TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Xii Johann Berengar Otto Leo_Viii Leo Otto Kalsertochter_Theophano Hermann_Billung Otto Heinrich_I. Otto Karl_d Karl Otto Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Rom Polen Polen Erz-Magdeburg Magdeburgs Wenben- Deutschland Deutschland Gernrode Magadaburg
Die Tonkunst im Mittelaller. 81
Wie bei den alten Völkern die Musik ursprünglich in engster Beziehung zum Tempeldienst stand, so bildete sie auch in der christlichen Kirchliche Kirche von Anfang an einen wesentlichen Bestandteil bei gottesdienstlichen Handlungen; das ganze Mittelalter hindurch sand sie darum vornehmlich durch die Geistlichen sorgsame Pflege und Ausbildung. Zunächst wurden die Hymnen und Psalmen von den ersten Christen nach jüdischem Vorbild wohl mehr recitiert als gesungen (Sprechgesang). Erst der Bischos Ambrosius in Mailand Ambrosius, (utn das Jahr 400) soll den eigentlichen Kirchengesang erfunden und die ersten Gesangsschulen gegründet haben. („Ambrosianischer Lobgesang: Te deutn laudamus = Herr Gott, Dich loben wir".)
Von weit größerer Bedeutung sür die Entwicklung der kirchlichen Musik ist Papst Gregor b. Gr. (um das Jahr 600), der eine neue Gregor d. Gr. Liturgie und den „Gregorianischen Gesang", den Cantus firmus (d.i. feste Melodie) einführte, aus welchem unser Choral (Chorgesang) hervorging. Auch vermehrte Gregor die vier Tonarten des Ambrosius auf acht und deutete die Höhe und Tiefe der Töne durch bestimmte Zeichen (Häkchen und Striche) an. Später zog man über den Text eine Linie, die den Ton F bedeutete (daher der F- oder Baßschlüssel). Nach und nach kamen die vier anderen Linien dazu, so daß ans den Zeichen (Häkchen und Punkten, die die Stelle unserer heutigen Noten vertraten) und den Linien unser jetziges Notensystem,
mit der Zeit entstand. Gregor gründete auch die weltberühmte römische Sängerschnle, deren Mitglieder nach Gallien, Britannien und Deutschland (z. B. von Karl d. Gr.) berufen wurden, um auch hier S ä n g e r s ch n l e n zu errichten (z. B. in Fulda, St. Gallen).
Doch die „riesigen Leiber der Deutschen konnten die süßen Töne nicht nachahmen, weil die barbarische Wildheit ihrer durstigen Kehle Laute vou sich gibt, knarrend wie ein Lastwagen, der über einen Knüppeldamm dahinfährt." Der einstimmige Gesang wurde durch den Mönch Hucbald (um das Jahr 900) zum zwei- und mehrstimmigen erweitert, der sich endlich zum vierstimmigen entwickelte (die erste vierstimmige Messe entstand um die Mitte des 14. Jahrhunderts): Tenor (von lat. teuere — halten, d. i. die eigentliche Melodie festhalten), (Alt von lat. altus = hoch = männliche Fistelstimme), Sopran (von ital. soprano = höchst = höchste Fistelstimme des Mannes1), Baß (von ital. basso, tief, er bildete die Grundlage des Ganzen). Die Aufzeichnung der mehr stimmigen Gesänge erforderte eine einfachere Notenschrift, zu welcher im Anfange des 13. Jahrhunderts der Grund gelegt wurde (viereckige Noten auf vier Linien). Um das Jahr 1500 begann der Notendruck. — Auch die weltliche Musik erfuhr eine weitere Ausbildung namentlich
*) Frauen durften beim Kirchengesange nicht verwendet werden, nach dem Bibelwort: „Das Weib schweige in der Gemeinde (Kirche)."
Stö ckel-Ullrich, Mtttelalter. 6
Hucbald.
Mehr-
stimmiger
Gesang.
Weltliche
Musik.
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Extrahierte Personennamen: Gott Gregor_b Gregor Gregor_d Gregor Gregor Gregor Gregor Karl_d Karl
Extrahierte Ortsnamen: Mailand_Ambrosius Gallien Britannien Deutschland Fulda Mönch_Hucbald
Fig. 138. Menclaos mit der Leiche des Patroklos.
Sog. Pasquinogruppe.
Menelaos rettet den gefallenen Patroklos aus dem Schlachtgetümmel. Er
wendet sein Haupt in höchster Erregung zu den Feinden zurück. Gegen-
satz des kraftvollen Heldenleibes zu den gelösten Gliedern des Toten. Der
gleiche Gegensatz in Fig. 139.
Fig. 139. Der Gallier und sein Weib. Rom, Thermenmuseum.
Der Gallier geht mit seinem Weibe in den freiwilligen Tod, um der Knecht-
schaft zu entrinnen. Er hat sein Weib getroffen, und während sie mit ge-
lösten Gliedern zusammenbricht, nur noch von seiner Hand gehalten, gibt er,
den Blick auf den nahenden Feind gerichtet, auch sich selbst den tödlichen
Stoß. Vgl. Fig. 123.
__ J
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Fig. 103. Apoll als Ki tharöde.' Vatikan.
Der Gott als > Sänger im langen Talare . In der leisen Neigung des
Kopfes und dem Ausdruck des Antlitzes zeigt sich seine Begeisterung.
Das Haar mit einem Lorbeerkranz bedeckt.
Hör. c. Ii 10: t]uondiim citharae tacentem
suscitut musam nec/ue semper arcum
tendit Apollo.
Fig. 104. Artemis von Versailles, jetzt im Louvre.
Wie der Apoll vom Belvedere ist auch Artemis mit ihren Attributen
dargestellt, auch sie nicht in ruhiger Haltung, sondern in lebhafter Be-
wegung. Vergil Aen. 1 319 ff. hatte eine ähnliche Statue vor Augen.
O'
Oo
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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49
(Mit Genehmigung der Kunstanstalt F. & 0. Brockmanns Nachf. R. Tamme, Dresden.)
Fig. 75. G. Semper, Museum in Dresden. 1847—1854. Mittelbau.
Das langgestreckte Gebäude, von dem rechts und links kleine Stücke zu sehen sind (vgl. auch Fig. 76 links), hat zwei Hauptstockwerke, darüber ein drittes, das bedeutend niedriger ist, oben endigt es mit einer Dachbalustrade. Im Erdgeschoß energische Rustika. Der hier dargestellte Mittelbau erinnert in seinem unteren Stockwerk mit der hohen Durchfahrt lebhaft an den Konstantinsbogen in Rom. Der Skulpturenschmuck lag in den Händen von Rietschel und dessen Schüler Hähnel. Durch das Tor fällt der Blick auf den von Pöppelmann 1711—1722 erbauten Zwinger, dem das Museum vorgelegt ist.
iinnn
Luckenbach, Kunst und Geschichte Iii.
7
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Extrahierte Personennamen: Brockmanns_Nachf Tamme Schüler_Hähnel
Karl V. und Franz I. von Frankreich.
19
Zuerst erhoben sich die Bauern 1524 im südlichen Schwarzwald, mit Beginn des Jahres 1525 die des Abtes von Kempten und verlangten Abstellung ihrer Notlage. Rasch verbreitete sich der Aufstand von hier einerseits bis über Tirol ins Salzbur gische, andererseits über ganz Schwaben und Elsaß nach Lothringen,
Franken und Thüringen. Überall rotteten sich die Bauern in bewaffneten Scharen zusammen, wählten Anführer (zum Teil ritterlicher Abkunft, wie Götz von Berlichingen/) und legten ihren Herreu die Beschwerdepnukte vor. Die wichtigsten derselben waren von den schwäbischen Bauern in einem Schriftstück, den zwölf Sie
Artikeln, zusammengestellt. Sie forderten vor allem Aufhebung Slrtifes. der Leibeigenschaft und Herabsetzung oder Ablösung der Abgaben und Frondienste. Luther verlangte von dem Herrenstand in einer Schrift Luther.
„Ermahnung zum Frieden auf die zwölf Artikel der Bauernschaft", den billigen Forderungen der Bauern Gehör zu geben, warnte in derselben aber auch die letzteren vor jeder Gewalttat. Seine Ermahnung zum Frieden war ohne Erfolg. Je weniger sich aber der Herrenstand zu billiger Nachgiebigkeit bereit faud, desto grimmiger fielen die Bauern überfeinen Besitz her, plünderten und verbrannten Schlösser und Klöster, töteten oft unter grausamen Martern ihre bisherigen Herren und fetzten sich sogar in den Besitz wichtiger Städte, wie Würzburg (ohne die Festung) und Mühlhausen in Thüringen. Als sie mit Mord, Brand und Gewalttat jeder Art eine große Verwüstung angerichtet, worauf auch Luther sich in der Schrift „Wider die räuberischen und mörderischen Bauern" gegen sie wandte, rüstete der schwäbische Bund, eine Vereinigung von Der
Städten, Fürsteu und Rittern in Schwaben, Heere gegen sie und schwäbische
besiegte die Bauernhaufen in mehreren Schlachten in Schwaben") 25unb-
und Franken, während der Landgraf Philipp von Hessen den Ausstand des religiösen Schwärmers Thomas Münzer in Thüringen unterdrückte. Die siegreichen Herren wüteten gegen die Gefangenen und Besiegten mit unmenschlicher Härte, und der Bauernstand kam in eine trostlosere Lage als vorher.
Karl Y. und Franz I. von Frankreich.
Karl V. war zur Zeit des Bauernaufstandes mit einem Kriege gegen Franzi von Frankreich beschäftigt. Dieser war ans Karl schon erbittert, da er bei der Kaiserwahl gegen ihn hatte zurückstehen müssen. Nun forderte Karl V. als Reichsoberhaupt das Herzogtum Mailand, welches Franz I. erobert hatte, zurück und Mailand und
verlangte gleichzeitig als Enkel der Maria von Burgund die Burgund.
Herausgabe dieses französischen Landes für sich und sein Hans. Um
1) Lies später Goethes „Götz von Berlichingen".
2) Lies „Florian Geyer" von Kampmann.
9*
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Philipp_von_Hessen Philipp Thomas_Münzer Karl_Y Karl Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Karl_V. Karl_V. Franzi_von_Frankreich Karl Karl Karl_V. Karl_V. Franz_I. Maria_von_Burgund Maria Hans Goethes Kampmann
143. Die Völkerschlacht bei Leipzig.
309
eine lebensvolle Zukunft habe. Die Poesie
erhob sich wie die Wissenschaft, um
dem heiligen Kriege seine Waffen zu
schmieden.
So entstand ein Heer, wie es kein
zweites in der Geschichte gibt. Ein Verein
grauer Veteranen und unbärtiger Jüng-
linge mit der besten Manneskraft der
Nation, soldatischer Ungezwungenheit
und Derbheit mit religiösem Schwünge
und gewissenhafter Sitte, brausender
Freiheitsliebe mit strengem Pflichtgefühl
und treuem Unterthanensinn. Es ent-
hielt die Keime zu allen echten Fort-
schritten und zu einer ausharrenden
Angriffskraft, die trotz aller Hindernisse
Europa zur vollständigen Erreichung
des großen Zieles Hindurchriß.
143. Die Völkerschlacht bei Leipzig.
Es war in den ersten Oktobertagen
des Jahres 1813. Kaiser Napoleon
hatte sein Hauptquartier Dresden ver-
lassen und sich mit seinen Truppen in
die große Ebene von Leipzig gezogen.
Hier war es, wo vom 16. bis 19. Ok-
tober Männer vom Tajo und Ebro,
vom Po und der Tiber, von der Seine
und dem Rheine, in blutigem Kampfe
gegenüberstanden den Söhnen der Do-
nau, der Elbe, der Oder, des Don,
der Wolga, des weißen und des
schwarzen Meeres! Hier wütheten 2000
Feuerschlünde drei Tage lang unter
400,000 Soldaten, von denen die einen
voll hoher Begeisterung und voll Muth
für die heilige Sache des Vaterlandes,
die anderen für Ehre und vieljährigen
Waffenruhm stritten.
Im Süden Leipzigs, bei Connewitz
und Liebertwolkwitz, beginnt der Kampf;
Oesterreicher und Russen unter Fürst
Schwarzenbergs Oberbefehle eröffnen ihn.
Bald hört man nicht mehr die einzelnen
Schüsse, ein unaufhörliches Rollen er-
schüttert die Luft und macht die Feste
der mit Rauchwolken bedeckten Erde er-
beben; im weiten Umkreise klirren die
Fenster und die ältesten Soldaten erin-
nern sich solchen furchtbaren Geschütz-
donners nicht. Die Hurrahs der An-
greifenden erschallen in die Schmerzens-
rufe der Verwundeten und Sterbenden,
das Rasseln der Kanonen und Geschütz-
wagen in den Marsch der Vordringen-
den, die Trommelwirbel, die Horn- und
Trompetensignale der Streiter zu Fuß
und Roß in das unaufhörliche Knattern
der Gewehre. Adjutanten fliegen hin
und her! Verwundete kommen blutend
oder werden von Anderen hinter die
Angriffslinien gebracht! Tod und Schre-
cken, Angst, Freude, Muth und Ver-
wirrung auf allen Seiten in allen pul-
vergeschwärzten Gesichtern der Streiter!
Gewaltige Heeresmassen im An- und
Abzüge, furchtbare Artillerie mit ihren
zahllosen Feuerschlünden, Kugel- und
Kartätschenladungen nach allen Seiten
sendend. Da gibt's Blut! Schon wer-
den die Franzosen zurückgedrängt, aber
ungeheure Heeresmassen eilen im Sturm-
schritte den bedrängten Punkten zu, und
die französische Reiterei, von Wachau
hervorstürzend, wirft endlich Alles vor
sich nieder. Es ist Nachmittags 3 Uhr.
Siegesboten, von Napoleon gesendet,
fliegen nach Leipzig, zu künden den Sieg,
und in den Donner der Geschütze tönt
das Siegesläuten der Glocken von Leipzig.
Doch im Buche des Schicksals stand eine
andere Losung! Den kühnen Streitern
fehlte der Nachdruck, und Kosaken ent-
rissen ihnen die mit unglaublicher Kühn-
heit gewonnene Beute an Geschütz! Ver-
geblich waren alle wiederholten An-
strengungen der Franzosen, die Schlacht
war zum Stehen gekommen.
Unterdessen hatte der Kampf auch
auf der West- und Nordseite von Leipzig
bei Lindenau und Möckern getobt. Mehr
als 50 Feuerschlünde sind bei dem letz-
tem Dorfe ausgepflanzt und senden un-
aufhörlich Tod und Verderben in die
Reihen der Preußen.. Wiederholt wird
das lange Dorf vergeblich erstürmt.
Endlich wirft sich die preußische Reiterei
auf die französischen Vierecke und sprengt
sie, alle Bataillone rücken ohne Befehl
vor, französische Pulverwagen fliegen in
die Luft und bringen Verwirrung in
die Reihen, die von der andern Seite
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig]]
132. Der Ausbruch des dreißigjährigen Krieges.
283
zu Klostergrab und Braunau. Der Erz-
bischof von Prag, dem das Städtchen
Klostergrab zugehörte, und der Abt von
Braunau erhoben Einsprache gegen die
Errichtung dieser Kirchen. Die Sache
kam vor den Kaiser Mathias, und dieser
entschied, daß der Bau zu unterbleiben
habe. Da sich aber die Protestanten
daran nicht kehrten, so ließ der Prager
Erzbischof die Kirche zu Klostergrab
schließen und später niederreißen; der
Abt von Braunau ließ die neuerbaute
Kirche in seiner Stadt ebenfalls schließen.
Die protestantischen Stände erblickten
hierin eine Verletzung des sogenannten
Majestätsbriefes Rudolfs Ii., erhielten
aber wegen dieses Beschlusses einen kai-
serlichen Verweis und wurden mit stren-
ger Untersuchung und Strafe bedroht.
Noch wirkten einige Umstände mit, die
Erbitterung der Protestanten auf's höchste
zu steigern. Im Jahre 1617 war das
Reformationsjubiläum in Böhmen fest-
lich begangen worden, und es hatte durch
diese Feier der konfessionelle Zwiespalt
neue Nahrung erhalten. In demselben
Jahre hatte der Kaiser Mathias die
Verwaltung von Böhmen zehn Statt-
haltern übertragen, von denen sieben
katholisch waren. Unter den letzteren
befanden sich zudem zwei bei den Pro-
testanten besonders verhaßte Männer,
die Grafen Martinitz und Slawata. Es
verbreitete sich nun das Gerücht, der
kaiserliche Befehl sei von den Statt-
haltern gefälscht worden. Am 23. Mai
1618 drang eine Deputation der pro-
testantischen Stände in die Kanzlei des
kaiserlichen Schlosses zu Prag, dessen
Zugänge von bewaffneten Haufen be-
setzt wurden. An der Spitze dieser De-
putation stand der Graf Matthias von
Thurn, der, obwohl ein Deutscher, seit
seiner Entsetzung von dem einflußreichen
Burggrafenamte sich enge an die czechische
Parthei angeschlossen hatte und eines
ihrer thätigsten Häupter war. Dieser
sprach zu den Seinen, nie sei Hoffnung,
die Religionsfreiheit dauernd zu begrün-
den, so lange Martinitz und Slawata
lebten; man müsse sie also tödten, jetzt,
auf der Stelle. Diese Aufforderung
verfehlte ihre Wirkung nicht. Wenzel
von Rampora rief: „Werft sie nach alt- !
böhmischen Gebrauche zum Fenster hin-
aus!" worauf Wilhelm von Lobkowitz
den Martinitz umfaßte, zum Fenster
drängte, und von einigen anderen unter-
stützt, ihn ungeachtet seines Flehens
hinunter stürzte. Darauf folgte plötz-
liche Stille, da selbst die Thäter über
ihre That erschraken. Thurn rief, auf
Slawata deutend: „Edle Herren, hier
habt ihr den anderen!" Darauf mußte
auch Slawata den unfreiwilligen Sprung
aus dem Fenster machen, und ihm wurde
noch der Geheimschreiber, Philipp Fabri-
cius Platter, nachgesandt. Die Höhe
bis zum trockenen Schloßgraben maß
an 50 Fuß. Doch kamen alle drei mit
dem Leben davon; nur Slawata erhielt
eine Verletzung am Kopfe. Nach dieser
Gewaltthat mußten die protestantischen
Stände weiter gehen, wenn sie nicht
strenge Strafe auf ihre Häupter laden
wollten. Sie rissen die Regierung an
sich und einigten sich in der Wahl von
30 Direktoren, zugleich warben sie ein
Heer und stellten an dessen Spitze den
Grafen von Thurn.
Als im folgenden Jahre Kaiser
Matthias starb, kündigten die Böhmen
dem Hause Habsburg gänzlich den Ge-
horsam auf und wählten den jungen
Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz,
das Haupt der protestantischen Union,
zu ihrem Könige, in der Hoffnung, durch
die Unterstützung der Union sich gegen
die Macht Habsburgs halten zu können.
Kurfürst Friedrich schwankte, ob er die
Wahl annehmen solle oder nicht. In
seinem geheimen Rathe wurden mehr
Gründe gegen, als für die Annahme
vorgebracht. Seine Mutter, Wilhelms
von Oranien Tochter, bat ihn thränen-
den Auges, die Krone zurück zu weisen.
Für die Annahme suchten ihn zu be-
wegen Christian von Anhalt und seine
stolze Gemahlin Elisabeth, Tochter des
Königs Jakob I. von England. Sie
soll zu ihm gesagt haben, warum er
nicht den Muth habe, nach einer Königs-
krone zu greifen, nachdem er eine Kö-
nigstochter gefreit! Friedrich entschied sich
für Annahme; seine Mutter aber sagte
ihm, als er Heidelberg verließ, prophe-
tischen Blickes: „Sohn, du trägst die
Pfalz nach Böhmen!" —
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben]]
Extrahierte Personennamen: Mathias Rudolfs Mathias Matthias_von
Thurn Wenzel
von_Rampora Wilhelm Philipp_Fabri-
cius_Platter Philipp Matthias Friedrich_V. Friedrich_V. Friedrich Friedrich Wilhelms
von_Oranien Wilhelms Christian_von_Anhalt Elisabeth Jakob_I._von_England Muth Friedrich Friedrich
346
Iv. Natnrbilder.
umher, wirft sie weg, schlägt dann und
wann einen linkischen Purzelbaum. Der
Alte aber sieht auf die zwei anderen
hoffnungsvollen Jungen, in denen das
väterliche Talent schon mehr sich offen-
bart. Sie haben das leise horchende
Mäuschen erspäht und das flüchtende
im Wettsprunge gefangen. Mit muth-
williger Lust werfen sie es, einer dem
andern zu, bis sie, des Spieles satt, es
dem jüngsten überlassen. Nun gilts,
ein Nest zu spüren, eine Grasmücke zu
beschleichen, den schlüpfrigen Frosch zu
packen, es wird wohl auch der Palast
eines Erdwespenstammes durchstöbert,
denn die Zunge der leckern Bürschchen
will eben Alles erproben.
Endlich tritt auch die Mutter aus
dem Erdgeschoß und der alte Fuchs
erinnert sich, daß es Zeit sei, seinen
Pflichten als Ernährer der Familie
nachzugehen. Er macht sich auf; aber
er eilt mit Weile. Gelassen schlendert
er, den Schweif schleppend, durch Busch
und Kraut, immer querfeldein. Bald
ist er mitten im Waldbann. Er schleicht
langsamer, leiser, vorsichtiger. Der Abend
haucht kühl aus Halm und Blatt; die
Bäume heben ihre Wipfel regungslos
in die Stille; nur die Vogelkehlen sind
noch laut. Die Drossel lockt mit hellem
Ton, die Meise schlüpft von Busch zu
Busch, der Waldzimmermann Specht
hackt und hämmert am Eichenstumpf,
dazwischen kreischt der Häher und dann
ist auf einmal Alles still und nur der
melancholische Ruf des Wiedehopfs stöhnt
aus dem Schooß der grünen Einsamkeit.
Reinecke ist am Rande der grünen
Waldwiese angekommen. Er lauscht vor-
sichtig. Jetzt knackt es in den Zweigen.
Der Fuchs spitzt das Ohr. Ein Pfeifen
läßt sich hören: da tritt das Reh heraus,
das Haupt spähend emporgerichtet, die
Augen nach allen Seiten rollend. Wie- I
der pfeift es, und in munterem Sprunge
ist das Kitzchen der Mutter zur Seite.
In den drolligsten Sätzen tändelt es
um dieselbe, ein Kraut, ein Blatt im
Fluge abstreifend und dann sich nieder-
werfend, um zu saugen. Die Rieke
leckt ihm kosend den Nacken. Plötzlich
hebt sie ihren Kopf. Ihre Lichter fun-
keln, ein Zittern fliegt über die Flan-
ken, sie macht ein paar Sprünge und
stampft zornig mit den Läufen. Es ist
klar, sie hat den Räuber gewittert. Der
hat sich leisen Schrittes herangestohlen,
sacht, sacht, das Kitzlein unverrückt im
Auge. Es gilt einen kühnen Griff.
Wenn ihm nur nicht die Alte soeben
den Weg verrannt hätte! Aber Reinecke
läßt sich nicht irren; er thut, als sei
er in liefen Gedanken. Keine Miene
verräth, daß er der Beute ansichtig
geworden; wie träumerisch starrt er in's
Blaue. Er verschwindet, um in weitem
Bogen den Angriff von der andern
Seite zu versuchen. Allein die wach-
same Alte drängt sich dicht an das
Junge, denn sie kennt des Rothen Arg-
list. Endlich ist er doch dem Ziele
seiner Wünsche näher gekommen. Er
duckt sich nieder, wie eine Katze schmiegt
er sich an den Boden, die Lunte zuckt,
die Augen starren wildgierig auf das
sorglose Kitzlein; er weißt die mörderi-
schen Reißer, hebt leise Fuß und Kopf
zu Sprung und Biß, — ein Moment
noch — ein Satz — da stürzt sich die
Mutter schnaubend auf den Räuber, mit
den Füßen ihn zerstampfend. Das Kälb-
chen ist gerettet. Reinecke kehrt hinkend
und zorngrimmig heim. Rache schwört
er dem Flüchtling, und wehe diesem,
wenn der Fuchs Gelegenheit findet, den
Schwur zu lösen!
3. Tritt die Sonne in das Zeichen des
Löwen, dann blüht dem Fuchs die gol-
dene Zeit. Auf den Feldern hangen die
Aehren schwer und gelb, ein unabsehlicher
Fruchtwald. Dahin zieht's den Fuchs.
Dort lagern Hase und Kaninchen, Reb-
huhn, Wachtel und Lerche, kleine Leut-
chen ohne Wehr und Waffen, die ein
behagliches Leben führen. Ach es wird
ihnen übel gehen! Der Verschlagene weiß
zu passen und zu fassen, zu kirren und
zu irren mit Strichen und Schlichen,
mit Blicken und Tücken. Er mordet bei
Tag und Nacht und seine Brut wird
feist und dreist. Zu seinem Nachtische
wünscht er Confect. Auch das findet
sich. Auf sonniger Heide winkt ihm das
Bienenhaus. Er erbricht es, schleckt die
würzigen Tropfen, und mag ihn das
ganze Jmmenheer zürnend umschwärmen,
er lacht ihres Stachels, lädt sie sich auf
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