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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 44

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 44 — Cordoba, ihre Hauptstadt, zählte 1 Mill. Seelen und enthielt 600 Moscheen, 2 prachtvolle Schlösser, 17 große Universitäten, mehrere Aka- demien und 70 große Bibliotheken. In Andalusien, Granada und Mur- cia hielten sich die Mauren bis 1492; daher sind hier die Spanier stark mit arabischem Blute gemischt und viele Wörter ihrer Sprache maurischen Ursprungs. Im Mittelalter entdeckten die Portugiesen viele Inseln an der Westküste Afrikas, und sie kamen bis ans Kap der guten Hoffnung. Sie waren ihrem Ziele der Auffindung des Seeweges nach Indien, immer näher gekommen. Diese Entdeckungen drängten das spanische Königshaus, endlich auf die Ideen des Columbus einzugehen, und am 3. Aug. 1492 segelte er vom Hafen Palos ab. Warum gingen von hier die Entdeckungen des Mittelalters aus? Lage u. s. w. Warum von so vielen Völkern besucht? — ge- segnete Landschaften. Wovon werden wir also zu sprechen haben? 1. Lage, Grenzen, Gliederung u. s. w. 2. Einzelne Landschaften wie Ebrogebiet, Andalusien und Kastilien. Ii. 1. A. Lage, Grenzen und Gestalt. Lage in Europa? Weltlage? — 36.—431//. Zone? Welcher Zone näher? Temperatur? Grenzen? Gliederung? — gering (Nachweis). Inseln? Gestalt? — Wir ziehen gerade Linien vom Kap de Ereus bis Finisterre (1000 km), von hier bis Vincent (660 km), von hier bis Car- thagena (750 km) und von hier bis Kap de Ereus (650 km). — So entsteht ein rechtwinkliges Trapez. Flächeninhalt? — ungefähr 600000 qkm (nämlich 750.660 km und 250.660:2) und 26 Millionen Einwohner. Wieviel Bewohner auf einen qkm? 32. Nach obigen Hilfslinien werden die charakteristischen Umrisse der Halbinsel auf die Wandtafel gezeichnet. Inwiefern ist die Lage der Pyrenäenhalbinsel günstig? Sie liegt am Altantischen Ozean und am Mittelmeer; beide Meere sind durch die Straße von Gibraltar verbunden — Annäherung an Afrika. Folge? Schiffahrt — überseeische Entdeckungen im 15. und 16. Jahr- hundert. — Industrie und Handel kamen durch den Fleiß und die In- telligenz der Mauren zur Blüte. Warum ist die Industrie und der Handel auf der Halb- iusel in der Gegenwart unbedeutend? Mauren vertrieben — gegenwärtigen Einwohner ohne Unternehmungsgeist — Bewässerungs- anlagen der Mauren zerfallen — Beherrschung des Weltmarktes durch die Engländer (Gibraltar — Malta — Rhodus u. s. w). Die Küsten sind wenig gegliedert, die geringe Anzahl der schützenden Buchten, Strom- schnellen, die Versaudung und Wasserarmut der Flüsse im Sommer sind ungünstig für die Schiffahrt. Auch gegen Frankreich ist die Halbinsel ziemlich abgeschlossen durch die Pyrenäen.

2. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 110

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 110 — Was werden wir also in dem östlichen Tieflande Europas finden? — breite, muldenförmige Tieflandsbecken mit Geröll und frucht- barer Erde bedeckt — an den Flüssen sumpfige Niederungen, Moore, Seen — sandige, bewaldete Landrücken, seenreiche Plateaus (Seen- platten). Bekannt ist die große Kälte in Rußland. Vermutungen über die Ursache: große Ausdehnung, besonders nach N kontinentales Klima, d. h. sehr kalte Winter und sehr heiße Sommer. Lage von Deutschland aus? — im O — ohne natürlichen Schutzwall. Ge- fahr? Folge? Festungen längs der Grenze beider Reiche. Feindliche Berührungen? — im 7 jährigen Kriege bei Zorn- dorf, Kuunersdors — Zug Napoleons nach Rußland. Wovon werden wir also zu sprechen haben? 1. Lage, Grenzen, Größe des östlichen Tieslands. 2. Bodengestalt, Bodenbeschassenheit, Klima, Bewässerung und Pro- dukte Nord-, Mittel- und Südrußlands. Ii, 1. Lage in Europa? — östlich von Deutschland und Österreich — bildet den Rumpf von Europa. Grenzen? (Siehe Karte!) Lage auf der Erdkugel? — zwischen 46. und 70.° nördlicher Breite und 42.—78. östlicher Länge. Größe? — von N nach S 360 Meilen — von O nach W 270 =• ungefähr 90000 □ Meilen — Hälfte von dem Flächeninhalte Europas (5,4 Million qkm, bei 100 Million Einwohner a qkm 47 Einwohner). Die Bode»gestalt ist im allgemeinen wie wir vermuteten: Breite, lange Tieflandsbecken im N, in der Mitte, im 8 von Flüsfen (Welchen?) durchzogen — Sümpfe und Moore (Siehe schwarze, kurze Schraffeu!) am Nördlichen Eismeer, in den Ostseeprovinzen und an einigen Flüssen — Suche auch die Landrücken und Seenplatten auf, die sich zwischen den Tiefebenen ausbreiten! Nordruftland. Begrenzung? — im 0 der Rauhe Ural, im 8 der Nordrussische und Westrussische Landrücken, im 0 die Ostsee mit Rigaer, Finnischem und Bottnischem Meerbusen, im N das Nördliche Eismeer mit Weißem- und Karischem Meere. Teile? — Die arktische Tiefebene (oder das Onega-, Dwina- und Pet- schoragebiet). Quellen und Lauf dieser Flüsse? Woher das viele Wasser? — Wasser- dünste vom Eismeere, die sich am bewaldeten „Nordrussischen Land- rücken" brechen. Klima? — sehr kalt - Karisches Meer, der „Eiskeller Europas" — das Weiße Meer 9 Monate zugefroren. Folge? Fischfang (Wale,

3. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 56

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 56 — Zonen vom Äquator bis zu den Polen. Nach den Polen, ebenso nach oben nimmt die Wärme der Luft ab. Warum? Folge? Die deutscheu Kalkalpen, Deutschld. S. 91, 92, 97 — Pyrenäen und Sa. Nevada.) Tiefebenen, Untiefen, Sandbänke, Wasserfälle, Stromschnellen, Deutsch!. 4. 6. 97) Untiefen n. f. w. sind der Schisfahrt Hinderlich (Flüsse Spa- niens, oberrheinische Tiefebene, oberdeutsche Hochebene). Binnen- und ozeanisches Klima (Spanien S. 48, Italien S. 43, Griechenland S. 19, 23. Ostsee.) Industrien (Bergbau, Südfrüchte und tropische Gewächse — In- dustrie-, Haseu-, Haupt-, Universitätsstädte, Eisenbahnknotenpunkte u. s. w. zusammenstellen. Frankreich. Ziel: Das Land unserer Nachbarn im Westen, ein reich gesegnetes Land. I. Namen für Land und Bewohner — das Frankenreich unter Karl dem Großen — Teilung im Vertrag zu Verduu — 870 kommt noch Lothringen an Deutschland. Wie vertragen sich nun die beiden Nach- barn? — Der König Heinrich Ii. von Frankreich nahm während des Schmalkald. Krieges die deutschen Reichsstädte Metz, Tonl, Verduu — der Raub Straßburgs und Die Verwüstung der Pfalz nnter Ludwig Xiv. — Zersplitterung der deutschen Einheit (Rheinbund — Frieden zu Preßburg) und Vernichtung der deutschen Macht (Ansterlitz und Jeua) durch Napoleon I. Napoleon Iii. wollte alle Länder des linken Rheinufers für Fraukreich gewinnen — der deutsch-französische Krieg. Vermutungen über die Ursachen dieser Feindseligkeiten? Die na- türlichen Grenzen bieten wenig Schutz zwischen beiden Reichen — Grenz- bestimmungen schwankend u. s. w. Inwiefern ein reich gesegnetes Land? Lage — fruchtbare Landschaften u. s. w. Wovon werden wir demnach zu sprechen haben? — A. Lage und Grenzen. B. Einzelne Landschaften. A. Lage uitb Größe, Grenzen und Gestalt. Ii, 1. Lage in Europa? Weltlage? — 43—51.° n. B. Ausdehnung nach Graden und Meilen von N nach S und von 0 nach W? Flächen- inhalt nach qkm? (Siehe Ausdehnung der Grenzen!) 549 909. Einwohnerzahl? 49 Mill. Wieviel Einwohner kommen auf 1 qkm. (Vergleich mit Deutschland.) Durchschnittsbreitengrade in Frankreich und Deutschland? Wieviel Breitengrade liegt Frank- reich im Durchschnitt südlicher? Folge fürs Klima?

4. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 123

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 123 — Der Wald gedeiht nicht ohne ein bestimmtes Maß von Wärme und und Feuchtigkeit. Tiere sind abhängig vom Vorkommen gewisser Pflanzen und Tiere. Tiefebene und niedrige Wasserscheiden erleichtern die Kanalverbindung. Vergleiche die Küsten des Schwarzen Meeres, der Ostsee, des nörd- lichen Eismeeres! Strandseen heißen in Südrußland Limanen, an der Ostseeküste Haffe, bei Vendig Lagunen. Die Küstenländer Estland, Livland und Kurland, die Nordküsten des Schwarzen und Kaspischen Meeres sind flach, sandig sumpfig, die Küsten Finnlands und der Halbinsel Krim steil (Flach- und Steilküste). Holme, Barren, Nehrungen, Sandbänke sind flache Inseln vor den Flußmüudungen und längs der Flachküsten. Vergleiche Deutschland. Rußland, Frankreich n. s. w. nach Größe, Einwohnerzahl, Staatsverfassung und -Verwaltung! Rußland, das größte Reich Europas, ist zehnmal so groß als Deutsch- land und Frankreich, zwanzigmal so groß als Italien. Rußland (102^ Mill. Einwohner) hat doppelt so viel Einwohner als Deutschland (52^/z Mill. Einw.) und dreimal so viel als Frankreich (38 Mill.) und Italien (31 Mill. Einw.) Rußland hat eine unbeschränkte, Deutschland und Italien eine beschränkte Monarchie, Frankreich und die Schweiz sind Republiken. Nenne die gesetzgebenden Körper und die verschiedenen Namen für die Verwaltungsbezirke der einzelnen europäischen Staaten! Skandinavien. Ziel: Das Land, in welchem sich die altgermanische Lebensweise und der heidnische Glaube unserer Vorfahren am längsten erhalten hat. I. Wie war die Lebensweise und der Glaube der alten Deutschen? Wohnung? — Weitläufige Einzelgehöfte mit Stallungen, Scheunen und Wohnhaus aus Holz und Lehm, von kleinen Feldern, sumpfigen Wiesen und Ungeheuern Wäldern umgeben — das Innere des Hauses war eiu einziger Raum mit dem tennenartigen Fußboden und dem Herde in der Mitte. Beschäftigung? — Jagd — an der Meeresküste Fischfang — wenig Ackerbau — viel Viehzucht — Kriege — keine Industrie — wenig Verkehr. Eigenschaften? — Gastfreundschaft, Mut, körperliche Stärke, Einfach- heit, Keuschheit, Wahrhaftigkeit und Treue. Sitten? — Totenbestattung in Kähnen aufs Meer („absegeln") — Sonnenwend- oder Jnlfest — Trinkgelage. Glaube? — an Wodan und die wilde Jagd — an Hertha (oder Frau Holle), die in den Jnternächten auf die Erde kam u. s. w. — an

5. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 132

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 132 — Woher? — Bodenschätze — großartige Industrie — günstige Verkehrs- wege — bedeutende Handelsbeziehungen. Worauf werden wir also bei Betrachtung der britischen Inseln unser Hauptaugenwerk zu richten haben? 1. Lage, Gliederung und Klima der Inseln. 2. Bodenschätze, Industrie und Handel Englands. Ii. 1. Teile? — 2 große Inseln und 3 größere Inselgruppen. Lage? — Jnsellage (zwischen Nordsee, dein Kanal und dem Atlantischen Ozean), in Festlandsnähe (vor der Mitte der Westseite Europas — nördlich von Frankreich und den Niederlanden, westlich von Deutsch- land, Dänemark und Skandinavien — gegenüber den Mündungen der großen Nordseeflüsse), in der Mitte der Landhalbkugel. Folge? — der Wasserriug gewährt Schutz gegen äußere Feiude (Napoleon) — begründet die englische Seemacht — ist günstig für die Einheit und Unabhängigkeit des britischen Reiches, für den ungestörten Kultur- sortschritt — ermöglicht billige Zu- und Abfuhr — die Nähe vieler Kulturländer günstig für die Entwicklung zur Welthandelsmacht — Zur Vermeidung der unbequemen Überfahrt über die unruhige Wasserstraße zwischen Dover und Calais (l3/4 Stunde) ist zwischen beiden Städten schon früher ein unterseeischer Tunnel geplant worden, aber England befürchtet durch diese Unterbindung des schützenden Wasserringes die Sicherheit ihres Jnsellandes zu mindern. Ausdehnung zwischen Breiten- und Längengraden? — vom 50.—61.° nördlicher Breite — größte Länge Großbritaniens 990 km, größte Breite 480 km, geringste 60 km — Flächeninhalt? — 315 000 qkm. Vergleich? — gleich Italien, ziemlich Österreich gleich. Ein- wohnerzahl? — 39 Millionen (England 30, Schottland 4, Irland 3 Million). Durchschnittlich auf 1 qkm? — über l20. Vergleich mit Frankreich? (38 Millionen). Klima? — nördliche gemäßigte Zone, in der Nähe der kalten Zone — Milderung des Klimas? — durch Golfstrom — durch Seelage (ozeanisches Klima, Siehe S. 43) herrschende Windrichtung? West- winde (sehr stürmisch). Folge? — viel Wolken, Nebel und Regeu — Wind reinigt das Land von der rußigen Lnst, der Regen wäscht die Luft und tränkt das Pflanzenkleid — im Gegensatz znr künst- lichen Bewässerung der Mittelmeerländer Entwässerung für deu Bodenbau — dichter Wieswachs — blühende Viehzucht — Während die große Feuchtigkeit in Verbindung mit der Wintermilde die Blattentwicklnng begünstigt (Epheu, Magnolien, Lorbeer, Myrten, Fuchsien und Kamelien wachsen im Freien besonders geschützter Gegenden), erschwert sie in Verbindung mit der Sommerkühle die Fruchtreife (kein Weiubau, weuig Getreide- und Obstbau) — durch Nebel und Sturm viel Schifsbruch an den englischen Küsten trotz der vielen (300) Leuchttürme.

6. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 111

1911 - Leipzig : Wunderlich
Gustav Ädolf. Von Dietrich Schäfer. Als 16jähriger Jüngling ist Gustav Adolf an die Spitze seines Reiches getreten. Es war im Kalmarkriege; die Dänen standen im Lande. Sie hatten im Osten Kalmar, im Westen Elfsborg erobert. Elfsborg ist nach dem Frieden in ihren Händen geblieben. Das damalige Schweden war eng umgrenzt. Wir sind auf Grund statistischer Nachrichten^ die gerade für Schweden früh einsetzen, in der Lage, von der damaligen Bevölkerungszahl ziemlich genaue Vorstellungen zu gewinnen. Sie hat in ihrer Gesamtheit, Finnland eingeschlossen, schwerlich eine Million erreicht. Daß sie durch Boden und Klima ärmer war als die irgend eines anderen europäischen Landes, braucht kaum bemerkt zu werden. Des Königs letztes Silber ist in die Münze gewandert, als er 1619 von der Pfandsumme von einer Million Taler die letzte Rate zahlte, ohne deren pünktliche Erlegung Elssborg den Dänen geblieben wäre. Urteilt man allein nach den materiellen Erträgen, so hätte man Schweden nicht höher einschätzen dürfen als etwa die süddeutschen protestantischen Territorien Württemberg, Ansbach und Baden, wie denn zum Beispiel tatsächlich bei den Bemühungen um Dänemarks Beitritt zur Union erwogen wurde, daß dieses im Vergleich zu Schweden doch weitaus volkreichere und wohlhabendere Land „nicht viel vermöge; Württemberg zum Beispiel noch um die Hälfte mehr". Und es war nicht nur der Krieg mit Dänemark, der auf Schweden lastete, als Gustav Adolf die Regierung übernahm. Man stand zugleich gegen Rußland und Polen im Felde. Gustav Adolf erzwang von dem durch innere Unruhen geschwächten Zarenreiche im Frieden von Stol-bowa 1617 die Abtretung Jngermanlands und des Küstenstriches rechts der Newa zwischen diesem Flusse, dem Ladogasee und der finnischen Grenze. Bei der Grundlegung der Feste am Zusammenfluß von Ochda und Newa, die der Vorläufer Petersburgs war, glaubte er erklären zu dürfen, daß nun der Russe auf ewig von der Ostsee ausgeschlossen sei. Der Zwist mit Polen, der von König Sigismunds Ansprüchen auf die schwedische Krone herrührte, war von längerer Dauer. In zahlreichen Feldzügen hat Gustav Adolf zu Estland noch Livland und Kurland gewonnen, seit 1626 den Gegner an der Weichsel bekriegt und

7. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 141

1911 - Leipzig : Wunderlich
Würdigung König Friedrich Wilhelms I. 141 war die des Oberquartiers Geldern aus der oranischen Erbschaft. Hier am Niederrhein gedachte er aber kraft seiner Ansprüche auf die Erbschaft von Jülich-Berg noch weitere, viel erheblichere Gebietsstücke für Preußen zu erlangen, insbesondere die ausgedehnten Herzogtümer Jülich-Berg mit ihren Bodenschätzen und der schönen Stadt Düsseldorf, in der das pfälzische Haus nach dem Aussterben der bergischen Herzoge eine der blühendsten Kunststätten geschaffen hatte. Diese Konsolidierung des preußischen Besitzes am Rhein wurde der Gedanke der auswärtigen Politik des Königs. Seine Verwirklichung hoffte er dadurch zu erreichen, daß er sich ganz in den Dienst Habsburgs stellte, in dem holder: Wahn, daß dies Hans seine Treue belohnen würde. Am 12. Oktober 1726 schloß er deswegen mit Österreich in seinem geliebten Wusterhausen, jenem wenige Meilen südöstlich von Berlin in märkischer Waldesstille gelegenen Jagdschloß, wo eine der eigenartigsten Tafelrunden der Weltgeschichte, das Tabakskollegium, tagte, einen Vertrag ab, der im Dezember 1728 zu einem engen Bündnis zwischen beiden Mächten führte. Dieser Allianz zuliebe scheute er nicht davor zurück, es auf die schlimmsten häuslichen Zerwürfnisse ankommen zu lassen und Lieblingsgedanken seiner nächsten Angehörigen mit beispielloser Rücksichtslosigkeit entgegenzutreten. Nach langen Jahren, bei Abschluß des Bündnisses zwischen Österreich und Frankreich am 3. Oktober 1735, mußte er es schließlich erleben, daß alle seine Liebesmüh umsonst gewesen, daß er völlig hinters Licht geführt, von Österreich treulos im Stich gelassen worden war. Schon bei einer Zusammenkunft mit Kaiser Karl Vi. in Böhmen im Jahre 1732 hatte er erfahren, daß er von dessen Freundschaft nicht viel zu erwarten hatte, indem man ihm damals trocken erklärte, daß er mit einem Teile des Herzogtums Berg vorlieb nehmen und auf Düsseldorf verzichten müsse. Sein treuer Minister Heinrich von Podewils durfte darum nachher schreiben: „Die Zusammenkunft zu Prag wurde das Grab der Freundschaft mit dem Kaiser." Seit 1735 aber hatte es der allzu vertrauensselige König verbrieft und besiegelt, daß er nichts mehr wegen Jülich und Berg zu hoffen habe. Die Verträge, die er mit Österreich geschlossen, hatte Habsburg schmählich zerrissen. Sein uraltes Recht auf die niederrheinischen Besitzungen war ihm endgültig verweigert worden. Alle Hilfe, die er dem Kaiser in gefährlichen Zeiten geleistet hatte, war umsonst gewesen. In der Erkenntnis dieser Sachlage und zur Abwehr gegen Entstellungen hat Friedrich Wilhelm im Februar 1736 seinem Sekretär jene „Speziesfakti" über seine Politik seit 1725 diktiert, um sein Herz und sein Gewissen zu erleichtern und Österreichs Untreue vor seinem Nachfolger zu brandmarken. Rührend ist die Klage des um seine Hoffnungen Betrogenen zu seinem mnftigen Nachfolger: „Mein lieber Sohn, ich sage dir, daß ich meinen ^od zu Priort geholt habe" (wo er mit dem kaiserlichen Gesandten Graf Seckendorfs ein Gespräch hatte, das ihn die Sachlage zum erstenmal

8. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 146

1911 - Leipzig : Wunderlich
146 Reinhold Koser. Um von der Ausdehnung der Frondienste ein Bild zu gewinnen, ließ sich Friedrich 1748 von dem Generaldirektorium eine nach Provinzen geordnete Zusammenstellung einreichen. Das Ergebnis war für die Laude jenseits der Weser ein sehr günstiges. Im Herzogtum Kleve leistete die Mehrzahl der Bauern das ganze Jahr über nur zwei, vier oder sechs Tagesftonen, die Schlüterei Kleve ausgenommen, wo die einen wöchentlich zu zwei, die andern monatlich zu zwei oder auch nur einem Dienste verpflichtet waren. Ebenso waren die Untertanen in Geldern im ganzen Jahre höchstens zu viermaligem Dienste, teilweise nur zu drei-, zwei- oder einmaligem gehalten. In Ostfriesland waren bis aus wenige Ausnahmen die Dienste schon seit 1611 in eine geringe Geldleistung verwandelt. In Minden und den übrigen westfälischen Landesteilen hatten die Bauern, soweit sie erbuntertänig waren, allerdings regelmäßig zu fronen, aber doch nie tagtäglich, und überall waren die Verpflichtungen schriftlich festgestellt, während die geleisteten Dienste in Quittungsbüchern bescheinigt wurden. Je zufriedener der König mit dieser Sachlage war, um so mehr beklagte er die Uberbürduug der Bauern in den mittleren und östlichen Provinzen. Daß auf Bauernhöfen die Verpflichtung zu täglicher Stellung eines Gespanns lastete, gehörte nicht zu den Ausnahmen, oder die Fronen waren gar ungemessene, ganz in die Willkür der Grundherrschaft gestellt. In Pommern gab es Domänen, denen Hand- und Spanndienste in einer Zahl geschuldet wurden, daß der Pächter nicht nötig hatte, eigenes Gespann oder Gesinde zu halten. Der König stellte jetzt für die Erneuerung der Pachtverträge den Grundsatz auf, daß die Untertanen nirgends mehr als drei- bis viertägigen Wochendienst leisten sollten; den adeligen Grundherrschaften ließ er vorstellen, daß die gleiche Einrichtung zu ihrem eigenen Vorteile gereichen würde. Noch bestärkt wurde er in seiner Abneigung gegen das Fronwesen durch eine Darlegung des Obersten Retzow, daß erfahrungsmäßig die im Frondienst bestellten Acker bei weitem nicht den Ertrag der Wirtschaft mit eigenem Gespann ergäben; er verfügte deshalb 1755, daß bei den Ämterverpachtungen in Zukunft die Spanndienste durchgängig auf ein Dienstgeld umgerechnet werden sollten. Gegen körperliche Mißhandlung hatte wieder schon Friedrich Wilhelm I. die Bauern schützen zu wollen erklärt. 1738 sah man ein Prügelmandat öffentlich in den Dorfkrügen ausgehängt, das den Domänenpächtern und ihren Wirtschaftshilfen „das barbarische Wesen, die Untertanen mit Prügeln oder Peitschen wie das Vieh anzutreiben," bei schwerer Ahndung verbot; immerhin hatte Friedrich Wilhelm dabei Littauen und Preußen ausdrücklich ausnehmen zu müssen geglaubt, da das Volk dort noch gar zu faul und gottlos fei. Friedrich Ii. ließ diese traurige Ausnahmestellung einer großen Provinz aufhören und wachte überhaupt ungleich stetiger als sein Vorgänger über die Einhaltung der zur Abschreckung erlassenen Gebote. Wo er auf einer Reife einen Do-

9. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 68

1911 - Leipzig : Wunderlich
68 Karl Lamprecht. erhalten sind; allein auch hier tritt wieder die heikle Frage auf, wieviel Seelen denn hinter jedem Steuerzahler gestanden haben. Geht man unter der durch alle diese und andre Schwierigkeiten auferlegten Zurückhaltung an die Aufstellung von Bevölkerungsziffern, so wird man eine mittlere Stadt auf höchstens 10 000 Einwohner schätzen dürfen; in neuerer Zeit ist Basel auf höchstens 15 000, Nürnberg auf etwa 20 000, Straßburg, wohl zu hoch, auf 50 000 Seelen berechnet worden.*) Zudem gelten alle diese Ziffern nur für das spätere Mittelalter; aber wie stets in Zeiten rasch erfolgenden Aufblühens, blieb das Bevölkerungsverhältnis der einzelnen Städte zueinander keineswegs dasselbe. So wird noch im 12. Jahrhundert Mainz, der Brennpunkt des oberrheinischen durch die schwierige Passage des Binger Lochs zum großen Teil vom Niederrhein getrennten Handels, als das Haupt des Reiches, die goldene, die größte Stadt bezeichnet, aber schon im 14. Jahrhundert wurde es von Straßburg erreicht, und im 15. Jahrhundert kam Frankfurt neben diesem auf, um es bald zu übertreffen. In den Niederlanden aber gab es im 12. Jahrhundert nur drei große Städte, Gent, Brügge und Jeperen, im 13. Jahrhundert dagegen kamen die braban-tifchen industriereichen Städte empor und schlugen dann die flandrischen Städte im 14. Jahrhundert wohl durchweg"an Zahl der Einwohner. Mit diesem Jahrhundert endlich hoben sich an Volksreichtum vor allem die Städte des Ostens, Hamburg, Lübeck, Danzig und andre; hier war die Zufuhr durch große Flüsse und zur See erleichtert, die Absperrung durch Territorialmächte geringer, und der lebhafte Handel der Hanse führte weithin zu tatsächlicher Freizügigkeit auch der ländlichen, nun in die Städte strömenden Bevölkerung. Indes wie hoch auch immer sich die Volkszahl mittelalterlicher Städte belaufen haben mag, jedenfalls wäre es falsch, von einer relativ geringen Bevölkerungsziffer auf die geringe politische Bedeutung dieser Zentren zu schließen. Schon die Geschichte des Reiches im 14. Jahrhundert müßte diese Annahme verbieten; sie bleibt ohne Anschlag der gewaltigen Kraftäußerungen der Städte unverständlich. Und diese Kraftäußerungen setzen bedeutende materielle Mittel voraus, wie sie bei verhältnismäßig so geringer Seelenzahl nur eine durchschnittlich wohlhabende Bevölkerung aufbringen konnte. In der Tat erreichte der mittlere Wohlstand des deutschen Bürgertums in dieser Zeit, soweit diese Frage bisher unter-sucht worden ist, alle Vorstellungen, die sich an blühende Epochen irgerw einer uns bekannten Kultur knüpfen können. Von den 15 000 Einwoh- *) Straßburg hatte im Jahre 1580 195 Gassen mit 3618 Häusern; vgl. C. Schmidt, Straßburger Gassen- und Häusernamen, 2. Aufl. S. 21. Schmidt nimmt dieselbe Größe für das 15. Jahrhundert an. Antwerpen wird für Ende des 14. Jahrhunderts auf etwa 20 000 Einwohner berechnet, ebenso Löwen, Brüssel auf 40 000(?), s. Vanderkindere S. 380. Ein schönes Beispiel zur ge° wohnlichen Überschätzung der Bevölkerungshöhe noch im 16. Jahrhundert bietet Luther, Tischr. 2964.

10. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 189

1910 - Leipzig : Wunderlich
Stellung d. deutschen Kolonialpolitik innerhalb d. kolonialen Bestrebungen usw. 189 in Entstehung begriffenen Gebildes erschien der wirtschaftlich unter- nehmendste Kopf unter den Souveränen Europas, König Leopold. Allein die benachbarte wichtigste Kolonialmacht, das alte Portugal, und das allgegenwärtige England waren nicht gewillt, in dem aus- gedehnten Gebiete des Kongos einen so gefährlichen Konkurrenten auf- kommen zu lassen; und so gingen sie auch ihrerseits mit Landkäufen und Vertragsschlüssen vor. Dabei beruhigten sie sich aber bald nicht bloß mit der Absicht, den Einfluß der Kongogefellschaft zu vernichten; sie wollten vielmehr die Nutznießung der Gebiete des Kongobeckens für sich monopolisieren und einigten sich zu diesem Zwecke im Februar 1884 auf einen Vertrag, dessen Durchführung Portugal vor allem ein Recht der Zollerhebung an der Kongomündung gegenüber allen Mächten (mit Ausnahme natürlich Englands), England aber wesentlich die poli- tische Herrschaft im Hinterlande und damit den Hochsitz an einer der wichtigsten Stellen für eine künftige Verbindung der Kapbesitzungen und Ägyptens zu geben bestimmt war. Indes die beiden Staaten drangen mit ihren selbstsüchtigen Plänen nicht durch. Die anderen Mächte prote- Merten unter Führung des Deutscheu Reiches gegen den Vertrag; eine Konferenz zur Ordnung der Kongofrage, die von November 1884 bis Februar 1885 in Berlin tagte, führte schließlich dazu, daß die Vereinigung der Territorien der Kongogesellschaft innerhalb bestimmter Grenzen als selbständiger Staat anerkannt wurde; und im August nahm Leopold Ii. den Titel eines Souveräns des unabhängigen Kongostaates an. Wir haben hier nicht auf die inneren, entwicklungsgeschichtlich über- aus lehrreichen Schicksale des Kongostaates einzugehen — sie zeigen wie an einem Schulbeispiele, welchen Wandlungen und Gefahren ein auf den Prinzipien moderner Unternehmung und wissenschaftlicher Technik auf- gebauter Staat ausgesetzt sein kann —, wir nehmen auch nur vorüber- gehend davon Notiz, daß dieser Staat inzwischen kommerziell wie poli- tisch in ein immer engeres Verhältnis zu Belgien getreten ist: für unsere Betrachtung erscheint es als vornehmlich wichtig, daß es die Bildungs- triebe eben dieses Staates vor allem gewesen sind, die den jüngsten politischen Wettbewerb um Afrika eröffneten. In diesen Wettbewerb traten nun neben England, Frankreich und dem Deutschen Reiche auch Italien, im Hintergrunde mit gewissen Neigungen für Abeffinien und Umgegend auch Rußland ein: mit Aus- nähme Österreichs also alle Großmächte Europas. Von diesen Mächten blieb zunächst Italien hinter den übrigen zurück. Es machte seit dem Jahre 1882, zum Teil wohl, um sich über die Fort- schritte Frankreichs in Tunis zu trösten, eine Reihe von Erwerbungen an der afrikanischen Nordostküste, die später zu der Kolonie Erythräa ver- einigt worden find. Aber die stolze Absicht, es von hier aus zur Beherr- schung der gesamten Nordostecke und namentlich Abessiniens zu bringen, scheiterte. Nach einem unglücklichen Kriege gegen den Negus in den
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