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den sei. Hierauf nahm er im Festsaal das Frühstück ein, das ihm von der Stadt gereicht wurde. Während der Tafel brachte der Oberbürgermeister das Kaiserhoch ans und gab in seiner Rede dem Gefühl des Dankes Ausdruck für die Auszeichnung, die der Stadt durch den Befnch des Kaisers widerfahren.
Als Nachfeier fanden am Nachmittage Schulfeierlichkeiten statt.
c) Kaiser Wilhelm Ii. in Erfurt.
Am Sonntag, den 13. September 1891, abends 9% Uhr traf der Kaiser mit seiner Gemahlin in Ersnrt ein, um der Parade bei Gamstedt beizuwohnen. Glockengeläute verkündete seine Ankunft, und ein tausendstimmiger Jubel brach bei seiner Abfahrt vom Bahnhof los. Er rollte donnernd über den Platz und pflanzte sich durch die dichtgedrängten Menschenmauern der Bahnhofstraße fort bis Hin zum Anger, wo die städtischen Behörden Aufstellung genommen hatten. Geleitet von den Seydlitzkürafsieren, fuhr das Herrscherpaar durch die Bahnhosstraße und über den Anger nach dem Regierungsgebäude.
Am andern Morgen hatten die Schulkinder Erfurts in den Straßen, welche der kaiserliche Wagenzug auf der Fahrt nach dem Paradefelde berühren mußte, Aufstellung genommen, um dem Kaiser ihre Huldigung darzubringen. Punkt 9 Uhr morgens verließ das Kaiserpaar die Regierung und fuhr durch die Regierungsstraße, Wilhelmstraße, den Dalbergsweg, die Friedrich- und Gothaerstraße an der Cyriaksstraße vorüber nach Gamstedt, wo die Soldaten der Provinz Sachsen ihren Kriegsherrn erwarteten. Auf dem Wege dahin jubelten ihm auch die Kriegervereine zu, welche auf der Höhe der Cyriaksburg in Reih und Glied standen. Nach Schluß der Parade um 1 Uhr trafen der Kaiser und die Kaiserin wieder im Regierungsgebäude ein. Gegen 6 Uhr begaben sie sich in das Rathaus, wo im großen Fesifaale ein Abendessen angerichtet worden war, welches bis 8 Uhr dauerte.
Mittlerweile hatte die Erleuchtung der Stadt ihren Ansang genommen. Die Straßen schienen in ein Lichtermeer getaucht. Unter ihnen ragte der Anger ganz besonders hervor. Vom lichtumflossenen, elektrisch beleuchteten Standbild der „Ersordia" in dsc Nähe des Postgebäudes zogen sich Fahnenmaste, welche an ihrem unteren Drittel je einen Kranz kleiner Glaslampen trugen, den Straßendamm entlang bis zum ebenfalls elektrisch erhellten, sprudelnden Brunnen am entgegengesetzten Straßenende. Auch der Fischmarkt stand nicht zurück mit seinem im Glanze von Tausenden von Gasfiämmchen und Gassternen erstrahlenden Rathause. Das Kaiserpaar und sein Gefolge war überrascht von der Großartigkeit des Gebotenen, wie es ihnen auf der Rundfahrt durch Regierungsftraße, Klostergang, Neuwerkstraße, Anger, Johannesstraße, Augustiner-, Allerheiligen- und Marktstraße entgegentrat.
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Nenn ihn, Garde!"
„Die Höhen von Chlum."
„Ein guter Reim, ich salutier'.
Preußische Garde passier', passier'."
Glocken läuten, Fahnen wehn, die Sieger drinnen am Tore stehn.
Eine Siegesgasse ist aufgemacht: östreichsche Kanonen, zweihundertundacht.
Und durch die Gasse die Sieger ziehn. —
Das war der Einzug in Berlin.
Theodor Fontane.
59. Am Is. Juli 1870.
1. Zu Charlottenburg im Garten in den düstern Fichtenhain
tritt, gesenkt das Haupt, das greise, unser teurer König ein.
2. Und er steht in der Kapelle — seine Seele ist voll Schmerz —, drin zu seiner Eltern Füßen liegt des frommen Bruders Herz.
3. An des Vaters Sarkophage lehrtet König Wilhelm mild, und sein feuchtes Auge ruhet auf der Mutter Marmorbild.
4. „Heute war's vor sechzig Jahren," leise seine Lippe spricht,
„als ich sah zum letzten Male meiner Mutter Angesicht.
5. Heute war's vor sechzig Jahren, als ihr deutsches Herze brach
um den Hohn des bösen Feindes, um des Vaterlandes Schmach.
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Extrahierte Personennamen: Theodor_Fontane Wilhelm
Die Kaiserlichen Prinzen im Felde. 135
tapfer ist unser Kronprinz. Beim Sturmangriff stellt er sich an die Spitze seiner Garde, und drauf geht's auf die Rothosen.
Die Entbehrungen des Krieges scheut der Kronprinz nicht. Das zeigt uns folgende Geschichte: Bei einen: ungestümen Vordringen seiner Truppen konnte die Proviantkolonne nicht schnell genug folgen, so daß sie längere Zeit ohne Verpflegung sein mußten. Dies Kriegsschicksal traf auch den Kronprinzen und seinen Stab. Da sah der Kronprinz, wie sich die Soldaten weiße Futterrüben aus dem Felde zogen. Lächelnd trat er an eine Gruppe heran, um auch davon zu kosten. Ein Soldat reichte ihm eine geputzte Rübe, und der Kronprinz aß wacker drauf los. Alsdann sprach er: „Hm, schmeckt gar nicht so schlecht, im Gegenteil, famos!" Und dem Vorbilde des Kronprinzen folgten alle Offiziere seines Stabes.
Prinz Eitel Friedrich griff in der Schlacht bei St. Quentin (spr. ßäng kangtäng) am 28., 29. und 30. August 1914 ebenfalls tüchtig mit an. Als es ans Stürmen ging, nahm der Prinz die Trommel eines gefallenen Tambours auf, schlug sie selbst und rief seinen Soldaten zu: „Vorwärts, Kameraden! Immer vorwärts!" Das gab frischen Mut. Mit neuem Feuer stürzten die Truppen sich auf die Feinde und eroberten die feindlichen Stellungen.
Prinz Adalbert wird sich wahrscheinlich auf einem großen Kriegsschiff befinden und dort im Dienste des Vaterlandes kämpfen.
Prinz August Wilhelm zog auch mit seinen Soldaten durch dick und dünn. Sein Anzug und seine Gesichtsfarbe zeugten davon. Eine französische Dame berichtet, wie sie in Reims (spr. rängs) einen jungen deutschen Offizier getroffen habe, dessen Uniform man es ansah, daß er vor keiner Mühe und Gefahr zurückgeschreckt habe. Er hielt die Dame höflich an und bat sie, doch einige verwundete Offiziere aufzunehmen, die ihm sehr am Herzen lägen. Es war Prinz August Wilhelm.
Dieser Hohenzollernsproß mußte bereits sein Blut fürs Vaterland opfern. Er verunglückte auf einer Dienstfahrt in Belgien mit seinem Auto und wurde schwer verwundet. Nach seiner Genesung kehrte der Prinz wieder zu seinem Truppenteil zurück.
Prinz Oskar hat so wacker witgefochten, daß er von der Überanstrengung krank wurde. Das Stürmen einer feindlichen Stellung ist eben keine leichte Sache.
Ein niedliches Geschichtchen von ihm erzählt ein Offizier in einem Feldpostbrief seiner Gattin:
Ein Reserveleutnant traf kürzlich in Feindesland auf der Straße einen jungen Offizier, der keine Achselstücke auf dem Feldrock trug, dafür aber das Eiserne Kreuz im Knopfloch. Unser Reserveleutnant redete den jungen Kameraden an: „Sagen Sie mal. Sie haben schon das Eiserne Kreuz, wie kommt denn das? Unser Regiment hat doch noch nichts. Von welchem Regiment sind Sie denn?" — Der junge Offizier: „Vom Zk.-Grenadier-Regiment." — Der Reserveleutnant: „Na, die haben sich ja auch ganz gut geschlagen. Haben alle Herren das Eiserne Kreuz?" — Der junge Offizier: „Nicht alle, aber sie werden es wohl alle bekommen." — Der Reserveleutnant: „Bei Ihnen
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Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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trennten sich von dem deutschen Reichsverbande. Darauf stiftete Napoleon den sogenannten Rheinbund, durch den 16 deutsche Fürsten sich von Kaiser und Reich lossagten und Napoleon als ihren Schutzherrn anerkannten. Die deutsche Kaiserwürde hatte nun keinen Sinn mehr; Kaiser Franz legte sie nieder und nannte sich hinfort nur noch Kaiser von Österreich. So endete das tausendjährige Deutsche Reich. Sein Zerstörer aber verglich sich mit dem Gründer des deutschen Kaisertums und nannte sich stolz den Nachfolger Karls des Großen. Länder und Kronen verschenkte Napoleon an feine Verwandten und Generale. Seinenvruber Joseph setzte er zum König von Neapel ein, feinen Vruber Ludwig zum König von Hollanb; fein General Murat, der ehemals Koch gewesen, dann des Kaisers Schwager geworben war, erhielt das beutfche Großherzogtum Berg.
60. Preußens Fall.
1. Jena und Anerstädt. In Preußen war Friedrich dem Großen sein Neffe Friedrich Wilhelmii. (1786—1797) als König gefolgt. Er kam feinem großen Vorfahren nicht gleich, und boch hätte Preußen gerabe zu biefer Zeit, währenb der französischen Revolution, eines befonbers einsichtigen und kräftigen Herrschers beburft. — Auf ihn folgte fein Sohn Friedrich Wilhelm Hi. (1797—1840), der sich balb nach feinem Regierungsantritt der Wachstuben Macht Frankreichs gegenüber sah. Er war friebliebenb und hütete sich lange vor jebem Kriege mit Napoleon. Aber biefer suchte Streit und verletzte den König durch Gewalttätigkeiten so sehr, daß Preußen dem Kampfe nicht länger ausweichen konnte. Es schloß ein Bünbnis mit den Russen und erklärte Napoleon den Krieg. Noch ehe die russischen Hilfstruppen da waren, zogen die Preußen in den Kampf. Sie hatten schlechtere Waffen und würden schlechter verpflegt als die kriegsgeübte französische Armee. Ihre Generale waren meist alt und schwach; viele hatten sich mit der neuen Kriegskunst Napoleons nicht bekannt gemacht, weil sie übermütig waren und die Armee Friebrichs des Großen für unüber-winblich hielten. Die jungen französischen Generale aber waren von Napoleon ans den umsichtigsten und tapfersten Offizieren gewählt. In der Doppelschlacht bei Jena und Auerftädt (14.Okt. 1806) trafen die ungleichen Heere zusammen; die Preußen erlitten eine völlige Niederlage und wichen in gänzlicher Auslösung zurück. Ganz Preußen stand dem Sieger offen.
2. Napoleons Ein;ng in Berlin. In dieser Not hätten die
9*
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Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
— 175 —
pflegen konnten. Aber vereint kämpften sie, denn die Märsche waren so berechnet, daß alle nötigen Truppen zur rechten Zeit auf dem Kampfplatze eintrafen. So genau kannte Moltke die Leistungsfähigkeit der Soldaten, so sicher berechnete er die Entfernungen, so gut schätzte er die Schwierigkeiten des Marsches, daß ihn niemals die Zuversicht auf das Gelingen seiner Pläne verließ. „Erst wägen, dann wagen," war sein Wahlspruch. Als bei Köuiggrätz, wie wir gesehen haben, um Mittag die Österreicher nicht wichen und nicht wankten und die preußischen Heerführer unruhig sorgten/ob wohl der Kronprinz rechtzeitig eintreffen werde, da sagte Moltke in größter Seelenruhe zum Könige: „Ew. Majestät werden heute nicht nur die Schlacht, sondern auch den Feldzug gewinnen."
77. Albrecht von Roon.
1. Die Jugend. Wie die Geschlechter Bismarcks und Moltkes, so ist auch das Noonsche sehr alt. Es stammt aus Holland, von wo der Vorfahr der deutschen Linie durch die spauischeu Unterdrücker vertrieben wurde (vgl. Nr. 36, 2). Albrecht von Roon wurde am 30. April 1803 in Pommern geboren. Sein Vater war verarmt; der Knabe wurde im Kadettenhause zum Offizier erzogen. Wie Moltke hatte auch Roon eine harte entbehrungsreiche Jugendzeit; was er geworden ist, das ward er durch eigne Kraft. „Unverzagt, vorwärts mit Gott," war sein Wahlfpruch. Fleißig studierte er, wenn er vom Exerzierplatz nach Hause kam. Aber er war kein blasier Stubengelehrter, sondern ein schöner kräftiger Soldat, dessen frisches kerniges Wesen jedem wohlgefiel. In jungen Jahren wurde er schon Erzieher am Berliner Kadettenhause. Die Kadetten hatten einen gewaltigen Respekt nicht nur vor seiner dröhnenden Kommandostimme, sondern auch vor seiner riesigen Körperkraft, wenn er als Turnlehrer sich mit ihnen auf Ring- und Kampffpiele einließ und mit einem ganzen Dutzend von ihnen auf einmal fertig wurde. Aber sie liebten auch den „groben Roon" von Herzen wegen seiner treuen Sorge für sie.
2. Beziehungen jurn Königshause. Später wurde Roon ein noch wichtigeres Erzieheramt übertragen: er mußte den Prinzen Friedrich Karl, den spätern berühmten Feldherrn, zwei Jahre auf die Universität begleiten. Der Prinz gewann ihn sehr lieb und hat fein Leben lang treu zu ihm gehalten. Auch der Prinz von Preußen wurde fein Freund und zog ihn in vielen Dingen zu Rate, besonders in Angelegenheiten des Heeres. Da hat denn Roon, der mittlerweile
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Niedersachsen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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den beiden marschierenden Heeren. Der Generalfeldmarschall Graf Schwerin batte außerdem den 2tuftrag, geradeswegs über Königgrätz auf präg loszumarschieren. Der Dresdener Hof war über dieses eigenmächtige, rücksichtslose Vorgehen der Preußen so empört, daß er sich den Feinden Friedrichs zugesellte und es in diesem zweiten schlesischen Kriege mit den Österreichern hielt.
Bereits am 2. September standen die preußischen Truppen in Böhmen in der Nähe von präg. Die in dieser Stadt liegenden Österreicher wagten keinen ernsthaften Widerstand, abgesehen von einigen kleineren Gefechten, sondern ergaben sich am J6. September. Die Verluste der Preußen waren nicht bedeutend; sie verloren im ganzen etwa 200 Mann, unter denen freilich der Kommandeur der Garde, der Markgraf Wilhelm von Brandenburg, sich befand. Der König bedauerte aufrichtig den Tod dieses teuren Verwandten, der ein (Enkel des Großen Kurfürsten war, denn er verlor in ihm einen seiner besten Heerführer. Kurz nachdem Prag genommen war, fielen auch die Städte Tabor und Budweis sowie die Bergfeste Frauenberg in die Hände der preußen, während gleichzeitig der Kaiser die Verlegenheit Österreichs benutzte, sein Stammland Bayern wieder zu erobern und in seine Hauptstadt München einzuziehen. Aber das Schicksal des Krieges ist wandelbar ; bald begünstigt es diesen, bald jenen. Das sollte auch König Friedrich erfahren. Der Herzog Karl von Lothringen, der Schwager Maria Theresias, bereitete im Verein mit dem tapferen österreichischen Feldmarschall Traun den preußen solche Verlegenheiten, daß sie präg und die anderen eroberten Städte räumen und sich nach Schlesien zurückziehen mußten. Bei diesem Rückzüge zeigte Prinz Ferdinand zum ersten Male seine glänzende Feldherrnbegabung. (Er befehligte den Nachtrab, aber mit solcher Geschick-
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wünschte, weil er ihr Ringen nach Freiheit als berechtigt anerkannte. So blieb er denn, was er war, der einfache „Gutsherr von Vechelde" ; und vielleicht war er in dieser Stellung glücklicher, als er es als Befehlshaber einer wenn auch siegreichen Armee gewesen wäre.
Nur eins war es, was den Herzog immer und immer wieder schmerzte; das war das Zerwürfnis mit dem Könige Friedrich Ii. von Preußen. Tange Jahre mieden sich diese beiden größten Melden des siebenjährigen Krieges absichtlich, und es schien, als würde niemals eine Versöhnung zustande kommen. Idenn König Friedrich nach Braunschweig kam, um dort seine Verwandten zu besuchen, so blieb Herzog Ferdinand dem Bose fern. Er hielt sich für den Beleidigten, und er wollte nicht der erste fein, der die k)and zum Frieden bot. Es ist in hohem Tilaße anzuerkennen, daß der König es war, der den ersten Schritt zur Versöhnung tat. Es war im )ahre \777, als Friedrich auf einer Reife nach seinen westfälischen Ländern und nach Ostfriesland durch das Herzogtum Braunschweig reiste. Er schrieb vorher an seinen Neffen, den Erbprinzen Karl Idilhelm Ferdinand, und bat ihn, doch seinen starrköpfigen (Oheim Ferdinand zu bewegen, mit ihm, dem Könige, in dem Jagdschlösse Langeleben im Elm, drei Ztceilen von Braunschweig entfernt, sich zu treffen. Nach einigem Besinnen sagte der Herzog zu, und so fand denn hier nach langer Trennung die erste Begegnung zwischen diesen beiden ausgezeichneten Zuännern statt, die zu einer völligen Aussöhnung führte. Beim Abschied lud Friedrich den Herzog ein, ihn in Potsdam zu besuchen ; und wirklich fand bald darauf der erste Besuch des Herzogs am königlichen f^ofe in Potsdam statt, dem bald andere folgten. Beide, der König und der Herzog, waren froh über diese Aussöhnung, und besonders
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Niedersachsen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): koedukativ
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den Vorposten, als er sich bei einem Aufklärungsritt zu weit vorgewagt hatte, von den österreichischen Vorposten erschossen worden war, und die Absicht Ferdinands war, von dem feindlichen Vorpostenkommandeur den Leichnam des erschossenen Offiziers zurückzuerbitten. Er ließ daher durch einen Parlamentär bei den Österreichern artfragen, ob sie geneigt seien, einen kurzen Waffenstillstand zum Zweck der Einholung des gefallenen Offiziers zu bewilligen. Der Parlamentär kam sofort zurück mit dem Bescheid, daß die Österreicher den erbetenen Waffenstillstand gern bewilligen würden, daß der Kommandeur der österreichischen Vorposten aber zugleich den Prinzen um eine kurze Unterredung auf dem Felde zwischen den beiderseitigen Vorposten bitten ließe. (Einigermaßen überrascht willigte Ferdinand in diese Aufforderung, und begleitet von seinem Bruder Albrecht begab er sich nach der bezeichneten Stelle, wo er den österreichischen Offizier bereits antraf. Idte groß war aber sein Erstaunen und seine Freude, als er in ihm feinen geliebten Bruder Ludwig erkannte, der als Generalleutnant bei der Armee des Herzogs Karl von Lothringen stand. Das war ein schmerzlich-fröhliches Wiedersehen für die drei Brüder, die sich hier so unerwartet und unter so eigentümlichen Umständen trafen. Sie umarmten sich unter Tränen und beklagten das harte Geschick, öaß sie gezwungen waren, sich hier als Feinde gegenüber zu stehen, da sie doch mit so großer Liebe aneinander hingen. Aber nur kurze Zeit währte diese Begrüßung; die Dauer des Waffenstillstandes war kurz, und jeder mußte wieder zu seinem Truppenteil zurückkehren. Prinz Ludwig konnte nicht ahnen, daß er an diesem Tage seinen geliebten Bruder Albrecht zum letzten Ztlale gesehen hatte !
Bis zum 30. September standen sich hier die feindlichen Heere gegenüber, ohne ihre Stellungen wesentlich zu verändern und ohne
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Extrahierte Personennamen: Ferdinands Ferdinand Ferdinand Albrecht Albrecht Ludwig Ludwig Karl_von_Lothringen Karl Ludwig Ludwig Albrecht
412
durch den Park eine schöne Aussicht gegönnt. „Bellevue" ist der Name
des Schlosses. Die Hinterfront, die nach Donchery gewandt ist, wird
durch Baumanpflanzungen gedeckt. Den Vordergarten zieren Blumenbeete.
Auf die Höhe der Freitreppe gelangt, tritt man in die Räume, die
der Familienwohnung des Besitzers angehören, — zunächst in einen kleinen
Flur, der durch Glaswände von den Glassalons getrennt ist. Eine ein-
fache Einrichtung, ein großer, ovaler Tisch und vielleicht ein Dutzend Rohr-
stühle, kennzeichnet auch diesen Raum als Vorgemach. Man tritt von hier-
in den Salon des mittleren Thurmes, der zwar ebenfalls einfach, aber
doch mehr wohnlich ausgestattet ist. Tische, Lehnstühle, Sopha, Spiegel,
Kamin und Büffet befinden sich darin. Zur Seite dieses Gemachs, gleich-
falls im mittleren Thurme, ist ein Bibliothekzimmer, ein wenig eleganter,
als das oben beschriebene größere Zimmer.
Dieses Schlößchen war es, das am 2. September 1870 den Raum
zu der Unterredung zwischen König und Kaiser bot. Der König, an seiner
Seite der Kronprinz, die Kavallerie-Stabswache im Vortrab und im Ge-
folge, — so ritten sie über Donchery der Gegend zu, über die Maasbrücke,
bald darauf in den Park von Bellevue umbiegend. Als sich der Zug dem
Schlosse näherte, war es gegen 1 Uhr geworden.
Da stand der Kaiser an der Außenseite des Hauses vor der Treppe.
Er entblößte sein Haupt und verbeugte sich ehrerbietig vor dem Könige.
Kaum vom Pferde gestiegen, ging der König auf ihn zu, faßte seine Hand
und schüttelte sie. Er war von der Thatsache, daß sein herausfordernder
Gegner gedemütigt, abbittend und sein Schicksal abwartend vor ihm stand,
zu sehr gerührt, als daß er sogleich ein Wort hätte sprechen können. Er
war aber eben so voll Edelmutes und voll aufrichtiger Demut des Herzens.
Er hegte den lebhaften Wunsch, dem schon vielfach Gestraften über die
Schwere dieses Augenblicks hinweg zu helfen. Der König führte ihn die
Stufen der Freitreppe hinauf. Der Kronprinz folgte. Vor der Thür des
Mittelsalons angelangt, blieb auch der Kronprinz zurück.
Seiner Lage sich bewußt, schwieg der Kaiser. Es stand ihm zu, abzu-
warten, wie der König die Unterredung einzuleiten wünschte.
Der König: Gott hat den Sieg meinen Waffen gegeben. Und ich
danke Gott dafür! Doch um Eurer Majestät willen bedaure ich aufrichtig
alles, was geschehen ist. Ich habe es sogleich herzlich bedauert, daß Eure
Majestät den Krieg gegen mich erklärt haben.
Der Kaiser: Sire, ich kann versichern, daß ich den Krieg nicht ge-
sucht habe. Die öffentliche Meinung, die Stimmung des Volkes waren es,
die mich gezwungen haben, Krieg zu beginnen.
Der König: Soll ich davon überzeugt sein, soll ich glauben, daß
Eure Majestät den Krieg geführt haben, um der öffentlichen Meinung zu
genügen, so muß ich doch sagen, daß Ihre Minister jene öffentliche Meinung,
welche den Krieg erzwang, künstlich hervorgerufen und genährt haben.
Der Kaiser schwieg.
Der König: Eurer Majestät Armee geht mit Ehren aus dem Kriege
hervor. Das Zeugnis, daß sie mit großer Tapferkeit gekämpft habe, darf
ihr nicht versagt werden.
Der Kaiser: Doch der Ruhm strengerer Disziplin gehört den Truppen
Eurer Majestät. Es ist leider wahr, daß diese einem großen Theil meiner
Truppen in letzter Zeit sehr gefehlt hat.
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1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Auflösung in die Festung Sedan warf. Sie wurde eingeschlossen,
und Napoleon selbst saß mit in dieser Falle. In dieser Bedrängniß
schrieb Napoleon an den König Wilhelm: „Nachdem ich vergebens
an der Spitze meiner Armee den Tod gesucht, lege ich meinen Degen
zu den Füßen Eurer Majestät nieder." Diesen Brief sandte er an
den König in's Feldlager und gab damit zu erkennen, daß er sich und
seine Armee auf Gnade und Ungnade ergeben wolle. Moltke und
Bismarck traten nun in Unterhandlung mit dem französischen General
v. Wimpsen wegen der Uebergabe der Festung und des Heeres. Am
folgenden Tage, am 2. September, wurde die Kapitulation abgeschlossen.
Die ganze französische Armee wurde kriegsgefangen nach Deutschland
geführt. 83,000 Mann, darunter 4000 Offiziere und 50 Generale,
geriethen am 2. September in die Hände der Unsern, außer den
25,000, die in der Schlacht am vorhergehenden Tage zu Gefangenen
gemacht worden waren. Dazu wurden 400 Feldgeschütze, 150 Festungs-
geschütze und 10,000 Pferde erbeutet.
Unbeschreiblich war der Jubel in ganz Deutschland bei der Nach-
richt: Der Kaiser ist gefangen! Jede Stadt, jedes Dorf prangte im
Fahnenschmuck. Bon Ort zu Ort tönte Glockengeläute herüber, in
das sich lebhafter Kanonendonner mischte. Fast überall wurde die Ar-
beit eingestellt; nur das eine Gefühl bewegte eines jeden Brust: Es
ist Großes geschehen!
Begleitet von einigen Generalen verließ Napoleon am 2. Sep-
tember zu Wagen schon 5 Uhr morgens die Stadt Sedan und ließ
den Grafen Bismarck durch einen Adjutanten um eine Unterredung
bitten. Unterwegs vor einem leerstehenden Häuschen, das einem Weber
gehörte, stieg er aus und setzte sich auf eine Bank. So fand ihn der
Graf, der ihm entgegengeritten war. Nach einer kurzen Unterredung
bestieg der Kaiser den Wagen, und der Reichskanzler Bismarck begleitete
ihn mit einer Ehrenwache nach dem Schlößchen Bellevue (spr. Bählwü).
Hier hatte auch Napoleon am Nachmittage desselben Tages eine kurze
Zusammenkunft mit dem König Wilhelm, den er durch Bismarck hatte
um eine Unterredung bitten lassen. Darüber hat der König an die
Königin Augusta Folgendes berichtet:
„Welch' ein ergreifender Augenblick, die Begegnung
mit Napoleon! Er war gebeugt, aber würdig in seiner
Haltung und ergeben. Ich habe ihm Wilhelmshöhe bei
Kassel zum Aufenthalte gegeben. Unsere Begegnung
fand in einem kleinen Schlößchen, westlich von Sedan,
statt. Von dort beritt ich die Armee um Sedan. Den
Empfang von den Truppen kannst Du dir denken. Un-
beschreiblich! Beim Einbrechen der Dunkelheit, 1/2 8 Uhr,
hatte ich den 5stündigen Ritt beendigt, kehrte aber erst
um 1 Uhr hierher zurück. Gott helfe weiter!"
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