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1. Geschichte des Mittelalters - S. 46

1901 - München [u.a.] : Franz
46 Das deutsch-römische Reich des Mitlelalters. Einfluß des xjttt ^jafjre 963 wurde Johann Xii. vom Kaiser abgesetzt, weil ' Papstwäblmit Berengar heimlich Unterhandlungen zur Vertreibung der Deutschen aus Italien angeknüpft hatte. Otto ließ durch eine Synode Leo Viii. auf den päpstlichen Stuhl setzen. Damals gelobten die Römer, keinen Papst mehr ohne Einwilligung des Kaisers zu wählen, in.jiig nach Neue Unruhen riefen Otto d. Gr. i. I. 966 zum brittenmale stalten, nach Italien. Er strebte auf diesem Zuge banach, seine Herrschaft auch über © üb it alten auszubehnen, das damals noch zum ost-römischen Reiche gehörte. Zu biesem Zwecke vermählte er seinen Lohn mit der lieblichen, freigebigen, feingebilbeten byzantinischen Theophano. Kalsertochter Theophano, ließ beibe in Rom krönen und kehrte nach Dentschlanb zurück. Sicherung des Hier waren zur Befestigung und Erweiterung des Reiches immer 'Norden^md"^bder blutige Kriege gegen Slaven und Dünen zu führen. Osten. ^tto übertrug die Kriegführung größtenteils seinen Markgrafen, unter benen die bebentenbsten Hermann Billung und Gero1) Teilten. sinb. Der erstere kämpfte siegreich besonders gegen die Dänen; Wenden, der letztere hauptsächlich gegen die Wen den zwischen Elbe und Ober. Polen. Auch die Polen, beren Raine bamals zum erstenmal in Dentschlanb genannt würde, erkannten den deutschen König als ihren Oberherrn an und wandten sich dem Christentum zu. Für die Befestigung des letzteren unter den Wenben und Polen stiftete Otto b. Gr. das Erz-Magdeburg. bistu m Magdeburgs) dem alle Bistümer im Wenben- und Polenlande unterstellt würden. ^ Da auch bic von Heinrich I. begrünbete Abhängigkeit der Böhmen. Tschechen in Böhmen bnrch Otto erneuert würde, erstreckte sich schließlich bic deutsche Herrschaft ostwärts über Böhmen, über die Läuder der Wenden zwischen Elbe und Oder und über Poleu. Das deunch-romilche Reich des Mittelalters. Vorteile für Die Scbcittunij, welche das mittelalterliche Kaisertum für Deutschland. Deutschland hatte, mag aus folgenden Punkten ersehen werden: 1. Die Deutschen, bis auf Karl d. Gr. ohne jede politische Einheit, bis Otto d. Gr. immer noch geneigt, wieder in einzelne Stammesreiche sich zu trennen, wurden durch bic Kaiferibee auf die Dauer politisch geeinigt, es würde in ihnen der Reichsgebanke, b.h. bic Anschauung von der staatlichen Zusammengehörigkeit aller ihrer Stämme, erweckt. 2. Diese politisch geeinigte Nation trat, tnbem sic vornehmlich die Sorge für Schutz und Ausbreitung des Christentums übernahm, ') Von ihm Gernrode i. Harz gegründet. 2) Magadaburg = der Magd, d. i. Jungfrau Maria zu (Shreu benannt.

2. Geschichte des Mittelalters - S. 81

1901 - München [u.a.] : Franz
Die Tonkunst im Mittelaller. 81 Wie bei den alten Völkern die Musik ursprünglich in engster Beziehung zum Tempeldienst stand, so bildete sie auch in der christlichen Kirchliche Kirche von Anfang an einen wesentlichen Bestandteil bei gottesdienstlichen Handlungen; das ganze Mittelalter hindurch sand sie darum vornehmlich durch die Geistlichen sorgsame Pflege und Ausbildung. Zunächst wurden die Hymnen und Psalmen von den ersten Christen nach jüdischem Vorbild wohl mehr recitiert als gesungen (Sprechgesang). Erst der Bischos Ambrosius in Mailand Ambrosius, (utn das Jahr 400) soll den eigentlichen Kirchengesang erfunden und die ersten Gesangsschulen gegründet haben. („Ambrosianischer Lobgesang: Te deutn laudamus = Herr Gott, Dich loben wir".) Von weit größerer Bedeutung sür die Entwicklung der kirchlichen Musik ist Papst Gregor b. Gr. (um das Jahr 600), der eine neue Gregor d. Gr. Liturgie und den „Gregorianischen Gesang", den Cantus firmus (d.i. feste Melodie) einführte, aus welchem unser Choral (Chorgesang) hervorging. Auch vermehrte Gregor die vier Tonarten des Ambrosius auf acht und deutete die Höhe und Tiefe der Töne durch bestimmte Zeichen (Häkchen und Striche) an. Später zog man über den Text eine Linie, die den Ton F bedeutete (daher der F- oder Baßschlüssel). Nach und nach kamen die vier anderen Linien dazu, so daß ans den Zeichen (Häkchen und Punkten, die die Stelle unserer heutigen Noten vertraten) und den Linien unser jetziges Notensystem, mit der Zeit entstand. Gregor gründete auch die weltberühmte römische Sängerschnle, deren Mitglieder nach Gallien, Britannien und Deutschland (z. B. von Karl d. Gr.) berufen wurden, um auch hier S ä n g e r s ch n l e n zu errichten (z. B. in Fulda, St. Gallen). Doch die „riesigen Leiber der Deutschen konnten die süßen Töne nicht nachahmen, weil die barbarische Wildheit ihrer durstigen Kehle Laute vou sich gibt, knarrend wie ein Lastwagen, der über einen Knüppeldamm dahinfährt." Der einstimmige Gesang wurde durch den Mönch Hucbald (um das Jahr 900) zum zwei- und mehrstimmigen erweitert, der sich endlich zum vierstimmigen entwickelte (die erste vierstimmige Messe entstand um die Mitte des 14. Jahrhunderts): Tenor (von lat. teuere — halten, d. i. die eigentliche Melodie festhalten), (Alt von lat. altus = hoch = männliche Fistelstimme), Sopran (von ital. soprano = höchst = höchste Fistelstimme des Mannes1), Baß (von ital. basso, tief, er bildete die Grundlage des Ganzen). Die Aufzeichnung der mehr stimmigen Gesänge erforderte eine einfachere Notenschrift, zu welcher im Anfange des 13. Jahrhunderts der Grund gelegt wurde (viereckige Noten auf vier Linien). Um das Jahr 1500 begann der Notendruck. — Auch die weltliche Musik erfuhr eine weitere Ausbildung namentlich *) Frauen durften beim Kirchengesange nicht verwendet werden, nach dem Bibelwort: „Das Weib schweige in der Gemeinde (Kirche)." Stö ckel-Ullrich, Mtttelalter. 6 Hucbald. Mehr- stimmiger Gesang. Weltliche Musik.

3. Abbildungen zur Alten Geschichte - S. 67

1906 - München : Oldenbourg
Fig. 138. Menclaos mit der Leiche des Patroklos. Sog. Pasquinogruppe. Menelaos rettet den gefallenen Patroklos aus dem Schlachtgetümmel. Er wendet sein Haupt in höchster Erregung zu den Feinden zurück. Gegen- satz des kraftvollen Heldenleibes zu den gelösten Gliedern des Toten. Der gleiche Gegensatz in Fig. 139. Fig. 139. Der Gallier und sein Weib. Rom, Thermenmuseum. Der Gallier geht mit seinem Weibe in den freiwilligen Tod, um der Knecht- schaft zu entrinnen. Er hat sein Weib getroffen, und während sie mit ge- lösten Gliedern zusammenbricht, nur noch von seiner Hand gehalten, gibt er, den Blick auf den nahenden Feind gerichtet, auch sich selbst den tödlichen Stoß. Vgl. Fig. 123. __ J

4. Abbildungen zur Alten Geschichte - S. 53

1906 - München : Oldenbourg
Fig. 103. Apoll als Ki tharöde.' Vatikan. Der Gott als > Sänger im langen Talare . In der leisen Neigung des Kopfes und dem Ausdruck des Antlitzes zeigt sich seine Begeisterung. Das Haar mit einem Lorbeerkranz bedeckt. Hör. c. Ii 10: t]uondiim citharae tacentem suscitut musam nec/ue semper arcum tendit Apollo. Fig. 104. Artemis von Versailles, jetzt im Louvre. Wie der Apoll vom Belvedere ist auch Artemis mit ihren Attributen dargestellt, auch sie nicht in ruhiger Haltung, sondern in lebhafter Be- wegung. Vergil Aen. 1 319 ff. hatte eine ähnliche Statue vor Augen. O' Oo

5. Abbildungen zur Alten Geschichte - S. 105

1906 - München : Oldenbourg
Luckenbach, Kunst und Geschichte I. Fig. 235. t-i Weibliches Bildnis aus dem Fajum in Ägypten. ^ Malerei auf Holz. Die Holztafel bedeckt das Gesicht der Mumie. „Lebensvolle Darstellungen von höchst individuellem Gepräge; die besten unter ihnen können es an Schärfe der Charakteristik mit modernen Bild- nissen aufnehmen.“ Erstes oder zweites Jahrh. n. Chr. Fig. 236. Medeia. Bruchstück eines Wand- gemäldes aus Herculaneum. Medeia im Seelenkampfe, links spielten die beiden Kinder. Nach dem Bilde des Timomachos. Fig. 237. Polyphem und Galateia. Wandgemälde aus dem Hause der Livia, Palatin. Der verliebte, von einem Eros regierte Kyklop verfolgt die Galateia, die ihm neckend entflieht. Vgl. Theokrits Idyllen 6 und 11. © n Cjl

6. Die deutsche Kunst des XIX. Jahrhunderts - S. 49

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
49 (Mit Genehmigung der Kunstanstalt F. & 0. Brockmanns Nachf. R. Tamme, Dresden.) Fig. 75. G. Semper, Museum in Dresden. 1847—1854. Mittelbau. Das langgestreckte Gebäude, von dem rechts und links kleine Stücke zu sehen sind (vgl. auch Fig. 76 links), hat zwei Hauptstockwerke, darüber ein drittes, das bedeutend niedriger ist, oben endigt es mit einer Dachbalustrade. Im Erdgeschoß energische Rustika. Der hier dargestellte Mittelbau erinnert in seinem unteren Stockwerk mit der hohen Durchfahrt lebhaft an den Konstantinsbogen in Rom. Der Skulpturenschmuck lag in den Händen von Rietschel und dessen Schüler Hähnel. Durch das Tor fällt der Blick auf den von Pöppelmann 1711—1722 erbauten Zwinger, dem das Museum vorgelegt ist. iinnn Luckenbach, Kunst und Geschichte Iii. 7

7. Geschichte der Neuzeit - S. 19

1902 - München [u.a.] : Franz
Karl V. und Franz I. von Frankreich. 19 Zuerst erhoben sich die Bauern 1524 im südlichen Schwarzwald, mit Beginn des Jahres 1525 die des Abtes von Kempten und verlangten Abstellung ihrer Notlage. Rasch verbreitete sich der Aufstand von hier einerseits bis über Tirol ins Salzbur gische, andererseits über ganz Schwaben und Elsaß nach Lothringen, Franken und Thüringen. Überall rotteten sich die Bauern in bewaffneten Scharen zusammen, wählten Anführer (zum Teil ritterlicher Abkunft, wie Götz von Berlichingen/) und legten ihren Herreu die Beschwerdepnukte vor. Die wichtigsten derselben waren von den schwäbischen Bauern in einem Schriftstück, den zwölf Sie Artikeln, zusammengestellt. Sie forderten vor allem Aufhebung Slrtifes. der Leibeigenschaft und Herabsetzung oder Ablösung der Abgaben und Frondienste. Luther verlangte von dem Herrenstand in einer Schrift Luther. „Ermahnung zum Frieden auf die zwölf Artikel der Bauernschaft", den billigen Forderungen der Bauern Gehör zu geben, warnte in derselben aber auch die letzteren vor jeder Gewalttat. Seine Ermahnung zum Frieden war ohne Erfolg. Je weniger sich aber der Herrenstand zu billiger Nachgiebigkeit bereit faud, desto grimmiger fielen die Bauern überfeinen Besitz her, plünderten und verbrannten Schlösser und Klöster, töteten oft unter grausamen Martern ihre bisherigen Herren und fetzten sich sogar in den Besitz wichtiger Städte, wie Würzburg (ohne die Festung) und Mühlhausen in Thüringen. Als sie mit Mord, Brand und Gewalttat jeder Art eine große Verwüstung angerichtet, worauf auch Luther sich in der Schrift „Wider die räuberischen und mörderischen Bauern" gegen sie wandte, rüstete der schwäbische Bund, eine Vereinigung von Der Städten, Fürsteu und Rittern in Schwaben, Heere gegen sie und schwäbische besiegte die Bauernhaufen in mehreren Schlachten in Schwaben") 25unb- und Franken, während der Landgraf Philipp von Hessen den Ausstand des religiösen Schwärmers Thomas Münzer in Thüringen unterdrückte. Die siegreichen Herren wüteten gegen die Gefangenen und Besiegten mit unmenschlicher Härte, und der Bauernstand kam in eine trostlosere Lage als vorher. Karl Y. und Franz I. von Frankreich. Karl V. war zur Zeit des Bauernaufstandes mit einem Kriege gegen Franzi von Frankreich beschäftigt. Dieser war ans Karl schon erbittert, da er bei der Kaiserwahl gegen ihn hatte zurückstehen müssen. Nun forderte Karl V. als Reichsoberhaupt das Herzogtum Mailand, welches Franz I. erobert hatte, zurück und Mailand und verlangte gleichzeitig als Enkel der Maria von Burgund die Burgund. Herausgabe dieses französischen Landes für sich und sein Hans. Um 1) Lies später Goethes „Götz von Berlichingen". 2) Lies „Florian Geyer" von Kampmann. 9*

8. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 309

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
143. Die Völkerschlacht bei Leipzig. 309 eine lebensvolle Zukunft habe. Die Poesie erhob sich wie die Wissenschaft, um dem heiligen Kriege seine Waffen zu schmieden. So entstand ein Heer, wie es kein zweites in der Geschichte gibt. Ein Verein grauer Veteranen und unbärtiger Jüng- linge mit der besten Manneskraft der Nation, soldatischer Ungezwungenheit und Derbheit mit religiösem Schwünge und gewissenhafter Sitte, brausender Freiheitsliebe mit strengem Pflichtgefühl und treuem Unterthanensinn. Es ent- hielt die Keime zu allen echten Fort- schritten und zu einer ausharrenden Angriffskraft, die trotz aller Hindernisse Europa zur vollständigen Erreichung des großen Zieles Hindurchriß. 143. Die Völkerschlacht bei Leipzig. Es war in den ersten Oktobertagen des Jahres 1813. Kaiser Napoleon hatte sein Hauptquartier Dresden ver- lassen und sich mit seinen Truppen in die große Ebene von Leipzig gezogen. Hier war es, wo vom 16. bis 19. Ok- tober Männer vom Tajo und Ebro, vom Po und der Tiber, von der Seine und dem Rheine, in blutigem Kampfe gegenüberstanden den Söhnen der Do- nau, der Elbe, der Oder, des Don, der Wolga, des weißen und des schwarzen Meeres! Hier wütheten 2000 Feuerschlünde drei Tage lang unter 400,000 Soldaten, von denen die einen voll hoher Begeisterung und voll Muth für die heilige Sache des Vaterlandes, die anderen für Ehre und vieljährigen Waffenruhm stritten. Im Süden Leipzigs, bei Connewitz und Liebertwolkwitz, beginnt der Kampf; Oesterreicher und Russen unter Fürst Schwarzenbergs Oberbefehle eröffnen ihn. Bald hört man nicht mehr die einzelnen Schüsse, ein unaufhörliches Rollen er- schüttert die Luft und macht die Feste der mit Rauchwolken bedeckten Erde er- beben; im weiten Umkreise klirren die Fenster und die ältesten Soldaten erin- nern sich solchen furchtbaren Geschütz- donners nicht. Die Hurrahs der An- greifenden erschallen in die Schmerzens- rufe der Verwundeten und Sterbenden, das Rasseln der Kanonen und Geschütz- wagen in den Marsch der Vordringen- den, die Trommelwirbel, die Horn- und Trompetensignale der Streiter zu Fuß und Roß in das unaufhörliche Knattern der Gewehre. Adjutanten fliegen hin und her! Verwundete kommen blutend oder werden von Anderen hinter die Angriffslinien gebracht! Tod und Schre- cken, Angst, Freude, Muth und Ver- wirrung auf allen Seiten in allen pul- vergeschwärzten Gesichtern der Streiter! Gewaltige Heeresmassen im An- und Abzüge, furchtbare Artillerie mit ihren zahllosen Feuerschlünden, Kugel- und Kartätschenladungen nach allen Seiten sendend. Da gibt's Blut! Schon wer- den die Franzosen zurückgedrängt, aber ungeheure Heeresmassen eilen im Sturm- schritte den bedrängten Punkten zu, und die französische Reiterei, von Wachau hervorstürzend, wirft endlich Alles vor sich nieder. Es ist Nachmittags 3 Uhr. Siegesboten, von Napoleon gesendet, fliegen nach Leipzig, zu künden den Sieg, und in den Donner der Geschütze tönt das Siegesläuten der Glocken von Leipzig. Doch im Buche des Schicksals stand eine andere Losung! Den kühnen Streitern fehlte der Nachdruck, und Kosaken ent- rissen ihnen die mit unglaublicher Kühn- heit gewonnene Beute an Geschütz! Ver- geblich waren alle wiederholten An- strengungen der Franzosen, die Schlacht war zum Stehen gekommen. Unterdessen hatte der Kampf auch auf der West- und Nordseite von Leipzig bei Lindenau und Möckern getobt. Mehr als 50 Feuerschlünde sind bei dem letz- tem Dorfe ausgepflanzt und senden un- aufhörlich Tod und Verderben in die Reihen der Preußen.. Wiederholt wird das lange Dorf vergeblich erstürmt. Endlich wirft sich die preußische Reiterei auf die französischen Vierecke und sprengt sie, alle Bataillone rücken ohne Befehl vor, französische Pulverwagen fliegen in die Luft und bringen Verwirrung in die Reihen, die von der andern Seite

9. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 283

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
132. Der Ausbruch des dreißigjährigen Krieges. 283 zu Klostergrab und Braunau. Der Erz- bischof von Prag, dem das Städtchen Klostergrab zugehörte, und der Abt von Braunau erhoben Einsprache gegen die Errichtung dieser Kirchen. Die Sache kam vor den Kaiser Mathias, und dieser entschied, daß der Bau zu unterbleiben habe. Da sich aber die Protestanten daran nicht kehrten, so ließ der Prager Erzbischof die Kirche zu Klostergrab schließen und später niederreißen; der Abt von Braunau ließ die neuerbaute Kirche in seiner Stadt ebenfalls schließen. Die protestantischen Stände erblickten hierin eine Verletzung des sogenannten Majestätsbriefes Rudolfs Ii., erhielten aber wegen dieses Beschlusses einen kai- serlichen Verweis und wurden mit stren- ger Untersuchung und Strafe bedroht. Noch wirkten einige Umstände mit, die Erbitterung der Protestanten auf's höchste zu steigern. Im Jahre 1617 war das Reformationsjubiläum in Böhmen fest- lich begangen worden, und es hatte durch diese Feier der konfessionelle Zwiespalt neue Nahrung erhalten. In demselben Jahre hatte der Kaiser Mathias die Verwaltung von Böhmen zehn Statt- haltern übertragen, von denen sieben katholisch waren. Unter den letzteren befanden sich zudem zwei bei den Pro- testanten besonders verhaßte Männer, die Grafen Martinitz und Slawata. Es verbreitete sich nun das Gerücht, der kaiserliche Befehl sei von den Statt- haltern gefälscht worden. Am 23. Mai 1618 drang eine Deputation der pro- testantischen Stände in die Kanzlei des kaiserlichen Schlosses zu Prag, dessen Zugänge von bewaffneten Haufen be- setzt wurden. An der Spitze dieser De- putation stand der Graf Matthias von Thurn, der, obwohl ein Deutscher, seit seiner Entsetzung von dem einflußreichen Burggrafenamte sich enge an die czechische Parthei angeschlossen hatte und eines ihrer thätigsten Häupter war. Dieser sprach zu den Seinen, nie sei Hoffnung, die Religionsfreiheit dauernd zu begrün- den, so lange Martinitz und Slawata lebten; man müsse sie also tödten, jetzt, auf der Stelle. Diese Aufforderung verfehlte ihre Wirkung nicht. Wenzel von Rampora rief: „Werft sie nach alt- ! böhmischen Gebrauche zum Fenster hin- aus!" worauf Wilhelm von Lobkowitz den Martinitz umfaßte, zum Fenster drängte, und von einigen anderen unter- stützt, ihn ungeachtet seines Flehens hinunter stürzte. Darauf folgte plötz- liche Stille, da selbst die Thäter über ihre That erschraken. Thurn rief, auf Slawata deutend: „Edle Herren, hier habt ihr den anderen!" Darauf mußte auch Slawata den unfreiwilligen Sprung aus dem Fenster machen, und ihm wurde noch der Geheimschreiber, Philipp Fabri- cius Platter, nachgesandt. Die Höhe bis zum trockenen Schloßgraben maß an 50 Fuß. Doch kamen alle drei mit dem Leben davon; nur Slawata erhielt eine Verletzung am Kopfe. Nach dieser Gewaltthat mußten die protestantischen Stände weiter gehen, wenn sie nicht strenge Strafe auf ihre Häupter laden wollten. Sie rissen die Regierung an sich und einigten sich in der Wahl von 30 Direktoren, zugleich warben sie ein Heer und stellten an dessen Spitze den Grafen von Thurn. Als im folgenden Jahre Kaiser Matthias starb, kündigten die Böhmen dem Hause Habsburg gänzlich den Ge- horsam auf und wählten den jungen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt der protestantischen Union, zu ihrem Könige, in der Hoffnung, durch die Unterstützung der Union sich gegen die Macht Habsburgs halten zu können. Kurfürst Friedrich schwankte, ob er die Wahl annehmen solle oder nicht. In seinem geheimen Rathe wurden mehr Gründe gegen, als für die Annahme vorgebracht. Seine Mutter, Wilhelms von Oranien Tochter, bat ihn thränen- den Auges, die Krone zurück zu weisen. Für die Annahme suchten ihn zu be- wegen Christian von Anhalt und seine stolze Gemahlin Elisabeth, Tochter des Königs Jakob I. von England. Sie soll zu ihm gesagt haben, warum er nicht den Muth habe, nach einer Königs- krone zu greifen, nachdem er eine Kö- nigstochter gefreit! Friedrich entschied sich für Annahme; seine Mutter aber sagte ihm, als er Heidelberg verließ, prophe- tischen Blickes: „Sohn, du trägst die Pfalz nach Böhmen!" —

10. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 346

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
346 Iv. Natnrbilder. umher, wirft sie weg, schlägt dann und wann einen linkischen Purzelbaum. Der Alte aber sieht auf die zwei anderen hoffnungsvollen Jungen, in denen das väterliche Talent schon mehr sich offen- bart. Sie haben das leise horchende Mäuschen erspäht und das flüchtende im Wettsprunge gefangen. Mit muth- williger Lust werfen sie es, einer dem andern zu, bis sie, des Spieles satt, es dem jüngsten überlassen. Nun gilts, ein Nest zu spüren, eine Grasmücke zu beschleichen, den schlüpfrigen Frosch zu packen, es wird wohl auch der Palast eines Erdwespenstammes durchstöbert, denn die Zunge der leckern Bürschchen will eben Alles erproben. Endlich tritt auch die Mutter aus dem Erdgeschoß und der alte Fuchs erinnert sich, daß es Zeit sei, seinen Pflichten als Ernährer der Familie nachzugehen. Er macht sich auf; aber er eilt mit Weile. Gelassen schlendert er, den Schweif schleppend, durch Busch und Kraut, immer querfeldein. Bald ist er mitten im Waldbann. Er schleicht langsamer, leiser, vorsichtiger. Der Abend haucht kühl aus Halm und Blatt; die Bäume heben ihre Wipfel regungslos in die Stille; nur die Vogelkehlen sind noch laut. Die Drossel lockt mit hellem Ton, die Meise schlüpft von Busch zu Busch, der Waldzimmermann Specht hackt und hämmert am Eichenstumpf, dazwischen kreischt der Häher und dann ist auf einmal Alles still und nur der melancholische Ruf des Wiedehopfs stöhnt aus dem Schooß der grünen Einsamkeit. Reinecke ist am Rande der grünen Waldwiese angekommen. Er lauscht vor- sichtig. Jetzt knackt es in den Zweigen. Der Fuchs spitzt das Ohr. Ein Pfeifen läßt sich hören: da tritt das Reh heraus, das Haupt spähend emporgerichtet, die Augen nach allen Seiten rollend. Wie- I der pfeift es, und in munterem Sprunge ist das Kitzchen der Mutter zur Seite. In den drolligsten Sätzen tändelt es um dieselbe, ein Kraut, ein Blatt im Fluge abstreifend und dann sich nieder- werfend, um zu saugen. Die Rieke leckt ihm kosend den Nacken. Plötzlich hebt sie ihren Kopf. Ihre Lichter fun- keln, ein Zittern fliegt über die Flan- ken, sie macht ein paar Sprünge und stampft zornig mit den Läufen. Es ist klar, sie hat den Räuber gewittert. Der hat sich leisen Schrittes herangestohlen, sacht, sacht, das Kitzlein unverrückt im Auge. Es gilt einen kühnen Griff. Wenn ihm nur nicht die Alte soeben den Weg verrannt hätte! Aber Reinecke läßt sich nicht irren; er thut, als sei er in liefen Gedanken. Keine Miene verräth, daß er der Beute ansichtig geworden; wie träumerisch starrt er in's Blaue. Er verschwindet, um in weitem Bogen den Angriff von der andern Seite zu versuchen. Allein die wach- same Alte drängt sich dicht an das Junge, denn sie kennt des Rothen Arg- list. Endlich ist er doch dem Ziele seiner Wünsche näher gekommen. Er duckt sich nieder, wie eine Katze schmiegt er sich an den Boden, die Lunte zuckt, die Augen starren wildgierig auf das sorglose Kitzlein; er weißt die mörderi- schen Reißer, hebt leise Fuß und Kopf zu Sprung und Biß, — ein Moment noch — ein Satz — da stürzt sich die Mutter schnaubend auf den Räuber, mit den Füßen ihn zerstampfend. Das Kälb- chen ist gerettet. Reinecke kehrt hinkend und zorngrimmig heim. Rache schwört er dem Flüchtling, und wehe diesem, wenn der Fuchs Gelegenheit findet, den Schwur zu lösen! 3. Tritt die Sonne in das Zeichen des Löwen, dann blüht dem Fuchs die gol- dene Zeit. Auf den Feldern hangen die Aehren schwer und gelb, ein unabsehlicher Fruchtwald. Dahin zieht's den Fuchs. Dort lagern Hase und Kaninchen, Reb- huhn, Wachtel und Lerche, kleine Leut- chen ohne Wehr und Waffen, die ein behagliches Leben führen. Ach es wird ihnen übel gehen! Der Verschlagene weiß zu passen und zu fassen, zu kirren und zu irren mit Strichen und Schlichen, mit Blicken und Tücken. Er mordet bei Tag und Nacht und seine Brut wird feist und dreist. Zu seinem Nachtische wünscht er Confect. Auch das findet sich. Auf sonniger Heide winkt ihm das Bienenhaus. Er erbricht es, schleckt die würzigen Tropfen, und mag ihn das ganze Jmmenheer zürnend umschwärmen, er lacht ihres Stachels, lädt sie sich auf
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