover abtrat und dadurch
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TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Marie_Louise Napoleon Napoleon Napoleons Oestreich Jan Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland Ostsee Spanien Napoleons Wurschen Bautzen Siegen Leipzig Hanau Rhein Baiern Rheinbünde Rhein Schweiz Rhein Frankreich Laon Paris Paris Elba Paris Frankreich Savoyen Deutschlands Wien Posen Sachsen Rheins
91
Vii. Deutschland. Preußen.
Wittenberg, am rechten Ufer der Elbe, über welche hier
eine sehr lange hölzerne Brücke führt, zahlt etwas über 7000
Einw. Dieser Wiege der deutschen Reformation, wo einst Luther
lebte und wo er in der jetzt neu verzierten Schloßkirche neben Me-
lanchthon ruht, hat die Noth der neuern Zeit in eine Haupt-
festung verwandelt, und die 1502 gestiftete Universität nach Halle
verdrängt. Dem großen Reformator ist am 31. Oct. 1821 eine
eherne Statue, welche auf einem Fußgestelle von Granit ruht und
mit einem gothischen Dache von Gußeisen überbaut ist, theils auf
Kosten des Königs, theils von den seit 1800 zu einem Denkmahle
Luthers gesammelten Geldern, auf dem Platze vor der Schloß-
kirche errichtet worden. — Südlich von Wittenberg liegt an der
Elbe der Ort War ten bürg, wo am 3. Oct. 1813 der General
Pork den Uebergang über den Fluß erzwang.
Die starke Festung Torgau, am linken Elbufer, mit dem
Fort Zinna, zählt etwa 7000 Einw. In der Nähe siegte Frie-
drich Ii. 1760. Einige Meilen oberhalb liegt an der Eibe Mühl-
berg, wo 1547 Carl V. den Kurfürsten von Sachsen Johann
Friedrich besiegte und gefangen nahm.
Zwei Stunden südlich von Halle, am linken Ufer der Saale,
liegt Merseburg, der Sitz der Regierung, mit einem Schlosse
und einer schönen Domkirche, in welcher man die Hand Ru-
dolphs von Schwaben, des Gegenkaisers Heinrichs Iv ., und
mehrere Gemälde von Lukas Kranach sieht. Die Stadt hat etwa
8000 Einw.
Naumburg, in einer reizenden Gegend, unweit der mit
der Unstrut sich vereinigenden Saale, mit beinahe 16000 Einw.
Sie ist wohlgebaut und treibt ansehnlichen Handel, hat auch jähr-
lich 2 Messen. Die Domkirche ist ein ausgezeichnet schönes Ge-
bäude. 1 Stunde von Naumburg, nahe bei dem schön an der
Saale gelegenen Orte Kosen, wo eine Saline, liegt ganz ein-
sam die berühmte sogenannte Fürstenschule, Schul-Pforte,
welche 1543 an der Stelle eines Klosters gestiftet ward. In der
Gegend von Naumburg wächst erträglicher Wein. — Zwischen
Naumburg und Merseburg liegt an der Saale die Saline Dür-
renberge. Rechts von der Saale der Ort Lützen, in dessen
Nähe Gustav Adolph 1632 siegte und fiel, und am 2. Mai 1813
die Franzosen einen höchst unvollkommenen Sieg errangen; eine
eiserne Pyramide bezeichnet das Schlachtfeld bei Groß-Göt-
scheu, und wahrscheinlich wird sich auch bald ein Denkmahl an der
Stelle erheben, wo Gustav Adolph starb; bis jetzt ist sie nur durch
einen rohen Stein bezeichnet. Links von der Saale beim Dorfe
Roßbach besiegte Friedrich Ii. 1757 die Franzosen; auch hier
bezeichnet eine 1814 errichtete Denksäule das Schlachtfeld.
Die Stadt Eisleben, deren Einwohner, an 7000, zum
Theil von den benachbarten Kupferbergwerken leben, ist der Ge-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Carl_V. Johann
Friedrich Johann Friedrich Heinrichs Heinrichs Lukas_Kranach Gustav_Adolph Gustav Gustav_Adolph Gustav Friedrich_Ii Friedrich