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1. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 96

1900 - München : Oldenbourg
96 Kampf gegen historische Phrasen. und Mittelpunkt für eine Erbmonarchie zu gründen, haben wir oben schon erwähnt. Die Fürsten waren thatsächlich nur königliche Beamte. Diese ungeheure Macht erklärt sich aber nur aus der Doppelstellung Heinrichs. Er war nämlich auch das anerkannte Haupt und der eifrigste Vertreter der cluniacensischen Bewegung, die damals das Abendland beherrschte (Synode zu Sutri). Als solcher beherrschte er auch das Papsttum in dem Mittel der Papstwahl unbeschränkt und hatte daher gegen irgend einen rebellischen Fürsten ausser den weltlichen Waffen sofort auch die wirksamsten geistlichen zur Hand (Bann, Interdikt u. s. w.). Daher seine Macht. Aber schon unter ihm selbst noch regte sich die Opposition gegen die kaiserliche Allgewalt, und zwar gerade von der Seite, die ihm so viel verdankte, von der cluniacensischen. Ein deutscher Bischof, den Heinrich zum Papst ernannte, Victor Ii. (Bischof Gebhard von Eichstädt), stellte schon die Bedingung, dass der Kaiser dem Stuhle Petri zurückgebe, t>quae iuris Petri sunt«. Was konnte mit dem dunklen Ausdruck anderes gemeint sein, als das Recht der Papstwahl und ähnliches (Investitur*). Dass die deutschen Fürsten natürlich nur auf die Gelegenheit lauerten, ihre Machtstellung um jeden Preis wieder zu erringen, ist selbstverständlich. Der Erbe Heinrichs Iii. hätte fast noch bedeutender sein müssen als der Vater, und er war — ein öjähriges Kind. Natürlich stürzte der Machtbau Heinrichs Iii. zusammen. In Italien machte sich zunächst das Papsttum von dem kaiserlichen Einfluss auf die Papstwahl frei und suchte dann die Herrschaft über die Kirche in seine eigene Hand zu bringen. In Deutschland rissen die Fürsten die alte Macht wieder an sich, das kaiserliche Kind erhielt eine möglichst unglückliche, von einem Extrem ins andere schwankende Erziehung. War es ein Wunder, wenn der junge Fürst, mit 16 Jahren mündig gesprochen und von Schmeichlern und falschen Freunden umgeben, Fehler über Fehler beging? Er hatte das stolze Machtgefühl seines Vaters geerbt, aber nicht seinen hohen sittlichen, ja asketischen Ernst, und sah nicht ein, dass die politische Lage sowohl im Reiche, als in der Kirche himmelweit verschieden war von der unter seinem Vater. Er nahm die absolutistischen Bestrebungen seines Vaters in Sachsen wieder auf und '") Dass es sich bloss auf territoriale Schwierigkeiten in Italien bezogen habe, ist unwahrscheinlich.

2. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 138

1900 - München : Oldenbourg
I38 Leichtfassliche Behandlung mit Anschauungsunterricht. Versicherung«, der dritte von »Vermögen, das der Vater bei Lebzeiten zusammenspart, um es seinen Kindern zu hinterlassen« u. s. w. Sofort sehen aber die Schüler selbst ein, dass das alles bei Naturalwirtschaft nicht gut möglich ist, weil das dazu nötige Bargeld im Staate nicht in genügender Menge vorhanden ist. Also was nun ? Die Schüler kommen von selbst darauf, dass der Vater in keiner anderen Weise für seine Nachkommen finanziell sorgen kann, als wenn er ihnen sein Grundstück ganz oder teilweise hinterlassen zu können trachtet. Eine Teilung ist aber sehr schwer durchzuführen; wie kann man einen Hof so ohne weiteres in mehrere Teile zerlegen? In der Regel gar nicht oder nur sehr schwer. Also muss ein Erbe — meistens der älteste Sohn — das väterliche Gut übernehmen und dann für die Geschwister so lange sorgen, bis sich ihnen vielleicht Gelegenheit bietet, durch Heirat, Erbschaft o. dgl. ebenfalls selbständig zu werden. Wenn aber das Gut erblich wird, so muss das damit verbundene Amt ebenfalls sich vererben; denn wie könnte man beides trennen? Wie sollte man einen neuen Amtsinhaber für seine Amtsführung entschädigen, wenn der vorige Amtsinhaber das mit dem Amte verbunden gewesene Grundstück seinen Nachkommen hinterlassen konnte? Und nun das Volk; es wird, wenn es jahrzehntelang von einem gewissen Punkte (Hofe) aus regiert worden ist, naturgemäfs diesen Punkt als seinen Mittelpunkt ansehen und sich nur schwer an einen anderen gewöhnen. Dazu etwas Anderes. Der Sohn eines Grafen z. B., der jahrzehntelang die Amtsführung seines Vaters mit angesehen und mit erlebt hat, wird naturgemäfs mehr Übung, mehr Bekanntschaft mit Land und Leuten u. dgl., also mehr Voraussetzungen für eine würdige Nachfolge seines Vaters mitbringen als ein Fremder, den man erst neu in die Verhältnisse einführen müsste. Aus allen diesen Gründen wird der Schüler leicht begreifen, wie aus der Naturalwirtschaft sich mit Naturnotwendigkeit das Lehenswesen und aus letzterem sich ebenso naturnotwendig die Erblichkeit der Lehen entwickeln musste. Dabei wird die Geschichtsstunde interessant, der Lehrer hat kaum über Unaufmerksamkeit zu klagen und kann das Lehrzimmer mit dem Bewusstsein verlassen, dass er ein Samenkorn historischen Verstehens in seine Schüler gelegt hat, das ihnen im späteren öffentlichen Leben manchmal zum Nutzen gereichen kann.

3. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 15

1900 - München : Oldenbourg
Folgerungen aus den Fortschritten der Geschichtswissenschaft. 15 ersten Ranges halten. Man betrachte nur Knaben beim Soldatenspielen , wie sie sich bereitwillig dem selbstgewählten Anführer unterordnen und wohl auch zuweilen denjenigen ihren Unwillen sehr drastisch fühlen lassen, der sich dem Oberhaupte nicht unterwerfen will. Es ist wohl nur kindisches Spiel, gewiss. Aber für den denkenden Zuschauer liegt gar oft »tiefer Sinn im kindischen Spiele. Man beobachte ferner, wie die Augen der Schüler leuchten, und die Farbe aut ihren Wangen wechselt, wenn man ihnen mit Feuer vorträgt, wie die 300 Spartaner mit Kränzen im Haar und fröhlichen Gesängen in den sicheren Tod gingen, wie in den Befreiungskriegen oder im Jahre 1870 nicht bloss die blühende Jugend, sondern auch die reife Landwehr, die zuhause Frau und Kinder in banger Sorge um den Vater wusste, sich mit freudigem Hurrah in den dichtesten Kugelregen stürzte »Mit Gott, für König und Vaterlands. Man beobachte, wie gesagt, das alles, dann wird man den ethischen Wert der Kriegs- und Schlachtengeschichte durchaus nicht unterschätzen Wir haben absichtlich diesen Ausführungen einen ziemlich breiten Raum gewährt, um zu beweisen, dass wir durchaus nicht zu jenen Radikalen gehören, die mit lauter Wirtschafts- und Kulturgeschichte höchstens das erzielen, dass sie dem heranwachsenden Knaben und Jünglinge die Geschichtsstunde verekeln. Was folgt nun aus diesem scheinbaren Konflikte? Ganz einfach: das eine thun, das andere nicht lassen! Wir haben ja oben nur gegen die einseitige Betonung der Schlachtengeschichte gesprochen; damit verträgt es sich aber ganz gut, dass wir eine richtige Betonung — in dem eben ausgeführten Sinne — als ethisches Erziehungsmittel sehr warm empfehlen. Nur beschränke man in der Darstellung die politischen Schach- und Winkelzüge, die genaue Inhaltsangabe der Verträge und Friedensschlüsse, die territorialen Veränderungen in ihren Einzelheiten, für welche die Schüler doch teils kein Verständnis, teils kein Interesse haben. Man wird die Schüler nicht stundenlang mit der Entwicklung aller Einzelheiten der schlesischen Frage oder der Rechtsansprüche im Devolutionskriege oder der Verwandtschaftsund Erb Verhältnisse im spanischen oder österreichischen Erbfolgekriege plagen; alles Dinge, die den Schüler langweilen und obendrein

4. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 14

1900 - München : Oldenbourg
14 Folgerungen aus den Fortschritten der Geschichtswissenschaft. den er sich leichter vorstellen und für den er sich leichter begeistern kann, unterrichtlich viel wirksamer ist als derjenige, bei dem das alles weniger der Fall ist. Wofür interessiert sich aber der heranwachsende Knabe mehr als für Kriege, Schlachten u. dgl.? Fragen wir uns nur, was wir Lehrer als Knaben am liebsten gelesen haben; oder fragen wir uns als Bibliothekenverwalter, welche Bücher von unseren Schülern am meisten begehrt werden! Nun wäre es freilich unpädagogisch, nur das Interesse des Schülers bei der Auswahl des Unterrichtsstoffes massgebend sein zu lassen. Wohin würden wir da kommen? Aber als nicht zu unterschätzender Faktor darf und soll es wohl berücksichtigt werden. Ferner liegt in der Kriegs- und Schlachtengeschichte ein wichtiges sittliches Moment für die Charakterbildung der Jugend. Das, woran unsere Zeit eigentlich auf sittlichem Gebiete krankt, ist doch zum grossen Teile — von den leider nur zu zahlreichen thatsächlichen Mifsständen abgesehen — der immer mehr überhandnehmende Egoismus im Gegensatz zum Altruismus, das Bestreben , von der Gesamtheit möglichst viel Rechte, möglichst viel Nutzen zu erlangen und dafür möglichst wenig Pflichten auf sich zu nehmen und möglichst wenig Opfer zu bringen. Eines der wichtigsten Heilmittel dagegen ist — neben der möglichsten Beseitigung der vorhandenen Missstände — die Erziehung des heranwachsenden Geschlechtes zur Nächstenliebe, zur Opferwilligkeit. Ausser der Religion — wie wir das weiter unten im praktischen Teile nochmals berühren werden — kann eine richtige Behandlung der Kriegs- und Schlachtengeschichte ein nicht zu unterschätzendes Erziehungsmittel werden. Wo kommt nämlich die Opferwilligkeit mehr zum Ausdruck als im Kriege! Nicht nur, dass der Soldat seine Gesundheit, sein Leben jederzeit freudig zum Opfer bringen muss; er muss auch Hunger und Durst, Frost und Hitze sowie Strapazen der schlimmsten Art ertragen und jederzeit mit der Möglichkeit rechnen, vielleicht sein ganzes Leben als hilfloser Krüppel zu verbringen. Aber nicht nur dieses. Auch seine ganze Eigenart, seine Neigungen und Wünsche, Gewohnheiten u. dgl, seinen Willen, ja mitunter seine bessere Einsicht muss er opfern, ohne mit der Wimper zu zucken. Ja wahrlich, so entsetzlich und kulturzerstörend der Krieg auch ist, so ist er andererseits auch das gewaltigste Mittel zur Erzielung des Opfermutes, und wir stehen nicht an zu erklären, dass wir die allgemeine Wehrpflicht auch vom kulturellen Standpunkt aus für ein nationales Erziehungsmittel

5. Geschichte des Mittelalters - S. 4

1901 - München [u.a.] : Franz
4 Germanien und die Germanen. Waffen: Speer, Schild und Schwert, die schönste Zierbe des Weibes Wohnweife. war ihr langes, golbgelbes Haar. Aus Lehmerde und Holz bauten sie ihre mit Stroh gebeckten und bunt bemalten Häuser, die sie gern inmitten des Grundbesitzes errichteten.1) Städte kannten sie nicht, und selbst ihre Dörfer ^) legten sie so weitschichtig an, daß Geistige niemand sich vom Nachbarn belästigt fühlte. Sie waren gastfreund-Ergenschasten. lich^ treu, von kriegerischem Mute, ausgeprägtem Rechtsgefühl und menschlich milder Sinnesart gegen Schwache und Untergebene. Sie neigten aber auch zu Würfelspiel und gaben sich gern, „auf der Bärenhaut liegend", dem Trunke hin. Im trunkenen Zustande fingen sie dann oft Streit an. Im ganzen jedoch zeigten sie sich als ein einfaches, unverdorbenes Naturvolk, bei welchem „gute Sitten mehr vermochten als anderswo gute Gesetze." Stellung Ihre Sittenreinheit muß ganz besonders in ihrem Verhältnis der Frauen zum weiblichen Geschlechte hervorgehoben werden. Kein Volk kam Er-iehunq derben alten Deutschen in der Verehrung der Frauen gleich. Daher Kinder. 9°^ es auch keine Vielweiberei. „Sie sind fast die einzigen Barbaren," -jagt ein römischer Schriftsteller, „welche sich mit je einer Häusliches Frau begnügen." Die Frau führte im Hause die unumschränkte ^ und Oberherrschaft; sie gebot den Knechten und Mägden, sie pflegte und leben!'11 = er3°S die Kinder, sie besorgte die Arbeiten in Haus und Feld. In ihrer Gegenwart setzte sich niemand; alles schwieg, wenn sie das Wort ergriff. Man sah in der Frau etwas Höheres, Heiliges, und fast göttlich verehrte man biejentgen Frauen und Jungfrauen, beuen die Sehergabe verliehen war. „Weise Frauen" ober Alruuen3) hießen die berühmten Wahrsagerinnen, beren Rat namentlich in Kriegszeiten gesucht würde. Eine der bekanntesten war Veleba, die durch ihre Siegesweissagungen die niederrheinischen Stämme zur Tapferkeit und Einigkeit in ihrem Freiheitskampfe gegen die Römer (um das Jahr 70 n. Chr.) anfeuerte. Die Ehe würde ganz befonbers heilig gehalten; äußerst selten würde sie gebrochen. Der Ehebruch würde aufs härteste bestraft. L-cheibung kam nicht vor; bis in bert Tod hielt das Weib die Treue, die es gelobt. Bei manchen Stämmen bürste eine Witwe nicht wieber heiraten. „Wie es nur ein Leben gebe, so müsse es auch nur eine Ehe geben." Ehen bürsten nur zwischen Angehörigen des gleichen Staubes eingegangen werben. So bestaub bei den Sachsen noch bis zum 9. Jahrhundert das Verbot der Eheschließung *) Sieh: Lehmanns kulturgeschichtliche Bilder, Germanisches Gehöft. 2) Wiener Bilderbogen für Schule und Haus. Nr. 10. „Germanisches Dorf." 3) Rnna — Geheimnis; daher Alrune oder Alraune — Allwissende. Nach Einführung des Christentums wurden derartige Seherinnen später oft als „Hexen" verfolgt und verbrannt.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 36

1901 - München [u.a.] : Franz
Karls Hof-Familienleben. Karls weltgeschichtliche Bedeutung. 66 Karls Reichsverwaltung und Sorge für die Kultur. Verordiiungen beziehen sich auf die Handwerke und Gewerbe (z. B. schmiede, Drechsler, Seifensieder, Bäcker, Bierbrauer) und auf den Handel und Verkehr (Herstellung von Wegen und Brücken, Verbesserung der alten römischen Handelsstraßen, Versuch eines Kanals zwischen Donau und Rhein, Erleichterung und Aushebung der Zollabgaben, Anknüpfung von Handelsverbindungen sogar mit dem Morgenlande, Einführung von einheitlichen Münzen, Maßen und Gewichten). Karl liebte eine gläuzeude Hofhaltung, die er abwechselnd in die von ihm erbauten Pfalzen (Ingelheim, Nimwegen) oder in wichtige Städte (Paris, Soiffous, Orleans) verlegte. Gegen das Ende seines Lebens hatte er Aachen zum ständigen Aufenthalte gewählt. Umgeben von Künstlern, Gelehrten und seinem ganzen Hofstaat, empfing er die Gesandtschaften fremder Völker. Oströmische Kaiser und arabische Kalifen, awarifche Chane und spanische Emire suchten feine Gunst. Der Kalif Harun al Raschid sandte ihm als Geschenke einen weißen Elefanten und eine kunstreiche Wasseruhr, ©eilte hohe Gestalt und würdevolle Haltung flößte allen Achtung und Ehrfurcht ein. Bei feierlichen Gelegenheiten erschien er in einem golddurchwirkten Gewände und in Schuhen, die mit Edelsteinen besetzt waren; eine goldene Spange hielt den Purpur-mantel zusammen; auch schmückte ihn ein Diadem aus Gold und Edelsteinen. An andern Tagen unterschied sich seine Kleidung wenig von der üblichen fränkischen: ein leinenes Hemd, leinene Binden um die Oberschenkel, Strümpfe, ein mit seidenem Streifen eingefaßter Rock, Schuhe; im Winter ein Wams aus Otter- und Marderfell; als Überwurf diente ein Jügermantel, ein Schwert mit goldenem oder silbernem Griff und Gehens hing stets an feiner Seite. In Speise und Trank war er sehr mäßig; am meisten liebte er Wildbret, am Spieße gebraten; Trunkenheit verabscheute er. Zur Einfachheit erzog er auch feine Kinder, drei Söhne: Karl, Pippin und Ludwig, und drei Töchter: Rotrud, Bertha und Gisela, die ihm eine feiner Gemahlinnen, Hildegard, eine schwäbische Herzogstochter, geschenkt hatte. Die Söhne mußten sich nach Franken-sitte im Reiten, Waffendienst und Jageu üben; die Töchter aber sollten zu Wollarbeiten angehalten werden und fleißig mit Rocken und Spindel umgehen lernen. Die Mädchen waren sehr schön und wurden zärtlich von ihm geliebt, darum wollte er sie auch keinem der vielen hohen Bewerber zur Ehe geben. An seiner einzigen Schwester, der frommen Gisela, hing er mit inniger Liebe, und feine hochbetagte Mutter Berthrada behandelte er mit der größten Ehrfurcht. Karl wurde von feinen Zeitgenossen als der mächtigste und angesehenste Herrscher verehrt und gefürchtet. Bei den slavischen Völkern wurde fein Name zum Königstitel (Kral). (Vgl. Cäsar

7. Geschichte des Mittelalters - S. 5

1901 - München [u.a.] : Franz
Germanien und die Germanen. o zwischen Hörigen (Halbfreien) und Knechten, ebenso wie zwischen Freien und Hörigen. Der Mann trat in die Ehe gewöhnlich nicht vor dem 30., das Mädchen selten vor dem 20. Lebensjahre. Nur durch Tapferkeit erwarb sich der Jüngling die Neigung der Jungfrau. Eine Mitgift erhielt in der älteren germanischen Zeit die Tochter nicht; vielmehr brachte der Bräutigam feiner Braut ein Heiratsgut: Rinder, ein gezäumtes Roß, Schild, Schwert und Lanze — Dinge, die freilich nicht der weiblichen Eitelkeit schmeichelten, wohl aber die junge Frau bedeutungsvoll an ihre ernste Pflicht gemahnten, mit dem angetrauten Gatten als ebenbürtige Genossin Leid und Freud in Krieg und Frieden redlich und treu zu teilen. Die Erziehung der Knaben wie Mädchen war vor allem auf die Abhärtung und Kräftigung des Körpers gerichtet und zwar durch tägliche Flußbäder, durch Kampfziele urtd Waffentänze. Die Kinder der Freien und der Knechte wuchsen miteinander auf, bis der Freigeborene in der Gauverfammlung wehrhaft gemacht wurde. (Schwertleite). . . Nach dem Tode des Vaters ging dessen Besitz auf die Söhne über, die Tochter waren nicht erbberechtigt. Die Toten wurden beerdigt, die Vornehmen jedoch meistens verbrannt und die Asche in Urnen aufbewahrt. ' Die Germanen hatten ursprünglich eine Nalnrroligion, d. H. sie verehrten die Kräfte und Erscheinungen der Natur, Hinter denen sie sich höhere Wesen dachten. Diese waren entweder die den Menschen hold und freundlich gesinnten Götter und die halbgöttlichen Sichtelfen, oder die den Göttern und Menschen unholden, übelwollenden Riefen und Schwarzelfen. Während sich für die älteste Zeit nur ein oberstes Götterpaar, der Himmelsgott und feine Gemahlin, die vergöttlichte Erde, nachweisen läßt, begegnen wir später einer Vielheit von Göttern und Göttinnen. Die wichtigsten Gottheiten waren Wodan (Odin), der oberste Gott, der die gefallenen Helden durch feine Schlachtenjungfrauen, die Walküren, auf Wolkenrossen zu sich nach Walhall bringen läßt, wo sie als „Einherier" das kriegerische Gefolge des höchsten Gottes bilden. Ursprünglich war Wodan, der Wehende, der Gott des Luftreiches und des Firmamentes. Wenn der Sturm heult, so heißt es noch heute in vielen Gegenden Deutschlands: „Der Wode jagt", und das Volk hört in dem Brausen des Windes das Toben des „wütenden (d. i. Wuotens) Heeres." Wie der Himmel nur ein Auge, die Sonne, hat, so ist auch Wodan einäugig. Auf feinen Schultern sitzen zwei Raben, die täglich in die Welt hinausfliegen, um ihm Kunde zu bringen von allem, was sich dort zuträgt.1) Seine Gemahlin war *) Vergleiche die Raben in der Kyffhänsersage. Religion. Einzelne Gottheiten.

8. Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum - S. 6

1911 - München : Oldenbourg
Q Die das Mittelalter beherrschenden Hauptmchte. Gepiden, Heruler, Rugier, Skiren zc. zc.), stlich der Oder, und West-germanen (Jngvonen, Jstvonen und Hermionen), westlich der Oder. Zu den I n g v o n e n (an der Nordseekste) zhlten die Cimbern, die Angeln, die Teutonen, die Sachsen, die Langobarden^), die Chauken, die Friesen und die Bataver, zu den Jstvonen (gegen den Rhein hin) die Brukterer, die Usipeter, die Tenkterer, die Ubier, die Marser, die Su-gambrer und vielleicht auch die Chatten, zu den H e r m i o n e n (in Mittel- oder Jnnerdeutschlaud) die Semnonen, die Sueben, die Hermunduren, die Markomannen, die Quaden und vielleicht auch die Cherusker. Doch waren sowohl die Wohnsitze als die Grenzen der einzelnen Vlkerschaften und Stmme nicht unbedingt fest, sondern verschoben sich wiederholt, so z. B. infolge der Cimbernwandemng. 1. Kleidung, Wohnung und Lebensweise. Die Kleidung bestand ur-sprnglich wohl nur aus Tierfellen; spter kamen wollene oder leinene Gewnder hinzu, die von den Frauen gewebt wurden. Das Gewand der Frau war meist rmellos (mit Rcksicht auf die husliche Ttigkeit) und bei Wohlhabenden mit Purpurstreifen durchwirkt. An den Fen trug man Lederschuhe, die hufig bis der die Knchel herauf mit Riemen verschnrt wurden. Als Wohnung diente während der Wanderung eine Art Zeltwagen; bei dauerndem Aufenthalt er-baute man womglich in der Nhe eines flieenden Wassers Htten (Blockhuser) aus Holz, Lehm oder Fachwerk und deckte sie mit Stroh oder Schindeln. Stall und Scheune befanden sich nicht selten unter demselben Dach wie das Haus. Um das Ganze lag in der Regel ein umzuntes Hof- oder gartenartiges Grund-stck. Neben Einzelgehften und Weilern gab es weitlufig angelegte Drfer; Städte dagegen fehlten vollstndig, denn das Leben in eng aneinander gereihten Husern, wie es die alten Germanen bei den Kelten und Rmern kennen lernten, war ihnen lange Zeit verhat. Die Nahrung bestand in der Hauptsache aus den Ergebnissen der Viehzucht und der Jagd, also aus Fleisch, Milch und Kse; dazu kamen als Nebenkost Brot, Gemse, Hlsen- und andere Frchte, Beeren, Wurzeln u. dgl. Als Lieblingsgetrnke dienten Bier (aus Gerste ohne Hopfen), Obstwein und Met (aus Honig bereitet). Die gewhnliche Beschftigung der freien Germanen waren Jagd und Krieg oder die Vorbereitung darauf, also krperliche und Waffenbungen, auerdem die Teilnahme am staatlichen Leben, an der Rechtspflege und an den ffentlichen Festen. Die Haus- und Feldarbeit berlieen die Männer gerne den Frauen und Alten, den heranwachsenden Kindern sowie den Knechten und Mgden. 2. Die Stellung der Frau entsprach derjenigen bei den Rmern (in ihrer guten Zeit; vgl. Erster Hauptteil S. 153). Allgemein begegnete man den Frauen mit Achtung und Ehrfurcht, besonders den P r i e st e r i n n e n. Die Brautgabe, die der Mann seiner zuknftigen Gattin darbrachte, bestand in Rindern, einem Streitro und einem Schild nebst Speer und Schwert, um anzudeuten, da die Braut in den Pflichtenkreis eines Landwirtes und Kriegers eintrete. Das Familienleben war rein, die Kindererziehung streng. Frauen und Kinder 1) Die Langobarden saen ursprnglich an der unteren Elbe, schlssen sich aber während der Vlkerwanderung den Ostgermanen an.

9. Abbildungen zur Alten Geschichte - S. 65

1906 - München : Oldenbourg
Luckenbach, Kunst und Geschichte. Die Niobiden. Fig. 134. Fliehende Niobide. Vatikan, ln stürmischer Eile, die durch das flatternde Gewand angezeigt wird, flieht eine Tochter der Niobe zu ihrer Mutter hin. Fig. 135. Niobe mit ihrer jüngsten Tochter. Florenz. Das jüngste der Kinder ist zur Mutter geflüchtet, die es vergeblich mit ihrem Gewände zu schützen sucht. Der Kopf der Mutter Fig. 133.

10. Abbildungen zur Alten Geschichte - S. uncounted

1906 - München : Oldenbourg
Verlag Von R. Oldenbourg In München Und Berlin W. io. Unserer Ruth Lernjahre. Beitrag zur Erziehung der weiblichen Jugend. Von Dr. Hugo Gruber, Direktor der Viktoria-Luisenschule und des Lehrerinnenseminars in Wilmersdorf-Berlin. Preis elegant gebunden M. 4.—. Alle Eltern, denen die Sorge um die rechte Erziehung ihrer Tochter, in der sie sich doch eine Ruth, d. h. eine Freundin und Genossin, erziehen wollen, das Herz bewegt, finden in dem Buche Anregung, Aufklärung und guten Rat für die rechte Einrichtung der Lernjahre ihrer Tochter. — An der Hand des Buches von Gruher begleiten wir Ruth auf ihrem Lebenswege bis zum Eintritt in die Gesellschaft. Dabei weist der Verfasser auf jeder Seite, in jedem der 20 Kapitel, mit der Sachkenntnis eines Familienvaters und Mädchenerziehers auf allerlei Dinge hin, die bei der Erziehung, von Mädchen insbesondere, beachtet werden müssen. Er drängt seine Meinung niemanden diktatorisch auf, er verlangt auch nicht, dafs man alles, was er vorbringt, als etwas absolut Neues anerkenneu soll, aber er zeigt sich überall auf der Höhe der Situation, und an allen Stellen, die man aufschlägt, findet man anregende Gedanken, Winke und Ratschläge ausgesprochen. Alle Streitfragen moderner Pädagogik werden besprochen, gewürdigt, in Schutz genommen oder abgelehnt. Das Turnen im Hause. Leibesübungen zur Förderung und Erhaltung der Gesundheit für Jung und Alt. In fortlaufender Reihenfolge zusammengestellt und herausgegeben von Dr. med. K. Beerwald, Arzt, Berlin und Gustav Brauer, städt. Turnlehrer, Leipzig. 3. vermehrte Auflage. Mit 177 Abbildungen in Holzschnitt. Preis gebunden M. 2.80. Das Buch ist aus der gemeinsamen Tätigkeit eines praktischen Arztes und eines erfahrenen Turnlehrers hcrvorgegangen und ist, aufser für eigentliche Turner, für gesunde Menschen beiderlei Geschlechts und jeden Alters bestimmt, die sichmurch häusliche, leicht auszuführende Leibesübungen erholen, kräftigen und gesund erhalten wollen. Das Neue und der Schwerpunkt des Buches liegen, aufser in der großen Reichhaltigkeit und der Ein- teilung, darin, dafs jeder Übung nicht nur eine ganz klare, eingehende Beschreibung, sondern auch eine nach photographischen Naturaufnahmen gefertigte Abbildung beigegeben ist, welche es auch dem turnerischen Laien ermöglichen, sich in kurzer Zeit mit den Übungen vertraut zu machen. Diese selbst sind in Morgen- und Abendübungen eingeteilt, und jeder Übung ist die den verschiedenen Altersstufen beider Geschlechter ent- sprechende Zahl der jedesmaligen Wiederholungen beigefögt. Der moderne Geschichtsunterricht. Ein« historisch-pädagogische Studie für Geschichtslehrer, sowie Gebildete aller Stände. Von Karl Lorenz. Zweite umgearbeitete und vermehrte Auflage, gr. 8°. Xii und 188 Seiten. Mit 8 kulturgeschichtlichen Bildern. In Ganzleinwandband M 3.—. * Der Unterricht: ,, . . . Lorenz zeigt sich sowohl in dem theoretischen Teile als einen erfahrenen und besonnenen Pädagogen, wie im praktischen Teile als einen auf der Höhe stehenden Historiker. Seine ganz umfassende Kenntnis nicht nur der positiven Geschichtstatsachen, sondern auch der Richtungen und Strömungen kritischer Geschichtsbetrachtung befähigen ihn in beneidenswerter Weise dazu, Rat- und Vorschläge für Stoff- auswahl und Gedankengang, Proben moderner Geschichtsauffassung und schliefslich Lehrproben im engeren Sinne zu geben Mit gesundem Realismus weist Lorenz uns Geschichtslehrern den Weg, uns durch die Lehren der pragmatischen, materialistischen, soziologischen u. s. f. Geschichtsauffassung hindurchzufinden, ja sie, was natürlich das richtige sein wird, zu einem nutzbringenden Gesamtbilde zu vereinigen. . . .“ Die Entwickelung der geograph. Lehrmethoden im 18. und 19. Jahrhundert. Rückblicke und Ausblicke von Dr. Chr. Gruber. gr. 8° Viii und 254 Seiten. In Ganzleinwandband M. 3.50 Zeitschrift für Scliulgeographie: „ . . . Der Verfasser hat ein ganzworzügliches Buch geschaffen, wie es in schulgeographischen Fragen schon lange nicht auf dem Büchertisch erschienen ist. . . . Das Buch zerfällt in drei Teile. Der erste behandelt das Xviii., der zweite das Xix. Jahrhundert. Die Lektüre dieser zwei Teile wird zu der gewifs heilsamen Erkenntnis führen, dafs so vieles von dem, was manche als Errungenschaft der neuesten Didaktik ansehen, eben schon einmal dagewesen war: der dritte Teil, .,Ausblicke“ betitelt, bietet eine Fülle von Anregungen zur Betrachtung und Behandlung methodischer Fragen, wie sie in so kurzer, klarer und prägnanter Weise nirgend zu finden sind. Wir wollen selbst in dieser Zeitschrift einige davon bei Gelegenheit aufgreifen und beglück- wünschen den Verfasser zu dieser in Form und Inhalt gediegenen, anregenden, zeit- und sachgemäfsen Arbeit“.
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